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Starbucks Madonna

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04.04.2008
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Starbucks Madonna

Starbucks-Madonna


Mein Leben ähnelt der Stadt, in der ich wohne. Es ist überschaubar, ordentlich und verlässlich. Das darf ich auch für meine Mitmenschen sagen, denn bei uns wird noch gute Nachbarschaft gelebt.
Vor Überraschungen waren wir hier sicher. Manchmal ging ich seufzend in mein Büro am Marktplatz und stellte mir vor wie es wäre, wenn heute etwas völlig Unvorhergesehenes geschähe. Doch meine Fantasie reichte lediglich aus, mir ab und zu eine gewagt bunte Krawatte zu kaufen, deren leuchtende Farben mit meinem dunkelblauen Büroanzug kontrastierten.
Seit über zwanzig Jahren steht mein Schreibtisch unter dem Panoramafenster. Drehe ich den Kopf nach rechts, nur ein wenig, überblicke ich den Marktplatz mit dem sprudelnden Neptunbrunnen in der Mitte. Ein knappes Dutzend Häuser bilden einen Kreis um den Platz herum, lediglich von der holperigen Zufahrtsstraße unterbrochen, die dafür sorgt, dass er überhaupt gefunden werden kann, der Mittelpunkt unseres verschlafenen Provinzfleckens. Fremde kommen selten. Unsere Stadt ist nicht für Touristen gemacht. Wir haben nichts zu bieten. Hier wohnen Menschen, die so leben wie ich, und der Gedanke liegt nahe, dass die Überschaubarkeit des Städtchens unseren angestaubten Alltag behütet und bedingt. Zu unserer Ehrenrettung sei gesagt, dass wir einander kennen, freundlich miteinander umgehen, und die jungen Menschen noch ungeschminkt und höflich sind. Und so bearbeite ich täglich die Anträge, bewillige oder lehne ab und setze den Dienststempel in die untere rechte Ecke.

Vor einer Woche, auf den Tag genau, geschah es dann plötzlich, das Unerhörte, Unerwartete, und es hatte eine Dimension, die ich in meinen kühnsten Träumen nie voraus gesehen hätte.
Der Morgen hatte mit einer trüben Schwüle begonnen, ein sicheres Zeichen für bevorstehende Hitze. Es erschien uns viel zu früh im Jahr für solche Temperaturen, da waren wir uns einig in der Stadt. Ich betrat mein Büro und hängte meine hellgraue Sommerjacke an den Türhaken, im Kopf ging mir herum, dass ich heute sicher einige Anträge ablehnen würde, schließlich ging es um eine ausgewogene Bearbeitung, Ausgewogenheit gibt mir ein Gefühl von Zufriedenheit und das Abendbier schmeckt einfach besser.
In meinem Aktenschrank bewahrte ich einen alten Ventilator auf, den ich gerade vorsorglich auf den Schreibtisch stellen wollte, als mir auffiel, dass die Helligkeit etwas ungewohnt Silbriges hatte. Ich blieb einige Schritte vor dem Schreibtisch stehen und betrachtete den breiten Lichtstreifen, der seine Quelle nicht oben am Himmel, sondern unten auf der Erde haben musste.
Etwas strahlte kraftvoll zu mir hinauf.
Die wenigen Möbelstücke in meinem Büro schienen glanzvoll beleuchtet, alles wirkte entblößt und auf eine anrührende Art weniger schäbig. Zögernd näherte ich mich der Schreibtischkante und sah aus dem Fenster.

Auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Neptunbrunnen kniete eine Madonna.
Unbeweglich, in ein weites, paillettenbesetztes Gewand gehüllt, mit gefalteten Händen, kniete sie dort und hielt den schmalen Kopf mit den geschlossenen Augen leicht zur Seite geneigt.
Vor ihr, auf dem holperigen Pflaster, stand ein Becher.
Ich zog mich an der Schreibtischkante entlang zu meinem Stuhl, presste die Stirn gegen die Scheibe und erwartete, dass sich das Bild jeden Moment auflösen würde.
Noch war der Marktplatz unbelebt, doch in fünf Minuten wird die Bäckersfrau den Laden öffnen, Herr Knorr seinen Frisiersalon aufschließen und Herr Leberecht mit der Aktenmappe um die Ecke kommen. Er ist der Redakteur unserer kleinen Zeitung, die jeden Tag über die Ereignisse in unserem Ort berichtet und dabei streng auf journalistische Unparteilichkeit achtet. Herr Leberecht lobt regelmäßig die Rechtschaffenheit unserer Bürger, die, so verkündet er gerne, wohl durch die Vertrautheit des Zusammenlebens seit Jahrzehnten gefestigt worden ist.
Ich sah auf die Uhr und dachte an die Schulkinder, die jeden Moment quer über den Marktplatz zum Schulgebäude gehen. Mir war ein wenig übel. Noch einen Blick warf ich auf das beunruhigende Wesen, mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen, dann rappelte ich mich hoch und kochte mir einen Kamillentee. Mit dem Rücken zum Fenster war ich mir sicher, gleich die gewohnten Geräusche zu hören: Ein freundliches ‚Hallo, Herr Knorr, viel zu warm heute für eine Dauerwelle’, oder das sonore ‚Guten Morgen Frau Gilde, einen Zimtwecken bitte’, des Redakteurs.
Dann wäre alles wieder in der gewohnten Ordnung und ich könnte mich daran machen, meine Anträge zu stempeln. Die frühe Hitze spielte meinem Gehirn einfach einen Streich. So einleuchtend der Gedanke auch war, überdeckte er doch nicht die Unruhe, die mich mein pulsierendes Blut in den Adern spüren ließ.
Ich hantierte schon länger als nötig an der Teekanne herum und lauschte angestrengt, als sich plötzlich ein empörter Ausruf in tiefster Basslage zu mir hinauf schwang. „Ja, was ist denn das?“ Herr Leberecht war also da.
Ungeschickt stellte ich die Kanne auf den Schreibtisch und bemerkte kaum, dass mir etwas heißer Kamillentee über die Finger floss. Ich öffnete das Fenster einen Spalt und sofort erfüllte ein angespanntes Summen die Luft, wie die singenden Drähte einer Stromleitung.
Herr Leberecht hatte seine Aktenmappe an den Brunnenrand gelehnt und ging langsam um die Madonna herum, einen kleinen Notizblock in der linken, einen gezückten Kugelschreiber in der rechten Hand. Natürlich, sicher ergäbe das eine hübsche Geschichte für unsere Zeitung.
Doch was tat er denn jetzt?
Als prüfe er einen Gegenstand auf Echtheit oder Haltbarkeit, trat er dicht an die Madonna heran und zupfte an ihrem Gewand. Er berührte den Schleier mit den Fingerspitzen, tippte gegen die schimmernden Pailletten, und ein feines Klimpern tanzte in der Luft.
