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Sonnenuntergang und „A Message in a Bottle“

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23.03.2023
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Anmerkungen zum Text

Ein Wortspiel - Eine Träumerei an einem realen Ort.
Können wir immer Realität und Träume voneinander unterscheiden?

Sonnenuntergang und „A Message in a Bottle“

„Ein Sonnenuntergang ist doch wie der andere.“

Ich widersprach energisch, bemächtigte mich meiner Kamera und verließ das Zimmer. Der befestigte Weg am Hotel führte mich nach wenigen Minuten in eine zauberhafte Landschaft aus Dünen und Ozean. Ich zog meine Latschen aus, weil sie mich beim Erklimmen der Dünen behindern würden. Der Sand fühlte sich warm an. Er hatte die Sonne des Tages in sich gespeichert. Jeder Sonnenuntergang kam anders daher. Einzig die Sonne selbst nahm immer die Hauptrolle in dem Spektakel ein; selbst wenn der Himmel mit Wolken vollgestopft war.

„Du hast doch genug Fotos von Sonnenuntergängen.“

Da konnte ich vorhin im Zimmer nicht widersprechen. Von ihnen schlummerten ausreichend viele auf Speichermedien. Eine Passion, gewiss. Die lässt sich im digitalen Zeitalter trefflich ausbauen. Vor ein paar Wochen fielen mir alte Aufnahmen aus Studientagen in die Hände, die belegten, dass die Leidenschaft für solche Art Fotos seit Jahrzehnten in mir brodelte.

Rasch erklomm ich eine der Dünen. Mein Blick weitete sich. Ein Meer aus Sand breitete sich vor mir aus und schmiegte sich über Kilometer hinweg an die Wasser eines schier unendlichen Ozeans. Diese Landschaft, in der sich bereits der Abend einnistete, wirkte wie ein Magnet. Immer mehr Menschen strömten herbei. Sie mochten mehrheitlich aus meinem Hotel stammen oder gar einen weiteren Weg auf sich genommen haben, um dem Schauspiel beizuwohnen. Von meiner Sichtachse aus würde die Sonne nicht im Meer versinken, sondern zwischen dem Leuchtturm und der seitlich aufragenden Bergkulisse ihren Tageslauf beschließen.

Menschen hatten gleich mir eine Düne erstiegen, um einen freien Blick zu haben. Manche machten Fotos, andere saßen einfach nur da, häufig als Pärchen, und ließen den scheidenden Tag auf sich wirken. Der Tag rief sein Licht zurück, das Himmelblau gab seine Strahlkraft ab, ein noch blasser Mond gewann an Schärfe.

Ich wand mich von der westlichen Himmelsrichtung ab und mein Blick wanderte gen Süden, zurück zu den vor mir aufragenden Bergen aus Sand. Der aufziehende Abend, ein Spiel von Licht und Schatten. Die Spuren der Menschen im Sand wurden scharfkantig. Die geometrische Struktur der Dünen kehrte sich heraus, über allem thronte ein heller werdender Mond. Beeindruckend. Ich wechselte den Standort und erklomm eine weitere Düne vor mir, um der Landschaft mit ein, zwei Fotos meine Referenz zu erweisen.

Es blieb noch Zeit bis zum Abendessen. Ich entschloss mich die „kleine Wüste“ zu durchqueren, um zum Strand zu gelangen. Das Restlicht des Tages spielte orangene Farbenspiele mit den wenigen Wolken, die nun aufgezogen waren. Der Ozean hingegen überzog sich bereits mit dem Dunkel-Grün-Grau der Nacht, als hätte es das prächtige Glitzern seiner Oberfläche im Licht des Tages nie gegeben. Die meisten Menschen waren bereits in die Urbanität zurückgeflutet. Ich tauchte meine Füße in das Wasser, was angenehm warm war. Mein Blick wanderte zum Horizont und erhaschte beiläufig einen Gegenstand, der sich unweit von mir im Rhythmus der Wellen bewegte. Beim Näherkommen zeichnete sich eine grünliche Flasche ab. Sie schien verschlossen zu sein.

Es kam mir der Song „Message in a Bottle“ der Band Police in den Sinn. Wartete im Song nicht jemand auf Hilfe und bat inständig, dass seine Nachricht in der Flasche gefunden und gelesen wurde (I hope that someone gets my message in a bottle)? Die Abenddämmerung intensivierte sich. Ich entschied mich für eine Inspektion der Flasche, entnahm sie dem Wasser und stellte fest, dass ihr Glaskörper gar nicht so dunkel war, wie ich anfangs vermutet hatte. Jener war tatsächlich das Reisegefährt für einen zusammengerolltes Stück Papier im Innern. Nach einem kurzen Schütteln glitt es heraus; ich legte die Flasche im Sand ab und entrollte es mit wachsender Neugier.

Die Schrift war, trotz des immer geringer werdenden Lichts, ohne Probleme lesbar. Bereits die Überschrift des kleinen Textes ließ mich innerhalten – Bottle in a Message. Ich begann zu lesen und erkannte, dass der Text von der aufgefundenen Flasche handelte. Er beschrieb, wie man sie hergestellt hatte, wie sie beschaffen war und welchem Zweck sie dienen sollte - nämlich etwas einzuschließen. Vielleicht nur Luft oder eine Flüssigkeit, ein kleines Segelschiff, vielleicht ein ganzes Universum oder ein Stück Papier mit einer Nachricht, damit diese eine große Reise über ein Meer hinweg antreten konnte. Die letzten Sätze enthielten eine Anleitung zum Wiederversiegeln der Flasche, um sie dem Ozean erneut anzuvertrauen. Der würde mit seinen uralten Strömungen für den Weitertransport sorgen.

Ich wendete den Zettel. Seine Rückseite wies keine Zeichen auf. Die Niederschrift enthielt keinerlei Zeitangaben und der Text schloss nicht mit einer Unterschrift ab. Das Papier mochte alt sein oder auch nicht. Ich hielt es gegen das Mondlicht, konnte jedoch keine Art von Markierung oder Wasserzeichen ausmachen. Ich folgte einfach den Weisungen im Text. Das Papier rollte ich zusammen und ließ es zurück in die Flasche gleiten. Jetzt fiel mir auf, dass es sich im Flaschenkörper nicht im Geringsten entrollte und einfach seine Form beibehielt. Eine feste, vorgegebene Form, die sich der Weite des Flaschenhalses anglich. Ein Detail, was mir beim Öffnen der Flasche entgangen war. Das Papier war in keiner Weise verschnürt gewesen und vor Minuten trotzdem hindernisfrei in meine Hand geglitten. Mir wurde immer bewusster, dass diese Flasche ihre Reise unbedingt fortsetzen musste. Ich verschloss sie sorgsam, holte weit aus und gab sie dem Ozean zurück. Ich blicke hinaus, als würden mir Ozean und Horizont hernach eine Botschaft zukommen lassen. Das Wasser überzog sich mit bleierner Dunkelheit, weil der Mond gerade hinter eine kleine Wolke getreten war. Horizontlinie und Wasser verschmolzen. Nichts passierte. Was hatte ich erwartet? Ein Gedanke schien mir auf: Schließe dich ein, wenn du Sicherheit brauchst. Schließe alle Türen auf, wenn du in die Welt hinaustreten willst. Nichts ist endgültig, Grenzen sind überwindbar. Es war an der Zeit, in das Hotel zurückzukehren. Ich wurde gewiss schon erwartet.

Die darauffolgende Nacht bescherte mir unruhige Träume. Irgendwann erwachte ich, nahm das Dämmerlicht des heranbrechenden Tages in mich auf und war mir plötzlich sicher, dass Träume in der Lage sind, alle Türen zu öffnen, alle Siegel aufzubrechen, alle Grenzen niederzureißen.

Meine Kamera lag noch auf dem Tisch. Ich ging hinüber, um sie zu aktivieren, berührte das Symbol für die Fotoansicht. Die zuletzt geschossenen Bilder waren nur Stunden alt. Impressionen eines heraufziehenden Abends in den Dünen, über ihnen der Mond, im Hintergrund ließ sich der Ozean erahnen. Jedoch kein Glaskörper, der auf den Strand zutrieb, kein Stück Papier darin mit einer seltsamen Nachricht – nichts davon hatte ich mit meiner Kamera dokumentiert. War ich gestern zu überrascht gewesen, als ich die Flasche fand? Ich legte die Kamera zurück auf dem Tisch und trat ans Fenster, hinter dem der Morgen sich rasant zu einem neuen Tag entwickelte.

Die Flasche, das zusammengerollte Papier in ihrem Innern… War alles nur ein Traumgespinst? Message in a Bottle… Die Wahrheit trieb dort draußen auf den Wellen des Ozeans.

 
Quellenangaben
Songtitel von Police, wie im Text beschrieben

Moinsen,

hier einml meine bescheidene Meinung zur Geschichten; das Meiste ist nur Geschmackssache und du kannst natürlich ganz frei wählen, was du daraus mitnimmst.

