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Stark für sie, gegen sie!

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23.12.2008
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Stark für sie, gegen sie!

Stark für sie, gegen sie!

David Felix Brachwitz stand ganz allein da, den Kopf gesenkt. Alle anderen Trauergäste waren schon fort. Und zurück blieb er, umgeben von nichts als der Dunkelheit. Es war schon spät, sehr spät. Er hat wohl viele Stunden regungslos dagestanden. Sein Gesicht war ganz bleich vor Angst, mit Ausnahme seiner vor Kälte rötlich gewordenen Wangen. Es goss schon seit einer Weile in Strömen. Doch er spürte nichts. Der Schmerz betäubte ihn. Unbewusst presste er seine spröden Lippen fest zusammen. Mit einem Hauch drehte er sich um und schlenderte auf das riesige Friedhofstor zu.

Keine einzige Träne würde er vergießen, wenn sie fort ist, das hatte er ihr versprochen. Und er hielt sich ganz gut. Ausdruckslos, betäubt vom Schmerz, umgeben von der Finsternis, blieb er plötzlich auf halber Strecke stehen. “Ich kann doch jetzt nicht gehen und sie in dieser Dunkelheit alleine lassen. Claudia mochte die Dunkelheit nicht, ja sie hasste sie sogar.” Ein dicker Regentropfen fiel ihm auf die Nasenspitze. Ihm wurde bewusst, wie kalt es eigentlich war. Ruckartig drehte er sich um und lief mit zügigen Schritten, die sich bald zu einem Laufen steigerten, auf das Grab zu. Er konnte sie einfach nicht alleine in der Dunkelheit und Kälte zurücklassen. „Claudia ist schwach, ihr wird schnell kalt. Nein, ich verlass sie jetzt nicht. Ich begehe nicht ihren Fehler, ich verlasse sie nicht, nicht jetzt, wo sie mich am meisten braucht.“

Eine große, graue- grüne Marmortafel mit der Inschrift „Claudia Jacqueline Hansen * 1954 -  1974” diente als Grabstein. Um das Grab herum lagen Blumensträuße. Unter den Blumensträußen, tief in der Erde, lag der Fichtensarg und darin Claudia. „Meine winzige, zierliche, hübsche Claudia. Durch sie wurde mir Claudia weggenommen. Durch diese verdammte Krankheit.“ Claudia hatte schon seit sie 13 Jahre alt war, Leukämie. Ihr Vater war strikt gegen die Chemotherapie. Und so zerstörte sie sie Jahr für Jahr, Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag, ja sogar Stunde für Stunde. „Und ich… ich konnte nichts tun. Nichts, als ihr das Gefühl zu geben einzigartig zu sein, nichts als ihr meine ganze Liebe zu schenken, nichts als jeden Atemzug für sie zu opfern, nichts, als immer bei ihr zu sein und sie zu beschützen. Doch jetzt, jetzt ist alles anders. Diesen Weg muss sie alleine gehen. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich den Schmerz von ihr nehmen. Doch mir sind die Hände gebunden. Nicht einmal weinen darf ich. Ach wie gerne hätte ich wenigstens einen kleinen Teil des Schmerzes in Form von Tränen von mir weggestoßen...“

Seit sechs Jahren kannten Claudia und David sich schon, kennen gelernt haben sie sich in der Oberstufe. Es schien als wären sie nur für einander geschaffen. Vom ersten Tag an, bis gestern, verbrachten sie jede freie Minute gemeinsam. Einige nannten es Liebe auf den ersten Blick, andere meinten, die Ironie des Schicksals hätte ihre Hände im Spiel. Doch sie wussten, dass es eine Mischung aus beidem war. Nachdem Claudia und David ihr Abitur mit Bravour gemeistert hatten, begannen sie ihr Medizinstudium; Und grad als das erste Semester vorbei war, nahm ihm der Tod seine geliebte Claudia.

“Am liebsten würde ich alles hinschmeißen: das Studium und meinen Nebenjob im Altersheim. Doch ich bleibe stark. Stark für sie, gegen sie! Ja ich werde meine ganze Kraft und meinen ganzen Mut zusammennehmen und mich ins Ungewisse stürzen. In eine mir fremde Welt. Eine Welt ohne Claudia, doch mein Leben ihr gewidmet. Bis meine Zeit abgelaufen ist, das verspreche ich dir Claudia, werde ich ein Heilmittel gegen sie finden. Genauso wie sie dich langsam Stück für Stück zerstört hat, werde ich sie vernichten, das schwöre ich dir Claudia!” Nachdem David den letzen Satz in die Finsternis geschrieen hatte, ging er ein zweites Mal auf das riesige Tor zu. Aufrecht und mit entschlossener Miene. Ein letztes Mal blickte er noch zurück, bevor er durch das Tor ging. Dann schaute er nach oben. Viele kleine Sterne schmückten neben dem Vollmond den dunklen Himmel. Alles erschien ihm plötzlich nicht mehr so finster wie zuvor.


NADINE HASSAN

 

Hallo Nadu,

eine Geschichte, wie der Alltag sie schreibt. Ich fand sie ganz nett zu lesen. Es wäre schöne, wenn sie ein wenig strukturiert wäre. Gerade an den Stellen, wo dein Protagonist vor sich hindenkt.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Und zurück blieb er, umgeben von nichts als der Dunkelheit.

Ich persönlich bin nicht unbedingt ein Freund davon, sätze mit einem UND zu beginnen, vielleicht kann man den noch umstellen.

umgeben von der Finsternis blieb

Komma hinter Finsternis

die sich bald zu einem Laufen steigerten auf das Grab zu

Komma hinter steigerten

Claudia ist schwach, ihr wird schnell kalt. Nein, ich verlass sie jetzt nicht. Ich begehe nicht ihren Fehler, ich verlasse sie nicht, nicht jetzt, wo sie mich am meisten braucht.

Anführungszeichen oder?

Meine winzige, zierliche, hübsche Claudia. Durch sie wurde mit Claudia weggenommen. Durch diese verdammte Krankheit.

Wieder Anführungszeichen und im zweiten Satz das "mit" durch "mir" ersetzen.

Nichts, als ihr das Gefühl einzigartig zu sein zu geben,

Das klingt irgendwie komisch, vielleicht den Satz umstellen

andere meinten die Ironie des Schicksals hätte ihre Hände im Spiel.

Komma hinter meinten

Doch beide wussten, dass es eine Mischung aus beiden war.

Zweimal "beide"

Naja, da ist dann noch an , mehreren Stellen die Sache mit den Anführungszeichen. Ich wusste öfter nicht genau, ob das jetzt der Erzähler sagt oder der Protagonist denkt.

Alles in allem eine nett zu lesende Geschichte, die mich jetzt aber nicht so mitgerissen hat.

LG
Seramona

 

Hallo Seramona,

danke erstmal für Deine / Ihre Antwort! Ich habe die Stellen auf die Sie mich hingewiesen haben korrigiert. Eigentlich war das erst die Erstauflage. Ich habe sie für den Schreibwettbewerb meiner Schule geschrieben und wollte ein paar Meinungen dazu hören, bevor ich sie abgebe.

Vielen Dank für Ihre Hinweise,

LG
Nadine

 

Hallo Nadu,

folgenden Absatz würde ich weglassen; er stört durch den größeren Abstand den Erzählfluß:

Seit sechs Jahren kannten Claudia und David sich schon, kennen gelernt haben sie sich in der Oberstufe. Es schien als wären sie nur für einander geschaffen. Vom ersten Tag an, bis gestern, verbrachten sie jede freie Minute gemeinsam. Einige nannten es Liebe auf den ersten Blick, andere meinten die Ironie des Schicksals hätte ihre Hände im Spiel. Doch beide wussten, dass es eine Mischung aus beiden war. Nachdem Claudia und David ihr Abitur mit Bravur gemeistert hatten, begannen sie ihr Medizinstudium; Und grad als das erste Semester vorbei war, nahm ihm der Tod seine geliebte Claudia.

Einen Absatz machen und fortfahren mit:
“Am liebsten würde ich alles hinschmeißen: das Studium und meinen Nebenjob im Altersheim. Doch ich bleibe stark...

Der Absatz markiert die Wendung, wo er aus der Resignation auftaucht und kämpferisch wird. Ich weiß auch nicht, wie man das plausibler erzählen könnte. Normalerweise gehört zu dieser Wendung der Aufprall auf der Talsohle, der ihm ja genommen ist; nicht einmal weinen darf er - ein sicheres Mittel, einen Verlust nicht zu bewältigen.

Je mehr Du den Prot. erzählen läßt, ohne zu erklären, desto unmittelbarer kommt die Stimmung auf dem Friedhof rüber. Man muß nicht die ganze Biographie efahren; Andeutungen reichen. Das Gefühl steht im Vordergrund, der Prozess, der ihn dazu führt, am Ende stark durch das Tor zu gehen.

Gruß Set

 

Hey Set,

danke für deinen Tipp, ich werde es mal ausprobieren!

LG,

Nadine

 

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