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Stück für Stück

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23.06.2005
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Stück für Stück

Stück für Stück

Das kalte, grelle Licht von Neonröhren blendete Robert, als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Reflexartig versuchten seine Hände sich schützend vor die Augen zu legen, doch breite Lederriemen unterbanden die Bewegung bereits im Ansatz. Unfähig mehr als seinen Kopf zu bewegen, versuchte Robert sich umzusehen. Der Raum schien, soweit er dies erkennen konnte, einen annähernd quadratischen Grundriss zu haben, etwa sechzehn Quadratmeter, schätzte er. Monotone Reihen weißer Fliesen bedeckten Boden und Wände. Er selbst befand sich in der Mitte des Raumes, nackt und festgeschnallt auf einem tischähnlichen Gebilde aus Edelstahl. Wären nicht die billigen Neonröhren an der Decke gewesen, Robert hätte sich an einen Operationssaal erinnert gefühlt. Wo war er? Panik stieg in ihm auf. Was wollte man von ihm? Warum hatte man ihn entführt?
Robert versuchte sich zu beruhigen und zu erinnern was geschehen war. Doch seine Erinnerung war nur undeutlich und bruchstückhaft.
Es war bereits sehr spät gewesen, kurz vor Mitternacht, als er vom Sender nach Hause gefahren war. Robert konnte sich noch erinnern, wie müde und erschöpft er gewesen war, als er endlich die Einfahrt zu seinem Haus erreicht hatte. Der Tag war hektisch und anstrengend gewesen, eine Sondermeldung hatte die nächste gejagt: der drohende Krieg der USA gegen den Iran, das schreckliche Blutbad in Simbabwe und schließlich auch noch das schwere Zugunglück in Nordfrankreich. Es gab Tage, an denen sich die Ereignisse überschlugen. Robert konnte sich noch erinnern, dass er vor seiner Haustür stand und den Schlüssel gesucht hatte. Dann... dann nichts mehr. So sehr sich Robert auch bemühte, ab diesem Zeitpunkt verlor sich seine Erinnerung in einem grauen Nebel. War es ein einzelner Entführer gewesen, oder eine Gruppe? Er wusste es nicht.
Das Geräusch nahender Schritte riss ihn aus seinen Überlegungen. Robert hörte, wie hinter ihm eine Tür geöffnet wurde und jemand mit schweren Schritten den Raum betrat, dann das Klacken der Tür, die wieder ins Schloss fiel.
Es war eine bemerkenswert durchschnittliche Gestalt, die den Raum betrat. Ein untersetzter Mann mittleren Alters, dessen braunes, schütteres Haar erste graue Strähnen aufwies. So durchschnittlich sein Aussehen auch war, Robert hatte das Gefühl ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Woher kannte er dieses runde Gesicht nur?
„Guten Morgen, Herr Bauer“, begann der Entführer, „wie ich sehe, sind Sie endlich wieder wach.“
„Wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?“; fragte Robert ängstlich.
Ein Lächeln blitzte im Gesicht seines Entführers auf. „Sagen Sie bloß, Herr Bauer, Sie kennen mich nicht mehr. Schauen Sie doch noch einmal genau hin. Schauen Sie mich an! So lange ist es doch noch nicht her.“
„Hören Sie, ich weiß wirklich nicht wer Sie sind. Aber wenn es ihnen um Geld geht, bin ich sicher, dass mein Sender...“
„Halten Sie ihr verdammtes Maul“, schrie ihn der Entführer an. „Sehe ich so aus, als ginge es mir um Geld?“
Robert schwieg.
„Verdammt noch mal, antworten Sie gefälligst. Sie sind doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Also, sagen Sie mir: Sehe ich so aus, als würde mich Geld interessieren?"
„Nein“, antwortete Robert zögerlich. Es folgte ein kurzer Moment der Stille, bevor die journalistische Neugier Roberts die Oberhand gewann. „Aber, wenn Sie kein Geld wollen“, fügte er vorsichtig hinzu, „was wollen Sie dann von mir?“
„Nun“, ein Lächeln huschte über die Lippen des Entführers, „wenn Sie mich schon so direkt fragen: Ich will ihre Leber, Herr Bauer, ich will ihr linkes Bein, vielleicht auch ihr rechtes. Erkennen Sie mich denn immer noch nicht?“
Robert schüttelte zaghaft den Kopf, doch in seinem Innern hatte der Same der Erkenntnis bereits zu keimen begonnen. Sollte es wirklich...
„Denken sie nach, Herr Bauer! Vor etwa zehn Jahren. Mein Haar war damals noch ein wenig voller und ich war etwa zehn Kilo leichter. Wochenlang war ich doch das Topthema ihres Senders. Sagen Sie mir, dass Sie sich an mich erinnern, enttäuschen Sie mich bitte nicht.“
„Langer. Peter Langer.“ Die Erkenntnis traf Robert wie ein Schlag. Ja, er war es wirklich, ein wenig älter als damals, aber er war es unzweifelhaft. Sein Sender hatte damals über die grausame Mordserie berichtet, deren Opfer man, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, im Wald verscharrt gefunden hatte. Einigen Opfern hatten Gliedmaßen gefehlt, andere schienen regelrecht ausgeweidet worden zu sein. Peter Langer war damals der Hauptverdächtige gewesen, alles schien darauf hinzudeuten, dass er die Morde begangen hatte. Doch zu einer Verurteilung kam es nie. Er wurde freigesprochen. Aus Mangel an Beweisen, wie es so schön hieß. Robert erinnerte sich noch gut an die Empörungswelle, die das Urteil damals in der Bevölkerung ausgelöst hatte
„Ah, ich wusste doch, dass Sie sich an mich erinnern.“ Erneut ließ der Entführer ein Lächeln aufblitzen, bevor er fortfuhr.
„Was wollen Sie von mir?“
„Aber Herr Bauer, das habe ich ihnen doch gerade gesagt.“
„Aber wieso? Was habe ich ihnen getan?“
„Was... was Sie mir angetan haben?“ Blanker Hass und Fassungslosigkeit blickte Robert aus den Augen des Entführers entgegen. „Sie fragen mich allen Ernstes, was Sie mir angetan haben?“ Er machte eine kurze Pause. „Sie, ihr Sender, die Zeitungen, Sie alle haben mir mein Leben genommen. Haben Sie eigentlich eine Ahnung wie es ist, wenn man sein Foto im Fernsehen sieht? Wenn der Nachrichtensprecher verkündet, die Polizei habe den Kannibalen von Leipzig gefasst? Haben Sie auch nur die geringste Ahnung davon, wie sich eine solche Schlagzeile auf das Leben des Betroffenen auswirkt?“
„Wir haben nichts Unrechtes getan, Sie waren schuldig, schuldig wie der Teufel persönlich.“ Ungewollt kamen die Worte über Roberts Lippen und schon im nächsten Augenblick bereute er sie. Es war nicht gut einen Wahnsinnigen zu reizen und ganz sicher sollte man es nicht machen, wenn man nicht in der Lage war sich zu bewegen, sich zu verteidigen.
Seltsamerweise schienen Roberts Worte den Entführer nicht weiter aufzuregen. Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein: Eine seltsame Ruhe schien Peter Langer zu erfassen.
„Es freut mich, Herr Bauer. Es freut mich wirklich, dass Sie so denken. Nichts anderes habe ich erwartet. Und daher habe ich mir etwas ganz Spezielles für Sie ausgedacht. Warten sie hier, ich möchte..." Der Entführer stockte einen kurzen Augenblick, dann erst schien ihm die unfreiwillige Komik seiner Bemerkung aufzufallen. „Ach, wie dumm von mir. Wohin sollten Sie auch gehen? Sie können ja gar nicht weggehen. Nun ja, gewöhnen Sie sich schon einmal an diesen Zustand.“ Er wandte sich ab und Robert hörte, wie er den Raum verließ.
Es dauerte zehn Minuten, zehn Minuten grausamer, unwirklicher Stille, in denen Robert allein war. Allein mit den Gedanken und den Gefühlen, die sein Körper erzeugte, um die eigene Situation zu verstehen. Adrenalin und Noradrenalin schossen durch seinen Körper, versetzten ihn in jenen archaischen fight-or-flight-Zustand, der seit jeher das Überleben garantieren sollte. Doch vergeblich mühte Roberts hormongesteuerter Körper sich gegen die breiten Lederriemen. Er schaffte es einfach nicht sich zu befreien.
Ein lautes Poltern ließ Robert in seinen Bemühungen innehalten. Sein Entführer war wieder zurück. Die Tür wurde geöffnet und Robert hörte, wie sein Entführer etwas in den Raum geschoben wurde.
„Ah, Herr Bauer, wie ich sehe sind Sie noch da“, hörte Robert die belustigt klingende Stimme Peter Langers. „Wie versprochen, habe ich ihnen etwas mitgebracht. Sehen Sie nur!“
Robert drehte seinen Kopf und erkannte die beiden kleinen Fernseher, die auf einem Teewagen hineingerollt wurden.
„Wissen Sie, Herr Bauer“, die Stimme seines Entführers klang geradezu euphorisch, als dieser die Fernseher anschloss, „ ich habe lange Jahre damit zugebracht, mir zu überlegen, wie ich mich an den Mördern meines Lebens rächen könnte. Und dann, kam mir diese Idee. So einfach, so logisch, dass ich mich frage, wieso sie mir nicht gleich einfiel. Fühlen Sie sich geehrt, Herr Bauer! Sie werden der Erste sein, aber seien Sie versichert, dass Sie keinesfalls der Letzte sein werden. Ich werde Sie mir alle holen, jeden einzelnen dieser Schmierfinken, die mein Leben zerstört haben.“
Er schaltete die Fernseher ein.
„Das Bild, das Sie gleich sehen werden, ist natürlich live.“
Blankes Entsetzen erfasste Robert, als er erkannte, was auf einem der Bildschirme zu sehen war.
„Nein, das können Sie nicht machen“, Verzweiflung, Wut und nackte Angst schwangen in Roberts Stimme mit. Er sah seine Frau und seine Tochter, zusammengekauert in der Ecke eines Raumes, ähnlich dem seinen. Er sah die Verzweiflung und die Angst in ihren Augen.
„Was kann ich nicht machen?“
„Lassen Sie die Beiden gehen“, flehte Robert verzweifelt, „sie haben doch damit überhaupt nichts zu tun.“
Oh, Herr Bauer, anscheinend haben sie mich missverstanden. Ich werde den Beiden nichts tun. Sie haben Recht, die Beiden haben mit der Sache wirklich nichts zu tun, ich werde Sie zu gegebener Zeit auch wieder freilassen.“ Er machte eine kurze Pause, als müsse er über das gerade Gesagte noch einmal nachdenken. „Nun, es wäre mir sicher auch lieber, wenn ich ganz auf die Mithilfe ihrer Familie verzichten könnte. Doch leider bin ich... wie soll ich sagen? Ich bin leider auf die Mitarbeit ihrer Lieben angewiesen.“
Den letzten Satz unterstrich Peter Langer mit einem Lächeln, das Robert mehr Angst einflößte, als alles zuvor erlebte. Das war nicht das hämische, sadistische Grinsen eines Wahnsinnigen, es war nicht das Lächeln eines Menschen, das dort im Gesicht seines Entführers erschienen war. Nein, Robert sah den Tod lächeln.
„Was haben Sie vor? Sie Wahnsinniger.“
„Aber, aber, Herr Bauer, wir wollen doch nicht unhöflich werden. Von Wahnsinn kann doch hier nun wirklich nicht die Rede sein. Sie müssen es vielmehr als kreative Interpretation jener Geschichte ansehen, die Sie und ihre Kollegen mir bereits vor zehn Jahren anhängen wollten. Nur, dass ich auch diesmal nicht der Kannibale sein werde. Sehen Sie, es ist so, Herr Bauer, ich habe nicht das geringste Interesse an Menschenfleisch, aber andererseits wäre es sicher auch schade Sie einfach so verwesen zu lassen. Sehen Sie es doch mal positiv: Einmal in ihrem Leben, ein einziges Mal, werden Sie wirklich der Ernährer ihrer Familie sein. Es gibt nicht viele Menschen, die das von sich behaupten können.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr. „Und wissen Sie was das Beste ist, Herr Bauer? Sie werden live dabei sein. Nicht nur bei der Schlachtung werden Sie dabei sein, das ergibt sich ja schon zwangsläufig. Nein Sie werden auch live die Zubereitung beobachten können.“ Der Entführer deutete auf den linken Bildschirm, der eine leere Küche zeigte. „Und als besonderes Highlight, werden Sie auch direkt die Reaktion unserer beiden Gäste miterleben können. Natürlich haben die Beiden keine Ahnung, an was für Delikatessen Sie sich in den nächsten Tagen erfreuen dürfen, aber das sollte den Genuss nicht schmälern.“
