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Tassja - Im Bann der Klumpfuß-Furie

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12.08.2006
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Tassja - Im Bann der Klumpfuß-Furie

Gruselgeschichte von Leichnam


Wehe dem, der´s Bild der fahlen Toten schaut... (Ebn Zaiat)


Das englische Kaff Blossom ist schon geradezu absurd abgelegen. Man fährt durch Trübe hindurch. Einsamkeit. Stille. Die schier endlos erscheinende Ebene weist einige Hügel auf, ansonsten sieht man gespenstische, ruhige, fast schwarze Seen, einzelne kahle Bäume, totes Gesträuch & Gestrüpp, geduckte Flechten - die den ewigen Unbilden der kalten Witterung hier widerstehen. Kurzum: Eine nicht gerade einladende Gegend. Die wenigen Bewohner dieser eigentümlichen Trostlosigkeit arbeiten in der nächsten Stadt, die fast eine Stunde Fahrtweg entfernt. Und nur noch wenige junge Menschen hält es in Blossom.

Einer dieser jungen Leute war Joe Reamer. Ein 22-jähriger, dünner Kerl, der selten lachte. Eine meist schweigende Person, lebend im betagten Haus des Großvaters. Reamer hatte direkt in Blossom Arbeit. Zusammen mit einem älteren Kollegen arbeitete er als Landschaftsgärtner, wobei das größte zu betreuende Gebiet der steinalte Totenacker war. Nebenher wuschen beide auch Leichen und nahmen Einsargungen vor, doch nur relativ selten starb jemand in diesem dünn besiedelten Ort.

Allmählich kamen die Schatten des Abends gekrochen. Joe Reamer und saglicher Kollege - Frank Fisher - saßen im Geräteschuppen des Friedhofes. Die Arbeit für diesen Tag war getan. Und die Worte, welche von Fisher in die Düsternis gemurmelt wurden, wirkten nicht gerade beruhigend auf den schmächtigen Joe. Denn es wurde ein Thema angesprochen, das mit dieser längst verrotteten Tassja Klinger zu tun hatte. Eine einstige Figur, die wirklich jeder in Blossom kannte. Die Dinge, die nun Frank Fisher erzählte, waren neu für Joe. Und grauenvoll...


Frank auf seiner Holzkiste stierte immer wieder durch den Türspalt nach draußen in die Dämmerung. Ab und an blickte er auch nervös auf seine altmodische Taschenuhr. Ihm war unwohl.

"Weißt du, Joe - das wird heute DIE Nacht werden... Gute Männer werden sterben müssen. Männer Blossom´s...

Sie wird kommen. Sie... Tassja... Der alte Fluch! Alle 30 Jahre kehrt sie zurück. Das letzte mal war sie hier am 1. November 1940. Heute ist der 1. November 1970..."

Wind heulte durch den Türspalt. Knarrend ging das grobe Brett einige Zentimeter weiter auf.

"Mir ist nicht bekannt, ob du genaueres über Tassja Klinger weißt, Joe. Aber sie war eine Bestie geworden mit der Zeit, eine Furie... Das war nicht immer so. Mein Gott, es ist so viele Jahre her - weit vor meiner Zeit. Die Klinger wohnte im alten Landhaus. Den zerfallenen Kasten hat man ja heute noch hier stehen. Die reiche Mutter verblich. Allein blieb Tassja zurück, die junge, hässliche Frau mit Klumpfuß... Sie wünschte sich Liebe, S.e.x.ualität. Doch kein Mann im Dorf war bereit, sie zu beglücken. Sie sah schaurig aus... Schiefe, faulige Zähne, nur wenige Fäden als Haar, dünne und käseweiße Haut. Sie ging gekrümmt und humpelte über ihren verkrüppelten Fuß.

Das Schlimme: Sie war eine Kennerin des Okkulten, der Schwarzmagie... Sie starb jung. Sie starb unter Grauen... Ihre Todesschreie und den Fluch ihrer Rückkehr soll man angeblich im ganzen Ort vernommen haben - tief in der Nacht... Sie wollte Gewalt wirken lassen. Pure, nackte, unverfälschte Gewalt gegen kommende Männergenerationen Blossom´s... Man hatte sie nie geliebt, körperlich, verstehst du, Joe? Sie war eine Nymphomanin. Eine entstellte, verkrüppelte Nymphomanin..."

Wieder ging der Türspalt des Schuppens ein Stück weiter auf. Joe Reamer starrte entsetzt hin...

"Sie hinterließ Papier. Der Schwur war da, alle 30 Jahre Blossom heimzusuchen. Vermutlich hatte die Hölle die Furie aufgenommen..."


Joe knetete sich die Stirn. Er war müde. Müde von der Arbeit. Sie hatten heute eine Mauer neu gesetzt.

"Und du glaubst an den Scheiß, Frank? Schwarze Magie, okkultes Treiben und so weiter? Sicher ist an solchen Sachen was dran - doch hier in unserem Kaff?"

Frank Fisher lächelte mitleidig. Sein zerfurchtes, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht wurde noch faltiger.

"Ich glaube nicht nur dran. Ich habe es am ersten November 1940 selber erleben müssen..."

Joe Reamer vereiste. Durch den Türspalt konnte er ziemlich genau auf´s Grab der Tassja Klinger schauen. Ein uralter, verwitterter Stein. Die Aufschrift kaum mehr lesbar. Der Wind wirbelte Laub um ihn herum. Ein kleines Wunder, dass es das Grab überhaupt noch gab nach all den Jahren.

"Niemand hat es gewagt, ihre Ruhestätte zu entweihen.", sagte Fisher leise, als hätte er die Gedanken und Blicke Reamer´s genau erfasst. "Andere alte Gräber wurden still gelegt und für neue Platz geschaffen. Nicht so beim Bett der Klinger. Vielleicht fürchtete man ihren Fluch. Und man fürchtete zu Recht. Denn er hat sich bewahrheitet. Nie werde ich das Sprudeln des Blutes vergessen, die entsetzten Schreie der Pein vor genau 30 Jahren, das Reißen von Menschenfleisch, den Anblick der schlaffen Körper der dahingemetzelten Männer - egal, ob halb noch Kind oder schon Greis... Die Geschlechtsteile brutal weggerissen, die Gesichter bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Als sie ins Dorf kam, diese Tassja, hörte ich ihr heiseres Kreischen in der tiefen Nacht. Man sagte später, es hätte geklungen wie bei ihrer Todesstunde. Die Beschreibung ihres harten Krampfes beim Sterben ist schriftlich genauestens überliefert..."

Reamer schluckte. Sein Arbeitskollege wusste viel, sehr viel sogar. Für ihn selbst war das alles neu, obwohl er freilich einige wenige Dinge im Ansatz schon mal gehört hatte. Etwas sickerte immer durch im Gespräch mit den Alten. Doch von jener regelmäßigen Rache hatte man ihm noch nie berichtet. Vielleicht wollte man nicht noch die letzten jungen Leute aus dem Ort entfernt wissen...

"Es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen.", flüsterte Frank Fisher. "Wir sollten uns verbarrikadieren, uns völlig ruhig verhalten... Denn sie wird kommen, soviel ist sicher... In ein zwei Stunden haben wir hier tiefste Dunkelheit..."

Joe nickte nur. Seine Kehle war zum Sprechen zu ausgetrocknet geworden...

Die zwei Arbeiter erhoben sich von ihren improvisatorischen Sitzplätzen. Frank griff noch in die Brusttasche seiner derben Lederweste und entnahm dieser einen blechernen Flachmann. Der Schluck, den er nahm, präsentierte sich verdammt tief...

"Nimm lieber auch einen kräftigen Zug, Joe!", brummte Frank Fisher. "Besser noch: Trinke die Flasche aus. Dann hast du weniger Probleme damit, dass du ermordet werden wirst..."

Der 22-jährige soff das Behältnis aus. Seine Hand zitterte dabei.

"So - und nun fort von hier!!", zischte Frank. "Wenn du hier noch Urlaub machen willst: Bitteschön! Ich jedenfalls verziehe mich nun! Das rate ich dir auch, Joe! Hau so schnell wie möglich ab von hier!"

Reamer gab das kleine Gefäß zurück und trottete hinter dem ´Boss´ her. Sie verließen den Gottesacker. Keine Blicke mehr auf den Grabstein der Tassja folgten. Mochte es noch so seltsam windig sein wie nie vorher, wollte die allgemeine Aura delikat den Seltsamkeiten des Wahnsinn´s entsprechen... Sie hegten für derartige Stimmungen keinerlei Gefühl mehr. Und so ging Frank in die eine Richtung, und Joe Reamer in genau die entgegengesetzte.


Was es war, das Joe mutig gemacht hatte, kann nicht genau gesagt werden. Vermutlich plötzliche Neugierde oder auch eigentlicher Unglaube oder Misstrauen der Geschichte gegenüber. Jedenfalls lief Reamer zunächst nicht nach Hause. Seine Richtung galt dem verfallenen Landhaus der einstigen Tassja Klinger…

Am Rande von Blossom befand sich der wuchtige alte Bau. Mächtig streckte er seine dicken grauen Mauern - geborsten und vom völligen Zerfall bedroht - gen Abendhimmel. Wind zieselte leise um die unheimlichen, sehr düsteren Wände. Das Portal wies ein Vordach auf, welches von zwei rostigen Eisensäulen gestützt wurde. Dorthin ging Reamer - zur dunklen, kaputten Eingangstüre.

Dort lag eine zersplitterte Flasche herum. Unkraut gab es. Schon außerhalb des Hauses roch es muffig. Joe stand unschlüssig dort. Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Hinten am Horizont, zwischen zwei gigantischen, finsteren Wolkengebirgen, stand die Sonne schon verdammt tief. Dem jungen Mann kam es vor, als würde diese beschleunigt sinken - schneller als sonst…

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der mächtigen Doppeltür zu. Als Kind war er schon mal mit einem Freunde im Klinger-Haus gewesen. Verdammt dunkel da drin, staubig, ja verdreckt. Die Möbel ausgeräumt, jedoch Schutt und Schrott , die irgendwelche frechen, unbekümmerten Zeitgenossen einfach abgelagert hatten.

Ein Poltern erklang hinter der Tür!

Joe überlegte nicht. Wie ein Hase rannte er davon…

Er war längst vom Platz verschwunden, als sich knarrend das Portal auftat. Zum Glück konnte Reamer die Szene nicht mehr sehen. Er kam am Haus seines Großvaters an. Mit flatternden Händen schloss er auf. Sein Kumpel Frank Fisher hatte wohl durchaus Recht getan, ihn zu warnen. Und Joe hatte auch keinen einzigen Menschen auf den wenigen Wegen und Plätzen Blossom´s gesehen.

Und draußen wurde es finster. Der Einbruch der Nacht.


Joe verschloss sorgfältig die Eingangstür zum Haus. Dann erstürmte er das Wohnzimmer. Der Großvater lag ausgestreckt auf dem Diwan.

“Na, Junge? Fertig mit der Arbeit für heute?”

Joe hasste es, wenn er als ´Junge´ bezeichnet wurde, aber der Alte hatte es sich eben seit Jahren so angewöhnt. Statt einer Antwort begann Joe mit Vorwürfen.

“Wie kannst du hier ruhig liegen und ruhen? Solltest du dich nicht irgendwo in Sicherheit gebracht haben? Neben dir ist gleich das Fenster! Noch nicht einmal zugezogen… Was soll das?”

Der alte Mann richtete sich langsam auf. In sein betagtes, doch eigentlich meist vergnügt aussehendes Antlitz hatte sich plötzlich eine Miene des Erschreckens eingeschlichen.

“Mein Gott…”, hauchte er. “Der erste November, nicht wahr? Wir haben heute den ersten November!”

“Ja! Und warum muss ich erst von einem Kollegen von der Legende mit Tassja erfahren? Warum klärtest du mich nie auf darüber?”

Der Alte hüstelte und starrte Joe eindringlich an, die dünnen Hände in ein Sofakissen verkrallt.

“Ich wollte es tun, Joe. Wirklich! Doch ich wartete und wartete damit… Ich… Wir… Wir gehen in den Keller, hinter das Eisengitter. Wir schließen es ab und verkriechen uns im Dunkel vor der Furie!”

“Nein!”, sagte Joe hart, die Gardinen der beiden Fenster zuziehend. “DU kannst dich meinetwegen da unten verkrümeln! ICH gehe hoch in mein Reich!”

Der alte Mann schüttelte müde den Kopf und nahm den Kellerschlüssel vom Hakenbrett. “Ich kann dir nichts mehr vorschreiben. Du bist erwachsen. Doch ich gebe dir einen Rat mit auf den Weg: Solange du SIE siehst - aus der Ferne - kannst du noch fliehen! Sobald sie auf zehn Meter an dich heran ist, kannst du nichts mehr tun, gar nichts… Hoffen wir bei Gott, dass der Kelch an uns vorüber geht. Und wenn sie in 30 Jahren wieder kommt, werde ich ohnehin nicht mehr sein…”

Und der Alte humpelte brabbelnd die Kellertreppe hinunter. Joe Reamer aber nahm die Stufen nach oben, in seinen Wohnbereich.

_________

Da draußen aber, in Blossom, rührte sich nichts mehr… Die Lichter der Häuser brannten nicht, und es befand sich keine Menschenseele mehr im Freien. Dicht zogen wahre Ungetüme von Wolken dahin - vor dem Hintergrunde eines Himmels mit Halbmond. Eine abgrundtiefe Stille lag über allem, lediglich Wind raunte leise an dieser Stätte der Heimsuchung. Die Glocke der Dorfkirche schlug plötzlich dünn an. Es war weder volle Stunde noch halbe oder viertle.. Dieser schwache Schlag läutete das Kommen der Furie mit dem Klumpfuß ein…


Wie tot lag Blossom da. Und plötzlich setzte sanfter Schneefall ein. Schnell kamen mehr Flocken hinzu, die auch größer waren. Bald schon herrschte dichter Niederschlag, welcher Straßen, Wege und Plätze weiß einkleidete. Am Rande des Dorfes waren sie bereits sichtbar: Spuren im Schnee, wobei man definitiv die Anomalie der rechten nackten Extremität ahnen konnte. Ein mühsam nachgezogener Klumpfuß!

Ein heulender Windstoß wirbelte das weiße Pulver hoch. Die Stärke des Windes nahm hastig zu. Ein schiefer Gartenzaun war schon halbhoch mit Schnee eingefärbt. Und an einer Stelle brutal in Richtung Vorgarten eingedrückt…

_________

Joe Reamer war in seinen Gefilden, oben im Hause, angelangt. Schon im zarten Alter von 15 Jahren hatte er hier begonnen, extra Wände einzuziehen, Korridore und wild abbiegende Gänge zu schaffen. Das Werk hatte Reamer im Alter von 20 Jahren relativ beendet, dann war er dazu übergegangen, diese dunklen, neu entstandenen Räumchen & Gänge zu staffieren. Fratzenhafte Gebilde aus Pappmasse und Drahtgeflecht hingen überall, eines schlimmer ausschauend als das andere. Einige waren über eine versteckte Transmissionswelle sogar beweglich. Joe hatte sich ein eigenes, kleines aber feines Kabinett geschaffen. Monster, selbst gemalte Wahn-Fantasien, echte Menschenknochen. Die fand man bei Grabungen auf dem Friedhof öfter mal.

Joe schlich mit inzwischen gezückter Taschenlampe durch sein eigenes, merkwürdiges, aber auch bedrückendes Reich. An etlichen Stellen musste der junge Mann sich bücken, um nicht gegen tiefer gelegte Deckenbereiche zu rammen.

Er tat hier eine Türe auf, durchging da einen Gang, betrat dort ein Räumchen. Langsam, bedacht. Dann kam er in einem ganz speziellen Zimmer an. Hier waren Bildnisse von Toten an die Wand gepinnt…

Einmal sogar ein eigenes Foto: Eine Fotografie der ersten Einsargung, die er mit Fisher absolviert hatte. Eine hübsche junge Frau. Zurecht gemacht und mit dem wissenden Lächeln der Leichen ausgestattet, welches den Tod noch gespenstischer zu machen pflegt…


Zunächst zog Joe Reamer die Tür zu und schloss diese ab, denn er beabsichtigte, im Zimmer seiner “Freundin” zu bleiben. Er zündete sich den ersten Joint an. Seit er 16 war, rauchte er diverse Kräuter. Dafür ging verdammt viel Geld drauf, doch die Sucht war zu stark. Der Großvater und auch Frank Fisher ahnten davon nichts, denn Joe rauchte nur im stillen Kämmerlein - dort aber ausgiebig!

Er zog sich einen Stuhl an die Wand, an der die Bildchen hingen. Jener Stuhl war im Unterbau mit Draht umspannt, um diesen Draht herum war eine Schlangenhaut gewickelt, die Joe in einer Kneipe der weit entfernten Stadt einem dubiosen Händler abgekauft hatte. Joe kaufte fast nur sinnlosen Kram. Er trank viel, rauchte noch mehr, nahm nur in extremen Hungerfällen feste Nahrung zu sich.

Jetzt schaute er intensiv das Bild der Toten an - ´seiner´ Eingesargten. Er entsann sich an den Steifen, den er damals dabei gehabt hatte. Innerlich gab er zu, ein wenig auf Leichen zu stehen. Allerdings hatte er ein Problem damit, dies offen zuzugeben.

Die erste Tüte war bald aufgeraucht, und der junge Mann gönnte sich eine weitere. Dabei starrte er, durch den aufsteigenden dicken Rauch hindurch, wieder das Bild an. Welch´ eine hübsche Offenbarung! Joe war sich nicht sicher, ob er die Frau auch so heiß gefunden hätte, wenn sie im lebenden Zustand gewesen.

Bleichheit. Gefaltete Hände auf der Totendecke. Geschlossene Augen, dunkles langes Haar. Joe wusste, dass sie blaugraue Augen gehabt hatte. Teufel - längst waren diese verwest.

Dieses Lächeln! Er starrte unentwegt die Lippen an. Bald war der dritte Joint in Folge fällig…

_____________

Draußen auf den Straßen gab es ein Kreischen! Ein absolut krankes, abartiges Geräusch. Es ließ alle, die es hörten, erzittern. Joe hörte es nicht…

Er starrte auf das Bild in seinem Kabuff. Jenes Bild zog sich zu seinem Erstaunen plötzlich in die Länge, nach unten hin. Viel mehr vom schwarzen Sarg wurde sichtbar! Die Totendecke - rappelte es nicht darunter? Das Gesicht der Schönen - wurde es nicht jäh anders? Älter? Faltiger?

Unten schob sich - auf dem Bild - ein Fuß unter der Decke hervor. Ein Klumpfuß!

Da hatte Joe schon seinen vierten Sorgenvernichter…

Ungläubig starrend schoss der Mann vom Stuhl hoch. “Nein! Nein!”, brüllte er. “Das ist nicht wirklich, nicht wirklich!!!”

Er wankte rückwärts zur Tür hin. “Genau wie diese Furie! Sie ist nicht wirklich! Scheiß alles! Scheiß!!!”

Geschah auf dem Bild noch etwas? Er wusste es nicht, denn er schaute nicht mehr hin. Er wollte an die frische Luft. So verließ er sein Kabuff.

Im nächstliegenden Gang wurde er von Tassja zerfetzt.

ENDE

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Leichnam schrieb:
Meinst Du wirklich, Rainer? Hmm. Bin bloß mittlerweile bißchen wettbewerbsscheu geworden, da noch nie was erreicht. Außer bei zwei Lit.-Wettbewerben der Zeitung FREIE PRESSE. 2malig erster Platz. Aber: Es nahmen jeweils immer nur 4 oder 5 Leute teil, wie ich auf interne Nachfrage erfuhr...

Na und? Ich wäre wohl Sechster geworden... :D
Ich habe an vielen Wettbewerben teilgenommen und noch nie irgendwas gerissen. Aber ist das so wichtig? Es geht ja um den Spaß an der Sache, und ab und mal irgendwo eine Story abgedruckt zu sehen.

Gegenwärtig arbeite ich intensiv an "Das Kichern der zerfetzten Fratze des Todes". Habe geplant, die Geschichte auch hier zu posten. Wird aber noch Wochen dauern, da es schon eine umfangreichere Novelle ist, die es sich aber bestimmt zu lesen lohnt. Habe literweise Herzblut in diese Suspence-Story reingeschüttet... Ist halt aber auch wieder so ein Ding, da im Netz lange Geschichten nicht gerne gelesen werden. Doch wenn es wenige Leute tun - auch ganz ohne Rückmeldung - ist mir das auch recht. Besser, als würden die Blätter in meiner Schublade vor sich hin gammeln.

Da mach dir mal keine Sorgen! Wenn eine Story von Beginn weg spannend ist, druckt man sie eben aus. Ich habe auch schon einige etwas längere Storys hier gepostet und noch zu jeder, selbst bei Längen um die 20, 30 Seiten, Feedback erhalten.
Na, dann sind wir ja schon mal gespannt auf dein nächstes Meisterwerk.

 

Ja, stimmt auch wieder, Rainer. Beim mdr Literaturwettbewerb (meist 9000 bis 12000 Einsendungen, die ersten 7 werden prämiert), hat man nur wenige Chancen. Ich denke ohnehin, dass nicht alles gelesen wird - wer soll die Zeit dafür aufbringen?

6. geworden wärst Du bestimmt nicht!! Denn 2. und 3. Platz waren echte Schrott-Geschichten... (bei der Freien Presse). Erinnere mich an Platz 2. Da ging es darum, das einer einen Kopfsprung vom 3 Meter-Turm machte bei leerem Schwimmbad-Becken... Tolle Idee, oder?

 

So, meld mich noch mal zurück. "Das Kichern der zerfetzten Fratze des Todes" ist fast fertig, ich brauche wohl noch ein oder zwei Wochen. Dann wird sie hier bei Horror gepostet. Danach dann "Knöpfe für Froschjacken", eine traurige Erzählung, die ich wohl bei "Sonstiges" posten muss.

Gruß Leichnam.

PS.: Tschuldigung, dass ich schon länger habe nichts von mir hören lassen, aber der liebe Beruf...

 

Okay, machen wir uns nichts vor, diese Geschichte ist TRASH. Gut nur insofern, daß sie so schlecht ist, daß sie wieder gut ist. Angefangen beim Titel, der einen heftigen Lachkrampf bei mir auslöste (Im Bann der Klumpfuß-Furie, LOOL) und geradezu hypnotisch dazu zwang, die ganze Story zu lesen über die ganzen Klischees (einsames Hinterwäldlerkaff mit schrecklichem Fluch-Abo; es wird Legende des Monsters erzählt, Prota glaubt nicht und wird dann erwischt) und den völlig vergrotteten Stil (die entsetzten Schreie der Pein) mit schiefen Metaphern (Man fährt durch Trübe hindurch), klischeehaften Stimmungsbildern und Logikbrüchen (Nymphomanin, Enkel, etc. wurde schon moniert).
Würde ich die Maßstäbe einer "echten" Gruselgeschichte hier anlegen, würde kein Stein auf dem anderen bleiben. Nix ausbessern und dann okay, nee, ab in die Tonne. Hier stimmt gar nichts. Weder Stil, Sprache noch Inhalt.
Aber das tue ich nicht, denn ich glaube nicht, daß das irgendeinen Sinn hätte. Und immerhin war die Geschichte nicht langweilig, eine ganz wichtige Sache.

Fazit: Das ist ein negatives Gesamtkunstwerk, das sich selbst parodiert. Ich habe mich köstlich unterhalten. Und zu dem Gesamtbild paßt dann auch die Pointe perfekt. Im Flur wird der Prota dann beiläufig zerfetzt, und ENDE. Ist doch klasse, hehe. Würde man die ganzen Fehler und Stilsakrilege entfernen, bliebe eine tote Hülle übrig. Eine langweilige Story, geschrieben nach irgendwelchen Schreibregeln. Eine Hausaufgabe für die Schreibschule. Nee, nee, bitte genau so lassen, wie sie ist.

Einzig bemängeln würde ich: Der Text ist insgesamt zu lang. Insbesondere die Dialoge ziehen sich. Da könnte man großzügig streichen. Führe das auf Nachfrage hin gerne genauer aus. Aber jetzt muß ich weg, hab wieder viel zu lange vorm PC gehockt.

r

 

Hallo relysium!

Thanx für Deine Meinung! Hat mich übrigens auch unterhalten - sehr intelligent geschrieben eigentlich.

Aber: Der Trasher Leichnam kann auch anders! Richtig Weltliteratur! Siehe Story "Ramona" hier bei Horror. Link:

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=31615

Gruß Leichnam

Ich denke schon, dass ich ein recht guter Hobby-Autor bin.

 

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