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Sparta der Neuzeit
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Am 23 Mai des Jahres 1802 saß ein Jugendlicher auf einer ramponierten Holztreppe vor einem Haus, und blickte nachdenklich in den wolkenlosen Himmel. Sein etwa schulterlanges, rotes Haar, fiel ihm den Rücken hinunter und glänzte in der Nachmittagshitze vor Wasser und Schmutzpartikeln. Ein gelber Strohhut gebot dem verschwitzten Kopfauswuchs Einhalt, und lies ihn- gezeichnet und müde, wie war- wie einen Farmer aussehen, der nach etlichen Stunden harter Feldarbeit endlich Feierabend hatte.
Dieser Eindruck wurde durch die blau-grauen Latzhosen, die er über einer größtenteils sonnengebräunten Haut trug, und einen Zahnstocher, auf dem er ständig herumkaute, noch verstärkt. Alles in allem hätte man ihn also als den Sohn eines Landwirts betrachten können, doch das war Elias ganz und gar nicht. Elias war kein Bursche, der in einer naturverbundenen Bauernfamilie lebte, die ihn Respekt gegenüber der Natur und ihren zahlreichen Abkömmlingen lehrte. Er war kein Junge, der am Tag Pferde und Kühe füttern- und in der Nacht in nach Sommer riechendem, gemütlichem Heu schlafen durfte. Er fühlte sich viel eher als eines dieser Tiere; wie ein mit schwerer Last bepackter Esel, der den lieben langen Tag- oder eher den beschissenen, langen Tag- auf einer vor Unkraut strotzenden, riesigen Fläche ackerte, und dabei von einer verständnislosen, ja fast bösartigen Meute angetrieben wurde. Und sein Vater war einer dieser zynischen Bösewichte, die ihn und seine Leidensgenossen bei einem Anflug von Müdigkeit- ob gespielt oder echt- mit Peitschen energisch zum Weiterarbeiten animierten.
Jeder Tag, der anbrach, läutete für ihn eine achtstündige Tortur ein, die auch nach 3 Jahren, die er jetzt schon diese Qualen ertragen musste, kein Bisschen leichter wurde. Mit dem Erreichen des dreizehnten Lebensjahres, das das Mann werden bei seinem Volk bedeutete,
hatten all die Qualen für ihn begonnen. Und an ein Ende war gar nicht zu denken. Bis dahin würden voraussichtlich noch 15 Jahre vergehen. Eine endlos lange Zeit. Und in seiner Erschöpfung und Hilflosigkeit, ließ er wie so oft seinen Tränen freien Lauf. Zu diesem Zeitpunkt hatte Elias noch keine Aussicht auf Hoffnung und wusste noch nichts von einem gewissen Alfred.
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Die Hitze setzte auch dem alten Mann zu, der, dem weißen Bart und dem kahlen Kopf nach zu urteilen, schon auf die 70 zuging. An seinem Karren hafteten Tomatenstücke und Eier- ein Zeugnis dafür, dass er wohl auf seinen Touren durch Städte und Länder des Öfteren Opfer von unzufriedenen Kunden geworden war. Doch wie ein Betrüger sah dieser Mann nicht aus. Viel eher erweckte er mit seinem schmalen Gesicht und seinen blauen, mit dem Alter blasser gewordenen Augen den Eindruck, als sei er ein liebenswürdiger alter Greis, der moralischer und selbstloser nicht sein konnte. Und war er das nicht auch? Schließlich war es ja nicht seine Schuld, dass die Kundschaft seine Vorträge und Waren nicht zu schätzen wusste. Ungebildedes, undangbares Pack. Wern schun sehn was se´davon hab´n. Da will ich ne´ de Aufklärungsgedange näher bringe, un was mache se? Bewerfe mich mit Tomade, beschimpfe mich als Gaugler. Blöde Sibbschaft aus Terwitzdorf.
Müde, geladen, hungrig und durstig. Das war Alfred Sertuj auch an diesem Tag. Er hatte seit Wochen nichts mehr verkaufen können. Sein Magen rebellierte energisch, denn mehr als ein paar Beeren oder einen Apfel, hatte er seit einer schier ewig langen Zeitspanne nicht mehrin die Hände bekommen. Er hoffte, in der Stadt, die nun vor ihm lag, endlich wieder mal etwas Fleisch und gutes Bier bekommen zu können. Ja, das war sein sehnlichster Wunsch.
Er stoppte seinen Holzwagen etwa 100 Meter vor der Stadtgrenze und wischte sich mit seinem seidenen Tuch, das er von einem japanischen Händler aus Sernitzheim, im südlichen deutschen Reich gelegen, ertauscht hatte, das Gesicht. Er richtete seinen Kopf gen Himmel, der von der Sonne in gleißende Helle eingehüllt zu sein worden schien. Der Purpurweiße Schimmer legte sich über die gesamte Landschaft und machte seine Hoffnung zu Nichte, vielleicht eine Regenwolke an Atlas´ Last erblicken zu können. Es war schon seit langem so unverschämt heiß.
Als er seinen Kopf wieder in Richtung Stadt befehligte- wobei sein Genick gefährlich knackste, und er sich an mit der linken Hand an die betroffene Stelle fuhr- sah er die groben Umrisse eines jungen Mannes. Mim Alda kommt die Weshet, un mei Adleraue werre zu Maulwurfsaue, dange Allmäschtiger, ärgerte sich Alfred darüber, dass er vor 20 Jahren noch eine Maus auf 200 Meter Entfernung gesehen hatte und es jetzt schon eines Elefanten bedurfte, um ihn aus nur 100 Metern noch wenigstens als ein großes graues Gebilde identifizieren zu können. Er wendete sich und griff in einen Beutel auf seinem Wagen, holte eine Flasche hervor, schraubte den Deckel auf und trank deren Inhalt gierig leer. Während die Flüssigkeit, welche ihrer Temperatur nach zu urteilen auch hätte Urin und keine Apfelsaft sein können, seinen Rachen hinunterfloss, wurde er auf einen Wegweiser aufmerksam, auf dem: „ Willkommen in Deutsch- Spartadorf, der Stätte des Gehorsam“ geschrieben stand.
Aus irgendeinem Grund sah er das Bild eines Bauerntölpels mit einem Zepter in der Hand vor seinem inneren Auge, und musste unwillkürlich lachen. Doch dafür hatte er eigentlich keine Zeit. Er verschloss die Flasche wieder und legte sie sorgsam in die Tasche zurück. Danach, nahm er die Holzgriffe seines Wagens wieder in die Hand, und setzte seinen Weg fort, wobei die kaputten Räder einen unglaublich nervtötenden Lärm auf der jetzt noch mehr zerstörten Straße verursachten. Do hädde sich die Römer kösdlich drübber amusiert, kenne jo werglich garnix meh, die Leid fun heit. 80 Meter…60 Meter…30 Meter, und dann war er endlich an der Stadtgrenze angelangt.
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Auf einmal stand ein alter Kauz etwa 10 Fuß von ihm entfernt; ein mit Gemüse und Dreck beschmutzter Karren, wie er ihn bei diversen Gauklern schon gesehen hatte, stand hinter ihm.
Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass der Lärm, den der Wagen auf der Straße verursacht hatte, höchstens bis in sein Unterbewusstsein eingedrungen- und irgendwo zwischen Waschen und Tiere füttern, in seinem Gedächtnis liegen geblieben war. Er wischte sich die erröteten Augen und tat so, als würde er sich gerade eine Fliege oder einen Schmutzpartikel aus dem Auge pulen, um für die vermeintliche Frage des alten Mannes nach seinem Wohlbefinden eine überzeugende Antwort parat zu haben.
„ Hallo, Junge, kannsch´ du mir vielleicht helfe? Isch bin uf de Durchreise und bräuscht mo widda was rischt´ges fer zwische die Zähn´, fragte der alte Mann Elias in einem ihm unbekannten aber größtenteils verständlichen Dialekt. „ Ich kann dich ah e wenisch unnerichte, ich hab von Immanuel Kant bis Hobbes fast alles an Schrifde do“, ergänzte der Greis seine Aussage und lächelte dem Jungen behutsam und hoffnungsvoll zu.
Obwohl Elias wusste, dass man Gauklern und Händlern nicht trauen sollte,- zumindest hatte ihn sein Vater stets davon zu überzeugen versucht- erweckte dieser weißbärtige, komisch sprechende Mensch in ihm sofort ein Gefühl, dass man wohl am ehesten mit dem Begriff großväterlicher Zuneigung beschreiben konnte. Vielleicht lag es an seinen blauen Augen, oder an seinem ehrlichen Lächeln. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er ein zerlumpter, erschöpfter und trauriger Junge war, der in dem alten Greis einen potenziellen Redepartner sah. „ Ja, Mister, ich werde gleich mal sehn was ich machen kann“, antwortete Elias nach einer Weile. „Und sie meinen „den“ Immanuel Kant? Er hatte Wegelagerer und andere Durchreisende schon oft über einen revolutionären Philosophen namens Kant reden gehört. Doch verstanden, hatte er immer nur wenig von dem was sie gesagt hatten. „ Jo, mein Junge, denne deutsche Ufklärer menn´ ich dodemit. Ich werr´dir alles mol in Ruh´erkläre, ich han jo genug Zeid´. Un bei der Gelegeheit kannsche mir ah grad´ mol´ verklick´re, was dir so uffem Herze leit“. Elias Bemühungen, seine Tränen unkenntlich zu machen hatten sich somit als erfolglos erwiesen. Aber darüber war er auch irgendwie gar nicht beschämt. Ihm kam es vor, als hatte er den Kauz unbewusst darauf aufmerksam machen- und von ihm Ratschläge zur Besserung seiner beschissenen Lebenssituation erhalten wollen. Und trotz der Tatsache, dass es ihm weiterhin schlecht ging und er sich elend wie ein gigantischer Eimer Scheiße fühlte, wurden in seinem Gedankenfeld Trauer und Perspektivlosigkeit von ein wenig Hoffnung umgarnt.
„Am besten gehen sie in das Haus hinter mir, Mister, die Familie denen es gehörte, ist schon lange Zeit tot. Es ist zwar etwas staubig dort drinnen, aber man ist wenigstens vor der Sonne geschützt. Den Wagen können sie im Stall dahinter abstellen. Und machen sie schnell. Wenn einer der Aufseher oder gar mein Vater sie hier sieht, bekommen wir beide einen Haufen Ärger. „Ich bin gleich wieder da“, rief ihm der Junge aus 10 Metern Entfernung noch einmal zu, bevor er in einer Gasse verschwand. Alfred war beruhigt, einen von wahrscheinlich wenigen geselligen Menschen in diesem Dorf getroffen zu haben macht sich daran, sein Gepäck in dem Stall hinter dem Haus zu verstauen, während Elias etwas zu Essen für ihn holte. Als er den von Spinnen und anderem Ungeziefer bewohnten Schuppen im Hinterhof inspiziert hatte, beschloss er doch lieberm seine wertvollsten Sachen mit ins Haus zu nehmen. Wer weß, ob die Dregsviecher nit mei ganzes Zeich zerfresse.
Weiterhin müde, aber dennoch glücklich, dass er nun etwas verschnaufen konnte, ging er zum Haus zurück, wobei er sich durch ein schmutziges, antik wirkendes, offen stehendes Fenster Zugang verschaffte. Dann wartete er auf Elias.
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Wie versprochen, kam Elias nicht mit leeren Händen zurück. In der rechten Hand hielt er einen groß Krug, der mit Malzbier gefüllt war, über seinen Schultern hang ein Beutel, aus dem ein wunderherrlicher Duft nach gebratenem Fleisch entstieg. Er fand den Greis in einem Stuhl sitzend und überaus hungrig wirkend, vor. Er zog sich einen alten Schemel herbei, stellte einen teilweise morschen Tisch zwischen sie beide und dann stand dem Abendessen nichts mehr im Wege.
Während des Mals, von dem Alfred glücklich verkündete, dass es das Beste war, dass er seit Jahren zu sich genommen hatte, begann er dem Jungen von den Aufklärern Voltaire und Diderot, aber vor allem von Immanuel Kant zu erzählen. „ Kannssche lese?“, fragte ihn der Mann neugierig, worauf Elias jedoch nur mit einem beschämten Köpfschütteln reagierte. „ Mein Vater und die anderen Erwachsenen halten das für zu gefährlich. Wir sollen nicht lernen, etwas zu verstehen. Wir sollen bloß gehorchen.“ Darüber war Alfred zwar erzürnt, aber nicht verwundert. Genau an ein solche Lebensart, an einen solch banalen Idealismusdrang an diesem Ort, hatte er schon beim Erblicken des Schildes vor der Stadtgrenze gedacht. Doch dieses Mal konnte er nicht darüber lachen. Er legte Elias die Hand (eine der von diesen erhofften, großväterlichen Gesten) auf die Schulter, und sprach: „ Ich glab, ich wird´ e wenig länger bleibe, wenn´s dir Recht is. Im Gegenzug, kannst du immer vorbei kommen und etwas von mir über die Welt erfahren. Du lebsch jo, mit Verlaub mein, in antik-mittelalterlichn Zustände.“ Wieder konnte Elias nur beschämt in die Augen eines alten Mannes sehen, die von großem Intellekt und großer Kenntnis über Welt und Menschen zeugten. Und er wusste- aus tiefstem Herzen wusste er es- dass der Gaukler Recht hatte. Mit allem was er sagte. „ Un ich bin ibrigens Alfred Sertuj“, sprach der Gaukler und reichte Elias grinsend die Hand. „Elias Noi“, kam der Junge dem freundschaftlichen Angebot entgegen und reichte ihm ebenfalls die Hand. Elias fühlte einen besonderen Durst in diesem Moment. Er wollte lernen.
Es sollte der Beginn eines eigenen Lebens werden.
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Elias Tagesablauf änderte sich nicht sonderlich: Am Morgen war er der Esel, der ein Brachland für landwirtschaftliche Vorhaben vorbereitete. Er war weiterhin der Junge, der von seinem Vater mit der Peitsche geschlagen wurde, wenn er nicht tat, was dieser verlangte.
„ Wie lautet Paragraph 17 des Kodes von Deutsch-Spartadorf mein Sohn“, fragte ihn dieser eines Tages, als ihm vor Müdigkeit der Spaten aus den Händen gefallen war. Ein Junge ist erst ein Mann, wenn er das 31- te Lebensjahr erreicht hat, und solange hat er der älteren Generation bedingungslosen Gehorsam zu leisten. Er darf öffentlich keine Schwächen zeigen, nicht faulenzen, er muss kämpfen, auch wenn es schwer fällt“, hechelte Elias, der eilig wieder zur Schaufel griff. „ Dann halte dich auch daran“, schrie sein Vater in boshaftem Tonfall und schlug ihm mit voller Kraft in den Magen, woraufhin Elias seinen Laib Brot vom Morgen unter einem schmerzhaften Schrei wieder auswürgte. Er weinte bitterlich, als sein Vater ihm den Rück zudrehte, und schwor sich ein weiteres Mal, Rache an dieser verstörten, menschenverachtenden Organisation zu nehmen. Er war ein Mensch, und kein Esel. Sein Pa und dessen Anhänger schienen das noch nicht bemerkt zu haben.
Am Abend jedoch, wenn sich über die Qualen vom Morgen und Mittag der Deckmantel der Verblasstheit gelegt hatte, und er den alten Mann in dem alten Holzhaus aufsuchte, wurde ihm verholfen zu dem Menschen zu werden, der er immer hatte sein wollen. Alfred erzählte ihm von seinen Reisen, erzählte ihm von Kants geistigen Errungenschaften wie dem kategorischen Imperativ, oder dem Recht nach Selbstbestimmung. „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst“, lautete ein Teilaspekt der von Kant geschaffenen Geisteshaltung. Für ihn war dieser Satz eine Bestätigung der Realität. Er war bloß ein Mittel, ein Arbeitstier für seinen Vater. Und dazu hatte dieser absolut kein Recht. Ihn faszinierten diese Ansichten gleichermaßen wie das Recht auf freien Willen, für den Voltaire unerbittlich einstand, und er sah in diesen Weisheiten einen so starken Kontrast zu seinem eigenen, beschissenen Leben; war von den Idee, die ihm Alfred verkündete so beflügelt, dass er beschloss, Utopie Wirklichkeit werden zu lassen. „ Awa sei nit so voreilisch“, hatte ihn Alfred ihn gewarnt. Überzeuge deine Mitleidende. Dann seid ihr stark.
Bewaffnet mit einem neuen Bewusstsein, gestärkt durch revolutionäre Ansichten ( auch wenn er nicht alles vollends verstanden hatte) und mit dem Willen, diesem Gedankengefängnis mit dem Namen Deutsch-Spartadorf zu entfliehen, lud er 40 seiner Leidgenossen zu einer Debatte in das Haus ein, in dem auch Alfred seit ein paar Wochen untergebracht war.
„Meine Kameraden, wie ihr wisst, herrscht in diesem Dorf schon seit über 150 Jahren die Tradition, dass Knaben ab dem Alter von 13 Jahren bis zum Erreichen der Männlichkeit mit
31 Jahren ein Leben voller Anstrengung und Ungerechtigkeit ertragen müssen, begann Elias seine Rede und schaute dabei kurz zu Alfred, der ihn mit einem Nicken signalisierte weiterzureden. „ Doch dieser Mann hier, der die Welt in seinem Alter schon in ihren unterschiedlichsten Facetten wahrgenommen und erforscht hat, hat mir einen Weg gezeigt, der uns hin zu einem normalen, einem freien und unbeschwerten Leben, fern von Zwang und Schandtaten führen kann“
„ Aber das sind unsere Väter“, rief ein Junge ängstlich, „ wie sollen wir ihnen etwas entgegensetzen?
„Genau das, hat mir auch die größte Sorge bereitet“, sie sind und bleiben unsere Väter“, sprach Elias nach einer längeren Ruhepause, und zeigte dabei auf den rothaarigen Adam Silk, „doch gibt ihnen das das Recht, uns zu schlagen, und uns täglich solchen körperlichen Qualen bei dieser mörderischen Hitze auszusetzen? Nein, wir sind Menschen und haben ein Recht auf Selbstbestimmung und die von Gott gegebene Freiheit!“. Nickende Zustimmung machte sich in der Menge breit. „Ja, ich möchte endlich mal einen freien Tag haben und in meinen Büchern lesen. „ Sollen doch unsre Väter mal das Brachland umgraben, diese faulen, miesen Hunde“, rief ein etwa 15 Jahre alter, kleiner Junge, wobei er die rechte Hand triumphierend in die Luft hielt. „ Er hat Recht, wir sind keine Sklaven, wir sind Menschen. Ich scheiße auf die Gesetze und Regeln unserer kranken, Sparta verherrlichenden Väter.
Und so nahm es seinen Lauf.
Am Abend feierte die Gruppe- unter ihnen natürlich auch Elias und der alte Mann von fernen Landen- den Pakt, sich der Tyrannei und Ausbeutung nicht länger zu beugen.
Und am Tag darauf, als Helios gerade mit seiner Arbeit begonnen und die Sonne sich über ihnen erhoben hatte, standen die Burschen im Alter von 13-18 Jahren auf dem Felde. Doch als der Gong ertönte, der normalerweise die Arbeit einläutete, griffen sie zu ihren Waffen und sprachen im Chor: „Selbstbestimmung, Freiheit, Selbstbestimmung Freiheit“. Wer ist für diesen Ungehorsam verantwortlich?, fragte Adam Noi, Elias Vater. „Redet, oder ihr werdet fünf Tage nichts zu essen bekommen“. Daraufhin öffnete sich die Menge, und ein rothaariger Junge trat in die vorderste Reihe der 40 Knaben. „ Was soll das bedeuten mein Sohn, was hat das zu bedeuten!? , schrie sein Vater. Elias hielt eine Schrift Kants in den Himmeln und sagte bloß:“ Heute werdet ihr arbeiten, Sparta ist Vergangenheit!“. Erschreckt und erzürnt zugleich sah Adam seinen Sohn an, seine Augen konnten nicht glauben was er da sah. In diesem Moment wankten all seine Überzeugungen, Ideale. Er war nicht mehr Herr der Lage. Er hätte vieles realisieren können- auch er hatte damals seinem Vater oftmals Widerspruch geleistet- aber nicht mit einer Revolte, die von seinem eigenen Sohn angeführt wurde. Alfred beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung und war zufrieden. Des is de Anfang, gut gemacht mein Junge.