Was ist neu

Töten

Mitglied
Beitritt
16.11.2003
Beiträge
56
Zuletzt bearbeitet:

Töten

Beißender Rauch strömt durch die Straßen. Schreiende Menschen irren umher, blind vom Rauch und vor Angst. Man hört Kugelsalven einschlagen. Befehlschreie mischen sich in die Angstschreie. Ein Soldat sitzt auf dem Hochhausdach und zielt. Drückt ab und zielt wieder. Man sieht ihm keinerlei Unruhe an. Er ist nicht der Typ, der, wie seine Kollegen, einfach durch die Gegend ballert und vor Nervosität Fehler macht. So tötet er mehr und lebt trotzdem noch, obwohl er sich Zeit lässt und das allein ist für ihn schon der Beweis, der Beste zu sein.
Die nächsten drei Ziele. Zwei Frauen und ein Kind, das höchstens 6 Jahre alt ist. Kollateralschäden wird in den Nachrichten wieder verkündet werden. Aber niemand glaubt mehr daran, schon gar nicht die Männer aus der Truppe. Die Soldaten haben strikten Befehl erhalten, jeden, wirklich jeden zu töten. Warum? Das weiß keiner und es wird auch nicht hinterfragt. Es ist ihr Job, auch wenn viele anfangs Probleme damit hatten. Doch nicht er. Das Töten macht ihm Spaß, bereitet ihm Genugtuung. Er genießt die Sekunden in denen er sich sein nächstes Ziel aussucht.
Da, der junge Mann, der bereits angeschossen auf dem Boden liegt. Es scheint, als ob es seine Frau wäre, die versucht ihm aufzuhelfen. Sein Gewehr im Anschlag bewegt er sich wenige Zentimeter vor, um ihr Gesicht sehen zu können. Sie weint und ihr Gesicht spiegelt eine Verzweiflung wieder, die er erregend findet. „Wie wunderschön sie doch so ist, gleich wird sie noch schöner sein", murmelt er hochkonzentriert vor sich hin. Seine Muskeln sind bis zum Zerreißen angespannt, als er den Mann ins Visir nimmt. Das Fadenkreuz wandert über den Körper. „Wo soll ich ihn treffen?“ Er beschließt für diesen Mann mehrere Kugeln zu opfern, ein kleiner Spaß für ihn.
Die Frau schreit auf, als der erste Schuss in das Bein ihres Mannes einschlägt. Sie versucht ihn wegzuziehen. Der nächste Schuss in den Bauch, er lächelt während er ein paar Sekunden wartet und die Zeit nutzt um nachzuladen. Er sieht, wie sich das helle Hemd blutrot verfärbt. Amüsiert sich darüber, wie sie ihre Hände auf die Wunde presst, um die Blutung zu stoppen. „Vergebens Mädchen, du hast keine Chance“, gibt er durch die zusammengepressten Zähne von sich. „Ich allein habe die Macht über ihn.“ Auf den Kopf zielend drückt er ab. Die Schädeldecke wird jäh weggerissen und die Frau mit Blut bespritzt. Sie schreit nicht und weint nicht. Sie fällt nur auf die Knie, eine gebrochene Frau, die den Glauben an alles verloren hat. Ihren Blick richtet sie in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. Sie erblickt den Mörder ihres Mannes. Sie sieht ihn an, nicht hasserfüllt sondern einfach nur ungläubig.
Er weiß, dass sie sich nichts weiter wünscht als zu sterben, dass er endlich schießt. Doch den Gefallen wird er ihr nicht tun. Er weidet sich an dem gebrochenen Stolz, der verlorenen Ehre. Sie wird Opfer eines seiner Kollegen werden. Der sie erst töten wird, nachdem er ihr das letzte bisschen Ehre geraubt hat, das sie noch besitzt. Doch das ist nicht sein Stil, er tötet nur, vergewaltigt nicht. Das überlässt er seinen Kollegen.
Er sieht ihre Enttäuschung und den flehenden Blick, als er sich erhebt und seinen Standpunkt verlässt, um sich auf die andere Seite des Hauses zu bewegen. Er hat sie fast schon wieder vergessen, als er die nächste Straße in Beschuss nimmt.

 

Eine schöne Geschichte, Lenya... Eine schöne beschreibung des Seelenlebens eines einzelnen Soldaten. Es gibt in der Tat, in etwa, solche Menschen. Überall. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, bauchen wir Menschen nur den richtigen Anlass...
Was mich gestört hat, war "der Befehl alle zu töten". In der Tat gab es solches, aber nur selten. Ich würde es weglassen, da es die Verantwortung des Soldaten begrenzt. Das meiste alle-töten wird meist nicht befohlen, es wird einfach meist nicht bestraft.

 

Danke für das Lob.
Werde das nochmal überdenken, ob ich das rausnehme.

LG Lenya

 

Wenn Du versuchst es so umzubauen, dann würde ich sagen, dass der Befehlshaber ihnen bei der Übernahme der Stadt gesagt hat, dass sie sich einfach mal austoben dürfen, so ganz inoffiziell. Klingt grad irgendwie schief, aber ich Wette Du weißt was gemeint ist und wie Du es umsetzen könntest.

Blandon

 

da müsste ich ja dann einen Zeitsprung einbauen und das wollte ich eigentlich nicht. Ich schau mal, was sich draus machen lässt.

 

Nachdem ich mir, nach einigem zeitlichem Abstand, die Geschichte nochmal durchgelesen habe, sind mir doch noch einige Dinge aufgefallen, die es wert waren verändert zu werden. Ich hoffe, die Geschichte klingt jetzt noch besser als vorher.

 

Wow Lenya, was für ein Protagonist. Ich hab mich immer noch nicht entschieden, ob ich ihn mag oder nicht. Sehr schwierige Sache. Aber ich finde die Story gut, sehr gut sogar. Leider ist es wirklich Realität.

Liebe Grüße Francis

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom