Was ist neu

Tanzende Topfpflanzen

Seniors
Beitritt
21.04.2015
Beiträge
1.421
Zuletzt bearbeitet:

Tanzende Topfpflanzen

„Liebst du mich?“
„Was ist denn das für eine Frage?“ Lisa schnipst verlegen Krümel von der Tischdecke, die kreischend auf dem Boden landen. Sie sieht dem Mann gegenüber flüchtig in die Augen. Das Restaurant kommt ihr plötzlich viel zu leise vor. Sie schaut sich um. Die anderen Gäste unterhalten sich angeregt, keiner beachtet sie. Lisa senkt den Blick. Neben ihrer linken Hand liegt die Gabel, die genervt die Augen verdreht und ihren zackigen Kopf schüttelt.
„Wie, was ist das für eine Frage? Weißt du, Lisa, das machst du immer!“
„Was mache ich immer?“
„Du weichst mir aus. Und schaffst es sogar noch, dass ich mir dabei wie ein Idiot vorkomme.“
„Wovon redest du denn jetzt auf einmal, Stefan? Nur weil ich eben …“
„Weil du einfach nicht auf diese Frage antworten kannst. Das sagt doch schon alles, oder? Ich weiß überhaupt nicht, warum wir hier noch zusammen sitzen.“
„Na, wegen mir!“, schreit das frisch gebratene Steak, das der Kellner in diesem Moment vor Lisa abstellt. Fröhlich winkt ihr der grüne Spargel vom Teller entgegen. „Lass ihn reden, Lisa. Immer die gleiche Leier. Jetzt genieß erst einmal dein Abendessen, wir sind heute voll extra aromatisch. Und dann mach dich vom Acker. Endgültig!“
Stefan starrt Lisa entgeistert an. „Hallo? Was machst du denn da?“
Sie hat sich tief über ihren Teller gebeugt, das Ohr ganz nah über dem Essen. Lauscht dem Gemüse.
„Lisa! Sag mal, willst du mich verarschen?“
Sie zuckt zusammen. Richtet sich auf. „Tut mir leid.“ Eins der Brötchen in dem kleinen Korb zwischen ihnen streckt Stefan die Zunge raus. Lisa zwingt sich, es zu ignorieren. Muss schmunzeln und konzentriert sich auf das Steak, das ihr nun ernst entgegenblickt.
„Was gibt’s denn da zu grinsen, Lisa? Also echt, manchmal glaube ich, du hast nicht mehr alle Latten am Zaun!"
Empört springt ihr die Gabel aus der Hand und klatscht mitten in die Bratensoße. Braune Spritzer verteilen sich auf Stefans weißem, faltenfreiem Hemd.
„Verdammte Scheiße. Das machst du doch mit Absicht!“ Wütend funkelt er sie an.
„Nein, ich …“
„Du warst das nicht, oder? So wie gestern, als mir abends plötzlich deine Zahnbürste an den Kopf geflogen ist? Aus der Hand gefallen war sie dir, ja genau. Oder die Leiter, die mich letzte Woche fast erschlagen hat? Von der du gar nicht wusstest, wie sie hinter die Tür gekommen ist?“ Mit einem Ruck steht er auf und eilt Richtung Toilette.
Lisa lehnt sich zurück. Auf ihrem Schoß verformt sich die Serviette langsam zu einem zornigen Gesicht. Ihre Handtasche zerrt an der Lehne des Stuhls. Sie kann nicht hierbleiben! Ihre Freunde sind nervös, ungeduldig. Wer weiß, was beim nächsten Mal in seinem Gesicht oder auf seinem Kopf landet. Sie werden immer aggressiver.
Schnell greift sie nach ihrer Tasche und verlässt mit gesenktem Kopf das Restaurant.

Unter ihren Füßen grinsende Betongesichter. „Jawoll, Lisa, endlich! So langsam gingen uns die Ideen aus, um diesen Kerl loszuwerden.“ Wütend tritt sie auf das Kopfsteinpflaster. „Das macht uns nichts aus, das weißt du doch. Sei nicht sauer! Sei lieber froh, dass du uns hast. Was wolltest du denn mit dem? Ein spießiger Langweiler. Anzugfuzzi. Der wollte ein nettes Beiwerk aus dir machen. Die Frau, die immer an der passenden Stelle lacht, wenn der Mann etwas erzählt. Der hat doch nichts Liebenswertes …“
„Ruhe!“ Lisa stampft auf und stemmt die Hände in die Hüften. Um sie herum wird es still. Sie biegt in den Stadtpark ein. Alle spüren, dass sie eine Pause braucht. Die Kieselsteine geben nur ihr übliches Knirschen von sich. Verhalten sich ganz ruhig. Beobachten, wie sich Lisa auf eine Bank setzt und die Augen schließt.
Sie atmet tief ein. Warme Abendluft füllt ihre Lungen. Weich schmiegt sich der Sommer um ihren Körper. Versöhnlich.

Ihre Freunde. Seit sie auf der Welt ist, wird sie von ihnen begleitet. Sieht tanzende Topfpflanzen, hört Wasserhähne schluchzen und spricht mit Dingen, die für andere stumm sind. Als Kind war das lustig. Als Erwachsene auch. Nur erzählen darf man es keinem. Einmal hat sie es probiert, aber nur diesen Blick geerntet. Ungläubiges Staunen. Schmunzelnder Spott. Nicht noch einmal, keine Lust. Warum alles um sie herum lebt und zappelt, weiß sie nicht. Ihre Oma hat ihr früher einmal zugeflüstert: „Du bist wie ich. Genieß es. Wenn du groß genug bist, erkläre ich dir alles.“ Aber bevor sie erklären konnte, starb sie.

An manchen Tagen fühlt sich Lisa von Einsamkeit erdrückt. Alles spricht mit ihr – nur die Menschen nicht. Es ist schwer, an sie heranzukommen. Sie hetzen an ihr vorbei, die Blicke gesenkt. Lisa steht am Straßenrand und kommt nicht hinterher. Sie sprechen von ihren Erwartungen, ihren Zielen. Mit leuchtenden Augen erzählen sie ihren Freunden von dem schimmernden Schwarz ihres neuen Autos und die anderen applaudieren. Lisa hört ihnen zu, versteht sie aber nicht. Sie versucht mit ihnen an der Oberfläche der Welt zu schwimmen, sinkt aber immer wieder in die Tiefe.
Sie träumt. Gilt als seltsam. Selbst Stefan hat ihr das immer wieder gesagt. Anfangs fand er sie hübsch, geheimnisvoll. Doch das hielt bloß ein paar Monate. Immer weniger gelang es ihr, sich zusammenzureißen, das bunte Treiben um sie herum zu ignorieren. Eines Tages sagte er es dann zum ersten Mal: „Irgendwas stimmt nicht mit dir." Damals noch mit einem Lächeln. Dann immer wütender.
Ein paar Menschen gibt es, an die traut Lisa sich heran. In der Arbeit zum Beispiel, da sind sie ruhiger. Bewegen sich bedacht, haben Geduld für den Augenblick. Hier fühlt Lisa sich geborgen. In den zahllosen Gängen der Bibliothek verschmilzt sie mit dem Flüstern der Bücher. Die anderen Frauen schätzen ihre Zurückhaltung, nicken ihr freundlich zu. Margit mag sie besonders. Die ältere Dame fährt zärtlich mit der Hand über die Buchrücken. Wenn sie eines öffnet, atmet sie tief ein, mit diesem seligen Lächeln. „Jedes Buch riecht anders, Lisa“, sagt sie immer und hebt dabei den Zeigefinger.

Lisa öffnet ihre Augen und betrachtet die unruhigen Grashalme. Im sanften Wind wackeln sie hin und her. Jedes versucht, einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie flüstern. „Was machst du jetzt, Lisa?“ Sie zuckt mit den Schultern. „Nach Hause kannst du nicht. Er stürmt gerade durch die Wohnung und packt seine Sachen. Schimpft und reibt sich die Stirn. Die Garderobenstange ist ihm entgegengekommen, als er aufgeschlossen hat. Jetzt wächst ihm eine ordentliche Beule. Er hat die Schnauze voll. Wir glauben, er hat sogar ein bisschen Angst.“ Sie kichern, stupsen sich gegenseitig an. Lehnen sich aneinander und warten ihre Reaktion ab.
Sie steht auf und macht sich auf den Weg in ihre Lieblingsbar. Hält ein bauchiges Glas goldbraunen Whisky in der Hand und spürt, wie die Eiswürfel ihre Lippen küssen.

