Was ist neu

Supernova

Seniors
Beitritt
10.10.2006
Beiträge
2.635
Zuletzt bearbeitet:

Supernova

„aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen;
denn an dem Tage, da du von ihm issest,
mußt du des Todes sterben.“

(Gott, 1. Buch Mose, Kapitel 2, Vers 17)​

Steve Novak drückte sich demütig ins Büro der Chefin. Frau Evers-Niersdorf saß hinter dem schlanken Messingschreibtisch, der fast nackt war bis auf eine Porzellankatze, die den Kopf in Richtung Tür gedreht hatte. „Herr Novak“, sagte sie.
„Frau Niers-Eversdorf“, sagte Novak.
„Andersrum.“
Novak lief die Schamesröte ins Gesicht, sein Mund fühlte sich trocken an und seine Knie weich.
„Verz-verzeihen Sie.“
„Was genau ist Seti?“
Schwarze Flecken tanzten vor Novaks Augen einen schnellen Tanz, etwas Südspanisches, mit Kastagnetten. Fahrig hob er eine Hand auf Brusthöhe und gestikulierte wild: „Das ist gar nichts, das ist nur für die Forschung.“
„Sie wissen aber schon, dass wir hier Versicherungen verkaufen.“
„Ja, ja, aber das, das tut doch keinem was, wirklich. Das hat hier fast jeder drauf.“
„Es geht aber nicht um jeden, es geht um Sie. Und vor allem, Herr Novak, geht es um die private Nutzung firmeneigener Ressourcen.“ Frau Evers-Niersdorf saß kerzengerade hinter dem Schreibtisch, kein Funken Menschlichkeit war in ihren Augen auszumachen.
„Nun hören Sie doch, es tut doch keinem was. Der Rechner hat enorme brachliegende Kompetenzen, ehm, Kapazitäten und vielleicht ist da ja irgendwas. Man lädt Daten von der NASA herunter und lässt den Rechner daran arbeiten. Das wäre ja auch!“ – Genau! – „eine riesige Werbung für die Firma, stellen Sie sich das mal vor, wenn wir hier intelligentes Leben! Ich meine hier in!-“
„Wissen Sie, wo es vermutlich noch intelligentes Leben geben soll? Auf dem Arbeitsamt. Schönen Tag!“
Die schwarzen Flecken nahmen nun fast das gesamte Sichtfeld Novaks ein, seine Knie sackten ein.
„Ich sagte: Einen schönen Tag noch!“
Novak taumelte und griff im Fallen nach dem Messingtisch.
„Und Hände weg von meiner Muschi!“, hörte er noch, bevor er wie ein Boxer zu Boden ging und die Porzellankatze auf seinen Kopf krachte.

„Du bist der Hyäne also an die Muschi gegangen, hm?“, fragte Frank mit schmierigem Grinsen. „Wundert mich, dass die da überhaupt was hat.“
„Die Porzellankatze“, flüsterte Novak und rieb sich den Schädel.
„Ist bestimmt das Beste so. Jetzt kannst du mal was anderes machen, das war doch nie das Richtige für dich.“
„Du hast mir das eingebrockt“, sagte Novak in den Lärm der Kantine hinein.
„Ich?“ Frank hob seine Hände in einer Geste weißester Unschuld.
„Du hast mir das gesagt mit Seti.“
„Ach, als würde es darum gehen. Das ist die Wirtschaftskrise, das ist alles, nun komm schon, ist doch kein Weltuntergang.“
„Richtig belaberst hast du mich damit. Uh, Nova, mach das drauf, da kannst du berühmt mit werden, für die Forschung und alles.“
„Ich hab dir bestimmt nicht gesagt, dass du dich damit erwischen lassen sollst.“
„Geh du doch zu ihr und sag ihr, dass du das auch drauf hast, auf dich hört sie bestimmt.“
„Nachdem du ihr an die Muschi gegangen bist?“
„Komm schon.“
Frank grinste. „Ich hol dir noch eine Portion. Hackbraten oder so. Die Henkersmahlzeit.“
„Keine Ahnung, wie ich das Karen erklären soll.“
„Passt schon, Supernova. Es ist nur ein Job, der uns daran hindert, unser wahres Potential auszuschöpfen. Hast du dir mal überlegt, dass wir nur zehn Prozent unseres Gehirns wirklich benutzen? Und hier bei der Arbeit vielleicht überhaupt nur ein halbes?“
Novaks Kopf dröhnte noch immer. „Und warum kündigst du dann nicht einfach?“
„Weißt doch, immer wenn ein Fensterchen zugeht, geht irgendwo ein anderes auf.“ Mit diesen Worten stand Frank auf und stellte sich in die Schlange, Hackbraten holen.

Novak erwischte Karen auf der Yoga-Matte. „Ommm“, machte sie, saß im Lotussitz und hatte die Finger zu einer Position verflochten, die ihm beim bloßen Anblick Gichtschmerzen in die Gelenke trieb. Aus dem Laptop hinter ihr klang Meeresrauschen.
„Tag“, sagte er.
Ein Strahlen glitt in ihr Gesicht. „Oh, du hast endlich gekündigt! Ich hab dir doch gesagt, du blockierst dich damit nur selbst.“
Novak rieb sich über die Stirn, eine leichte Gehirnerschütterung, vermutete er, günstigstenfalls, und fragte sich, warum jeder so versessen darauf war, ihn endlich arbeitslos zu sehen.
„Frank hat schon angerufen und mir alles erzählt. Wie du diesem Mannsweib und Vatertöchterchen endlich die Meinung gesagt hast. Ich wusste doch, du hast Potential!“, jubilierte Karen und fiel ihn um den Hals. „Und jetzt bohrst du die Quelle erstmal richtig an!“
Lustlos streichelte Novak ihr über den strammen Hintern, während er an die Decke sah und die Augen verdrehte.
„Wir müssen leben, weißt du. Richtig leben!“
„Ja, genau“, nuschelte Novak gequält. „Das ist mir auch erst richtig klar geworden.“
Es klingelte an der Tür. „Wie bestellt! Unsere Hypnotherapeutin!“
„Unsere?“, murmelte Novak noch, doch der sanfte Druck der Umarmung war bereits verschwunden. Karen wieselte Richtung Tür, ins neue Leben.

Das Persönchen, das sich als „Windfeder“ vorstellte, trug drei Federn im langen, kastanienbraunen Haar und war die meiste Zeit damit beschäftigt, die Hände salbungsvoll in Halbkreisen hin- und herzubewegen. Mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßte Windfeder Karen und nannte sie „emsige Sonnenblume“. Novak, der in einer Ecke saß und sich noch immer den Kopf hielt, wurde mit drei schnellen Kreisbewegungen der rechten und einer der linken Hand bedacht. Demonstrativ verschränkte er beide Arme vor der Brust und überlegte, ob diese Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn ausgeführt worden waren oder mit ihm, und warum er über so was nun nachdachte.
Doch ehe Novak sich versah, fühlte er Karens feine Fingerkuppen an seinen Schläfen und starrte in die grünen Augen Windfeders. „Du bist ein Teich“, murmelte sie. „Du bist ein Teich.“
Novak konnte Karens Brüste an seinem Hinterkopf spüren.
„Ein Teich.“
Er versuchte sich aus dem Sessel zu quälen, doch Windfeder drückte mit beiden Händen auf seine Knie. Sie roch nach Rauch und Sonnenblumenöl.
„Wieg dich im Wind, kleiner Teich. Wieg dich im Wind.“

Als Novak das nächste Mal blinzelte, schrie Windfeder Karen mit schriller Stimme an: „Eine Gehirnerschütterung?“
Als Novak wieder blinzelte, schnipste Windfeder wie wild vor seinen Augen.
Und als er ein letztes Mal blinzelte, hatte sich Windfeder eine riesige Zigarette angezündet, die Haare hingen ihr nass ins Gesicht und sie sagte: „Freue dich, zu leben!“
Emsige Sonnenblume, die nackt im Lotussitz saß, sagte: „Ich bin ein Teich.“

„Ich brauch Orangensaft“, sagte Novak schließlich, als er mit dröhnendem Schädel aufwachte und tatsächlich: Ein Tablett mit vier Gläsern Orangensaft stand vor ihm.
„Hohes C“, sagte Karen.
Novak stürzte zwei Gläser herunter, nach Rauch roch es noch immer.
„Wahnsinn, oder?“, fragte Karen.
„Ja“, sagte Novak und nippte am dritten Glas.
„Und, fühlst du dich irgendwie anders?“
„Wie soll ich mich denn fühlen?“
„Potentieller vielleicht?“
„Du meinst, so als wären die Barrikaden meines Verstandes eingestürzt und als hätte ich nun zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, wirklich frei zu sein.“
„Und zu leben?“
„Und zu leben.“
„Ja?“ Karen strahlte hoffnungsfroh wie der junge Morgen.
„Nein, bedaure“, sagte Novak, fasste Karen mit zwei Händen beherzt an die Rippen und kitzelte sie.
„Scheusal!“, quiekte Karen und ließ sich ins Schlafzimmer tragen.

„Oh ja! Meine Supernova!“

„Du kannst mir nichts erzählen, irgendwas ist doch anders“, säuselte Karen erschöpft. Sie lag auf dem Bauch und atmete schwer.
„Vielleicht habt ihr mir Viagra reinhypnotisiert“
„Quatsch, nur das Potential, aber -, wir waren uns noch nie so nah, oder? Ich meine, ich liebe dich, weißt du ja, aber so wie jetzt hab ich dich noch nie-“
„Ich weiß nicht, ich hab immer noch Kopfschmerzen“, sagte Novak. Seine Stirnhöhle fühlte sich an, als hätte der Heizer dort drin beschlossen, ein paar Kohlen nachzulegen. „Und ich hab keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Aber egal was ist, du fragst deinen Bruder nicht nach Geld, ja? Ich werd mir irgendwas einfallen lassen, vielleicht ruf ich nachher noch mal Frank an, der hatte immer verrückte Ideen. Solarenergiefirma, Windkrafttechnologie, ein Pharmatechnikunternehmen, ich hab da vorhin drüber nachgedacht, so bescheuert klingt das alles gar nicht. Oder? Was meinst du?“
Doch von Karen kamen nur rhythmische Schlafgeräusche.

Der Schlaf wollte sich nicht einstellen, Novaks Gehirn glich einem Bahnhof, in dem Regionalzüge, ICEs und der ein oder andere Transrapid rangiert werden wollten. Eine Idee lief auf Gleis Eins ein, während auf Gleis Drei gerade eine abgefertigt wurde. Und das Verrückte war: Es wurden immer mehr Gleise. Und während Steve Novak sonst froh darüber war, sich länger als drei Minuten konzentriert mit nur einer einzigen Idee beschäftigen zu können, hatte er nun das Gefühl, es gäbe ihn ganz oft. Er tänzelte an Gleis Zwei um die Versicherungspolice B08-1315 herum, beschäftigte sich auf Gleis Drei mit einer Fortentwicklung des Vier-Vier-Zweis zu einem Zwei-Sechs-Zwei-System und ließ auf Gleis Vier noch einmal seine Deutsch-Abitur-Prüfung vor vielen Jahren Revue passieren. Er konnte sich an den genauen Wortlaut der Aufgabenstellung erinnern.

„Bist du schon wach?“ Karens Stimme. Weich wie Honig. Novak brummte ein Geräusch der Bestätigung.
„Ich hab mir das mal überlegt, ich glaube, dieser ganze Kram mit dem New-Age.“
„Windfeder“, sagte Novak abwesend.
„Genau.“ Karen kicherte. „Das ist doch wirklich albern, weißt du, ich glaube, du und ich, wir zwei, das ist was, daran sollten wir arbeiten.“
„Du willst ein Kind?“, fragte Novak.
„Ja, genau. Ich bin ja so froh, dass du das auch so siehst“ Karen öffnete die Augen und sah Novak, der wie ein Besessener auf die Tasten des Laptops drosch, während er halbaufrecht im Bett saß. Seine Stirn glühte purpurrot.
„Wärst du so freundlich, Frank anzurufen, Schatz?“, fragte er. „Und etwas Eis wäre nett. Schokolade-Erdbeer, oder was du grad hast.“

„Scheiße, dein Kopf glüht rot.“ Frank führte die Hand zu Novaks Stirn, schreckte aber sofort wieder zurück.
„Hast du das notiert?“
„Ja, ja. Hab alles bis Achttausend Blatt Druckpapier.“
„Breitbandinternetzugang.“
Frank notierte. „Aber was ist denn da mit deinem Scheiß-Kopf, Mann. Das ist doch nicht gesund.“
„Ich brauch vor allem eine bessere Fire-Wall, als ich da auf den Vatikanseiten war …“, murmelte Novak.
„Nova! Dein Kopf!“
„Ja, du hast recht. Es ist viel besser, ich programmiere sie nachher selbst.“
„Nova!“
Novak führte eine Hand zu seinem Kopf. „Oh, ja, wie konnte ich das nur übersehen.“
„Was?“
„Das menschliche Gehirn arbeitet auf zwanzig Watt-Basis. Ich denke, ich bin da ein wenig drüber.“ Novak rief: „Schatz? Schatz? Könntest du mir ein Bad einlassen.“
Dann wendete er sich wieder Frank zu. „Schreib noch Kühlaggregate auf die Liste. Und mach schnell.“

Der Bahnhof wuchs und wuchs. Als Karen mit besorgter Miene in der Badezimmertür stand, hatte Novak gerade begriffen, wie er mehrere Gleise zusammenlegen konnte. Und als sie wiederkam, um Eis in der Wanne nachzufüllen und ihn beschwor, ihr endlich zu erlauben, einen Arzt zu alarmieren, stand Novak in seinem Bahnhof, lächelte freudig den rasenden Zügen hinterher und schlenderte herum. Bei Gleis Dreihundertundvier blieb er kurz stehen, winkte den Zug weg – er donnerte mit Getöse über die Gleise – und ließ einen neuen einfahren. Mit einer optimierten Kurzschrift wäre er viel effizienter.

„Das ist doch verrückt! Und du unterstützt ihn noch dabei“, fuhr Karen Frank an.
Der schleppte einen weiteren Drucker durch den Flur und sagte: „Verrückt ist, dass dein Göttergatte der klügste Mensch auf Erden ist und nicht mal auf die Idee kommt, den Scheiß auf DVD zu brennen.“
„Er sagt, es hätte etwas mit Magnetismus zu tun.“
„Und das Internet wird überwacht.“
„Siehst du nicht, wie verrückt er ist?“
„Total paranoia is total awareness.“
„Was?“
„Ach“, sagte Frank. „Hast du das Zeug mal gelesen, was er schreibt? Also als man es noch lesen konnte?“
„Nein, ich – Frank.“ Karen schluchzte.
„Das ist echt, also das ist was ganz Großes.“
„Ich kann das nicht mehr. Ihn so zu sehen.“
„Kommst du endlich?“, ertönte eine Stimme aus dem Bad, leise, durch das Rauschen der Generatoren hindurch kaum noch zu hören.
Frank zuckte die Schultern und presste sich an Karen vorbei.

Das Badezimmer war zu einem Eisschrein geworden.
„Das hier geht nach Stockholm, das nach Stuttgart und das da hinten wieder nach L.A..“
„Lesen kann ich noch, oder schreibst du die Adressen jetzt auch in deiner Kurzschrift.“
Novak tippte, während er sprach. Der Laptop lag auf einer Art Frühstücksbrett. „Die Bibel, hast du das mal gelesen?“
„Ich warte auf den Film“, sagte Frank und stellte den Drucker zu der Armada anderer, die tagein, tagaus druckten.
„Gott formte den Menschen nach seinem Abbild. Und das Erste, was er zu ihnen sagt, ist eine fette Lüge. Iss vom Baum und du stirbst.“ Novak rutschte nach dem Satz tiefer in die Wanne, fast meinte Frank ein Zischen zu vernehmen, als Novaks Kopf untertauchte.
„Du musst dich mal runterfahren“, sagte Frank. „Du bist total overclocked. Siehst du das nicht? Mach doch einfach mal langsamer. Atme ein. Atme aus.“
„Ich glaub, ich bin bei fünfundneunzig Prozent. Aber das letzte." Von Novak waren nur Mund und Hände zu erkennen, der Rest blieb unter dem Eiswasser verborgen.
„Schläfst du überhaupt?“
„Das ist es ja.“
„Was?“
„Der Typ, der Matrix geschrieben hat, ist verschwunden.“
„Dieses Bruderpaar? Die haben doch neulich erst einen Film.“
„Das mein ich doch nicht! Der ursprüngliche Autor. Walter Krysztowiak! Ist dir klar, dass die gesamte westliche Zivilisation auf eine Religion fußt, für die Erkenntnis die größte Sünde von allen ist?“
„Ich kann dir nicht mehr folgen, Alter. Aber mach doch einfach mal langsamer. Das hier geht nach L.A., sagst du, ja? Der neue Blockbuster. Wen meinst du besetzen sie? Ben Affleck? Schreib doch mal was für Ben Affleck. Der ist nett.“
Nun zog sich auch der Mund unter die Wasseroberfläche zurück, nur Novaks Hände hackten weiter in irrwitzigem Tempo auf den Laptop ein.
Frank trug die Manuskriptseiten stapelweise aus dem Zimmer.
„Monica ist bei mir eingezogen. Hab ich das schon erzählt?“
„Wenn mir etwas passiert, dann kümmerst du dich um Karen, ja?“
Novak tippte auf den Manuskriptstapel, den er vor dem Bauch trug, und sagte: „Keine Angst, für die sorgst du schon ganz alleine.“

Seit Wochen wuchs der Bahnhof nicht mehr, in die schwarze Ecke war kein Vorankommen. Dunkel waberte der Vorhang der Unerkenntnis, die verbotene Frucht, in der hintersten Ecke seines Verstandes. Das gelobte Land.

Die Kühlgeneratoren stapelten sich fast bis an die Decke des Badezimmers, eine Wand hatte Frank schon herausreißen müssen, kurz nachdem Karen verschwunden war. Die Decke wäre bald fällig. Und ob Novak noch bei Sinnen war, konnte Frank nicht sagen. Die Manuskripte hatte er am Anfang noch durchgeblättert. Seit sie in der Kurzschrift verfasst wurden, irgendeine abstruse Variante des Ascii-Codes, konnte Frank sie nicht mehr lesen. Wollte es auch gar nicht mehr. Ohne Monica hätte er das alles nicht mehr ausgehalten.

Und auch Novak schien an diesem Abend irgendwie aufrechter zu sein. Das erste Mal seit alles begonnen hatte, saß er ohne Laptop in der Wanne. Auch die Kühlaggregate schienen nur auf halber Leistung zu brummen und sein Kopf hatte eine fast normale Farbe erreicht, blasses karmesinrot.
„Ist gar nix Neues, oder?“, fragte Frank.
„Nein“, sagte Novak.
„Soll ich mich zu dir setzen?“
„Du warst mir ein guter Freund.“
„Ja.“
„Es gibt nichts mehr zu sagen.“
„Nein, wahrscheinlich nicht.“
„Mach’s gut. Sei doch noch so gut und gib mir den Laptop. Und stell die Aggregate an, ja?“
„Ja“, sagte Frank, reichte Novak den Laptop und ging.

Novak stand in seinem Bahnhof, die Züge ruhten. Er klatschte in die Hände und schloss die Augen. Alle Gleise drehten und verformten sich ohrenbetäubend und zeigten auf die schwarze Wand. Novak atmete tief ein und ließ sich in den Lotussitz fallen, er hörte das Rauschen der Züge, wie eine Armee fuhren sie ein und mit einer gewaltigen Geistesanstrengung ließ er sie in die schwarze Wand rasen.

Als Frank ihn am nächsten Morgen fand, war schwarze Flüssigkeit aus Novaks Ohr in die Wanne gesickert und hatte das Wasser verfärbt. Der Drucker hatte noch eine einzige Manuskriptseite ausgespuckt. Frank steckte sie ein und rief den Leichenbestatter.
Während er auf ihn wartete, sah er eine einzelne, große Vogelfeder, die sich wohl oben in einem der Kühlaggregate verfangen hatte und nun nach unten trudelte. Frank fing sie in der Luft.

Karen schluchzte am Grab, Frank drückte ihre Hand fest. Monica an seiner Seite sah einfach hinreißend aus. Das pechschwarze Haar fiel ihr in den Nacken. Wen konnte da das Gewissen beißen?
Als es an der Zeit war, warf Frank eine einzelne Rose auf den Sargdeckel, umarmte Karen, nahm Monica an die Hand und fuhr nach Hause.
„Was sagen sie, woran er gestorben ist?“, fragte Monica im Wagen.
„Gehirnschlag.“
„Jetzt ist er fort.“
„Ja.“
Monica lächelte.
Frank auch.

In Franks Wohnung stapelten sich die Manuskripte. Er bewegte den Kopf im Nacken hin und her und nahm von einem der Turmbauten aus Papier einen Umschlag, der zuoberst lag. „Kurzschrift“ stand darauf. „Na, dann wollen wir doch mal sehen“, sagte Frank und warf ihn auf den Schreibtisch. Mit den Händen hinter dem Rücken ging er die Reihen ab. „Wo ist noch mal der Stapel nach L.A. oder vielleicht doch erst Stockholm.“
„Nobelpreisträger. Die Kategorie kannst du dir aussuchen“, flüsterte Monica leise.
„Ja.“ Frank nickte. „Aber vielleicht mit Karen.“
„Um die kann man sich kümmern. Hier, ich hab dir einen Tee gemacht. Wie du ihn magst, mit viel Honig.“
„Ich will davon nichts wissen.“
„Was meinst du?“
„Karen.“
„Natürlich, Schatz.“
„Also keine Details.“
„Ganz wie du möchtest.“
Frank setzte sich an den Schreibtisch, nippte an dem Tee und machte sich an die Übersetzung des Manuskripts. Doch schon nach den ersten zwei Zeilen legte er es bei Seite, nippte erneut am Tee und zog stattdessen die einzelne Manuskriptseite aus der Schublade, die er bei Novak gefunden hatte.

„Frank! Gott benutzt uns! Die neunzig Prozent unseres Verstandes“, decodierte er, schüttelte den Kopf und sprang ein paar Zeilen nach unten. „Im Schlaf schicken wir ihnen unsere Arbeit zu. Träumen ist dann das Beiprodukt.“ Frank sah nun mit wachsendem Unbehagen auf die Manuskriptstapel. Und wenn dies alles nur das Gewäsch eines Irren war? Er sprang zum Ende des Briefs. „Alles eine Lüge! Die katholische Kirche Handlanger. Hüte dich vor Priestern, Frank. Hüte dich vor Engeln!“
Fahrig verstaute er die Manuskriptseite in der Schublade und trank den Tee aus. Er roch nach Mandeln. Das hier taugte bestenfalls für einen irren Verschwörungsroman, hoffentlich war brauchbares Material darunter.
Ein wenig wankte er noch in seinem Stuhl, bevor er mit dem Kopf auf die Tischplatte schlug.

„Schatz?“, flötete Monica. „Möchtest du noch einen Tee oder hat das gereicht?“
Sie tänzelte in das Arbeitszimmer, griff Frank am Schopf, riss seinen Kopf in den Nacken, bekreuzigte sich und ließ ihn wieder auf den Tisch zurücksinken, griff nach dem Telefon und gab eine lange Ziffernfolge ein.
„Benedetto“, fistelte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Sic transit“, hauchte sie in den Hörer.
„Gloria mundi!“, antwortete die Stimme. „Gesegnet seist du, mein Kind.“
Monica legte auf und suchte in Franks Taschen nach einem Feuerzeug.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

die Geschichte ist unterhaltsam seltsam und entfaltet eine sehr interessante Idee (ich hab zeitweise ein wenig an Schrecken der Medusa mit Richard Burton denken müssen). Mir gefällt es immer besonders, wie du in deine Geschichten einsteigst, obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, dass dieser Einstieg für die eigentliche Story so gänzlich ohne Belang ist. Als Leser musste ich mich dann im Verlauf wieder völlig neu auf die weitere Handlung ausrichten, das brachte mich etwas aus dem Rhythmus, weil es mir immer schwer fällt zu erkennen, dass ich den ganzen Anfang eigentlich abhaken kann, er ist für das weitere Geschehen nicht mehr relevant. In solchen Fällen sagt man ja immer gern: Da kannst du noch verdichten. Dabei ist der Anfang natürlich für sich gesehen sehr schön (eine typische Quinn-Situation), und möglicherweise hab nur ich das Problem.

Besonders ansprechend finde ich die Bahnhof-Züge-Nummer, mit der du erklärst, was in Novaks Kopf abgeht, das ist wunderbar anschaulich, eine starke Metapher.

Die Einführung der Figur Monica kommt mir etwas zu verstohlen daher, das wirkt irgendwie nicht rund. Und Karens Rolle ist dagegen zu bedeutungsvoll angelegt, nur um dann irgendwie im Geschehen eher bedeutungslos zu versickern.

Ich glaub, das ist das große Manko der Geschichte. Die Konstellation der Figuren wirkt auf mich so unausgewogen, speziell eben die beiden Frauen. Ich glaub, da ließe sich mehr herausholen, könnten die Verbindungen untereinander etwas subtiler abgestimmt werden, die Figuren vielleicht dadurch mehr Präsenz erzielen.

Fazit: Tolle Idee, routinierter Stil, gute Dialoge, wie man es von dir gewohnt ist, aber irgendwie stimmt da was in der Mischung nicht, das wirkt nicht richtig ausbalanciert und findet insgesamt nicht so richtig seinen Rhythmus.

Ich hoffe, du wirst schlau aus meinem Geschwurbel :-)

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Tag, Quinn,

Früher gabs ja im Mittelteil diverser Illustrierter so Annoncen mit Bild von Einstein, darauf stand immer: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns! Was sollte man da eigentlich kaufen? Es wird Ginseng oder sowas gewesen sein. Hübsch, von dem 10%-Mythos mal wieder was zu hören, der ist ziemlich aus der Mode gekommen. Die Idee ist auf jeden Fall schön.
Es war nicht leicht dabeizubleiben. An so vielen Stellen fühlte ich mich eingeladen, tiefer reinzufallen, aber dann kamen wieder Bremsen, als werde ich stets stets auf Armeslänge abgehalten. So kamen mir die Helden abwechselnd wie Menschen, Puppen und Comicfiguren vor. Als es ernst wurde, war ich schon ganz fremd und las fast ohne Mitgefühl, hatte aber dauernd die Ahnung, so sei das nicht geplant gewesen. Die sehr intensive Passage von Novaks letztem Abend und Tod sitzt z.B. so nebensächlich zwischen Ben Affleck und Überplakativem wie dem viehischen Hauch der Ewigkeit, das war, als flüstere mir jemand zu, ich solle doch mal näherkommen, um mir dann einen Pantoffel über die Rübe … aber was red ich.

Schwarze Flecken tanzten vor Novaks Augen einen schnellen Tanz, etwas Südspanisches, mit Kastagnetten.
Das ist eine Bremse im Kleinen, mit der ich aber verdeutlichen kann, was ich meine (hoffe ich zumindest).
Die ganze Situation, in der man immerhin den Helden kennenlernt und die für ihn ernst genug ist, um einen Kreislaufkollaps o.ä. zu erleiden, wird u.a. durch diesen Vergleich ins Lächerliche gezogen (und damit meine ich lächerlich, nicht lustig). Das ist wie „Seine Zukunft war schwarz wie ein Murmeltierarschloch“ oder „Er war gespannt wie Chers Haut“, da rechnet man nicht mehr mit Tiefgang, da der Vergleich zwar paßt, aber vom Eigentlichen wegführt, es kleiner macht statt stärker.

„Und Hände weg von meiner Muschi!“, hörte er noch, bevor er wie ein Boxer zu Boden ging und die Porzellankatze auf seinen Kopf krachte.
„Du bist der Hyäne also an die Muschi gegangen, hm?“, fragte Frank mit schmierigem Grinsen. „Wundert mich, dass die da überhaupt was hat.“
„Die Porzellankatze“, flüsterte Novak und rieb sich den Schädel.

Genauso diese Muschipassage. Das mußte wohl sein, aber warum? Es wirkte auf mich, als sei der ganze Anfang drumrumgestrickt. Damit will ich Dir kein Sexding unterstellen, genausogut könnte da auch ein Gurkenglas gestanden haben, damit ein alter Chef sagen kann: Geh mir nicht ans Eingemachte.
Durch diese beiden Dinge hat die Geschichte bei mir am Anfang den Zug verpaßt.

Aber hier, sachlich:

„Komm, ich hol dir noch eine Portion
Es ist nur ein Job, der uns daran hindert, unser wahres Potential auszuschöpfen.
Und hier bei der Arbeit kein Komma vielleicht überhaupt nur ein halbes?
der sanfte Druck der Umarmung war bereits verschwunden und wieselte Richtung Tür,
wieselt der Druck? Sollte das so?
in Halbkreisen hin und her zu bewegen
hin- und herzubewegen
„Wieg dich im Wind, kleiner Teich. Wieg dich im Wind.“
:)
Wow, das war fast besser als in einer Schwitzhütte zu sitzen.
wieder so ein Schwachmacher, dieser Vergleich
Eine Idee lief auf Gleis Eins ein, während auf Gleis Drei gerade eine abgefertigt wurde.
die Zahlen da (und im Folgenden) müssen klein, nur bei dem Zwei-Zwei-Vier-Zeugs stört es nicht, daß sie groß sind.
Pharamtechnikunternehmen
Pharma
Seine Stirn glühte purpurrot.
Scheiß-Kopf
scheiß Kopf oder Scheißkopf
Fire-Wall
zusammen wär schöner
beschwörte
beschwor
„Nein, ich – Frank“.
den Punkt in die Gänsefüßchen
einer Art Frühstücksbrett
Von Novak w
aren nur Mund und Hände zu erkennen
Kaputter Umbruch
nur Novaks Hände hackten weiter in irrwitzigem Händen auf den Laptop ein.
Was ist denn das?
Er klatschte in die Hände und schloss die Augen.
er hörte das Rauschen der Züge, wie eine Armee fuhren sie ein und mit einer gewaltigen Geistesanstrengung ließ er sie in die schwarze Wand rasen.
Mein Lieblingssatz. Ich würde nach "fuhren sie ein" noch ein Komma setzen, für die dramatische Pause vor dem Schlußteil.
Majestätischer Unlärm in den gewaltigen Schwingen des Engels.
Der kalte, viehische Hauch der Ewigkeit.
das Brett am Ende meines Lieblingssatzes :(
Die neunzig Prozent unseres Verstandes“, decodierte er, schüttelte kein Komma den Kopf kein Komma und sprang ein paar Zeilen nach unten.

Monica heißt einmal Monika.
Heißt der Held absichtlich wie dieser Baseballspieler? Das ist komisch. Der Vorname ist ja weniger wichtig.

Und das erste, was er zu ihnen sagt, ist eine fette Lüge.
Schön. Darauf hatte ich seit dem Anfangszitat gewartet.
sic transit gloria mundi
Gutes Asterixlatein, aber warum ausgerechnet dieses Zitat als Losung? Das mußte ich mir gewaltig herbiegen und einigte mich dann auf "paßt ja immer irgendwie".

Mein Gefühl: Die Geschichte hätte stark werden sollen, aber sie hat sich nicht getraut und hängt jetzt so dazwischen.
Vielleicht wolltest Du das so haben, und ich habe es nur nicht verstanden (bzw bei dieser Geschichte nicht verstanden warum).

Lieben Gruß,
Makita.

 

Hallo Rick,

Mir gefällt es immer besonders, wie du in deine Geschichten einsteigst, obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, dass dieser Einstieg für die eigentliche Story so gänzlich ohne Belang ist. Als Leser musste ich mich dann im Verlauf wieder völlig neu auf die weitere Handlung ausrichten, das brachte mich etwas aus dem Rhythmus, weil es mir immer schwer fällt zu erkennen, dass ich den ganzen Anfang eigentlich abhaken kann, er ist für das weitere Geschehen nicht mehr relevant. In solchen Fällen sagt man ja immer gern: Da kannst du noch verdichten. Dabei ist der Anfang natürlich für sich gesehen sehr schön (eine typische Quinn-Situation), und möglicherweise hab nur ich das Problem.
Ja, der Anfang schlingert. Die Seti-Idee sollte da im Mittelpunkt stehen, stimmt schon, der schlingert zu stark, ich mag das eigentlich, wenn die Geschichten dann auch die Tonart wechseln, aber es wirkt oft verhackstückt dann.

Die Einführung der Figur Monica kommt mir etwas zu verstohlen daher, das wirkt irgendwie nicht rund. Und Karens Rolle ist dagegen zu bedeutungsvoll angelegt, nur um dann irgendwie im Geschehen eher bedeutungslos zu versickern.
Ja, das stimmt.

Ich glaub, das ist das große Manko der Geschichte. Die Konstellation der Figuren wirkt auf mich so unausgewogen, speziell eben die beiden Frauen. Ich glaub, da ließe sich mehr herausholen, könnten die Verbindungen untereinander etwas subtiler abgestimmt werden, die Figuren vielleicht dadurch mehr Präsenz erzielen.
Ich glaub, es fehlen einfach im Mittelteil noch zwei, drei Szenen, die sich um die Entwicklung der Figuren kümmern. Monica muss da wohl früher und deutlicher eingeführt werden.

Fazit: Tolle Idee, routinierter Stil, gute Dialoge, wie man es von dir gewohnt ist, aber irgendwie stimmt da was in der Mischung nicht, das wirkt nicht richtig ausbalanciert und findet insgesamt nicht so richtig seinen Rhythmus.
Jau, find ich alles einleuchtend. Ich setz mich nochmal dran, danke dir für die Kritik.
Quinn

Hallo Makita,

Früher gabs ja im Mittelteil diverser Illustrierter so Annoncen mit Bild von Einstein, darauf stand immer: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns! Was sollte man da eigentlich kaufen? Es wird Ginseng oder sowas gewesen sein. Hübsch, von dem 10%-Mythos mal wieder was zu hören, der ist ziemlich aus der Mode gekommen. Die Idee ist auf jeden Fall schön.
Ja. :) Fand ich auch.

da rechnet man nicht mehr mit Tiefgang, da der Vergleich zwar paßt, aber vom Eigentlichen wegführt, es kleiner macht statt stärker.
Hm, ja die Tonart wird schon anders im Text, das war auch durchaus so beabsichtigt, dass es ab dem 4. Absatz dann stark anzieht. Aber ich sehe, es kommt nicht an, weil der Anfang dann zu lächerlich wirkt, mit der Muschi und den Kastagnetten.

die Zahlen da (und im Folgenden) müssen klein, nur bei dem Zwei-Zwei-Vier-Zeugs stört es nicht, daß sie groß sind.
Da würd ich mich gegen die Konvention wehren. Gleis Eins fände ich da wirklich besser als Gleis eins.

Heißt der jaHeld absichtlich wie dieser Baseballspieler? Das ist komisch. Der Vorname ist weniger wichtig.
Baseball? Steve Novak ist ein Bankspieler der LA Clippers (der sogenannte "Token White Guy"), der wohl miesesten Basketball-Organisation der letzten Jahren. Also wer soll den Namen bitte schön kennen? :)
Ja, klar. Man könnte den Vornamen auch ganz rauslassen.


Mein Gefühl: Die Geschichte hätte stark werden sollen, aber sie hat sich nicht getraut und hängt jetzt so dazwischen.
Ich weiß nicht, ob sie sich nicht getraut hat, sie ist halt stark plotorientiert und müsste wohl noch weiter in die Breite gehen. Ich hab sie absichtlich "kurz" und pointiert erzählen wollen, weil ich die Geschichte und die Idee dahinter zu stark fand, um sie groß zu verwässern. Ich setz mich die Tage nochmal ran, ist natürlich schade, wenn sie einfach nicht zieht.

Danke dir für die Kritik
Quinn

 

Hey Alder!

„Frau Niers-Eversdorf“, sagte Novak.
„Andersrum.“
Trottel. :)
Novak lief die Schamesröte ins Gesicht, sein Mund fühlte sich trocken an und seine Knie weich.
Na ja, ist doch immer so, oder? Nicht gerade innovativ. Nach dem ich so in der Mitter der Gescichte angelangt war, dachte ich mir, wofür war jetzt die Anfangsszene mit der Niersdorf und der Muschi. Wozu?
Rick hat's auch bemängelt, also habe ich da auch nicht großartig viel verpasst, dachte, der Anfang hätte irgendeine tiefgründige Bedeutung. Könnte man ersatzlos streichen. Und auch sonst kann ich mich Rick anschließen, die Struktur (er nennt's Mischung) ist für mich nicht ganz klar, ich hatte ständig das Gefühl als hätte ich was verpasst, besonders als es richtig losgeht, denn da sollte man doch tief im Geschehn sein, war bei mir aber nicht so, ich konnte mich auch nicht in die Figuren einfühlen.
Für mich ist klar: Karen muss durch Monica ausgetauscht werden, die brauchts nicht, na ja, Windfeder braucht man auch nicht unbedingt, das ganze könnte einfach von Monica ausgehen. Wenn es nach mir ginge, müsstest du diese Geschichte neu schreiben. So wie sie da momentan steht, wird sie der Idee Genie und Wahnsinn nicht gerecht.
Na ja, besonders am Anfang trifft man auf ausgelutschte Phrasen.
Fahrig hob er eine Hand auf Brusthöhe und gestikulierte wild:
kein Funken Menschlichkeit war in ihren Augen auszumachen.
fragte Frank mit schmierigem Grinsen.

Die Bahn-Metapher ist tatsächlich stark und dir auch gelungen. Und diese Sätze hier fand ich ganz witzig.
Aus dem Laptop hinter ihr klang Meeresrauschen.
:)
„Wieg dich im Wind, kleiner Teich. Wieg dich im Wind.“
Und noch ein Smiley. :)

Aber die Hauptprobleme haben dir Rick und Makita schon genannt.
Ich hab mich beim Lesen schon ein bisschen geärgert, weil ich finde, dass du schlampig gearbeitet hast und man könnte definitiv mehr aus der Geschichte rausholen.

JoBlack

 

Hallo Jo,

und entschuldige die späte Antwort, du schlägst da in die selbe Kerbe wie Rick und Makita, dass hier einfach die Struktur nicht stimmt und die Figuren nicht nahe werden, wenn man so will. Ich glaube auch, ich hab hier einfach zu sehr der Idee vertraut. Dass die Ausführung dann so schlampig wirkt, dass sie so verärgert, ist echt doof. Hm, naja. Weiß auch nicht groß, was ich zu meiner Verteidigung vorbringen kann.

Danke dir auf jeden Fall für den Kommentar
Quinn

 

Hallo Quinn ,

Jetzt muss ich die Geschichte nochmal nach oben holen, denn sie hat mir ziemlich gut gefallen. Ich finde Nicht, dass der Anfang irrelevant ist (also das was nach der Muschi, aber vor der Veränderung Novaks kommt), denn es veranschaulicht, wie sehr Novak eigentlich der kleine Depp ist, der Trottel, dem man jeden Blödsinn erzählen kann, der keine Widersprüchlichkeiten entdeckt usw. und so fort. Das kommt ganz gut rüber. Sollte man vielleicht ein bisschen kürzer, aber im Großen und Ganzen, meine ich, gehört das durchaus dazu.

die Verwandlung von Novak zur Denkmaschine finde ich höchst interessant und nicht nur die Bahnhofswelt ist einfach klasse. Sowas mag ich!

Die Einführung der zweiten Frau kam wirklich ein bisschen plötzlich und ich frage mich, ob sie wirklich nötig ist. Die hat mich aus dem Takt gebracht.

Doch, ich muss sagen, das hat mir gut gefallen.
Georg

 

Hallo Bär, vielen Dank für den wohlwollenden Kommentar zu der Geschichte. Es freut mich, dass sie dir gefallen konnte, die Einleitung war mir deshalb wichtig, weil dort der Seti-Gedanke vorgestellt wurde, der, nach Novak später, ja auch von Gott angewandt wird, mit uns als Computern.

Die Frauen in der Geschichte ... ja, das Personal ist wahrscheinlich mißlungen außer Novak selbst, hab ich auch das Gefühl. Die zweite Frau hätte man früher einführen müssen und Karin hätte irgendwie eine wichtigere Rolle da zum Ende hin gebraucht, sie verschwindet halt nur, weil sie es nicht mehr ertragen kann, und ist dann bei der Trauerfeier wieder da.
Ja, ich denke, das hätte man anders lösen können. Da lag der Fokus beim Schreiben - von meiner Warte aus - wohl einfach zu sehr auf Novak und den Theorien und wie ich die möglichst so rüberbringe, dass man als Leser noch die Spitze des Eisbergs sehen kann.

Danke dir für deinen Kommentar, freut mich, wenn die Geschichte wem gefallen konnte
Quinn

 

Hallo Quinn!

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist das doch so ein umgekehrter Sündenfall, oder besser gesagt: Der richtige Sündenfall im Paradies war nur ein Trick Gottes, damit die Menschen nach Erkenntnis gieren, und während sie ihre Gehirne anstrengen, nutzt sie Gott mit, um ich weiß nicht was damit anzustellen. Und einige, wie bei Novak, vielleicht ist er ja besonders intelligent, werden da besonders ausgenutzt. Das heißt, Gott macht im Großen das, was Novak in der Firma im Kleinen gemacht hat. Deswegen gehört natürlich die Anfangsphase dazu.

Novak will aber nicht mehr für Gott arbeiten und deswegen:

Seit Wochen wuchs der Bahnhof nicht mehr, in die schwarze Ecke war kein Vorankommen. Dunkel waberte der Vorhang der Unerkenntnis, die verbotene Frucht, in der hintersten Ecke seines Verstandes. Das gelobte Land.

Er verweigert sich und lässt sich willentlich wieder in die Unerkenntnis fallen. Sehr coole Idee! Und sie kommt sehr verpackt dahei, auch wenn du sie doch am Ende sehr deutlich machst.
Monica ist natürlich der Engel, der jetzt Frank zur Erkenntnismaschine machen soll oder so ähnlich. So gesehen find ich ihr Auftreten gerechtfertigt.

Ich habe sie damals, als du sie gepostet hattest, schon gelesen, und jetzt wieder. Und jetzt gefällt sie mir viel besser. Dass du den Ernst deiner Geschichte ständig selbst untergräbst, hat Makita schon angemerkt, aber ich finde das ein notwendiges Gegengewicht zu diesem grandiosen Schwindel, den Gott mit uns treibt. Sowas kann man doch nicht ohne Augenzwinkern präsentieren. Eigentlich find ich die Geschichte ziemlich gut! :)


Frau Evers-Niersdorf saß hinter dem schlanken Messingschreibtisch, der fast nackt war bis auf eine Porzellankatze, die den Kopf in Richtung Tür gedreht hatte.
Das ist ziemlich raffiniert gemacht - man bezieht das "schlank" und das "nackt" auf die Frau, soll heißen, damit wird angedeutet, dass Novak seine Chefin scharf findet. ;)
„Wissen Sie, wo es vermutlich noch intelligentes Leben geben soll? Auf dem Arbeitsamt. Schönen Tag!“
Esprit hat die Gute aber nicht! :D
„Und Hände weg von meiner Muschi!“, hörte er noch
Ui, dass du dir solche Kalauer erlaubst, aber gut, passt dazu, dass er heimlich scharf ist auf sie. ;)
ob diese Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn ausgeführt worden waren oder mit ihm und warum er über so was nun nachdachte
das schreit nach einem Komma und zwar genau hier: mit ihm, und warum er ...
Das Persönchen, das sich als „Windfeder“ vorstellte, trug drei Federn im langen, kastanienbraunen Haar und war die meiste Zeit damit beschäftigt, die Hände salbungsvoll in Halbkreisen hin- und herzubewegen. Mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßte Windfeder Karen und nannte sie „emsige Sonnenblume“. Novak, der in einer Ecke saß und sich noch immer den Kopf hielt, wurde mit drei schnellen Kreisbewegungen der rechten und einer der linken Hand bedacht. Demonstrativ verschränkte er beide Arme vor der Brust und überlegte, ob diese Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn ausgeführt worden waren oder mit ihm und warum er über so was nun nachdachte.
Doch ehe Novak sich versah, fühlte er Karens feine Fingerkuppen an seinen Schläfen und starrte in die grünen Augen Windfeders. „Du bist ein Teich“, murmelte sie. „Du bist ein Teich.“
Novak konnte Karens Brüste an seinem Hinterkopf spüren.
„Ein Teich.“
Er versuchte sich aus dem Sessel zu quälen, doch Windfeder drückte mit beiden Händen auf seine Knie. Sie roch nach Rauch und Sonnenblumenöl.
„Wieg dich im Wind, kleiner Teich. Wieg dich im Wind.“
also das ist schon wirklich gut! :)
Als Novak danach blinzelte
"wieder" statt "danach" würd ich besser finden
„Vielleicht habt ihr mir Viagra reinhypnotisiert“
da fehlt ein Punkt
Und das erste, was er zu ihnen sagt
groß: das Erste
Iß vom Baum und du stirbst
Iss

Gruß
Andrea

 

Hallo Andrea,

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist das doch so ein umgekehrter Sündenfall, oder besser gesagt: Der richtige Sündenfall im Paradies war nur ein Trick Gottes, damit die Menschen nach Erkenntnis gieren, und während sie ihre Gehirne anstrengen, nutzt sie Gott mit, um ich weiß nicht was damit anzustellen. Und einige, wie bei Novak, vielleicht ist er ja besonders intelligent, werden da besonders ausgenutzt. Das heißt, Gott macht im Großen das, was Novak in der Firma im Kleinen gemacht hat. Deswegen gehört natürlich die Anfangsphase dazu.
Genau, die Gehirne der Menschen dienen als Rechenapparate, verarbeiten irgendwas und schicken das zu Gott zurück. Träume sind ein Nebenprodukt.
Wobe die Erkenntnis hier schon gefährlich ist, weil Gott nicht will, dass sie eben das erkennen.

Er verweigert sich und lässt sich willentlich wieder in die Unerkenntnis fallen. Sehr coole Idee! Und sie kommt sehr verpackt dahei, auch wenn du sie doch am Ende sehr deutlich machst.
Also, das was Gott da tut, geht ja in den Bereichen des Hirns vor sich, von denen wir gar nicht wissen. Dieses brachliegende Terrain. Novak hat schließlich Zugriff auf jeden Teil seines Hirns, bis auf den, der wirklich von Gott genutzt wird, und hinter diesem schwarzen Vorhang liegt.

Monica ist natürlich der Engel, der jetzt Frank zur Erkenntnismaschine machen soll oder so ähnlich. So gesehen find ich ihr Auftreten gerechtfertigt.
Ja, aber es ist bei der Geschichte einfach nicht gut konstruiert, ich hab da zu sehr "Woah! Riesen Idee!" und es dann nicht gescheit gebacken bekommen irgendwie.

Ich habe sie damals, als du sie gepostet hattest, schon gelesen, und jetzt wieder. Und jetzt gefällt sie mir viel besser. Dass du den Ernst deiner Geschichte ständig selbst untergräbst, hat Makita schon angemerkt, aber ich finde das ein notwendiges Gegengewicht zu diesem grandiosen Schwindel, den Gott mit uns treibt. Sowas kann man doch nicht ohne Augenzwinkern präsentieren. Eigentlich find ich die Geschichte ziemlich gut! :)
Das freut mich, es ist natürlich auch eine absurde Situation, dass er sich extra ständig kühlen muss, weil sein Gehirn auf einer viel höheren Betriebstemperatur arbeiten muss.

Das ist ziemlich raffiniert gemacht - man bezieht das "schlank" und das "nackt" auf die Frau, soll heißen, damit wird angedeutet, dass Novak seine Chefin scharf findet. ;)
Bisschen was kann ich auch. :)

Ui, dass du dir solche Kalauer erlaubst, aber gut, passt dazu, dass er heimlich scharf ist auf sie. ;)
Ja, ich hätte den besser weggelassen. :)

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Diese arg handlungsgetrieben Geschichten, die auch oft komprimiert sind, mag ich oft lieber als die Leser, also da hab ich ja schon einiges in der Richtung geschrieben und sie fallen eigentlich durch die Bank weg durch, während eine andere Art von Geschichten, mit dem unverdichteten Ich-Erzähler weit besser ankommen. Von daher freut es mich, wenn diese Sorte überhaupt Beachtung findet :)
Danke dir für den Kommentar und für die Feinarbeit
Quinn

 

Wow... okay, ich halte nich viel von groß und keinschreibung..-auch meine gesamte rechtschreibung ist einfach zum ~piep~ aber ich finde diese story einfach unglaublich. ...kann es sein das diese story von Sakrileg und Diabolis angehaucht ist? ~eine eins geb~ :)

 

Hallo und danke für den Kommentar. Freut mich natürlich immer, wenn eine Geschichte sehr gut gefällt. Von Dan Brown hab ich nur ein Buch gelesen und nichtmal den Film gesehen, Inspiration ist immer so eine Sache und man weiß selbst oft nicht, woher sie kommt, aber Dan Brown ... käm mir jetzt nicht so in den Sinn dabei. :)

Danke nochmal für den Kommentar
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quinn,

Ist zwar schon ein paar Tage alt, die Geschichte, aber irgendwie möchte ich trotzdem noch was dazu sagen. ;)
Die Idee ist (und das siehst du ja selbst offenbar auch so) großartig. Sie ist originell, durchdacht und vollkommen wahnwitzig. Und zwar auf eine Art und Weise, bei der der Funken Selbstironie quasi schon mitgeliefert wird.
Ein Teil der hier vorgebrachten Kritik scheint mir durch einen Autoren typischen Struktur-Fetischismus bedingt zu sein. Ich meine: Gut, der Auftakt ist deutlich länger als nötig und er verfügt über Inhalte, die man im Hauptteil wirklich nicht braucht, aber: Wen stört das eigentlich? Wahrscheinlich nur Leser, die selbst eine gewisse Ahnung vom Schreiben und den dazugehörigen Konventionen haben. Lässt man die mal außer Acht, so ist dieser Einstieg einfach eine verflucht unterhaltsame kleine Geschichte für sich.
Auch mit Karen habe ich kein Problem. Wo sie auftritt, erfüllt sie, meines Erachtens nach, eine Funktion. Und dass sie dabei ebenfalls etwas mehr Raum einnimmt, als unbedingt nötig - na ja. So ein wenig Farbe schadet auch Nebenfiguren nicht.
Das mit Monica stimmt aber schon: Die stiehlt sich halt so rein. Da etwas offener vorzugehen, hätte wohl nicht geschadet. Die Pointe hätte es auf keinen Fall ruiniert.

Also: Mit hat es wirklich gut gefallen.

Noch eine Kleinigkeit:

„Ja, genau. Ich bin ja so froh, dass du das auch so siehst“
Da fehlt der Punkt


Gruß,
Abdul

 
Zuletzt bearbeitet:

he Quinn, der titel ist stark, die sprache gefällt (schön die metaphorik mit den gedanken-zügen) und an manchen stellen ists ganz amüsant. wobei das amusement zum teil auf kosten der esos geht, klar, die bieten angriffsfläche, aber frisch ist die idee nun nicht. das ist aber nicht alles, ich sags nicht gern, aber der wahrheit zuliebe: besonders novaks fröhliches einlassen auf den wahnsinn ist herzallerliebst.
nun denn drehts sich also um ne verschwörung, novak ist der freak, der die verschwörung überall wittert, im netz wie im vatikan, der erkennt dass die abendländische kultur auf unerkenntnis fußt wie dus sinngemäß schreibst, diese ganze problematik ist mir erstens zu abgegriffen und zweitens zu lapidar abgehandelt. zum schluss dann das telefongespräch. na ja. aber die sache mit den gedanken-zügen und wie dus durch die geschichte ziehst, respekt, das halte ich für sehr gelungen.
grüße
kubus

bis auf eine Porzellankatze, die den Kopf in Richtung Tür gedreht hatte.
klingt, als wäre sie lebendig. wieso nicht: die hereinkommende zu beobachten schien oder ähnlich.

 

Hey Abdul,

Ist zwar schon ein paar Tage alt, die Geschichte, aber irgendwie möchte ich trotzdem noch was dazu sagen. ;)
Das ist doch schön. Gibt dem flüchtigen Medium sowas Beständiges.

Die Idee ist (und das siehst du ja selbst offenbar auch so) großartig. Sie ist originell, durchdacht und vollkommen wahnwitzig. Und zwar auf eine Art und Weise, bei der der Funken Selbstironie quasi schon mitgeliefert wird.
Na ja, das ist wie bei Flechters Visionen: Was ist, wenn das irrsinige Zeug wirklich wahr werde. Ich mag die Idee auch gern, ja. :)

Ein Teil der hier vorgebrachten Kritik scheint mir durch einen Autoren typischen Struktur-Fetischismus bedingt zu sein. Ich meine: Gut, der Auftakt ist deutlich länger als nötig und er verfügt über Inhalte, die man im Hauptteil wirklich nicht braucht, aber: Wen stört das eigentlich? Wahrscheinlich nur Leser, die selbst eine gewisse Ahnung vom Schreiben und den dazugehörigen Konventionen haben. Lässt man die mal außer Acht, so ist dieser Einstieg einfach eine verflucht unterhaltsame kleine Geschichte für sich.
Ich glaube das Problem ist, jetzt nachdem ich auch genug Abstand habe, dass die Geschichte am Anfang jede Szene bringt und dann im Mittelteil in diese starke Raffung geht, die Zeitabständen zwischen den Szenen werden größer und es wird dann nur noch schlaglichtartig beleuchtet, was in vorgeht, vor allem in den Dialogen. Zum Ende hin wird es dann wieder ruhiger. Die Schlagzahl im Hauptteil ist einfach viel höher als zu Beginn und gegen Ende. Könnte man sich jetzt damit rausreden, dass Novak da halt auch so fieberhaft arbeitet, aber der Mittelteil könnte schon noch einige Szenen vertragen wahrscheinlich.

Auch mit Karen habe ich kein Problem. Wo sie auftritt, erfüllt sie, meines Erachtens nach, eine Funktion. Und dass sie dabei ebenfalls etwas mehr Raum einnimmt, als unbedingt nötig - na ja. So ein wenig Farbe schadet auch Nebenfiguren nicht.
Jo, finde ich auch. Aber sie verschwindet da halt auch einfach im Mittelteil, so in einem Nebensatz.

Das mit Monica stimmt aber schon: Die stiehlt sich halt so rein. Da etwas offener vorzugehen, hätte wohl nicht geschadet. Die Pointe hätte es auf keinen Fall ruiniert.
Ist dasselbe Problem, die taucht da im gerafften Mittelteil zweimal als Botenbericht auf und kriegt gegen Ende dann diese große Bedeutung.

Also: Mit hat es wirklich gut gefallen.
Das freut mich, Danke dir.

Hallo Kubus,

der titel ist stark, die sprache gefällt (schön die metaphorik mit den gedanken-zügen) und an manchen stellen ists ganz amüsant.
Das ist doch schon mal was; mit den Titeln ist komisch ja. :)

wobei das amusement zum teil auf kosten der esos geht, klar, die bieten angriffsfläche, aber frisch ist die idee nun nicht.
Nein, aber es passt schon hierein. Das ist ja die Thematik der Geschichte, brachliegendes Potential. Wenn da wohl auch Seti und Windfeder eine ganz andere von Potential meinen.

das ist aber nicht alles, ich sags nicht gern, aber der wahrheit zuliebe: besonders novaks fröhliches einlassen auf den wahnsinn ist herzallerliebst.
Warum sagst das denn nicht gern? :)

nun denn drehts sich also um ne verschwörung, novak ist der freak, der die verschwörung überall wittert, im netz wie im vatikan, der erkennt dass die abendländische kultur auf unerkenntnis fußt wie dus sinngemäß schreibst, diese ganze problematik ist mir erstens zu abgegriffen und zweitens zu lapidar abgehandelt.
Also abgegriffen find ich nicht, lapidar abgehandelt - jo, das ist auch echt das Problem der Geschichte, glaube ich mittlerweile.
Abgegriffen wären für mich andere Sachen, also das hat man nun nicht sooo häufig, dass man da nach zwei Zeilen schon ruft: "Och, bitte nicht! Kam erst gestern auf Pro7!" Also klar: Dieses "abgegriffen" ist auch immer was Subjektives. Ich lese jetzt grade wieder L.A. Confidential und wenn morgen hier einer eine Polizei/Drogen/Mob-Geschichte einstellt, die in den 50ern Jahren spielt, dann wär ich auch geneigt zu sagen: Moah, abgegriffen. Aber "tot" wäre das Thema nun nicht in dem Sinne, jedenfalls nicht so wie irgendein wahnsinniges Genie, das durch komplizierte Todesfallen Leute umbringt - und das ist auch nur so "abgegriffen", weil nach der Filmwelle dann etliche Hobbyautoren auf den Zug aufgesprungen sind.
Vor zwei Wochen hab ich eine Geschichte eingestellt, die in einer Art antikem Rom spielt. Wenn nu die Serie "Rome", die bei uns auf RTL2 lief und keinen gejuckt hat (mich auch nicht, hab nicht eine Folge gesehen), ein Riesenerfolg gewesen wäre und wenn "Gladiator" mit Russel Crowe erst diesen Sommer in die Kinos gekommen wäre, dann würde man auch sagen: lass doch mal Rom, das ist jetzt echt fertig.


zum schluss dann das telefongespräch. na ja. aber die sache mit den gedanken-zügen und wie dus durch die geschichte ziehst, respekt, das halte ich für sehr gelungen.
Schön, dass das mit den Zügen ankam. :) Ich teile deine Kritik an der Geschichte ansonsten auch. Der Mittelteil eben, das Lapidare.


Danke dir für den Kommentar
Quinn

 

hi, also beim titel ists erstens natürlich das versteckte novak in supernova, aber abseits des formalen auch das inhaltliche: das charakteristische der supernova, dass der strahlemann stirbt, nachdem er noch mal alles gibt. keene ahnung, ob du das alles bedacht hast, aber so einen vieldeutigen titel finde ich schon stark.

ich denke was an einer geschichte gefällt muss schon gesagt werden, auch wenn ichs in dem fall nicht besonders gerne tat, weil du meine stories verreißt. deswegen schrieb ich auch so lapidar, dass die thematik lapidar ist. anscheinend lesen andere da noch andere sachen hinein, zumindest die Seti/ windfeder verbindung sehe ich nicht, dass es um brachliegendes potential geht, wie du schreibst, finde ich auch nicht. ja, was für abgegriffen und lapidar gehalten wird, ist wohl sehr subjektiv. mein hauptproblem ist nicht der mittelteil, sondern das ende. diese geheimniskrämerei, die verschwörungstheorie, die wirklichkeit wird. das las ich bei eco, leider auch bei dan brown und was weiß ich wo noch. vatikan-, templer- und freimaurer-verschwörungen... ich meine du gewinnst der thematik ja hier noch andre seiten ab, aber das ende wie ichs verstehe ist wirklich so brutal klischeemäßig. na ja, wollt ich noch gesagt haben.
grüße

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom