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Time Crash

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10.08.2009
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Time Crash

Der 78-jährige Francois hatte endlich sein Ziel erreicht – Die Fertigstellung der Zeitmaschine. Oft versucht, doch nie erreicht, war er der Erste der es geschafft hatte. Doch ihm lag nichts an der Vermarktung oder dem Ruhm dieser Erfindung. Nein, er wollte die Welt verändern und zwar zuerst seine eigene. Er reiste fünfzig Jahre zurück und besuchte sich selbst. Er wusste noch wo er damals wohnte und klingelte an der Haustüre. Der junge Francois öffnete.

„Ja?“
„Ähm ... Ich ... Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Francois, ich habe etwas Wichtiges mit Dir zu besprechen. Darf ich hereinkommen?“
„Wer sind Sie? Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Das kann ich Dir erklären, wenn Du mich hereinlässt. Glaube mir, es geht um Leben und Tod.“
„Na gut, aber ich habe nicht so viel Zeit.“

Der alte Francois betrat die Wohnung und ging voraus ins Wohnzimmer.

„He, Sie können doch nicht einfach so tun, als wären Sie hier zu Hause.“
„Ich bin es, lieber Francois, ich bin es.“
„Nein, sind Sie nicht und wenn Sie sich nicht sofort benehmen, werfe ich Sie umgehend raus. Also, was wollen Sie?“
„Erkennst Du mich denn gar nicht, Francois?“
„Nein, ich habe Sie noch nie im Leben gesehen. Was soll das Ganze? Kennen wir uns?“
„Besser als Du glaubst.“
„Ja ... Und? Wer sind Sie nun? Weshalb machen Sie es so spannend?“
„Tjaaa ...“

Der junge Francois verlor allmählich die Geduld. Es war ihm anzusehen, deshalb kam der alte Francois zur Sache.

„Pass jetzt auf, mein lieber Francois. Das wird nicht leicht für Dich ... Ähm ... Für mich übrigens auch nicht. Mein Gott, das ist fast so schwer zu sagen, als wäre jemand gestorben ...“
„IST JEMAND GESTORBEN?“ fragte der junge Francois erschrocken.
„Nein, nein. Keine Angst. Es ist nichts Schlimmes, eher etwas Schönes. Schau mich mal genau an, Francois.“
„Ich kenne Sie nicht, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“
„Ich bitte Dich Francois, so sehr verändern sich die Menschen nun auch nicht mit den Jahren. Sie werden vielleicht ein wenig kleiner, bekommen graue Haare, eine verschrumpelte Haut, aber das eigentliche Antlitz bleibt. Vielleicht ein paar Sorgenfalten mehr, aber sonst ... Ich habe mich auch mit voller Absicht nicht rasiert, um Dir mein rohes Angesicht zu bieten.“
„Das ist kein rohes Angesicht. Roh würde bedeuten, dass Sie sich eben NICHT rasiert haben., weil ein Bart der Natur entspricht. Eine Rasur ist lediglich ein geschaffenes Schönheitsideal.“

„Ach, Du hast ja so Recht. Ich hatte das schon ganz vergessen, dass ich als ich 28 Jahre alt war, die Überzeugung hatte, einen Bart zu tragen. Mach Dir keine Gedanken, nächstes Jahr wirst Du wieder ein glattes Gesicht haben.“
„Ich will aber kein glattes Gesicht haben und was fällt Ihnen ein hier einfach irgendwelche Prophezeiungen auszusprechen?“ sagte der junge Francois wütend.
„Pass nun gut auf, Francois. Was ich Dir jetzt erzähle wird für Dich so fantastisch, so unglaubwürdig, ja so exorbitant wirken, dass Du in Ohnmacht fällst. Du solltest Dich also lieber setzen.“

Mürrisch und widerwillig setzte sich der junge Francois.

