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Tim

Monster-WG
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20.08.2019
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Tim

Blitze zuckten durch die Nacht. Ein lautes Donnergrollen war zu hören. Dann öffnete der Himmel die Schleusen. Linda sah auf das Display ihres Smartphones. Mitternacht. Seit Stunden war sie auf der Suche nach Tim.
„Tim? Wo bist du? Hörst du mich?“, schrie sie, während sie eine Straße entlang rannte, die scheinbar nirgendwo hinführte. Obwohl die Füße brannten und der Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen. Vor ihr lag kilometerweit Asphalt. Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Käuzchens.
Huh-Huhuhu-Huuuh.
Am Rand der Straße befand sich ein dichter Wald. Vielleicht war Tim vom Weg abgekommen. Der Regen prasselte auf sie nieder. Sie schlug einen Haken und kämpfte sich durch das Dickicht, ohne darauf zu achten, dass die Zweige ihr das Gesicht zerkratzten. Der Boden war glitschig, sodass sie mehrmals ausrutschte stürzte, sich wieder hochrappelte.
„Tim, sag doch etwas! Ich bin hier. Wo bist du?“
Sie konnte kaum etwas erkennen. Dichte Baumkronen verhinderten, dass das Mondlicht hindruchdrang. Die Taschenlampenfunktion des Handys half auch nicht weiter. Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. Sie keuchte, es fühlte sich an, als würde die Lunge zerbersten. Sie war in Panik. Wenn sie ihn nicht bald fand, war es vielleicht zu spät.
Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr zuflüsterte: „Du wirst ihn niemals finden, Linda. Dein Mann ist tot."
Sie schaute sich um. Nach links, nach rechts, nach oben – da war niemand. Nur das Käuzchen leistete ihr Gesellschaft.
Huhuhu-Huuuh, rief es immer wieder.
„Das kann nicht sein“, brüllte sie in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Es ging ihm gut.“
„Er ist tot. Tim ist bei uns. An einem besseren Ort.“
„An einem besseren Ort? Der beste Ort für ihn ist an meiner Seite“, kreischte sie in die Dunkelheit hinaus, bevor sie die Stimme ignorierte.
„Tim!“, rief sie ein letztes Mal. „Antworte mir! Bitte!“
Ihre Stimme brach. Ein Weinkrampf erschütterte sie. Die Schultern zuckten, Magensäure stieg in der Speiseröhre hoch, der Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Vorschlaghammer auf ihn einprügeln, die Gliedmaßen hingegen fühlten sich an wie gelähmt. Sie bestanden aus zentnerschwerem Blei, das sie in die Tiefe zog. Erschöpft sackte sie auf die Erde und lehnte den Kopf an einen Baum.
„Bitte! Bitte!“, flehte sie. „Du darfst nicht tot sein. Du musst leben. Ich brauche dich.“
Ihre Worte verhallten im Nirgendwo.
Sie bekam keine Antwort.
Lediglich das Käuzchen gab erneut einen durchdringenden Laut von sich.
Huh-Huhuhu-Huuuh, hallte es durch die Dunkelheit.
Als sie den Kopf wieder hob, sich Zweige und Gestrüpp von der Kleidung abklopfte und nach Atem rang, wurde ihr klar, dass sie weiterlaufen musste. Nur so hatte sie eine Chance, Tim zu finden. Sie rannte los, beschleunigte das Tempo mit jedem Schritt, bis sie von einem dicken, knackenden Ast jäh gestoppt wurde. Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte, dann fiel sie.
Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Zweige zerrissen die Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie knallte mit dem Knie gegen einen Stein. Der Fall wurde von einem Baumstumpf gestoppt. Sie schrie. Vor ihr klaffte eine Schlucht, sie hörte das Wasser in der Tiefe rauschen. Gerade noch mal gut gegangen, schoss es ihr durch den Kopf.
Sie blickte sich um. Der Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen. Unbeholfen raffte sie sich vom Boden auf, um sich neu zu orientieren. Der Regen hatte nachgelassen.
Sie befand auf einer Lichtung, die von hohen Eichen umrahmt wurde. Grabsteine, Fackeln, die unruhig zuckten, eine schwarze Flagge, die im Wind wehte. Ein Friedhof? Schaudernd zog sie den Kragen des Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Etwas weiter entfernt stand eine Ansammlung von Menschen, die wie gebannt den Worten eines Redners lauschte. Sie pirschte sich näher heran, erkannte niemanden. Der Redner trug eindeutig ein Priestergewand. Wo zum Henker war sie da reingeraten? Sie verbarg sich hinter dem Stamm einer Eiche.
Ihr Blick fiel auf den Sarg aus Ebenholz.
Auf die Person, die auf weinrotem Samt gebettet war.
Tim!
Seine Haut erinnerte an Pergamentpapier, die Augen waren geschlossen, die Hände vor der Brust verschränkt. Unter den Fingern lag eine langstielige rote Rose.
„Tim! Tim!“, schrie sie wie von Sinnen, während sie auf die Trauergemeinde zustürmte.
Alle Köpfe drehten sich nach ihr um. Blicke durchbohrten sie. Einige fingen an, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln.
„Lasst mich zu ihm! Lasst mich zu ihm!“, kreischte sie und stürmte Richtung Sarg.
Einer der Trauergäste hielt sie zurück, indem er sie grob am Arm packte. Es fühlte sich an, als würde das Gelenk herausspringen. Ein durchdringender Schmerz durchzuckte sie.
„Lass mich los! Nimm deine Griffel von mir!“, herrschte sie ihn an.
„Beruhigen Sie sich“, flüsterte ihr der Mann im schwarzen Anzug zu, dessen schlohweißes Haar wild vom Kopf abstand. „Man stört die Toten nicht in ihrer ewigen Ruhe.“
Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Diese Augen! Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr, ohne Mitgefühl. Sie hatten nichts Menschliches an sich. Solchen Augen war sie nie zuvor begegnet. Sie biss sich auf die Zunge. Mit einem Mal fühlte sie sich wie versteinert. Das Blut gefror ihr in den Adern, während sie zusah, wie einer der Ministranten sich anschickte, den Deckel des Sargs zu verschließen.
Sie warf einen letzten Blick auf Tims Gesicht, das sich plötzlich bewegte. Die Augenlider flatterten, als würde er sie jeden Moment öffnen.
Er lebte!
Eindeutig.
Was ging hier vor sich? Sahen die anderen es nicht?
„Stopp! Hört sofort auf! Er ist nicht tot. Ihr dürft ihn nicht begraben!“, brüllte sie.
Der Kerl mit den Geisteraugen hielt sie fest umklammert. Egal, wie sehr sie versuchte, sich aus dem Griff zu winden, sie hatte keine Chance. Er hatte schier übermenschliche Kräfte.
Tims Augenlider zuckten. Nur noch ein paar Millimeter und der Deckel war auf dem Sarg. Wer sollte ihn dann noch retten?
Sie wand sich unter dem Griff des Mannes.
Ihr stockte der Atem.
Dicke weiße Maden krochen unter Tims Augenlidern hervor. Sie musste den Blick abwenden. Sie würgte, presste die Hände auf den Bauch. Er war wirklich tot. Es bestand kein Zweifel mehr. Sie sackte in den Armen des unheimlichen Kerls zusammen. Der Gedanke, dass Maden sich über Tims Körper hermachten, drehte ihr den Magen um. Dennoch wand sie den Kopf in seine Richtung. Sie wollte wissen, was geschah.
Fünf gesichtslose Totengräber ließen den Sarg langsam in die Erde hinab. Stück für Stück. Meter für Meter.
Er verschwand in der Tiefe. Und sie konnte nichts dagegen tun. Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust, die sich zusammenschnürte und ihr die Luft zum Atmen nahm.
Huh-Huhuhu-Huuuh, rief das Käuzchen, das auf einmal über ihren Kopf hinwegflatterte. Der Ruf traf sie mitten ins Herz.

Schweißgebadet schreckte Linda hoch. Ihr Herz raste, das Gesicht war nass von Tränen. Sie tastete nach der rechten Seite des Bettes. Sie war leer. Tim!, schoss es ihr durch den Kopf. Die Benommenheit wich, langsam kam sie zurück in die Realität. Sie zog ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Nachttisch, trocknete sich die Tränen. Ein bitteres Lachen stieg in der Kehle auf, sie presste die Lippen zusammen. Fahrig griff sie nach dem Hochzeitsfoto auf dem Nachtschrank, ließ ihre Finger über Tims Gesicht gleiten, hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm mit dem Boot raus? Du fehlst mir. Es bringt mich um, nicht zu wissen, wo du bist. Ob du noch lebst."
Ihre Hände glitten über den Bauch, die sanfte Wölbung. Sie konnte die Tritte spüren. In dem Moment klingelte das Handy. Sie zuckte zusammen, starrte auf das Display. Unterdrückte Nummer. Sie nahm ab.
Eine blecherne Stimme flüsterte: „Spreche ich mit Linda Knoelker?“
Irritiert hielt sie inne, kniff sich in den Schenkel. Die Haut färbte sich rot. Sie war wach, das war kein weiterer Albtraum. „Ja, die bin ich. Mit wem spreche ich?“
Linda hielt das Smartphone vor das Gesicht, fixierte das Display. Ein Knacken in der Leitung, dann fuhr der Anrufer fort. „Bitte entschuldigen Sie den späten Anruf. Mein Name ist Tomas Simao von der Küstenwache Portugal. Ihr Mann wurde vor zwei Stunden gefunden. Die Flut hat ihn an Land gespült.“
Ein Aufschrei. Sie zitterte, klammerte sich am Laken fest. „Was sagen Sie da? Hab ich Sie richtig verstanden? Lebt er?“ Sie wimmerte, hatte Mühe, einen vollständigen Satz zu formulieren. Tim! Endlich! Sie konnte es nicht glauben.
„Es tut mir leid, Frau Knoelker. Er liegt im Koma. Die Ärzte können noch keine Prognose abgeben.“
„Nein!“, schluchzte sie, griff sich an die Brust. Das Herz krampfte sich zusammen. Sie stand auf, tigerte im Raum umher, der Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Tempo. „Wo ist er? Ich will zu ihm. Ich muss bei ihm sein.“
„Er liegt im St. Vincent Krankenhaus in Nazaré. Dort ist er in besten Händen.“
„Ich buche den nächsten Flug“, stammelte sie. Reiß dich zusammen!, sagte sie sich immer wieder. „Sobald ich die Flugdaten habe, melde ich mich. Wie kann ich Sie erreichen?“
Sie schaffte es kaum, denn Füller in der Hand zu halten, notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers. Noch eine Weile nach dem die blecherne Stimme sich verabschiedet hatte, starrte sie das Handy an, bis sie sich schließlich aufs Bett setzte, die Knie heranzog, sie umschlang und sich hin und her wiegte. Tim! Liebster! Du darfst mich nicht verlassen! Nicht noch einmal. Ich brauch dich doch! Wir brauchen dich! Sie schrie ihren Schmerz heraus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, setzte sich an den Laptop. Zehn Minuten später hatte sie den Flug gebucht. In knapp fünfzehn Stunden würde sie in Nazaré ankommen. Er muss überleben! Er wird überleben!, flüsterte sie immer wieder. Sie sah ihn vor sich, im Krankenbett, überall Schläuche. Hastig schüttelte sie das Bild ab. Hoffnung! Da war Hoffnung! Man hatte ihn gefunden, er lebte. Er musste es schaffen! Ein Leben ohne ihn könnte sie nicht ertragen. Er sollte sein Kind aufwachsen sehen.

