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Sterbenslangweilig

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10.10.2006
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Sterbenslangweilig

Gibt es – gibt’s in Gilead Balsam? – sag’s mir- sag mir, bitt’ dich sehr!

Es klingelt, eigentlich läutet es sogar. Ich schlage das Buch zu, stehe vom Sofa auf und gehe zur Tür. Es wundert mich etwas, dass es klingelt, vielmehr läutet. Denn ich habe keine Klingel. Und schon gar keine Glocken, die läuten können. Und auch dass ich lese, kommt eher selten vor.
Ich stehe also vom Sofa auf und gehe durch den kleinen Vorflur, in dem Gäste, die ohnehin nie kommen, ihre Schuhe ausziehen sollen und sehe durch das Milchglas der Haustür eine Gestalt. Ich öffne die Tür und bin ziemlich baff.
Denn da steht eine junge Frau, gut und gerne zwei Meter groß, die einen Knirps-Regenschirm in ihrer rechten Hand hält. Vor ihrem Gesicht stehen Regentropfen starr in der Luft. Wirklich starr. Also ich kann die Tropfenform sehen. Man sagt ja immer, dass in entscheidenden Situationen der Film im Kopf langsamer abläuft, aber er läuft nicht langsamer ab, er steht einfach still, genau wie die Regentropfen. Kann ich reinkommen, fragt die Frau mit dem Knirps-Regenschirm.
Ich stoße mit dem Zeigefinger gegen einen der Wasserkörper und er gibt elastisch nach, so als würde ich meinen Finger in einen dieser Gummisitzbälle drücken.
Sie räuspert sich und fragt, ob sie reinkommen könne. Bedaure, sage ich, wüsste nicht, wieso. Mira Sorvino, sagt sie und ich frage, Mira wer und sie sagt Sorvino und ich sage Ach, obwohl ich noch nie von einer Mira Sorvino gehört habe. Sie nimmt ihren ockerfarbenen Knirps-Regenschirm herunter und faltet ihn zusammen.
Ich finde das ziemlich seltsam und frage sie, ob sie denn Basketball spiele. Bei der Größe. Natürlich eine ziemlich dumme Frage. Nein, sagt sie, Schach. Man habe da gewisse Verpflichtungen. Ja, sage ich, das kenne ich. Sie fragt, ob sie nun reinkommen könne. Sie sei auch bereit, ihre Schuhe auszuziehen. Ich schaue auf ihre Füße und sie hat froschgrüne Flipflops an und darin stecken sehr schöne Zehen. Dann sehe ich von den Zehen langsam nach oben, von der Sohle zum Scheitel mäßig und sie ist wirklich riesig, also wirklich, wirklich riesig. Die Beine sind in so einem Hosenrock. Und oben rum trägt sie eine weiße Bluse.
Ich gebe die Tür frei und sage, sie könne die Schuhe ruhig anlassen. Nicht, dass sie sich den Tod hole. Mit den nackten Füßen auf dem kalten Steinboden.
Nein, sagt sie, den Tod wolle sie sich nicht holen und behält die Flipflops an.
Ich gehe rückwärts aus dem Vorflur, dem mit den Schuhen, in den richtigen Flur. Und sage Mira, ein schöner Name. Nein, sagt sie, das ist nicht mein Name, ich dachte nur, Sie hätten den Film gesehen. Eigentlich bin ich der Tod.
Ich schlage die zweite Tür vor ihrer viel zu großen Nase zu. Das heißt, ich versuche, sie zuzuschlagen, aber sie bringt den Knirps-Regenschirm irgendwie zwischen Tür und Angel. Sozusagen. Normalerweise schiebt man ja einen Fuß dazwischen, aber das will sie wahrscheinlich nicht. Wegen der Flipflops.
Ich drücke mich also mit allem Gewicht gegen die Tür und der Knirpsschirm fuchtelt wie wild neben meinem Kopf in der Luft herum. Und ich bin schon ein wenig in Panik, wegen der Sache mit dem Tod und auf einmal geht der ockerfarbene Schirm auf und eines dieser Stahlstäbchen, die sie in den Schirm einnähen, trifft mich unter dem Auge und ich taumele zurück und sie schiebt sich durch die Tür und sagt, Tut mir leid, aber das haben Sie sich wohl selbst zuzuschreiben.
Es müsse sich um einen Irrtum handeln, sage ich. Ich sei mir da ziemlich sicher. Sie solle mich doch mal genau anschauen. Quicklebendig. Von Tod könne da wirklich keine Rede sein. Und überhaupt, ob sie sich denn ausweisen könne.
Nein, sagt sie. Aber schauen Sie sich mal die Regentropfen an.
Ja, sage ich. Das sei schon recht beeindruckend, aber trotzdem. Woran sei ich denn gestorben? Und sie sagt, Aneurisma. Und ich frage, Und wann? Und sie sagt, vor zwei Tagen, seitdem sei ich im Limbo und ich frage, Limbo? Und sie sagt, Limbo.
Sie verstehe ja, dass das für mich alles ziemlich aufregend sei, aber für sie sei es nun mal Routine. Ein wenig wie ein Besuch beim Friseur. Für einen selbst schon irgendwie wichtig, weil man das nur vier Mal im Jahr macht, aber für den Friseur Alltag.
Friseur, sage ich. Vielleicht kein gutes Beispiel, sagt sie. Jedenfalls nicht bei einem Mann.
Ich träume wohl, sage ich. Ach, Sie sind ein Träumer, sagt sie, dafür hätte ich Sie gar nicht gehalten, ich dachte Sie sind mehr ein Spieler oder, und da will ich Ihnen nicht zu nahe treten, ein Bettler.
Bettler, sage ich. Bettler, sagt sie, Sie wissen schon. Nein, nein, bitte nicht, ich bin noch so jung, ich gebe ihnen Geld, alles, was Sie wollen, jetzt wo ich weiß, dass ich bald sterbe, werde ich noch mal richtig leben. Und sie macht, während sie das sagt, richtig den Eindruck, dass sie das ernst meint. Also sie weint fast und klingt richtig verzweifelt. Und dann ist sie damit fertig und hat wieder gar keinen Gesichtsausdruck.
Und ich sage, Verstehe, Bettler.
Bringt es denn was, frage ich. Nein, sagt sie. Sei auch ziemlich nervig. Brad Pitt habe da viel vermasselt. Mit diesem Joe Black-Film. Ich nicke und sage, Ja, Brad Pitt. Früher, sagt sie, wollten sie alle Schach spielen, das sei amüsanter gewesen. Und auch besser, weil die Leute dann geglaubt hatten, eine Chance zu haben. Das hätte ihnen auch den Abschied leichter gemacht. Ob sie denn Lust auf Schach habe, frage ich. Haben Sie denn ein Brett da, fragt sie. Nein, sage ich. Und sie sagt, Na, dann nicht.
Schöne Flipflops, sage ich. Danke, sagt sie. Und wir schweigen einander an und es ist mir ziemlich peinlich, weil ich auf einmal merke, dass wir immer noch im Flur stehen.
Tut mir leid, dass ich Sie so lange aufhalte, sage ich. Kein Problem, sagt sie. Wir haben alle Zeit der Welt.
Und, frage ich. Was meinen Sie, fragt sie. Und ich sage, Weiß nicht. Was passiert denn jetzt? Und sie fragt, Was glauben Sie denn, was passiert? Und ich sage, Weiß nicht. Und sie sagt, Oh. Ich meine, dass will man ja wirklich nicht hören. Oh. Und sie sieht auch ein bisschen enttäuscht aus. Wiedergeburt, frage ich. Sind Sie denn Hindu, fragt sie. Nein, sage ich. Dann nicht, sagt sie.
Hindus, sage ich. Die haben also Recht. Na ja, sagt sie. So könne man das auch nicht sagen. Und ich schaue auf meine Schuhspitzen. Und sie sagt, Schönes Haus und ich sage, Danke.
Und wir schweigen einander an und ich denke, dass es schon komisch ist, dass ich hier in meinen Lieblingsturnschuhen stehe, denn die habe ich ja eigentlich bei einem Umzug vor fünf Jahren verloren.
Ist bestimmt schwer, in Ihrer Größe so schöne Anziehsachen zu finden, sage ich und schäme mich ein bisschen dafür, dass ich Anziehsachen gesagt habe und nicht Kleidung und sie sagt, Danke. Ich sei sehr nett.
Aneurisma, sage ich. Aneurisma, sagt sie. Im Kopf, frage ich. Ja, sagt sie. Im Kopf. Wie es mir jetzt gehe, fragt sie. Gut, sage ich. Obwohl ich mir da gar nicht so sicher bin. Sind Sie denn mit ihrem Leben zufrieden, fragt sie. Ja, sage ich. Schön, sagt sie, das hört man gerne.
Und ist wieder still und ich auch und es ist mir ganz schrecklich peinlich, weil ich gar nicht weiß, was ich noch sagen soll.
Sie glauben nicht an mich, sagt sie. Und ich sage, Nein, eigentlich nicht. Und sie sagt, Ja, das sei sie schon gewöhnt. Anstrengender Beruf, frage ich. Und sie sagt, Nein, eigentlich nicht.
Vielleicht sei es ja ganz gut, dass ich sterbe, sage ich. Warum, fragt sie. Wegen der Wirtschaftskrise, sage ich und sie nickt und sagt, Ja.
Es sei ja schon fast eine Depression, sage ich. Und sie sagt, Ja, das könne man fast schon sagen. Und ich sage, ich war es sowieso ein wenig leid. Und sie fragt, Was denn? Und ich sage, Na ja, jeden Tag dasselbe. Aufstehen, Anziehen, Leben und dann all die Wehwehchen. Gerade im Alter, davor hätte ich ohnehin immer Angst gehabt. Ja, sagt sie, das gehe vielen so.
Haben Sie denn noch etwas zu erledigen, fragt sie. Und ich frage, Könnte ich es denn noch erledigen und sie sagt, Nein und spannt ihren Schirm auf und wieder zu und reibt mit der Sohle ihres rechten Flipflops über ihren linken Fußrücken. Und dann streckt sie die Finger ihrer rechten Hand aus und hält sie sich vor die Augen und mustert ihre Fingernägel und dreht die Hand und schaut sich auch ihre Handinnenfläche an.
Sie sind nicht verheiratet, frage ich, weil mir auffällt, dass sie keinen Ring am Finger trägt. Und sie sagt, Nein. Nicht den Richtigen gefunden, frage ich. Und sie sagt, Nein. Und ich komme mir ziemlich blöd vor.
Und ich frage, ob wir jetzt gehen können. Und sie sagt, Gerne, wenn ich denn bereit sei. Und ich frage, ist denn je jemand bereit und sie sagt, das müsse ich schon selbst wissen. Sie habe in all den Jahren gelernt, dass es am Besten sei, so vorzugehen, wie sie jetzt vorgehe. Und ich sage, Gut, dann bin ich bereit. Und wir gehen.

 

Hi Quinn,

zuerst mal ein herzliches Willkommen auf kg.de

Dann ein wenig Textkram:

Es klingelt, eigentlich läutet es sogar.
Ich finde nicht, dass läuten ein stärkeres werd ist als klingeln, von daher ist der Satz für mich unsinnig.

Und ich frage, Und wann
das zweite und klein.

Ja, Brad Pitt
ja

Sind noch ein paar Fehler drinnen, wo du nach dem Komma groß weiterschreibst.


So jetzt zum Inhalt.

Seltsam ist dein Text alle Mal, zumindest lässt du mich ziemlich ratlos zurück. War sie wirklich der Tod? Warum geht er dann doch einfach mit?

Insgesamt aber hat mir dein Text nicht so gefallen, der Hauptgrund war eigentlich die indirekte Rede. Anfangs fand ichs noch ganz nett und in der einen oder anderen Situation hat es gut gepasst und recht amüsant gewirkt, aber meistens hat es mich ziemlich genervt. Vor allem das ständig sich wiederholenden Schema. Tot, sage ich, ja tot, sagt sie usw... Fand ich auf die Dauer einfach schlimm. Ich denk es würde schon viel bringen wenn du nicht ständig "sag" schreiben würdest, sondern ein anderes Werk.

Ich unterstelle dir jetzt einfach mal das du das bewusst eingesetzt hast, um vllt auch die Sterbenslangeweile auszurücken, aber es wirkt einfach nicht. Wann der Text länger gewesen wäre, hätte ich ihn wegen der ständigen Wiederholung nicht zu Ende gelesen.

Ansonsten fand ich die Idee ganz nett.

lg neukerchemer

 

Kann meinem Vorredner nur beipflichten, was die Dialoggestaltung betrifft. Erstens kommt das wirklich nicht (als es mir zuviel wurde, habe ich die Lektüre abgebrochen, tut mir leid), und zweitens ist es wider Regel und Verstand, das Wort hinter dem Komma groß zu schreiben. Ob du meinst, da finge doch die Rede an oder nicht, das Komma ist nunmal kein Satzschlusszeichen.

Ansonsten finde ich die Geschichte, bzw. die gelesenen ersten zwei Drittel, cool, richtig originell, und ... ja, wenn ich endlich wieder schriebe. Eine Geschichte, die Licht in den Geist bringt. Ich frage mich fast, warum ich die Lektüre abgebrochen habe, aber nun ist vorbei, kann ich mich aufgrund der besagten Mängel nicht mehr einlesen. Magst du nicht zu einem angenehmeren (konventionelleren) Dialogformat wechseln und das, was du damit vielleicht rüberbringen wolltest, anders ausdrücken? :)


-- floritiv.

 

Hallo,

vielen Dank, dass ihr euch überhaupt die Zeit genommen habt, die Geschichte zu lesen und zu kommentieren.
Ich habe hier versucht einer möglichst langsamen Handlung eine möglichst schnelle, plappernde Form zu geben -eben durch den Dialogstil, der vielleicht laut gelesen oder in einer Vortragssituation funktionieren könnte, in dieser Form wohl nicht.

Wenn diese Form allerdings dazu führt, dass nichtmal jene, die die Handlung gut finden, den Text zu Ende lesen, ist das Experiment natürlich arg mißlungen.

@Floh:

Eine Geschichte, die Licht in den Geist bringt.
Das ist aber ein großer Satz für so eine kleine Geschichte. Vielen Dank.

Magst du nicht zu einem angenehmeren (konventionelleren) Dialogformat wechseln und das, was du damit vielleicht rüberbringen wolltest, anders ausdrücken?
Normalerweise hätte ich direkte Rede für Fräulein Sorvino verwendet und "saubere", indirekte Rede für den Ich-Erzähler. Vielleicht teste ich einmal aus, ob das hier auch funktioniert.
Meine anderen Geschichten sind in der Regel schon konventioneller.

@neukerchemer:

Vor allem das ständig sich wiederholenden Schema. Tot, sage ich, ja tot, sagt sie usw... Fand ich auf die Dauer einfach schlimm.
Ja, das kann ich nachvollziehen und verstehen. Mir hat es an dem Text am Besten gefallen. Aber wenn man die "Stimmen" der Figuren nicht hört, wirkt es wahrscheinlich wahnsinnig nervig und schlimm. :)

Seltsam ist dein Text alle Mal, zumindest lässt du mich ziemlich ratlos zurück. War sie wirklich der Tod? Warum geht er dann doch einfach mit?
Also ratlos sollte der Text niemanden zurücklassen, vielleicht mit einem Fragezeichen über dem Kopf. Ja, sie ist der Tod. Und warum er doch noch mitgeht, ist eigentlich das Thema des Textes. Aber offensichtlich hat die nervige Form auch das Thema verdrängt.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

Quinn schrieb:
Wenn diese Form allerdings dazu führt, dass nichtmal jene, die die Handlung gut finden, den Text zu Ende lesen, ist das Experiment natürlich arg mißlungen.
Mir hat die Geschichte gefallen. Auch die Form der indirekten Rede. Insofern finde ich dein Experiment gelungen. Im Gegensatz zu neukerchemer haben mir die Wiederholungen, das Aufgreifen des zuvor Gesagten, gut gefallen. Ich liebe dieses Stilmittel. Hat wohl auch etwas mit Geschmackssache zu tun.
Auch wenn mir die Geschichte gefallen hat, könntest du sie noch etwas aufpolieren, etwas aufpeppen. Mir sind noch zu viele Füllwörter drin, zu viele Floskeln, zu viele unwichtige Randerscheinungen. Besonders im ersten Abschnitt.
Es klingelt, eigentlich läutet es sogar.
Leg dich doch fest. Lass es klingeln oder läuten. Fertig. Dieses Unentschlossene, das sich ja fortsetzt, hätte mich fast davon abgehalten, die Geschichte weiterzulesen. Die ersten Sätze einer Geschichte sind die wichtigsten. Und was folgt auf diesen ersten Satz? Weitere Unentschlossenheit
Es wundert mich etwas, dass es klingelt, vielmehr läutet. Denn ich habe keine Klingel. Und schon gar keine Glocken, die läuten können. Und auch dass ich lese, kommt eher selten vor.
Was passiert denn eigentlich? Es läutet, der Erzähler legt das Buch weg, in dem er gerade gelesen hat und steht auf. Dann wundert er sich wegen des Klingelns, da er ja gar keine Klingel hat. Fertig. Mehr ist nicht. Alles andere, der Hinweis auf das Läuten, die Glocke, darauf, dass er eher selten liest - wen interessiert das an dieser Stelle? Um den Protagonisten zu charakterisieren, ist es viel zu wenig - und mit dem Fortgang der Geschichte hat es auch nix zu tun. Dieses Füllen des Textes mit unwesentlichen Informationen setzt sich fort. Beispiel: Der Flur, in dem sich die Besucher, die es ja kaum gibt... - und so weiter.

Wenn du die Geschichte überarbeiten willst - und sie hätte es verdient - dann versuch doch mal, all diese irrelevanten Infos zu streichen. Die Geschichte würde kürzer, wäre prägnanter und hätte vielleicht noch mehr Tempo.

Eine überarbeitete Version hätte auf jeden Fall schon mal einen Leser gewonnen. Versprochen.

Gruß
George

 

George Goodnight schrieb:
Alles andere, der Hinweis auf das Läuten, die Glocke, darauf, dass er eher selten liest - wen interessiert das an dieser Stelle? Um den Protagonisten zu charakterisieren, ist es viel zu wenig - und mit dem Fortgang der Geschichte hat es auch nix zu tun.
Argh, nicht ganz. Also was er liest und dass er dort liest, obwohl er sonst nicht liest, ist schon wichtig.
Natürlich unwichtig an dieser Stelle und nicht gerade ein packender, zum Nagelknabbern verleitender Beginn. Und natürlich könnte man diese Füllwörter auch streichen, für mich machen aber sie die Komik des Textes aus und tragen zu dem angepeilten, etwas irrwitzigen Plapperstil bei -der mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Das ist schon die Parodie eines bestimmten Pop-Stils und sicherlich nicht bierernst gemeint.

Aber wie gesagt, das hier ist keine typische Geschichte für mich, sondern eher eine experimentelle. Ich kann ja tatsächlich mal versuchen, sie in einem konventionelleren Tonfall und Tempo zu erzählen, aber ich bezweifel -und hoffe es auch heimlich-, dass sie dann noch funktionieren würde.

Vielen Dank für deinen Kommentar
Quinn

 

hi quinn

also, ich kann mich george anschließen mit seinen ersten aussagen.
ich liebe diesen stil. ich war die ganze zeit am grinsen. und die ersten sätze mit den klingeln oder läuten. genau deshalb habe ich es weitergelesen. wollte wissen, ob es noch so einen deppen wie mich gibt. ;)

mit den regentropfen, die still stehen. hast du das vllt aus dem film: big fish?
da gibts doch auch diese szene, wo alles stehenbleibt und der typ durch eine menge von lichtern geht, sie berührt und sie runterfallen. na ja, ist ja auch egal. ich hab es wirklich sehr gerne gelesen. ich würd den text auf keinen fall ändern (außer die fehler, nach dem komma groß zu schreiben, also wirklich) und zu einem konventionellen text machen. das haben wir hier en masse. also mein tipp/vorschlag wäre, den text so lassen, wie ich ihn vorgefunden habe.
und die geschichte hat mich nicht ratlos stehengelassen. es war irgendwie klar, dass er mitgehen muss.
aber ich hab irgendwie die ganze zeit geglaubt, dass die frau ihn plötzlich erwürgt und mit sich schleppt. dann dachte ich: verdammt, sie hat ihn ja schon umgebracht, nochmal töten, macht keinen sinn.

boah schon wieder zuviel gelabert. ich freue mich auf jeden fall auf weitere geschichten von dir.

cu J:baddevil:

 

Hi,

Es klingelt, eigentlich läutet es sogar.

gut

dass es klingelt, vielmehr läutet.

leider wiederholt es sich


(blödes Wort)

Vorflur, dem mit den Schuhen

klingt irgendwie komisch

Eigentlich bin ich der Tod.

Eine Frau als der Tod – gute Idee

Der nun folgende Abschnitt (die Tür wird zugeschlagen ...) ist echt spannend – sehr gut.
Nun entwickelt sich eine spannende Geschichte, so finde ich, also der Tod, in Form einer Frau.
Und dann das etwas enttäuschende Ende.

Aber, warum enttäuschend? Ich denke du hast gar keine Alternative ein gutes Ende hinzukriegen.

Folgende drei Ausprägunegn kann man sich vorstellen

a.) Der Tod wird überlistet
b.) Es ist alles nur geträumt
c.) Man „geht wirklich“

Du hast dich für c.) entschieden. d.) fällt mir nicht ein und wäre somit (zumindest für mich) überraschend.

Du zeigst, wie man in einer Kurzgeschichte die Spannung in kurzer Zeit hochtreiben kann. Das ist cool.

Vielleicht ist es, wie bei einem sehr spannenden Film – das Ende ist meistens blöd.

Trotz meiner Ausführungen, dass du gar keine Chance hast, ein zufriedenstellendes Ende hinzukriegen ein Vorschlag. Lasse die Sätze am Ende:

Und ich sage, Gut, dann bin ich bereit. Und wir gehen

enfach weg. Dann kann der Leser selbst entscheiden ob es a,b,c oder soga „d“ war.

Noch eine Anmerkung in eigener Sache: „Man so langsam entwickle ich mich zu Kg Junkee“
Man könnte eine Kurzgeschichte darüber schreiben ...

 

Hanqw schrieb:
Trotz meiner Ausführungen, dass du gar keine Chance hast, ein zufriedenstellendes Ende hinzukriegen
Hey Hanqw,

danke für deine Kritik. Mit den "zufriedenstellenden Enden" ist es so eine Sache. Überraschend ist das Ende glaube ich nicht, sondern eher eine logische Konsequenz.

Du merkst das Wort "Baff" an, ich find das eigentlich ein sehr schönes Wort, weil es lautmalerisch einen Zustand treffend beschreibt.
Die Idee mit dem "Frau als Tod" ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern es gibt tatsächlich einen (ziemlich seltsamen) Film mit Mira Sorvino als Tod -und die ist nunmal eine Frau, und was für eine.

@JoBlack:
Danke für deine Kritik, aber nee ich hab "Big Fish" nicht gesehen, ist bestimmt so ein Chick-Flick. :)
Dass mit dem "nach dem Komma groß" - jo, mei. Ich hab mir da schon was bei gedacht und hätte überhaupt nicht erwartet, dass es auf so große Kritik stößt -es merkt ja fast jeder an, also muß ich da wohl schweren Herzens nochmal drüber. Dann müsste ich aber auch generell die indirekte Rede (Denn stellenweise mische ich im Text gemeinerweise direkte Rede verkleidet als indirekte Rede rein) komplett überarbeiten.

@Zerbrösel-Pistole:
Schön, dass dir der Stil gefällt.
Dass ein Problem des Textes die beiderseitige "indirekte" Rede ist, hab ich ja schon zähneknirschend eingestanden. Es ist die Frage, ob der Tempogewinn das rechtfertigt.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

vieles, was ich beim Durchlesen dachte, ist schon angemerkt worden (Dialogform). Das hat bei mir soweit geführt, dass ich mich auf den Inhalt leider nicht ganz konzentrieren konnte, weil ich dauernd dachte: Schon wieder ein: sagte sie...fragte er...
Gestört haben mich auch die vielen Unds zum Satzbeginn. Aber das von dir sicher gewollt und von daher kneif ich da wohl einem Ochsen ins Horn, wenn ich das bemängle ;).

Die Idee, die hinter dieser Geschichte steht, gefällt mir sehr gut und auch der Schluß spricht doch für die Diplomatie der Frauen :D.

Ich denke, dass auch eine überarbeitete Version bestehen könnte, da der Plot doch eher unkonventioneller Art ist und du nicht nur von der Verpackung abhängig bist.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hey bernadette,

bernadette schrieb:
Die Idee, die hinter dieser Geschichte steht, gefällt mir sehr gut und auch der Schluß spricht doch für die Diplomatie der Frauen :D.
Puh, ich wusste doch, dass mein Frauenbild nicht so daneben ist, wie es mir immer wieder -und völlig zu Unrecht!- vorgeworfen wurde.

Ich denke, dass auch eine überarbeitete Version bestehen könnte, da der Plot doch eher unkonventioneller Art ist und du nicht nur von der Verpackung abhängig bist.
Der Plot alleine ist doch langweilig und lahm. Zwei Leute führen ein peinliches Gespräch. Der Witz -bzw. der gedachte Witz- war ja gerade, diese Geschichte in einem aberwitzigen Tempo durchzuhecheln (außerdem war der Stil von Anfang an auch ein wenig als Parodie gedacht, offensichtlich ist der Stil, der parodiert wird, aber relativ unbekannt).
Dass der Inhalt mehr oder weniger einhellig gelobt wird, die Form aber mehr oder weniger einhellig verdammt wird, gibt mir schon zu denken, vor allem, weil ich beim Schreiben deutlich mehr Wert auf die Form gelegt hatte und der Inhalt nur aus einer "neuen" Idee und einem wilden Mix aus aufgeschnappten Jenseits-Theorien besteht.


Gruß
Quinn

 

Hi Quinn

Gibt es – gibt’s in Gilead Balsam? – sag’s mir- sag mir, bitt’ dich sehr!
nimmermehr ;)


Der Tod, der eigene Verfall, sich den vorzustellen ist schon morbide. Zu sterben, weil es langweilig ist zu leben, ist noch morbider.

