- Beitritt
- 28.05.2001
- Beiträge
- 1.121
Ich gebe Dir ja völlig recht, schließlich schrieb ich zu Beginn dieses Threads:
Die Frage ist für mich nun: Wo ist (bei Prosa) die Grenze?Grundsätzlich gilt:
Je mehr ich über etwas weiß, desto genauer kann ich es beurteilen. Wenn ich jetzt also völlig ohne Vorbildung versuche, z.B. Dantes göttliche Komodie zu interpretieren, wird das Ergebnis nur für mich und meinen begrenzten Horizont zutreffen. Wenn ich hingegen weiß, wer wer Dante war, wie er dachte, in welcher Zeit er lebte, was Religion damals bedeutete, wie sie aussah, historischer Kontext, etc.pp. blabla, dann werde ich den Texst genauer zu interpretieren in der Lage sein. So gesehen, ist die Autorintention wichtig.
Nehmen wir Grass, ein arroganter Oberlehrer vor dem Herrn. Halte mich durchaus für gebildet und muss dennoch Fremdwörterlexikon und diverse geschichtliche Nachschlagewerke zur Hand haben, wenn ich "Ein weites Feld" oder so von ihm lese. Das ist legitim. Grass schreibt nun mal nur für Marcel Reich-Ranicki...
Naja und für ähnlich hochgebildete Schöngeister. Ist ja ok, schlägt man eben nach und lernt sogar noch was dabei oder man legt es weg. Ist für mich deshalb ok, weil nachprüfbar. Grass' Bücher liest man eh nicht, man hat sie im Schrank stehen, hehehe.
Aber die ersten Geschichten von Hexachord? Das ist enigmatisches Worthülssen-Wichsen, ich bleibe dabei (wobei ich hiermit nochmal öffentlich erkläre, dass ich den Autor deshalb nicht als Wichser bezeichne ). Wenn ich unter Aufbietung all meiner (durchaus beträchtlichen) Vorstellungskraft etwa die Hälfte der Metaphern deuten kann (bei einem Text, der nur aus Metaphern besteht!), dann lässt das unbefriedigt zurück - zumal es m.E. die Kriterien einer Kurzgeschichte nicht erfüllt. Mag ja trotzdem Kunst sein, streite ich ja nicht ab, aber ist es Prosa? Wie dem auch sei, ich habe ja die ersten 3 Stories des guten Mannes boswillig als Neo-Dada eingeordnet, die Grenze, von der ich sprach sehe ich dort also als überschritten, da man den Autor wohl schon gut und persönlich kennen muss, um seine Schreibe zu verstehen. Aber wo genau liegt die Grenze? Eine schwierige und interessante Frage. Was meinen die Mitglieder? Anna, Armelle, Sandra, schätze mal, Eure germanistisch-linguistische Frauenpower ist hier gefragt. Was meint Hexachord selbst dazu? Was die Mods? Was Otto Normalleser?