Ich finde die Geschichte ist irgendwie eine im Großen und Ganzen sehr gelungene Wohlfühlgeschichte. Wenn man das so liest, dann fühlt man sich einfach gut und entspannt. Ich kann das Gefühl gar nicht so genau beschreiben, aber es gefällt mir sehr gut. Die Erzählung ist zwar nicht mega spektakulär, aber das muss sie auch nicht, um zu wirken.

Ich gehe einfach mal so ein bisschen durch und schreibe, was mir aufgefallen ist.

„Ein Sonnenuntergang ist doch wie der andere.“
Das ist sehr gelungen. Du startest mit einem Zitat einer unbekannten Figur, die aber in gewisser Weise die Tätigkeit des Protagonisten kritisiert, bzw. nicht nachvollziehen kann. Man wird einfach so in die Story reingeschmissen. So wie es sich für eine klassische Kurgeschichte gehört.
Da musste ich widersprechen und brach daher mit meiner Kamera zum Strand auf.
Das klingt in meinen Ohren etwas unrund. Würde eher schreiben: "Da musste ich einfach widersprechen und..." oder "Ich musste widersprechen und..."
Einfach nur den befestigten Weg am Hotel nutzend und schon stand ich in einer zauberhaften Landschaft aus Dünen und Ozean.
Auch das hört sich unrund an. Besonders mit dem Partizip und dem Beginn mit "einfach"
Würde einfach schreiben: "Ich brauchte/musste einfach nur den befestigten Weg am Hotel nutzen und schon..."
Besonders weil das die beiden Anfangssätze sind, sollten die wahrscheinlich ein bisschen flüssiger zu lesen sein.
Kein Sonnenuntergang ist wie der andere, so, wie kein Tag wie der andere ist.
Mein Vorschlag: "Kein Sonnenuntergang ist wie der andere, so, wie kein Tag dem anderen gleicht."
Sonst doppelt sich das so komisch.
Mit meinen Gedanken beschäftigt, hatte ich eine der Dünen fast automatisch erklommen, Punkt? der Blick weitete sich.
... , um dieses Schauspiel des Sonnenunterganges zu bewundern.
Man weiß ja, dass es um den Sonnenuntergang geht.
Die Sonne würde nicht über dem Meer untergehen, sondern würde zwischen dem weit entfernen Leuchtturm und der noch weiter entfernten Bergkulisse ihren Tageslauf beschließen.
Der Tag rief sein Licht zurück, das Himmelblau gab seine Strahlkraft ab, der Abend umspannte die Welt mit dunkelblauem Samt. //Blass und schüchtern war er noch vor Minuten, um jetzt an Kraft zu gewinnen – der Mond.
Kann man machen, für meinen Geschmack ein bisschen dick aufgetragen.
Würde da außerdem eine neue Zeile beginnen, denn der Mond ist ja gerade so etwas gegenteiliges. Würde da iregdnwie mehr Abgrenzungen schaffen.
Der Sonnenuntergang könnte recht unspektakulär ausfallen.
Fantastisch.
Erst könnte es unspektakulär ausfallen und zwei Sätze weiter ist es dann doch fantastisch?
Bis zum Glas Rotwein und einem guten Mahl am Abend verblieb noch Zeit.
hört sich ein bisschen hochgestochen an.
Die Menschen waren bereits in die Urbanität zurückgeflutet, in deren Licht und Bequemlichkeit als Glücksversprechen lauerten.
Das hört sich für mich ein bisschen zu pseudogesellschaftskritisch an. Der Protagonist als einziger, der die Naturschauspiele zu würdigen weiß, während der Rest der Welt nur dem industriellen Wohlstand nach eifert und nur in ihm sein Glück findet. Naja.
Ich konnte jetzt über die Wärmekapazität einer so großen Wassermenge philosophieren oder einfach nur den Augenblick genießen.
Was soll den Lesenden dieser Satz sagen?
Ich erinnerte mich an meine Geschichte, die ich vor ein paar Monaten schrieb und vor dem unbedachten Öffnen einer solchen Flasche gewarnt hatte.
Auch in dem Satz sehe ich so keinen Mehrwert. Welche Geschichte. Vermischen sich da Autor und Protagonist?
Auf keinen Fall wollte ich sie mit ins Hotel nehmen.
Warum, man weiß doch noch gar nicht, was drin ist?
Die Flasche war gut verschlossen. Ihr Öffnen bereitet mir jedoch keine Mühe.
Auch in dem Satz sehe ich irgendwie nicht den Sinn. Das sind irgendwie so Füllsätze, die man in einer Kurzgeschichte aber, meiner Meinung nach, auch gut weglassen kann.
Sie hob sich einfach gut vom Papieruntergrund ab.
Same wie oben
Bootle in a Message
denke mal das ist ein Schreibfeheler?
Ich las weiter und erkannte, dass der Text von eben jener Flasche handelte, die ich geöffnet und neben mir in den Sand abgelegt hatte. Er handelte davon, wie man die Flasche hergestellt hatte, wie sie beschaffen war und welchem Zweck sie dienen sollte. Nämlich etwas einzuschließen – vielleicht nur Luft, Flüssigkeit, ein kleines Segelschiff, vielleicht ein ganzes Universum? Überall gäbe es Grenzen, die etwas einschlossen. Der Mensch sei in seinem Körper ebenso eingeschlossen, die Wirklichkeit sei im Kosmos eingeschlossen oder einfach nur das Aroma in einer Tasse Kaffee oder in einem Glas Wein. Es gäbe viele Ebenen des Einschließens, aber auch die Möglichkeiten des Öffnens, so, wie ich zuvor die Flasche geöffnet hatte, um das zuvor Eingeschlossene wahrzunehmen. Wenn ich wolle, dass diese Nachricht weiterverbreitet werden sollte, dass müsse ich die Flasche erneut versiegeln und sie dem Ozean zurückgeben. Er würde auf seinen uralten Straßen für den Weitertransport sorgen. Die letzten Sätze enthielten eine Anleitung für das Wiederversiegeln der Flasche.
Und das ist mir alles ein bisschen zu wild. Das klingt in meinen Ohren auch wieder sehr pseudophilosophisch. Außerdem, dadurch dass du einfach nur indirekt wiedergibst, was auf dem Zettel steht, wirkt es auf die Lesenden so, als hätte der Autor keinen Bock gehabt, kreativ zu werden und den eigentlichen Text zu verfassen. Nach dem Motto, da steht zwar was krasses drauf, aber ihr dürft es nicht lesen, Pech gehabt.
Nun lenkte auch ich meine Schritte zum Hotel, zum Rotwein, zum Mahl, zur Musik, zu jener eigenen Welt hin, die in ihrem ureigenen Areal eingeschlossen blieb
zum Essen?
Außerdem, warum ist das Hotel ein ureigenes Areal. Wäre nicht eher der Strand das ureigene Areal? Vielleicht auch metaphorisch einfach zu hoch für mich.
alle Siegel zu erbrechen,
das hört sich nach dem falschen Essen am Vortag an. Wahrscheinlich "alle Siegel zu brechen"

