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- 01.07.2006
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Stürzende Idylle
Die Welt ist groß und will sich auf die Frau stürzen. Sie muss hier weg, sie darf nicht stehen bleiben. Blau, Grün, Weiß ist hinter ihr her. Das Blau hat ihr den Mund verschlossen, das Grün hat ihre Fesseln umklammert, das Weiß hat sich in ihr Gesicht gewürgt. Die müssen so tun. Als ob sie der Himmel, das Gras und die Bäume, der Schnee auf den Bergen wären. Die Frau will nichts sehen, nur fort, fort, fort. Die Sonne könnte lachen, aber jetzt muss sie ihr unbedingt auf Knie und Schenkel brennen. Die Frau sollte eigentlich eine Hose anhaben, aber die ist verschwunden. Sie darf nicht stolpern, aber die Beine wollen ihr nicht recht gehorchen. Sie versucht das Rosige auf dem Schotter nicht zu sehen.
Da sind Insekten, sie scheinen um sich selbst zu krabbeln. Nichts kann sich mehr von der Stelle bewegen. Die Frau wird zu einer Blume am Wegesrand, einer Blume mit Rot in der Mitte. Die anderen Blumen werden sich von ihr abwenden wollen.
Da ist Wasser, es darf über Steine hüpfen. Da ist Wald, er darf lange stehen und dunkel sein. Da sind Kühe, sie dürfen alles zerkauen. Sie will am ehesten das Wasser werden: Rein, klar, kalt.
Die Welt ist winzig, die Frau wird sie einfach in den Mund nehmen und schlucken. Dann wird alles wieder gut sein. Wenn sie am Wasser gewesen sein wird. Wenn sie den blutigen, zerrissenen Fetzen gewaschen haben wird. Dann wird sie im Wasser sitzen bleiben und langsam gefühllos werden.