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The Darkness Is Hope Of Finding You There

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16.11.2008
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The Darkness Is Hope Of Finding You There

Plötzlich fiel der Strom aus und die kleine Lampe, die den Raum in indirektes Licht gehüllt hatte, erlosch. ‚Na toll‘,dachte sich Ville, ‚Wie oft denn noch?‘
Es war nicht das erste Mal, dass er um Punkt drei Uhr morgens irgendwie aus dem Schlaf gerissen wurde. Seit nun schon einer Woche lief er tagsüber mit Augenringen bis zu den Knien durch die Gegend.
Am Anfang war er noch durch seine Wohnung gestreift, mit einem Holzscheit in der Nacht und hätte um ein Haar seine Katze erschlagen, in der Befürchtung, es wäre ein Axtmörder.
Nun war es fast alltäglich, besser allnächtlich und er griff gezielt zu einer Schachtel Zündhölzer auf der Kommode und tastete sich zu seinem Schreibtisch vor, auf dem ein Kerzenständer mit drei roten Kerzen stand. Als alle drei Kerzen brannten, sah er sich in seinem Schlafzimmer um. Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb schließlich am bodenlangen Spiegel gegenüber ihm hängen.
Er sah schrecklich aus. Sein lockiges schulterlanges Haar war zerzaust und wirkte ungepflegt. Seine Haut war immer schon blass gewesen, doch jetzt sah sie käsig, ja schon fast transparent aus, sodass die Tattoos an seinem nackten Oberkörper besonders hervorstachen.
Die Haltung seines dünnen Körpers zeugte von Müdigkeit und er wirkte sehr gebrechlich. Ville wandte resigniert den Blick ab und ließ sich mit einem tiefen Seufzen auf einen Stuhl fallen. Er griff sich schnell die Zigarettenschachtel auf dem Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an einer der Kerzen an.
Er mochte es eigentlich nicht nachts in Spiegel zu sehen. Besonders im Kerzenschein. Seine Phantasie hatte ihm schon des Öfteren den einen oder anderen Streich gespielt, sei es jetzt nur ein Schatten, der auf der Spiegeloberfläche entlang huschte oder gar eine Gestalt. Bei dem Gedanken erschauderte er. ‚Ville, hör sofort auf!‘, rügte er sich in Gedanken. Geister gab es nur in Gruselgeschichten, das zumindest hatte er mit seinen dreißig Jahren begriffen, obwohl er sich als Kind fürchterlich vor ihnen gefürchtet hatte.
Es war auch kein Geist, den er im Spiegel vor ein paar Tagen gesehen hatte. Ville hatte sie als weiblich identifizieren können und noch etwas war ihm aufgefallen…
„Jetzt hör aber auf!“, platzte es aus ihm heraus und er schlug mit einer übertriebenen Geste die Faust auf den Tisch, sodass der Kerzenständer umfiel und es wieder dunkel wurde. ‚Heute ist einfach nicht meine Nacht…‘, schoss es ihm durch den Kopf und seine Augen wollten und wollten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen.
Dann plötztlich spürte er einen Windhauch. Er wusste, dass das Fenster nicht offen war, denn im Winter öffnete er das Fenster nur kurz, um durchzulüften. Außerdem war der Hauch warm und duftete zart nach Flieder.
Villes Nackenhaare stellten sich auf und wohlige Schauer rannen ihm den Rücken hinunter. Er schloss die Augen und holte tief Luft.
Flieder…
Dieser Duft erinnerte ihn an längstvergangene Tage.
An Liebe, Wärme und unendliches Glück, das doch sein schmerzhaftes Ende fand.
Aber er konnte nicht sagen, an was genau er sich erinnerte.
Plötzlich ging seine Schlafzimmertür mit einem leisen Knarren auf und er spürte den Windhauch nicht mehr. Überwältigt von seinen Gefühlen stand er schwankend auf und machte sich mit wackeligen Beinen auf zur Tür.
Warum brachte ihn dieser Duft so durcheinander?
Was passierte mit ihm?
Warum fühlte er sich plötzlich den Tränen nahe?
Inzwischen im Wohnzimmer angekommen, lehnte Ville am Türrahmen und beobachtete, wie der unerklärliche Wind mit den weinroten Gardinen spielte, bevor das Schloss der Terrassentür aufsprang und diese fast schon einladend vor dem jungen Mann aufging. Wie in Trance schwankte dieser zur Tür und hatte mittlerweile Tränen in den Augen.
‚Konnte das sein?‘, fragte er sich immer wieder. Auf der Terrasse lag knöchelhocher Schnee, doch er störte sich nicht daran, ging barfuß und nur mit einer Boxershorts bekleidet hinaus und spürte die ungewöhnliche Kälte nicht einmal.
Flieder… Das konnte nicht sein… Nein… Das ging nicht…
Hier stand er nun, mitten auf seiner Terrasse, knöcheltief im Schnee, sein ganzes Inneres in Aufruhr, während die goßen weißen Schneeflocken auf ihn herabsegelten.
Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, Bilder, an die er so lang nicht mehr gedacht hatte, Bilder, an die er nicht mehr denken wollte.
Es war vollkommen dunkel draußen. Nicht einmal die Straßenlaternen brannten. Dann sah er sie. Von einem Moment auf den anderen stand sie einige Meter vor ihm. Sie war unverändert, bis auf die Tatsache, dass sie reifer und erwachsener wirkte, aber sonst war sie noch genau gleich wie mit sechszehn. Mit sechszehn, als sie starb. Ihr gelocktes Haar fiel ihr mittlerweile bis zu den Oberschenkeln, aber das meiste davon wurde von einem Paar majestätischer weißer Flügel bedeckt.
Die Gestalt ging zu ihm und nahm seine Hand. Ihre Hand war warm und wärmte sofort seine durchgefrorene. Sie zog ihn mit sich, weiter weg von dem Wohnhaus. Ville ließ es mit sich geschehen, wusste nicht, was er sonst tun sollte.
Als sie stehen blieben, begann die Erde zu erzittern. Die Gestalt nahm Ville in den Arm und schlug schützend ihre Flügel um ihn.
Erst jetzt konnte Ville realisieren, dass das Nea war, seine erste und einzige Geliebte. Er hatte sie abgöttisch geliebt und jeder Tag mit ihr, war ein Geschenk für ihn gewesen. Er hatte es genossen in ihren Armen zu liegen und von ihrem betörenden Duft umgeben zu sein.
Flieder…
Mit sechszehn war sie an einer seltenen Viruserkrankung gestorben und sein Herz mit ihr. Danach hatte er sich geschworen nie mehr zu lieben.
Zum ersten, weil er es nicht mehr konnte und zum zweiten, um die Erinnerung an sie zu ehren. Die Erinnerung, die er mit ihr beerdigt hatte.
Als es wieder ruhig wurde, öffnete er die Augen. Sie war weg.
Die Tränen, die seine Wangen hinunterliefen nicht wahrnehmend, blickte er zu seinem Wohnhaus.
Alles lag in Schutt und Asche.
Ville fiel auf die Knie… Genau in einen Kreis aus duftendem Flieder.

 
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Hallo Seraphima,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :).

So ganz bin ich mit deiner Rubrikwahl nicht einverstanden, zwar beinhaltet die Geschichte auch einen romantischen Moment, aber insgesamt finde ich sie eher seltsam. Dorthin würde ich sie, als Vorschlag von mir, auch verschieben. (In dem Fall bei mir per PM melden).

Ich habe mich gefragt, wieso Ville denn aufwacht, wenn das Licht ausgeht? Braucht er die Helligkeit, um einschlafen zu können? Das läßt sich nur schwer über Umwege herauslesen.

Mir ist der Text etwas zu unausgewogen - anfangs wird lange und breit erklärt, dass das Licht ausgeht; dass Ville aussieht wie ein Geist etc.

Aber die Begegnung mit Nea und was die Freundschaft ausgemacht hat:

Er hatte sie abgöttisch geliebt und jeder Tag mit ihr, war ein Geschenk für ihn gewesen. Er hatte es genossen in ihren Armen zu liegen und von ihrem betörenden Duft umgeben zu sein.

ist sehr kurz und allgemein gehalten. An dieser Stelle würde ich mehr Worte investieren und den Anfang dafür kürzen.

Details:

‚Na toll‘,dachte sich Ville, ‚Wie oft denn noch?‘.

Punkt weg, generell nach einer abgeschlossenen wörtlichen Rede.

Es war nicht das erste Mal, dass er um Punkt drei Uhr morgens irgendwie aus dem Schlaf gerissen wurde.
irgendwie weg - Füllwort

Seit nun schon einer Woche lief er tagsüber mit Augenringen bis zum Knie durch die Gegend.
wenn schon, dann bis zu den Knien

Nun war es fast alltäglich, besser allnächtlich und er griff gezielt zu einer Schachtel Zündhölzer auf der Kommode und tastete sich zu seinem Schreibtisch vor, auf dem ein Kerzenständer mit drei roten Kerzen stand. Ein wenig ungeschickt entzündete er ein Zündholz und musste im ersten Moment die Augen zukneifen, um sie vor der plötzlichen Blendung zu schützen. Als alle drei Kerzen brannten, sah er sich in seinem Schlafzimmer um.
Das z.B. ist ein viel zu langer Abschnitt um das Kerzenanzünden zu erklären.


Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb schließlich am bodenlangen Spiegel fast gegenüber ihm hängen.
fast gegenüber ihm - unglückliche Satzstellung - lass das fast weg und schreib nur: ... ihm gegenüber hägen.


Er sah schrecklich aus. Sein lockiges schulterlanges Haar war ziemlich zerzaust und sah einfach nur ungepflegt aus.

‚So viel zu täglicher Haarwäsche…‘, dachte er bitter.
Das hat ungewollte Komik in sich. Nachts durch das Liegen haben doch die meisten zerzauste Haare.

Seine Haut war immer schon blass gewesen, doch jetzt sah sie käsig, ja schon fast transparent aus, sodass seine Tattoos an seinem nackten Oberkörper besonders hervorstachen.
die Tattoos (dass es seine sind, kann man sich denken)


Die Haltung seines dünnen Körpers zeugte von Müdigkeit und er wirkte sehr gebrechlich.
Das liest sich etwas übertrieben.

Er mochte es eigentlich nicht nachts in Spiegel zu sehen.
nicht, sich nachts in Spiegeln zu sehen

Geister gab es nur in Gruselgeschichten, das zumindest hatte er mit seinen 30 Jahren begriffen, obwohl er sich als Kind fürchterlich vor ihnen gefürchtet hatte.
dreißig / kleinere Zahlen ausschreiben (auch die 16 weiter unten)

Dann plötztlich spürte er einen Windhauch. Er wusste, dass das Fenster nicht offen war, denn im Winter öffnete er das Fenster nur fünf Minuten um durchzulüften.
... öffnete er das Fenster nur kurz, um durchzulüften.

Ihr gelocktes Haar fiel ihr mittlerweile bis zu den Oberschenkeln, aber das meiste ihres Haars wurde von einem Paar majestätischer weißer Flügel bedeckt.
aber das meiste davon wurde ...

Sie zog ihn mit sich, weiter weg von dem Wohnhaus, in dem Ville auch eine Wohnung hatte.
Was soll diese Information (fett markiert) ?

Die Erinnerung, die er mit ihr beerdigt hatte.
Als es wieder ruhig wurde, öffnete er die Augen. Sie war weg.
Die Tränen, die seine Wangen hinunterliefen nicht wahrnehmend, blickte er zu seinem Wohnhaus.
Alles lag in Schutt und Asche.
Ville fiel auf die Knie… Genau in einen Kreis aus duftendem Flieder.
Da wird es ja furchtbar dramatisch. Hätte die Geschichte ein weniger kitschiges Ende, würde sie mir sicher auch noch etwas besser gefallen. Aber das gibt dem Ganzen noch den Rest, dass sie mir inhaltlich leider nicht so sehr gefällt.

Und - wieso braucht die Geschichte einen englischen Titel? Dafür gibt es keinen Grund, daher finde ich es schade, einer deutsch geschriebenen Kurzgeschichte einen englischen Titel zu verpassen.


Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadetta! :)

Ich danke dir, dass du dich so ausgiebig mit meiner Geschichte beschäftigt hast und natürlich auch für die Tipps.
Ich hab ausgebessert, so viel mir aufgefallen ist und werde später wahrscheinlich auch ein bisschen am Inhalt arbeiten, wobei ich dazu sagen muss, dass diese Story eine meiner Lieblinge ist. ^^

Auf das Licht am Anfang, bin ich eigentlich bewusst nicht eingegangen, damit der Leser sich selber Gedanken darüber machen kann.
Möglich wäre es zum Beispiel, dass er wirklich nur bei Licht einschlafen kann, oder gar Angst vor der Dunkelheit hat. Gibt ja nicht wenig Menschen, die auch im vorangeschrittenen Alter nicht bei völliger Dunkelheit schlafen können.
Zeigt meiner Meinung nach auch ein wenig Sensibilität, frag mich nicht warum. ^^

Zum Ende:
Ich muss gestehen, ich mag kitsch.^^ Zwar nur, wenn es aus meiner Feder kommt, aber trotzdem.
Hab ein bisschen was von ner Dramaqueen.^^

Wie am Anfang schon gesagt, bin ich dir sehr dankbar, dass du mich auch Fehler und Ungereimtheiten hingewiesen hast. Ich habe die Story schon so oft durchgelesen, aber die sind mir nie aufgefallen.
Ich finde es ziemlich schade, dass die Geschichte dir nicht gefällt, da ich sie doch gern mag, aber Geschmäcker sind ja verschieden.

PS: Der Titel ist Englisch, weil es eine Songzeile ist. Ich bin grottenschlecht, was Titel angeht...

 

Aus Romantik/Erotik auf Wunsch der Autorin nach Seltsam verschoben.

 

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