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Staatsbürgerkundestunde
Staatsbürgerkundestunde
„Verstehst du, was die da sabbert?“ Thomas hatte in der Staatsbürgerkundestunde wohl etwas den Faden verloren.
„Nöö...ich hör’ sowieso nicht hin.“ Sagte Felix, der gerade dabei war, seinen Staatsbürgerkundehefter zu verzieren.
„HERR FRITZSCHE! Da ich sie gerade beim Wickel hab’. Wenn sie ihren Hefter so verzieren, könnte das politisch ausgelegt werden. Rote, von Blut triefende Buchstaben, die das Wort Staatsbürgerkunde bilden? Ich bin gespannt, was der Direktor und der Kreisschulrat dazu sagen.“
Etwas murrend gab Felix sein Vorhaben auf und widmete sich wieder hochinteressiert dem Unterrichtsstoff.
„Los, wir schreiben was“ flüsterte Eike von vorn. “Ich schreib was vor, und ihr müsst drauf reimen. Jeder schreibt eine Zeile“
Und so fing Eike an zu dichten, und Thomas und Felix stiegen mit ein.
Der Winter ist nun endlich da
Ich wasch mein Haar mit Schampoo von Fa
Ich wasch den Bauch mit Schwartzkopf dann
Und mit Persil den Schniedelmann
Nun bin ich sauber und ganz clean
Bis dann meine Frau erschien
Ja meine Frau, die is schon toll
Die haut mir immer den Buckel voll
Geflohen dann aus dieser Not
Fiel ich um und war ganz tot
Und wie ich so im Grabe lag
...
„Was reimt sich auf <lag>!“ trötete Felix heraus.
„HERR FRITZSCHE. Offensichtlich wissen Sie alles schon. Dann geben Sie mir doch mal die Definition für die Hauptaufgabe und die Entwickelte Sozialistische Gesellschaft!“
„Öhhmm....“
„Dacht’ ich mir. Und das bei ihrem Elternhaus. Mann, mann.“
Wurd es mir langweilig, welch ein Kack
„Was’n das für’ne blöde Zeile?“ zeterte Eike und versuchte, den dichterischen Fauxpas mit einer Hammerzeile wieder auszubügeln.
Doch Leichenschänder halfen mir
Sie brachen auf die Grabestür
Ich sprach ihnen aus, meinen Dank
Und aß erst mal einen Schrank
Iiiie, da waren viele Würmer drin
und viel Käfer, Wanzen, Spinn’
Oh ja, die waren da darinnen
„Was besseres ist dir wohl nicht eingefallen, was?“
„HERR FRITZSCHE! Tagebuch nach vorn!“
Das lag mir alles gut im Bauche
Und etwas Duftendes in meinem Hauche
Der Hauch des Todes für James Bond
...
„Na wird’s bald?“ knuffte Felix seinen Nachbarn an. Thomas schien irgendwie Probleme zu haben, sich einen vernünftigen Reim auf diese Zeile zu machen.
All die von mir angesprochen, wurden plötzlich blond
Und die Blonden plötzlich dunkel
Und verformten sich zu Kunkeln
Und die stanken ganz, ganz fürchterbar
Ich wusste nicht mehr, wie mir...“RAATTTSCH!“
„Herr Fritzsche, Herr Schäfer und Herr Schallehn ab zum Direktor! Zeigen sie diesen Wisch vor und geben Sie zu morgen schriftlich über Ihr Verhalten Stellung ab.“
Später beim Direktor.
„Mann, oh mann, ihr müsstet aber nun langsam wissen, wie diese Frau drauf ist. Also her mit dem Ding und ab durch die Mitte. Eure Stellungnahmen könnt Ihr morgen auch mündlich bei mir abliefern.“
Der Direktor zerriss das schöne Gedicht und die drei Dichter gingen mit gesengtem Kopf aus dem Direktorzimmer. Der Verlust ihres Werkes war in ihren Gesichtern eingemeißelt und sie fragten sich, ob dieses Epos je wieder auftauchen würde.