Ein sanfter Tritt. Es war, als könne der Fötus ihre Gedanken hören. Wir gehen zu deinem Vater“, wisperte sie. Er wird so glücklich sein, von dir zu erfahren. So lange haben wir es versucht. Wir hätten fast aufgegeben.
Sie zog den Trolley unter dem Bett hervor, legte ihn auf die Matratze und füllte ihn mit dem Nötigsten. Dann öffnete sie die Balkontür, trat hinaus, ließ sich die kühle Nachtluft ins Gesicht blasen. Eine Träne löste sich, rann über die Wange. Schon bald würde sie die Liebe ihres Lebens wiedersehen. Alles wird gut, das war ihr Mantra. Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus den Gedanken.
Huhuhu-Huuuh, tönte aus der Ferne.
Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Ja, Tim, ich komme.

 

Moin Silvita,

nach der Romantik im Bordell nun also Horror, das nenne ich mal einen Genre-Wechsel. Die Geschichte um Tim hat mir besser gefallen als deine letzte. Die Stimmung im Wald ist gut und ich bin bei deiner Prota, die Spannung funktioniert, ich bleibe die ganze Zeit dran, sehr gut.

Zuerst sind mir ein paar Sätze aufgefallen, die es genauso in allzu vielen Horrorgeschichten gibt (eigentlich in fast allen Genres), und diese Sätze sind mittlerweile zu Phrasen verkommen, über die man so hinwegliest, die einem nichts mehr geben. Hier ein paar Beispiele:

Sie lief, als wäre der Teufel hinter ihr her.
Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. Sie keuchte, ihre Lungen drohten zu zerbersten.
Seine Haut war weiß wie eine Wand

Ich bin sicher, hier fallen dir bessere Formulierungen ein. Und wenn nicht, dann kannst du das auch weglassen. Die Stimmung ist lebhaft genug, sodass es das nicht bräuchte.

Der letzte Absatz ließ mich jedoch unbefriedigt zurück. Es ist schade, dass die Waldszene nur ein Traum war. Klar, irgendwie hat man sich das schon gedacht, dennoch ist es schade, da wäre etwas Originelleres, Mutigeres drin gewesen. Traumsequenzen gibt es so oft, das ist so der leichte Ausweg. Warum nicht mal kreativ werden?

Das mit der Entführung finde ich zu plötzlich und nicht nachvollziehbar. Warum sollten die Tim entführen? Warum rufen die Entführer deine Protagonistin an, wenn der Tim doch eh mit seiner neuen Flamme im Urlaub ist? Und dann erpressen sie die Ex? Klingt für mich wenig erfolgversprechend. Und dass sie ihn sterben lässt, mag zwar eine Art Genugtuung sein, kommt aber unverhältnismäßig rüber. Ihn gleich verrecken lassen, das ist schon ne fiese Nummer. Er ist ein Arsch, aber dass deine Protagonistin ihn lächelnd zur Hölle schickt, ist heftig, zumal sie ja irgendwo noch Gefühle für ihn hat. Hier wäre es realistischer (und auch sympathischer), wenn sie zur Polizei ginge oder sich jemandem anvertraute.

Beim Lesen ist mir zudem Folgendes aufgefallen:

Schaudernd zog sie den Kragen ihres Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf, nur um festzustellen, dass sie tatsächlich inmitten von lauter Gräbern stand.

Eines der markierten Wörter kann weg.
Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken, als sie beim genaueren Hinsehen feststellte, dass die Augen des Mannes leblos wirken.

wirkten
Sie wischte zog ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Nachttisch, trocknete sich die Tränen.

Bei dem Satz ist irgendwas schiefgelaufen.

So viel erstmal von mir, ich hoffe, ich konnte helfen und wünsche dir einen angenehmen Tag

 

Guten Morgen @Silvita,
Mir gefällt dein Genrewechsel auch sehr gut!
Der Einstieg ist sehr schön und man ist gleich bei ihr im matschigen und düsteren Wald.

Auch die Taschenlampenfunktion ihres Handys war nicht hilfreich
Den Satz würde ich umstellen. Die Taschenlampenfunktion ihres Handys half ihr auch nicht weiter (oder so)
Stopp! Hört sofort auf! Er ist nicht tot. Ihr dürft ihn nicht begraben“, brüllte sie außer sich vor Wut.
Schöne Stelle. Aber ich würde nach sie einen Punkt machen. Den Rest brauchst du mMn nicht.
Dicke weiße Maden krochen unter Tims Augenlidern hervor. Es würgte sie. Sie musste ihren Blick abwenden.
Schööön ekelig! Aber es würgte sie klingt irgendwie komisch. Vielleicht: Sie musste den Blick abwenden und würgte oder würgend wandte sie den Blick ab.

Die Entführung kam für mich auch etwas plötzlich, wobei ich es gut fand, dass sie ihn einfach sterben lassen würde. Irgendwie genugtuend...
Willst du das Ende wirklich so lassen? Du könntest ja seine neue ihn sitzen lassen. Und dann ist er in Mauritius ohne Papiere und bittet sie um Hilfe, die sie ihm natürlich verwehrt oder so. (Blos eine Idee)

Aber es ist ja deine Geschichte. Du entscheidest, was deinen Protagonisten zustößt.
Ich fand sie jedenfalls sehr spannend.

Liebe Grüße
Sijo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Silvita,

deine Geschichte hat mir gefallen. Du verwendest eine schöne bildliche Sprache, so dass man sich die Dinge gut vorstellen kann. Das hätte ich mir tatsächlich noch mehr gewünscht. Besonders den Wald hätte man noch mysteriöser gestalten können. Ich denke es würde auch nicht schaden bereits anzudeuten, dass es sich um einen Traum handelt, damit der spätere Wechsel in die Wirklichkeit weniger abrupt ist.

Das Ende passt aus meiner Sicht nicht ganz zum Hauptteil der Geschichte. Während Linda sich Im Traum um Tim’s Überleben sorgt, reagiert sie am Ende genau gegenteilig. Dadurch verliert das bisher Gelesene aus meiner Sicht an Bedeutung.
Man könnte vielleicht versuchen die Teile etwas aneinander anzugleichen, so dass sich Linda in Beiden nicht ganz so unterschiedlich verhält.

Die Entführung selbst fand ich etwas unglaubwürdig. Ich weiß zwar nicht genau wo die Geschichte spielt, aber in unseren Breitengraden kommen Entführungen doch relativ selten vor, und es wird keine Andeutung gemacht, warum gerade Tim ausgewählt wurde.
Wenn allerdings Linda ihre Finger im Spiel gehabt hätte, würde ich das wahrscheinlich anders sehen.

Schlussendlich war mir am Ende noch die Rolle des Kauzes nicht ganz klar. Ich hatte erwartet, dass ihm im späteren Verlauf der Geschichte noch eine besondere Bedeutung zukommt, da er sich ja ständig während des Traums zu Wort meldet. Aber soweit ich sehen konnte, trifft das nicht zu.
Ich würde den Kauz vielleicht am Ende noch einmal in der Wirklichkeit auftauchen lassen, was diese dann mit dem Traum verbinden würde.

Gruß
Kai

 

@Steppenläufer

Vielen herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Es freut mich, dass Du Gefallen an der Story gefunden hast. Was die „Phrasen“ angeht, hab ich die weitgehend ausgemerzt. Nachdem nun alle in ihrem Feedback angemerkt haben, dass das Ende mit der Entführung nicht so gelungen ist, habe ich es alternativ gestaltet und hoffe, das kommt besser rüber. :) :)

Ich bin sonst ja eher der Happy End Typ und wollte mal etwas krasses wagen. Das sollte auch nicht sympathisch rüberkommen, eher richtig fies. Dies als Erklärung, warum ich mich für das erste Ende entschieden hatte. Nun geht die Geschichte anders aus.

Vielen Dank für die anderen Anmerkungen. Die habe ich im Text übernommen.

Dankeschön und auch Dir einen angehmen Tag.

LG Silvita

@Sijo
Ich freu mich, dass Dir der Genrewechsel auch gefällt und du gleich mitten in der Szene bist. Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Die Anmerkungen hab ich im Text übernommen.

Ich hab jetzt ein alternatives Ende geschrieben, wobei mir das Ursprüngliche sehr gefallen hat. Einfach mal was Krasses, Fieses. Kicher…. :sick:

Überarbeiteter Text wurde eingestellt.

Nochmals vielen Dank und einen schönen Tag.

Liebe Grüßle, Silvita

@k3nzngtn

Lieber Kai,

auch an Dich ein herzliches Dankeschön fürs Lesen und Kommentieren.

Das Ende ist nun ganz anders und ich hoffe, so ist es stimmiger. Danke für den Hinweis mit dem Kauz. Den hab ich am Ende noch in der Realität eingebaut.

Liebe Grüße, Silvita

 

Hallo @Silvita,

Uiii, da hast du jetzt ja eine 90grad Wendung hingelegt.
Also, das neue Ende ist sehr schön rund und mit (fast) Happyend. Und ich finde es gut geschrieben. Ach, aber irgendwie ist es schade um das alte und böse Ende.

Mir sind noch ein paar Sachen aufgefallen:

Das kann nicht sein“, brüllte sie verzweifelt in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Er war quicklebendig.“
„Glaub mir. Er ist tot. Tim ist hier bei uns. An einem besseren Ort.“
„An einem besseren Ort? Der beste Ort für ihn ist an meiner Seite“, kreischte sie in die Dunkelheit hinaus, bevor sie beschloss, die ominöse Stimme zu ignorieren.
Verzweifelt und ominös würde ich weglassen. Verzweifelt, weil mìr das eh klar ist, wenn sie so brüllt und ominös ist auch klar. Außerdem hat mich das irgendwie um Lesefluss gestört.

