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Theorie und Praxis
Der rundkantige alte Schulbus hielt auf der gepflasterten Landstrasse zweiter Ordnung. "Zentrum für angewandte Geistquanten-Theorie" stand auf dem Schild am Eingang. Die bereits wissbegierigen Teilnehmer dieser Studienfahrt besetzten den Vortragssaal. Der Meister sass auf dem Podium und hatte einen mit Klappen und Seilzügen ausgestatteten Taucheranzug an. Weissgekleidete Anhänger einer Verehrungssekte schwebten durch die Saaltür, warfen Küsschen zu, drehten sich zum Klang der Glockenspiele und sangen: Ich bin ein Geistquant, du bist ein Geistquant, wir sind alles Geistquanten. Die Sprachausgangsklappe öffnete sich und der Erfinder trug den Kernsatz seiner Interaktionstheorie vor, Lebewesen und Pflanzen könnten als Geistquanten angesehen werden, denn sie seien differenziert und komplex. "Wir wollen spielen", intonierten "Die Treuen". "Okay, Armausgang auf." Mit vorgestrecktem Arm spielten sie Tick, du bist. Die Vortrags- und Übungssequenz wurde mit dem Thema "Gruppengeistquanten" fortgesetzt. Weisse Tücher teilten den Raum: Links die amorph-analoge Nichtzählgruppe und rechts die digitale Zählgruppe. Die "Nichtzähler" warfen Tücher über sich und versuchten undefinierbare Masse zu werden. Die "Zähler" tönten eins, zwei, drei bis siebenundzwanzig. Die trennenden Tücher wurden vom Meister urplötzlich beiseite gezogen. Sofort gab es leichten Zoff, den die Klänge dann doch zu einem rhythmischen Wiegen glätteten. Am Ausgang trabte eine Hubertusstaffel ins Einsatzgebiet: "Rot die Uniform, braun das Pferd, die Beagle-Meute wippend mit dem Steert".