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Techno YEAH!

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03.05.2003
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Techno YEAH!

Wie man mit Techno Stille erzeugt

"Normalerweise zelebriere ich bei mir nur die Stille. Allenfalls höre ich vielleicht noch ein bißchen Klassik. Das war zwar nicht immer so, aber jetzt ist das so. Früher war ich mehr so der Metaller und hab Hardrock und Punk gehört. Aber irgendwann hatte ich dann wohl doch eine Spur zu viel meditiert und seitdem liegt der ganze alte Kram eigentlich nur noch im Regal rum.
Die Stille zelebrieren, das hat was. Eine Technik für sich, möchte ich fast sagen. Schwer zu beschreiben. Ich hatte manchmal das Gefühl, ich könnte die Zeit dadurch anhalten. Eine Art Leere machte sich in der Wohnung breit, so als würde sich das Nichts einen Raum in dieser materiellen Welt verschaffen können. Das war die Stille. Zeitlos. Unendlich.
Ich hatte mal einen Nachbarn, der mich in solch einer Situation besuchte. Ich konnte förmlich sehen, wie die Anspannung in ihm anstieg und nach 5 Minuten sprang er auf und verließ fluchtartig meine Wohnung mit den Worten "Das halt ich echt nicht aus!". Tja, so sind sie, die Normalos ...

Wie auch immer, ich bin also ein sehr ruhiger Mensch und auch ein sehr friedliebender. Den meisten wäre ich wohl zu langweilig. Alles was ich will, ist meine Ruhe. Nur leider wohn ich hier in einer überaus spießigen Doppelhaushälfte, was bedeutet, daß ich mich ja nunmal mit meinen Hausnachbarn irgendwie arrangieren muß. Arrangieren ist gut gesagt, denn von mir bekommt man ja nun nicht gerade viel mit. Arrangieren bedeutet also, daß ich(!) die ganze Zeit dieses junge Pärchen nebenan mit ihrem kleinen dreijährigen Gör, dem neuerrichteten Kinderspielplatz im Nachbargarten und den fröhlich kommunikativen Grillparties mit dem rüberwehenden Duft von angekokelten Leichenteilen nebenan erdulden muß.

Das alles ist ja schon hart am Limit, aber dann kam irgendwann ein weiteres Detail hinzu: Das normale Laufen wurde durch ein Getrampel und Gepolter ersetzt, daß es durch das ganze Haus dröhnte. Ich konnte meine Räucherstäbchen beobachten, wie ihr aufsteigender Rauch anfing disharmonisch zu flackern. Und das war dann wirklich zuviel! Anfangs sagte ich mir noch, vielleicht ist es ja der Kleine, der eine neue Phase des Spieltriebes ausleben muß, aber irgendwann war auch damit dann echt Schluß. Der Knackpunkt kam auf einem Samstag, wo mich das Getrampel förmlich aus dem Bett fallen ließ. Ich überlegte, ob ich rübergehen sollte und mal um etwas Ruhe und Normalität bitten sollte, aber die Reaktion solcher Leute kenn ich schon zur Genüge. Da wird dann mit einem Jaja anfangs ein wenig drauf eingegangen, nach einem halben Tag ist alles schon wieder vergessen und anschließend werd ich dann vor anderen lächerlich gemacht, wie komisch, krank, anders, und was weiß ich noch alles ich sei. Nein, also darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock mehr.
Ich suchte also nach einem anderen Weg und dabei entdeckte ich dann den Techno: Meller: Solardrums! Das war’s, was ich suchte! Ein sattes permanentes Dröhnen mit einem richtig geilen TechnoBass. "Meller, ", dachte ich so, "Dein Wort in Gottes Ohr!" und drehte die Boxen auf ... YEAH!

Das hab ich dann den ganzen Samstag durchgespielt. Abends machte ich noch einen Spaziergang und sah, daß bei meinen Nachbarn überall die Jalousien runter waren. "Hey, gar nicht da ...?!", dachte ich noch so und fühlte mich schon so ein bißchen verarscht. Also den Sonntag das Gleiche nochmal. Zwischendurch mal rausgeguckt und immer das gleiche Bild: Alle Jalousien runter, beide Autos vor der Tür. Hmm, komisch ... Montag morgen dann aber gingen die Jalousien pünktlich hoch und Männe verließ das Haus. Komisch. Einfach nur komisch. Ich konnt mir keinen Reim drauf machen. Aber was noch komischer war, von da ab war Ruhe! Kein Getrampel und Gepolter mehr. Nichts, absolut nichts! Endlich wieder Ruhe!

Es nahte der Freitag und ich dachte mir so, es sei vielleicht pädagogisch wertvoll, wenn ich Meller nochmal zu Wort kommen ließe. Gleich nach den ersten Takten gab es eine unrhythmische Störung an der Innenwand meines schnuckeligen halben Hauses. War aber nicht so schlimm. Ich ließ dann das Wasser in die Schüssel, um mit dem Hausputz zu beginnen, da klingelte es an der Tür. Meine Nachbarin stand dort mit leidender Gesichtsmiene: "Kannst Du nicht die Musik ein bißchen leiser machen. Das dröhnt so durchs ganze Haus ..." 'Tja, der Meller hat was, gell ...!' dachte ich so und antwortete ihr mit gönnerhaft mitfühlendem Lächeln, daß das natürlich überhaupt kein Problem sei.
Samstag und Sonntag dann das gleiche Bild, wie das letzte Wochenende: Alle Jalousien unten, beide Autos vor der Tür. Zweimal spielte ich den Meller an und einmal versuchten sie mit ihrer Mucke dagegen anzustinken. Aber das is halt nur kalter Kaffe, was die da drüben haben. Irgend so ein Top-Ten-Hit-Scheiß (örks), also nichts weltbewegendes, noch nicht einmal hausbewegendes ... Aber auf jeden Fall ein Zeichen, daß sie da waren.

Von nun ab hatte ich ein echt probates Mittel gegen dieses rücksichtslose und dummbatzige Verhalten. Einmal Getrampel => Zehn Minuten Meller Solardrums. Das funktionierte wirklich gut.
Drei Wochen geht das jetzt so und ich würde sagen, die Wohnsituation hier hat sich schon merklich verbessert! Morgens kann ich ungestört meine Pranayama-Atem-Übungen machen, tagsüber kann ich ungestört lernen und arbeiten und abends muß ich vielleicht ein- oder zweimal den Meller anspielen und ansonsten kann ich meine neuen Tiang-Gong-Übungsreihe machen, oder mal wieder 'ne richtig schöne Tattwa-Reise. Ich stell mir vor, man würde mich bei solch einer Reise stören! Mitten während eines Bades im Feuerelement fällt drüben einer die Treppe runter, oder sowas. Ich würde abdrehen! Echt!

Nachdem also alles wieder geregelt ist, oder sich zumindest ja regeln läßt, betrachte ich nun dieses Szenario und stelle fest, daß ich mir meine Ruhe mit viel Lärm erkämpft habe. Das ist eigentlich sowas Ähnliches, als wenn ich für den Frieden Krieg führe.

Ich scheine so langsam in diese Welt anzukommen ... "

 

Hi Shemena!

Nun ja, sehr gehaltvoll ist die Geschichte ja nicht gerade. Würde vermutlich eher in Alltag reinpassen als hier.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist dein Prot so ein Anhänger fernöstlicher Lebenslehren und nimmt von allem ein Bisschen raus. Schwerpunkt seines Philosophie-Mixes ist die Stille.
Aber die bösen Nachbarn funken ihm dazwischen mit ihren lärmenden Kindern, und da zahlt er es ihnen eben mit ein bisschen Techno heim. Und siehe da, die Nachbarn kuschen.
Die Moral von der Geschicht'? "Auge um Auge zahlt sich eben doch noch aus"? Irgendwie fällt mir nichts Tiefsinnigeres ein.

Es sei noch angemerkt, dass Untermalungen wie

ich(!)
YEAH!
*mimimimimi*
(örks)
=>

in Prosatexten nichts zu suchen haben.
Außerdem musst du beachten, dass
1. bei Ellipsen ( das sind diese Dinger: ... ) immer erst ein Leerzeichen nach dem Wort kommt und
2. Zahlwörter von 1-12 immer ausgeschrieben werden.
Es finden sich in deinem Text einige Beispiele für Verstöße gegen beide Regeln.

Ein paar Einzelheiten:

Eine Art Schwärze und Leere machte sich in der Wohnung breit,

Das suggeriert dem Leser das Falsche. Mit Schwärze und Leere assoziiere ich Depressionen, nicht Seelenfrieden.

Das ist eigentlich sowas ähnliches

Groß schreiben.

Ciao, Megabjörnie

 
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Hi Megabjörnie,

erstmal danke für Deinen Kommentar und Deine Kritik.

Die Fehler und Verstöße werd ich erstmal rausnehmen.
Warum aber solche Untermalungen nicht erlaubt sind, will ich noch nicht so ganz einsehen. Ist das nicht auch eine Frage des Schreibstils...?!

Megabjörnie schrieb:
Das suggeriert dem Leser das Falsche. Mit Schwärze und Leere assoziiere ich Depressionen, nicht Seelenfrieden.

Ok, die Schwärze nehm ich wieder raus, aber die Leere muß schon bleiben. Denn das ist so. Ich glaube, es ist sogar gerade diese Leere, die den meisten Menschen Angst vor der Stille macht.

Ansonsten gehaltvoll? Vielleicht nicht, aber ein bißchen mehr, als das, was Du jetzt gesehen hast, wollte ich damit schon ausdrücken. Es ging mir dabei auch weniger um das Auge um Auge Prinzip.

Und mit der Rubrik? Möglich, daß sie woanders besser aufgehoben wäre, andererseits find ich sie unter Gesellschaft auch nicht völlig verkehrt. Daß man mit Krieg Frieden schaffen will, mag zwar alltäglich sein, ist aber dennoch ein gesellschaftliches Problem.

Nachtrag: Ich empfinde übrigens das Leerzeichen vor den Ellipsen sehr ungewöhnlich. Ist das jetzt richtig so, wie ich das verbessert hatte, oder hab ich das falsch verstanden?

 

Nein, das hast du nicht falsch verstanden. Ich habe das mit der Ellipse anfangs auch falsch gemacht und musste mich erst mal belehren lassen.

Wenn du übrigens das "Mit Krieg Frieden schaffen" als gesellschaftliches Problem thematisieren wolltest, dann verwundert es schon ein wenig, dass du den Prot mit dieser Methode den Sieg davontragen lässt. So nehme ich sein Verhalten nicht als Problem wahr, sondern schmunzle über seine "gewitzte" Lösung des Nachbarn-Problems. Den Schlusssatz empfinde ich eher als Anflug von Selbstironie.

Das mit den Untermalungen würde ich sein lassen, weil sie ein wenig pubertär wirken. Letztlich sind sie ja als Stilmittel eine Ausgeburt der verspielten, ungezwungenen Internet-Kommunikation. Ich kann mir keinen Prosa-Text denken, in dem sie nicht nerven würden. Denn die Situation des Geschichtenerzählens ist eine völlig andere als die einer persönlichen Mitteilung. Die Untermalungen erzeugen eine Art Nachdruck, so als würdest du der Wirkung der Sprache nicht vertrauen und zur Sicherheit so etwas drankleben, damit der Leser auch ja richtig versteht ( dazu sind ja auch die Smilies da ), und außerdem übermitteln sie Emotionen direkt vom Autor an den Leser. Den Leser interessieren aber die spontanen Gefühlsausbrüche des Autors nicht, er will den Text für sich sprechen sehen.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob das gegen die Forumsregeln verstößt. Es ist, glaube ich, schon mal jemand deswegen abgemahnt worden.
Halte am Besten mal Rücksprache mit einem der Mods hier.

 

Hmm, also alles was in Sternchen stand, hab ich jetzt an Untermalungen herausgenommen.
Aber Sachen wie Ausrufungszeichen oder '=>' empfinde ich eigentlich nur als eine Verdeutlichung des Textinhaltes. Zugegeben eine moderne Art, aber nicht eine Art im Sinne von Emotions.

Megabjörnie schrieb:
Wenn du übrigens das "Mit Krieg Frieden schaffen" als gesellschaftliches Problem thematisieren wolltest, dann verwundert es schon ein wenig, dass du den Prot mit dieser Methode den Sieg davontragen lässt. So nehme ich sein Verhalten nicht als Problem wahr, sondern schmunzle über seine "gewitzte" Lösung des Nachbarn-Problems. Den Schlusssatz empfinde ich eher als Anflug von Selbstironie.

Sein Verhalten würde ja auch nicht als Problem wahrgenommen werden. Dennoch aber stellt er sich ja nun die Frage, ob er nicht nach gleichem Prinzip gehandelt hat, was im Großen kritisiert wird.
Ich wollte hier bewußt keine Klischeesituation schaffen. Zumindest kein übliches 'mit Krieg Frieden schaffen'-Klischee.

Ich werd mir mal Gedanken machen, ob ich den Prot zum Schluß etwas nachdenklicher darstellen kann. Denn Selbstironie sollte es keinesfalls sein.

 

Hallo shemana,

eigentlich ganz nett, deine Geschichte. Eher eine Alltagsbeschreibung, weniger ein Bezug zu einer gesellschaftlichen Thematik. Klar, es gibt Lärm und Nachbarschaftsstreit, aber du beschreibst das eher persiflierend, als problemorientiert.


„bißchen Klassik“

- bisschen (sind noch mehr ß anstelle ss)


„und nach 5 Minuten sprang er“

- fünf


„Also den Sonntag das Gleiche nochmal“

- noch mal


„Arrangieren bedeutet also, daß ich(!) die ganze Zeit dieses junge Pärchen nebenan mit ihrem kleinen dreijährigen Gör, dem neuerrichteten Kinderspielplatz im Nachbargarten und den fröhlich kommunikativen Grillparties mit dem rüberwehenden Duft von angekokelten Leichenteilen nebenan erdulden muß.

- dass ich (!)“ - neu erichteten - eigentlich besteht kein Grund bei Party als Lehnwort die englische Pluralbildung zu übernehmen (aber wird oft so gemacht) – muss
Das „muss“ kommt ziemlich spät im Satz.

L G,

tschüß… Woltochinon

 

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