Sie stand auf einer Lichtung, die in der Ferne von hohen Eichen umrahmt wurde. Überall Steine. Fuck! Ein Friedhof. Schaudernd zog sie den Kragen ihres Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf, nur um festzustellen, dass sie tatsächlich inmitten von Gräbern stand.
Dass sie tatsächlich inmitten von Gräbern stand, hat sie doch vorher schon festgestellt, als sie sah, dass sie auf einem Friedhof ist, oder? Kommt mir doppelt gemoppelt vor.
Außerdem ist sie doch gerade einen Hügel runter gekullert. Ist sie da nicht eher am Rande eines Friedhofs?

Es waren alles Fremde.
mMn unnötig. Du hast ja schon gesagt, dass sie niemanden erkennt.

Es waren alles Fremde.
Ihr Blick fiel auf den Sarg aus dunklem Ebenholz.
Auf die Person, die in ihrem Inneren auf dunkelrotem Samt gebettet war.
Es war Tim.
Seine Haut war durchscheinend, erinnerte an Pergamentpapier, die Augen waren geschlossen, die Hände vor der Brust verschränkt. Unter seinen Fingern lag eine langstielige rote Rose.
Da hast du sehr oft war bzw waren verwendet.

So, genug Senf fürs erste ?

Nach der Bordell- und Horrorstory bin ich gespannt, was als nächstes von dir kommt!

Liebe Grüße
Sijo

 

@Sijo

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, noch mal über den Text zu gehen. Die Änderungen hab ich alle übernommen.

Lol :bounce: Ja, gell? Voll die krasse Wendung. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ich finds auch irgendwie schade um das alte, böse Ende :rolleyes: Freu mich, dass Dir das neue gefällt.

Ja, mal sehen, was mir als nächstes einfällt.

Nochmal herzlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung.

LG Silvita

 

Moin nochmal Silvita,

ich habe den Text jetzt erneut gelesen und ich finde ihn stimmiger. Das Ende ist jetzt wesentlich positiver, fast schon ein Happy End, das hat mich, vor allem nach dem originalen Entführungsende, schon überrascht. Aber auf gute Art. Es passt einfach besser. Sie träumt ja von ihm, weil er ihr fehlt, und da hat das mit der Entführung nicht gepasst, sie wollte ihn ja sterben lassen und wäre danach ein noch größeres Wrack gewesen. Jetzt hast du das aber super verbessert. Ich habe die Geschichte auch beim zweiten Mal gern gelesen und das ist doch schon mal ein gutes Zeichen. ;)

Ein bisschen was ist mir trotzdem noch aufgefallen:

Es fühlte sich an, als würde er ihn ihr auskugeln.
Das sind eine Menge Pronomen, das liest sich nicht so gut. Vielleicht kannst du hier expliziter werden. ... als würde das Gelenk aus dem Sockel springen. Ist jetzt nicht der geilste Vorschlag, aber so ungefähr könntest du das umgehen und dabei gleich noch visueller werden.

Eine blecherne Stimme flüsterte: Spreche ich mit Linda Knoelker?“
Da fehlen vorne die Anführungszeichen.

Irritiert hielt sie inne, kniff sich in den Schenkel. Aua! Die Haut färbte sich rot. Sie war wach, das war kein weiterer Albtraum.
Hand auf's Herz, hat sich jemals irgendwer mal tatsächlich gekniffen? Das wirkt auf mich zu komisch.

Er ist hier in den besten Händen.
Der Artikel kann weg.

Erneut gern gelesen, ich wünsche dir einen angenehmen Freitag

 

Hallo Silvita,

wow, die Überarbeitungen haben der Geschichte gut getan; sie liest sich nun sehr flüssig.

Ich finde das neue Ende passt sehr viel besser zur übrigen Geschichte, und ist aus meiner Sicht auch wesentlich glaubwürdiger.

An dieser Stelle bekam ich dann beim Lesen tatsächlich eine Gänsehaut:

Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus ihren Gedanken. Huhuhu-Huuuh, hörte sie es aus der Ferne. Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper.

Gruß
Kai

 

@Steppenläufer

Guten Morgen :)

Herzlichen Dank, dass Du noch mal über den Text gegangen bist. Ich freue mich sehr, dass Du ihn auch zum zweiten Mal gerne gelesen hast und jetzt stimmiger findest. Danke für die Anmerkungen, die ich alle übernommen habe, bis auf das "Kneifen". Das hab ich so stehen lassen.

Ganz liebe Grüße und auch Dir einen schönen Freitag,

Silvita

@k3nzngtn

Guten Morgen :)

Auch an Dich noch mal ein fettes Dankeschön. Ich freue mich, dass Dir die Überarbeitung gefällt und die Story jetzt stimmiger ist. Und besonders freuts mich, dass ich Dir Gänsehaut bescheren konnte :)

Ganz liebe Grüße und Dir auch einen schönen Freitag,

Silvita

 

Hallo @Silvita,

deine Geschichte hat mir gefallen. Spannung und Stimmung im Wald. Ich war nah an der Figur, hörte und sah alles, gruselte mich und wollte wissen, wie es weiter geht. Leider ahne ich bald, dass der Horror nur geträumt wird, was ich enttäuschend empfand, da es deiner bis dahin guten Story ein wenig den Glanz nahm.

Bisschen Textkram. Vielleicht kannst du damit was anfangen:

Seit Stunden war sie auf der Suche nach Tim. Ohne Erfolg.

Das kann weg, da sie ja schon stundenlang nach ihm sucht.

„Wo bist du? Hörst du mich?“, rief sie
Ruft man das tatsächlich, wenn man jemanden sucht? Schreit man da nicht eher den Namen?

Obwohl ihre Füße brannten und ihr Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen.
Bin ganz bei ihr

Huh-Huhuhu-Huuuh.
Ganz toll. Erinnerte mich an Gruselgeschichten, die wir uns früher erzählt haben.

ihre Lungen drohten zu zerbersten
Eine Lunge kann nicht zerbersten. Besser fände ich, die Lunge fühlte sich an, als ob sie zerbersten würde.

Wer war das? Sie schaute sich um.
Finde ich überflüssig, da sie sich ja suchend umschaut.

nach oben –da war niemand.
Leerzeichen fehlt vor »da«

Nur das Käuzchen leistete ihr Gesellschaft. Huhuhu-Huuuh, rief es immer wieder.
Das Käuzchen trug bei mir zur Spannung bei. Gestört haben mich aber immer die Stellen, an denen der Ruf des Tieres kommentiert wurde. Ich fände es eindringlicher, wenn das Huhuhu-Huuuh alleine und in einer eigenen Zeile stehen würde.

Beispiele:

Nur das Käuzchen leistete ihr Gesellschaft.
Huhuhu-Huuuh!
„Das kann nicht sein“, brüllte sie in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Er war quicklebendig.“

„Bitte! Bitte!“, flehte sie. „Du darfst nicht tot sein. Du musst leben. Ich brauche dich.“
Ihre Worte verhallten im Nirgendwo.
Huh-Huhuhu-Huuuh!
Irgendwann versiegten ihre Tränen. Als sie ihren Kopf wieder hob, sich Zweige und Gestrüpp von der …

Er verschwand in der Tiefe. Und sie konnte nichts dagegen tun. Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust, die sich zusammenschnürte und ihr die Luft zum Atmen nahm.
Huh-Huhuhu-Huuuh!


Ich finde, dieser derbe Fluch passt nicht zu ihr, ragt für mich unangenehm aus dem Text heraus.

Ein Friedhof.
Streichkandidat. Man bekommt das auch ohne den Hinweis mit.

Ich kann einfach nicht ohne dich. Seit du gegangen bist, macht meine Leben keinen Sinn mehr. Ich fühle mich wie im freien Fall.
Das ist sehr erklärend geschrieben. Geht auch anders. Sie könnte beispielsweise nach einer Fotografie (Hochzeitsbild auf dem Nachttisch) greifen, über Tims Gesicht streichen und erneut in Tränen ausbrechen. Das ZEIGT ihren Zustand.

Ach, Tim! Warum warst du nur so ein Abenteurer? Warum musstest du bei dem Sturm auf See fahren?
Könntest du streichen. Der Anruf, der gleich kommt, deutet sehr schön an, was passiert ist. Genügt vollkommen.

Ist mir hier zu comicartig.

„Tim? Er lebt? Wo ist er?
Kann weg, da sie es später noch mal fragt.

Und so würde ich es enden lassen: :D

Alles wird gut, schoss es ihr durch den Kopf. Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus ihren Gedanken.
Huhuhu-Huuuh!


Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo @Tintenfass

vielen herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich freu mich mega, dass Dir meine Story gefallen hat und Du mitfühlen konntest. Es tut mir leid, dass es Dich enttäuscht hat, dass es letztendlich eine Traumsequenz war.

Danke für die Tipps. Ich hab fast alles übernommen und den Text aktualisiert eingestellt.

Herzlichen Dank und einen schönen Sonntag.

LG Silvita


 

Guten Morgen @Manlio ,

herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und zu kommentieren. Schön, dass Du die Geschichte spannend findest. Das freut mich.

Zitat Manlio: Ich fand die Idee mit dem Käuzchen gut, das sich immer wieder hören lässt, und die Geschichte ist wirklich spannend. Die Situation allerdings habe ich nicht ganz verstanden: Ist Tim alleine nach Portugal gefahren? Oder war Linda dabei, ist dann aber wieder abgereist?
Mein Satz: Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm auf See fahren?
Dadurch hoffte ich, dem Leser klar zu machen, dass Tim alleine unterwegs war.

Zitat Manlio: Blitze zuckten durch die Nacht, und ein lautes Donnergrollen war zu hören. Dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Linda sah auf das Display ihres Smartphones: Mitternacht.
Danke für Deinen Vorschlag. Das „dann“ hab ich übernommen. Ansonsten bin ich ein großer Fan kurzer, knapper Sätze, gerade im Bereich der Thriller.

Zitat Manlio: Seit Stunden war sie auf der Suche nach Tim.
Könnte man das evtl. weglassen, weil es sich aus dem Kontext ergibt?
Könnte man weglassen, aber ich denke, der Satz stört ja nicht, oder?

Zitat Manlio: Mein Vorschlag: nur "Huhuhu-Huuuh" an dieser Stelle.
Mir ist es wichtig, klarzumachen, dass es mehrere Male ruft.

Zitat Manlio: „Glaub mir. Er ist tot. Tim ist hier bei uns. An einem besseren Ort.“
Ist das ein Selbstgespräch oder spricht jemand anderes?
Mein Satz: Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr leise zuflüsterte. „Du wirst ihn niemals finden, Linda. Dein Mann ist tot.“
Wird durch den Satz nicht klar, dass es kein Selbstgespräch ist?
Die Szene hat ja etwas mystisches, die Protagonistin hört diese Stimme tatsächlich, aber kann keine Person entdecken.

