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Spuren auf Gummiwänden

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10.03.2008
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Spuren auf Gummiwänden

Spuren auf Gummiwänden


Der fensterlose Raum besteht aus vier gepolsterten Wänden, hat einen grauen Fußboden und eine grau-schwarze Decke. Einige Leichen mit ungesund abstehenden Flügeln kleben daran.
Manchmal, in geregelten Abständen erschallt Musik durch die harte Tür, die den Raum von der Welt abgrenzt. Schöne Melodien schwirren dann herum, riechen nach Freiheit.
Der Mann, der hier zu Gast ist, ist einer, dessen Bart an seinem Körper abwärts strebt. Er befindet sich nur hier drin, weil man über ihn sagt, dass er sich sonst selbst zerstört. Er sei ja krank. Eine Gefahr für sich und andere. Manchmal fühlt er sich wie ein Verbrecher.
Als man ihm seinen Bart schneiden wollte, das gibt er offen und ehrlich zu, da ist er verrückt geworden, wollte nach der Schere greifen und womöglich gefährlich werden.
Doch den Pflegen hat er gesagt, er sei in Ordnung und das wäre einmalig, würde nicht mehr vorkommen. Aus und vorbei.
Die haben ihn daraufhin in diesen Raum geführt. Er ist ohne Fenster, wie eine Höhle.
Wenn er schreit, dann schallt es nicht, wenn er kratzt, dann zeigen die Wände keine Spuren und wenn er sich gegen eine solche wirft, dann kehrt sie stets zu ihrer Form zurück, als wolle sie ihn ärgern und provozieren. Elastizität. Die Wände sind das einzige Starke hier drin, er ist es nicht.
Er führt hier seine Abhandlung des Lebens.
Wenn eine der netten Pflegerinnen kommt um ihm sein Essen zu bringen, schaut er nicht hoch. Er ist ihnen unheimlich, das spürt er. Manch eine von ihnen sieht gar skeptisch auf den Mann und wiederum andere schieben das Tablett mit dem großen Zeh so in den Raum, dass die Tür genug Platz hat um schnell zugezogen zu werden.
Er isst oft mehrere Stunden lang und fragt sich recht oft wofür.
Wenn es ihm dann einfällt, beginnt er zu lachen. Laut.
Wenn er nach solch einer Lachsalve darüber nachdenkt, glaubt er manchmal, er lache wie ein Krimineller.
Er wird die Nahrung zu sich nehmen um kräftig genug zu sein, irgendwann eine dieser Wände zu bezwingen. Er weiß, dass das nicht richtig ist, doch wenn er eine Spur hinterlassen hat, eine Delle, vielleicht auch ein Abdruck seines Körpers, dann wird er den nächsten Pfleger fragen, ob man ihn hier herausholen könne, er habe ja schließlich seine Aufgabe erfüllt. Er sei zwar ein Verbrecher, denn er hat anderer Eigentum beschädigt, doch manche Taten zahlen sich nun mal aus.
Und wenn er dann da sitzt und isst, davon träumt die Wände zu bezwingen, dann fragt er sich oft wie viel er noch essen muss, um irgendwann auch in der Welt seine Spur zu hinterlassen.

 

Schreibhoernchen schrieb dazu:

hallo dies ist mein erster beitrag in diesem forum

 

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