„Ich bin mir sicher, Du hast es schon in vielen Science-Fiction-Filmen gesehen und nie für möglich gehalten. Aber nun ist es tatsächlich geschehen. Ich habe eine Zeitmaschine erfunden. Ich bin Francois Smith und ich bin Du und Du bist Ich.“
„Sehr witzig, alter Mann. Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, oder was?“
„Wenn Du mich ein wenig näher ansiehst, werden Dir Gemeinsamkeiten auffallen.“
„Das ist doch absoluter Schwachsinn, was Sie da verzapfen. Sollte es wirklich irgendwann die Möglichkeit geben in die Vergangenheit zu reisen, wäre uns das schon längst aufgefallen, weil dadurch, dass die Menschen in die Vergangenheit reisen, bestätigen sie ja schon, dass es möglich ist, ergo existiert keine Möglichkeit einer Zeitreise.“
„Und mal angenommen, diese Zeitreise geschehe nun zum ersten mal? Dann bestätige ich demnach hiermit auch das erste mal, dass es möglich ist.“
„Aber das ist doch total unlogisch. Wissen Sie eigentlich, was Sie da gerade behaupten? Sie behaupten, es gäbe Millionen ... ach, was sage ich? Milliarden von Zeiten und Milliarden von Francois’ die Sie besuchen könnten? Das geht doch nicht. Der menschliche Körper hat die traurige Eigenschaft zu altern. Sie behaupten sozusagen, es existiert eine Welt in der ich eine Sekunde jünger bin, dann existiert eine Welt, in der ich zwei Sekunden jünger bin und so weiter. Verstehen Sie, was ich meine? Was Sie da sagen, würde theoretisch nur ausdrücken, dass wir Menschen eine Art Video-Band sind, das man jederzeit vor- und zurückspulen kann und wir in diesen Film mit einsteigen können.“

„Anscheinend ist es so ähnlich.“ sagte der alte Francois lächelnd.

„Das glaube ich nicht, bevor ich es nicht selbst gesehen habe. Wissen Sie, dann könnte ich jetzt ja mit Ihnen in die Vergangenheit reisen, zu dem Zeitpunkt, als Sie gerade bei mir klingelten. Wir könnten uns also dabei beobachten und uns sogar besuchen?“
“Ja. Das ist möglich, Francois.“
„Aber dann wären wir ja insgesamt vier Francois’. Und wenn wir dann zu viert entscheiden, wieder zu dem Zeitpunkt zurück zu kehren, an dem Sie bei mir klingelten wären wir zu sechst.“
„So ist es, Francois.“
„Auch eine interessante Art zu klonen ... Wissen Sie, ich halte Sie für verrückt. Wenn Sie wirklich aus der Zukunft kommen, müssen Sie mir das irgendwie beweisen. Zeigen Sie mir Ihre Zeitmaschine, zeigen Sie ...“
„Ich komme nicht aus der Zukunft, sondern aus der Gegenwart. Zur Zukunft wird sie nur, weil Du in der Vergangenheit lebst.“
„Nein, ICH lebe in der Gegenwart. Wissen Sie, eigentlich müssten Sie doch wissen, wie ich denke, wenn Sie tatsächlich ICH wären.“
„Ich weiß in der Tat wie Du denkst. Deshalb kann ich Dich davon in Kenntnis setzen, dass es keine Bezeichnungen wie Gegenwart oder Zukunft geben sollte, da Zeit relativ ist.“
„Was für ein Quatsch. Wenn ich plane, morgen ins Schwimmbad zu gehen, dann ist das ein Gedanke an die Zukunft.“
„Du hast natürlich Recht. Gedanklich existiert eine Art Zukunft, aber nicht in der Realität. Es ist bereits alles geschehen was geschehen ist und es ist bereits alles geschehen was noch geschehen wird. Verstehst Du?“
„Das heißt sozusagen, es gibt ein unveränderbares Schicksal?“
„Jetzt nicht mehr, seitdem ich die Zeitmaschine erfunden habe.“
„Sie müssen mich überzeugen, das ist einfach alles zu unglaublich.“
„Ja, ich habe mir bereits Gedanken gemacht, wie ich Dich überzeugen könnte. Ich dachte daran, dass alles was ich über Dich weiß, nicht ausreichen wird, Dich zu überzeugen. Du könntest denken, irgendjemand hat mich darüber informiert oder schlimmer noch, Du wurdest während Deinem Leben beobachtet, oder jemand zeichnete heimlich alles mit auf.“
„Wenn ich sowieso ein Video-Band bin, braucht es ja niemand aufzuzeichnen, ha ha ... Mal angenommen, Du kämst wirklich aus der Zukunft. Weshalb verschmelzen wir dann nicht ineinander?“
„Ich bin froh, dass es nicht so ist. Eine meiner Befürchtungen war, dass ich, wenn ich in die Zeit zurück reise, dementsprechend jünger und einfach sozusagen in das alte Leben hineingeworfen werde. Dass ich auch geistig zurückgespult werde und mich also wieder als 28-jähriger Francois hier in der Vergangenheit und in nur einer Person wiederfinde, was bedeuten würde, dass ich auch nichts an der Vergangenheit ändern kann. Demnach würde ich auch nicht in die Zukunft reisen können, weil ich damit nur meinen Alterungsprozess beschleunigen und somit sterben würde. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es so ist, wie es ist.“
„Aber was genau ist Dein Ziel?“
„Mein erstes Ziel ist es, Dich vor einigen Fehlern zu warnen, die Du in der nächsten Zeit begehen wirst. Fehler, die ich mein ganzes Leben lang bereute.“
„Aber weshalb interessiert es Dich, was aus mir wird? Du stirbst sowieso bald ... Entschuldige bitte.“
„Ich möchte Dich nur vor einigen Enttäuschungen bewahren, Francois.“
„Das heißt, Du möchtest gerne Gott spielen und ein Leben verändern, so wie es Dir passt?“
„Ich möchte MEIN Leben verändern.“
„Aber DU wirst nichts davon spüren, weil Du in einer anderen ... äh ... Dimension lebst.“
„Vielleicht werde ich doch etwas davon spüren, denn wenn ich Dein Leben verändere, ist es automatisch auch meines, also demnach auch mein Gefühl und mein Verstand.“

„Hm ... Ich weiß nicht. Das klingt irgendwie egoistisch. Das klingt, als wolltest Du bloß DEINE Haut retten und nicht MEINE.“

„Aber Ich BIN Du.“

„Ich weiß nicht, ich finde das trotzdem egoistisch. Und was willst Du damit erreichen? Seelenfrieden?“

„Es gibt nichts Derartiges wie eine Seele.“

„Siehst Du? Wenn Du das weißt ... Wenn Du weißt, dass es eine merkwürdige Vorstellung ist, dass eine sogenannte Seele den Körper verlässt und dann auf ewig irgendwo im Himmel rumschwebt und weshalb dann die Menschen nicht gleich unsterblich sind und sich die Frage stellt, was das Leben auf der Erde soll, wenn wir sowieso eine unsterbliche Seele haben ... Wenn Du all das weißt, weshalb willst Du dann etwas ändern? Und wenn DU ICH bist, weshalb weißt Du dann nicht wie ich darüber denke?“

„Ich weiß wie Du darüber denkst, natürlich weiß ich es. Wie gesagt, ich möchte DEIN Leben retten. Du hast nur eines. Verstehst Du? Du solltest es nicht vermasseln. Sonst ärgerst Du Dich am Ende und fragst Dich was das für ein miserables Leben war, das Du verschwendet hast.“

„Okay, wenn Du die Möglichkeit hast, mich in der Zeit herumreisen zu lassen, weshalb setzt Du mich dann nicht einfach da ab, wo ich das Schlimmste schon durchgestanden habe? So, dass ich praktisch gar nichts davon mitbekomme und somit ein unbekümmertes Leben führen kann? Damit ändern wir nichts an der Zeit und haben trotzdem das erreicht was wir wollten.“

„Ja, ich wusste, dass Du so argumentieren würdest. Als ich 28 Jahre alt war, hatte ich mir
noch keine näheren Gedanken darüber gemacht. Pass auf: Wenn ich Dich ein paar Jahre nach Deinen Vergehen absetze, Dich diese negative Zeit sozusagen überspringen lasse, ändert das nichts an Deiner Person, weshalb Du die selben Fehler noch einmal machen wirst, verstehst Du?“

„Hm ... Ich befürchte ja.“

„Außerdem würdest Du in dieser Welt dann zweimal leben. Und das wäre sicher auch ein großes Problem.“

„Apropos mehrfache Existenz: Wenn Du irgendwann wieder zurück in die Zukunft, bzw. Deine Gegenwart reist, wirst Du dann nicht auch schon dort existieren? Ich meine, selbst wenn Du genau den Zeitpunkt triffst, an dem Du losgereist bist, dann triffst Du Dich doch selbst dort, oder?“

„Ja, das ist eine Sache, die vielleicht problematisch werden könnte. Ich werde mich allerdings wohl nur für kurze Zeit selbst sehen, da ich bzw. er ja dann gerade dabei ist, in die Vergangenheit zu reisen. Allerdings wird er sich sehr wundern mich zu sehen und wenn ich ihm sage, dass ich bereits in der Vergangenheit war und seine Reise dorthin nicht mehr nötig ist, bleibt er vielleicht bei mir. Aber was soll ich zu Hause mit einem weiteren 78-jährigen Francois? Was mache ich mit dem? Wenn ich ihn töte, töte ich dann auch mich selbst? Wie werde ich ihn wieder los? Schicke ich Ihn in die Zukunft? Wenigstens fünf Jahre entfernt von mir. Allerdings wird er sich dann vielleicht selbst treffen und auch unzufrieden sein. Vermutlich wird er zurück in meine Gegenwart kommen und mich beschimpfen, was ich da für ein Chaos angerichtet habe. Oder soll ich mit ihm zusammen leben? Oder lasse ich ihn im Unklaren darüber, was ihn in der Vergangenheit erwartet und lasse ihn trotzdem abreisen? Aber wenn ich ihn abreisen lasse, begeht er den selben Fehler und kommt auch zu früh wieder in der Gegenwart an, so dass wir dann zu dritt wären und dieser Dritte begeht ebenfalls den Fehler, so dass wir dann zu viert wären ... Oh, mein Gott! ... Am Besten stelle ich vorsichtshalber meine Ankunft auf etwa eine oder zwei Sekunden später als die Abreise ein. Das dürfte dann in Ordnung gehen. Dann habe ich zwar eine oder zwei Sekunden in meinem Leben übersprungen, aber ich glaube damit kann ich leben und denke, dass in dieser kurzen Zeit nichts gravierendes geschehen wird. Obwohl ich in meinem Leben eigentlich nichts übersprungen habe, denn den Alterungsprozess selbst kann man nicht ändern. Naja ... Wie auch immer ... Was ich Dir eigentlich mitteilen wollte: Begehe keine Verbrechen, lebe nicht in der Vergangenheit, betrüge nicht Deine Frau, gehe nicht ins Kasino ...“

