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Sportartikelverkäufer in Love (Beitrag zur uneingeschränkten Solidarität)
Es war einmal ein Händlerehepaar, Jutta und Harry, mit ihrem einzigen Nachkommen, Jacob. Harrys Sohn arbeitete fleißig und akribisch im Sportwarengeschäft seines Vaters. Er war ein lieber und umgänglicher Mensch, sein Haar weiß und zu einem Zopf gebunden.
Eines Tages bewarb sich ein gewisser Billy neu in Harrys Geschäft, der von seiner Schwester zum Vorstellungstermin gefahren wurde. Der Termin wurde von einem Malheur überschattet, was jeder kennt: A’ kindisches Fahrmanöver von Billys Schwester hatte ihren Wagen in Jacobs Auto knallen lassen. Diese Kollision war für seinen Wagen wie für einen Menschen Zyankali, vorn jagte eine Schramme die nächste. Das Auto war nur noch eine einzige Delle, Werkstattbesuch zwecklos. Jacob wollte schon in Zornesröte platzen, da sah er Billys Schwester und fühlte sich wie getragen an einen magischen Ort: Karolina. Sie war eine zauberhafte und reizende junge Misses, epiliert ihre Beine und porentief rein ihr Teint. Ihre leicht rötliche Haut ließ zudem erahnen, dass irgendwo in ihrem Stammbaum ein Indianer gewesen sein musste.
Als Jacob sie erblickte, entwichen ihm statt Flüchen nur noch ein kleinlautes: „Oh, hei, oh!“ Karolina schaute ihm als erste auf die Füße, da sie Podologin war, und entdeckte auf seinen zerschundenen Schuhen mehr Rillen denn je. Mit einem fröhlichen „Ich gestalte und vermesse Schuh’, setz dich nur einfach dahin.“ auf den Lippen suchte auch sie einen ersten zaghaften Kontakt zu ihm. Und auch wenn ein Mann, dessen Auto gerade zu Schrott gefahren wurde, dies kaum kann, saß er in ihrer Gegenwart bald ruhig und gelassen neben ihr. Einige geschickte Handgriffe Karolinas und schon bald trug Jacob ein Schuhwerk à la Bama.
Nach dem ersten Schock des Unfalls lud Jacob Karolina ein, wobei durch ein „Was trinken wir…Gin?….ja?“ klar wurde, dass er ihn mit Alkohol verdauen musste. Als der Wirt ihre Bestellung aufnahm und Jacob mit einem „Zwei? – Joah, mindestens!“ antwortete, war klar, dass sie schon bald Brüderschaft trinken würden. Rasch wurde sogar jede Flasche Piccolo rar, dort wo sie waren und der Tag wurde noch feuchtfröhlicher. Und beide merkten, es war nicht einfach eine Liebelei – oh, waren sie Feuer und Flamme für einander.
Als stellvertretender Geschäftsführer eines Sportgeschäftes lud Jacob sie in Folge zu einer Kanuspritztour am Meer ein, was sie freudig mit einem „Kanu? Joah, klar!“ annahm. Gönnerhaft schenkte Jacob ihr hierfür einen nagelneuen Neoprenanzug und zum Überziehen ein fesches Kanu-Jersey. Sie fuhren aufs Meer heraus, suchten aber bald irgendeine Insel oder einen anderen Ort, da Kot auf einmal an Karolinas Darmausgang pochte. Auf einer verwucherten Insel angekommen, konnte auch Jacob seine Aufgeregtheit nicht mehr verbergen und wegen der grazilen Miss urinierte er sogar in seine Kanukleidung hinein, was jedoch nicht auffiel. Als sie aus den Büschen wieder auftauchte, sagte er ihr: Sei für immer mein!“ Und gewiss konnt’ sie nicht diesen zärtlichen Worten widerstehen. Jacob kam bald zur Sache, da er im Nu’ Hemd schier rücksichtslos zerriss und bald nackt vor ihr stand. Sie tat es ihm gleich und in ihrem kleinen Kanu fand ihr Kleidung aus Latex Asyl. Sie liebten sich und auch seine komische Genitalform störte sie nicht. Bis in die letzte Pore gondelten sie hinein in einen Storm der Leidenschaft.
Wochenlang lebten sie so zusammen – die Sonne war da für sie, vor allem in der Nacht. Tagesüber war Karolina bemüht, ihn wo es nur ging zu verwöhnen, zum Beispiel, indem sie ihm wöchentlich den Bart schor, Skier kaufte und ihn nach der Kanutour zu einem weiteren Urlaub, diesmal in den Bergen einlud. Umgekehrt schrieb er ihr Gedichte und Lieder, und sang ihr die Minne so, dass ihr Herz jedes Mal ganz weich wurde. Zusammen betrachteten sie den Mond an allen Abenden – bis der nächste Neumond kam, der auch ein Neumond ihres Lebens werden sollte.
Für Karolina endete schnell das Leben in Braus und Saus, da Kot am Schüsselrand und Staub auf den Möbeln ihr Hauptarbeitsfeld wurde. Über ihr Unglück wurde sie krank und häufig lähmten Grippen sie, wenn Jacob dies auch nicht sonderlich beachtete. Karolina lebte das Leben einer Frau, die nicht einmal am Samstagabend in eine Bar kann, saß Jacob mittlerweile auch jeden Abend dort. Wie sie erfuhr, hatte Jacob damals noch eine weiße West’ – „Wir…Gin? Ja?“ war das erste Mal gewesen, dass er in seinem Leben Alkohol bestellt hatte. Inzwischen war ein Satz wie „Saufen? Oh klar, ho’ ma’ noch ein Bier aus dem Keller.“ an der Tagesordnung. Manchmal stand er sogar auf dem Balkon, Etikette und Anstand vergessend, und grölte ihr nach, dass sie noch mehr Bier kaufen sollte.
Dieser nicht so schöne Brass kam immer häufiger vor. Karolina las kaum Bücher über Partnerschaften und ihre Probleme, doch sie wusste auch so, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Ein Hoffnungsschimmer nahte jedoch, denn eines Tages rief Lou sie an als alter Verehrer. Stundenlang sprach sie mit ihm und rasch wurde ihr Plan, um ex-ikonenhaft angebetete Trunkenbolde gegen alte Liebschaften zu ersetzen, Wirklichkeit. Noch am selben Abend packte sie ihre Koffer und schon war es aus: Karolina verließ Jacob. Jawohl, sie floh, riet aber Jacob vorher, sich deshalb nicht zu sehr hängen zu lassen.
Die Tatsache, dass Karolina weg war, schien tonnenschwer auf Jacobs Seele zu lasten. Doch wer montags bis freitags hart zu arbeiten weiß, weiß sich auch in einer solchen Situation zu treten. Jacob ließ vom Alkohol ab, arbeitete härter als zuvor und wurde wenige Jahre später Tennis-Sieger in Wimbledon. Ei, da hob jeder sein Glas auf ihn, nur Jacob nicht mehr, der seine Lektion fürs Leben gelernt hatte. Und so feierte er am Tag seines größten Triumphes nicht mit den anderen mit, sondern lief, mit einem trauernden Herzen ins Abendrot eilend davon.