Am nächsten Morgen steht sie unentschlossen vor den Supermarktregalen. Sie wünscht sich oft, an diesem Ort könne sie ihre Freunde zum Schweigen bringen. Nur für einen kurzen Augenblick. Da rufen Milch, Salami und Tomaten durcheinander, biedern sich an, dass ihr der Appetit vergeht. Die Tomaten sind am schlimmsten. Immer wütend. Fäuste schwingend hocken sie neben den Zwiebeln, die mürrisch ihre Augen zusammenkneifen.
Am liebsten mag Lisa die Kuchenabteilung. Schokoladenkuchen im speziellen. Die gemütlichen Kollegen sprechen ganz leise, haben tiefe Stimmen. Fluffig und entspannt schmiegen sie sich aneinander, sonnen sich in der Gewissheit, gekauft zu werden. Lisa bleibt gerne eine Weile bei ihnen stehen, lauscht ihren Geschichten.
Doch heute steht da schon jemand! Ein Mann. Bewegt sich keinen Zentimeter. Er greift nach nichts, die Arme hängen schlaff hinunter. Sein Blick schweift verträumt zwischen den Gebäckstücken hin und her. Lisa beobachtet ihn, versteckt hinter der Regalwand. Ab und zu lacht er auf, schüttelt den Kopf.
Was sie dann sieht, nimmt ihr den Atem. Langsam beugt er sich vor. Legt sein Ohr ganz nah an einen Marmorkuchen. Lauscht und nickt. Mit klopfendem Herzen geht sie auf den Mann zu. Schritt für Schritt, bis sie neben ihm steht. Sie sehen sich an, keiner sagt ein Wort.
„Pssst, ihr zwei. Hier! Hierher!“ Ihre Blicke springen zum Regal zurück. Da sitzen sie mit ihrem breiten Grinsen, die Muffins mit den bunten Zuckersprenkeln. Einer von ihnen zeigt erst auf den Mann, dann auf die Frau. „Darf ich vorstellen? Florian – Lisa. Lisa – Florian.“
Die beiden lächeln. Hinter ihnen applaudiert das Toastbrot.

 

Hallo RinaWu,
Ich mache es kurz: Mir hat die Geschichte sehr viel Spaß gemacht. Eine schöne Idee, die Dinge um einen herum lebendig werden zu lassen. Beim Essen würde mir das zwar Probleme bereiten *g*, aber dieser Gedanke ist mir erst im Nachhinein gekommen...und spielt auch eigentlich keine Rolle. Du erzählst so schön anschaulich, es ist einfach nur eine Freude, deinen Text zu lesen. Vielen Dank.
LG
KonfuziFen

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette,

danke für deine Worte. Ich verstehe die Kritiker total, ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass meine Geschichte dann doch eher begeistern konnte, als abschrecken. Ich war mir da sehr unsicher, weil ich sie selbst zwar sehr gerne mag, aber mir war durchaus bewusst, dass das nicht jedermanns Fall sein wird. Aber das macht den Reiz auch irgendwie aus. Schließlich muss ja nicht jeder mögen, was man so fabriziert :shy:

Für mich ist die Geschichte ein Plädoyer für Menschen, die nicht "normal" ticken, und da gibt es eben auch Hürden, die zu überwinden sind, seien sie auch sprachlicher Natur, um reinzukommen.
Danke! Das ist toll beschrieben. Und die Krümel kreischen weiter, ich würde es nicht über's Herz bringen, sie zu streichen.

Liebe Grüße an dich

_____________________________________________________________________________________

Hallo JoGy,

schön, dass du noch einmal vorbeigeschaut hast und auch dir danke für deine Worte. Freut mich total, dass mein Anfang genau so gewirkt hat, wie ich es mir erhofft hatte.

Wenn das nicht so gelingt, ist man irgendwie vom Text enttäuscht. Da können 100 Positive Kommentare vorher gewesen sein, wenn von dem einem, zu dem man aufschaut, etwas negatives kommt, dann ist es wie ein Schlag ins Gesicht.
So dramatisch sehe ich das gar nicht. Es gibt hier einige Autoren, deren Schreibstil ich toll finde. Dass man aber da nicht alle abholen kann, ist ganz klar, und mindert für mich persönlich die positiven Kommentare keinesfalls. Ganz im Gegenteil, ich bin ganz beschwingt seit gestern, weil es mich so krass freut, euch damit erreicht zu haben.

Liebe Grüße!

____________________________________________________________________________________

Hallo wieselmaus,

eine aparte Alliteration. :D Versteh ich, dass du das affig fandest. Aber du hattest recht, ich habe mir etwas dabei gedacht und es ist schön, dass du weitergelesen hast. "Die Blumen der kleinen Ida", das muss ich doch gleich mal recherchieren, kenne ich nämlich nicht. Etwas märchenhaftes hat meine Geschichte durchaus, das stimmt.

Danke für deine netten Worte und viele Grüße

____________________________________________________________________________________

Hallo KonfuziFen,

ich mache es auch kurz: Danke! Oha und stimmt, das mit dem Essen hatte ich wohl gar nicht so durchdacht. Wer schneidet schon gerne in ein Steak mit Gesicht ...? Aber ich dachte mir in meinem jugendlichen Leichtsinn, das Essen will Lisa ja schmecken und sie satt machen, deshalb geht das schon in Ordnung :D

Liebe Grüße
RinaWu

________________________________________________________________________________

Liebe maria.meerhaba,

danke dir für's Lesen und Kommentieren. Also, die kreischenden Krümel sind ja wirklich ein Thema. Als ich das so aufschrieb, fand ich das zwar auffällig, aber gar nicht mal sooooo sehr. Aber wie schon des öfteren gesagt, vielleicht ticke, lese und schreibe ich da einfach anders. Ich mag solche Absurditäten, sogar wenn sie gar keinen Sinn machen. Aber das ist totale Geschmackssache.

Ich freue mich, dass du gar nicht mal so sehr zerfetzt hast, obwohl das dein erster Impuls war. Dass die Idee dir gefällt, ist doch schon mal etwas. Und dass du deinen Spaß hattest, freut mich umso mehr.

Ja, das Happy-End, das ist immer so eine Sache. Verstehe, was dich daran stört. Mein Ansatz war jedoch nicht, Lisa als Person mit einmaligen Fähigkeiten alleine durch die Welt wandern zu lassen. Die Idee hinter dem Ende war eher zu zeigen, dass Menschen, die für andere schwer greifbar sind, als seltsam gelten, einsam sind, sich gegenseitig erkennen, finden und miteinander so sein können, wie sie sind. Ist kitschig, ich weiß. Aber irgendwie auch wahr.

Ich fand deine Kritik gar nicht so negativ, sondern habe mich über deine Gedanken dazu gefreut. Einen schönen Tag dir noch.

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu,

Es war für mich eine Freude und ein Vergnügen, die Geschichte der "Tanzenden Topfpflanzen" zu lesen. Und dies, obwohl ich bald achzig Jahre alt bin.

Ich habe grüne Spargeln gekauft und bin gespannt, ob sie mir beim Essen auch zuwinken werden! Wäre schön. Irgendwie weckt die Geschichte eine kleine Sehnsucht nach etwas Aussergewöhnlichem.

An folgendem Satz bin ich hängen geblieben:
"An manchen Tagen fühlt sich Lisa von Einsamkeit erdrückt. Alles spricht mit ihr - nur die Menschen nicht, die gehetzt ihren Zielen nachjagen."

Ich finde es schön, dass Lisa am Schluss der Geschichte in dem Mann, der sein Ohr ganz nah an einen Marmorkuchen legt und lauscht, eine verwandte Seele findet.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 
Zuletzt bearbeitet:

Um auch noch was zu den kreischenden Krümeln (auf österreichisch hießen sie wohl brüllende Brösel) zu sagen:
Also für mich war das der Hook, der mich auf deine Geschichte so richtig neugierig machte, RinaWu. Mir war nämlich klar, dass kein Autor sowas aus Achtlosigkeit oder Versehen schreibt, schon gar nicht im ersten Satz.
Und ich muss sagen, die Geschichte hat mich dann durchaus unterhalten, auch wenn ich sie ernster (oder unernster? Hmm …) nehmen hätte können, wäre sie mit Märchen getaggt.
Was ich damit sagen will? Nun ja, die extravagante Weltwahrnehmung dieser Frau erschien mir einfach zu verrückt, als dass ich eine Beziehung zum realen Leben hätte herstellen können. Also hätte ich ihre Sinneseindrücke als eine Art von Bewusstseinsstörung (vulgo Geisteskrankheit, vulgo vollkommene Plemplemheit) akzeptiert, hätte ich mir ja gleichzeitig die Frage stellen müssen, wie weit das geht, offenbar scheint sie ja wirklich alles um sich herum als belebt wahrzunehmen, selbst die Bratensoße und die Millionen Grashalme. Sprechen gar die einzelnen Moleküle zu ihr? Oder gar die Atome, bzw. die Elementarteilchen, aus denen diese bestehen? Was ja nichts anderes hieße, als dass die Arme ununterbrochen und gleichzeitig Milliarden und Abermilliarden von Stimmen in ihrem Kopf hätte. Was wiederum allemal ein Grund wäre, erst recht vollkommen meschugge zu werden usw. …
Nein, da stelle ich mir doch lieber vor, die Welt, in der die Frau lebt, ist so eine Art Märchenland, in dem halt ein paar Sachen mehr als in unserer realen Welt ein Bewusstsein besitzen, na ja, wie in einem Märchen halt.
Ach was, scheiß auf die Klassifizierung, dir ist einfach eine total schräge, charmante und liebenswerte Geschichte gelungen, Rina Wu. Was mich eigentlich auch nicht weiter wundert, wenn du den großartigen Boris Vian als dein Vorbild nennst. Der war einer der Helden meiner Jugend und ich habe seine Bücher damals förmlich verschlungen.

Sehr gut gemacht, RinaWu.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Marai,

und mir war es eine Freude, von dir zu lesen!
Ja, diese Sehnsucht nach etwas Außergewöhnlichem, die schlummert auch in mir. Beziehungsweise genieße ich total, wenn ich auf Menschen treffe, die die Welt anders betrachten. Verträumter vielleicht oder einfach bewusster. Schwer zu erklären.

Freut mich, dass dir der Schluss gefällt. Die verwandte Seele gönne ich Lisa auch sehr.

Liebe Grüße an dich und ein schönes Wochenende.

___________________________________________________________________________________

Lieber ernst,

Also für mich war das der Hook, der mich auf deine Geschichte so richtig neugierig machte, RinaWu. Mir war nämlich klar, dass kein Autor sowas aus Achtlosigkeit oder Versehen schreibt, schon gar nicht im ersten Satz.
Schön, dass du es gleich so gesehen hast und dass die brüllenden Brösel dich nicht abgeschreckt, sondern zum Weiterlesen animiert haben.

Ja, es stimmt, das sind ganz schön viele Stimmen, die Lisa jeden Tag hört. Ob die Atome und Elementarteilchen auch mit ihr sprechen, hab ich mir gar nicht überlegt. Das wäre aber krass. Und würde wohl meschugge machen. Deshalb stimme ich dir zu, hier liegt auch etwas Märchenhaftes in der Luft, vielleicht sollte ich wirklich das Stichwort Märchen noch hinzufügen.

Ich freue mich ungemein, dass dir die Geschichte gefällt. Auf Boris Vian bin ich erst vor ca. zwei Jahren gestoßen, als ich von dem Film "Der Schaum der Tage" hörte. Allein diesen Titel fand ich so schön, dass ich recherchiert habe und die Buchvorlage entdeckt und gleich bestellt habe. Und dieses Buch hat mich einfach sehr fasziniert. Da kommen Aale aus dem Wasserhahn, die gerne Zahnpasta mögen und Sonnenstrahlen rollen als goldene Kügelchen über das Parkett. Die Wasserrose in der Brust, dieser seltsam lapidare Umgang mit Elend und Tod. Ich könnte ewig darüber schreiben, so sehr hat mich das Absurde in diesem Buch begeistert. Ich muss mir mal dringend mehr Lesestoff von ihm besorgen!

ernst, vielen Dank für deine Worte!
Liebe Grüße
RinaWu

 

ernst offshore

Also für mich war das der Hook, der mich auf deine Geschichte so richtig neugierig machte, RinaWu. Mir war nämlich klar, dass kein Autor sowas aus Achtlosigkeit oder Versehen schreibt, schon gar nicht im ersten Satz.

Stimmt, wahrscheinlich bin ich einfach zu dumm für diese geniale Story.

 

Hallo Jimmy.

Verstehe nicht so ganz, was das jetzt soll. Sagt doch keiner etwas von dumm. Und schon gar nichts von einer genialen Story. Ich weiß, dein Kommentar ist an ernst gerichtet, aber ich verstehe es trotzdem nicht. Ich habe mehrmals betont, dass ich verstehe, wenn man sich auf die Geschichte nicht einlassen kann. Dennoch ist es doch legitim, wenn andere das konnten.

Viele Grüße
RinaWu

 

jimmysalaryman schrieb:
@ernst offshore

Stimmt, wahrscheinlich bin ich einfach zu dumm für diese geniale Story.


Wieso adressierst du das an mich, Jimmy? Meinst du etwa, ich dächte beim Scheiben meiner Kommentare an die anderen Kritiker?

 

jimmysalaryman schrieb:
Mir war nämlich klar ...

Impliziert das. Ich habe es so gelesen.

Ich hätte es nicht anders formuliert, hätte ich die anderen Kommentare nicht gelesen.
So, und jetzt Schluss mit offtopic. (Wir können uns gerne demnächst in Wien gegenseitig eins auf die Fresse geben. :D)

 

Ich versteh immer noch nicht, was das sollte. Und schon gar nicht diesen seltsamen Unterton, der da mitschwingt. Sei mir nicht böse Jimmy, aber das muss raus: "wahrscheinlich bin ich zu blöd fürfür diese geniale Geschichte" klingt für mich ein wenig überheblich und ich verstehe überhaupt nicht, warum du das so schreibst. Nur weil da jemand schreibt, er habe den Anfang so und so verstanden.Aber wie auch immer. Ich muss auch nicht alles verstehen.

RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Na dann sind wir uns ja einig. Einen schönen Abend!

 

Kindsköppe alle zusammen. :D
Ich hoffe, ihr habt alle schön geschlafen und hört jetzt auf, euch anzustänkern. Ab jetzt nur noch intopic.

Es wird immer Geschichten geben oder Textstellen, die geschmacksmäßig diametral genommen werden. Und ja, auch ich fühle mich höchst missverstanden in meinem Kommentar. :crying:
Kreischende Krümel kommen mir immer noch nicht ins Haus, auch wenn das der Weltmeister des Hooks wäre.
Aber Leute - in Wien fressen Jimmy und ich die Biester einfach auf, und ich hoffe, ihr anderen fresst mit. Ich bring sie nämlich mit. Sind hessische Brüllbrösel von der Bäckerei Huck.

 

Liebe Novak!

:lol: Ich habe toll geschlafen! Ich mag stänkern gar nicht und hab mich schon geärgert, überhaupt darauf eingegangen zu sein, aber bei manchen Dingen muss ich dann einfach was sagen.

Was mich aber viel eher beschäftigt: Warum fühlst du dich mit deinem Kommentar missverstanden? Ich kann nur für mich sprechen und ich habe total verstanden, was dich stört. Und das hat auch Hand und Fuß. Ich glaube aber, dass die Geschichte, so wie ich sie mir vorstelle, immer solche Dinge wie kreischende Krümel beinhalten wird und das ist nicht jedermanns Sache. Leuchtet mir ein. Ich hänge aber sehr an dieser Geschichte und gehe das Risiko einfach ein. Wie du schon schreibst, das ist manchmal auch einfach Geschmackssache.

Liebe Grüße an dich
RinaWu

 

Hey RinaWu,

na mal gut, dass Du den Märchentag dran hast. Ist nämlich so was von eines und als solches habe ich es sehr gern gelesen. Zudem stehe ich auf schräge Sachen wie lebendige Dinge, die einen volldödeln. Ich bin leichte Beute für Geschichten wie diese. Da kann man aber auch herrliche Sachen mit machen. Ich stelle mir gerade vor, wie das Taschentuch mitflennt beim Schnulzenfilm, wie der Staubwedel ständig niest, weil Stauballergie oder der Stinkekäse im Kühlschrank gemobbt wird. Ja - da öffnet sich ein Tor unendlicher Möglichkeiten. Da muss man am Ende noch aufpassen, dass man nicht zu viel und den Leser irgendwann doch langweilt. Haste nicht, jedenfalls bei mir nicht, aber die Gefahr ist, glaub ich, groß.
Viel kann ich zu deiner Geschichte gar nicht sagen. Feine Unterhaltung. Wohlfühltext. Gut gemacht ;).

Ich hatte meine Freude dran.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @RinaWu,

was für eine tolle Geschichte. Ich musste an Disneys 'Die Schöne und das Biest' denken. Ein Film, der in meiner Erinnerung immer besser ist als in der Realität, den ich aber trotzdem immer wieder gerne anschaue. :)
Du hast da eine wunderbare kleine Welt erschaffen, dein Sprachstil ist umwerfend und zur Empfehlung gratuliere ich. Nun ein paar kleine Kritikpunkte.
Als Erstes muss ich sagen, dass ich sie zu kurz finde. Ich wäre so gern noch ein bisschen länger bei Lisa geblieben. Mit Lisa an sich habe ich allerdings ein kleines Problem. Die Dinge um sie herum sind häufig so laut und ungewöhnlich, dass sie selbst ein wenig untergeht. Was sie denkt, zB: Der Leser erfährt, was die Dinge von Stefan halten, aber was ist mit Lisa? Warum ist sie mit ihm zusammen? Und dann so lange? Und dann nicht mehr. Und das ohne einen Anflug von Traurigkeit oder Bedauern. Überhaupt kommt sie mir ein wenig wie in einem Gefängnis vor. Und auch, wenn ich das Ende sehr mochte, hatte ich mir zwischendurch vorgestellt, dass sie irgendwann aufbegehren würde, die Dinge selbst in die Hand und zum Schweigen bringen könnte.
Noch zwei konkrete Sachen:

Eins der Brötchen in dem kleinen Korb zwischen ihnen streckt dem Mann die Zunge raus. Die Frau zwingt sich, es zu ignorieren.
Die ganze Zeit ist von Lisa und Stefan die Rede und in meinem Kopf sitze ich fast auf ihrem Schoß, so nahe bin ich den beiden. Dann ist plötzlich von einem Mann und einer Frau die Rede und automatisch sehe ich mich im Restaurant um, weil ich erwarte, dass sich dieser Satz an einem anderen Tisch abspielt.

Jagen schnellen Autos nach, schönen Frauen, blitzenden Uhren.
Nichts in deiner Geschichte ist gewöhnlich, nichts folgt gängigen Klischees. Vor allem nicht die Adjektive, die du für Dinge verwendest. Außer in diesem Satz. Dieser Satz fällt für mich dermaßen aus dem Rahmen, ist ein solch störender Fremkörper in der Geschichte und scheint auch so gar nicht zu Lisas Denke zu passen ... Ich könnte nen ganzen Kommi darüber schreiben, warum mich dieser Satz stört. ;)
Und die Passage mit den Tomaten und Zwiebeln war mir mit die liebste. :)

Liebe Grüße
Zantje

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu, das ist keine lustige Geschichte, das ist die ergreifende Biografie einer kranken Frau. Und du hast sie schön verpackt. Man nennt die Krankheit Schizophrenie und sie ist eine Krankheit, die den Menschen einsam macht. Deine Protagonistin erleidet gerade einen positiven Schub, sie erfreut sich an ihren Wahnvorstellungen, sie hört Stimmen und redet mit Obst und Gemüse, als wären es ihre Freunde.

Der Höhepunkt der Geschichte ereignet sich im Lebensmittelgeschäft, als sie einen Mann trifft, der wohl an der selben Krankheit leidet. Das ist eine wunderschöne Pointe, doch ich frage mich im Geheimen, ob die Patienten heute Ausgang haben?

Die Trostlosigkeit der Protagonistin wird spürbar, auch wenn dieses Wort niemals zum Einsatz kommt. Und das ist auch der Grund, warum mir deine Geschichte, liebe RinaWu, gut gefällt. Du versteckst diese furchtbare Krankheit in buntem Geschenkpapier und verschnürst die ganze Tragik mit einem schillernden Band.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo RinaWu!

Auch ich kann mit deiner Geschichte viel anfangen. Lisa ist kontaktscheu und leidet deshalb unter ihrer Einsamkeit:

An manchen Tagen fühlt sich Lisa von Einsamkeit erdrückt. Alles spricht mit ihr – nur die Menschen nicht. Sie schafft es nicht, an sie heranzukommen.

Dank Stefan ist sie aus dieser Einsamkeit herausgekommen. Sie hat es doch noch geschafft! Endlich! Zwar merkt sie immer mehr, dass er nicht zu ihr passt, so dass sie Wut gegen ihn entwickelt und den starken Impuls hat, ihn durch aggressives Verhalten zu vergraulen und ihn so wieder loszuwerden. Doch diesen Wunsch, diese gegen Stefan gerichteten aggressiven Impulse verdrängt sie, und zwar aus Angst, rettungslos wieder in ihre schlimme Einsamkeit zurückzufallen.
Verdrängtes aber ist nicht weg, sondern rumort im Unterbewusstsein, gibt keine Ruhe und sucht sich andere Wege, um sich zu äußern. Bei Lisa äußert es sich, indem es sich abspaltet - es wird zumeist in Nahrungsmittel projiziert, die ihr das befehlen, was sie sich versagt, weil sie zu sehr noch an Stefan hängt. Was die Nahrunsgmittel ihr sagen, ist also durchaus konstruktiv, so dass Peeperkorn mit seiner Deutung richtig liegt:

Die Dinge müssen ihr (mehr oder weniger schonend) beibringen, dass sie ihren Freund verlassen, den richtigen Mann finden sollte.

Verdrängte aggressive Impulse werden also abgespalten, und wenn sich das zur unkontrollierbaren Psychose auswächst, wird das gefährlich, denn es kann sich, wie es AmelieS zu Recht befürchtet, ein handfestes Spaltungsirresein, eine Schizophrenie (von griechisch "s-chizein = abspalten) entwickeln. Doch der Schluss lässt hoffen: Ein Mensch, der zu ihr passt, holt sie aus ihrer Einsamkeit heraus.

Die kreischenden Krümel am Anfang haben mir auch gefallen. Lisa fegt sie vom Tisch, wie man Einwände oder Zweifel, die einem nicht in den Kram passen, unwirsch vom Tisch fegt. Kein Wunder, dass die Krümel dagegen mit ihrem Gekreische protestieren!

Deine in sich stimmige Geschichte, die eben nicht zum platten Realismus gehört, habe ich gerne gelesen!
Grüße
gerthans

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ja, der Hinweis von ernst war sehr hilfreich, je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr sehe ich die Geschichte ebenfalls als kleines Märchen. Deine Einfälle haben mich zum Schmunzeln gebracht, vor allem der Stinkekäse, der im Kühlschrank gemobbt wird. Armer Kerl ... Ja, es stimmt, ich hatte auch Angst (selbst bei der Kürze meines Textes), dass ich haarscharf an dem Punkt entlangschramme, an dem es langweilig oder einfach zu viel der Details für den Leser wird. Schön, dass es bei dir nicht so war und du sie gerne gelesen hast.

Liebe Grüße

Hallo Zantje,

danke für deinen Kommentar zu meiner Geschichte. Deine Kritikpunkte verstehe ich sehr gut. Die Geschichte war ursprünglich tatsächlich länger. Dann habe ich sie doch wieder gekürzt, weil ich den Bogen nicht überspannen wollte und mir dachte, in diesem Fall liegt die Würze vielleicht doch besser in der Kürze. Dass Lisa ein wenig untergeht, stimmt. Ich wollte sie nur ein wenig beleuchten, indem ich erkläre, wie lange ihre "Freunde" sie schon begleiten, warum sie sich einsam fühlt. Aber du hast recht, ihre Gedanken spielen kaum eine Rolle, bzw. werden nicht zum Thema gemacht. Das schaue ich mir noch einmal genauer an. Guter Punkt.

Oha, der Satz mit dem Brötchen. Das passt gar nicht. Stammt noch aus dem Anfangskonstrukt der Geschichte, ich habe es sofort in "Stefan" und "Lisa" umgeändert. Danke dafür!

Der Satz, der dir nicht gefällt, gefällt auch mir nicht so recht. Ich weiß genau, was du meinst. Heute war ich den ganzen Tag an der frischen Luft und bin fix und alle, aber morgen überlege ich da nochmal, wie ich das besser lösen könnte.

Vielen Dank, das war sehr hilfreich. Liebe Grüße!

Zantje: Ein kleiner Nachtrag von mir. Ich habe den Satz, der so gar nicht hineinpasst, gestrichen und ersetzt: An manchen Tagen fühlt sich Lisa von Einsamkeit erdrückt. Alles spricht mit ihr – nur die Menschen nicht. Es ist schwer, an sie heranzukommen. Sie hetzen an ihr vorbei, die Blicke gesenkt. Lisa steht am Straßenrand und kommt nicht hinterher. Sie sprechen von ihren Erwartungen, ihren Zielen. Mit leuchtenden Augen erzählen sie ihren Freunden von dem schimmernden Schwarz ihres neuen Autos und die anderen applaudieren. Lisa hört ihnen zu, versteht sie aber nicht. Sie versucht mit ihnen an der Oberfläche der Welt zu schwimmen, sinkt aber immer wieder in die Tiefe. Ich hoffe, so liest es sich schon ein bisschen besser.
Viele Grüße! RinaWu

Liebe Amelie,

es ist interessant, wie du die Geschichte liest. So ist sie aus meiner Sicht nämlich gar nicht gemeint. Also was ich sagen will, meine Gedanken waren nicht die, eine Schizophrenie zu beschreiben, sondern einen besonderen, sensiblen, schwierigen, aber dennoch wertvollen Menschen. Dennoch kann ich nachvollziehen, dass die Gedanken auch in Richtung psychische Krankheit gehen, wenn man die Geschichte liest. Das macht es für mich so spannend gerade. Für wen ist es eher ein Märchen? Für wen vielleicht sogar ein Stück weit Realität? Und für wen eine Geisteskrankheit?

Trostlosigkeit schwingt aber in der Tat zwischen den Zeilen mit, da bin ich voll bei dir. Segen und Fluch. So ein bisschen die Richtung dachte ich beim Schreiben.

Danke dir für deine Gedanken zu meinem Text.
Liebe Grüße

Hallo gerthans,

auch dir vielen Dank für deine Worte.

Dank Stefan ist sie aus dieser Einsamkeit herausgekommen. Sie hat es doch noch geschafft! Endlich! Zwar merkt sie immer mehr, dass er nicht zu ihr passt, so dass sie Wut gegen ihn entwickelt und den starken Impuls hat, ihn durch aggressives Verhalten zu vergraulen und ihn so wieder loszuwerden. Doch diesen Wunsch, diese gegen Stefan gerichteten aggressiven Impulse verdrängt sie, und zwar aus Angst, rettungslos wieder in ihre schlimme Einsamkeit zurückzufallen.
Eine interessante Betrachtung. Würde man die Geschichte unter dem Aspekt der Geisteskrankheit betrachten, wäre das eine mögliche Erklärung. Würde man sie als Märchen sehen, spüren ihre "Freunde" ihre verdrängten Aggressionen vielleicht und lassen sie stellvertretend für Lisa raus.

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat, vielen Dank für die netten Worte.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom