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This Machine

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24.04.2003
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This Machine

Ich gehe.
Wir gehen.
Zusammen in den Tod.

Marks zerfetzter Körper bildete die Grundlage für das Pressephoto. Es wurde gemunkelt, dass einer von uns ihn versehentlich beschossen hatte. Sicher war das zwar nicht, aber nachgeprüft hat es auch keiner.
Die Panzer der vierten Division hockten irgendwo vor Bagdad rum, und wir vertrieben uns die Zeit mit Magazinen, die uns am Morgen zugestellt worden waren.
Während Richards sich darüber ärgerte, dass sein Playboy beim Transport nass geworden war, überlegte ich, von wo ich mir eine Playstation besorgen konnte, um die Heft DVD auszuprobieren.
In der Ferne schlugen Granaten ein. Keiner von uns glaubte daran, dass die Stadt länger als ein oder zwei Tage standhalten könnte. Wir hatten Irakis erlebt, die mit Messern auf uns losgegangen waren. Einmal war es knapp. Ich betätigte den Abzug und der Kerl fiel um. Es war nicht schön, ihn keuchen zu hören. Am liebsten hätte ich nachgesetzt, aber vor den anderen ging das nicht. Sowas kann einen vors Militärgericht bringen. Habe ich zumindest gehört. Und so musste ich die arme Seele ihren Leiden überlassen.

Am Morgen kam dann der Einmarschbefehl. Direkt ins Stadtzentrum, hieß es. Die Meldungen waren wohl schon draußen in der Welt.
Bagdad gefallen
Unvorsichtig bin ich gewesen. Einfach losgelaufen. Keine Formationen mehr. Die Einwohner standen auf der Straße, einige klatschten, andere schauten einfach nur. Die wenigen irakischen Soldaten vom Vortag hatten sich aus dem Staub gemacht.
"Was treiben wir hier eigentlich", fragte ich Richards. Der zuckte mit den Schultern.

Die gesamte internationale Presse hatte sich vor dem "Palestine" Hotel versammelt und brachte Kameras wie Journalisten in Position.
Richards und ich gingen ins Hotel und bestellten uns ein Mittagessen, während draußen diese gigantische Show inszeniert wurde.
"Es ist wohl Kriegsende", sagte ich.
"Welcher Krieg", wollte Richards wissen.

Damals, als mich dieser Colonel auf dem Parkplatz vor dem Wal - Mart rekrutiert hat, da kam mir das irgendwie lukrativ vor. Klar, patriotisch bin ich nicht unbedingt, aber es hat was für sich, dem Chor anzugehören.
Ich denke nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin. Es gab Meldungen über GIs, die einfach blind drauf losgeballert haben. Von denen wollte ich Abstand halten. Die meiste Zeit habe ich eh mit Richards verbracht. Der war in Ordnung.
Wir gehörten nicht zum harten Kern, was heißt, dass wir nicht schon Monate vorher in der Wüste stationiert waren. Wir wurden quasi als "Verstärkung" angefordert.
So unendlich viele Soldaten, dachte ich damals bei der Ankunft. Der Irak musste wohl eine harte Nuss sein.
Am Abend wurde uns ein Schulungsfilm über ABC Waffen gezeigt, und wie man sich vor ihnen schützen kann. Dann bekam jeder ein kleines Büchlein, in dem erklärt wurde, wie man sich den Einheimischen gegenüber respektvoll verhalten konnte.
Anschließend wurde eine Komödie gezeigt, die ich nicht lustig fand.

Jedenfalls wurden wir bald wieder aus Bagdad abgezogen.
Am Stadtrand kam ein Junge auf mich zugelaufen. Seine linke Gesichtshälfte verschob sich irgendwie nach hinten, und der Junge fiel auf den Rücken.
Ich drehte mich zu Richards um, der kreidebleich geworden war. Seine Waffe hielt er noch immer ausgestreckt.
Er hatte einfach reagiert, noch nichteinmal gesehen, dass es ein Kind war. In seinen Augenwinkeln war diese Gestalt erschienen, die auf mich zulief, und da sind ihm wohl wieder die Irakis mit den Messern eingefallen, und er hat einfach geschossen.
Die Eltern des Jungens kamen aus einem mehrstöckigen Wohnhaus gelaufen, gingen neben dem blutüberströmten Schuhputzzeug in die Knie und weinten.
Richard und ich, wir standen daneben und weinten auch.
Und zum ersten Mal wusste ich, dass doch Krieg ist.

Wenn ich heute die Berichte im Fernsehen sehe, die von Tag zu Tag weniger werden, da frage ich mich, wem es eigentlich nützt. Unseren Jungs sicher nicht, und den Irakern ebensowenig.
Was mich aber noch viel mehr quält, ist die Erinnerung an das gemeinsame Mittagessen im "Palestine" Hotel. Auf eine Serviette hatte ich damals bestanden.
Auf eine dumme Serviette, während draußen ein Land erobert wurde.

Stell dir vor, es ist kein Krieg, und alle gehen hin. Und da bin ich, der sich beinahe wie im Urlaub fühlt.

Nachts kann ich nicht schlafen.

 

Hallo Cerberus,

eine schöne Geschichte. Erinnert mich ein bisschen an "Good Morning, Vietnam."
Etwas ins Schlingern kam ich manchmal mit der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse. Insbesondere hier:

Jedenfalls wurden wir bald wieder aus Bagdad abgezogen.
Am Stadtrand kam ein Junge auf mich zugelaufen. ...

Da würde ich zwischen den beiden Sätzen einen Absatz machen. Die Episode mit dem Jungen markiert doch wieder einen neuen Rückblick, der an den von der frisch eroberten Stadt anschließt, oder? Und Mark starb noch davor, oder? :confused:


Es wurde gemunkelt, dass einer von uns ihn versehentlich beschossen hatte.

Sagt man das so? Ich kenne "beschießen" eher im Zusammenhang mit z.B. "feindliche Stellung", oder man beschießt Gebäude. Bei einem Menschen würde ich "schießen auf ..." verwenden. Bin mir aber nicht völlig sicher.

So aber gefiel mir der Gegensatz zwischen dem "normalen Leben" und den Kriegsgreuel, ein Balanceakt, der trotz Verdrängung und Abstumpfung ins Rutschen geraten muss. Das hast du gut ohne Klischees und Melodramatik auf wenig Raum deutlich gemacht.


Stell dir vor, es ist kein Krieg, und alle gehen hin.

Gute Idee, aber: Eigentlich ein Widerspruch zu der Erkenntnis, die dein Prot gerade zuvor gehabt hat: Es ist eben doch Krieg, vorher, mittendrin und auch nach dem offiziellen Kriegsende. Mit dem neuerlichen "kein Krieg" nimmst du (nach meinem Gefühl) dem wieder etwas den Wind aus den Segeln. Im Grunde müsste es heißen: "Stell dir vor, es ist Krieg, alle gehen hin, und er hört nicht mehr auf." Klingt aber nicht so gut, gebe ich zu ... :dozey:

Viele Grüße
Pischa

 

Hallo pischa!

Ich habe mich oft gefragt, wie eine Großstadt wie Bagdad in so wenigen Tagen eingenommen werden konnte. Meiner Meinung nach war dies nur durch die schon grotesk enorme Präsenz der US-Amerikanischen Truppen möglich, die jeden Widerstand zwecklos machte.
Hier wurde kein Krieg im eigentlichen Sinne geführt, es wurde einmarschiert und erobert.
Obwohl ich kein Freund des "Doku" Films Fahrenheit 911 bin, da ich diesen für sehr prolemisch halte (obgleich ich absoluter Gegner des Irakkrieges bin), hat es mich doch sehr erschreckt, wie das amerikanische Militär hingeht, und jeden zu rekrutieren versucht, der aufgrund der wirtschaftlichen Situation sonst nichts mit seinem Leben anzufangen weiß. Hier lassen sich Parallelen zur Vergangenheit des eigenen Landes erkennen.
Ich möchte die amerikanischen Soldaten aber keinesfalls diffamieren, und daher habe ich mich bemüht, die komplette Sinnlosigkeit dieses Krieges (von wirtschaftlichen Interessen einmal abgesehen) in einen äußerst kurzen Text zu bringen.
Denn vollständige Sinnlosigkeit bedarf nicht vieler Sätze.

 

Hallo cerberus,

Du schreibst mir entschieden zu schnell und zu viel, da kann ja keiner folgen. ;)
Irgendwie ist das ein journalistischer Text. Impressionen eines Soldaten, der an Einzelbildern die Grausamkeit des Krieges aufzeigt. So einen Text könnte ich mir gut in einer Illustrierten wie dem Stern vorstellen. Und natürlich ist es in dieser Form auch eine Geschichte, aber eben weniger eine, wie man sie vielleicht in Antholgien findet.
In seiner Schlichtheit fand ich den Text sehr ansprechend.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim!

Ja, ich muss mich in meinem Output mal wieder etwas zügeln, und dafür endlich wieder eine lange Geschichte schreiben.
Mir gehen die Schnellschüsse mittlerweile selbst auf den Geist.

Vielen Dank fürs lesen und kommentieren!

 

hi cerberus81

*zwinker*

ich finde den text nicht schlecht, aber mir sträuben sich bei den details die haare - ich darf mal korrigieren, ok? *lach* bitte nich übelnehmen, ich bin da immer n bisserl empfindlich ;-)) sehs einfach als informationenbeisatz an..

zur überschrift:

this machine .. ist sicher nicht schlecht, die us army wird aber im allgemeinen "the green machine" genannt.


Die Panzer der vierten Division hockten irgendwo vor Bagdad rum,

aaalso.. die vierte division (4th ID, ivy division) ist nachträglich hinterher gerückt und war in baq-o-bah stationiert (bis ca. anfang mai 2004), in der alten kaserne hinter dem friedhof (forward HQ). die ivy div fungierte hauptsächlich als "quick reaction force" einheit(forward), welche häuserraids durchführte, straßen sicherte und explosive disposal (waffen und munition suchen) betrieb. ferner stellten sie militärpolizei und trainierten die irakischen sicherheitskräfte. die ivy div besaß nur hummvees und leichte schützenpanzer..
die invasion nach baghdad kam von der 3rd ID/3rd regiment black panters(forward) zusammen mit der aus deutschland abgezogenen 1st AD old ironsides(occup.). die black panters befanden sich schon seit einigen monaten in kuwait, die old ironsides hingegen wurden erst etwa vier wochen vorher aus dtl. runter verlegt.
der grenzdurchbruch erfolgte einige zeit vor dem ablauf des ultimatums.. (mal vom eindringen der special forces und combat controllers noch vor dem 17. märz abgesehen) es wird gesagt "etwa am 21. märz" erfolgte der angriff der bodentruppen, was aber nicht korrekt ist, denn die sind schon in der nacht zum 20. märz los. die ersten bomben der luftwaffe sind wohl um halb sechs ortszeit (also halb vier bei uns) eingeschlagen, (33 minuten nach ablauf des ultimatums..) tatsächlich haben sich die panzer der black panters mit ablauf des ultimatums schon fast 100 kilometer weit im landesinnern befunden.

und wir vertrieben uns die Zeit mit Magazinen, die uns am Morgen zugestellt worden waren.
Während Richards sich darüber ärgerte, dass sein Playboy beim Transport nass geworden war, überlegte ich, von wo ich mir eine Playstation besorgen konnte, um die Heft DVD auszuprobieren.
sorry, aber zu dem zeitpunkt gab es nichtmal feldpost. da hat in sachen "sendens irgendwelcher nicht kriegsrelevanter dinge" NIX funktioniert.
ähm. vom 20.03. - 03.04 waren nur die selben kräfte im einsatz, die sind ohne pause an euphrat und tigris entlang richtung baghdad und nach ca. 10 tage in einen schwersten sandsturm gekommen - im schutze des sturms haben irakische truppen dabei versucht, die kritischen euphratpassagen zu schützen. bei den amerikanern ist in der zeit kein hubschrauber mehr geflogen und die panzer konnten kurzfristig nicht weiter, weil der sand die luftfilter verstopft hätte. erst das abklingen des sturms hat den weitermarsch ermöglicht. ein großes problem war bei dem schnellen vormarsch auch der nachschub - die kette ist oftmals fast gerissen und hatte auch einige böse angriffe zu überwinden, weshalb die forward forces an der spitze größtenteils ohne nachschub auskommen mussten.
die panzer sind vor baghdad am 03.04 zu halten gekommen, und während die 101st airborne mit der I MEU(usmc) am 04.04 den flughafen erobert hat haben die black panters und die old ironsides vor der stadt stellung bezogen und mit dem endlich angekommenen nachschub munition und treibstoff aufgefüllt, da eine erbitterte schlacht erwartet wurde. in der zeit sind einheiten der combat controller und der SOCOM combat groups nach baghdad rein und haben den angriff vorbereitet.
in der zeit sind die jungs nicht rumgesessen und haben magazine gelesen. die haben ihre fahrzeuge repariert und munition nachgefasst, und wenn sie das nicht gemacht haben, dann haben sie löcher in den erdboden gegraben, um der einsetzenden hitze zu entgehen. die haben in den löchern geschlafen, weil sie drei wochen lang tag und nacht auf den beinen gewesen waren und nur auf schaukelnden, sich im dreck und schlamm der euphratufer festfahrenden panzern und bradleys hockten oder versuchten, die mistkisten wieder aus dem dreck zu kriegen.


In der Ferne schlugen Granaten ein. Keiner von uns glaubte daran, dass die Stadt länger als ein oder zwei Tage standhalten könnte. Wir hatten Irakis erlebt, die mit Messern auf uns losgegangen waren.
in der zeit hat es keine kampfhandlungen gegeben. die haben sich alle weit vor dem basislager der bodentruppen bei den special forces und den marine expeditionary units abgespielt, bei den letzten munitionsnestern und ministerämtern .. der palast war zu dem zeitpunkt leer..
und hey.. KEINER von den irakern ist mit messern auf die panzer losgegangen, aus denen die amerikanischen bodentruppen bestand.. *smile* die haben während den euphratübergängen mit RPGs auf die abrams geschossen, und während dem angriff auf den palast wurde genau 2x auf die kolonnen gefeuert..
dass die special forces und die marines zu der zeit noch ganz andere dinge erlebt haben, ist klar. von denen kann hier allerdings auch nicht die rede sein.


Einmal war es knapp. Ich betätigte den Abzug und der Kerl fiel um. Es war nicht schön, ihn keuchen zu hören. Am liebsten hätte ich nachgesetzt, aber vor den anderen ging das nicht. Sowas kann einen vors Militärgericht bringen. Habe ich zumindest gehört. Und so musste ich die arme Seele ihren Leiden überlassen.
afaik lautete der direkte befehl während dem marsch nach baghdad: "no POWs. hit and kill." .. verständlich, wenn der nachschub schon nicht mal für die eigenen truppen gereicht hat und schnelles vorankommen gewährleistet werden musste..
tut mir leid das so zu schreiben, aber wenn einer von denen da nicht sauber getroffen hat, wurde nochmal nachgefeuert. ansonsten sieht die militärverordnung nämlich vor, dass die verwundeten behandelt werden müssen. macht nur kaum einer.

Am Morgen kam dann der Einmarschbefehl. Direkt ins Stadtzentrum, hieß es. Die Meldungen waren wohl schon draußen in der Welt.
07.04., nicht am morgen, sondern während der militärischen "deadline" um 0300 alpha in der nacht sind die panzer vorgerückt. die meldungen sind bei uns morgens eingetroffen, dass sich die panzer schon fast im stadtzentrum befänden. ein reporter von FOX-news ist dabei auf einem abrams der black panter mitgefahren, die aufnahmen haben wir in fox, cnn etc gesehen. es gab kaum widerstand, einige milizen haben sich noch gewehrt, durch bestechung und dergleichen haben irakische offiziere die leibgarde aber schon bei der flucht husseins einige tage vorher abgezogen.. die bevölkerung hat zu den amerikanern geholfen und zum teil auch eigenmächtig fedajin-milizen vertrieben.

Bagdad gefallen
Unvorsichtig bin ich gewesen. Einfach losgelaufen. Keine Formationen mehr. Die Einwohner standen auf der Straße, einige klatschten, andere schauten einfach nur. Die wenigen irakischen Soldaten vom Vortag hatten sich aus dem Staub gemacht.
so schnell ist baghdad nicht gefallen. die air assault helis haben den palast besetzt und die panzer haben sich quer durch die stadt zu ihnen durchgewühlt. niemand ist da abgestiegen, die sind alle gefahren. vor den rosengärten und dem großen brunnen wurde dann die dismounts aus den bradleys geschmissen und sind in den palast gerannt. den haben sie fast verlassen vorgefunden..

Die gesamte internationale Presse hatte sich vor dem "Palestine" Hotel versammelt und brachte Kameras wie Journalisten in Position.
Richards und ich gingen ins Hotel und bestellten uns ein Mittagessen, während draußen diese gigantische Show inszeniert wurde.
"Es ist wohl Kriegsende", sagte ich.
"Welcher Krieg", wollte Richards wissen.
9. april war das zentrum von baghdad erst besetzt. die aktion vor dem palestine hotel hat ein USMC HAIBat (heavy armored infantry battalion, unter Lt.Col. McCoy) gebracht, nicht die old ironsides und auch nicht die black panters, die waren da nämlich noch um den palast herum in stellung. und marines nennen sich nicht soldaten, sondern eben marines.
die feier da war auch nicht inszeniert, die vielen journalisten sind vorher schon in dem hotel untergebracht gewesen - das haibat war dagewesen, nachdem ein panzer zuvor durch einen schuss das hotel beschädigt hat und zwei journalisten getöten würden, aber nicht offiziell um das hotel zu beschützen. dass die marines gerne "blödsinn" machen und solche shows wie der statuensturz.. nun, ist bekannt.
und zu dem bestellten mittagessen:
die stadt befand sich im ausnahmezustand unter kriegsrecht! in einer besetzten stadt funktioniert unter laufender kriegshandlung NICHTS, da arbeitet kein geschäft und kein laden in den ersten tagen. und die soldaten dürfen sich nicht einfach so von ihren fahrzeugen und squadleadern entfernen. die jungs haben drei wochen lang in den selben kleidern gelebt, ohne die gelegenheit sich zu waschen oder auch nur auf eine zivilisierte toilette zu gehen (das haben einige dann im palast nachgeholt.. *lach*), die uniformen sind vor ausgeschwitztem salz schlichtweg von selbst gestanden (wortwörtlich.. ohne übertreibung) und da war sand.. der sand ist wie schmiergelpapier, reibt alles wund, und verbindet sich mit dem blut und der wundflüssigkeit zu einer festen, betonartigen schicht. das juckt und brennt in einem fort, reizt die lungen und die schleimhäute. das einzige, was an denen noch normal ausgesehen hat war, wenn sie die sturmbrillen abgenommen haben ihre augen. um den euphrat herum gibt es sandmücken ohne ende, die legen ihre eier unter die fingernägel und in die kleinsten feuchten verwundungen.. man kann sich vorstellen wie "wohl" die sich da gefühlt ham..
das erste was die jungs gemacht haben nachdem es hieß, ok, los mit euch.. die haben sich unter die duschen mit dem ohnehin begrenzten wasservorrat gestellt und danach auf die feldbetten gelegt und geschlafen. da war nichts mit essen.. außerdem schmecken MRE's nicht gerade schlecht, und nahrung war da wirklich das letzte, auf was die scharf waren.. höchstens schokoriegel, die sind nämlich nach wenigen tagen schon ausgegangen.
Damals, als mich dieser Colonel auf dem Parkplatz vor dem Wal - Mart rekrutiert hat, da kam mir das irgendwie lukrativ vor. Klar, patriotisch bin ich nicht unbedingt, aber es hat was für sich, dem Chor anzugehören.
Ich denke nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin. Es gab Meldungen über GIs, die einfach blind drauf losgeballert haben. Von denen wollte ich Abstand halten. Die meiste Zeit habe ich eh mit Richards verbracht. Der war in Ordnung.
von "Chor" wird nur bei den marines gesprochen, und die nennen sich nicht soldaten, sondern marines. deren erlebnisse passen überhaupt nicht zu der geschichte..
die soldaten werden in der grundausbildung so drauf gedrillt zusammen zu arbeiten, da muss sehr viel passieren bis sich einer davon distanziert.. die nehmen es einfach hin.. es ist einer von ihnen, und der kann nicht fehl gehen.. und wenn, dann gehen alle fehl.. darum sind die auch so fertig wenn einer richtig scheiße gebaut hat.. weils das vom gefühl her genauso ist, als würden sie selber mist machen..

Wir gehörten nicht zum harten Kern, was heißt, dass wir nicht schon Monate vorher in der Wüste stationiert waren. Wir wurden quasi als "Verstärkung" angefordert.
äh ja wie gesagt, die old ironsides sind runter geholt worden um die black panters zu unterstützen. aber nicht verstärkung, die verstärkung hat baghdad selbst in diesen tagen nie erreicht, weil sie dazu abgestellt war, die versorgungswege zu halten.

So unendlich viele Soldaten, dachte ich damals bei der Ankunft. Der Irak musste wohl eine harte Nuss sein.
egal ob marines oder GIs.. es haben sich nie so viele auf einem haufen befunden, sondern alle in kleineren, gesonderten lagern - schon allein aus sicherheitsmaßnahmen. es sind mehr soldaten in einer kaserne als in einem dieser feldlager.. die operationen bei nacht lassen einen nicht das ganze ausmaß überblicken, und der einfache soldat kennt im lager nur den weg zum foyer, zur messhall und den toiletten. plus dem kommandoplatz und seinem zelt.

Am Abend wurde uns ein Schulungsfilm über ABC Waffen gezeigt, und wie man sich vor ihnen schützen kann. Dann bekam jeder ein kleines Büchlein, in dem erklärt wurde, wie man sich den Einheimischen gegenüber respektvoll verhalten konnte.
Anschließend wurde eine Komödie gezeigt, die ich nicht lustig fand.
den ganzen ABC-quatsch machen die schon in der einsatzvorbereitung in der heimischen kaserne, ebenso arabisch-kurse und korrektes verhalten. im feldlager wird vor dem einsatz briefing der führungskräfte gehalten, die platoon sarges geben den squadleadern die dabei erlauschten informationen weiter, und die sagen ihren jungs: waffen reinigen und überprüfen, fahrzeug überprüfung, aufrödeln - x alpha time = y zulu time, um die und die uhrzeit gehts los, legt euch auf die mütze.

Jedenfalls wurden wir bald wieder aus Bagdad abgezogen.
die old ironsides befanden sich bis juni 04 in bagdad, und die zweite welle dann bis vor etwa zwei wochen..


Am Stadtrand kam ein Junge auf mich zugelaufen. Seine linke Gesichtshälfte verschob sich irgendwie nach hinten, und der Junge fiel auf den Rücken.
mit was hat richards geschossen? M16A2? das sind .223er (3er-salven) und bei einem kopfschuss entsteht da höchstens ein kleines loch, der getroffene dreht sich und fällt um.
bei der SAW ist es nicht viel anders, M60 mit .308er hätte es den kopf zum platzen gebracht..


**
Und zum ersten Mal wusste ich, dass doch Krieg ist.
hmm.. die soldaten realisieren sowas erst viel viel später, wenn sie auf dem feldbett liegen und der adrenalinspiegel sinkt. im einsatz ist keine zeit und kein platz für sowas.
und glaub mir.. jeder von denen wusste dass krieg ist..

**
Stell dir vor, es ist kein Krieg, und alle gehen hin. Und da bin ich, der sich beinahe wie im Urlaub fühlt.
sorry.. aber keiner von den forward forces der infantry ist sich da vorgekommen wie im urlaub.. das ist höchstens die airforce auf gesicherten plätzen oder die navy auf den großen schiffen..
und doch sollte man nicht vergessen dass im iraq der briefverkehr fast nicht möglich ist, weil oft sogar die flugzeuge abgeschossen werden..


*seufz* du siehst, ist nicht gerade einfach. ich finde die geschichte an sich nicht schlecht, aber..
schau..
sie impliziert so viel unwahrheit..
krieg ist kein spiel, und wer dieses geschichte liest und selbst unten war wird sich verarscht vorkommen.. der alltag und die gefühle sind was ganz anderes als hier ausgestrahlt, die umstände, welche die soldaten zu handlungen zwingt oder auch nicht..
das so darzustellen lässt die GIs noch vielmehr als psychos und "war-touris" dastehen als man ohnehin schon glaubt.. und das haben sie nicht verdient.
außerdem verharmlost es krieg so dermaßen.. egal wie schrecklich die verwirrtheit und vorfälle in dieser geschichte sind, das ist alles sooo harmlos gegen das, was da unten wirklich jeden tag passiert..

ich möchte nicht maulen oder haarspaltereien beginnen.. aber ich finde, es ist ein sensibles thema, das oft missbraucht wird.. und kalter realismus ist die einzige art, es WIRKLICH rüber zu bringen.. ohne verherrlichen.. ohne untertreiben.. ohne übertreiben.. ohne melodramatik..

wie gesagt.. sorry..


mfg,
H21

 

Hallo Armalite, und ganz aufrichtigen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar.
Auch wenn meine Antwort nun etwas kurz ausfällt, bewundere ich wirklich, welche Mühe du dir gegeben hast und weiß das zu schätzen.

Leider muss ich mich in sämtlichen "Anklagepunkten" selbst für schuldig befinden.
Zuerst sollte die Geschichte während eines namenlosen Krieges spielen. Den Irak habe ich dann aber doch noch eingebaut, und das war ein Riesenfehler, wie du mir deutlich gezeigt hast, denn meine Kenntnisse sind bei weitem nicht ausreichend und die Recherche für diese Geschichte ist gleich null gewesen.
Insofern habe ich etwas gemacht, was ich selbst bei anderen oft kritisiere: Einen Text gepostet, der in vielerlei Hinsicht nicht der "historischen" Wahrheit entspricht.
Ich werde die Geschichte nun in dieser Form belassen, da ich sie ansonsten wohl ohnehin vollständig umändern müsste, aber deine Kritik ist bei mir angekommen. Wer über authentische Dinge schreiben will, der muss auch recherchieren.

Gegen eine Sache allerdings wehre ich mich: Ich habe die amerikanischen Soldaten in diesem Text nicht schlecht gemacht. Die Person, aus deren Sicht ich beschreibe, verhält sich ja nicht als Unmensch, sie beschreibt lediglich eine Situation, die sie selbst nicht richtig verstehen kann, und die ihr im Nachhinein schmerzhaft in Erinnerung bleibt.
Ich wollte also niemanden diffamieren, und bin daher durchweg neutral geblieben.

Viele Grüße

Cerberus

 

hallo cerberus!

*lach* hey.. alles okay... ich weiß nicht ob es dich überhaupt interessiert, aber ich laber einfach mal.. du musst meiner meinung nach die geschichte nicht komplett auskorrigieren.. schon ok.. bin sehr dankbar dass meine worte bei dir angekommen sind, das ist mehr wert als hundert zerknirscht korrigierte geschichten *smile* & thanx
ich wollte dir nicht unterstellen jemanden zu diffamieren, bei weitem nicht - das problem liegt ganz wo anders. du kannst da nichts dafür eigentlich (hab mir schon ähnliches gedacht, dass du erst ein kriegsgeschehen geschildert, wegen aktueller lage dann aber iraq eingefügt.. weil da einige sequenzen nicht stimmig sind.. irak und vietnam-style harmonieren nicht *ggg*), aber wollte es trotzdem ansprechen.
sage das nur weil rauszuhören war dass du dich dafür interessierst, und sei es aufgrund von F° 9/11.. vielleicht kannst du davon etwas mitnehmen..
die jungs unten haben leider nen üblen ruf weg - und der liegt zu 80% an medienberichten aus falschen blickrichtungen. fehlverhalten und dramen kommen überall vor wo menschen unter druck gesetzt sind, so und besonders auch im krieg, aber das geschilderte verhalten ist so unrealistisch, dass man die geschichte eben nur bei all der anti-kriegs-propaganda einordnen kann.. das ist schade, denn du hast gut geschrieben und der text bringt viel rüber.. tut richtig weh es dahin abgleiten zu sehen. deshalb auch die mühe. ist deine geschichte locker wert.
was mich stört ist die "sinnlosigkeit".. die sind da grademal drei wochen unten, und in der zeit haben die noch aus vollem herzen daran GEGLAUBT was sie tun.. und das tun die meisten heute noch! desillusioniert wird man nicht mehr oder kaum, die army bereitet sehr martialistisch auf einsätze vor und im irak wird aus übung einfach ernst, das ist der einzige gedankensprung, den die tun müssen.. (plus der lebensumstände wie hitze, getier.. etc) .. dieses distanzierte in einsatz gehen, und nach zwei drei sinnloser toter anzufangen alpträume zu kriegen und an der sache zu zweifeln.. das sind nicht meine jungs! klar sagen die, scheiß army, scheiß krieg, will hier raus.. aber die stehen jedes mal auf - und meistens ist das nur, um ihre kameraden zu beschützen. durchgeknallte spinner mal ausgenommen, aber die überleben selten lange *räusper*.. die alpträume, die frustration und verwirrung kommen, wenn die heeresführung scheiß baut und einsätze falsch plant, essentielle dinge schief laufen und das vertrauen in die chain of command zerbricht.. dann werden die jungs nervös, wissen nicht mehr wem sie trauen können etc.. und natürlich, wenn die ganze tragik und dramatik auf einmal auf einen etwas "sanfteren" charakter hereinbricht.. die weinen oft über die iraker.. denn da ist schon ein unterschied zwischen "hodgeys" wie die rebellen genannt werden, und den anwohnern, die zu großen teil mit den soldaten versuchen zu leben. und viel unsicherheit, weil die einen sich unter den anderen verstecken..
wie ein amerikanischer special force commander bei einem gespräch gesagt hat: "es ist nicht EUER krieg und von uns weiß jeder hier unten wofür und für wen er es macht, und das hat nichts mit politik zu tun. es ist nur schade, dass jeder der nicht mit uns kämpft zu wissen glaubt wofür wir kämpfen und uns für seine gedanken verurteilt, ohne dass wir sie teilen oder kennen"
ich habe lange gebraucht um die worte zu verstehen.. aber mit der zeit lernt man, dass die soldaten nicht einfach von einer maschinerie hinab geworfen werden und stumpf versuchen dem trauma zu entrinnen.. sondern die wissen was sie tun.. und die tun viele sachen sehr bewusst..
aber das bewusstseinsfeld ist eben enorm eingeschränkt.. manchmal lebt man nur, um die nächste stunde zu überleben.. da fehlen die gedanken, der weitblick.. und wenn dann die obrigkeit scheiße baut entstehen fürchterliche dinge, die von aussen so wirken, als sei entweder alles außer kontrolle, oder böswillig geplant, oder einfach nur.. chaos..


so.. nun bist du hoffentlich nicht noch verwirrter und ich habe dir hoffentlich nicht den mut genommen über dieses thema zu schreiben..

übrigens recherchiert.. daten und zahlen sagen wenig aus.. wenn du das feeling da unten rüberbringst.. (und woher kennen.. muss fast selbst dabei gewesen sein.. oder wenigstens lange mit der truppe gelebt haben) .. dann ist es doch scheiß egal ob eine einheit schief platziert oder ein vorgang ausgelassen wurde.. denn du zeigst ja nur eine kurze sequenz, ein gefühl für einen moment.. und DARAUF kommt es an.. die soldaten sehen und wissen fast nix was um sie herum passiert..
meiner meinung nach machen das die meisten falsch.. indem sie emotionen in einen schauplatz hinein projezieren, die dort nicht hingehören.. daraus entsteht ein verkehrter blick der anderen.. und auf dem nährboden entstehen gerüchte und böses blut..

aber genug gewettert.. *lach* sorry..

jedenfalls an allgemein unbekannt grüße aus dem iraq von den amerikanischen streitkräften, die soldaten freuen sich wenn jemand über sie schreibt und interesse zeigt. und die haben auch JETZT während die im einsatz sind noch die nerven, sich sowas übersetzen zu lassen.. aber waren traurig, dass die welt außen offenbar doch nicht versteht wie es ihnen hier unten geht. macht aber nix. oder wie sie gesagt haben.. "we are glad there is someone who didn't forget us.. in a bad as in a good way" ..sind auch nur menschen.. *zwinker*

in diesem sinne..


mfg,
H21

 

@ existence

ach weißt du..da du mich nun schon indirekt ansprichst..

die geschichte ist wirklich gut (auch wegen der einfachen art), aber der realismus ist nicht vorhanden. es ist eben eine geschichte, die jemand schrieb der sich den krieg zusammenfantasieren musste.. und das ist schade. weil jeder fantasiert nur noch und gibt seine eigene wahrheit weiter..

aber gegen ein paar dinge muss ich mich jetzt wirklich wehren, auch wenn das eine endlose debatte ist.. nur damit du verstehst wieso ich mir die mühe mache..

Ich finde es krass, Lanzen für offensichtlichstes Unrecht zu brechen.
was ist offensichtliches unrecht? die invasion? mag sein. aber in wessen augen.. die amerikaner sagen, sie sind im recht. die irakische bevölkerung sagt, das war in ordnung. die al-quaida und auch ex-hussein-milizen sagen, es war unrecht.
ich finde es augenwischerei so zu denken. in dem moment wo akzeptiert wird dass der künstlich eingesetzte diktator tut und lässt was er will "weil er eben so ist", aber die anderen faktoren nicht so sein dürfen wie sie sind (weil es eben amerikaner sind, die dürfen das nicht) entscheiden wir ja schon wieder über leben und tod von menschen, mit denen wir nichts zu tun haben. wir sind da nicht besser oder schlechter als die amis. der kampf zwischen schiiten und sunniten währt schon lange, und auch wenn straffes regime für viele jahre aussetzer bringt(zu welchem preis?), so ohne weiteres kehrt da keine ruhe ein.
im moment, und das jetzt direkt aus dem kriegsgebiet, herrscht der kampf zwischen den milizen - die amerikaner geraten nur immer wieder in die schusslinie.. weil sie eben zwischen alte, alte mühlsteine kommen.. meiner meinung nach ist es ziemlich aussichtslos.. aber sie haben eben den konflikt wieder ausbrechen lassen, und ziehen jetzt hohen blutzoll.. an sich und auch an zivilisten, der IHNEN angelastet wird.. natürlich zu recht.. hätte es aber krach mit israel oder iran gegeben.. wäre nicht besser.. für keine seite.. nur UNS hätte es nicht interessiert.. weil wir wohl amis im land hatten/haben, aber nie iraner oder isrealis. iraqis kennen wir aber auch nicht. das ist verlogen.


So viele historische Diffamierungen gibt es, die einmal eines objektiven Augenmerks bedürften, und da wird lieber nach wie vor die Peitsche aus fremder Hand genommen und sich selbst gegeißelt.
ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich pflege nur "objektive" bewertungen über vorgänge und maschinerien abzugeben, die ich aufgrund von eigener erfahrung kenne.. und nicht nur aus medienberichten und erzählungen von dritter hand. das heißt, ich kann über den iraqkonflikt schreiben - und falls du aufmerksam gelesen hast wirst du merken, dass da keine glorifizierung der soldaten stattfindet oder sonstiges, denn sie sind auch nur menschen und die einzige "ehrung" kann sein die abläufe und verhalten oder auch situation so neutral wie möglich darzustellen.
ich kann verstehen dass es "weh" tut einen fakt zu hören, der diese allgemein, aber oftmals blind verteufelten vorgänge in irgend einer art positiviert. aber persönliche abneigung oder ein voreingenommenes weltbild helfen niemandem, am allerwenigsten den unschuldigen im iraq, und es hilft auch nichts alles positive(schreckliches wort, aber anders kann gerade nicht ausdrücken) konsequent wegzustreichen - denn dieses bild existiert nur in unseren köpfen, aber unten im kriegsgebiet ticken die uhren dann anders. und die ticken weiter. dass viele dinge hätten anders gehandhabt und gehalten werden können.. zum teil sind wir selbst schuld, aber der zug ist abgefahren. und der medienkrieg.. weiß nicht.. es sind bilder, fetzen, momente, selbstinterpretationen die uns ein traumbild vorgaukeln. das verhöhnt die opfer beider seiten. und sowas tut als angehöriger, als augenzeuge, als involvierter oder auch nur ehrlich interessierter weh. weil da genauso viel unrecht stillschweigend geduldet wird wie der ganze krieg an sich schon ist.


Aber vielleicht ist es gerade der nationale Masochismus, zu dessen Kompensation alles Schlechte, das jene, die "gut" zu finden aufgrund unserer eigenen Geschichte wir uns zwingen, begehen, von Manchem noch leidenschaftlich verteidigt wird.
warum sich zwingen etwas gut oder schlecht zu finden, woher diese wertung. trockene fakten reichen vollauf.
woher dieser nationale sadismus, auf teufel komm raus diejenigen die wir insgeheim als "schlecht" finden auf biegen und brechen zu drücken, sich selbst dabei aber als ausbund an demokratie und menschenrechte zu geben, wo wir uns selbst fast zu grunde richten .. und dies dann wohl so unreflektiert anderen kulturen aufdrücken möchten. wir nehmen uns heraus von menschenrechten zu sprechen und andere kulturen anzuklagen.. wenn andere nationen dies tun, und dabei initiative ergreifen die wir nicht verstehen - ist nur der, der unseren glaubenskrieg kämpft gut? oder ist es neid? wir verstehen den einsatz nicht, wir schrecken davor zurück, weil es fremd ist, erschreckend, nicht unsere art.. egozentrisch. deutschland ist nicht der mittelpunkt der welt.
fakt ist, es herrscht krieg und menschen sterben. aber keiner seite ist geholfen durch blinde anschuldigungen aus der halb geöffneten haustüre - "weise" sprechen kann sich jeder erlauben, der persönlich nicht tangiert.. aber es ist nicht fair der objektivität gegenüber.


Jeder amerikanische Besatzer hat nicht die mindeste Daseinsberechtigung im Irak, daran ändern keine Schätzungen, die Züge von Individuen zu erfassen suchen, etwas.
es ist ziemlich vermessen diesen satz im selben posting anzuhängen wie deine beurteilung "Da ich selbst keinen Bezug zu den amerikanischen Akteuren habe, kann ich nicht beurteilen, inwiefern die Geschichte Realismus transportiert."
wenn du nicht den realitätsgehalt dieser geschichte beurteilen kannst, wieso traust du dir dann zu mit einem einzigen urteil ein komplexes system von für und wieder, machenschaften und verdeckten aktionen ohne jegliche ausnahme in eine ecke zu stellen?
sorry.
aber so einfach ist das nicht.
glaubt ihr aufgrund von fahrenheit 9/11 vollständig aufgeklärt zu sein über den krieg? am besten noch in kombination mit ein paar medienberichten?
die eine propaganda ist wie die andere. die einen sind für, die anderen gegen. aber im endeffekt ist es eben propaganda, mittel zur meinungsbildung einer großen masse.
die realität da unten verkauft sich halt ziemlich schlecht..
und die "amerikanischen besatzer" operieren in einem land, das jahrzehnte von einer ihrer marionetten regiert wurde und durch ihre unterstützung als "der iraq" wie wir ihn kennen überhaupt erst entstehen konnte. für sie ist das ein spielbrett auf eigenen regeln geschnitzt, und deshalb wird da auch so "leichtfertig" aktioniert. afghanistan ist kein eigener satellit gewesen, und deshalb lief und läuft der krieg dort anders.
ich denke man sollte auch sowas beachten bevor man darüber wertet, ob ein krieg gut oder schlecht ist.
es gibt keinen guten oder schlechten krieg. alles was man tun kann ist versuchen die motivation objektiv darzustellen und auf die eigenen wertvorstellungen zu transferieren.. dabei wird vieles verständlich, nachvollziehbar.. aber das RECHTFERTIGT nichts. man kann krieg nicht rechtfertigen.
wenn der invasor gewinnt ist er befreier. wenn der invasor einen schwierigen stand hat ist er besatzer. wenn der invasor verliert, ist er in böser bube gewesen. die geschichte schreibt der sieger.. nicht der unterlegene.


so, jetzt hast du wieder einmal erlebt dass sich jemand für etwas einsetzt, dass du offenbar für "unwert" erachtest.
spiel du weiter mit historischen ereignissen.. für uns ist das kein spiel, sondern bitterer ernst hier und jetzt und das selbe was dich dazu zwingt mit dem finger drauf zu zeigen und zu sagen "uuunrecht, böse kriegshetzer" .. das zwingt mich, zu versuchen ein möglichst objektives bild aufzuzeigen.
warum?
weil ich es kann.
wenn alles schlecht, böse, negativ dargestellt wird, klingt leider auch die wahrheit, die sowohl gutes wie böses beinhaltet wie eine propaganda. wir wissen selbst nicht mehr was objektivität ist und was schein.
ich kann von mir mit gutem gewissen behaupten, dass ich so schreibe wie erlebt und wie sicher weiß, ohne "heldentaten" (furchbares wort..) oder patzer zu unterschlagen. aber dass ich kein zeuge auf höchster ebene bin und mich deshalb nicht um politische entscheidungen schere, weil mir durch fehlenden einblick gar nicht NACHVOLLZIEHBAR ist.. entschuldige.
aber das können die wenigsten von uns.

so.. auch wenn das forum wohl keine polit-plattform ist, ich denke da eine kurzgeschichte aufgrund so einer basis geschrieben werden sollte.. gehört das zur kritik dazu. denn das hat auch viel mit gesellschaft zu tun, um die es sich hier dreht.

sorry existence, ich wollte dich nicht "nötigen" dir diesen text anzutun, aber bevor du mir das nächste mal mit dem zeigefinger kommst, denk bitte darüber nach dass nicht jede motivation aus "feindverherrlichung" besteht, auch wenn einem das geschriebene gegen den strich geht.
deshalb: sorry, und falls du noch liest - danke für die aufmerksamkeit.


mfg,
H21

 

hallo an dich auch nochmal, existence

vorneweg erst einmal danke für die mühe mit der nun doch besser erklärenden ausführung, ich glaube ich habe deine gedankengänge jetzt halbwegs verstanden.

ich denke die diskussion hat mit der geschichte selbst (der arme cerberus fühlt sich jetzt hoffentlich von uns nicht vollkommen kleingeschrieben!) schon noch einiges zu tun, mich bewegt sie ebenso und freue mich, dass es auch andere gibt die dies für wichtig erachten.


m.M schreiben wir an einigen punkten aneinander vorbei, aber wäre gelacht wenn sich dies nicht ändern lassen würde. auf ein neues..

so on..


-Es gibt da ganz deutliche Fakten: ersteinmal das freiheitliche amerikanische Grundprinzip; daraus leiteten die Amerikaner ihre Angriffslegitimation ab, doch im Nachhinein (und eigentlich wusste es auch jeder vorher) war's eher ein Schuss ins Blaue, wirkliche Angriffgründe gab es nicht.
das problem ist jetzt hier eine definationsklafte zwischen unserer welt und deren welt. ich kann dir nur aus amerikanischer sicht einen "grund" geben, die andere frage ist, ob der international anerkannt wird. es ist aufgrund dieser klafte sehr verständlich wenn nicht.
die amerikaner fühlen sich im recht, weil sie in zivilen augen einen schlimmen diktator beseitigt haben und außerdem eigene interessen durchsetzen - das ist etwas, was jedes land auf die eine oder andere weise tut. und amerika sieht sich nun mal als weltpolizei (ob das größenwahnsinnig ist? ich denke, da fällt jeder nach gewisser zeit auf die schnauze, aber anders lernt es die menschheit nicht.. siehe 3. reich etc.. und selbst da lernt es offenbar nur der betroffene..) , in militärischer hinsicht dürfte klar sein, dass es dabei intern um kräfteverschiebungen und auch der entfernung eines (wenn auch selbst gezüchteten) dorns im auge ginge.. nur das sind wohl keine gründe einen UN-einsatz zu beantragen. aber deshalb zu sagen "es gab keinen grund" ist schlichtweg falsch - es gab FÜR UNS keinen grund den amerikanern den einsatz zu bewilligen wäre die mehr korrektere aussage. die ganze geschichte drehte sich ja nur darum, dass die amerikaner rückhalt von der NATO bekommen wollten.. das ist nur möglich, wenn ein signifikanter "kriegsgrund" vorliegt.. und der lag in afghanistan vor, nicht aber im iraq. da vorabzusehen war dass sich die amis nicht abhalten lassen, ihre interessen auf ihrem spielbrett (denn leider sehen die amis den iraq als ein land, der sich künstlich unter ihren fittichen entwickelt hat und für dessen weiter SIE sich verantwortlich fühlen.. so grausam das für die zivilbevölkerung ist) durchzusetzen, hätte der NATO-beschluss vielleicht vieles verhindern lassen, an opfern als auch an weitergang. leider ist das ein politischer spaghat und sowohl das eine hätte als auch das andere hat der NATO und der westlichen welt immens geschadet, was ansehen und glaubwürdigkeit betrifft. aber das ist jetzt passiert und ich HOFFE, das wenigstens irgendwer daraus lernt.


Da kann kein Ami mehr sagen, er sei im Recht gewesen; schließlich sprechen wir vom Land, dass die Wurzel moderner Demokratie und Freiheit zu sein beansprucht,
siehe oben!

und nicht von einem Hitler-Regime, in dem die Ideologie die Schaffung künstlicher Fakten zur Provokation eines Kriegsbeginns legitimiert.
halt!
die "verzweifelte" suche nach fakten drehte sich nicht um den eigentlichen kriegsgrund, den hatten die amerikaner für sich. sondern es ging darum, von der UN/NATO zusätzliche truppen zu bekommen.. und da zählen eben andere faktoren als das, was die amis daheim auf dem tisch liegen hatten. die überlegung dabei war, dass wenn der gesamte westen einigkeit demonstriert, eine lange, bittere nachkriegszeit ausbliebe. ob das der fall gewesen wäre, da bleibt nur spekulation.
das protokoll entscheidet hierbei über den grund, und einer "weltmacht" wie den staaten traue ich ohne weiteres zu, moralische bedenken über board zu werfen und versuchen, so einen protokollgrund irgendwo zu finden oder notfalls aus dem boden zu stampfen. moral und menschenleben lassen sich leider nicht immer unter einen hut bringen, auch wenn die internen gründe nochso egoistisch sind - aber wie heißt es: länder haben keine freunde, nur gemeinsame interessen.
nochmal: das soll nicht heißen ich billige diese politik, aber ich kann es verstehen und auch wenn es mich menschlich abschreckt, kann ich nur versuchen objektiv zu bleiben. jedenfalls ist die aussage "nur öl oder sinnlos" hierbei falsch.

Vor dem Krieg gab es zahlreiche Einwände verschiedenster Staaten, die allesamt außer Acht gelassen wurden. Ist das Demokratie?
na ja.. einwände gibt es gegen krieg gottseidank immer. niemand (fast..) will schließlich einfach so das leben seiner soldaten aufs spiel setzen.
dazu sei aber eins gesagt:
russland, frankreich und deutschland hätten besser die schnauze gehalten. es kommt immer besonders gut wenn man selbst öl/waffen handel mit so einem diktator treibt und dann aus dem einfachen grund, dass der krieg nämlich diese beziehungen abbricht, aufs schärfste dagegen spricht.
wie gesagt: da tun sich keine befreundeten nationen zusammen, sondern interessengemeinschaften. und das hat nichts mehr mit demokratie zu tun - das ist ohnehin ein so oft missbrauchter begriff, dass man heutzutage wirklich vorsichtig sein sollte, den überhaupt in den mund zu nehmen.. so schade es ist... daran haben die amerikaner teilschuld, aber alle anderen demokratien ebenso. es ist eben eine vergleichen mit monarchien oder diktaturen gesehen sehr junge entwicklung, und die muss ihren weg finden.
ich finde es nur ekelerregend, dass jeder unter dem flaggschiff der demokratie, menschenrechte, freiheit in der öffentlichkeit sprechen MUSS, da durch die medien gar nichts anderes mehr "vertretbar" bliebe.. obwohl dahinter ganz andere "spielchen" stecken.. und die ist nahezu JEDES land involviert, es gibt keine saubermänner.
wie sollen wir denn noch vertrauen in diese schlagworte haben, wie sollen wir einen überblick behalten? da bleibt ja nichts anderes übrig, irgendwem (ganz nach dem prinzip des protokoll-kriegsgrundes!!) die schuld in die schuhe zu schieben und selbst hoffen, dass der eigene betrug nicht auffällt.

Lässt sich zudem das irakische Volk unterteilen in "normale Bürger" und "Hussein-Milizen"? ME Unsinn. Es gibt die, die vom Regime profitierten, und die, die darunter litten.
*narf*
falsch.
es gibt in erster linie bürger, die viele jahre unter dem regime mehr oder minder gelitten haben, die sich aber nicht wirklich darum kümmern, wer das land nun regiert - hauptsache, sie haben ihre hütte, ihre familie und irgend eine form von existenzgrundlage. die leute sind den amerikanern zum einem teil dankbar, zu einem weiteren teil interessiert es sie nicht und der letzte teil steht ihnen misstrauisch gegenüber - aber nicht feindseelig.. sondern misstrauen, ob sich eine neue diktatur entwickeln wird. das sind in augen der amerikaner "iraqis" und aus dieser basis sind auch sämtliche polizei- und militärkräfte gezogen.
die zweite kategorie, was du als "hussein-milizen" von mir übernommen hast, sind die hodgeys. der begriff steht zum einen für die überreste der hussein-diktatur, die sich heute in milizgruppen zusammengefunden hat und wirklich aktiv gegen die amerikaner kämpft. die leute haben eine enorm große klappe gegen die medien und sind auch hauptsächlich für roadside bombs und hinterhalte speziell gegen die truppen zuständig, feuergefechte gibt es aber selten. es sind eben milizen, die durch die IEDs etc größtenteils auf psy-war schiene fahren. innerhalb dieser hodgeys gibt es aber auch richtungen, die ausschließlich gegen die neue irakische regierung kämpfen - die amerikanischen truppen sind denen egal, und deren opfer belaufen sich darauf, dass sie durch ihre aufgabe als trainier und sicherheitspersonal ständig in die schusslinie geraten. und weiter gibt es dann noch viele viele kleine privatfehden, die ebenfalls meist auf kosten der amis gehen.. und das allgemeine chaos lockt auch eigentlich staatsfremde terroristen an, die mit irakern, amerikanern, journalisten, söldnern oder sonstigem abrechnen wollen, resp die gelegenheit am schopf ergreifen.
das ganze mischt sich jetzt unentwirrbar unter die bevölkerung.. sehr schwer, gut und böse voneinander zu unterscheiden, denn die haben oft angst voreinander und sind aus einschüchterung mitläufer, etc..
richtig kompliziert wird jetzt auch die berücksichtigung, das innerhalb dieses "allgemeinen" konflikts auch gezielt anti-terror einsätze ablaufen, die eigentlich mit hussein nichts mehr zu tun haben. von diesen einsätzen kriegt man hierzulande aber nichts mit - GAR NICHTS.


Natürlich war's eine Diktatur, und, darf man der Ami-Propaganda glauben, eine extrem menschenverachtende, aber die amerikanischen Besatzer haben ihre Chance, etwas im Land zu verbessern, durch ihr Auftreten und ihre Kriegsführung spektakulär zunichte gemacht.
die kriegsführung läuft seit 2003 unter dem prinzip "duck and cover". das bedeutet, die truppen tun nicht explizit das, für was sie ausgebildet sind und die einsätze werden nicht so geführt wie es strategisch am günstigsten wäre, sondern wie es sich gegenüber der welt am ehesten vertreten lässt. hört sich jetzt komisch an, aber ist so. aber ich bin nicht alleine damit zu behaupten, dass dies der falsche weg ist, da es wahnsinnige opferzahlen an den eigenen truppen und auf langzeit gesehen auch an den zivilisten gibt. man kann eben nicht "sauber" krieg führen, auch wenn die welt sich das wünscht. den preis haben alle zu zahlen.


Es ist KEINE Propaganda, wenn die Medien berichten, dass viele anfangs dem Regimesturz nicht abgeneigten Irakis sich schließlich doch gegen die Amerikaner stellten, die einfach schon immer ein nahezu barbarisch kulturverachtendes Volk waren (in diesem Prädikat fußt ihre Existenz, nicht zu vergessen).
das ist so nicht ganz korrekt, siehe die volkszusammensetzung oben. die iraqis waren anfangs begeistert, weil einfach alles irgendwie besser zu sein hatte als das indem sie (durch diktatur, embargos etc) zuvor lebten. deshalb haben die auch gerne mitgemacht und tun das auch noch heute. nur das ganze ist halt nach wie vor wackelig gebaut und durch den enormen misstrauenskonflikt mit den sich in der zivilbevölkerung versteckenden hodgeys mussten die truppen sich mehr von den iraqis distanzieren (eigene sicherheit geht nunmal vor) und das spaltet.. diejenigen die unsicher sind, ziehen sich dann zurück und beobachten. leider läuft es eben nicht so gut, und da wächst die angst vor der zukunft..
und in der tat haben die meisten iraqis angst davor wenn die soldaten abziehen! weil sie nicht einschätzen können, was da kommt.


Z.B. in Afghanistan gibt es sogar Beispiele deutscher Soldaten, die in relativer Sicherheit ohne Feindseligkeiten mit den Einheimischen leben, während nebenan Amis bekämpft werden. Das hat etwas mit erforderlicher Sensibilität zu tun; man will kein Besatzer sein, also benimmt man sich wie ein Gast, nicht wie ein Gott.
jeder der amerikaner ins land bekommt weiß, dass die ihre eigene kultur mitbringen.. wie es die chinesen etc auch tun. ich weiß nicht warum man von den amis nach wie vor erwartet, plötzlich genauso kulturfreudig zu werden wie wir.. aber du kannst afghanistan nicht mit dem iraq vergleichen! ich habe den einsatz erwähnt um zu verdeutlichen, das es zwei völlig andere milieus sind. schon allein was die struktur bedeutet.
*verlustlisten rauskramt* die amerikanischen verluste in afghanistan belaufen sich bei feindlichen konfrontationen zu 95% auf special forces oder SF cabable/support operations. alles andere sind unfälle oder abstürze, weil diese einheiten nicht wirklich kämpfen. unsere auch nicht, und das ist der unterschied.. was denkst du warum bei uns kaum ein wort darüber verloren wird welche "SF attached" einheiten mit den amerikanischen kampftruppen unterwegs sind.. die einheiten werden genauso behandelt wie die amerikanischen. nur da wir eben den ruf als helfer, menschenfreunde und aufbauarbeiter haben, tritt man den deutschen camps anders gegenüber.. der einsatz ist deshalb für deutsche nicht weniger gefährlich, aber es kommt ganz darauf an, was genau man da unten macht. schon richtig, dass wir uns raushalten und auch anders umgehen, aber wir haben auch nicht die (selbsterlegte) "aufgabe" als weltpolizei und seit 1999 grad auch mal unseren ersten kampfeinsatz. das kann man nicht so fest werten.


Dies ist übrigens keine Medienpropaganda (welch Unsinn, diese Begrifflichkeit in diesem Kontext! Wann seit Ende des 2. WK zogen deutsche Medien je gegen Amis zu Felde? Eher werden Dinge zu positiv dargestellt!), und hier kann auch ich anführen, Berichte deutscher Soldaten "aus erster Hand" vernommen zu haben.
hmm.. oh oh.. das problem ist, DEUTSCHE medien sind (um auf iraq zurück zu kommen) kaum "vor ort" (oder an schauplätzen, wo es viel und häufig kracht, diese anschläge aber nichts repräsentatives bilden). der spiegel war in den letzen 6 monaten wohl einmal mit den SFler unterwegs.. gespannt was hierbei rauskommt.. aber ansonsten orientiert sich die presse viel an *** (ich unlasse das jetzt zu schrieben, bevor ich noch ärger krieg..) etc..
und ich habe vielfach erlebt was die für einen mist berichten.. ob das gewollt ist - keine ahnung.. und zwar direkt und live. obwohl zu sehen war, dass die ganz genau mitgekriegt haben was da passiert ist, kam ein völlig anderer bericht..
viele diese berichte haben, ganz nach der momentanen strömung, die amerikaner unverdient ziemlich aufs korn genommen, und zusammengesetzt sieht das so aus, als würde einfach nur das berichtet was man am besten verkaufen kann - und sowas ist propaganda. da werden dinge vorgekaut, auf deren basis man die weitere berichterstattung verkaufen kann.
ich erwarte von dir nicht dass du darin einblick hast oder auch nur glaubst - ich selbst glaube auch nicht an eine manipulative presse, die versucht die welt zu regieren.. das ist unfug.. aber ich weiß aus eigener erfahrung, wie verzerrt und oft auch zu 100% falsch die berichte sind. und zwar in einem fort. und manchmal SO falsch, dass schlichtweg es rufmord ist. aber da es "pressefreiheit" etc heißt.. wird das stillschweigend geduldet.

übrigens gibt es in deutschland seit jeher amerikafeindliche strömungen (zumindest hinter vorgehaltener hand), nur sind diese normalerweise nicht in der masse vorhanden.
normalerweise bedeutet grundsätzlich in zeiten, in denen die eigene sicherheit bedroht ist und man vor den amis kuscht. warum.. wirtschaftliche gründe, militärische gründe.. gemeinsame interessen halt..
ich rede jetzt nicht von dankbarkeit, die wir denen gegenüber empfinden sollen. das ist schwachsinn, hat auf politischer ebene nichts zu suchen. aber es ist schon auffällig, dass deutschland immer dann, wenn die amis mist bauen und wir ZUFÄLLIG die finger auf der anderen seite drin haben, und sei es durch kleine, harmlose geschäftchen, von der regierungsebene her eine große klappe bekommt und sich für die andere seite stark macht.
das bedeutet nicht im volk. interessiert mich nicht, denn was der durchschnittsbürger bei uns von den eigentlichen hintergründen und powerplays bei so einem einsatz weiß, ist fast schon nicht mehr relevant. da wird viel mühe gemacht von wegen aufklärung, aber es klären leute auf, die eigene interessen vor die wahrheit setzen und dann blickwinkel unterjubeln, die nichts mehr mit objektivität zu tun haben. sowas ist schade, aber wohl schicksal. (und nochmal: ich will die amis nicht verteidigen, vor allem nicht blind. aber so sachen kann man einfach nicht unbeachtet lassen!)

zu dem anderen:

unsere ideologien sind nicht gleich. die meisten deutschen und amerikaner, beide die selbe sprache sprechend (lass von mir aus französisch sein), verstehen sich in vielen punkten nicht. weil beide seiten andere sichtweisen und ein anderes lebensgefühl haben, wie du siehst geht es uns beiden hier gerade fast genauso. ich versuche nur die amerikanische sichtweise auf deutsch zu transportieren, und das ist sehr schwierig. vor allem weil einem dann (nicht von dir hoffentlich, aber anderen) sofort vorgeworfen wird, man ergreife nur für die amis partei.. man hat eben lieber den ami, den man sich dumm und weltverblendet (achtung, übertreibung) vorstellt und dessen gründe man nicht nachvollziehbar daliegen haben will.. wahrscheinlich, damit man sich nicht den kopf zerbrechen muss ob man wirklich im recht ist oder selbst auch nicht besser.
deine argumentation führt wieder darauf zurück, dass nur die deutschen recht haben können, egal was passiert. das ist vermessen. die geschichte bis heute ZEIGT das nicht.. das ist lediglich eigeninterpretation..
die geschichte zeigt vielmehr, dass mit zweierlei maß gemessen wird und man sich weiterhin weigert, die mechanik unter der oberfläche zu betrachten und versuchen zu verstehen. wir rücken eben nicht weiter zusammen, sondern vergraben uns in kleine interessengemeinschaften. möchte dich hierbei nochmal an die angeblich sinnlosen kriegsgründe erinnern.
ich verlange nicht, sich auf selbe ebene zu stellen (das können wir gar nicht), sondern mal davon wegzukommen nur das zu sehen, was wir aufgrund von unserer lebensweise als gut und richtig erachten. in dem sinne sind wir nämlich wie die amis. es heißt nicht diese sichtweise gleich übernehmen zu müssen, aber solange wir keine transparenz in die gegenseite haben, bringt das ganze gerede über toleranz etc nichts.

Die Essenz meines Satzes ist, dass mir die amerikanische Gedankenwelt verschlossen bleibt. Für mich ist der Durchschnittsami ein kulturloser Tölpel, der alles, was nicht in sein eingeschränktes MC-Donalds-Weltbild passt, verächtlich macht- auch, wenn es anderen heilig ist. Und so habe ich Amerikaner bisher erlebt. Der Satz will nur sagen, dass ich einräume, dass es auch anders gestrickte Angehörige dieses Volkes geben mag.
und ich frage dich erneut.. wie kannst du aufgrund von so einer einschätzung überhaupt versuchen, die amerikaner zu verstehen? und das sollte man, auch in anbetracht auf so einen krieg.
sondern auf meinem gesamten Wissen um das amerikanische Volk,
wenn du deine obrigen worte liest, kann es von diesem wissen nicht weit her sein, sorry.
übrigens reden wir hier von zwei paar stiefeln: zwar beeinflusst der "durchschnittsami" die politik etc.. (und dass der durchschnittliche amerikaner ein ganz anderes bildungsniveau hat als wir hier, und auch die umwelt anders sieht ist klar, aber ganz so krass wie von dir geschildert durchaus nicht.. idioten ausgenommen, aber die haben wir auch genug), hat aber meist selber keine ahnung was in den kriegen etc genau von statten geht.. und der trifft auch keine militärischen entscheidungen..
das ist eine sache, die man hier, glaube ich zumindest, meist vermischt und das geht schief.
die soldaten selbst verhalten sich anders als der normale amerikanische zivilist. die sind selbst auch weitaus offener und auch wenn sie kulturen nicht verstehen, akzeptieren sie dann eben das andersartige.. notfalls meiden sie es. natürlich kann nicht ausnahmslos jeder so sein, aber man sollte niemals den fehler begehen und denken, die soldaten (die ja in ihrer dienstzeit oft mehr und länger kontakt mit fremden kulturen gehabt haben als wir, und auch oft unter dem aspekt des reisens und kennenlernens fremder menschenschläge eintreten) benehmen sich im ausland genauso wie "daheim" in den eigenen vier wänden. das hat zwar nichts mit kriegsrechtfertigung zu tun, aber man kann halt nicht davon ausgehen, dass die sich gegen alles und jeden so verhalten, wie man amerikanische touris oder daheim sonst so erlebt.
im gegenteil.. habe in langjähriger zusammenarbeit die allgemeine erfahrung gemacht, dass die durchweg desillusioniert und vernünftig sind, meistens sehr offen und auch überraschende anteilnahme am schicksal der betroffenen völker entwickeln. ich denke es hat auch viel damit zu tun, wie gut man die kennt und wie man denen gegenüber tritt.
und das soldaten und militärführung, bevölkerung und politiker nicht so ohne weiteres vermischbar sind, sieht man auch anhand von deutschland.


Übrigens ist es durchaus möglich, sich ein Bild über Ereignisse zu machen ohne live dabei zu sein. Sonst müsste ja jeder nur für das Hier und Jetzt leben. ..... seine Entstehung und seine Kriege. Und da gibt es diverse Rote Fäden, deren Fortführung in der Gegenwart kaum reine Propaganda sein kann.
du kannst dir ein bild machen, aber darfst keinesfalls objektivität für dich beanspruchen - und das tust du.
deine meinungsbildung ist von interpretationen, informationen dritter und als wahrheit verzapfte spekulationen abhängen, aus denen du dir fröhlich ein weltbild strickst. tja, nichts dagegen einzuwenden.. aber einzuwenden ist dagegen, dass du (und das gibst du selbst zu) ohne wirklichen einblick und ohne verständnis der anderen seite dein weltbild als allgemeingültige wahrheit hinstellst.
das würde ja bedeuten ich bräuchte gar nicht anfangen irgendwas zu erklären, da du eh den besseren durchblick hast.. und das bezweifle ich anhand der argumentation und fakten, die du mir geliefert hast nun doch beträchtlich..

ich denke nach wie vor das problem unserer missverständnisse liegt dabei, dass du von außen etwas erklärst wie es auf dich wirkt und ich von innen heraus, dass wir beide dabei nicht auf einen nenner kommen, scheint vorprogrammiert.

na wie dem auch sei.. wenn du interesse hast weiter zu diskutieren, immer zu, die moderation wird uns schon die hälse umdrehen, sollten wir über die stränge schlagen.
ich finde es jedenfalls interessant und sage erneut danke für die mühe.

dir einen schönen rest-sonnabend noch


mfg,
H21

 

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