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Tiefer als die Nacht

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18.11.2004
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Tiefer als die Nacht

Mary schlenderte gemütlich durch den Park, so, wie sie es jeden Samstag tat, und atmete die frische Luft ein. Es hatte gerade aufgehört zu regnen und sie liebte den Duft, der sich nach jedem sommerlichen Regenschauer über den gesamten Park verteilte. Sie vermochte nicht zu sagen, wonach es roch, aber es war ein Geruch, dem Mary nach jedem schwülen Sommertag entgegenfieberte, der sich allerdings nicht allzu oft herauswagte. Nicht viele Menschen gingen heute spazieren, trotz der angenehmen Luft. Man könnte meinen, sie seien wasserscheu. Oder aus Zucker. Lieber saßen sie Tag ein Tag aus in ihren stickigen kleinen Wohnungen, weil sie glaubten, da drin sei es kühler als draußen. Aber sie irrten sich. Jedenfalls die meisten von ihnen. Die, die keine Klimaanlage besaßen.
Trotzdem war heute irgendetwas anders als sonst. Mary wusste nicht genau, was es war, sie hatte nur so ein Gefühl. Ein Gefühl, das ihr verriet, dass etwas nicht in Ordnung war. Oder bald nicht mehr in Ordnung sein würde. Man könnte es getrost als Intuition bezeichnen, doch die meisten bezeichneten es lieber als Schwachsinn. Sie glaubten, die junge Frau sei übergeschnappt, nur weil sie Dinge wahrnehmen konnte, die der Rest der Menschheit nicht wahrnahm, weil die Menschen sich vor der Wahrheit verschlossen. Weil sie lieber in ihrem eigens geschaffenen Käfig saßen, als sich dem Lauf der Dinge zu überlassen. So war es schon immer gewesen. Die Menschen wollten alles wissen, alles können, alles sein. Aber in Wirklichkeit waren sie nichts.
Noch während Mary über all diese Dinge nachdachte, hörte sie über sich ein Geräusch, ein merkwürdiges Geräusch, das sie nicht einzuordnen wusste. Sie blickte nach oben, konnte jedoch im Schein der Sonne nur die Silhouette eines länglichen Gegenstandes wahrnehmen, der schnell vorüberflog. Zuerst dachte sie, es wäre ein Flugzeug, vielleicht einer dieser Jets, die in letzter Zeit öfters hier vorbei flogen, aber dann erkannte sie, dass es kein Flugzeug war. Es war eine Rakete, die über die Häuser hinwegflog und schon nach wenigen Sekunden hinter den nicht enden wollenden Fassaden der großen Bauten verschwunden war. Eine Rakete. Mary erschrak zutiefst. Dann ertönte ein ohrenbetäubender Lärm und sie sah am Horizont, über den Häusern, wie eine große Rauchwolke aufstieg. Aber das war kein richtiger Rauch. Es war anders. Es war... Ein Donnern hallte durch die Stadt und ließ den Boden zittern. Mary stand auf wackligen Füßen im Park, sah diese Wolke, die in Wirklichkeit keine Wolke war und konnte sich nicht von der Stelle rühren. Sie haben auf uns geschossen!, dachte sie nur. Sie haben tatsächlich eine Rakete auf uns abgefeuert! Der Donner wurde lauter und Mary sah weit entfernt eine Welle von Rauch, Schutt, Asche und Feuer auf sich zurollen. Sie stand immer noch da und bewegte sich nicht. Sie konnte es nicht fassen. Die Druckwelle kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu und nahm alles mit, was sich ihr in den Weg stellte. Das durfte nicht sein, das konnte gar nicht sein! Mary sah zu, wie Häuser niedergerissen, Bäume entwurzelt und Menschen fortgeschleudert wurden. Sie schloss die Augen und hoffte auf ein Wunder.
Sie wusste, dass es kein Wunder geben würde. Sie dachte an ihre Familie, ihren Vater, dem sie nun nicht mehr Auf Wiedersehen sagen konnte, ihre Schwester, die sie nie wieder sehen würde. Intuition, dachte sie. Du hast es gewusst, Mary, du hast es gewusst. Nun war eh alles zu spät. Die Menschen lernten nicht aus ihren Fehlern. Stattdessen begingen sie immer wieder neue, um die alten in Vergessenheit geraten zu lassen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis alles zu Ende war. Die Menschen hatten eine Grenze überschritten und nachdem sie das getan hatten, gab es keine weitere Grenze mehr, keine Norm, nichts, was sie nicht tun konnten. Es war aus. Sie hatte Recht behalten. Die Menschen wussten nichts, sie konnten nichts und nun hatten sie auch nicht mehr die Gelegenheit noch etwas zu lernen. Denn jetzt waren sie nichts. Nichts, als eine ausgestorbene Rasse, die sich selbst zugrunde gerichtet hatte. Nichts. Vergessen. Für immer.

 

Oh Brynn,

das ist ja eine Endzeitstory der ganz platten Sorte, so Leid es mir tut.
Weder schaffst du es, mit deiner grübelnden und intuitiven Protagonistin für Spannung zu sorgen, noch schaffst du es, über die üblichen Klischees der sich selbst vernichtenden Menschheit durch eine (Atom?)Bombe hinaus zu erzählen. Nicht einmal ein wirklich Konflikt wird genannt. Wie seinerzeit schon Noah oder Jonas wird deine Prophetin einfach für verrückt erklärt.

Das ist zwar alles nicht falsch, aber gähnend langweilig.

Lieben Gruß, sim

 

hello Brynn,

inhaltlich schliesse ich mich der Kritik von sim an, finde allerdings, dass Du schön erzählt hast. Trotz der düsteren Handlung ist die Geschichte angenehm zu lesen und die beschriebene Stimmung gut nachfühlbar.

Viele Grüsse vom gox

 

zugegeben: die story ist wirklich recht platt und ich gestehe, dass ich mir keine richtigen gedanken darüber gemacht habe, in irgendeiner weis pepp in die geschichte zu bringen. also entschuldigung, dass ich euch damit langweile, ich wollte lediglich meine schreibkünste testen, beim nächsten mal gibt es dann etwas mehr inhalt mit spannung und ohne die immer wieder erzählte sache des auslöschens der menschheit, das auf eigener schuld basiert. ;)

brynn

 

Hallo Brynn,

deinen Schreibstil finde ich an sich gar nicht schlecht. Du schreibst klar und geradlinig, was aber auch auf Kosten der Spannung geht. Ein bisschen weniger Pathos und Klischee hätte ich aber auch sehr schön gefunden.
Zeilen wie z.B.

Sie dachte an ihre Familie, ihren Vater, dem sie nun nicht mehr Auf Wiedersehen sagen konnte, ihre Schwester, die sie nie wieder sehen würde.

klingen für mich zu sehr nach Hollywood-Katastrophenfilmen der übelsten Sorte, z.B. "Armageddon", oder anderen Reality-TV-Shows aus den USA. ("Oh my God, it was, like, the end, you know? And I had never told my parents how much I loved them...")
Das finde ich wenig originell.

Deine Idee, die Story an einer Rakete aufzuhängen, finde ich aber nicht schlecht. Wenn man es am allerwenigsten erwartet, ist das Leben plötzlich zuende. Kein schlechtes Thema für eine Geschichte. Dass du dann aber am Schluss die ganze Menschheit dafür büßen lässt und als kollektive Idioten darstellst, geht mir zu weit. Das mag zwar stimmen, sprengt aber eindeutig den Rahmen deiner Geschichte. Schöner hätte ich es gefunden, wenn du dich ausschließlich darauf beschränkt hättest, was deine Hauptperson in den letzten Sekunden ihres Lebens erlebt.

Liebe Grüße,
Jay

 

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