Insgesamt sind das hauptsächlich nur Kleinigkeiten und auch viel Geschmackssache. Soll auch alles nicht zu kritisch klingen, besonders weil ich auch kein Profi bin. Hoffe, dir bringt das Ganze trz ein bisschen was.

Viele Grüße

 

@Lukas Nue
Danke Lukas. Deine Einlassungen waren sehr hilfreich und ich habe sie in einer überarbeiteten Version der Geschichte berücksichtigt. Vielleicht war ich zu schnell und an manchen Stellen nicht gründlich genug im Nachdenken.

Beste Grüße

 

Deine Einlassungen waren sehr hilfreich und ich habe sie in einer überarbeiteten Version der Geschichte berücksichtigt
Hallo Libero Pensatore,

und willkommen hier.
Es wäre schön und es ist Usus hier, wenn du deine Änderungen auch hier in deinem Text einarbeitest, dann wiederholen sich die Anmerkungen der weiteren Leser nicht und man sieht, dass am Text gearbeitet wird.
Dafür einfach auf den Knopf "bearbeiten" unterhalb deiner Geschichte klicken, den Text anpassen und speichern.

Viel Spaß hier.

Beste Grüße, GoMusic

 

Die Geschichte ist nun überarbeitet und erneut eingestellt.
Viel Spaß beim Lesen.

Beste Grüße
Libero Pensatore

 

Hallo @Libero Pensatore,

gefällig, so würde ich diese Story beschreiben - wenn es eine Botschaft sein sollte, hast Du meinem Geschmack nach diese nicht ganz herausgekitzelt. Es plätschert so dahin, oft ein bisschen übertrieben schwülstig und dann wieder zu sachlich, als habest Du absichtlich etwas andere Wörter verwenden wollen, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ich verbuche das mal unter Anfängerfehler", den ich bei mir selbst und vielen anderen "entdecken" konnte. Come as you are - keep it simple ... so in der Art könnte ich mir das bei Deiner Geschichte vorstellen.
z.B. in der sich der Abend einnistete ... es ist fast poetisch und doch auch kurz vor kitschig. Ich hab keinen Lösungsvorschlag, wie anders machen, aber so war meine Empfindung, als ich den Text las. Trotzdem gern gelesen.
Beste Grüße - Detlev

 

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