Tage
Stelle dir vor, du sitzt unter einem Baum. Der groß und alt ist, der seine Äste schützend über dich hält. Du genießt diese Idylle und beobachtest das treiben in dem talabwärts liegendem Dorf. Dir kommen immer wieder Gedanken und du fängst langsam anzufangen, über dich und das Leben nach zudenken. Dir fallen Gedichte von „Anno Sokrates“ ein und deren Bedeutung,
die ihr Leben durch seine Fäden bekommen, wie ein Marionetten.
Ein schöner Tag, wenn er sich dem Ende neigt, wird nichts mehr so sein wie es anfangs war.
Verstummte Engelslieder erklingen wieder durch die Lüfte und dringen sanft an dein Ohr. In der nun folgenden Nacht wird sich das Triumvirat wieder vereinen um über einen Menschen zu richten, der alles aufbrachte um seine Liebe zum Ausdruck zu bringen. Doch dieser Mensch ist nicht frei, er ist ein Gefangener der Hölle und verweilt von nun an in ihrem Bann.
Ein Mensch, der alles tut, um seinen Durst nach Liebe zu stillen. Der seine Quelle gefunden hat, so nah an ihr ist und doch nicht von ihrem lieblichen Wasser trinken darf. Dieser Mensch, der einen stärkeren Geist hat als viele anderen, versagt jedoch an dieser Quelle. Viel Zeit er mit ihr verbringen mag, aber es nicht kann, da er immer wieder zurück gerufen wird. Aber die Zeit, die er mit ihr verbringt, währt für den Augenblick lang und unvergänglich. Doch sobald er von dieser Quelle entfernt ist, wird er heimgesucht von den Früchten des Schicksals. Früchte, deren Duft unvergleichlich ist, deren Fleisch süß wie Nektar schmeckt, doch ihr Genuss ist tödlich für einen jeden Menschen, da er sich hinter der Facette der Ruhe verbirgt und erst nach und nach sein abscheuliches Gesicht aufdeckt.
Diese Facette trägt ihren wahren Schein hinter einer Maske, einer Facette, die für einen jeden Geist uneinsehbar ist. Unvergänglich, scheinbar endlos und undurchsichtig schweift sie über unseren Planeten um sich neue Opfer zu suchen und um sie in den Abgrund der Einsamkeit zu stoßen. Die Opfer ahnen nicht, dass sie dazu benutzt werden, den Durst dieser Früchte zu stillen und zu ihrer Belustigung dienen.
Erst wenn meine einsame Seele wieder mit ihrem waren Gegenstück sich vereinigt, wird die Kraft entfaltet, sich dieser Frucht zu wehren und diese dem Triumvirat erneut vor zu tragen. Das Triumvirat wird sich vereinigen mit der Bruderschaft der Illuminati und es entfacht ein Kampf, der bitterer und verderblicher nicht sein kann. Die heilige Schlacht der Christen wird damit unvergleichlich sein und das Armageddon wird eine neue Bedeutung erfahren, die schmerzlicher nicht sein kann. Durch den Kampf zweier Geister, die gegen die Einsamkeit und gegen die Trennung anzukämpfen vermögen wird diese Geschichte neu geschrieben und sich unweigerlich in das Gedächtnis der betroffenen Gestalten brennen.
„Die Zeit heilt Wunden, doch vergessen kann ich nicht, die Zeit heilt Wunden, doch ich denke oft an dich, ganz egal wo du auch bist. Du weißt so gut wie ich, wie die Stunden des Abschieds einen erdrücken und dich unter sich begraben. Aber tröste dich, irgendwann sehen wir uns wieder, in unseren Träumen, im unseren Liedern.“
Es sind die bitteren Momente, die du wie Tabletten schlucken musst. Es ist egal, ob du dieses Medikament einnehmen willst oder nicht. Wir sind getrennt, sowohl körperlich als auch geistlich. Es sind Schmerzen, die man nicht ertragen kann und selbst durch den Tod nicht verwischt werden. Es lohnt sich weder alleine zu sein und zu leben, noch alleine zu sterben und dennoch diese Qualen zu leiden. Auch wenn der Tod in mancherlei Hinsicht eine positive Seite besitzt, hat er im Blick auf die Liebe keine heilende Wirkung, denn sobald einer von uns nicht mehr da ist, wird der zweite einsam sein und den Weg der Unvergänglichkeit darauf selbst antreten um sich wieder mit dem anderen zu vereinen.
Es sind Tage, die nie vergehen und doch sind sie schon zu ende. Es sind Tage der Trauer, die sich wie Ranken durch das Haus, das sich dein Körper nennt, winden. Sie finden in meinen Gedanken ihre Nahrung und in meinem Tränen den wichtigsten Trunk.
Das sind die Tage die nie vergehen wollen. Sie sind immer und überall da. Sie sind hier und sind es wieder nicht. Sie sind bei dir und wieder bei mir. Sie sind da, ehe du merkst das sie entflohen sind.
Tage, die Boten der Nacht sind und dir die Botschaft der Einsamkeit, der Leere und der Angst übermitteln. Sobald sie dich erreichen, stürzt und fällst du. Du fällst unverhofft. Tief. Weit in die Finsternis dringst du ein. Immer schneller stürzt du in das Loch. Findest keinen Halt und kein Licht. Du fällst und fällst, immer tiefer und tiefer. Du fällst und landest. Zerschmetterst auf dem Boden, auf dem du liegst. Deine Schädeldecke zerberstet auf den harten, steinigen Boden. Die Splitter deiner Knochen verteilen sich in alle Himmelrichtungen und du verspürst nur eine kälte in deinem Körper. Es ist die, die in dir aufsteigt und langsam, aber allmälich, von dir Besitz ergreift. Deine Knochen sind zertrümmert, deine Bauchdecke ist aufgeplatzt und du merkst nur, wie deine Eingeweide langsam von innen nach außen kriechen und du ihren Antlitz immer deutlicher siehst. Du siehst die Leber, die durch deinen Alkoholkonsum schon aufgefressen ist, dein Magenbeutel, der aufgeplatzt ist und aus dem sich die Magensäure entfernt. Sie fließt langsam an deinem Bauchnabel vorbei. An deinen Flanken hinunter und bedeckt allmälich deine Geschlechtszonen. Du spürst eine plötzlich, sich ausbreitende Wärme auf deinem Körper und bist Augenzeuge, der Zersetzung deiner selbst. Du bist der Augenzeuge, der alles sieht, dessen, was sich an deinem Leibe wiederfährt. Du spürst, die langsame Zersetzung deiner Gliedmaße. Den Schmerz, der sich von deinen Zehen hoch über deine Knie zieht. Die Wirbelsäule hochzieht und schließlich in deinem kranken Gehirn endet. Es sind Schmerzen, die in deinem Körper grasieren und dich leiden lassen. Das Leiden weitert sich zur Qual, die Qual des Parzifals. Sie qäulen dich, solange, bist du nicht mehr denken kannst und vor Schmerz nichts weiter mehr wünscht als deinen Tod. Doch dieser wiederfährt dir nicht, denn du musst durch diese Hölle gehen, um deine Seele und nur deine Seele zu reinigen.
Es ist der Boden der Wahrheit und des Lebens. Erst jetzt bemerkst du, dass dich diese Boten erfasst haben. Vor Angst versuchst du davon zu laufen, doch du merkst nicht wie sie mit dir spielen. Du merkst nicht ihren kalten Atem in deinem Nacken und auch nicht die Gestalten. Diese Facetten einer längst vergangenen Zeit. Sie verfolgen dich auf Schritt und Tritt. Sie folgten dir in die Tiefe. Du hast es nicht gemerkt. Sie standen neben dir, als du auf den Boden einschlugst. Du hast sie nicht gesehen. Und sie stehen hinter dir, doch du spürst es nicht.
Sie eilen hinter dir her. Gestalten aus vergangenen Zeiten und Tagen. Sie flüstern dir ins Ohr und merken deine aufsteigende Panik. Das Testosteron das dir in alle Körperteile schießt und dich voran treibt. Das ist das Gift, das durch deinen Körper strömt. Es ist der Nektar für die Boten der Finsternis.
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Auf deiner Reise in den Abgrund wirst du mit den bitterüßen Geschehnissen aus vergangenen Tagen konfrontiert und der realisierten Wahrheit des jetzt Seins und Werdens, Im Fall, der die Ewigkeit bedeutet und der die Finsterniss an dir vorbei rasen lässt. Du tauchst ein in die Finsterniss und stößt wieder aus ihr hinaus. Immer wieder wirst du diese Qualen erleiden. Erleiden musst du sie, ob du willst oder nicht. Diese Finsterniss ist dein sichtbarer und unsichtbarer Gefährte, dein Freund und dein Feind. Sein Antlitz ist deine Kraft und deine Schwäche, dein Tod und dein Leben.
Du musst auf einem schmalen Grad wandern, der Pfad ist für dich zu schmal. Doch für deinen Tod existiert ein eigener Pfad, der an Größe und Länge nicht zu ermessen ist. Dieser ist mit Samt und Seide gepolster und glatt wie ein Spiegel. Dein Weg dagegen ist verwinkelt, verdreht und gespickt von Steinen einer jeden Größe und Weg. Es sind die Ecksteine der Mythen, die sich dir immer wieder in den Weg stellen.