„Sie sind wahnsinnig“, stieß Robert hervor, unfähig die volle Bedeutung des Gehörten zu begreifen.
„Aber nicht doch, Herr Bauer. Zum Thema Wahnsinn, habe ich ihnen doch eben schon etwas gesagt. Und nun Herr Bauer, wenn Sie mich bitte für eine Sekunde entschuldigen würden. Ich werde nur mal eben schnell meine Instrumente holen. Wir wollen doch schließlich nicht, dass ihre Familie verhungert, oder?“
Robert sah wie sich sein Entführer abwandte, hörte, wie sich die Tür öffnete und wie sie wieder ins Schloss fiel. Noch immer versuchte er vergeblich die volle Tragweite dessen zu begreifen, was seine Ohren eben aufgenommen hatten. Die Rückkehr Peter Langers nahm er nur unterbewusst war.
„Wissen Sie“, nur langsam drangen die Worte seines zukünftigen Mörders in Roberts Bewusstsein, „ich habe lange überlegt, ob ich ihnen ein Beruhigungsmittel geben soll, oder nicht. Ich habe mich dagegen entschieden. Es ist doch viel eindrucksvoller, wenn sie das alles bei vollem Bewusstsein miterleben. Wer bin ich schon, dass ich mir das Recht herausnehmen könnte, ihnen dieses außergewöhnliche Erlebnis zu verweigern?“
„Nein! Hören Sie auf!“ Verzweifelt versuchte Robert sich zu befreien, doch nicht einmal jene unbändige Kraft, die ihm sein Körper im Angesicht des Todes zur Verfügung stellte, konnte ihn von seinen Fesseln befreien. Panisch sah er wie sein Mörder eine Spritze aufzog.
„Keine Sorge, Herr Bauer, das ist nur eine lokale Betäubung. Nichts, was ihr Bewusstsein vernebelt. Ich würde ja gerne auch darauf verzichten, doch leider besteht die Möglichkeit, dass die Schmerzen ihnen das Bewusstsein rauben könnten. Und das wollen wir doch nicht.“
Da war sie wieder: Die grinsende Fratze des Todes.
Robert spürte, wie die Nadel in sein linkes Bein eindrang und wenig später die betäubende Wirkung des Medikaments.
„Wissen Sie, das Schwierigste für einen Laien wie mich ist es rechtzeitig die Arterien zu verschließen. Es wäre doch schließlich schade, würden Sie uns vorzeitig an Blutverlust sterben. Aber keine Angst, ich habe ja schließlich geübt. Und so groß werden die Unterschiede zwischen Menschen und Hunden schon nicht sein.“
Robert hörte was sein Entführer sagte, doch verstand er den Sinn der Worte nicht mehr. Er sah, wie das kleine Skalpell die Haut seines Oberschenkels öffnete, wie das große Amputationsmesser seine Muskelfasern durchtrennt und wie sich schließlich die Knochensäge durch seinen Femur arbeitete. Er spürte das vibrierende Geräusch, das die Säge verursachte. Er spürte, wie warmes Blut seinen Körper verließ, bis schließlich die Wunde verschlossen wurde. Doch sein Verstand weigerte sich, die Bedeutung dieser Sinneseindrücke zu verarbeiten. Er verweigerte die Arbeit: Er verstand nicht.
Noch immer in tiefsten Schockzustand, betrachtete Robert die Fernseher. Er sah, wie das Objekt, das vor wenigen Minuten noch Teil seines Körpers gewesen war, sich in eine Mahlzeit verwandelte. Er sah, wie seine Frau und seine Tochter die ersten Bissen dieser Mahlzeit zu sich nahmen.
Aber sein Verstand weigerte sich noch immer zu begreifen, was es hieß, Stück für Stück verfüttert zu werden.

 

Hallo Manuel,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ich weiß nicht, ob es hier üblich ist (bin noch neu hier), aber ich würde gerne auf einige deiner Anmerkungen eingehen.

Selbst wenn Langer nicht die ihm vorgeworfenen Morde begangen hatte, muss er doch ziemlich abnorm veranlagt sein

Ja, ich denke da hast du Recht. Aber sein abnormales Verhalten bildete sich erst nach der ersten Mordserie heraus. Ich habe ihn mir als einen etwas langsam denkenden, aber keineswegs dummen Meschen vorgestellt. Keinesfalls ist er ein emotionaler Mensch, der zu Kurzschlusshandlungen neigt, daher scheidet für mich auch der Totschlag aus. Ich sehe ihn vielmehr als einen armen Wicht der jahrelang kein Fuß mehr auf den Boden kriegt und dessen Hass und Wahnsinn über die Jahre stetig wächst.

Und Robert hätte vll. nur aus Gewinnsucht Langer zu Unrecht in die Schlagzeilen bringen können
Naja, da wären wir ja dann wieder Bei dem Thema Klischee. :)
Nein, dein Vorschlag würde die Aussage meiner Geschichte grundlegend verändern. (Ich gehe mal davon aus, dass du mit "aus Gewinnsucht" eigentlich das Wort "absichtlich" meinst)

In was für einem Zustand befindet sich Roberts Familie? Auch gefangen? Dies sollte näher beleuchtet werden.

Ja, seine Familie ist auch gefangen. in einem ähnlichen Raum wie Robert. Ich dachte das hätte ich geschrieben, kann aber auch sein dass ich es versehentlich beim überarbeiten rausgestrichen habe. Ist natürlich jetzt peinlich.

Hauptmanko der Geschichte sind die abgedroschenen Dialoge
Aktzeptiert. Werde ich noch einmal überarbeiten.

"Nervigster Satz": da kennst du dich wohl aus mit Hormonausschüttungen, aber der Durchschnittsleser tut es nicht

Ja, auf dem Gebiet kenn ich mich ganz gut aus. Aber warum sollte der "Durchschnittsleser" nicht auch mal was lernen, zumal ich keine wissenschaftliche Abhandlung dort eingebaut habe.
Und ganz ehrlich (ich hoffe du nimmst es mir nicht übel): Deine Alternative spricht mich nicht wirklich an. Es ist gar nicht mal so, dass der Satz zu konstruiert wäre, aber er ist mMn. nicht wirklich elegant.

Trotzdem Danke für deine Verbsserungsvorschläge ich werde mir das Meiste noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Liebe Grüße,
Orpheus

 

Hallo nochmal,

du hast mich da auf einen Aspekt aufmerksam gemacht, den ich so nicht gesehen habe.

In der jetzigen Variante sieht der Leser nur den armen Journalisten, der nach bestem (Ge-)Wissen handelte und nun zu Unrecht bestraft wird

Das war nicht beabsichtigt. Der Journalist ist in meinen Augen nicht unschuldig. Selbst wenn man ihm keine absichtlich falschen Beschuldigungen unterstellen will, so bleibt noch immer der Vorwurf einer schlampigen, verantwortungslosen Arbeit. Er hat leichtfertig Anschuldigungen gemacht und war sich der Konsequenzen seiner Worte/Bilder nicht bewusst. Ich wollte damit genau das verhindern, was ich anscheinend bewirkt habe, nämlich dass der Leser den Journalisten als reines Opfer sieht. Ich werde das wohl doch noch stärker betonen müssen, obwohl ich das eigentlich nicht wollte.

Liebe Grüße,
Orpheus

 

Hallo Orpheus,
auch ich bin noch nicht lange hier und habe noch nicht einmal selbst eine meiner Geschichten veröffentlich, trotzdem oder gerade deshalb muss ich gestehen, dass deine Geschichte mich beinahe von meinem bequemen Sessel gehauen hat. Fast alle Anmerkungen die ich hervorzubringen hätte (positiv und negativ) wurden bereits aufgeführt, bis auf eine. Anders als andere Kommentatoren finde ich persönlich das apprupte Ende der Geschichte ausgezeichnet, da du dadurch der Redewendung ,,Die beste Freude ist die Vorfreude" eine ganz neue bedeutung gibst.

Gruß, Ordus...(eigentlich Odur)

 

Hallo Orpheus,

Zum Anfang der Geschichte - dieser erste Teil:

Das kalte, grelle Licht von Neonröhren blendete Robert, als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Reflexartig versuchten seine Hände sich schützend vor die Augen zu legen, doch breite Lederriemen unterbanden die Bewegung bereits im Ansatz. Unfähig mehr als seinen Kopf zu bewegen, versuchte Robert sich umzusehen.
gefällt mir noch sehr gut. Hier sieht der Leser die Umgebung unmittelbar mit Roberst Augen. Er erfährt was Robert erfährt, er hat direkt an Roberts Situation Teil. Dann aber:
Der Raum schien, soweit er dies erkennen konnte, einen annähernd quadratischen Grundriss zu haben, etwa sechzehn Quadratmeter, schätzte er. Monotone Reihen weißer Fliesen bedeckten Boden und Wände. Er selbst befand sich in der Mitte des Raumes, nackt und festgeschnallt auf einem tischähnlichen Gebilde aus Edelstahl.
machst du meiner Meinung nach den Fehler, dich erzählerisch, zumindest ein Stück weit, von ihm zu distanzieren. "quadratisch, sechzehn Quadratmeter", das klingt mir zu kühl, zu präzise. Ich würde es bei "viereckig" belassen und die Größe über einen Vergleich angeben. "Er selbst befand sich in der Mitte des Raumes" klingt mir zu sehr nach Vogelperspektive, die Feststellung, dass er nackt ist, kommt mir zu plötzlich - lass ihn doch an seinem Körper hinab blicken, teile uns seine Verwunderung mit. Kurz: Du solltest darauf acht geben, dass das Erzählte, zumindest unmittelbar nach dem Erwachen, genau dem von Robert Erlebten entspricht.

Warum hatte man ihn entführt?
Er geht aber reichlich früh davon aus, entführt worden zu sein.

„Halten Sie ihr verdammtes Maul“, schrie ihn der Entführer an.
Der Kerl wird mir viel zu oft als "der Entführer" tituliert.

„Aber, wenn Sie kein Geld wollen“, fügte er vorsichtig hinzu, „was wollen Sie dann von mir?“
Ob es journalistischer Neugier bedarf, damit jemand in dieser Situation diese Frage stellt, sei einmal dahin gestellt...

Adrenalin und Noradrenalin schossen durch seinen Körper, versetzten ihn in jenen archaischen fight-or-flight-Zustand, der seit jeher das Überleben garantieren sollte.
Das ist zwar eine ganz interessante Nachhilfestunde in Biologie (vielleicht könntest du noch Sympathicus und Para-Sympathicus einbauen ;)) um Roberts Empfinden wiederzugeben aber deutlich zu ausholend und zu wissenschaftlich.

Nun, es wäre mir sicher auch lieber, wenn ich ganz auf die Mithilfe ihrer Familie verzichten könnte.
Für einen irren Mörder hat der Gute aber ein ganz solides Unrechtsbewusstsein. ;)

Na, mir steckt da doch zu viel Klischee in der Geschichte. Und zu viel Gemetzel - wobei ich sagen muss, dass du da schon bemerkenswert viel zusammen rührst, an modernem Horror-Zeug: Den Kannibalismus, die entführte Familie, der gefließte Raum, in dem der Protagonist erwacht...
Ja, die Dialoge wirken auch etwas uninspiriert.
Also, für mich war's leider nichts - von der Handlung her, der Stil gefiel mir gar nicht schlecht. Trotzdem noch viel Vergnügen auf kg.de und viel Erfolg mit der Schreiberei überhaupt.


Gruß,
Abdul

 

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