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Super-U
Uff, die Tüten sind so schwer, dass mir die Hände schmerzen. Immer zu viele Artikel, aber ich liebe es hier einzukaufen. Mein Glück, der Weg ist nicht weit zum Häuschen, über den Parkplatz und dann gleich links.
Die Tennisschläger sind praktisch, ich versinke heute nicht im Schnee.
Erst mal die Tüten abstellen. Mein Holzverschlag zum Kräutergarten ist gut gelungen, er schützt mich vor Bären. Der Schnee glänzt, dass es mich blendet.
Pfeffer, Salz, Koreander, Senfkörner, alles am Platz. Das grüne Zeug muss ich ausreißen, es passt nicht in den Garten.
Die Tür zum Häuschen muss ich besser sichern. Das Vorhängeschloß, gibt nicht viel her.
Erstmal den Ofen anfeuern. Ist kalt und mein Atem verschleiert mir den Blick.
Ich liebe diese alten Öfen, mit fünf oder sieben Metallringen, je nach Pfannengröße. Trockenes Holz brennt einfach besser, hat mir der alte Mann gesagt. Als wäre ich verrückt. Stimmt aber.
Flamme im Herd, die Beute wartet, ausgepackt zu werden. Der Käse duftet schon. Alles auf den Holztisch, alles ist aus Holz, wunderbar warm. Wurst, Schinken, Baguette und dieser Käse, wie ich das liebe. Kaum eingepackt, frisch und nur für mich, ausgepackt. Der feine Engel, der Brot verkauft, hat mir eine Schnecke geschenkt. Die werde ich zum Café schmecken. Aber vorher den Fisch, mit Koreander und Pfeffer, das hat was. Kartoffel und Senf, den aus dieser Stadt, werden mich satt machen.
Der Wein und die Lampe, das passt. Romantik pur.
Das Fenster ist beschlagen, mal schauen was dahinter passiert.
Der Lappen ist noch feucht vom Morgen.
Weit weg von meinem Haus, auf dem Eis steht ein Reh und schaut mich an, es schneit wieder. Es ist so schön warm im Häuschen und der Käse duftet...
„Ist ihnen nicht gut, Herr Müller?“
"Pardon, ich war in Gedanken, was ist?"
„Sie weinen!“
"Entschuldigen sie mich."
Er verließ hastig das Büro, verletzte sich am Fuß, ohne Schmerz zu empfinden. Lief über den Flur in Richtung WC.
Riss die Tür auf, ein Versteck zu finden. Alles rot. Besetzt! So stand er vor diesem grauen Refugium, hörte das Stöhnen des Lebens.
Das Hemd nass von Tränen, seine Hose von Urin.
Die Glastür öffnet sich, und durch die Mitte duftetet es nach feinem Essen und Koreander.
Er macht einen Schritt, um einzutreten. Sein Gesicht prallt gegen das Grau und er verliert den Halt.
Die Realität hat ihn verloren.
Als er aufwachte, stampfte er mit seinen Schneeschuhen in Richtung Super-U. Die Verkäufer standen regungslos hinter den Theken und boten ihm, freundlich, ihre Ware an. Wie jeden Tag.
Die Plastiktüten waren wieder voll gepackt, auf seinem Rückweg. Er war nackt und die Schneeschuhe konnten das frische Gras von seinen Füßen nicht fern halten. „Das kitzelt schön“, fühlte Werner Müller.