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Stephen King: Der Dunkle Turm
Der Dunkle Turm ist eine siebenteilige Fantasy-Saga, bestehend aus Schwarz, Drei, tot, Glas, Wolfsmond, Susannah und Der Turm.
King selbst bezeichnet die Saga als das wichtigste Werk seines Lebens. Fast alle Bücher, die King jemals geschrieben hat, kommen in dem Zyklus vor (entweder bestimmte Orte von dort oder Personen).
Randall Flagg aus "The Stand" irrt auch im "Dunklen Turm" herum, ebenso Patrick Danville aus "Schlaflos" und viele weitere.
Ein kurzer Einblick in die Dunkle Turm Saga (Genre: Western-Fantasy):
Der Revolvermann Roland, der letzte seines Geschlechts, hat sich die Suche nach dem Dunklen Turm in den Kopf gesetzt, er ist förmlich besessen von ihm.
Der Turm steht im Mittelpunkt aller vorhandenen Welten, aller Universen. Er steht im Mittelpunkt von allem und jedem, im Mittelpunkt allem Existierenden. Er ist für den Zusammenhalt zuständig, er ist das Ventil, das die Luft im Ball hält. Er steht an der Wurzel der Zeit.
Doch irgendetwas stimmt ganz und gar nicht mit dem Turm, denn Rolands Welt zerfällt. Die Entfernungen zwischen Orten nehmen zu, die Himmelsrichtungen ändern sich gelegentlich, die Zeit selbst ist "weich", an manchen Orten kommt es zu Bildung der gefährlichen "Schwachstellen" und alles Technologische geht vor die Hunde.
Alles schöne, alles Liebliche seiner Welt zerfällt in graue Sinnlosigkeit. Es ist eine trostlose Welt geworden ...und auf ihre Weise überwältigende Welt.
Nach und nach gelingt es Roland, Gefährten zu finden, die ihn bei seiner Suche zur Seite stehen; nämlich Eddie, Susannah, Jake und Oy.
Doch je näher sie dem Turm kommen, desto größere Probleme erwarten sie.
Sie müssen beinahe ständig gegen die Unwirtlichkeiten von Rolands unendlich weiten Welt ankämpfen - Langsame Mutanten, Monsterhummer, Zeitparadoxons, Dämonen, Geister, Thinings, und die allgegenwärtigen "Produkte" der geheimnisvollen Firma North Central Positronics.
Das gelegentliche Auftauchen schwergestörter Bösewichte (Zeitloser Fremder, Andy der Kurierroboter, Rhea vom Cöos, Blaine der Mono…) macht ihre Reise auch nicht leichter.
Das sollte als Einleitung genügen. Ich will hier nicht mit Spoilern um mich werfen.
Ich werde nun Gründe angeben, wieso die Saga einerseits eine solche Faszination auf mich ausübt, und Gründe, wieso ich manche Stellen einfach nur hasse:
Positives:
Es ist der Eindruck unendlicher Weite, den man beim Lesen erhält. Die Traurigkeit der Wüsten, die ländlichen Callas, das verseuchte Donnerhall, das zerstörte Wüste Land…
Die Prots: Kings Stärke sind seine Charaktere, und in dieser Saga hat er sich besondere Mühe gegeben. Die Prots haben eine Tiefe, die ich beim "Herrn der Ringe" immer vermisst habe. Manchmal scheinen sie tatsächlich zu leben. Doch gewisse Chars hat er fast zu außergewöhnlich gemacht (Susannah zum Beispiel).
Die spannenden Stellen, wie Schießereien oder Wortgefechte, werden derart liebevoll und lebendig geschildert, dass es eine helle Freude ist.
Und nun alles Negative:
Die Handlung ist teilweise sehr unlogisch und bei den Haaren herbeigezogen. (er wusste nicht, wieso er es tat, aber er tat es trotzdem).
In keinem Romanzyklus sind mir derart viele Logikfehler aufgefallen. Ich schreibe jetzt keine Liste, das würde den Rahmen sprengen.
Im gesamten Zyklus wird nicht erklärt, wieso Roland nun nach dem Turm sucht. Stattdessen werden Ausreden präsentiert: "Er ist besessen davon", "Wir müssen dort etwas reparieren". Roland und seine Gefährten haben also keine Ahnung, was sie machen sollen, wenn sie den Turm irgendwann einmal erreichen sollten.
Die Saga ist mir zu amerikanisch. Obwohl ich absolut nichts gegen Amerikaner habe.
In Rolands Welt gibt es nur Amerikaner, obwohl Mittwelt keine Parallelwelt unserer eigenen ist, sondern eine heruntergekommene Fantasywelt mit Technologie. Vom Oberschurken bis zum niedersten Bauern – alle sind sie Amis (auch die Dämonen und Geister).
***
Trotz dieser negativen Aspekte schafft es King, den Leser bei der Stange zu halten. Und dieser wird nicht enttäuscht: Aufwändige Präsens-Flashbacks, Stufenschreiben, Alle Wörter In Einem Satz Großschreiben, usw. erfreuen das Herz des experimentierfreudigen (oder nicht allzu erfahrenen) Hobbyautoren und geben ihm massenweise Inspirationen und Anleitungen für eigene Geschichten.
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Der Einfluss dieser Saga auf meine eigenen Geschichten ist enorm (jedenfalls, wenn ich Fantasy schreibe): In einer suchen ein paar arme Irre nach einem Turm, in der anderen taucht ein alter Bekannter namens Walter auf (sieht dem Zeitlosen Fremden sehr ähnlich, kann aber nicht zaubern). Und meine nächste handelt von einer Verfolgungejagd durch die Wüste…
Und: Ich schreibe Rückblenden nur im Präsens und kursiv – gleich wie in der Turmsaga.
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Abschließend noch meine Lieblinszitate aus dem Zyklus:
"See you later alligator, after awhile crocodile, vergiss nicht zu schreiben."
Blaine der Mono
"Du kannst mich Richard Fannin nennen. Das ist zwar nicht mein richtiger Name, kommt aber schon nahe hin."
der Zeitlose Fremde
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Vielleicht findet sich ja jemand, der das Teil gelesen hat und auch seinen Senf dazugibt.
Der Allgemeineindruck, das Positive, das Negative, eure liebsten Protagonisten und Antagonisten, und die Lieblingsstellen (oder Zitate) würden mich interessieren.
Es würde mich auch interessieren, welchen Eindruck die Beschreibung der Saga auf den Nichtleser macht.
Liebe Grüße,
131aine