Was ist neu

Still Blue..

Mitglied
Beitritt
21.05.2008
Beiträge
3

Still Blue..

[Und wenn du aufwachst, wirst du Teil einer neuen Welt sein.]

Sie waren sich an diesem Sonntag im März begegnet. Die großen Kopfhörer auf dem dunklen Haar und den Blick immerzu auf den Kiesweg unter ihren Füßen gerichtet, war sie, einem taumelnden Vogel gleich, in seine Flugbahn geraten. Leise summend und fasziniert davon, wie die kleinen Steinchen ihren Füßen Platz machten, bemerkte sie ihn erst, als Staub ihr die Sicht auf ihre zerschlissenen Stiefel erschwerte. Sie blickte hoch und ihre Wangen verfärbten sich leicht rosa. Der Versuch, entschuldigend zu lächeln, schien keine große Wirkung zu haben. Denn der junge Mann, dem sie soeben vor das Rad gelaufen war, blickte sie mit seinen stechend grünen Augen grimmig an. Seine Lippen schienen so etwas wie „Kannst du nicht aufpassen?“ zu formulieren, doch als Merle gerade ihre Kopfhörer auf die Schultern schubste, stieg er schon wieder auf sein rostrotes Rad, das bei jedem Tritt quietschte. Eine kleine Staubwolke wirbelte auf und Merle murmelte ein „Entschuldigung“. Die Staubwolke schien ihr zu verzeihen und verschwand. Merle setzte die Kopfhörer auf ihre Ohren und konzentrierte sich wieder auf die kleinen Steine zu ihren Füßen.
Der Wind, der im Park der Großstadt wehte, wirbelte ihr Haar in Strähnen in die Luft, hob sie an und ließ sie wieder fallen. Er gab sich Mühe, aber die Einsamkeit konnte er nicht aus ihren Haaren pusten, sie hatte sich in ihnen verfangen.
Der Weg unter Merles Füßen wurde zu Asphalt und sie erreichte die Haustür des alten Mietshauses, stieß sie mit der Schulter auf und verschwand darin. Vorsichtig setzte sie einen Fuß nach dem anderen auf die Treppenstufen, leise, damit niemand sie bemerkte. Unbewusst hatte sie ein Spiel daraus gemacht. Immer, wenn sie nach Hause kam, spielte sie „Bloß nicht gesehen werden“. Bisher war es jedes Mal gut gegangen, nie hatte jemand aus den anderen Wohnungen gelugt oder war in das Treppenhaus mit den drückend dunkelgrünen Wänden getreten. Und auch an diesem Sonntag erreichte sie ihre Wohnungstür, ohne gesehen zu werden. Mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen schloss sie die schwere Tür auf und trat in den Flur ihrer Wohnung.
Es war nun noch dunkler in der Wohnung als vor ihrem Spaziergang. Gleich drückte sie auf den Lichtschalter neben der Tür, denn das Dunkel in ihrer Wohnung beunruhigte sie. Es war seltsam, draußen fühlte sie die Dunkelheit wie eine angenehme Decke, unter der sie verschwinden konnte. Aber in ihren eigenen Räumen machte ihr die Finsternis Angst. Lag es daran, dass die Finsternis leer war? Leer.
Als würde sie die Leere dadurch vertreiben können, schüttelte sie sich. Sie zog die Stiefel von ihren Füßen, stellte sie neben die Tür und ging in die Küche. Der verwischte Wasserrand, den das Glas auf dem dunklen Tisch hinterlassen hatte, war getrocknet und nahm im weißen Licht der Straßenlaterne eine undeutbare Gestalt an. Das Glas hatte sie neben die Spüle gestellt, sie nahm es und füllte es mit Leitungswasser. Das Schlucken fiel ihr schwer, obwohl sie keine Schmerzen hatte. Sie spürte das Wasser, wie es in ihren Körper floss. Langsam, als würde es sich Zeit nehmen, um ihren Körper von innen auszuleuchten. Das Glas bekam den Platz zurück, den es schon kannte, und Merle verließ die Küche. Unter ihren nackten Füßen spürte sie die jahrzehntealten Holzdielen. Zeit. Was war schon Zeit? Sie floss und floss und niemand konnte einen Damm bauen, um sie am Weiterrinnen zu hindern. Merle legte sich auf ihr Bett, ohne den dunkelblauen Rock oder das Shirt von ihrem Körper zu streifen. Das silberne Medaillon hob und senkte sich auf ihrem Brustkorb. Sie bildete sich ein, das Atmen würde ihr durch diese Last schwerer fallen und in ihrer plötzlichen Atemnot, riss sie das Medaillon von ihrem Hals und warf es in die Finsternis ihres Schlafzimmers. Mit einem metallisch-scheppernden Geräusch fiel es auf den Holzboden. Morgen würde es nicht mehr da sein. Wenn sie aufwachte, würde es einfach verschwunden sein. Sie dachte ganz fest daran, so fest, dass der Wunsch einfach in Erfüllung gehen musste. Ihre Gedanken wurden zu einem Strudel und ließen sie in einen Traum treiben. In einen Traum, in dem ihr grüne Augen entgegenleuchteten.

 

Ein bisschen einfallslos oder warum zweimal derselbe Titel?

 

Hi

Ist das jetzt eine Serie?
Das ist wieder dasselbe Mädchen, aber die Geschichten funktionieren auch ohne einander, die hier ist deutlich schwächer als die andere, die Stimmung hast du nicht wirklich rübergebracht. Außerdem schwächt diese Geschichte dadurch die andere, weil es sozusagen die nächste Folge ist, bzw. an das Ende anknüpft.
Es ist gut, manchmal rechtzeitig aufzuhören.

JoBlack

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom