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- 31.12.2020
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Meine allererste Kurzgeschichte. Ich hoffe sie gefällt Euch und ich wünsche ganz viel Spaß beim Lesen.
Thomas und Gerlinde
Thomas der Tobende und Gerlinde die Gemächliche sitzen, wie so oft, auf einen gemütlichen Kaffee zusammen. Die Freundschaft der Beiden ist seit jeher speziell und auf eine seltsame Art und Weise harmonisch. Auch an diesem Tag entsteht ein für diese Freundschaft typisches Gespräch.
Thomas sieht Gerlinde angespannt an. „Du Gerlinde, ich habe nachgedacht. Ich glaube ich bin tobsüchtig“. Seine gepressten Worte wehen Gerlinde mit leichtem Nachdruck entgegen, aber sie scheinen ihr Ziel knapp zu verfehlen. Es entsteht eine kurzer, stiller Moment. „Hörst Du nicht? Ich sagte, ich glaube ich bin tobsüchtig“, wiederholt sich Thomas etwas lauter. Gerlindes Lippen formen sich zu einem leichten Lächeln. „Nachdenken.. das kenne ich“, erwidert Gerlinde in einem sanften Tonfall.
Innerhalb kürzester Zeit tritt die Halsschlagader bei Thomas hervor. „Weißt du was? Diese Gespräche machen mich krank! Hörst du mir überhaupt irgendwann mal zu“? Gerlinde runzelt die Stirn. „Vitamin C? Das soll helfen wenn man sich krank fühlt.“
Innerhalb weniger Sekunden wechselt die Gesichtsfarbe von Thomas in ein tiefes, saftiges Rot. „Sag mal hast du noch alle Tassen im Schrank!? Ich kann nicht glauben dass das deine Antwort ist!“.
Gerlinde erhebt sich ganz gemütlich aus ihrem Sessel, legt Thomas ihre Hand auf die Schulter und strahlt dabei. „Na klar, ich mache dir ein Tässchen. Das wird schon wieder“. Sie verschwindet schlurfend in der Küche.
Thomas ist inzwischen außer sich. Seine Augen treten hervor und Schweiß rinnt ihm von der Stirn. „Gerlinde. Ich glaub ich raste aus. Ich drehe durch!“, brüllt er durch die Wohnung.
Gerlindes Kopf schiebt sich langsam hinter dem Türrahmen in sein Blickfeld. „Ja, noch einen kleinen Moment dann ist dein Tee durch“, trällert sie ihm entgegen.
Keifend holt Thomas zu einem epischen, wütenden Monolog aus. Seine Worte überschlagen sich während er akribisch aufzählt, was ihm heute schon alles Unmut bereitet hat. Er flucht als würde er an Zauberei glauben, rauft sich dabei die Haare und redet sich vollkommen in Rage. Gerade als Gerlinde langsam mit der Tasse Tee aus der Küche wandert, sinkt er erschöpft in sich zusammen. „Weißt Du was Gerlinde? Lass mich einfach in Frieden..“, faucht Thomas.
Gerlinde drückt ihm die Tasse Tee sanft in die Hand. „Ja Frieden ist schon was tolles“, sagt sie und lächelt ihn an. Thomas führt langsam und zitternd die Tasse zu seinem Mund. Er trinkt einen Schluck und wird ruhig. Die beiden schweigen für eine Zeit, doch irgendwann wird die Stille durch Thomas leise gebrochen. „Danke für das Getränk Gerlinde. Schön dass es dich gibt“, flüstert er.
Gerlinde sieht Thomas liebevoll an. „Auhja, Durst habe ich auch“, antwortet sie zustimmend.
Die beiden sitzen noch eine Zeit zusammen und genießen den Tag. Einen Tag in einer ganz besonderen Freundschaft.