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Stumm, starrend. Da saß er

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27.11.2005
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Stumm, starrend. Da saß er

Da saß er. Er war nie gewesen

Da saß er. Er war nie gewesen

Da saß er. Stumm. Starrend. An die Wand. Er hatte fürsorglich Eltern gehabt. Er hatte schöne Spielsachen gehabt. Er hatte Freunde gehabt. Hermann, Peter und Thomas.
Er hatte ganz gute Noten gehabt. Er hatte sein Fachabi gemacht. Er hatte sogar studiert. Er hatte dann sogar einen ganz guten Job gehabt und eine Frau, Elisabeth, gehabt, „Lilli“, die er liebte. Er hatte Kinder. Drei. Stefan, Frederike und Thorsten. Er hatte nette Kollegen gehabt. Er hatte ein Haus gebaut. Er hatte gute Freunde gehabt. Er hatte schöne Urlaube gehabt. Zweieinhalb Wochen Griechenland. Er hatte eine sichere Rente gehabt. Er hatte seine Jubilarien gehabt. Große Feiern hatter er gehabt, Freunde und Bekannte, Verwandte, alle da, alle fröhlich. Selbst der Musikverein hatte ein Ständchen gespielt. Er hatte einen guten Ruf gehabt. Er hatte anständige Kinder gehabt. Er hatte was zu verlieren gehabt. Er hatte alles in allem Glück gehabt. Er hatte Geldanlagen gehabt. Er hatte keinen Job mehr gehabt. Er hatte plötzlich sehr viel Zeit gehabt. Er hatte eine kaputte Ehe gehabt. Er hatte einen Scheidungskrieg gehabt. Er hatte Alkoholprobleme gehabt. Er hatte Termine auf den Ämtern gehabt. Er hatte einen sehr kurzen Weg zum Supermarkt gehabt. Das Bier zu 40 Cent. Er hatte keine Lust mehr gehabt. Er hatte keine Ahnung mehr gehabt. Er hatte den Fernseher gehabt. Da saß er. Stumm. Starrend. An die Wand. Der Supermarkt hatte zugemacht, kein Bier mehr gehabt. Er hatte gehabt. Er war nie gewesen. Haben. Sein.

 

Dein Stil mag bewusst verursacht worden sein; jedoch liest sich der Text durch die gewählte Zeit und das sich ständig wiederholende "gehabt" nur monoton. Die Kombination "hatte gehabt" liest sich zudem stilistisch einfach schlecht. Das ist kein gutes Deutsch, und ich frage mich: Wieso hat der Autor sich diesen miserablen Ausdrucks bedient? Ich weiß es nicht. Inhaltlich wird mir das nicht deutlich. Ein langweiliges, trostloses Leben und ein langweiliger, trostloser Stil. Und die Aussage, dass der Prot, sich oder sein Leben nur durch Besitz definiert, also bitte, dat is ne olle Kamelle. Mir fällt nichts ein, was für Deinen Text spräche. Ne olle Kamelle so einfallslos aufzubereiten, nun ja das nenne ich keine große Leistung.

Daher: Langweilig und Null Originalität.

 

hallo guisquil,

das ist ja wirklich grauslig zu lesen. Vielleicht ist der Text noch zu retten, indem Du ihn in einen breiten Bronx-Slang übersetzt und als Rap vorträgst.
Die 'hatte-gehabt'-Idee mag originell sein, ist aber nach der achten Wiederholung endgültig ausgelatscht und verstärkt die Ödnis der aneinandergereihten Wörter.

Viele Grüße vom gox

 

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