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Tauschgeschäfte! Oder: Warum man die weisen Worte der Alten ernst nehmen sollte.

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30.09.2005
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Tauschgeschäfte! Oder: Warum man die weisen Worte der Alten ernst nehmen sollte.

An einem sehr heißen Tag im August 1939 betraten meine Frau Julia und ich das Haus zum ersten Mal. Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl, welches sich durch den Anblick des Hofes nur noch verstärkte. Ich war nie der Mensch, der nach Ruhe und Besinnlichkeit strebte, ein Leben auf dem Land bedeutete für mich nur Einsamkeit und Langweile.
Aber Julia hatte andere Pläne, deren Ursprünge leider Gottes ihre Berechtigung hatten.
Als ich ihr das Schreiben zeigte, war sie direkt entflammt vor Freude und ich sah diesen Glanz in ihren Augen, der einst der Grund gewesen war, warum ich mich in sie verliebt habe. Sie hüpfte wie ein kleines Kind durch die Wohnung und ihr blondes, kinnlanges Haar wippte dabei auf und ab.
Keine drei Wochen vorher hatte sie bemerkt, dass sie schwanger war.
Obwohl dies eigentlich ein Grund zur Freude gewesen wäre, sah ich sie in diesen drei Wochen oft weinen. Sie versuchte, es vor mir zu verbergen, aber ihre roten Augen verrieten ihre Traurigkeit.
Als ich sie fragte, warum sie weine, hatte sie zu mir gesagt: „In was für eine Welt werde ich denn dieses Kind setzen? Welche Zukunft soll es denn haben, wenn bald Krieg und Zerstörung herrschen? Können wir es überhaupt ernähren, ihm ein Spielzeug schenken?“
So war sie, immer so vorausschauend und rational. Wenn sie eine Entscheidung traf, war diese in den meisten Fällen richtig, deshalb erhob ich auch keine Einwände, als sie vorschlug, das Haus meines verstorbenen Großonkels zu beziehen.
Außerdem freute ich mich, sie endlich wieder lachen zu sehen, als sie sich ausmalte, wie es sein würde, auf dem Lande zu leben.
Als ich aber nun vor dem brüchigen Holzhaus stand, fragte ich mich, ob ihre Entscheidung diesmal richtig gewesen war.
Julia stürmte an mir vorbei, betrat alle Räume und jauchzte jedes Mal vor Freude, wenn sie etwas Neues entdeckte. Schweiß lief meinen Nacken herunter, ich sehnte mich nach einem kühlen Bier, doch ich folgte ihr in die kleine Stube. Holzdielen ächzten unter meinem Gewicht, als ich durch den Raum trat, um Julia zu suchen.
„Komm hinauf, das musst du dir unbedingt ansehen“, rief sie entzückt aus dem Obergeschoss.
Sie zog mich durch jeden Raum, plante, wo sie was von unseren spärlichen Möbeln aufstellen wollte und wo das Baby schlafen sollte. Das Haus war alt aber nicht hoffnungslos morbide.
Ich ließ mich von ihrer Euphorie anstecken, plötzlich kam mir alles gar nicht mehr so schlimm vor.
Wenige Monate danach zogen wir ein.

Ich bin gelernter Schreiner, deshalb fiel es mir nicht schwer, das Haus zu reparieren und instand zu halten. Neben dem Haus hatten wir fünf Hühner und eine dicke Kuh geerbt. Dazu bestellten wir ein kleines Feld an der Südseite. Julia bestickte in dem Schaukelstuhl, den ich ihr gemacht hatte Tischdecken und kleine Topflappen. Jedes Wochenende liefen wir mit dem Handwagen zwei Stunden bis zum nächsten Dorf und verkauften dort unsere Waren.
Als unser Sohn geboren wurde, waren wir eine gut organisierte kleine Familie, die gelernt hatte, mit dem Wenigen, das sie besaß, glücklich zu sein.
Johannes entwickelte sich zu einem klugen Kind mit einem blonden Haarschopf und neugierigen, blauen Augen. Sobald er laufen konnte, jagte er die Hühner über unseren kleinen Hof und begann jedes Mal vor Freude zu kreischen, wenn sich das Federvieh empört auf den nächsten Baum rettete. So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit, weit abseits von Krieg und Hoffnungslosigkeit. Bis zu jenem Tag, als ich den Wald betrat.

Hinter dem Haus gab es einen Schuppen, der randvoll mit Holz gefüllt war. Damit heizten wir den Kamin und den Brennofen in der Küche. Elektrischen Strom hatten wir hier draußen noch nicht, aber damit kamen wir gut zurecht.
Doch an jenem schicksalhaften Tag im Oktober wurden die Holzvorräte knapp, und es war meine Aufgabe, den Bestand wieder aufzufüllen. Ganz in der Nähe gab es einen Wald, vor dem mein einziger Nachbar mich bei unserem Einzug damals gewarnt hatte.
Er war vorbeigekommen, um uns zu begrüßen, sein Hof lag etwa zwei Kilometer entfernt in westlicher Richtung. Ein alter Mann mit roten Wangen, untersetzt und mit weißem Vollbart, der nicht erahnen ließ, wie alt er wirklich sein mochte. Ein Jahr später war er gestorben. Seitdem lag sein Hof leer und verfiel mit der Zeit. Schade um das schöne Anwesen.
„Mit den Hühnern werden Sie ihre wahre Freude haben“, sagte er zu mir, als wir vor unserem Haus saßen und Bier tranken - da war es Oktober und die Sonne schien uns noch immer warm ins Gesicht.
„Die legen Eier wie die Weltmeister, wenn Sie ihnen genug Futter geben. Falls sie mal knapp sind, kommen Sie zu mir, ich habe einen ganzen Schuppen voll mit Körnern“. Er lachte laut auf und es wurden hunderte von kleinen Fältchen sichtbar, die sich durch sein Gesicht zogen wie ein kleines Universum.
Ich bedankte mich und bot ihm noch ein Bier an. Er griff gerne zu und fuhr dann fort.
„Und wenn Sie mal knapp mit Holz sind, kommen Sie auch zu mir, aber gehen Sie niemals in diesen Wald dort drüben“.
Heute denke ich oft an diesen Satz. Hätte ich auf ihn gehört, dann würde mich mein Sohn vielleicht heute besuchen, und Julia hätte noch einige Jahre in meinen Armen gelegen.
Aber ich war damals erst neunzehn und glaubte nicht an Legenden und Märchen von Feen und bösen Trollen und beschränkte mich auf das, was ich sehen und hören konnte. Tod und Verzweifelung war das letzte, woran ich dachte.
Ich fragte ihn daraufhin, warum ich den Wald nicht betreten solle und folgte seinem Blick zu dem dichten Gehölz in etwa einem Kilometer Entfernung. Der Wald war nicht groß, aber er war so dicht bewachsen, dass man nur die vorderen Bäume erkennen konnte.
Mit der Zeit hat er an Dichte verloren und seit einigen Jahren kann man sogar manchmal bis zur anderen Seite sehen, wenn die Sonne richtig steht.
Er war näher an mich heran gerückt. „In diesem Wald lebt das Böse“, hatte er zischend in mein Ohr geflüstert.
Ich konnte damals ein Schmunzeln nicht unterdrücken, doch als ich in sein Gesicht sah, verging es mir.
Seine roten Wangen waren kalkweiß geworden und seine weisen Augen blickten mich angsterfüllt an. Er schien aus irgendeinem Grund großen Respekt vor dem Wald zu haben. Ich wollte ihn danach fragen, aber er stand plötzlich auf und verabschiedete sich hektisch.
Ich rief ihm hinterher, dass er noch zum Essen bleiben sollte, aber er war bereits auf der Landstraße und hob seine Hand, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Beim nächsten Mal vielleicht. Und denken Sie an meine Worte!“ rief er, dann war er hinter der nächsten Biegung verschwunden. Dazu sollte es nicht mehr kommen.
„Komischer alter Mann“, hatte ich damals kopfschüttelnd gedacht und seine Warnung mit der Zeit vergessen.
Als ich nun mit meinem Handwagen und der Axt vor dem Wald stand, fielen mir seine Worte wieder ein und ich zögerte.
Doch die Gipfel der Bäume wiegten sich sachte und friedlich im Wind, soweit ich hinein sehen konnte, erkannte ich nichts, was mir bedrohlich erschien. Auch hörte ich keine ungewöhnlichen Geräusche und so ignorierte ich das unangenehme Prickeln in meinem Nacken und beging den größten Fehler in meinem Leben. Ich betrat den Wald.

Ich kämpfte mich mühsam durch wild wachsende Büsche, die am Rande des Waldes wuchsen, einige Äste peitschten mir entgegen und zerkratzten mir mein Gesicht. Überall wucherten Dornen besetzte Büsche und wildes Schlingkraut. Ich hatte nicht den Eindruck, als wäre vor mir schon einmal jemand hier gewesen. Direkt am ersten Baum setzte ich meine Axt an. Es war eine alte, hoch gewachsene Fichte, und es kostete mich sehr viel Schweiß und Anstrengung sie zu fällen. Obwohl ich mir einredete, keine Angst zu haben, klopfte mein Herz hämmernd in meiner Brust. Ich wollte um keinen Preis länger in diesem Wald bleiben als es nötig war.
Es kam mir vor, als wären Stunden vergangen, als der große Baum endlich krachend zu Boden fiel und ich mich keuchend bemühte, ihn für den Transport in Stücke zu hacken. Mein Kopf glühte und ich war völlig durchnässt von meinem eigenen Schweiß. Ich war durstig und müde.
Als ich endlich fertig war, stand die Sonne bereits tief am Himmel. Dunkle Wolken zogen von Süden herauf, die unweigerlich ein Gewitter mit sich brachten. Also beeilte ich mich, das Holz auf meinen Handkarren zu packen und machte mich auf den Heimweg, weg von dem Wald. Auf halber Strecke blieb ich stehen und sackte erschöpft zu Boden. Ich hatte während der ganzen Zeit nicht eine einzige Pause eingelegt, nun forderte mein entkräfteter Körper Erholung.
Ich schaute hinauf zum Himmel, der sich immer mehr zuzog, während in einiger Entfernung bereits das Grollen des Donners zu hören war. Die dunklen Wolken türmten sich riesig über mir und der zunehmende Wind ließ meinen Schweiß trocknen. Fröstelnd schlang ich meine Arme über meiner Brust zusammen.
Ich musste mich beeilen, wenn ich zu Hause sein wollte, bevor der Regen einsetzte.
Also kämpfte ich gegen meine schmerzenden Knochen an und stemmte mich zurück auf die Beine.
Ich packte meinen Handkarren und machte mich schwerfällig auf den Heimweg. Mittlerweile war es um mich herum komplett dunkel geworden.
Am Hof angekommen hievte ich den Handkarren beschwerlich in den Schuppen, ohne ihn vorher abzuräumen, Blitze zuckten am Himmel und tauchten die Landschaft in ein gespenstisches Licht.
Als ich etwas später an diesem Abend auf der Veranda saß und ein Bier trank, dachte ich drüber nach, wie lächerlich es gewesen war, sich vor dem Wald zu fürchten. Nichts war passiert, ich hatte nicht mal ein verdächtiges Knacken der Zweige gehört. Ich lachte über meine Naivität und den alten Mann mit seinem Aberglauben. Ein weiterer Blitz erhellte den Horizont, und mein Lachen erstarb als ich hinüber zu den wehenden Baumkronen des Waldes blickte.
Es waren nur einige Sekunden gewesen, doch heute bin ich mir sicher, jemand stand zwischen den Bäumen und sah direkt zu mir hinüber. Er war es.
Es lief mir kalt den Rücken hinunter, während ich gebannt und mit offenem Mund zu der Stelle starrte, wo ich jemanden vermutete. Doch als abermals ein Blitz den Wald in grelles Licht tauchte, war die Person verschwunden. Oder niemals da gewesen, redete ich mir damals ein und führte meine Halluzination auf meine vorhergehende Ängstlichkeit zurück.


Ich ging hinein und vergaß die ganze Angelegenheit.
Einige Wochen darauf verließ ich nach einem vergnügten Frühstück mit meiner Familie morgens das Haus, um die Tiere zu füttern, als ich vor der Scheune erstaunt stockte. Ein Haufen Holz versperrte mir den Weg. Die dicken, massiven Stücke deuteten darauf hin, dass dies mal ein riesiger Baum gewesen sein musste. Man hätte eine Motorsäge gebraucht, um diesen Baum zu fällen, aber die Stücke waren nicht sauber abgetrennt, überall ragten spitze Holzstücke und Splitter heraus, gerade so, als hätte jemand den Baum wie einen Laib Brot auseinander gebrochen.
Nachdenklich sah ich mich in alle Himmelsrichtungen um, aber niemand war zu sehen, nicht einmal Spuren konnte ich in dem feuchten Lehmboden finden, so als wäre dieses Holz schon immer hier gewesen.
Ich ging hinein, um Julia zu fragen, ob sie wohl eine Ahnung hätte, woher das Feuerholz kommen könnte, und so standen wir Minuten später alle drei vor dem Haufen und starrten ihn ungläubig an.
Johannes war es schnell leid, nur herum zu stehen und etwas Holz anzugaffen, und so rannte er noch im Nachthemd hinüber zum Hühnerstall.
Während ich noch mit Julia über das mysteriöse Brennmaterial rätselte, kam Johannes aufgeregt schreiend aus dem Stall gelaufen.
„Vater, Vater, ein Huhn ist krank, komm schnell“.
Er zerrte mit seinen kleinen Fingern wild an meiner Hand und so folgte ich ihm, während Julia zurück ins Haus ging.
Im Stall herrschte wilde Aufregung. Vier Hühner flatterten und gackerten aufgeregt, als ich eintrat, schließlich war ihre Fütterungszeit längst überschritten. Durch die Ritzen im Holz fielen einzelne Sonnenstrahlen ein, die aus dem herumwirbelnden Staub ein kleines Schauspiel machten. Nur ein braunes Huhn lag ganz ruhig auf dem mit Stroh ausgelegten Boden.
Ich befürchtete, dass es tot sei, aber als ich näher herantrat, sah ich, dass sich sein kleiner Brustkorb hob und senkte. Johannes stand währenddessen die ganze Zeit hinter meinem Rücken und lugte ab und zu hervor, als hätte er Angst, er könne plötzlich auch tot umfallen.
Vorsichtig hob ich das Huhn auf und untersuchte es auf Wunden, aber ich fand keinerlei Verletzungen an seinem kleinen Körper. Stattdessen fiel mir etwas an seinen Augen auf.
Die anderen Hühner gackerten immer noch aufgebracht und pickten nun fordernd an meinen Hosenbeinen, sodass ich Johannes bat, sie zu füttern. Nach einigem Zögern lief er hinüber zur Futterkammer.
Stirn runzelnd betrachtete ich das Huhn in meinen Händen. Seine Augen waren komplett weiß.
In beiden Augen war kein Anzeichen von Schwarz zu erkennen. Das Huhn machte keine Anstalten, sich in irgendeiner Form zu bewegen und so beschloss ich, dass es wohl das beste wäre, es zu töten, da ich fürchtete, es könne die anderen Hühner mit dieser merkwürdigen Krankheit anstecken und wir uns zu dieser Zeit keinen Tierarzt leisten konnten.
Julia nahm Johannes später an diesem Tag mit hinaus in ihrem Garten wo sie alle Arten von Blumen pflegte. Sie hatte dafür wirklich ein goldenes Händchen und außer im Winter blühte es dort in allen erdenklichen Farben. Währenddessen brach ich dem Huhn das Genick, um es danach zu verbrennen. Genauso wie diese merkwürdige Krankheit blieb auch zunächst das plötzliche Erscheinen des Brennholzes ein Rätsel.
Der Hof des Alten war nicht mehr bewohnt und im Dorf hatte niemand eine Ahnung von dem Holz, als wir das nächste Mal dort auf dem Wochenmarkt unsere Waren verkauften.
Einige Wochen später ereignete sich das gleiche Spiel noch einmal. Vor dem Schuppen lag ein Berg dicker Holzstücke und wieder lag ein Huhn apathisch im Stall. Abermals gab es weder Spuren, noch hatte einer von uns Geräusche in der Nacht gehört.
Nach und nach musste ich alle Hühner töten, während unser Holzbestand immens anstieg.
Es lagen Wochen, manchmal auch Monate zwischen den Ereignissen, aber es passierte immer wieder. Julia begann sich mehr und mehr zu ängstigen, da wir einfach keine Erklärung fanden. Sie wollte kaum noch das Haus verlassen und saß oft stundenlang in der Stube und stickte, ohne dabei ein Wort zu sagen. In ihren Augen lag dieser Blick, den ich das letzte Mal gesehen hatte, als sie mit Johannes anfänglich schwanger war. Sie aß kaum noch, wo sie sonst so wunderbar weibliche Rundungen gehabt hatte, stachen nun Knochen hervor. Ihre eins honigblonden Haare wirkten stumpf und krank. Ich versuchte sie aufzuheitern, brachte ihr Blumen vom Feld, erzählte ihr mein lustiges Missgeschick auf dem Acker als ich auf die Spitzhacke trat und mir eine schmerzhafte Beule einfing, aber meine Bemühungen scheiterten, als Tags darauf wieder einmal ein Gehölz vor unserem Haus lag.
So kam es, dass Johannes von nun an immer an meiner Seite war. Auf dem Feld, im Stall, wir gingen sogar zusammen zum Markt. Wenn seine kleinen Beinchen müde wurden, setzte ich ihn einfach auf den Handkarren, und dort saß er dann, aß einen Apfel und plapperte fröhlich vor sich hin. Dennoch waren die Veränderungen seiner Mutter nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Wenn er Julia anblickte, sie um eine Zärtlichkeit bat und Ablehnung erntete, dann war dort eine Traurigkeit in seinen Augen, die mich stark erschütterte. Immer öfter sah ich ihn mit hängenden Schultern in der Nähe seiner Mutter, deswegen versuchte ich mich um ihn zu kümmern, bis Julia hoffentlich bald aus ihrer Lethargie herausgefunden hatte. Ich erzählte ihm Geschichten, wir sangen zusammen Lieder, ich konnte ja nicht ahnen, was die Zukunft so bald bringen sollte.

Die Sache mit dem Holz ließ mir keine Ruhe, ich musste herausfinden, woher es kam, deshalb verbrachte ich meine Nächte fortan im Freien. Es war Mitte Juni, und die lauen Sommernächte kamen mir für mein Vorhaben genau recht. Mit ein paar Flaschen hellem Bier und einer karierten, kratzigen Wolldecke setzte ich mich hinter den Schuppen, sodass mein Blick genau auf die Stelle fiel, wo wir immer das Holz vorgefunden hatten.
Lange Zeit passierte gar nichts, und ich wurde durch den zunehmenden Schlafentzug immer abgeschlagener und träger. Die wenigen Stunden im Morgengrauen reichten einfach nicht aus, um meinen Körper zu erholen und zu stärken. Ich schaffte kaum noch die Arbeiten auf dem Hof und unsere Einnahmen sanken so stark, dass ich die ganze Sache abbrechen wollte. Nur die traurigen Gesichter meiner Familie hinderten mich daran aufzugeben, ich wollte sie endlich wieder lachen sehen, ich wollte meinen Sohn sehen, wie er auf dem Hof Hühner jagte und meine Frau, wie sie ihn lachend durchkitzelte. Irgendwer hatte uns diese Lebensfreude genommen und ich wollte denjenigen zur Rede stellen.
Und auch wenn die Nächte draußen sehr einsam waren, spürte ich doch eine Art Zufriedenheit, denn ich war nun voller Zuversicht, dass wir wieder in Frieden leben würden, wenn ich den Holzboten erst einmal gefasst hätte.
In der Nacht, als er dann kam, regnete es in Strömen und das Dach des Schuppens bot nur dürftigen Schutz vor der Nässe. Ich saß dort mit angezogenen Beinen, dicke Tropfen hatten die Decke durchnässt und befand mich in einer Art Halbschlaf, als mich das Rumpeln von Holz aus meiner Erstarrung riss.
Plötzlicher Wind wehte mir böenartig ins Gesicht, als würde jemand direkt vor mir stehen und mir seinen Atem entgegenschlagen. Ich hob automatisch abwehrend die Hände vor mein Gesicht und der Wind verschwand so plötzlich wie er gekommen war, doch das Gefühl, dass jemand, den ich nicht sehen konnte mich studiert hatte, blieb.
Ich starrte zu dem zunehmenden Holzhaufen und plötzlich sah ich ihn. Er stand im strömenden Regen, aber er wurde nicht nass, da der Regen nicht auf ihn, sondern durch ihn hindurch fiel. Er war unmenschlich groß, mindestens zwei Meter, seine dunkel behaarten Hände wirkten wie riesige Pranken und trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie seine Augen rot funkelten. Durch sein Gesicht liefen tiefe Furchen, dort, wo seine Nase sein sollte, klafften nur zwei Löcher, und sein Mund war so klein wie der einer Ratte.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf, ein kleines Rinnsal Wasser floss von meinen Haaren auf meine Augen und raubte mir sekundenlang die Sicht.
Als ich wieder hinsah, stand er immer noch da und lud sein Holz ab, das er scheinbar mit bloßen Händen getragen hatte. Nun traf ihn der Regen, der in dicken Tropfen an seinen filzigen Haaren hängen blieb, er hatte sich scheinbar aus dem Nichts manifestiert. Ich glaubte nicht, dass er mich bemerkt hatte, denn er ging ruhig und langsam seiner Arbeit nach, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu sehen.
Als er alles sorgfältig und fast geräuschlos abgeladen hatte, schwenkte er seinen dämonischen Kopf und lief dann hinüber zur Wiese, die links neben dem Haus lag, wo unsere Kuh friedlich dösend stand. Sie ahnte nichts Böses.
Er ging eilig und mir fiel auf, dass er dabei nicht den Boden berührte, obwohl er seine Beine bewegte.
Als die Kuh ihn sah, muhte sie ängstlich und drückte sich gegen den Zaun, aber er war bereits bei ihr und legte ihr seine übergroße Hand auf ihre Augen.
Ich wollte etwas tun, zu ihm herüber brüllen, aber ich war wie gelähmt vor Angst und aus meinem Hals kam nur ein trockenes Krächzen. Niemals hatte ich mich so gefürchtet, meine Kehle war wie zugeschnürt.
Die Kuh wehrte sich nicht mehr, sie stand ganz ruhig da, fast wie hypnotisiert.
Der Dämon wirkte plötzlich angespannt und sehr erregt. Er warf seinen Kopf in den Himmel, während seine muskulöse Pranke weiter auf den Augen der Kuh ruhte. Plötzlich löste sich eine rosafarbene Wolke aus den Augen der Kuh, schwebte einen Augenblick lang in der Luft, um dann zu verschwinden, als hätte er sie mit seiner Hand aufgesaugt wie Staub.
Die Kuh fiel um wie ein Sack Mehl und blieb still auf der Seite liegen. Der Dämon zitterte eine Minute lang, seine Hand von sich gestreckt, dann stand er wieder ganz still da und drehte sich um. Und schaute mir direkt in die Augen.
Todesangst packte mich, ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, als er seinen kleinen Mund zu einem Grinsen verzerrte und dabei hunderte von spitzen Zähnen entblößte. Mein ganzer Körper zitterte, ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen während ich mir die Hände vor die Augen hielt und hindurch schaute wie ein kleines Kind.
Er hob die linke Hand, als wollte er mir zuwinken, und ich erkannte kleine Löcher auf seiner Handunterfläche. Erst als meine Hand laut in meinen Schoß klatschte und ich vor Schreck die Luft tief einsaugte bemerkte ich, dass auch ich sie zum Gruße gehoben hatte.
Aus meiner Erstarrung gelöst suchte ich hektisch nach einer Waffe, etwas, um mich zu verteidigen, aber alles, was bei mir lag, war meine durchnässte Wolldecke und einige Bierflaschen. Ich griff nach einer davon und hielt sie abwehrend vor meinen Körper, aber an der Stelle, wo er eben noch gewesen war, stand er nicht mehr, ich blickte in alle Richtungen und auch nachdem ich um den halben Hof geschlichen war, blieb er verschwunden.
Ich blieb bis zum Morgengrauen mit aufgerissen Augen, zitternd hinter dem Schuppen sitzen. Als er die Hand auf die Kuh gelegt hatte, war mir klar geworden, dass meine Hühner nicht krank gewesen waren und auch die Kuh würde zweifelsohne noch atmen. Genauso wurde mir klar, dass er immer wieder kommen würde. Als ich seinen Wald betrat und einer seiner Bäume fällte, war ich unbewusst einen Vertrag eingegangen, der sich nun nicht einfach zerreißen ließ. Er brachte mir sein Holz und nahm dafür die Seelen meiner Tiere mit.
Doch die Kuh war mein letztes Tier gewesen, was oder wen würde er als nächstes…
Ich wollte diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Als die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen und der Wind die letzten Regenwolken vertrieb, stapfte ich mit neuem Mut fest entschlossen hinüber zum Haus, um meine Familie zu retten.
Als ich Julia sagte, dass wir fortgehen würden, strahlte sie plötzlich und umarmte mich spontan. Solch eine Zuneigung hatte ich seit Monaten nicht mehr von ihr erfahren. Sie warf
euphorisch wahllos Kleidung und Gegenstände in Kartons, während ich auf dem Feld die letzte Ernte einholte, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Ich war zuversichtlich, denn er war niemals so kurz aufeinander gekommen und auch niemals bei Tageslicht. Ich fühlte mich sicher, als ich die beiden alleine im Haus ließ. Aber ich täuschte mich abermals, hatte die Intelligenz und Bösartigkeit des Wesens grundlegend unterschätzt.

Einige Tage später arbeitete ich an der Ernte, als ich schon von weitem Johannes meinen Namen rufen hörte. Er kam mit wild rudernden Armen angerannt, seine blonden Haare wippten im Wind und sein Kopf war vor Aufregung knallrot. Das war nichts Ungewöhnliches, oft kam er angerannt und erzählte mir von aufregenden Dingen, die er erlebt hatte. Ein dicker Frosch auf der Verandatreppe, ein vierblättriges Kleeblatt, ein Baumloch. Das alles faszinierte ihn und ich erfreute mich daran, wie er die Welt entdeckte.
Ich hielt inne in meiner Arbeit und breitete die Arme aus, damit er hineinlaufen konnte.
„Vater, Vater, du glaubst nicht, was passiert ist“, sagte er aufgeregt. Ich strich ihm lachend über sein Haar, während er wild gestikulierend sein Erlebnis erzählte.
„Es war auf einmal da. Ich habe dem Grashüpfer hinterher gesehen und als ich mich umgedreht habe war es plötzlich da, ganz auf einmal und…“, ich unterbrach ihn und fragte was plötzlich da gewesen sei und er sagte völlig verwundert: „Na das Holz, Vater“.
Ich dachte mit plötzlichem Entsetzen an Julia. Wie hatte ich so dumm und naiv sein können?
Ich setze Johannes ab und bat ihn, für mich weiter zu machen, da ich kurz austreten müsste.
Ich versuchte dabei so ruhig wie möglich zu sprechen, aber seine Augen studierten mich kritisch.
„Okay“, sagte er nach einigen Sekunden zögerlich und ich wandte mich ab. Ich rannte so schnell ich konnte zum Haus zurück. Stolperte über Steine, raffte mich wieder auf und rannte weiter. Blut sickerte aus einer kleinen Platzwunde, aber ich bemerkte es nicht. Voller Verzweifelung wollte ich mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Ich glaubte nicht, dass er meine Frau nehmen würde oder ich hoffte es vielmehr, aber was war, wenn ich mich irrte?
Ich riss die Haustür auf, hetzte durch alle Räume im Erdgeschoss und nahm dann drei Stufen auf einmal, kühle Luft streifte meine Wange wie eine seidige Pirouette und hinterließ einen unangenehmen Schauer.
Ich stockte im Türrahmen. Da lag sie, meine Julia. So wunderschön mit ihrem nach Sommer duftenden, blonden Haar, das zärtlich ihr Gesicht umspielte. Sie war bis zum Hals zugedeckt mit der Decke, die sie einst selbst mit hunderten, kleinen Rosen bestickt hatte. Sie sah so friedlich aus wie sie da lag. Die Arme flach neben sich liegend, ihre Beine ausgesteckt, ganz so als würde sie gerade einen wundervollen Traum träumen. Nur eine Sache störte das friedvolle Bild. Ihre pupillenlosen Augen waren weit aufgerissen.
Ich stürzte zu ihr, fiel auf die Knie und riss sie in meine Arme. Ich schrie vor Verzweifelung, rüttelte und schüttelte sie. Ein Speichelfaden löste sich aus ihrem Mund und tropfte auf meinen nackten Unterarm. Ich drückte sie fest an mich, küsste ihre Stirn und sagte nur immer wieder: „Komm zurück, komm zurück…“. Erst als mich die Erkenntnis erlangte, dass sie nicht wiederkehren würde, kamen die Tränen. Ich hielt Julia und heulte wie ein kleines Kind.
Meine Tränen durchnässten ihr hellblaues Hemd und hinterließen große, feuchte Flecken.
Sie atmete, sie lebte, aber sie war nicht anwesend. Er hatte sie geholt, die Seele meiner geliebten Julia, der Person, für die ich gestorben wäre, stattdessen hatte ich diesen Fluch über uns gebracht und sie in eine trostlose Leere geschickt. Die Schuld, die ich empfand, schnürte mir die Kehle zu, ließ mich würgen und nach Luft japsen. Ich krallte mich an Julia, so als wolle mir jemand auch noch den Rest von ihr nehmen.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort gesessen habe, und sie in meinen Armen wiegte, doch plötzlich fiel mir mein Sohn wieder ein, den ich dort draußen alleine auf dem Feld zurückgelassen hatte.
Ich legte Julia vorsichtig wieder in ihr Bett und rannte so schnell wie ich gekommen war zurück zum Acker.
Da saß er auf dem Boden hockend, sein Gesicht war mir grauem Staub beschmiert, und seine kleinen Händchen waren eifrig damit beschäftigt, Kartoffeln aus der Erde zu graben.
Aus lauter Freude über seine Unversehrtheit lachte ich.
Als er mich sah, blickte er mich erschrocken an, ich muss furchtbar ausgesehen haben, wie ich da stand.
Meine Augen waren vom Heulen rot und geschwollen, an meiner Stirn klebte getrocknetes Blut, und mein Hemd war bei einem Sturz an mehreren Stellen aufgerissen. Und ich lachte hysterisch.
Als er vor Schreck anfing zu weinen, nahm ich ihn auf meinen Arm und versuchte ihn zu beruhigen.
Danach brachte ich ihn zum Dorf, ohne vorher noch einmal ins Haus zurückzukehren.
Eine befreundete Metzgersfrau nahm ihn in ihre Obhut, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass es meiner Frau nicht gut ginge und ich mit ihr einen Arzt aufsuchen müsste.
Obwohl ich in dieser Aufmachung kam, hinterfragte sie meine Aussage nicht, und darüber war ich ihr sehr dankbar. Johannes war verwirrt und ängstlich, ich hatte ihm nichts von seiner Mutter erzählt. Als ich ihn jetzt zurückließ, er weinend im Hauseingang unserer Bekannten stand und sein Gesicht tief in die Schürze der dicken Frau vergrub, brach es mir fast das Herz. Aber ich hatte etwas zu erledigen, ich musste in den Wald gehen, um dieses Monstrum zu finden und diesem Alptraum ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Und ich wollte mein Kind in Sicherheit wissen.
Ich war wild entschlossen, meiner Frau ihre Seele zurückzubringen, denn ohne sie erschien mir alles sinnlos.
Wieder einmal zogen sich die Wolken zusammen, als ich mich dem Wald näherte. Ich trat zwischen die ersten Bäume und drehte mich noch einmal um. Unser Haus lag so friedlich da wie immer, ich wünschte mir, die Zeit zurückdrehen zu können zu dem Zeitpunkt, als uns das Holz ausging. Die Dachziegel glänzten in der Sonne, das Gewitter schien sich nur direkt über dem Wald zu entladen.
Ein steifer Wind fegte mir entgegen und drückte mich zurück, als ich mich durch die Büsche kämpfte. Ich war hier unerwünscht, so viel war klar. Umso weiter ich in den Wald eindrang, desto stärker blies der Wind, Regen klatschte sturzbachartig in mein Gesicht und raubte mir die Sicht. Links und rechts von mir knickten Bäume um wie Streichhölzer, und ich musste aufpassen, nicht von ihnen erschlagen zu werden. Aber ich gab auch nicht auf, als mir umgestürzte Bäume den Weg versperrten, obwohl ich nicht mal mein Ziel kannte.
Ich brüllte in den Wind: „Komm her, du feiges Arschloch und stell dich mir, so schnell kriegst du mich nicht klein, oder hast du etwa Angst?“
In Wirklichkeit war ich derjenige, der Angst hatte. Todesangst.
Mir fiel auf, dass ich nicht mal eine Waffe bei mir hatte, und so suchte ich mir einen schweren Ast, den ich abwehrend vor meinen Körper hielt. Ich rannte so schnell ich konnte, immer tiefer in den Wald hinein. Wenn die zerstörten Bäume klein waren, sprang ich im Laufen darüber, waren sie größer, so kletterte ich über sie hinweg, ohne dabei zu bemerken, wie die spitzen Äste mir die Beine und Arme aufrissen.
Ich war völlig durchnässt und hatte die Reste meines Hemdes an irgendeinem Ast verloren, aber ich fror nicht, denn Adrenalin pumpte durch meine Adern und trieb meinen Körper zu Höchstleistungen an.
Minuten später schlug ein gleißender Blitz in eine alte Kiefer direkt neben mir.
Der alte Baum knarrte und ächzte, bevor er krachend niederfiel. Erschrocken stolperte ich rückwärts und flüchtete in die andere Richtung, als ich vor mir die Lichtung sah.
Intuitiv ahnte ich, dass ich an meinem Ziel angekommen war. Als ich die Lichtung betrat, war der Regen nur noch ein leichtes Nieseln, und das Gewitter donnerte irgendwo hinter mir weiter.
Ich kniete mich erschöpft auf dem moosbedeckten Waldboden nieder und stützte den Kopf auf die Hände. Ich weinte und schnappte nach Luft, keuchte und spuckte kleine Rinnsale von Blut auf die feuchte Wiese.
„Na Hurenbock, vermisst du deine Schlampe?“ lachte jemand keine zwei Meter vor mir. Ich blickte auf und da stand er, diesmal konnte ich ihn im fahlen Licht der untergehenden Sonne besser erkennen als beim letzten Mal. Er war bekleidet mit einem löchrigen, weißen Hemd, das an den Armen ausgefranst und überall mit roten Flecken besudelt war. An den Beinen schlotterte eine graue Flanellhose, deren Hosenbeine ebenfalls ausgefranst waren. Er hätte wie ein Pirat ausgesehen, wenn er nicht überall schwarz behaart und sein abstoßendes, dämonisches Gesicht nicht gewesen wäre. Zwischen den schwarzen, verfilzten Haaren, die ihm ins Gesicht fielen, war er überwuchert mit eitrigen Ausbuchtungen aus denen eine gelbliche Flüssigkeit sickerte, vielleicht waren es auch Hörner. Seine roten Augen funkelten mich böse an.
„Was willst du hier, du Narr“, blökte er mit seiner dunklen Stimme, und aus seinem kleinen Maul kam der Gestank von Fäulnis und Verwesung, als er sprach.
„Gib… mir mein Frau zurück“, stieß ich hervor und begann, mich langsam aufzurichten.
Das Monster riss seinen Kopf in den Himmel lachte hysterisch. Von seinem unnatürlich roten Zahnfleisch lösten sich Speichelfäden, die aus seinem Maul wirbelten und teilweise in meinem Gesicht landeten. Angewidert trat ich einige Schritte zurück und erhob meinen Ast, den ich immer noch bei mir hatte, bedrohlich schwingend über meinen Kopf.
Der Dämon lachte immer noch und holte mit einer seiner Pranken aus und schlug mir mit einer Leichtigkeit, mit der man eine lästige Fliege verscheucht den Stock aus der Hand.
Zu diesem Zeitpunkt erkannte ich, dass mir nur noch der frontale Angriff blieb und ich verlor jegliche Angst, stürzte mich verzweifelt kreischend auf das Ungetüm. Ich biss mich in seiner Schulter fest, und eine ätzende Flüssigkeit füllte meinen Mund, meine Fingernägel zerkratzen seinen Rücken und rissen Fetzen seiner lederartigen Haut aus. Ich wollte ihn töten, um alles in der Welt.
„Deine Frau ist längst tot, Hurenbock“, brüllte er voller Entzückung lachend, bevor er seine Krallen in meinen Körper stieß und mich von den Füßen riss. Ich flog mehrere Meter durch die Luft, bis mein Flug an einem Baum ein jähes Ende fand.
Dann versank ich in einem Meer aus Dunkelheit.
Als ich wieder erwachte, schmerzte jede Stelle an meinem Körper. Stöhnend erhob ich mich und sah mich um. Ich lag auf meinem Hof vor dem Holzschuppen, von dem Dämon fehlte jede Spur. Keine Wolke war am Himmel zu erkennen und ich betrachtete die funkelnden Sterne.
Aus meinem nackten Oberkörper rann aus unzähligen Wunden Blut, meine Beine und Arme waren zerkratzt, als ich mich schleppend zum Haus bewegte. Eigentlich kroch ich mehr, da ich mich nicht auf den Beinen halten konnte.
Es muss Stunden gedauert haben, bis ich unser Schlafzimmer erreicht hatte, da ich alle paar Meter ohnmächtig wurde.
Julia lag da, wie ich sie zurückgelassen hatte. Ihre weißen, leeren Augen starrten die Wand an, aber unter der Decke war eine regelmäßige Bewegung auszumachen.
Das Wesen hatte gelogen, sie lebte.
Ich konnte mich kaum bewegen und schleppte mich in den nächsten Wochen nur zum Toilettengang und Trinken aus dem Schlafzimmer. Wahrscheinlich hatte ich mehrere Knochenbrüche, aber ich war zu schwach, um mich ins Dorf zu schleppen.
Sogar zu schwach, um meinen geliebten Sohn zurückzuholen.
Ich versuchte, Julia Wasser einzuflößen, aber es rann nur aus ihren Mundwinkeln heraus, sie schluckte nicht und gab auch sonst keine Reaktion von sich, wenn ich sie in meinen Armen wiegte oder mit ihr sprach. Eines Morgens wachte ich auf und sie atmete nicht mehr. Sie war verdurstet. Lange Zeit lag ich neben ihr und weinte um sie, um uns und unsere verlorene Liebe. Ich legte meinen Kopf auf ihre kalte Brust und bat sie flehend um Verzeihung, dass ich nicht imstande gewesen war, sie zu beschützen, dass ich sie überhaupt hier her gebracht hatte.
Tage später, als ich wieder halbwegs gehen konnte, begrub ich meine geliebte Frau in ihrem Garten hinter dem Schuppen, wo die Sonneblumen wachsen, die sie so liebte. Ich weiß, das hätte ihr gefallen.
Bis heute blühen sie jeden Sommer in dem schönsten Gelb. Ich komme oft hierher und pflege den kleinen Garten oder sitze einfach nur auf der Bank und lese ihr ein Buch vor, auch wenn ich weiß, dass sie nicht hier ist denn ihre Seele ist woanders, an einem dunklen, furchtbaren Ort den ich nicht kenne. Diese Gewissheit lässt mich seit diesem Tag nicht mehr durchschlafen.
Als ich zum Dorf zurückkehrte war mein Sohn fort.
Nachdem ich minutenlang vor ihrer Tür gestanden hatte, klopfend, rufend, schreiend, öffnete sich im Nachbarhaus ein Fenster und eine alte Frau mit weißen, hochgesteckten Haaren beugte sich heraus.
„Die ist nicht mehr da“, krächzte sie mir zu.
„Die haben die Soldaten geholt, letzte Woche, die kommt nicht mehr wieder sag ich ihnen“
rief sie, nickte und fuchtelte mit ihrem Arm abwehrende Bewegungen, als wäre es ihr nur Recht gewesen, das sie fort war.
„Den Jungen haben sie ins Heim gebracht“, krähte sie, als ich keine Anstalten machte mich an ihrem Geschwätz zu beteiligen.
Ohne ein Wort mit ihr gewechselt zu haben drehte ich mich um und ging fort. Noch tiefere Traurigkeit und Verzweifelung erfasste mich als meine staubigen Schuhe einen Schritt vor den anderen setzten.
Es zerriss mir das Herz, als ich vor dem Kinderheim stand und die lachenden Kinder auf dem Hof spielen sah, aber ich wandte mich ab und humpelte zurück zu unserem Haus.
Ich konnte ihm nicht sagen, dass seine Mutter tot war, ich wollte seinen anklagenden Blick nicht sehen und vor allem wollte ich ihn nicht auch eines Tages seelenlos vorfinden.
Ich konnte ihn nicht beschützen, ich konnte ja nicht mal meine geliebte Frau beschützen.
Ich habe ihn bis heute nicht wieder gesehen, ich weiß nicht mal mehr, ob er noch lebt oder im Krieg gefallen ist.
In meiner Erinnerung steht er immer noch in diesem Hauseingang und winkt mir hinterher. Wie gerne würde ich ihn in meine Arme schließen, in sein Gesicht schauen ob er meine Julia ähnlich sieht.
Von dem Tag lebte ich sehr zurück gezogen und einsam. Ich lebe von dem, was ich selbst anbauen kann und trinke Wasser aus dem Brunnen. Ich habe nie wieder ein Tier gehalten oder sonst einen Gefährten gehabt. Ab und zu lag etwas Holz vor dem Schuppen und dann fand ich eine schwer atmende Maus vor dem Haus, deren weiße Augen starr in die Leere blickten.
Jedes Mal schaffte ich das Holz zurück in den Wald, aber gesehen habe ich ihn bis heute nicht mehr. Manchmal wenn ich in der Nacht wach liege und der Wind günstig steht höre ich ihn lachen.
Ich bin nun sechsundachtzig Jahre alt und habe bis heute in der Einsamkeit gelebt.
Aber tot bin ich noch nicht. In all den Jahren, in denen ich Nacht für Nacht wach lag, an den Tagen an denen ich stundenlang am Grab meiner Frau saß, in den Stunden in denen ich meinen Sohn schmerzlich vermisste, habe ich gewusst, das ich zurückkehren muss. An die Stelle wo ich einst mein Bewusstsein und meine Frau verlor. Ich kann gar nicht anders, schon meiner Familie wegen. Über die Jahre habe ich eine irrationale Wut entwickelt die mir genügend Lebenskraft und Mut gibt ihm noch einmal entgegen zu treten. Und dieses Mal sind die Karten anders verteilt.

Letzte Woche fuhren viele Baufahrzeuge auf das große Feld neben dem Wald.
Dort ist ein Neubaugebiet geplant. Ich ging hin um sie zu waren, aber sie lachten über mich und hielten mich für einen verrückten, alten einsamen Mann. Wahrscheinlich haben sie Recht.

 

Hallo Sumpfkuh,
dein Schreiblust würd ich gerne haben. :D

an ein ungutes Gefühl,
ungutes = schlechtes

dicke Kuh geerbt dazu bestellten
geerbt. Dazu

Schaukelstuhl den ich ihr
Schaukelstuhl, den ich

Kopf schüttelnd gedacht
kopfschüttelnd

ich hinein sehen konnte erkannte ich nichts
sehen konnte, erkannte

einige Dornen peitschten mir entgegen
Das können Dornen nicht. Ich würde von Ästen schreiben.

den Bäumen uns sah direkt zu mir hinüber.
und sah

Man hätte eine elektrische Säge gebraucht
Ich bezweifel jetzt mal, dass es sowas damals schon gab.

aber als ich näher herantrat sah ich,
aber als ich näher herantrat, sah ich,

da unser Budget knapp bemessen war.
Streichen

Er war unmenschlich groß, mindestens zwei Meter,
Oh gott, mich trennen 9 cm von der officiellen Unmenschlichkeit :D

rannte so schnell wie ich gekommen war wieder zurück zum Acker.
"wieder" streichen

ich meine geliebte Frau auf in ihrem Garten
"auf" streichen

Die Fleischverkäuferin hatte ihn in ein Heim gebracht nachdem ich nicht zurückgekehrt war.
Tut mir leid, aber das ist unlogisch. Jeder Mensch, zumal sie auch noch mit der Familie befreundet ist, wird doch erstmal daheim nachschauen oder bei der Polizei nachfragen!! Das müßtest du ändern.

Von dem Tag lebte ich sehr zurück gezogen und einsam. Ich lebe von dem, was ich
Von dem Tag lebte ich zurückgezogen und einsam und nur von dem, was ich

um sie zu waren,
warnen

Hey du scheinst dir hier ja mal echt Zeit gelassen zu haben. Das merkt man besonders an der Länge der Geschichte. Und was soll ich sagen: Hat mir ausgezeichnet gefallen. Tolle Stimmung, die der Text vermittelt.
Der böse Dämon ist klassisch beschrieben. Der unfreiwillige Pakt ebenso. Mit der Kommasetzung hast du noch einige Probleme, aber wer hat die nicht? :D

Am Ende wird deine Geschichte leider ein wenig konfus. Ich weiß zB nicht, was der letzte Satz zu sagen hat. Besser würde es mir gefallen, wenn du die Geschichte nicht mit dem Rachevorsatz enden lassen würdest.

Eike

 

Hi Eike!

Danke für`s lesen dieses ewig langen Textes.
Ich befürchte bei dieser Geschichte wirst du wohl das einzige Feedback bleiben, wer tut sich das schon freiwillig an :D .

dein Schreiblust würd ich gerne haben

naja, eigentlich ist es eher ein innerer Zwang, der den anderen (muß Menscheit vernichten) etwas in den Hintergrund drängt. Gerade diese Geschcihte wollte einfach kein Ende nehmen. Ich hatte noch so ewig viele Details im Kopf das ich irgendwann dachte : Entweder machste jetzt nen Roman draus oder bringst das Ding zu Ende.

Oh gott, mich trennen 9 cm von der officiellen Unmenschlichkeit

IIIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHH :D
Früher waren die Leute doch eher noch kleiner, wenn mich nicht alles täuscht. Da waren zwei Meter schon geschpenstisch.

Die Fleischverkäuferin hatte ihn in ein Heim gebracht nachdem ich nicht zurückgekehrt war.
Tut mir leid, aber das ist unlogisch. Jeder Mensch, zumal sie auch noch mit der Familie befreundet ist, wird doch erstmal daheim nachschauen oder bei der Polizei nachfragen!! Das müßtest du ändern.

Ich weiß, dass gefällt mir auch nicht so ganz. Aber der Junge mußte verschwinden :D und alles andere hääte mich ne glatte Seite mehr gekostet. Mal sehen ob mir noch was relativ kurzes, anderes einfällt.
Aber selbst kann er ihn nicht ins Heim bringen, das bringe ich nicht über`s Herz :sad:

Danke für`s Fehler korrigieren!
Freut mich sehr, das sie dir gefällt. Ja, ich habe mir etwas mehr Zeit gelassen und jeden Tag ein Stück geschrieben (anders wäre es ja auch gar nicht gegangen) aber ich bin froh, dass sie fertig ist :-)

Liebe Grüße,
die Sumpfku

P.S. bezüglich des Endes, ich lasse mir was besseres einfallen...die Tage...:Pfeif:

 

Hi Sumpfkuh (ich muss gestehen, ein gewöhnungbedürftiger Nick ;) )

Ja, eigentlich bin ich ja ein Fan langer Geschichten, wenn da nicht immer die fehlende Zeit und Ruhe wäre.
Ich habe mich aber trotzdem ran gewagt, nicht zuletzt einer netten Dame wegen, die mit Blumen um sich warf :D

So, jetzt mal ernst! Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs etwas durchwühlen musste. Du beschreibst sehr viel, ohne auf einen Punkt hinzusteuern; der Leser liest also auf gut Glück weiter (was bei kürzeren Geschichten ja kein großes Problem wäre).
Lediglich deine Andeutungen, dass etwas passieren wird, deuteten daraufhin, dass etwas passieren wird :hmm:

Besagte Andeutungen waren mir aber bei weitem zu viel des Guten. Ich finde, gerade mit diesen Voraussagen solltest du sehr sparsam umgehen. Denn zu oft angewandt, wirken sie aufgesetzt, ja, sogar äußerst störend.
Vielleicht könntest du ja ein paar entfernen.

So, nun aber genug gemeckert. Das Weiterlesen hat sich auf jeden Fall gelohnt; etwa ab dem zweiten Drittel legst du los.
Du schaffst es, eine enorme Atmosphäre aufzubauen, ziehst den Leser förmlich in deinen Bann.
Du beschreibst einen sehr latenten Horror, der aber gerade dadurch einen enormen Spannungsbogen erzeugt. Hier möchte ich die Szene hervorheben, in der dein Prot auf den "Holzbringer" wartet. Für mich hätte sie sogar noch ausführlicher sein können.
Die anschließende Beschreibung des Bösen ist sehr suptil und geradezu horrormäßig. Hat mir gefallen.

Auch die Begegnung im Wald. Atmosphärisch dicht, aber auch mMn zu kurz.
Sicherlich denkst du: Der spinnt doch, wo der Text schon so lang ist. Aber gerade diese Szene im Wald ist ja eigentlich das, worauf du mit deiner Geschichte hinsteuerst.

Der melancholische Schluss ist dir ebenfalls hervorragend gelungen. Einziges Manko, das ja bereits auch unser Segler erwähnte: Die Abgabe des Jungen ins Heim.
Vielleicht könntest du irgendwie den Krieg mit einbeziehen; jemand im Dorf erzählt, dass Soldaten die Frau abgeholt haben. Alles ging sehr schnell, der Junge kam ins Heim ...
Naja, dir fällt sicherlich was besseres ein.

Zu guter Letzt möchte ich noch deinen durchaus profihaften Stil erwähnen. Hat mir sehr gut gefallen, deine Wortwahl.

Fazit: Habe mich super unterhalten. Werde die Geschichte empfehlen (aber nur, wenn du ein paar der Vorausdeutungen streichst ... :D )

Lieben Gruß! Salem

 

Hey Salem!

Vielen Dank für dein Lob (und für`s Lesen) *kniefall* :D
Ich habe einige der Andeutungen herausgenommen und deine Idee mit den Soldaten aufgegriffen.
Hoffe, es liest sich jetzt etwas besser.

Das du meinen Stil lobst überrascht mich allerdings, wo das doch DER Punkt ist an dem hier immer alle an mir rummakeln.
Jedenfalls danke für deine nette Kritik, da habe ich mich echt riesig drüber gefreut.

Lieben Gruß,
die Sumpfkuh

 

Hallo Sumpfkuh!

Horror ist deine Leidenschaft, nicht?

Okay, logische Anmerkungen, bzw. Fragen:

"Julia stickte in dem Schaukelstuhl den ich ihr gemacht hatte Tischdecken und kleine Topflappen." - Tischdecken bestickt man und Topflappen werden gehäkelt.

"So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit, weit abseits von Krieg und Hoffnungslosigkeit." - August 1941. Warum ist der junge, gesunde, einundzwanzigjährige Ehemann und Vater nicht bei der Wehrmacht? Oder wo soll die Geschichte spielen?

"Elektrischen Strom hatten wir hier draußen noch nicht," - Im August 1941 würde mich das auch schwer wundern.

"einige Dornen peitschten mir entgegen" - Wurde schon erwähnt.
"Überall wucherten Dornen" - Dornbesetzte Büsche. Dornen können nicht alleine wuchern.

"Es war eine alte, hoch gewachsene Eiche," - Unlogisch. Warum sollte ein einzelner Mann gerade eine riesige Eiche fällen wollen? Weißt du, wie lange er damit zu tun hat, sie in Feuerholz zu zerlegen?
"das Holz auf meinen Handkarren" - Und auf einen Handkarren passt der Baum garantiert nicht.

"Man hätte eine elektrische Säge gebraucht" - 1941?

"zu dieser Zeit keinen Tierarzt leisten konnten" - Das gleiche Argument. 1941 würde kein Mensch wegen eines kranken Huhns einen Arzt rufen.

"Die Sache mit dem Holz ließ mir keine Ruhe, ich musste herausfinden, woher es kam, deshalb verbrachte ich meine Nächte fortan im Freien." - Das kommt ziemlich spät, findest du nicht? Ich würde ja spätestens nach dem zweiten Stapel nachforschen.

"war unmenschlich groß, mindestens zwei Meter" - Schon erwähnt.

"trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie seine Augen rot funkelten. Durch sein Gesicht liefen tiefe Furchen, dort, wo seine Nase sein sollte, klafften nur zwei Löcher, und sein Mund war so klein wie der einer Ratte." - Er erkennt aber viel, trotz der Dunkelheit.

"ein kleines Rinnsal Wasser klatschte" - Kleines Rinnsal und klatschen passt nicht zusammen.

"wo unsere Kuh friedlich schlafend stand" - Kühe legen sich zum Schlafen hin. (In Norwegen sind jetzt sogar Matratzen Pflicht!) Du schläfst doch sicher auch nicht im Stehen, oder?
"Als die Kuh ihn sah" - Ich denke, sie schläft?

"Er warf seinen Kopf in den Himmel" - Entschuldige, aber da musste ich lachen.

"seinen kleinen Mund zu einem Grinsen verzerrte und dabei hunderte von spitzen Zähnen entblößte." - Mund von der Größe eines Rattenmauls, aber hunderte! von Zähnen darin? Wie soll ich mir denn das vorstellen?

"hellblaues T-Shirt" - Nicht in den Vierzigern!

"Umso weiter ich in den Wald eindrang, umso stärker blies der Wind," - desto stärker.

"denn Adrenalin pumpte durch meine Adern" - Dein einfacher Schreiner weiß (1941) was Adrenalin ist?

"spuckte kleine Rinnsale von Blut" - Rinnsale rinnen, die kann man nicht spucken.

"Sie war verdurstet." - Woher will dein Protagonist das wissen? Den Satz kannst du auch einfach weglassen.

"meine Julia ähnlich" - meiner

Im Übrigen solltest du deinen Text nach Wortwiederholungen und nach korrekter, bzw. unkorrekter Kommasetzung durchsehen.

Was mir gerade noch einfällt: Die Zeit: "August 1939" "So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit," "Einige Wochen darauf" "kam Johannes aufgeregt schreiend aus dem Stall gelaufen. „Vater, Vater, ein Huhn ist krank, komm schnell".
- Logischerweise dürfte der Sohn erst zwei Jahre alt sein. Das passt aber nicht. Wann sollte die Zeit vergangen sein? Das musst du klarer machen.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris!

Erstmal danke für`s lesen. Leider hast du gar nicht erwähnt, ob dir die Geschichte nun eigentlich gefallen hat?! Schade!

So, nun zu deiner Kritik:

"Julia stickte in dem Schaukelstuhl den ich ihr gemacht hatte Tischdecken und kleine Topflappen." - Tischdecken bestickt man und Topflappen werden gehäkelt.

Man kann auch Topflappen "sticken" indem man alten Stoff nimmt und diesen dann bestickt. Ich werde es aber in "bestickt" umändern um deratige Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

"So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit, weit abseits von Krieg und Hoffnungslosigkeit." - August 1941. Warum ist der junge, gesunde, einundzwanzigjährige Ehemann und Vater nicht bei der Wehrmacht? Oder wo soll die Geschichte spielen?

Ich habe dieses Thema absichtlich lediglich nebenbei erwähnt, weil es in dieser Geschichte nicht um den Krieg gehen soll.
Deshalb auch keine Ortsnamen. Sie spielt in einer belibigen Gegend auf dem Land. Vielleicht hätte er seine Wehpflicht auch schon hinter sich lassen können, es ist für diese Geschichte einfach irrelevant. Finde ich jetzt.

"Elektrischen Strom hatten wir hier draußen noch nicht," - Im August 1941 würde mich das auch schwer wundern.

Äh, wieso?? Die leben ja 1941 nicht mehr im Mittelalter :D
Schon 1924 hatten alle "besseren" Haushalte Strom...

"einige Dornen peitschten mir entgegen" - Wurde schon erwähnt.
"Überall wucherten Dornen" - Dornbesetzte Büsche. Dornen können nicht alleine wuchern.

Das habe ich schon vor einigen Tagen geändert :-)

"Es war eine alte, hoch gewachsene Eiche," - Unlogisch. Warum sollte ein einzelner Mann gerade eine riesige Eiche fällen wollen? Weißt du, wie lange er damit zu tun hat, sie in Feuerholz zu zerlegen?
"das Holz auf meinen Handkarren" - Und auf einen Handkarren passt der Baum garantiert nicht.

Das habe ich aber im Text erklärt. Er nahm den erstbesten Baum um sich so kurz wie möglich in diesem Wald aufhalten zu müssen. Dem zufolge hat er einen großen gewählt, damit er auch genug Holz hat. Und das es ewig gedauert hat, steht da auch. Und auf einen großene Handkarren passt schon so einiges.

"Man hätte eine elektrische Säge gebraucht" - 1941?

Die erste Motorsäge gab`s 1929, hab nachgeguckt :D


"zu dieser Zeit keinen Tierarzt leisten konnten" - Das gleiche Argument. 1941 würde kein Mensch wegen eines kranken Huhns einen Arzt rufen.

Das ist albern. Ich sage ja, das sie sich keinen leisten können. Tierärzte gab es auch da schon. Also wo ist die Kritik?

"Die Sache mit dem Holz ließ mir keine Ruhe, ich musste herausfinden, woher es kam, deshalb verbrachte ich meine Nächte fortan im Freien." - Das kommt ziemlich spät, findest du nicht? Ich würde ja spätestens nach dem zweiten Stapel nachforschen.

Er HAT er ja nachgeforscht, sie da :
Der Hof des Alten war nicht mehr bewohnt und im Dorf hatte niemand eine Ahnung von dem Holz, als wir das nächste Mal dort auf dem Wochenmarkt unsere Waren verkauften.

"war unmenschlich groß, mindestens zwei Meter" - Schon erwähnt.

Und auch schon erklärt- die Durschnittsgröße war damals noch nicht so groß wie heute.

"ein kleines Rinnsal Wasser klatschte" - Kleines Rinnsal und klatschen passt nicht zusammen.

werde ich ändern

"wo unsere Kuh friedlich schlafend stand" - Kühe legen sich zum Schlafen hin. (In Norwegen sind jetzt sogar Matratzen Pflicht!) Du schläfst doch sicher auch nicht im Stehen, oder?
"Als die Kuh ihn sah" - Ich denke, sie schläft?

Das ist mein Fehler, ich wußte nicht, dass Kühe sich hinlegen, da ich von Pferden weiss das sie oft im stehen schlafen. Werde ich ändern.
WAS ich aber weiß ist, das Kühe wie alle anderen Tiere keine Tiefschlafphasen haben (außer Löwen, glaube ich) und deshalb quasi mit einem Auge offen schlafen.
Ich schlafe nicht im Stehen, aber ich habe auch keine vier Beine, da ist das mit dem Gleichgewicht so ne Sache...

"seinen kleinen Mund zu einem Grinsen verzerrte und dabei hunderte von spitzen Zähnen entblößte." - Mund von der Größe eines Rattenmauls, aber hunderte! von Zähnen darin? Wie soll ich mir denn das vorstellen?

Kennst du den Film mit diesen komischen menschenfressenden Würmen? Die haben auch hunderte von Zahnreihen hintereinander, untereinander und nen ziemlich kleinen Mund- also ich kann mir das gut vorstellen. Gerade wenn ein so kleiner Mund etwas völlig unerwartetes entblößt...

"hellblaues T-Shirt" - Nicht in den Vierzigern!

Aber hallo! Da solltest du mal das Fotoalbum meiner Oma sehen!

"denn Adrenalin pumpte durch meine Adern" - Dein einfacher Schreiner weiß (1941) was Adrenalin ist?

Wahrscheinlich nicht, aber da die Geschichte 2006 erzählt wird nehme ich an, dass er es bis dahin wissen dürfte!

"Sie war verdurstet." - Woher will dein Protagonist das wissen? Den Satz kannst du auch einfach weglassen.

Wahrscheinlich weil er vorher versucht hat ihr Wasser zu geben und sie nicht geschluckt hat und er bestimmt auch 1941 schon weiß das man nach einer bestimmten Zeit ohne Flüssigkeit verdurstet...oder er nimmt es an, schließlich erzählt er ja die Geschichte.

Was mir gerade noch einfällt: Die Zeit: "August 1939" "So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit," "Einige Wochen darauf" "kam Johannes aufgeregt schreiend aus dem Stall gelaufen. „Vater, Vater, ein Huhn ist krank, komm schnell".
- Logischerweise dürfte der Sohn erst zwei Jahre alt sein. Das passt aber nicht. Wann sollte die Zeit vergangen sein? Das musst du klarer machen.

Mach ich. Danke für deine Bemühungen.

Gruß,
Angelika

 

Hallo Sumpfkuh,

erst einmal einige Anmerkungen:

Der komplette Anfang bis "Ich bin gelernter Schreiner" oder "Hinter dem Schuppen" ist überflüssig, weil du die Informationen ohne direkten Bezug zur Geschichte stellst. Dadurch steht dieser Teil aus der eigentlichen Geschichte raus.
Ich würde vorschlagen direkt in die Handlung einzusteigen, und die Informationen danach im Bezug zu bringen.

Zudem hast du am Ende die Andeutung, daß die Geschichte in der Nachschau erzählt wird- aber das müsstest du in einer Rahmenhandlung auch am Anfang bringen. (Ansonsten bleiben Worte wie Euphorie, Adrenalin und andere unerklärlich)

Logischer Fehler: Das er nicht als Soldat eingezogen wird.

Elektrischen Strom hatten wir hier draußen noch nicht, aber damit kamen wir gut zurecht.

statt hatten wir nicht- gab es hier noch nicht.

Logischer Fehler Eiche, Holzfällen:
Wenn man Bäume fällt, so handelt es sich üblicherweise um Buchen oder Fichten. Alle anderen Holzarten sind zu kostbar, sie sind zu schwierig zu schlagen (wie Eiche) und zu schwer, bzw. brennen nicht gut.
Darüber hinaus muss Holz mindestens ein Jahr (Fichten), oder zwei Jahre abgelagert werden, da es sonst zu viel Flüssigkeit enthält, und nicht gut brennt.

Logischer Fehler: elektrische Sägen. Man mag zu dieser Zeit Motorsägen verwendet haben- elektrische Sägen jedoch nur in Sägewerken.

T-Shirt- falsche Bezeichnung: Hemd, da T-Shirt als Name erst später eingebürgert wird.

Schlafanzug: wurde damals nicht getragen, sondern Nachthemden- und zwar auch von Männern.

Problem: erst nach den ersten toten Hühnern denkt er daran, dass seine Frau nicht mehr so lacht, wie früher und krank aussieht. Sollte vorher kommen, am besten in Verbindung mit einer alltäglichen Situation.

befreundete Fleischverkäuferin

Damals eher Metzgersfrau

„Komm her, du feiges Arschloch
Wortwahl etwas unpassend
„Na Hurenbock, vermisst du deine Schlampe?“

Ich konnte mich kaum bewegen und schleppte mich in den nächsten Wochen nur zum Toilettengang und Trinken aus dem Schlafzimmer. Wahrscheinlich hatte ich mehrere Knochenbrüche, aber ich war zu schwach, um mich ins Dorf zu schleppen.
Sogar zu schwach, um meinen geliebten Sohn zurückzuholen.
Ich versuchte, Julia Wasser einzuflößen, aber es rann nur aus ihren Mundwinkeln heraus, sie schluckte nicht und gab auch sonst keine Reaktion von sich, wenn ich sie in meinen Armen wiegte oder mit ihr sprach. Eines Morgens wachte ich auf und sie atmete nicht mehr. Sie war verdurstet.

Hier ein Zeitsprung, der unerklärt bleibt. Eines Morgens- aber was passiert dazwischen, wann ist sie verdurstest, was passiert mir ihm....

Auch die Situation mit dem Kind würde noch eine Erläuterung verdienen- ob er es abgibt. Auch der Verweis auf die Zeit, als das er das Kind zu Verwandten gibt, und nach dem Krieg alleine zurückkommt, würde der Geschichte gut tun.

Ich bin nun sechsundachtzig Jahre alt und habe bis heute in der Einsamkeit gelebt.
Aber tot bin ich noch nicht. In all den Jahren, in denen ich Nacht für Nacht wach lag, an den Tagen an denen ich stundenlang am Grab meiner Frau saß, in den Stunden in denen ich meinen Sohn schmerzlich vermisste, habe ich gewusst, das ich zurückkehren muss. An die Stelle wo ich einst mein Bewusstsein und meine Frau verlor. Ich kann gar nicht anders, schon meiner Familie wegen. Über die Jahre habe ich eine irrationale Wut entwickelt die mir genügend Lebenskraft und Mut gibt ihm noch einmal entgegen zu treten. Und dieses Mal sind die Karten anders verteilt.

Hier die Rahmenhandlung, die vorne fehlt.

Stilistisches:
Bei der gesamten Geschichte greift du immer wieder auf Standartwendungen und Aussagen zurück, die zusammenfassen. Ängstlich, Glücklich, statt es wirklich zu zeigen. Auch die Wendungen: zuckte ein Blitz und andere Standarts sind etwas Schade....
Gerade bei Horror könntest du zudem auf eine zu genaue Beschreibung des "Dämons" verzichten und durch Andeutungen mehr von der Vorstellungskraft des Lesers mitnehmen.
Dazu das Wetterklischee: auch wenn es noch so oft verwendet wird, so sollte das Wetter nicht immer das unheimliche andeuten.
Zum Aufbau (Anfang, Rahmenhandlung) habe ich ja schon etwas gesagt.
An zwei Stellen habe ich auf fehlende Stellen hingewiesen, bzw. auf Stellen, wo du mit einigen wenigen Sätzen die Geschichte gut ausbauen könntest (Zeitsprung, der Sohn)
Dazu kommen an einigen Stellen Rechercheprobleme, bzw. einige Unstimmigkeiten- s.o..

Fazit:
Ich finde den Anfang gelungen, nur leider nicht für diese Geschichte, weil er in eine andere Richtung geht, als die eigentliche Geschichte. Somit dauert es zu lange, bis die eigentliche Horror-Geschichte beginnt.
Zudem solltest du eine Rahmenhandlung, die du am Ende andeutest, dann bitte auch oben anfangen, weil du sonst weitere stilistische Probleme bei der Wortwahl bekommst.

Trotz der aufgezählten stilistischer Probleme ist die Geschichte sehr packend und mitreissend. Nach dem etwas zähen Anfang kam ich gut ins Lesen rein, und habe mich als überpingeliger Leser gezwungen auf die Details zu achten. Es ist mir schwergefallen, was eindeutig ein Kompliment für den Spannungsbogen ist.
Das Ende finde ich auch gelungen, hier könntest du mit einigen Sätzen zum Krieg, und zum Sohn noch mehr draus machen. Wenn er als Soldat in den Krieg muss, und dort sterben will, könnte dies sein Elend deutlicher zeigen, als nur die Standartworte zur verlorenen Liebe.

Insgesamt hat diese Geschichte eine Überarbeitung nötig, aber bitte nicht übertreiben- das mit den Standartwendungen und Wertungen vertreten nur die wenigsten Autoren, vor allem bei Horror.
Auch das Wetterklischee solltest du nicht komplett streichen, da es auch zum Stil einer Horrorgeschichte in den 40er Jahren gehört- aber ein wenig kürzen.
Trotz allem halte ich die Geschichte aber für Überarbeitungswert!!!, weil viel Gutes drin steckt, und vor allem sehr viel Spannung.

Eine gute Geschichte.

Gruss

Bluomo

 

Nochmals hallo Sumpfkuh!

Da du mit meiner Kritik nicht ganz einverstanden warst, noch einige Anmerkungen:

"So lebten wir zwei Jahre voller Zufriedenheit, weit abseits von Krieg und Hoffnungslosigkeit." - August 1941. Warum ist der junge, gesunde, einundzwanzigjährige Ehemann und Vater nicht bei der Wehrmacht? Oder wo soll die Geschichte spielen?
"Ich habe dieses Thema absichtlich lediglich nebenbei erwähnt, weil es in dieser Geschichte nicht um den Krieg gehen soll.
Deshalb auch keine Ortsnamen. Sie spielt in einer belibigen Gegend auf dem Land. Vielleicht hätte er seine Wehpflicht auch schon hinter sich lassen können, es ist für diese Geschichte einfach irrelevant. Finde ich jetzt."
- Zu diesem, und zu allen Punkten, die sich mit den vierziger Jahren befassen: Du hast offensichtlich keine Ahnung, wie es zu dieser Zeit zuging. Das ist auch nicht sonderlich schlimm. Aber da du die Daten einbringst, müssen die Fakten berücksichtigt werden. Einiges hat auch Bluomo erwähnt.
Mein Tip: Wenn du es beliebig machen willst, dann nimm auch die Daten raus. Viel umstellen müsstest du bei diesem Text nicht.
Solche Rechtfertigungen finde ich lächerlich: "Schon 1924 hatten alle "besseren" Haushalte Strom". Du beschreibst eine baufällige Hütte am Waldrand, der nächste Nachbar ist Kilometer entfernt. Bessere Haushalte?
Folgendes findest du albern: "zu dieser Zeit keinen Tierarzt leisten konnten" - Das gleiche Argument. 1941 würde kein Mensch wegen eines kranken Huhns einen Arzt rufen.
Wie schon gesagt: Offensichtlich hast du keine Ahnung vom einfachen Landleben in den vierziger Jahren. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dir hier Geschichtsunterricht zu erteilen.
Und da du die Sache mit dem Jungen etwas geändert hast: "Die haben die Soldaten geholt, letzte Woche, die kommt nicht mehr wieder sag ich ihnen" - Auch da passt der geschichtliche Aspekt so nicht.

Die anderen Punkte: "Die Sache mit dem Holz ließ mir keine Ruhe, ich musste herausfinden, woher es kam, deshalb verbrachte ich meine Nächte fortan im Freien." - Das kommt ziemlich spät, findest du nicht? Ich würde ja spätestens nach dem zweiten Stapel nachforschen.
- Mit nachforschen meine ich nicht nur ein paar Dorfbewohner zu fragen, sondern eben genau das, was du später beschrieben hast. Dein Protagonist kommt aber erst nach dem fünften! Stapel darauf.

"Kennst du den Film mit diesen komischen menschenfressenden Würmen?" - Nein, kenne ich nicht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie hunderte Zähne in einen Mund von etwa einem Zentimeter passen. Und auch nicht, wie dein Protagonist so genau erkennen kann, was in diesem winzigen Mund so alles drin ist. Er hat ja schließlich keine Lupe dabei. Und außerdem solltest du bedenken, daß Nacht ist.

"Er nahm den erstbesten Baum um sich so kurz wie möglich in diesem Wald aufhalten zu müssen." - Wenn er eine alte Eiche mit der Axt fällen will, wird er sich ziemlich lange in diesem Wald aufhalten müssen. Und da es ein Wald ist, wird er ja die Auswahl zwischen verschiedenen Bäumen haben, auch ohne tief im Wald zu verschwinden.

"Überall wucherten Dornen und wildes Schlingkraut." - "Das habe ich schon vor einigen Tagen geändert :-)" - Das ist ja gelogen. Am 28.1. steht es genau so da.

Kurze Zusammenfassung: Details machen eine Geschichte glaubwürdig. Das funktioniert allerdings nur, wenn diese Details nicht schlichtweg Blödsinn sind.

Grüße
Chris

 

Hi Bluomo !
Danke für deine abemals recht ausführliche Kritik!

Logischer Fehler Eiche, Holzfällen:
Wenn man Bäume fällt, so handelt es sich üblicherweise um Buchen oder Fichten. Alle anderen Holzarten sind zu kostbar, sie sind zu schwierig zu schlagen (wie Eiche) und zu schwer, bzw. brennen nicht gut.
Darüber hinaus muss Holz mindestens ein Jahr (Fichten), oder zwei Jahre abgelagert werden, da es sonst zu viel Flüssigkeit enthält, und nicht gut brennt.

Das wußte ich nicht. Werde das ändern. Meine Güte, was man alles beachten muss...

Logischer Fehler: elektrische Sägen. Man mag zu dieser Zeit Motorsägen verwendet haben- elektrische Sägen jedoch nur in Sägewerken.

Ach, ist das nicht das Gleiche??:schiel:

Auch die Situation mit dem Kind würde noch eine Erläuterung verdienen- ob er es abgibt. Auch der Verweis auf die Zeit, als das er das Kind zu Verwandten gibt, und nach dem Krieg alleine zurückkommt, würde der Geschichte gut tun.

Das geht ja nun nicht. Sonst hätte er den Jungen ja wieder mit nach Hause genommen wo zwangsweise Mister Dämon wieder gekommen wäre...

Die restlichen Dinge, die mir gut erscheinen, werde ich überarbeiten, vielen Dank für deine Mühe.


Hey Chris!


Mein Tip: Wenn du es beliebig machen willst, dann nimm auch die Daten raus. Viel umstellen müsstest du bei diesem Text nicht.

Wäre ne Idee, ist aber leider nicht so günstig. Denn wenn ich das machen würde, dann kämen Fragen auf wie " wieso muß der denn unbedingt Holz aus dem Wald holen? Wie kann der denn nur von dem Leben was er selbst anbaut?
Warum ruft der nicht den Arzt an...ect.
Noch früher geht auch nicht, weil es dann nicht mehr aus der "Ich" Perspektive erzählt werden kann, dann isser schon tot.


Solche Rechtfertigungen finde ich lächerlich: "Schon 1924 hatten alle "besseren" Haushalte Strom". Du beschreibst eine baufällige Hütte am Waldrand, der nächste Nachbar ist Kilometer entfernt. Bessere Haushalte?

Jetzt verwirrst du mich aber!
In deiner ersten Kritik hast du geschrieben, das es dich sehr wundern würde, wenn sie schon Strom gehabt hätten. Deshalb bin ich davon ausgegangen, das du dachtest es hätte da noch überhaupt keinen Strom gegeben.
Deshalb schrieb ich, das es damals schon sehr wohl Strom gab.
Und jetzt das.
Mein Satz "...aber wir hatten hier draußen noch keinen Strom... (oder s.ä.)
sagt doch das alles aus " Es gab zwar schon Strom, aber draußen auf dem Land noch nicht". Deshalb verstehe ich jetzt nicht, warum du diesen Satz überhaupt mit in deine Kritik genommen hast:confused:

Wie schon gesagt: Offensichtlich hast du keine Ahnung vom einfachen Landleben in den vierziger Jahren. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dir hier Geschichtsunterricht zu erteilen.

HALLO? Wenn ich sage " wir konnten uns keinen Tierarzt leisten, und das er die Hühner selbst getötet und verbrannt hat, dann ist das die gleiche Sache wie oben. Es gab Tierärzte, aber sie wurden nicht gerufen. Zumindest nicht bei den armen Leuten auf dem Land. Also, was soll das?

"Überall wucherten Dornen und wildes Schlingkraut." - "Das habe ich schon vor einigen Tagen geändert :-)" - Das ist ja gelogen. Am 28.1. steht es genau so da.

Ähh.. nachdem Salem das erwähnt hat, habe ich es sofort geändert.Scheinbar hat er es nicht abgespeichert. Entschuldige bitte vielmals. Warum sollte ich lügen, wir sind doch nicht im Kindergarten...


Kurze Zusammenfassung: Details machen eine Geschichte glaubwürdig. Das funktioniert allerdings nur, wenn diese Details nicht schlichtweg Blödsinn sind.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Geschichte wirklich glaubwürdig sein sollte, aber ich weiß worauf du hinaus willst. Stimmt, dafür stellt man sie ja auch hier rein um konsrtuktive Kritiken zu erhalten...

Viele Grüße,
die Sumpfkuh

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sumpfkuh,

Gefallen hat mir deine Geschichte, aber Reif für den Empfehlungsthread halte ich sie nicht. Für mich tendiert sie etwas über dem Durchschnitt.

Den Protagonisten fand ich etwas zu blass. Er ist irgendwie so etwas wie der Stereotyp des treu sorgenden Familienvaters, und ich musste die ganze Zeit an das Familienoberhaupt aus 'Meine kleine Farm' denken. Er lieferte für mich als Leser einfach keinen Reiz, ich hoffe du weißt, was ich meine.
Allerdings finde ich, hast du die Liebe zu seiner Frau deutlich und glaubhaft dargestellt, dafür ein Kompliment.
Für das Verhältnis zu seinem Sohn gilt das gleiche, lässt man den Schluss außer Acht, wo sich der Vater doch ein paar Gedanken zu wenig um den Jungen macht, und nicht sofort bei der alten Frau nach dem Rechten schaut. Unglaubwürdig nach dem Grauen und dem Verlust, den er gerade durch machen musste.

Der Plot der geschichte ist einfach, aber wie ich gestehen muss auch ziemlich packend. Dieses Tauschgeschäft hat etwas tief Böses, tief Morbides. Da liefs mir an ein, zwei Stellen, wo wieder der Holzhaufen aufgetaucht ist, schon kalt den Rücken runter.

Mies geschildert fand ich das Monstrum. Das ist mir auch zu einfallslos gewesen. Ebenso der Kampf der beiden. Da hätte ich mir was anderes gewünscht, was sich in dem undurchsichtigen Wald verbirgt.

Okay fand ich die Länge der Geschichte. Ich denke, da hast du das richtige Maß getroffen.
Ebenso die Idee, die Geschichte in eine andere Zeit zu verlagern. Ist mal was anderes. Und die Unstimmigkeiten in dem Zusammenhang sind mir beim Lesen gar nicht aufgefallen.

Nun zum Stil. Der ist gut, mehr gibts da nicht zu sagen. Selten unhübsche Formulierungen, auch die Dialoge sind dir gut gelungen.Ließ sich auf jeden Fall flüssig lesen, und das ist doch schon mal was Wert!

Ich hoffe, dir ist einigermaßen klar, wieso ich zu der anfänglichen Beurteilung gekommen bin. Also ganz so positiv wie die meisten meiner Vorkritiker habe ich deine Geschichte nicht aufgefasst, aber sie gehört doch zu den Besseren hier (ein Grund hierfür - hab ich ganz vergessen - diese grenzenlos hoffnungslose Situation, mit der du den Leser konfrontierst). Hab bis jetzt drei oder vier Geschichten von dir gelesen, und von denen war diese hier mit Abstand die Beste.
Aber ändere den Titel! Dringend! Belass es bei Tauschgeschäfte und lass den Zusatz weg - hört sich schrecklich an.

 

Hallo Kevin!

Danke für`s lesen und kommentieren.

Den Protagonisten fand ich etwas zu blass. Er ist irgendwie so etwas wie der Stereotyp des treu sorgenden Familienvaters, und ich musste die ganze Zeit an das Familienoberhaupt aus 'Meine kleine Farm' denken. Er lieferte für mich als Leser einfach keinen Reiz, ich hoffe du weißt, was ich meine.

Leider nein. Ich habe versucht eine "ganz normale" Familie darzustellen.
Und so sieht sie eigentlich für mich aus.
Was fehlt dir denn? Streit, Gewalt, oder wie??

Für das Verhältnis zu seinem Sohn gilt das gleiche, lässt man den Schluss außer Acht, wo sich der Vater doch ein paar Gedanken zu wenig um den Jungen macht, und nicht sofort bei der alten Frau nach dem Rechten schaut. Unglaubwürdig nach dem Grauen und dem Verlust, den er gerade durch machen musste.

Er wollte ja, konnte aber nicht, wie es schon im Text steht, da er zu schwach/verletzt war.


Der Plot der geschichte ist einfach, aber wie ich gestehen muss auch ziemlich packend. Dieses Tauschgeschäft hat etwas tief Böses, tief Morbides. Da liefs mir an ein, zwei Stellen, wo wieder der Holzhaufen aufgetaucht ist, schon kalt den Rücken runter.

Vielen Dank.

Mies geschildert fand ich das Monstrum. Das ist mir auch zu einfallslos gewesen. Ebenso der Kampf der beiden. Da hätte ich mir was anderes gewünscht, was sich in dem undurchsichtigen Wald verbirgt.

Schade, was wäre denn deiner Meinung nach passender gewesen?

Nun zum Stil. Der ist gut, mehr gibts da nicht zu sagen. Selten unhübsche Formulierungen, auch die Dialoge sind dir gut gelungen.Ließ sich auf jeden Fall flüssig lesen, und das ist doch schon mal was Wert!

Auf jeden Fall!

Dank!

Gruß,
die Sumpfkuh

 

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