Was ist neu

Später Besuch

Mitglied
Beitritt
10.05.2007
Beiträge
58

Später Besuch

Später Besuch

Nach seiner Schulzeit zog Udo Liebig mit seinen Eltern fort. Fünfzehn Jahre später wurde das erste Klassentreffen veranstaltet. Beate Krause verliebte sich heimlich in ihn. Sie verloren sich sofort wieder aus den Augen. Ein sporadischer Briefwechsel war alles. Weitere fünfzehn Jahre verstrichen, ein zweites Klassentreffen war vereinbart. Sie schickte ihm eine Einladungskarte, bot ihm an, bei ihr Quartier zu beziehen.

Beate war aufgeregt. Ob er noch gut aussah? Aber in ihrem Alter zählten mehr die inneren Werte. Tapfer empfing Beate ihn, Udo, den Mann ihrer Träume. Sie hatte zumindest ein Bäuchlein an ihm erwartet und sein schütteres Haupthaar war ihr in vager Erinnerung. Doch es grenzte an ein Wunder, Udo präsentierte sich mit vollem Haar, rank und schlank, und seine stahlblauen Augen nahmen sie sofort wieder in ihren Bann wie damals, nur schienen sie ihr früher etwas trüber. Sein charmantes Colgate-Lächeln mit einwandfreien Zähnen vertrieb schließlich ihre letzten Zweifel. Sie liebte ihn immer noch und war überwältigt wie ein Teenager.

Beate Krause hielt sich für eine attraktive Frau und konnte so auf Udo Liebigs Zuneigung hoffen. Als sie ihn ins Gästezimmer begleitete, frohlockte sie heimlich, schien doch sein Hintern noch knackiger geworden.

Aber schon zeigten sich ein paar Schatten. Beate hatte besonders Udos handfeste Art gemocht, doch wollte sie ihm nun durchs Haar streichen oder ihm in den sexy Po kneifen, entzog er sich mimosenhaft wie ein schüchternes Mädchen.

Gegen Abend schlenderte sie ein wenig barsch ins Bad, im Glauben, Udo sei in seinem Zimmer, denn er wollte sich früh schlafen legen. Doch da stand er, mitten im Bad, mit vor Schreck aufgerissenen Bullenaugen und mit errötetem Kahlschädel, und sein Kugelbauch schnellte ihr wie ein Punchingball entgegen, denn Udo hatte sich gerade von seinem Stahlkorsett befreit. Das Colgate-Lächeln mit den wundervollen Zähnen befand sich in einem Schälchen auf der Spiegelablage, daneben die Perücke und das künstliche Poformpolster. Beate war entsetzt, jäh aus einem Traum gerissen. Warum war es ihr nicht gleich aufgefallen?

Udo war gekränkt, raffte seine Scheinutensilien zusammen und verließ hals über kopf das Bad und stürzte aus ihrer Wohnung. Die blaugetönten Kontaktlinsen hatte er in der Panik vergessen. Noch immer fassungslos, entkleidete Beate sich und legte nachdenklich ihr Mieder ab. Danach hatte sie einen Morgenmantel übergezogen, als Udo plötzlich die Badezimmertür aufriss, ihr wortlos den Wohnungsschlüssel zurückgab, den sie ihm ausgehändigt hatte und geschwind den Behälter mit seinen Haftschalen ergriff, um gleich darauf davonzueilen, während Beate Krause ins Wohnzimmer latschte und Whisky-Cola in sich hineinkippte.

Bald wurde sie schläfrig, wankte ins Bad, setzte ihre vor Udo verborgen gehaltene Brille ab und legte sie neben ihren Stütz-BH, dorthin wo seine Perücke gelegen hatte, stellte ihr Haarfärbemittel wieder offen hin, nahm ihr Gebiss aus dem Mund und tauchte es in die Schale neben jener, in der er seine Zahnattrappe platziert hatte und torkelte ins Schlafzimmer.

* * *

 

Hallo Betula!

Also, irgendwie wirkt die Geschichte gar nicht glaubwürdig.
Am Anfang habe ich mich gefragt, wie die Frau so oberflächlich sein und in dem Alter noch so sehr auf perfektes Äußeres aus sein kann, und in was sie denn eigentlich verliebt ist, außer in sein Äußeres? Aber gut, vereinzelt gibt es sowas natürlich auch noch in dem Alter, wenn das wohl auch mehr in der High-Society der Fall sein dürfte, die anderen Menschen sind dann doch schon etwas lebensnäher. Hier ...

Sein charmantes Colgate-Lächeln mit einwandfreien Zähnen vertrieb schließlich ihre letzten Zweifel.
... kam mir kurz der Gedanke, sie wolle vielleicht ein Pferd kaufen, aber dieser Satz ...
Beate Krause hielt sich für eine attraktive Frau und konnte so auf Udo Liebigs Zuneigung hoffen.
... zeigt, daß Du wohl auch selbst anfangs noch nicht so recht gewußt hast, wo Du am Ende hinschreibst, denn bei Deiner Beschreibung am Ende paßt es einfach nicht, daß sie sich selbst für attraktiv hält. Da müßte sie doch eher hoffen, daß ihn ihre Makel nicht stören - schließlich weiß sie von seinen ja noch nichts, obwohl sie bereits hier ...
und sein schütteres Haupthaar war ihr in vager Erinnerung. Doch es grenzte an ein Wunder, Udo präsentierte sich mit vollem Haar,
... etwas ahnen hätte können.

Wolltest Du einfach nur Deinen Ekel vor all den Dingen in eine Geschichte schreiben, egal, ob mit Sinn oder ohne?

Wenn schon, dann würde ich den beiden ein Happy-End schenken - zumindest, wenn es nach den Äußerlichkeiten geht, passen sie doch zusammen. - Mehr erfahren wir ja leider nicht, als Charaktere gesehen sind sie nichts als leere Hüllen.

Tut mir leid, daß ich so viel bekritteln muß, aber ich denke, einen Nobel-Preis hast Du Dir dafür auch nicht erwartet. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Ja, Susi, vom wahren Leben scheinst du wenig zu verstehen. Kann deinen Ausführungen nicht folgen.

LG B.

 

Hallo Betula,

deine Geschichte lässt mich etwas gespalten zurück.
Ich habe mal nachgerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass deine Prots so um die Mitte vierzig sein müssten.
Ja, und da hat das Alter schon so brutal zugeschlagen :shy:???
Haarausfall und gefärbte Haare, okay, aber beide schon Gebiss :confused: ? Bei unserem vorsorglichem Gesundheitssystem :D??
Über die orthopädischen Massnahmen gegen die einsetzende Schwerkraft, der einige Körperteile ausgesetzt sind, möchte ich gar nichts weiter sagen, eher ungewöhnlich, außer der push up!

Es hat mir auch nicht gefallen, dass beide nur auf Äußerlichkeiten aus waren, aber wie Susi schon sagte, darin passen sie gut zusammen :D!

Sie LATSCHTE ins Wohnzimmer, der Ausdruck passt nicht zu deiner anderen Sprache genausowenig wie TORKELTE ins Schlafzimmer. Aber das ist mein persönlicher Eindruck, kann ja sein, dass es ein Stilmittel deinerseits war.

Auch bei mir steht ein Klassentreffen an, werde wohl die Brille zuhause lassen, um das 'Elend' nicht zu sehen :shy:, das der anderen natürlich :D ........

Ciao,
jurewa

 

Liebe/r jurewa, Geschichten bilden ja nun nicht unbedingt die Wirklichkeit ab, die künstlerische Absicht steht im Vordergrund. Und hier ist dem Leser von Anfang an die Übertriebenheit klar. Am Ende entsteht eine Tragik. Im Ergebnis dieser etwas paradoxen Mischform ist glaube ich ein reizvoll zu lesender Text entstanden. Allzu ernste Geschichten mit dem Thema gibt es auch sicher genug.

LG B.

 

Ja, Susi, vom wahren Leben scheinst du wenig zu verstehen. Kann deinen Ausführungen nicht folgen.

LG B.

Ach, weil du meinen Ausführungen nicht folgen kannst, verstehe ich wenig vom Leben? :lol:

Aber ich helfe dir gerne weiter und erklär dir alles ganz genau, damit auch du es noch verstehst, wenn du mir sagst, was denn für dich so unverständlich daran ist.

 

Ja, häferl, ich habe zum Beispiel im Text die lapidaren Sätze „Beate Krause hielt sich für eine attraktive Frau“ und „Warum war es ihr nicht gleich aufgefallen“ (das mit der Perücke usw.) eingestreut, weil sie dem Leser Hinweis geben auf das Wesen der Frau. Am Ende der Geschichte wird sie selbst als gefärbte graue Maus mit weiteren Makeln gezeigt. Aber sie hält sich für attraktiv. Nicht nur einem lebenserfahrenen Leser dürfte klar sein, sie macht sich etwas vor. So färbt man ständig die Haare nach, und das Bild im Spiegel entspricht lange nicht mehr dem wirklichen. Damit möchte man sich auch nicht selber konfrontieren, es wird alles verdrängt. Ich hatte eine ca. 50-jährige Nachbarin, die kam von einem Treffen mit ihrer ehemaligen Schulfreundin und erzählte mir betroffen, dass jene weißgrau geworden sei. Meine Nachbarin, man konnte es am Haaransatz erkennen, musste ebenfalls grau sein unter der künstlichen Rotfärbung. Aber sie hatte ein anderes, ein Scheinbild von sich verinnerlicht. Und die Dame in der Geschichte entspricht dem. Ich kann dem Leser aber keine psychologischen Erklärungen zumuten. So sollen die genannten Sätze reichen, um den Leser so selbst darauf schließen zu lassen. Nun gut, häferl, ich muss mich bei dir für meine barsche Antwort entschuldigen.

LG B.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom