Telephonterror
Telephonterror
16.08.03
Liebes Tagebuch namens Freddy,
Ich warte immer noch ganz verzweifelt auf Post von dem Verlag. Ich renne jeden Morgen noch im Schlafanzug runter zum Briefkasten. Bisher bin ich noch niemanden begegnet und ich hoffe, dass wird auch nie vorkommen. Ich sehe schon den entsetzten Blick der alten Frau Maier bildlich vor mir. Ach nöö, das Telefon bimmelt!
Bin sofort zurück!
Ahhhh, du wirst es nicht glauben, wer gerade angerufen hat: der Verlag!
Ab jetzt kann ich also meine morgendlichen Spaziergänge durch die Hausflure aus meinem Leben streichen.
Aber von vorne:
Ich nehme also genervt den Hörer ab und murmle ein „Hallo“.
Dafür kommt mir ein freundliches und sympathisches „Einen schönen guten Tag, spreche ich mit Frau Kueblboeck?“ aus dem Hörer entgegen.
Ein Wunder, dass er gleich beim ersten Versuch meinen Namen vortrefflich richtig aussprechen konnte.
Überrascht antwortete ich „Ja, ist am Apparat“ und straffte automatisch meine Schultern, wie es mir mal Beamtin geraten hatte.
„Ich bin vom Vogel Verlag und wir haben Interesse daran, ihr eingeschicktes Manuskript zu veröffentlichen.
Freude, Freude!
Die Nachricht schlug bei mir ein, wie ein Sylvesterknaller.
Zum Teufel mit den gestrafften Schultern, viel lieber wäre ich auf und ab gesprungen.
Er meinte, er würde dann später noch mal antworten um ein Termin auszumachen, weil seine Sekretärin gerade Kaffeepause hätte.
Nun zum unangenehmeren Teil meines Tages: Percy hat heute schon wieder so um die 5 mal angerufen. Will denn der Kerl nicht kapieren, dass es aus zwischen uns ist?
Was für ein Telephonterror!
Deine Lilia!
P.S.: Männer sind alle gleich –mir jedenfalls!
17.08.03
Hallo Freddy!
Arrgghh...
Das Telephon stresst!
Ach nein, ich will nun nicht die ganze Schuld meinem armen Telephon geben.
Percy stresst!
Wie gern würde ich kurzerhand den Telephonstecker ziehen.
Allein der Gedanke an den Verlagstypen hindert mich daran, das kannst du mir glauben.
Doppel-Arrgghh!
Das Telephon!
Ich habe keine Lust mehr auf Percys ewigen Ich-kann-ohne-dich-nicht-leben-Kamellen.
Dem werde ich was erzählen!
Oh Freddylein, wie sich doch die ganze Welt innerhalb von 5 Minuten ändern kann.
Also, ich nehme völlig außer mich vor Wut den Hörer ab und kreische:
„Verdammt, wann peilst du es endlich? Ich liebe dich nicht mehr! Es ist Aus!
Schluss, Aus, Basta!
Warum geht das nicht in deinen verdammten Schädel rein?“
Natürlich habe ich einen total eingeschüchterten Percy am anderen Ende der Leitung erwartet. Aber nein, bei meinem Glück musste diesmal ausgerechnet der Verlagstyp dran sein.
Ich also total verzweifelt, entschuldige mich und er hingegen aller Erwartungen, gibt mir den Tipp, ich sollte meinen Exfreund doch erzählen, ich hätte einen Neuen.
Er meinte, manche Männer würden so etwas nur auf diese Weise verstehen.
Danach haben wir noch ganz formell einen Termin ausgemacht.
Wie aufregend!
Stell dir vor, lieber Freddy, ich werde eine berühmte Schriftstellerin!
Dann könnte ich mir einen eigenen Bodyguard leisten und Percy würde sich noch nicht einmal trauen meine Nummer zu wählen.
Ach, das Leben ist doch schön!

- aber sonst versteht dass der leser ja nicht.