Zitat Manlio: Sie tastete nach der rechten Seite des Bettes. Sie war leer.
Hier gefällt mir "Es war leer" besser.
"Sie" bezieht sich auf die Seite. Wenn ich „es“ schreiben würde, würde es sich auf das Bett beziehen, was ja nicht leer ist, da Linda drin liegt.

Zitat Manlio: Die blecherne Stimme übernahm das Kommando.
Ich weiß nicht, ob es den Satz braucht.
Ich lass ihn mal drin. Empfinde ihn nicht als störend oder überflüssig.

Zitat Manlio: Bitte entschuldigen Sie den späten Anruf.
Er kann Deutsch?
Ich gehe davon aus, dass, wenn jemand geborgen, medizinisch in einem anderen Land versorgt wird und Deutsche Papiere hat, dass der Anruf dann von einer Person getätigt wird, die die Sprache beherrscht. Das hab ich jetzt einfach mal vorausgesetzt.

Nochmals herzlichen Dank für Dein Feedback und liebe Grüße aus Freiburg,

Silvita

 

Hallo!

Insgesamt lässt mich die Geschichte ein wenig unbefriedigt zurück. Die Traumszene ist anschaulich beschrieben; ich dachte mir beim Lesen tatsächlich währenddessen, dass es sich hier um einen Traum handeln könnte, weil mir das Rennen auf der dunklen Straße nach stundenlanger Suche unnatürlich und in der Realität an der Natur deiner Figur gemessen etwas unnatürlich vorkam; auch das schnelle Verschwinden des Waldes und dass sie - nach einem sehr schmerzhaften Sturz - innerhalb von Sekunden eine Trauergemeinde inklusive Priester im Dunklen im Wald erkennt, kam mir entweder als Logik eines Traums oder als Perspektivfehler der Geschichte und Handlungsfehler deiner Protagonistin vor.

Weswegen mich deine Geschichte etwas unbefriedigt zurück lässt, ist, weil sie im Endeffekt ein Zwei-Akter ist. Ich gebe nicht viel auf Einhaltung von Konventionen, aber was ich damit sagen möchte, ist, dass ich als Leser noch etwas erwarte, das passiert.
Deine Geschichte ist im Kern: Ehefrau macht sich Sorgen um Ehemann - Ehemann wird an die Küste gespült.

Da ist mir zum Einen zu wenig Fleisch an den Figuren, als dass ich das Leid, die Sorgen (und vllt. auch die Vorwürfen?) der Ehefrau nachvollziehen und v.a. nachfühlen könnte. Die Figur Tim bleibt blass, ich weiß nichts über ihn, genauso wie über die Frau (außer, dass sie Tim liebt). Wie man "mehr Fleisch" an den Figuren kriegen könnte, ist, wenn du sie mir mehr zeigst; wie sie gemeinsam etwas machen, wie sie zusammen sind, sich vllt. kennengelernt haben o.ä. Dann bin ich bei den Figuren - wenn ihnen dann ein Bootsunglück widerfährt, zerreißt es auch mir ein wenig das Herz.
Hier weiß ich nicht, was das Koma Tims für die Frau bedeutet. Freut sie sich vielleicht insgeheim darüber? Ich weiß es nicht. Es wird im Text und von der Figur behauptet: "Ich liebe Tim, er muss überleben", aber ich als Leser fühle es nicht, weil ich die Figuren nicht in Szenen kennenlernen durfte und von mir selbst weiß, "das wird die Frau hart treffen" oder "vielleicht wird sie jetzt endlich ihr Kunststudium aufnehmen" o.ä.

Zum Zweiten - und hier springe ich wieder zur Kritk als Zwei-Akter zurück - fehlt etwas, damit das eine Geschichte ist. Im Endeffekt ist die Traumsequenz für die Erzählung überflüssig. Sie sagt lediglich aus, dass die Protagonistin sich davor fürchtet, dass Tim stirbt. Okay. Sie fürchtet sich davor, dass Tim stirbt und erfährt anschließend, dass er am Leben, aber im Koma ist. Für mich ist das keine fertige Geschichte, wie gesagt, zwei Akte. Aber was macht das Koma mit der Prot? Was macht es mit Tim? Mit ihrer Beziehung? Das wäre das Interessante und der dritte Akt.

Also mit fehlt etwas. Entweder mehr Figurenzeichnung, mehr Zeigen, wer Tim und die Frau sind und/oder die Geschichte weiterführen und zeigen, was ein Koma mit einem Menschen macht, was es mit der Prot und Tim macht und bedeutet. In der jetzigen Fassung ist mir das zu wenig von allem.
In jedem Fall finde ich die Traumsequenz für die Erzählung überflüssig. Sie ist spannend und anschaulich geschrieben, aber sagt im Endeffekt - da sie nur ein Traum ist - mit vielen Worten nur aus, dass sich die Protagonistin vor einem Sterben ihres Mannes fürchtet.

Nichts für ungut und nimm es nicht persönlich!


Viele Grüße,
zigga

 

Hallo @zigga

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und zu kommentieren. Schön, dass Du die Traumszene anschaulich beschrieben findest. Darauf hab ich bei der Story den Hauptaugenmerkt gelegt. Ich wollte das Mystische rüberbringen, die Düsternis, die Auseinandersetzung mit dem Tod.

Zitat Zigga: Insgesamt lässt mich die Geschichte ein wenig unbefriedigt zurück.
Das ist schade.

Zitat Zigga: Die Figur Tim bleibt blass, ich weiß nichts über ihn.
Das stimmt. Über Tim erfährt der Leser letztendlich nur, dass er gerne auf See fährt, ein Abenteurer ist.

Danke für Deine Erklärungen, was Dir fehlt, um mitfühlen zu können. Das kann ich total nachvollziehen und klar, man könnte die Geschichte ausbauen, die Protas und deren Beziehung näher beschreiben. Mir gings eher drum, die Traumszene, den finsteren Wald, die Auseinandersetzung mit dem Tod rüberzubringen.

Zitat Zigga: Im Endeffekt ist die Traumsequenz für die Erzählung überflüssig.
Das sehe ich nicht so. Die Traumsequenz soll zeigen, dass die Frau sich Sorgen macht um ihren Mann. Dass ist verängstigt ist, denn ihr Mann ist verschwunden, sie weiß nicht, was mit ihm passiert ist.

Das ursprüngliche Ende war ja ein ganz anderes, kam aber bei den ersten Kommentatoren nicht gut an, daher hatte ich es geändert. Du bist jetzt der erste Leser/ Kommentator der die Traumsequenz für überflüssig befindet und meint, die Geschichte sei keine Geschichte. Das lass ich jetzt erstmal sacken. Ich habe das Ende bewusst offengelassen, d.h. ich wollte den Leser darüber im Ungewissen lassen, ob Tim je aus dem Koma erwacht.

Zitat Zigga: Nichts für ungut und nimm es nicht persönlich!
Alles gut. Mach Dir keinen Kopf. Nur an Kritik wächst man.

Ich geh noch mal in mich und überleg mir, ob ich die Geschichte weiter ausbaue oder erstmal so stehen lasse.

Nochmals danke für Dein Feedback.

LG Silvita

 

Guten Morgen @Manlio,

danke für den Hinweis. Ich habe nun einige Sätze eingefügt, wodurch es hoffentlich klarer wird, dass er alleine ist.

@zigga
Und ich habe versucht, die Beziehung ein bisschen mehr zu beschreiben.

LG Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Silvita,

Deine Geschichte handelt von einer Frau, die ihren Mann vermisst, nachdem er auf hohe See gefahren ist. Gequält und aufgewühlt durch ihre Verlustangst, träumt sie einen fürchterlichen Albtraum. Als sie aufwacht, erfährt sie, dass ihr Mann/Freund gefunden wurde, nun im Koma ist und vermutlich sterben wird.

Vorab: Die Idee, bzw. das gewählte Thema finde ich gut. Es ist zeitlos und viele Menschen können sich in eine solche Lage hineinfühlen; Verlustangst, Verlustschmerz, Trauer, seelische Not, Albträume. Die Umsetzung hakt mMn an manchen Stellen, im Folgenden werde ich näher darauf eingehen. Abgesehen davon, und das muss ich noch betonen, liest sich Deine Sprache weich, glatt und nicht zuletzt nahezu fehlerfrei. Es entsteht ein Gefühl, als wären schon etliche andere Zeilen durch Deine Hand entstanden. :thumbsup:

Nun aber ran an den Speck:

Sie schlug einen Haken und fing an, sich durch das Dickicht zu kämpfen
und kämpfte sich durch das Dickicht

bevor sie beschloss, die Stimme zu ignorieren.
Würde ich ganz streichen, geht aus dem Kontext hervor. Sie lässt sich ja von der Stimme nicht beirren, sagt nicht "ach so, na dann geh ich wieder", sondern sucht unbeirrt weiter. Falls Du es nicht streichen magst, fände ich "Sie ignorierte die Stimme" knackiger.

sich Zweige und Gestrüpp von der Kleidung wischte und nach Atem rang, wurde ihr klar, dass sie weiterlaufen muss.
Mit einem Wischmopp? Oder wie "Tränen aus dem Augenwinkel wischen"? Die Verben abklopfen oder schütteln fände ich hier passender.

Obwohl ihre Füße brannten und ihr Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen.
Hmmm ... Geht ihr Atem? Stoßweise "gehen" finde ich nicht elegant, erinnert eher an drängende Menschenmassen auf einem Volksfest. Warum nicht: "und sie bereits nach Luft schnappte/hechelte" oder gleich ganz streichen, denn an anderer Stelle findest Du eine so wunderbar plastische, dem Horror dienliche Formulierung:
Sie keuchte, es fühlte sich an, als würde ihre Lunge zerbersten.

vernahm sie das anklagende Rufen eines Käuzchens
Ein Käuzchen auf der Richterbank? Warum anklagend?

Dann gibt es Kleinigkeiten, die mich aus dem Setting reißen, z.B.:
(Grund hierfür: das Geschehen verorte ich in der Neuzeit, manche Deiner Ausdrücke lesen sich aber aus einer Zeit wie anno dazumal).

Der Regen prasselte auf sie hernieder.
Warum nicht herab? Oder "Regentropfen liefen/perlten/rannen über ihren Nacken, ihr Rücken wurde klatschnass"...

Er war quicklebendig.“
Vielleicht des Lautes wegen (quick und quiek), aber bei quicklebendig denke ich mehr an ein Ferkelchen, denn an einen totgeglaubten Lebenden oder einen lebenden Toten. Warum nicht schlicht: Er lebte!

Irgendwann versiegten ihre Tränen.
Hach, wie romantisch. Oder kitschig. Das hat sowas von Sissi. Muss man mögen. Kann auch bleiben. Ist nur mein Leseeindruck.

dicken, knackenden Ast jäh gestoppt wurde.
Oh je, oh jäh. Jäh gehört zu den Worten, die ich am liebsten im Garten vergraben würde. Warum so gehoben? Warum wurde sie nicht nur gestoppt, sondern jäh gestoppt? Abrupt, schlagartig, aus heiterem Himmel könnte sie doch auch gestoppt werden. Das wäre alles genau so schlagartig und doch wuchtiger. In dem Moment, in dem ein krachender Ast einem dem Weg versperrt, denke ich an nichts adliges, Euer Hochwürden! ;)


dunklem Ebenholz.
Auf die Person, die in ihrem Inneren auf dunkelrotem Samt
Ich habe aus Deinen Kommentaren unter anderen Texten von Dir entnommen, dass Du Adjektive einfach gerne hast. Also will ich sie Dir nicht madig machen, zumal Du da ja schon mit anderen Schreiberlingen ausreichend Disput darüber führst. Aber wenn schon Adjektive, dann lieber ganz scharf beobachtete: dunkles Ebenholz? Ich kenne kein helles Ebenholz. Ebenholz ist schwarz oder schwarz gestreift. Also lieber:
schwarzem Ebenholz (siehe hier auch Tautologie/Pleonasmus, z.B. weißer Schimmel, still und leise)
Auf die Person, die in ihrem Inneren auf weinrotem Samt ...
Die dunkle Doppelung ließe sich so ebenfalls vermeiden.

Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr leise zuflüsterte: "Du wirst ihn niemals finden, Linda. Dein Mann ist tot."
Gruselig! :naughty:

Sie schaute sich um. Blickte nach links, nach rechts, nach oben
Sie schaute sich um, blickte ... (schauen und blicken gehören zusammen und dürfen beide gerne im selben Satz Platz nehmen, alternativ könntest Du auch eins davon killen)


Sie war alleine in dem düsteren Wald.
Braucht es das? Ist diese Aussage nicht ohnehin klar? Und so richtig alleine ist sie ja auch nicht, da wäre immerhin noch der gesprächige Kauz.

Glaub mir. Er ist tot. Tim ist hier bei uns. An einem besseren Ort.“
Ja, wem denn? Dem Kauz?

Ihre Stimme brach.
Wird zwar deutlich, was Du meinst. Aber es ist doch kein schlüssiges Bild.

Ein heftiger Weinkrampf erschütterte sie. Ihre Schultern zuckten, Magensäure stieg in ihrer Speiseröhre hoch, ihr Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Vorschlaghammer auf ihn einprügeln, ihre Gliedmaßen hingegen fühlten sich an wie gelähmt. Sie bestanden aus zentnerschwerem Blei, der sie in die Tiefe zog. Erschöpft sackte sie auf die Erde und lehnte ihren Kopf an einen Baum.
Bääääm! Das ist geil. Da bin ich mittendrin und erlebe, statt "nur" zu lesen.

Nur beim letzten Satz: "Der Regen mischte sich mit ihren Tränen!", den ich absichtlich ausgeklammert habe, schnappt die, sei mir bitte nicht böse, "Schnulzenfalle" wieder zu.


Lediglich das Käuzchen gab erneut einen durchdringenden Laut von sich.
Huh-Huhuhu-Huuuh, hallte es durch die Dunkelheit.
Es war ein eigenartiger, melancholischer Ruf.
Eigenartig ist mMn kein "gutes" Adjektiv. Eigenartig ist vielseitig im Auge des Betrachters, zugleich aber auch nichtssagend. Erzähl mir lieber, was daran eigenartig ist oder warum es als eigenartig empfunden wird. Bei diesem Beispiel würde ich den ersten und den dritten Satz streichen. Der Laut ist durchdringend, eigenartig, melancholisch und dann höre ich ihn auch noch selbst Huh...
Das Käuzchen bedeutet Dir etwas, daher möchte ich es nicht schlechtmachen. Aber der Laut alleine, der immer wieder auftaucht - wäre nach meinem Gefühl ausreichend. Und schaurig genug.


Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte in der Dunkelheit.
Dann fiel sie.
Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Jetzt war es vorbei. Das würde sie nicht überleben.
Doch sie hatte Glück. Die Zweige zerrissen ihre Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie holte sich ein paar blaue Flecken, aber sie brach sich keine Knochen.
Da lag sie nun und war völlig fertig. Sie blickte sich um. Der dichte Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen.
Nach meinem Geschmack ist das Drama hier durch den Erzähler künstlich aufgebauscht. Wie findest Du die Passage in folgender Form:
Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte in der Dunkelheit. (weiß ich bereits, dass es dunkel ist)
Dann fiel sie.
Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Jetzt war es vorbei. Das würde sie nicht überleben.
Doch sie hatte Glück.
Die Zweige zerrissen ihre Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie holte sich ein paar blaue Flecken, aber sie brach sich keine Knochen. (Hier könnte noch was passieren, z.B. sich die Knie an einem Stein aufschlagen, durch einen Baum gestoppt werden, der sie vor einer tiefen Schlucht rettete)
Da lag sie nun und war völlig fertig. Sie blickte sich um. Der dichte Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen.

sie holte sich ein paar blaue Flecken, aber sie brach sich keine Knochen. würde ich streichen, weil du Dramatik aufbaust, um es dann im nächsten Halbsatz wieder zu relativieren. Irgendwie kontraproduktiv.

Der Regen hatte nachgelassen. Es nieselte nur noch leicht.
Zwei Sätze für eine Aussage.

Linda näherte sich der Trauergemeinde, erkannte aber niemanden.
Vorschlag: Als Linda sich der Trauergemeinde näherte, erblickte sie fremde Gesichter.
Linda könnte sich auch heranpirschen oder auf die Trauernden zustürmen, weil sie im Schock ihres Traums davon ausgeht, dass sie ihren geliebten Tim dort im Sarg findet.

Es fühlte sich an, als würde das Gelenk aus dem Sockel springen.
Laut Duden und meiner Kenntnis stammt Sockel entweder aus dem Bau- und Wirtschaftsjargon oder aus der Elektrotechnik. Ein Sockel im Bereich Anatomie ist mir nicht bekannt. Daher erschließt sich mir dieses Bild nicht und ich frage mich: "Was will die Autorin mir damit sagen?"

Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken, als sie beim genaueren Hinsehen feststellte, dass die Augen des Mannes leblos wirkten.
Nach "im Hals(e) stecken" würde ich einen Punkt setzen. Dann: Die Augen des Mannes wirkten leblos. "Als sie beim genaueren Hinsehen" würde ich streichen, weil wir uns hier an einer spannenden Stelle befinden, knackig, atemberaubend. "Beim genaueren Hinsehen" verwässert diesen Spannungsaufbau mMn.

So tiefschwarze Augen hatte sie noch nie zuvor gesehen. Die Pupillen waren nicht zu erkennen. Es waren tote Augen. Starre Augen,
Ganz schön viele Augen für eine Person. ;)
Vorschlag: Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr. Tot. Kalt. Solchen Augen war sie nie zuvor begegnet.

wie einer der Ministranten sich anschickte, den Sarg zu verschließen.
Du hast wohl eine Vorliebe für gehobene Worte. :) Der Ministrant könnte den Sarg auch einfach schließen.

Der Kerl mit den Geisteraugen hielt sie fest umklammert.
Das haut mich auch bei zweimaligem Lesen raus. Habe ich was verpasst? Das Augen-Bild beschrieb doch bislang nur den Toten. Wer ist jetzt dieser "Kerl mit den Geisteraugen"? Scheint ein Zweiter zu sein, den ich irgendwie verpasst habe.

Tims Augenlider zucken.
Hier ist Dir die Zeitform abgehauen. Müsste "zuckten" heißen.

Sie musste ihren Blick abwenden und würgte.
würgte ... Hmm ... Eine Frage der Geschmackssache :lol:. Klingt mMn nicht schön. Würgen verbinde ich mit Schlangen oder mit Mördern. Mit Hunden und Katzen, die Fell und/oder Gras hochwürgen. Mit Hängen und Würgen. Mir ist schon klar, warum sie würgt. Vermutlich würde ich auch würgen, wenn ich sehen müsste, wie Maden aus Augen kriechen. Der Bezug ist klar, womöglich ist es sogar der passendste Begriff.
Sie musste ihren Blick abwenden, Übelkeit überkam sie. Wäre auch langweilig. Da fällt mir gerade ein Vorschlag von einem wk-Mitglied ein, den ich kürzlich gelesen habe. Leider weiß ich nicht mehr, von wem er war. Dort hieß es (ungefähr): "Das Frühstück trat den Rückweg an". Fand ich ziemlich cool!

Sie sackte in den Armen des unheimlichen Kerls zusammen.
Da ist er wieder. Der Kerl, den ich verpasst habe.

Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust
Und den darf ich mir wie vorstellen? Da entsteht leider kein Bild. Keucht sie? Quietscht sie? Jault, heult oder schreit sie? Oder ist es wie in meiner Geschichte bereits ein "Knacken der Knochen"?

Huh-Huhuhu-Huuuh, rief das Käuzchen, das auf einmal über ihren Kopf hinwegflatterte. Der traurige Ruf traf sie mitten ins Herz.
:herz: Melancholisch und schön.
Darf ich fragen, warum du den Kauz verniedlichst?

Ein bitteres Lachen stieg in ihrer Kehle auf, sie presste die Lippen zusammen.
Was ist ein bitteres Lachen?

„Ich buche den nächsten Flug. Sobald ich die Flugdaten habe, melde ich mich. Wie kann ich sie erreichen?“
Ist sie nicht in einem Ausnahmezustand? Bricht sie nicht erstmal zusammen? Weint vor Erleichterung, schöpft Hoffnung, weil der Verschollene gefunden wurde? Und verliert dann den Boden unter den Füßen, weil es schlecht um ihn steht, er wohl nicht überleben wird? Was sie sagt ist für mich schwer vorstellbar, da rational, überlegt, kühl, planmäßig vorgehend. Ebenso wie hier:
Sie notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers, hastete ins Bad, um sich frisch zu machen, bevor sie sich ans Laptop setzte.

legte ihn auf die Matratze und füllte ihn mit fahrigen Händen mit dem Nötigsten.
Unschöne Doppelung und irgendwie ungelenker Satzbau. Mit fahrigen Händen könnte man durch zittern ersetzen. Mit dem Nötigsten könnte man durch konkrete Angaben tauschen. Was ist für sie das Nötigste? Das könnte Linda nebenbei noch charakterisieren, denn eigentlich erfahre ich so gut wie nichts über sie.

Ein versonnenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Schon bald würde sie die Liebe ihres Lebens wiedersehen. Alles wird gut, schoss es ihr durch den Kopf.
Da bin ich leider ganz raus. Einzig vorstellbar wäre für mich, dass sie in diesem Augenblick beschließt, ihr Leben zu beenden. Ist Tim nicht kurz vorm Sterben? Muss sie nicht noch einen immens langen Weg zurücklegen, um bei ihm anzukommen? Ist die Wahrscheinlichkeit nicht hoch, dass er bis dahin längst verstorben ist? Warum lächelt sie und glaubt dann, entgegen aller Logik, dass alles gut wird?

Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus ihren Gedanken. Huhuhu-Huuuh, hörte sie es aus der Ferne.
Gefällt mir, dass dein Käuzchen eine tragende Rolle hat, in der er Stimmung transportiert. Vielleicht ist es ja auch der Kauz, der Linda zuruft: "Dein Mann ist eh schon tot"?

Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Ja, Tim, ich komme. Bald sind wir wieder vereint.
Also doch Selbstmord? Und falls ja, würde ich mir wünschen, dass Du es ausbaust. Ich erfahre einfach zu wenig, um ergriffen zu sein. Weder, was die Beziehung zwischen Tim und Linda so prägend, so wichtig macht, noch, warum sie so wenig im/am Leben hält. Warum scheint ohne ihn alles ausweglos?
Nebenbei: Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper ist eine schöne Formulierung.
:thumbsup:

Du hast eine an sich schon dramatische Situation gewählt; mit Linda möchte ich nicht tauschen. Über sie und über Tim, über ihre gemeinsame Zeit VOR dem Bootsausflug (Ist er Hochseeangler?), erfahre ich wenig. Das Innenleben von Linda ist kaum beleuchtet; Einerseits schon, weil Du mich in ihren Traum mitnimmst, der ja wahrlich traumatisch ist. Daraus schließe ich, dass es sie doch "sehr umtreibt". Andererseits relativierst Du das dann wieder durch ihre abgeklärte Reaktion am Telefon. Am Ende bleibe ich zurück mit einem Schluss, der mir auch nur Rätsel aufgibt. Wo sind sie bald vereint? In Portugal oder im Tod?
Mit ein bisschen mehr Futter an den richtigen Stellen und etwas weniger ominösem Adjektivgebrauch würdest Du mMn einen spannenden, aufregenden und fiesen Trip durch einen Traum UND eine Realität, die ich selbst so nicht erleben möchte, aufpolieren (Schachtelsatz lässt grüßen).
PS. "Den Adel" in Form gehobener Worte dürftest Du nach meinem Empfinden gerne davonjagen und in einem historischen Liebesroman wieder aufleben lassen.

Ich hoffe, Du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen. Falls nicht, nicht. ;) Verwende, was Du magst und hau in die Tonne, was Du nicht gebrauchen kannst.

Liebe Grüße
Frieda Kartell

PS. Dein Kauz gefällt mir und auch sein wiederholter Laut, der wie ein "mysteriöser" Rahmen in Deiner Geschichte auftaucht.

 

Guten Morgen liebe @Frieda Kartell ,

vielen herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und zu kommentieren. Und tausend Dank für das ausführliche Feedback.

Zitat Frieda: Abgesehen davon, und das muss ich noch betonen, liest sich Deine Sprache weich, glatt und nicht zuletzt nahezu fehlerfrei. Es entsteht ein Gefühl, als wären schon etliche andere Zeilen durch Deine Hand entstanden.
Vielen Dank. Das freut mich sehr!

Zitat Frieda: und kämpfte sich durch das Dickicht
Schön! Hab ich geändert.

Zitat Frieda: Würde ich ganz streichen, geht aus dem Kontext hervor. Sie lässt sich ja von der Stimme nicht beirren, sagt nicht "ach so, na dann geh ich wieder", sondern sucht unbeirrt weiter. Falls Du es nicht streichen magst, fände ich "Sie ignorierte die Stimme" knackiger.
Gestrichen hab ich es nicht, aber Deinen Vorschlag übernommen

Zitat Frieda: Mit einem Wischmopp? Oder wie "Tränen aus dem Augenwinkel wischen"? Die Verben abklopfen oder schütteln fände ich hier passender.
Geändert in abklopfen.

Zitat Frieda: Hmmm ... Geht ihr Atem? Stoßweise "gehen" finde ich nicht elegant, erinnert eher an drängende Menschenmassen auf einem Volksfest. Warum nicht: "und sie bereits nach Luft schnappte/hechelte" oder gleich ganz streichen, denn an anderer Stelle findest Du eine so wunderbar plastische, dem Horror dienliche Formulierung:
Vielen Dank für den Vorschlag. Ich habs so gelassen, wie es ist, da ich die Formulierung mag.

Zitat Frieda: Ein Käuzchen auf der Richterbank? Warum anklagend?
Lol. Das sollte „klagend“ sein. Ich stell mir den Kauz grad in der Richterrobe vor. :)

Zitat Frieda: Der Regen prasselte auf sie hernieder.
Warum nicht herab? Oder "Regentropfen liefen/perlten/rannen über ihren Nacken, ihr Rücken wurde klatschnass"...
Auch hier hab ich die Stelle gelassen, wie sie ist. Klar könnte man auch andere Formulierungen wählen, aber manche Dinge mag ich einfach, die kann ich nicht streichen.

Zitat Frieda: Er war quicklebendig.“
Vielleicht des Lautes wegen (quick und quiek), aber bei quicklebendig denke ich mehr an ein Ferkelchen, denn an einen totgeglaubten Lebenden oder einen lebenden Toten. Warum nicht schlicht: Er lebte!
Geändert in: Es ging ihm gut.

Zitat Frieda: Irgendwann versiegten ihre Tränen.
Hach, wie romantisch. Oder kitschig. Das hat sowas von Sissi. Muss man mögen. Kann auch bleiben. Ist nur mein Leseeindruck.
Lol. Kein Problem. Hier und da ein wenig Kitsch kann nicht schaden. :herz:

Zitat Frieda: dicken, knackenden Ast jäh gestoppt wurde.
Oh je, oh jäh. Jäh gehört zu den Worten, die ich am liebsten im Garten vergraben würde. Warum so gehoben?
Das ist mein Stil und ich mag das. Grins. Darum hab ich es gelassen.

Zitat Frieda: dunklem Ebenholz.
Auf die Person, die in ihrem Inneren auf dunkelrotem Samt
Ich habe aus Deinen Kommentaren unter anderen Texten von Dir entnommen, dass Du Adjektive einfach gerne hast. Also will ich sie Dir nicht madig machen, zumal Du da ja schon mit anderen Schreiberlingen ausreichend Disput darüber führst. Aber wenn schon Adjektive, dann lieber ganz scharf beobachtete: dunkles Ebenholz? Ich kenne kein helles Ebenholz. Ebenholz ist schwarz oder schwarz gestreift. Also lieber:
schwarzem Ebenholz (siehe hier auch Tautologie/Pleonasmus, z.B. weißer Schimmel, still und leise)
Auf die Person, die in ihrem Inneren auf weinrotem Samt ...
Die dunkle Doppelung ließe sich so ebenfalls vermeiden.
Ja, so ganz ohne Adjektive kann und mag ich nicht. Sie gehören für mich einfach zur Sprache dazu und ich möchte damit ja auch Bilder schaffen.
Vielen Dank für Deinen Vorschlag. Hab ich geändert.

Zitat Frieda: Sie schaute sich um. Blickte nach links, nach rechts, nach oben
Sie schaute sich um, blickte ... (schauen und blicken gehören zusammen und dürfen beide gerne im selben Satz Platz nehmen, alternativ könntest Du auch eins davon killen)
Geändert

Zitat Frieda: Sie war alleine in dem düsteren Wald.
Braucht es das? Ist diese Aussage nicht ohnehin klar? Und so richtig alleine ist sie ja auch nicht, da wäre immerhin noch der gesprächige Kauz.
Lol. Das stimmt. Habs gekillt. :thumbsup:

Zitat Frieda: „Glaub mir. Er ist tot. Tim ist hier bei uns. An einem besseren Ort.“
Ja, wem denn? Dem Kauz?
Du bringst mich zum Lachen. :schiel: Ist gestrichen.

Zitat Frieda: Ihre Stimme brach. Wird zwar deutlich, was Du meinst. Aber es ist doch kein schlüssiges Bild.
Schade, dass es für Dich kein schlüssiges Bild ergibt. Ich habs dennoch mal so stehen lassen.

Zitat Frieda: Ein heftiger Weinkrampf erschütterte sie. Ihre Schultern zuckten, Magensäure stieg in ihrer Speiseröhre hoch, ihr Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Vorschlaghammer auf ihn einprügeln, ihre Gliedmaßen hingegen fühlten sich an wie gelähmt. Sie bestanden aus zentnerschwerem Blei, der sie in die Tiefe zog. Erschöpft sackte sie auf die Erde und lehnte ihren Kopf an einen Baum.
Bääääm! Das ist geil. Da bin ich mittendrin und erlebe, statt "nur" zu lesen.
Vielen Dank! Das freut mich mega!
Das „hingegen“ hab ich gelassen, da es den Gegensatz ausdrücken soll.

Zitat Frieda: Nur beim letzten Satz: "Der Regen mischte sich mit ihren Tränen!", den ich absichtlich ausgeklammert habe, schnappt die, sei mir bitte nicht böse, "Schnulzenfalle" wieder zu.
Lol. Wie gemein! Lass mich doch ein wenig schnulzig sein. :kuss: Kicher. Ich hab den Satz gekillt.

Zitat Frieda: Lediglich das Käuzchen gab erneut einen durchdringenden Laut von sich.
Huh-Huhuhu-Huuuh, hallte es durch die Dunkelheit.
Es war ein eigenartiger, melancholischer Ruf.
Eigenartig ist mMn kein "gutes" Adjektiv.
Hab den Satz komplett gestrichen.

Zitat Frieda: Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte in der Dunkelheit. (weiß ich bereits, dass es dunkel ist) Dann fiel sie. Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Jetzt war es vorbei. Das würde sie nicht überleben. Doch sie hatte Glück. Die Zweige zerrissen ihre Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie holte sich ein paar blaue Flecken, aber sie brach sich keine Knochen. (Hier könnte noch was passieren, z.B. sich die Knie an einem Stein aufschlagen, durch einen Baum gestoppt werden, der sie vor einer tiefen Schlucht rettete) Da lag sie nun und war völlig fertig. Sie blickte sich um. Der dichte Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen. sie holte sich ein paar blaue Flecken, aber sie brach sich keine Knochen. würde ich streichen, weil du Dramatik aufbaust, um es dann im nächsten Halbsatz wieder zu relativieren. Irgendwie kontraproduktiv.
Danke für die Hinweise und Vorschläge. Hab die Passage geändert.

Zitat Frieda: Der Regen hatte nachgelassen. Es nieselte nur noch leicht.
Zwei Sätze für eine Aussage.
Stimmt. Ist korrigiert.

Zitat Frieda: Als Linda sich der Trauergemeinde näherte, erblickte sie fremde Gesichter.
Linda könnte sich auch heranpirschen oder auf die Trauernden zustürmen, weil sie im Schock ihres Traums davon ausgeht, dass sie ihren geliebten Tim dort im Sarg findet.
Szene ist geändert.

Zitat Frieda: Es fühlte sich an, als würde das Gelenk aus dem Sockel springen.
Laut Duden und meiner Kenntnis stammt Sockel entweder aus dem Bau- und Wirtschaftsjargon oder aus der Elektrotechnik. Ein Sockel im Bereich Anatomie ist mir nicht bekannt. Daher erschließt sich mir dieses Bild nicht und ich frage mich: "Was will die Autorin mir damit sagen?"
Kicher. Das war der Vorschlag eines Lesers, den ich so übernommen hatte. Ist jetzt geändert.

Zitat Frieda: Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken, als sie beim genaueren Hinsehen feststellte, dass die Augen des Mannes leblos wirkten.
Nach "im Hals(e) stecken" würde ich einen Punkt setzen. Dann: Die Augen des Mannes wirkten leblos. "Als sie beim genaueren Hinsehen" würde ich streichen, weil wir uns hier an einer spannenden Stelle befinden, knackig, atemberaubend. "Beim genaueren Hinsehen" verwässert diesen Spannungsaufbau mMn.
Hab ich geändert.

Zitat Frieda: So tiefschwarze Augen hatte sie noch nie zuvor gesehen. Die Pupillen waren nicht zu erkennen. Es waren tote Augen. Starre Augen,
Ganz schön viele Augen für eine Person.
Vorschlag: Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr. Tot. Kalt. Solchen Augen war sie nie zuvor begegnet.
Sehr schöner Vorschlag. Gefällt mir sehr. Habs geändert!

Zitat Frieda: wie einer der Ministranten sich anschickte, den Sarg zu verschließen.
Du hast wohl eine Vorliebe für gehobene Worte. Der Ministrant könnte den Sarg auch einfach schließen.
Lol. Ja, das könnte er, aber wie schon oben geschrieben, ab und an brauch ich solche Worte. :)

Zitat Frieda: Der Kerl mit den Geisteraugen hielt sie fest umklammert.
Das haut mich auch bei zweimaligem Lesen raus. Habe ich was verpasst? Das Augen-Bild beschrieb doch bislang nur den Toten. Wer ist jetzt dieser "Kerl mit den Geisteraugen"? Scheint ein Zweiter zu sein, den ich irgendwie verpasst habe.
Lol. Ja, da hast Du echt was verpasst. Die „Augen“ beziehen sich nicht auf den Toten, sondern auf einen der Trauergäste.

Hier wird er zum ersten Mal erwähnt: Einer der Trauergäste hielt sie zurück, indem er sie grob am Arm packte. Dann geht’s weiter: „Beruhigen Sie sich“, flüsterte ihr der Mann im schwarzen Anzug zu, dessen schlohweißes Haar wild vom Kopf abstand. „Man stört die Toten nicht in ihrer ewigen Ruhe.“ Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Diese Augen! Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr, ohne Mitgefühl.
Die Augen beziehen sich also auf den Mann. Seltsam, dass das bei dir anders rüber gekommen ist. Was hab ich da verkehrt gemacht?

Zitat Frieda: Hier ist Dir die Zeitform abgehauen. Müsste "zuckten" heißen.
Danke! Ist geändert.

Zitat Frieda: Sie musste ihren Blick abwenden und würgte.
würgte ... Hmm ... Eine Frage der Geschmackssache . Klingt mMn nicht schön.
Klar, das ist nicht schön. Sollte in der Szene auch nicht schön klingen. Habs jetzt geändert in „mit Mühe konnte sie den Brechreiz unterdrücken“. Der Vorschlag mit dem Frühstück ist mir in der Szene zu comichhaft.

Zitat Frieda: Sie sackte in den Armen des unheimlichen Kerls zusammen.
Da ist er wieder. Der Kerl, den ich verpasst habe.
Hoffe, das ist jetzt klarer geworden. Der Kerl war die ganze Zeit da. Lol.

Zitat Frieda: Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust Und den darf ich mir wie vorstellen? Da entsteht leider kein Bild. Keucht sie? Quietscht sie? Jault, heult oder schreit sie? Oder ist es wie in meiner Geschichte bereits ein "Knacken der Knochen"?
Da überlass ich der Phantasie des Lesers freien Lauf. Du darfst Dir den gequälten Laut vorstellen, wie Du möchtest.

Zitat Frieda: Huh-Huhuhu-Huuuh, rief das Käuzchen, das auf einmal über ihren Kopf hinwegflatterte. Der traurige Ruf traf sie mitten ins Herz. Melancholisch und schön.
Darf ich fragen, warum du den Kauz verniedlichst?
Vielen Dank! Ja, darfst Du gerne. Ich mag das Wort Käuzchen lieber als Kauz. "Kauz" erinnter mich immer an ...der alte Kauz...

Zitat Frieda: Ein bitteres Lachen stieg in ihrer Kehle auf, sie presste die Lippen zusammen.
Was ist ein bitteres Lachen?
Auch das überlasse ich der Phantasie des Lesers. Kannst Du Dir echt kein Lachen voller Bitterkeit vorstellen?

Zitat Frieda: Ist sie nicht in einem Ausnahmezustand? Bricht sie nicht erstmal zusammen? Weint vor Erleichterung, schöpft Hoffnung, weil der Verschollene gefunden wurde? Und verliert dann den Boden unter den Füßen, weil es schlecht um ihn steht, er wohl nicht überleben wird? Was sie sagt ist für mich schwer vorstellbar, da rational, überlegt, kühl, planmäßig vorgehend. Ebenso wie hier: Sie notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers, hastete ins Bad, um sich frisch zu machen, bevor sie sich ans Laptop setzte.
Du hast total Recht. Mein Fehler. Ich hab die ganze Szene überarbeitet und hoffe, es ist jetzt besser.

Zitat Frieda: legte ihn auf die Matratze und füllte ihn mit fahrigen Händen mit dem Nötigsten.
Vielen Dank. Ist geändert.

Zitat Frieda: Ein versonnenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Schon bald würde sie die Liebe ihres Lebens wiedersehen. Alles wird gut, schoss es ihr durch den Kopf.
Da bin ich leider ganz raus. Einzig vorstellbar wäre für mich, dass sie in diesem Augenblick beschließt, ihr Leben zu beenden.
Ich stimme zu. Mein Fehler. Habs geändert.

Zitat Frieda: Ist Tim nicht kurz vorm Sterben?
Auch das hab ich überarbeitet. Er ist zwar im Koma, aber über die Prognose wird nichts mehr erwähnt. Hoffnung soll auf jeden Fall da sein. Und die Protagonistin will auf keinen Fall Selbstmord begehen.

Zitat Frieda: Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Ja, Tim, ich komme. Bald sind wir wieder vereint.
Also doch Selbstmord? Und falls ja, würde ich mir wünschen, dass Du es ausbaust. Ich erfahre einfach zu wenig, um ergriffen zu sein. Weder, was die Beziehung zwischen Tim und Linda so prägend, so wichtig macht, noch, warum sie so wenig im/am Leben hält. Warum scheint ohne ihn alles ausweglos?
Du hast Recht. Ich habe versucht, das besser zu machen.

Zitat Frieda: Nebenbei: Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper ist eine schöne Formulierung.
Vielen Dank!

Zitat Frieda: Du hast eine an sich schon dramatische Situation gewählt; mit Linda möchte ich nicht tauschen. Über sie und über Tim, über ihre gemeinsame Zeit VOR dem Bootsausflug (Ist er Hochseeangler?), erfahre ich wenig. Das Innenleben von Linda ist kaum beleuchtet; Einerseits schon, weil Du mich in ihren Traum mitnimmst, der ja wahrlich traumatisch ist. Daraus schließe ich, dass es sie doch "sehr umtreibt". Andererseits relativierst Du das dann wieder durch ihre abgeklärte Reaktion am Telefon. Am Ende bleibe ich zurück mit einem Schluss, der mir auch nur Rätsel aufgibt. Wo sind sie bald vereint? In Portugal oder im Tod? Mit ein bisschen mehr Futter an den richtigen Stellen und etwas weniger ominösem Adjektivgebrauch würdest Du mMn einen spannenden, aufregenden und fiesen Trip durch einen Traum UND eine Realität, die ich selbst so nicht erleben möchte, aufpolieren (Schachtelsatz lässt grüßen).
Vielen Dank! Du hast Recht. Hab versucht, das besser zu machen.

Zitat Frieda: PS. "Den Adel" in Form gehobener Worte dürftest Du nach meinem Empfinden gerne davonjagen und in einem historischen Liebesroman wieder aufleben lassen.
Lol. An einigen Stellen hab ich ihn gelassen.

Zitat Frieda: Ich hoffe, Du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen. Falls nicht, nicht. Verwende, was Du magst und hau in die Tonne, was Du nicht gebrauchen kannst.
Dein Feedback war mega hilfreich. Herzlichen Dank dafür!

Zitat Frieda: PS. Dein Kauz gefällt mir und auch sein wiederholter Laut, der wie ein "mysteriöser" Rahmen in Deiner Geschichte auftaucht.
Ich danke Dir und freu mich!

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Silvita

 

Liebe @Silvita,

Du bist ja flink im Überarbeiten und noch flinker im Antworten! :)

Sie stand auf einer Lichtung, die in der Ferne von hohen Eichen umrahmt wurde. Überall Steine. In der Ferne Menschen. Was hatte das zu bedeuten? Schaudernd zog sie den Kragen ihres Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Als sie sich an die Trauergemeinde heranpirschte, sah sie fremde Gesichter.
Hoppla, wo kommt denn die Trauergemeinde auf einmal her? Linda mag sich das auch gedacht haben, aber ich als Leser stehe da im Wald, mitten im Wald. Eben noch die Schlucht überlebt, dann eine Lichtung und zack! - schon eine Trauergemeinde in weiter Ferne bei stockfinsterer Nacht. Erst weiter hinten löst Du auf, dass sie träumt. Und im Traum kann ja bekanntlich alles passieren. Wenn ich aber in meiner Fantasie nachts mit Linda durch den Wald renne, dann hakt es bei dem Gedanken an eine Trauergemeinde. An eine Hexenversammlung denke ich da eher. Nicht, dass Du sie rausnehmen sollst, das meine ich nicht. Es liest sich nur so, als würde sich in Lindas personale Erzählperspektive plötzlich ein allwissender Erzähler einmischen, der ja längst weiß, was da vorne vor sich geht. Sie selbst sieht die Menschen nur in der Ferne. Nachts. Ziemlich dunkel da. Könnte sie nicht Fackeln, Kerzen, Grablampen flackern sehen? Mutmaßen, dass sie einen Friedhof vor sich hat? Konturen von Grabsteinen erkennen? Ein großes Kreuz könnte sie aus weiter Ferne wohl wahrnehmen. Und dann, aber erst nachdem sie sich nähert, im Flackern der Kerzen eine Trauergemeinde erkennen. Außer Du verpasst ihr ein Nachtsichtgerät, das ginge auch.

Nur noch ein paar Millimeter und der Sarg war zu.
Wie zu? Deckel geschlossen/zu kann nicht sein, weil erst hinterher die Maden ihren Einsatz erhalten. "Zu" im Sinne von bedeckt mit Erde? Aber der Sarg ist doch noch offen?

Sie wimmerte, hatte Mühe, einen vollständigen Satz zu formulieren.
Schön. Also nicht für Linda, aber für mich. Sie ist mir als Mensch/Figur jetzt näher, weil ich ihre Reaktion nachempfinden kann. Besonders wegen des pikanten Details, das Du noch eingeflochten hast:
Ihre Hände glitten über den Bauch, die sanfte Wölbung. Sie konnte die Tritte spüren.
Schön und vor allem dramatisch!

Die blecherne Stimme übernahm das Kommando.
Die blecherne Stimme halte ich für einen hübschen Einfall. Da sie aber zweimal vorkommt: zu Beginn und nach dem Telefonat würde ich ersteres streichen. Ein Kommando übernehmen scheint mir eine abrupte, fast unpassende Darstellung dafür, dass sie ans Telefon geht. Dass sie abnimmt, wird ja ohnehin verdeutlicht, indem der Mann spricht. Bräuchte also keine "Einleitung" ... und Kommando? Ich weiß nicht. Ein Kommando ist doch sehr militärisch oder zumindest etwas hündisches. "Sitz!", "Bleib", "Gib sofort meinen Schuh wieder her!" sind mMn Kommandos. ;)


hastete ins Bad, um sich frisch zu machen,
Du hast ihre Reaktionen so verändert, dass mir die Beziehung und Lindas Charakter jetzt näher sind als zuvor. Ich finde es schlüssiger: logisch und nachvollziehbar. Bis auf dieses kleine, "fiese" frischmachen. Womöglich ist sie übereitel. Das mag sein. Aber es wäre spekulativ, nichts, was in Deinem Text vorkommt. Ich sehe eine schwangere Frau, die ihren Mann vermisst und eben gerade erfährt, dass er lebt und in Portugal an Land geschwemmt wurde. Würde sie sich wirklich erstmal schön gemütlich hübsch oder frisch machen, vielleicht noch ein Bad im Rosenwasser nehmen, sich die Haare hochtoupieren, um dann ganz enstpannt einen Flug zu buchen? Entschuldige meine Übertreibung; sie dient einfach dazu, Dir verständlich zu machen, wie ich das verstehe. Du verstehst? :D

Zuletzt noch Kleinigkeiten:

Sie schaffte es kaum, denn Füller in der Hand zu halten, notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers, starrte das Handy an, als die blecherne Stimme sich verabschiedet hatte. Sie setzt sich aufs Bett, zog die Knie heran, umschlang sie, wiegte sich hin und her.
1) Präteritum trifft Plusquamperfekt gefolgt von Präsens.
Müsste heißen: Sie setzte sich auf das Bett (statt aufs, würde ich ausschreiben)
2) Hier ist die blecherne Stimme sehr gut aufgehoben. :thumbsup:
3) Kleiner Einwand: "starrte das Handy an, als die blecherne Stimme" deutet doch auf eine Gleichzeitigkeit hin. Bleibt sie nicht bis zum Schluss am Telefon? Als getauscht durch z.B. nachdem würde die Sache in eine Reihenfolge bringen und dem Plusqamperfekt seine Daseinsberechtigung erteilen.

Freut mich jedenfalls, dass ich Dich zum Lachen bringen konnte und freut mich noch viel mehr, dass ich Dir bei Deinem Text helfen konnte. Ich werde hier und da nochmal reinschauen.

Eine schöne Woche Dir und liebe Grüße,
Frieda Kartell

 

Liebe @Frieda Kartell ,

vielen Dank, dass Du noch mal drüber geschaut hast. Dein Feedback ist wieder sehr hilfreich. :thumbsup:

Zitat Frieda: Du bist ja flink im Überarbeiten und noch flinker im Antworten!
Im Moment bin ich gerade beruflich nicht so sehr eingespannt, da geht das. :)

Zitat Frieda: Hoppla, wo kommt denn die Trauergemeinde auf einmal her? Linda mag sich das auch gedacht haben, aber ich als Leser stehe da im Wald, mitten im Wald. Eben noch die Schlucht überlebt, dann eine Lichtung und zack! - schon eine Trauergemeinde in weiter Ferne bei stockfinsterer Nacht. Erst weiter hinten löst Du auf, dass sie träumt. Und im Traum kann ja bekanntlich alles passieren. Wenn ich aber in meiner Fantasie nachts mit Linda durch den Wald renne, dann hakt es bei dem Gedanken an eine Trauergemeinde. An eine Hexenversammlung denke ich da eher. Nicht, dass Du sie rausnehmen sollst, das meine ich nicht. Es liest sich nur so, als würde sich in Lindas personale Erzählperspektive plötzlich ein allwissender Erzähler einmischen, der ja längst weiß, was da vorne vor sich geht. Sie selbst sieht die Menschen nur in der Ferne. Nachts. Ziemlich dunkel da. Könnte sie nicht Fackeln, Kerzen, Grablampen flackern sehen? Mutmaßen, dass sie einen Friedhof vor sich hat? Konturen von Grabsteinen erkennen? Ein großes Kreuz könnte sie aus weiter Ferne wohl wahrnehmen. Und dann, aber erst nachdem sie sich nähert, im Flackern der Kerzen eine Trauergemeinde erkennen. Außer Du verpasst ihr ein Nachtsichtgerät, das ginge auch.
Lol. :bounce: Du hast Recht. Ich hab die Passage geändert.

Zitat Frieda: Nur noch ein paar Millimeter und der Sarg war zu.
Wie zu? Deckel geschlossen/zu kann nicht sein, weil erst hinterher die Maden ihren Einsatz erhalten. "Zu" im Sinne von bedeckt mit Erde? Aber der Sarg ist doch noch offen?
Er will den Sarg mit dem Deckel verschließen. Er danach würde er theoretisch in die Erde herabgelassen werden. Ich habe das mit dem Deckel hinzugefügt und hoffe, es ist jetzt klarer.

Zitat Frieda: Sie wimmerte, hatte Mühe, einen vollständigen Satz zu formulieren.
Schön. Also nicht für Linda, aber für mich. Sie ist mir als Mensch/Figur jetzt näher, weil ich ihre Reaktion nachempfinden kann. Besonders wegen des pikanten Details, das Du noch eingeflochten hast:
Vielen Dank! Das freut mich. Du hast mich inspiriert.

Zitat Frieda: Ihre Hände glitten über den Bauch, die sanfte Wölbung. Sie konnte die Tritte spüren.
Schön und vor allem dramatisch!
Auch hierfür herzlichen Dank!

Zitat Frieda: Die blecherne Stimme halte ich für einen hübschen Einfall. Da sie aber zweimal vorkommt: zu Beginn und nach dem Telefonat würde ich ersteres streichen.
Hab ich entsprechend angepasst.

Zitat Frieda: Du hast ihre Reaktionen so verändert, dass mir die Beziehung und Lindas Charakter jetzt näher sind als zuvor. Ich finde es schlüssiger: logisch und nachvollziehbar. Bis auf dieses kleine, "fiese" frischmachen. Womöglich ist sie übereitel. Das mag sein. Aber es wäre spekulativ, nichts, was in Deinem Text vorkommt. Ich sehe eine schwangere Frau, die ihren Mann vermisst und eben gerade erfährt, dass er lebt und in Portugal an Land geschwemmt wurde. Würde sie sich wirklich erstmal schön gemütlich hübsch oder frisch machen, vielleicht noch ein Bad im Rosenwasser nehmen, sich die Haare Übertreibung; sie dient einfach dazu, Dir verständlich zu machen, wie ich das verstehe. Du verstehst?
Lol. :) Danke für die anschauliche Übertreibung. Du hast Recht. Das sollte natürlich nach so einem Anruf keine Priorität haben. Ich hab die Passage geändert.

Zitat Frieda: 1) Präteritum trifft Plusquamperfekt gefolgt von Präsens.
Müsste heißen: Sie setzte sich auf das Bett (statt aufs, würde ich ausschreiben)
Hab ich geändert.

Zitat Frieda: 2) Hier ist die blecherne Stimme sehr gut aufgehoben.
Schön :thumbsup:

Zitat Frieda: 3) Kleiner Einwand: "starrte das Handy an, als die blecherne Stimme" deutet doch auf eine Gleichzeitigkeit hin. Bleibt sie nicht bis zum Schluss am Telefon? Als getauscht durch z.B. nachdem würde die Sache in eine Reihenfolge bringen und dem Plusqamperfekt seine Daseinsberechtigung erteilen.
Es sollte zeigen, dass sie das Handy auch nach dem Gespräch noch anstarrt. Hab es anders formuliert.

Zitat Frieda: Freut mich jedenfalls, dass ich Dich zum Lachen bringen konnte und freut mich noch viel mehr, dass ich Dir bei Deinem Text helfen konnte. Ich werde hier und da nochmal reinschauen.
Das ist schön! Du hast mir sehr geholfen und auch dieses Mal musste ich wieder schmunzeln. :)

Ganz liebe Grüße zurück und auch Dir eine schöne Woche,

Silvita

 

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