Es klingelt, eigentlich läutet es sogar. Ich schlage das Buch zu, stehe vom Sofa auf und gehe zur Tür. Es wundert mich etwas, dass es klingelt, vielmehr läutet. Denn ich habe keine Klingel. Und schon gar keine Glocken, die läuten können. Und auch dass ich lese, kommt eher selten vor.
Ich stehe also vom Sofa auf und gehe durch den kleinen Vorflur, in dem Gäste, die ohnehin nie kommen, ihre Schuhe ausziehen sollen und sehe durch das Milchglas der Haustür eine Gestalt. Ich öffne die Tür und bin ziemlich baff.
der Einstieg gefällt mir, weil die Situation schon auf surrealistische Elemente hinweist.
Denn da steht eine junge Frau, gut und gerne zwei Meter groß, die einen Knirps-Regenschirm in ihrer rechten Hand hält. Vor ihrem Gesicht stehen Regentropfen starr in der Luft. Wirklich starr. Also ich kann die Tropfenform sehen. Man sagt ja immer, dass in entscheidenden Situationen der Film im Kopf langsamer abläuft, aber er läuft nicht langsamer ab, er steht einfach still, genau wie die Regentropfen.
Und du enttäuschst mich nicht, denn die 2m Frau mit dem Knirpsregenschirm könnte auch aus einer Traumsequenz sein. Der Verstand wägt ab, ist es real was geschieht? Die aburde Situation wird noch durch das Zeitlupenelement verstärkt. Man merkt der Prot ist nicht mehr in der Zeit, die man kennt.
Der Prot weiß es nicht, was der Leser ahnt, aber ihm wird auf die Sprünge geholfen. Sei es, dass ihm Wahrnehmungen bestätigt werden, als er in den Tropfen pikst.
Ich schlage die zweite Tür vor ihrer viel zu großen Nase zu.
Manche Erkenntnisse will man nicht wahrhaben, also verdrängt man sie ...
und redet sich schön, sucht, nimmt wahr, was nicht existiert um daran zu glauben.
Ja, sage ich. Das sei schon recht beeindruckend, aber trotzdem. Woran sei ich denn gestorben? Und sie sagt, Aneurisma. Und ich frage, Und wann? Und sie sagt, vor zwei Tagen, seitdem sei ich im Limbo und ich frage, Limbo? Und sie sagt, Limbo.
Ja, schließlich glaubt man sogar an ein Limbo. Lieber im Limbo als tot :D
Nein und spannt ihren Schirm auf und wieder zu und reibt mit der Sohle ihres rechten Flipflops über ihren linken Fußrücken. Und dann streckt sie die Finger ihrer rechten Hand aus und hält sie sich vor die Augen und mustert ihre Fingernägel und dreht die Hand und schaut sich auch ihre Handinnenfläche an.
Die -sich mit dem Tod abfinden_ Phase ist echt skuril erzählt, denn auch hier klammert der Prot an seinem Leben, wie an einem Strohalm, der ihm gereicht wird, denn er "schwimmt" wie ein Schauspieler im Text, im Limbo. Nur nichts anmerken lassen! Er versucht zu improvisieren und als er stecken bleibt, ist der Tod zwar endgültig, aber erleichternd.

Und ich frage, ob wir jetzt gehen können. Und sie sagt, Gerne, wenn ich denn bereit sei. Und ich frage, ist denn je jemand bereit und sie sagt, das müsse ich schon selbst wissen. Sie habe in all den Jahren gelernt, dass es am Besten sei, so vorzugehen, wie sie jetzt vorgehe. Und ich sage, Gut, dann bin ich bereit. Und wir gehen.

Mein Respekt gilt dieser Dame, sie ist weise. ;)


Fazit: Die Geschichte baut auf Verhaltensweisen, die wir in uns tragen. Sie ist sprachlich schlicht gehalten und bleibt dennoch in Erinnerung, weil Details wie froschgrüne Flipflops und ockerfarbene Knirpsschirme kleben bleiben. Auch werden mittels Details und Sprache präzise Bilder aufgebaut, die den Leser wie durch einen Film führen.

Mein Kompliment

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

ja, das Zitat ist erkannt. Ist meine Lieblingsstelle aus dem Raben -und "Der Rabe" ist ohnehin so ziemlich mein Lieblingstext. Wollte ich schon immer mal verwenden.

Dein Interpretationsansatz hat mir viel Freude gemacht. Die "realistischen" Details wie die Flipflops oder der Schirm sollten im Kontrast zur surrealen Umgebung und Handlung wirken und auch durchaus etwas Schmunzeln erzeugen.


Vielen Dank für deine Kritik
Quinn

 

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