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Taubes Hören, stilles Sprechen
Warum kommst du so spät?“
Magrid stand in ihrem rosa Bademantel in der Schlafzimmertür.
„Ich war noch auf einen Drink aus.“
Als Tom es aussprach wusste er schon, dass es ein Fehler war. Er hatte seine Frau in den 5 Jahren ihres gemeinsamen Ehelebens, gut genug kennen gelernt um zu wissen was jetzt folgen würde.
Sie zog ihre Augenbrauen nach oben.
„Mit wem?“
Er stöhnte.
„Mit ein paar Arbeitskollegen.“
„Mit ein paar Arbeitskollegen?“
„Ja, das habe ich doch gesagt, oder?“
„Ja, das hat du gesagt.“
Ihre Lippen waren nur noch Striche.
„Wieso hast du nicht Bescheid gesagt? Ich wäre gerne mitgekommen. Ich habe deine Arbeitskollegen noch nie kennen gelernt.“
Er stöhnte wieder.
„Weil wir direkt nach der Arbeit in die Bar gegangen sind.“
„Ach so.“
„Außerdem kennst du meine Arbeitskollegen. Ich habe dir Paul doch letzte Woche vorgestellt.“
Er versuchte zu lächeln.
„Komm, Schatz, geh wieder ins Bett. Ich komm´ gleich nach. Versprochen.“
Jetzt stöhnte sie.
„Ich weiß was du denkst.“
„Ach ja, Schatz? Was denke ich denn?“
Sie stemmte einen Arm in die Hüfte.
„Du denkst ich bin schon wieder eifersüchtig und nerve nur. Ja, schau mich jetzt nicht so an Schatz. Ich weiß was du denkst. Aber weißt du was, Schatz? Gar nicht weißt du, gar nichts. Du weißt nicht, wie es ist allein zu Hause zu sitzen und auf deinen Mann zu warten, der es dann noch nicht einmal für nötig hält, kurz anzurufen, wenn er später kommt. Nein, du weißt nicht, wie deine Gedanken anfangen sich selbstständig zu machen, nach einer Stunde, nach zwei... Wie du dann irgendwann zu dem Entschluss kommst, ins Bett zu gehen, dich fertig machst, dich sogar ins Bett legst, um dann doch festzustellen, dass du es nicht kannst! Ja, Schatz, gar nichts weißt du, wirklich, absolut gar nichts!“
Tränen schossen ihr in die Augen, Wuttränen.
„Ach, Schatz...“, Sein versuchtes Lächeln, war jetzt ehrlich mitleidig geworden: „ Jetzt bin ich ja wieder da. Ich pass auf dich auf, wirklich, du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben. Geh wieder ins Bett ... Ich muss nur noch kurz die Zähne putzen, dann komm ich auch nach. Versprochen.“
Was... was nahm sich ihr Mann da heraus? Er stand dort. In ihrem Haus und ...
„Ja klar, Schatz, natürlich gehe ich jetzt wieder ins Bett, schließlich ist ja jetzt wieder mein Beschützer da.!“
Sie holte tief Luft. Das Lächeln auf seinen Lippen war immer noch da. Wollte er sie etwa verhöhnen? Wollte er etwa -
„Gott! Geh bloß wieder zu deinen Arbeitskollegen!“
Ihr Brüllen hallte durchs ganze Hause:“ Verschwinde! Verschwinde bloß, du... Verschwinde!!!
Er starrte seine Frau verduzt an. Was sollte denn das jetzt?
„Scha-“
„Ich habe gesagt, du sollst verschwinden!!!“
War dieses hysterische Weib wirklich die Frau, die er geheiratet hatte?
„Sag mal hast du Gurken in den Ohren, oder was? Du sollst ver-“
„Okay, ...ich ... geh ... ja ... schon,... Schatz.“
Seine Worte hallten durchs ganze Haus. Er hatte genug von diesem Affentheater Er ging zu Tür und knallte sie hinter sich zu. Die Kneipe mit dem tollen irischem Bier hatte bestimmt noch auf, schoss es ihm durch den Kopf. Schnell holte er seinen Autoschlüssel raus. Vielleicht war ja noch Paul da, oder Fred...
Magrid sank kraftlos zu Boden. All die Tränen der letzten 5 Jahre brachen aus ihr heraus, Tränen der Trauer, Tränen der Verzweiflung. Sie schluchzte.
Morgen würde wieder alles normal sein, alles wie immer.