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Spiel, Spaß und Schlaganfall

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20.11.2005
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Spiel, Spaß und Schlaganfall

(Die Personen sind logischerweise ALLE fiktiv)

Der Frühling schickt die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und dann passiert sowas: Die dicke Wanda befahl dem arglosen Benno, an einem Sonntag vor zwei Wochen mit ihr und dem Sohnemann am kommenden Wochenende in den Heidepark zu fahren. Benno reagierte natürlich genau so wie er immer reagiert, wenn ihn etwas ankotzt: Er öffnete sich eine Flasche Bier und malte sich aus, wie er Wanda rostige Nägel in die teigigen Tatzen stecken würde.
Der Heidepark! Ausgerechnet! Benno hätte die Zeit die er dort unter quitschvergnügten Menschen verbringen müsste, viel lieber daheim mit seinem besten Freund verbracht: Dem Jubiläumskasten-Krombacher, welcher nun seit einer Woche ein trauriges Dasein in Bennos Kofferraum fristete.

Doch alle missmutigen Blicke und hasserfüllten Gedanken waren vergebens. Letzten Samstag setzten sich alle in Bennos neues Gefährt, einen pinken VW-Lupo, den er kostengünstig von dem Vorsitzenden des Elton John-Fanclubs Dödelstadt erworben hatte (Siehe die Geschichte: Abschied von einem treuen Freund) . Benno störte sich nicht an den zahlreichen Lachkrämpfen, die er auslöste, sobald er mit diesem grausigen Gefährt auftauchte. Ihm war nur wichtig, dass diese Kiste weniger verbrauchte als sein Rasenmäher.

Wie auch immer, schon drei Stunden Gemecker, Quengeleien und Rumgefurze auf der rechten Spur später, erreicht unsere Patchworkfamilie Niedersachsens beliebtesten Freizeit- und Vergnügungspark. Zu Bennos größter Überraschung hatten an diesem Tag jedoch geschätzte hunderttausend andere Menschen den gleichen Plan und drängelten sich nun munter auf dem Parkplatz. Benno wurde immer wütender und wütender: Kaum hatte er eine Parklücke erspäht und zum Einparken angesetzt, nahm ihm irgendjemand den Platz einfach vor der roten Nase weg. So eine bodenlose Unverschämtheit!
Doch schließlich fand unser Rangierkünstler dann einen schönen Parkplatz an einem dunklen uneinsehbaren Feldweg, der nur knappe drei Kilometer vom Gelände entfernt war. Auf ins Vergnügen!
Der Weg bis zum Einlasstor war allerdings alles andere als ein Vergnügen. Zumindest für Benno. Wanda hatte nämlich Angst, der Heidepark könnte ihren kulinarischen Anforderungen nicht gerecht werden und hatte einen 20 Kilo schweren Bundeswehr-Seesack voller Sandwiches eingepackt, den natürlich Benno tragen musste.
Endlich vor den Eingangstoren angekommen, wartete schon die nächste Hürde auf unseren Aushilfslastesel: Ein riesiges Gedränge herrschte um die Kartenhäuschen herum.
Der schwächliche dünne Benno wusste, dass er keine Chance hätte, zwischen den vielen Menschen hindurchzukommen. Deshalb musste er zu einer gemeinen List greifen. Und der gestern Abend provisorisch verzehrte ungarische Brechbohneneintopf, der eigentlich nur dazu gedacht war, die Autofahrt ein wenig interessanter zu gestalten (So a la: "Wer zuerst errät, was ich gegessen habe hat gewonnen) gab ihm das entscheidende Kontrollinstrument in die Hand:
Er stellte sich mitten ins Getümmel und ließ dick einen fahren. Die Gasattacke zeigte sofort Wirkung: Sekunden darauf hatte er freie Bahn und konnte ungehindert an eines der Kartenhäuschen gelangen, um der fröhlich grinsenden Verkäuferin insgesamt zweihundertsechsundsechzig Euronen für vier Eintrittskarten auf den Tisch zu legen.

Das war geschafft! Benno griff sich wieder seinen Seesack und die drei Halbidioten begaben sich in Wumbos Reich. Eben jenes Maskottchen stellte sich auch gleich nach dem Passieren der Schranken direkt in Bennos Weg, sodass dieser sich beim Abbremsen seines staksenden Schrittes durch den schweren Seesack beinahe das Kreuz brach. "Hallo Freunde! Willkommen im Heidepark!" grölte es unter der fetten Plüschkugel hervor. Benno knurrte: "Lass mich durch du Idiot!" Doch das Maskottchen tanzte nur fröhlich vor Benno herum, dass dieser mit dem sperrigen Seesack unmöglich hätte vorbeikommen können. Jetzt wurde Benno ein bisschen ungehalten: "Verpiss dich!" knurrte er und wollte Wumbo zur Seite schieben. Doch dieser reagierte blitzschnell und drehte Benno den ausgestreckten Arm um.
Benno kreischte: "Lass mich los! Zu Hilfe!" Das Maskottchen ließ los, stieß ihn aber ziemlich stark auf die Schulter, dass ihm der Sandwichbefüllte Seesack runterfiel und sagte: "Hau ab du Arsch!"
Jetzt hatte er aber genug. Sowas würde er sich nicht von einem überdimensionierten Teddybären gefallen lassen!
Wie eine Katze setzte der gedemütigte alte Mann zum Sprung an und riß den überraschten Wumbo von den Beinen. Jetzt lagen die beiden auf dem Boden und fingen an, sich wild zu schlagen. Zunächst konnte Benno ein paar gute Unterleibstreffer landen, doch dann gewann Wumbo die Oberhand: Mit einem satten rechten Haken beförderte der Plüschgewordene Alptraum den schwächlichen Benno zu Boden.


Szenenwechsel: 10 Minuten später findet sich Benno noch immer reichlich benommen auf einer Bank wieder. Er hat eine dicke Beule an der Schläfe und sieht immer noch Sternchen. "Wow, das Maskottchen hat ja einen irren Schlag drauf!" freut sich Wolfgang. "So ein Quatsch! Ihr habt mich abgelenkt! Sonst hätt ich ihn fertig gemacht!" gibt Benno wütend zurück. Doch Wanda beschwichtigt ihn sofort: "Benno ich bin stolz auf dich! Du hast dich wacker geschlagen!" Benno genießt diese Worte des Mitleids, während die dicke Wanda noch immer seine Beule mit einer Bierdose kühlt. Moment mal! Bier? BIER? Das ist zum Trinken da! Benno reißt ihr die Kanne aus der Hand und erwartet schon neue Lebenskräfte, da muss er das schlimmste Wort der Brauereiindustrie lesen: ALKOHOLFREI! Jetzt ist wirklich alle Hoffnung verloren. Seine Stimmung sinkt von Minute zu Minute.

Pech, dass sich seine Familie gerade für einen Besuch der Schiffsschaukel entschieden hat. "Muss das sein?" nörgelt Benno. "Ja! Jetzt hör auf zu meckern!" faucht Wanda. Unsere Familie setzt sich artig auf die gegenüberliegenden Sitzreihen und fast alle freuen sich auf das was kommt. Alle außer Benno. Der hat schon so eine Ahnung.
Und kaum hat das Ding zweimal geschaukelt, muss der festgegurtete Benno mit Entsetzen sehen, wie sich die Gesichtsfarbe seines Sohnes Wolfgang in ein liebliches Grün verwandelt. Dumm nur, dass dieser ihm genau gegenüber sitzt. Beim vierten hochschaukeln weiß Benno: Jetzt gibt’s eine warme Dusche! Und genau so kommt es: Benno sieht Wolfgang, den Himmel und dann macht es "Platsch" und er sieht gar nichts mehr. Na Lecker!
Wieder ausgestiegen, klaubt sich Benno die dicksten Brocken aus dem Schnurrbart und beschließt, sich bei nächster Gelegenheit vor die Heideparkbimmelbahn zu werfen.

Doch zuvor schickt Wanda das Balg auf eigene Faust in den Park, natürlich nicht ohne den kleinen Racker vorher ordentlich in Bennos Portemonnaie greifen zu lassen. Denn sie will eine romantische Bootsfahrt mit "ihrem" Benno machen. Benno kotzt das an.
Denn kaum sind die beiden mit dem Tretboot, welches die eine oder andere Ölung vertragen könnte auf dem Heideparkteich rausgefahren, wobei Benno vor lauter Gestrampel beinahe einen Herzinfarkt gekriegt hätte, geht sie ihm sofort an die Hose.
Doch Benno ist nüchtern und deshalb kriegt er bei Wandas Anblick auch keinen hoch. Im Gegenteil. Das einzige was hochkommt ist die Magensäure. Wanda ist bedient.
"Was ist Benno? Findest du mich nicht mehr attraktiv?" winselt sie. "Aber nein, mein Fleischklöpschen! Nur du könntest ja vielleicht, unter Umständen, aber wohl eher doch nicht, so ein klitzekleines bisschen abnehmen!" Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, klatscht es einmal laut und Benno donnert kopfüber in den stinkenden Tümpel. "Du Monster!" schreit sie ihm noch nach, als sie mit dem Tretboot abrauscht. Benno hingegen muss nun vor ungefähr zehntausend laut grölenden Heideparkbesuchern komplett durchnässt und nach Entenscheiße stinkend aus dem knietiefen Wasser waten. Einfach herrlich, so ein Tag im Heidepark!

Während die Kinder sich amüsieren und Wanda wahrscheinlich irgendwo in einem Imbiss sitzt, hockt Benno traurig auf einer Parkbank. Er lässt seine dicken Schweineaugen schweifen und erblickt die Schienen des "Heidepark-Express", einer affigen Bimmelbahn mit Rasenmähermotorisierung. Benno stellt sich krampfhaft die Frage, wann der Zug wohl entgleisen würde. Ob da so ein Kieselstein schon ausreicht? Ein paar Minuten später kann unser Hobbywissenschaftler nicht mehr wiederstehen: Er geht zu einem von Gebüschen umgebenem Teilstück und baut eine Versuchsreihe auf: Angefangen von einem kleinen Kieselstein, über ein Feuerzeug, bis zu einem Ziegelgroßen Brocken hat Heideparkterrorist Benno die unterschiedlichsten Dinge auf den Schienen platziert und wartet nun im Gebüsch hockend auf den Zug.

Kurz darauf ist es soweit: Mit kitschigem Geklingel rumpelt die Bimmelbahn heran. Benno ist fasziniert: Der kleine Kiesel war kein Problem, doch dann knallt es auf einmal. Benno ist noch überrascht, welchen Effekt so ein Feuerzeug haben kann, als die Lokomotive den großen Stein erreicht: Es rummst fürchterlich und die Lok kracht von den Schienen und kippt um, ebenso wie der Rest des Zuges.
Benno ist schockiert und flüchtet hinkenderweise vom Tatort. Doch längst hat ihn der Sicherheitsdienst gesehen und so kommt er nicht weit: Drei große, breite Männer springen auf das halbe Hemd namens Benno und ringen ihn zu Boden. Dann kommt auch schon der Lokführer angerannt und haut ihm volles Programm einen auf die Beißleiste.

Nachdem Benno dann seine Anzeige bekommen hat, trommelt er die Familie zusammen und will den Park verlassen. Kaum sind alle beisammen und der Ausgang schon in Sichtweite, erblickt Benno erneut seinen Kontrahenten Wumbo. Diesmal würde er es ihm zeigen! Wie ein Panther auf der Jagd schleicht sich der alte Mann von hinten an und tritt Wumbo brutal die Beine weg, dass dieser vor allen Leuten auf die Schnauze fliegt. "Dir wird ichs zeigen!" brüllt Benno und tritt dem Maskottchen wie wild in die Rippen. Erst als Benno dessen Kopf wieder und wieder auf die Kante einer Parkbank knallt, dass bereits die Styroporkugeln durch die Luft fliegen, kann der Sicherheitsdienst ihn überwältigen.
An einen Schichtwechsel der Maskottchen hatte Benno offenbar nicht gedacht. So kam es, dass das sechzehnjährige Mädchen, welches als Aushilfskraft im Bärenkostüm niemals damit gerechnet hätte, von einem alten, jähzornigen Hungerhaken wie Benno durch das Fehlverhalten ihres Kollegen bis zur Besinnungslosigkeit geprügelt zu werden, im darauffolgenden Gerichtsprozess ein sechsstelliges Schmerzensgeld vom ollen blöden Benno zugesprochen. ENDE.

 

Hi Onkel Horst,

ich musste bei deiner Geschichte öfter mal schmunzeln.
Es ist doch immer das selbe, wenn man auf irgentwas keinen Bock hat, dass dann alles schief läuft.
Das mit der Gaswolke ist mal ne Überlegung wert, wenn ich das nächste mal ewig anstehen muss. Mal sehen ob es auch in der Realität funktioniert.:lol: Ne Spaß, würde ich nie machen.
Alles in allem hat mir deine Geschichte gefallen.


Bis dann bluna-1981

 

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