Die Madonna rührte sich nicht, ihre Augen blieben geschlossen, die betenden Hände zeigten in meine Richtung. Herr Leberecht trat einen Schritt zurück und stieß dabei den Becher um. Er schien es gar nicht zu bemerken, denn sein Stift flog über den Notizzettel.
Gerade zog Frau Gilde die Jalousien vor dem Auslagenfenster hoch, und von links betraten die Schulkinder den Marktplatz. Fast gleichzeitig trafen sie sich vor dem Brunnen. Frau Gilde eilte, so rasch es ihre Körperfülle und die steif gestärkte Schürze gestatteten, über das Kopfsteinpflaster, stemmte die Hände in die Hüften und tuschelte mit dem eifrig nickenden Redakteur. Die Schulkinder bildeten einen ordentlichen Halbkreis und einige steckten vor Verlegenheit den Daumen in den Mund. Nun trat Frau Gilde entschlossen vor. „Wer bist du?“, herrschte sie mit überschnappender Stimme die Madonna an. Sie beugte sich vor und ich sah von oben die große Schleife ihrer Schürze über dem ausladenden Hinterteil wippen.
„Kannst du nicht reden? Was willst du hier?“
Sie kreischte so empört, dass es mir in den Ohren wehtat
Von rechts eilte nun auch der schlanke, tadellos frisierte Herr Knorr herbei, ein Kamm schaute vorwitzig aus dem kurzen Frisörkittel heraus. „Sie bettelt, sie bettelt“, flötete er schon von weitem, „ich kenne das aus der Stadt.“ Er bückte sich und hob mit spitzen Fingern den Becher auf, der schon ziemlich eingeknickt aussah. Triumphierend hielt er ihn in die Höhe, mit zwei Fingern, damit er sich nicht beschmutzte. „Da steht es: ‚Starbucks coffee’! Das ist ein Kaffeebecher aus der Stadt, ich erkenne ihn wieder.“ Herr Leberecht nahm den Becher in Augenschein. „Tatsächlich. Doch was will sie mit dem Becher denn hier?“ Er recherchierte wie gewohnt sehr gründlich und Herr Knorr schien ein kompetenter Informant zu sein.
„Na, sie will, dass wir Geld hineintun. In der Stadt wimmelt es nur so von Starbucks Madonnen.“ Frau Gilde schlug mit der Hand auf den Brunnenrand und die Schulkinder rückten erschreckt zusammen. „So, da schwappt das Bettelvolk also schon zu uns herüber.“
Zornesbebend trat sie einen Schritt auf die Madonna zu. Auch Herr Knorr tänzelte leichtfüßig heran und prüfte ein Stück des Gewandes mit feingliedrigen Fingern. „Tand, billiger Tand ist das, weiter nichts“, lautete seine höhnische Bewertung, und Herr Leberecht zerdrückte langsam den Kaffeebecher, die knackenden Geräusche schmerzten in meinen Ohren. Frau Gilde scheuchte die Schulkinder auf. „Was gibt es noch zu gaffen? Ihr habt es doch gehört: Eine unverschämte Bettlerin ist das, weiter nichts! Und jetzt ab mit euch, los, los!“ Dabei walzte sie auf die Kinder zu und wedelte mit den Händen, als wolle sie Hühner in den Stall jagen. Bis auf ein blondbezopftes Mädchen wichen die Kinder erschreckt zurück, die Kleine starrte jedoch mit weit aufgerissenen Augen auf die Kniende und rief mit bebendem Stimmchen: „Aber sie schaut aus wie die Muttergottes in der Kirche!“

Und dann geschah das Wunder.
Der Satz der Kleinen lag noch in der Luft, da breitete die Madonna langsam ihre Arme aus. Der weiße Stoff floss auf den Boden hinab, unzählige Pailletten glitzerten blendend in der Sonne, als sie ihre betenden Hände öffnete und in einer allumfassenden Geste der Demut die Honoratioren unseres Städtchens in staunendes Schweigen versetzte.
Das kleine Mädchen fiel weinend auf die Knie und nach und nach taten es die anderen Kinder ihr gleich.
Gerade jetzt trat die Sonne endgültig in den Kreis über unseren Markt und ich sah, wie eine überirdisch schöne, gleißende Aura die Madonna umgab. Tränen flossen über meine Wangen, eine große Dankbarkeit erfüllte mein Herz, ich fühlte mich getröstet und reich beschenkt. Es ist möglich, dass ich sogar ein Gebet sprach, doch daran erinnere ich mich nicht mehr so genau.
Mit ausgebreiteten Armen kniete sie da, einladend, großzügig und verzeihend.
Herr Leberecht bemühte sich beschämt, den Becher wieder auszubeulen. Sein Block lag auf dem Boden, er schaute irritiert von den Kindern zu der Madonna und zurück. Herr Knorr wischte sich ein imaginäres Stäubchen von seinem Kittel und lächelte geziert. Frau Gilde trat von einem Bein auf das andere und schaukelte dabei bedenklich.
Ich klebte an der Fensterscheibe und konnte meinen Blick nicht von der lichtumflorten Gestalt abwenden. Eine solch tiefe Ergriffenheit, die mein Innerstes erschütterte, hatte ich seit Jahren nicht mehr gespürt. Dieser Tag würde mein Leben verändern, das war gewiss. Ich kannte weder die Richtung noch das Ausmaß, es war mir auch völlig egal, denn hier geschah etwas, dem ich mich einfach überlassen musste. Ich wäre so gerne einen Moment mit ihr allein gewesen, denn ich war mir sicher, dass sie dann die Augen geöffnet und vielleicht sogar die Arme schützend um mich gelegt hätte.
Die Tränen strömten über mein Gesicht und mein Blick verschleierte sich. Schemenhaft sah ich, dass das kleine Mädchen aufstand und in seine Rocktasche griff. Es förderte ein paar Münzen zutage und ließ sie klirrend in den Becher fallen. Anschließend bekreuzigte sie sich und trat einen Schritt zurück. Die anderen Kinder wurden plötzlich ebenfalls geschäftig und das Klimpern hörte sich an wie eine kleine Melodie.
Diese guten Kinder! Sie opferten ihr Kakaogeld mit Freuden der Madonna. Wie beschämend das für die Erwachsenen war! Jetzt stürzte sich Herr Leberecht auf seine Aktentasche, entnahm ihr die Geldbörse und ich sah, dass er einen zerknitterten Geldschein herauszog, den er gut sichtbar durch die Luft schwenkte, bevor er ihn im Becher versenkte.
„Werdet wie die Kinder und ihr werdet in das Himmelreich eingehen!“, rief er mit volltönender Stimme und betupfte sich die Augen mit einem blütenweißen Taschentuch.
Herr Knorr, der immer Kleingeld in seiner Kitteltasche hatte, nahm nun eine Handvoll Münzen heraus und ließ sie wie eine Kaskade in den Becher hinabfallen. Er vollführte eine elegante Verbeugung vor der Madonna und fuhr sich dann mit dem Kamm durch das Haar.
„Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut…“, flötete er, legte die rechte Hand auf sein Herz schaute erwartungsvoll auf Frau Gilde, die noch immer schaukelte, doch nun einen Schluchzer aus ihrer gewaltigen Brust gen Himmel schickte und das Zitat vollendete: “…das habt ihr mir getan!“ Dann eilte sie in die Bäckerei und kam kurz danach mit einem riesigen Tablett voller frischer Zimtwecken zurück. Mit einer einladenden Geste bat sie die Anwesenden, deren Zahl sich beträchtlich vermehrt hatte, denn die Hausfrauen waren schon mit ihren Einkaufstaschen unterwegs, sich zu bedienen, während sie stöhnend vor der Madonna auf die Knie ging, einen Geldschein aus den Tiefen ihres Ausschnitts zog und den Becher weiter füllte.
Mittlerweile erkannte ich auch unseren Pfarrer unter den Menschen. In seiner schwarzen Soutane bahnte er sich den Weg zu Herrn Leberecht, ließ sich offensichtlich informieren, denn sie steckten die Köpfe zusammen und beide nickten hin und wieder, und der Herr Pfarrer strich sich nachdenklich ab und an über seinen grauen Bart.
Dann ging er gemessenen Schrittes zur Madonna, machte einen Kniefall und bekreuzigte sich. Als er sich danach zu den Menschen auf dem Marktplatz umdrehte, lud er alle mit bewegter Stimme zu einem Gottesdienst in die Kirche ein. Wie schön es doch wäre, jetzt gemeinsam dem Herrn Jesus dafür zu danken, dass er uns dieses strahlende Zeichen geschickt hat, (dabei hielt er seine Hand kurz über den Kopf der Madonna), damit wir uns wieder an Güte und Nächstenliebe erinnern und denen geben, die bedürftig sind.
Die Hausfrauen drängten sich alle noch nach vorn, wollten unbedingt ihr Scherflein los werden, es entstand ein kleiner Tumult, den die Madonna unbeweglich und strahlend überstand, und nach kurzer Zeit war der Marktplatz wie leer gefegt.
Jetzt war meine Gelegenheit gekommen! Ich stürzte zum Waschbecken, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, sah in den blinden Spiegel und dachte, dass es die Madonna sicher nicht störte, wenn sie meine verweinten Augen sähe. Aus meiner Geldbörse nahm ich noch rasch einen Schein, dann eilte ich Treppe hinunter, so schnell meine zittrigen Beine mich trugen. Die Kirchenglocken hatten zu läuten begonnen.

Der Marktplatz war leer.
Ungläubig starrte ich auf den Fleck am Brunnen, wo sie doch eben noch gekniet hatte und dessen Steine mir immer noch matt zu schimmern schienen.
Neptun sah lächelnd auf mich herab und die Fische zu seinen Füßen spien fröhlich ihre Wasserfontänen. Ich ging um den Brunnen herum, meine Augen suchten noch einmal den gesamten Marktplatz ab und entdeckten schließlich, in einer Mulde zwischen zwei Pflastersteinen, den Becher. Vorsichtig hob ich ihn auf und entdeckte auf seinem Grund noch eine Kupfermünze.
Sie hatte mir etwas zurück gelassen! Diese kleine Münze könnte ein Vermächtnis sein…an mich. Sollte ich ihren Auftrag, großzügig und liebevoll zu sein, fortsetzen? Sollte ich dafür sorgen, dass meine Mitmenschen nicht nur heute daran erinnert wurden, sondern immer und immer wieder, Tag für Tag?
Ich schaute auf das Bild, das kreisrund auf den Becher gedruckt war. Eine lächelnde Frau mit einer Krone auf dem Kopf, und der Schriftzug ‚starbucks coffee’ erschien mir wie eine weltliche Tarnung für einen höheren Auftrag.
Ich hatte das Zeichen erkannt. Dankbar schaute ich hinauf in den strahlendblauen Himmel und trug den Becher wie ein Kleinod in mein Büro.
Den Bürgern meiner Stadt habe ich erzählt, dass ich gesehen hätte, wie die Madonna in den Himmel entschwebt ist, und ich glaube fest, dass es genau so geschah, als ich gerade die Treppen hinab lief. Der Becher mit dem Konterfei der gekrönten Frau, symbolisiert ihren Auftrag an mich.
Mein Ansehen, das auch vorher kein geringes war, ist gewaltig gestiegen. Herr Leberecht hat noch am gleichen Tag ein Interview mit mir gemacht und die Geschichte dann am nächsten Tag in die Zeitung gebracht. Der Titel lautete: „Unser gewissenhafter Beamter verwaltet ein Vermächtnis der Vorsehung“. Die Auflage war im Nu vergriffen und es mussten tausend Zeitungen nachgedruckt werden. Der Redakteur war mehr als zufrieden.
Frau Gilde verkauft in diesen Tagen so viele Zimtwecken wie noch nie, denn ihre Bäckerei wurde zum Treff der Madonnenanhänger und man herzt und umarmt sich zur täglichen Begrüßung. Auch der Pfarrer freut sich über eine gut gefüllte Kirche, den kräftigen Gesang der Marienlieder und den vollen Opferstock.
Herr Knorr kreierte eine neue Frisur: Die Damen unserer Gemeinde tragen nun fast alle einen Mittelscheitel und lassen ihr Haar wachsen. Bis es lang ist, muss Herr Knorr es regelmäßig nachschneiden und mit einem besonderen Haarlack sorgt er für den himmlischen Glanz.
Was mich betrifft, so steht der Becher auf einer gehäkelten Unterlage auf meinem Schreibtisch. Wenn jemand kommt, um über seinen Antrag Auskunft zu erhalten, fällt nicht selten ein Geldstück hinein. Natürlich bin ich gewissenhaft und unbestechlich wie immer, doch es hat sich etwas Liebliches, Herzwarmes in mein Gemüt geschlichen und meine Sichtweise ein wenig verändert. So mag es sein, dass der eine oder andere Antrag aus dieser neuen Perspektive gesehen und beschieden wird. Meist ist es so, dass das Geld erst nach sanftmütiger Darlegung meiner Begründung, als dankbare Spende, im Madonnenbecher klimpert.
Eine gewagte Überlegung lässt mein Herz heute schneller schlagen: Vielleicht fahre ich in die Stadt, wenn der Becher voll ist. Ein unbestimmtes Gefühl sagt mir, dass ich sie vielleicht wiedertreffen könnte, ja, eigentlich bin ich mir sicher, dass eine von ihnen dort auf mich wartet.

 

Haloo machaczek!
Schön, dass die Geschichte Dir gefällt; ich denke ja, dass Du auch gerne und gut mit Klischees spielst; der Gedanke zu dieser Geschichte kam mir kurz nach einem Urlaub in Oberbayern,womit ich nix gegen OBB sagen will, toller Urlaub, tolle Leute, aber mich hat das ganze Papsttamtam auf die Idee gebracht.
LG,
Jutta

 

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