„Das hört sich an, als würdest Du mir gerade die Bibel vorlesen oder als würde ich einen Film sehen, in dem es um Moral geht. Und was das Leben in der Vergangenheit angeht: Du tust es doch selbst gerade in diesem Moment. Es tut mir leid, ich hatte nie sehr viel von der Bibel gehalten, wie Du weißt. Was mir jemand predigt, habe ich bis jetzt immer ignoriert, egal ob es ein Priester, oder ob Du selbst bzw. ich selbst es bin. Man kann nur durch Erfahrung dazu lernen und nicht durch Befehle. Ich weiß gar nicht, weshalb ich mir das jetzt alles anhöre. Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Man kann die Zukunft nicht ändern. So weit die Wissenschaft heutzutage auch sein mag, es wird weder jemals möglich sein in der Zeit zu reisen, da das Leben wie schon gesagt kein Film ist, noch wird es möglich sein im Raum zu reisen, das heißt sich beamen zu lassen, denn in dem Moment, in dem ein Körper in seine Bestandteile zerlegt wird, ist er tot. Alles andere ist Science-Fiction. Ich empfehle Dir in Deiner Gegenwart oder in meiner Zukunft einen Psychoanalytiker aufzusuchen, der Dir bzw. mir vielleicht helfen kann. Ich möchte Dich bitten nun zu gehen.“

„Du ... Du hast Recht. Ich ... Ich wundere mich, dass ich das erst jetzt erkannt habe.“

„Du hast es vermutlich Dein ganzes Leben lang gewusst, nur hast Du es irgendwann ignoriert.“

ENDE​

 
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Hallo Achmed,

Herzlich willkommen! Ich habe sie gern gelesen, Deine Geschichte. Sprachlich finde ich sie flott geschrieben und flüssig zu lesen.

Inhaltlich ja nicht wirklich was Neues, aber die Idee gibt immer noch von sich. Zwar konnte man dem Dialog gut folgen und er wurde für mich nicht langweilig, trotzdem fand ich die Diskussion über die Möglichkeit dessen, was gerade geschieht, zu sehr in die Länge gezogen. Auf deren Kosten kommt meines Erachtens die Lebendigkeit Deines Protagonisten. Ich hätte gern mehr über ihn erfahren - Gegenwart und Vergangenheit - als dass er mal ein Verbrechen beging, Glücksspiel, und seine Frau betrog (finde ich etwas zu klischeehaft), und daher im Alter eine Zeitmaschine erfand, um seine Fehler auszubügeln. Auch das "sich-selbst-treffen" in jüngeren Jahren, könnte mehr hergeben und die Dialoge zeigen, wie er sich verändert hat, was ihn an sich selbst irritiert, was er nicht mehr versteht. (las mal eine Geschichte von Jose Luis Borges, in der er sich selbst trifft, die ich sehr interessant fand).

Die Wende zum Schluss finde ich interessant, aber sie kommt mir ein Bisschen zu abrupt, und deshalb nicht allzu glaubhaft, daher. "Ach so, Du hast Recht - dann fahr ich halt wieder zurück mit meiner Zeitmaschine, und lasse Dich/mich meine Fehler begehen. Das alles, was hier passiert, passiert ja gar nicht." ;) So kam's mir vor. Ich glaub, er würde schon noch eine Weile daran nagen, und versuchen, den Jüngeren zu überzeugen, bzw. sich selbst davon überzeugen, dass er sein Leben nicht mehr verändern kann. Würde ich noch ausbauen.

Kurz: hat Spaß gemacht. Für mich etwas weniger metaphysisches Debatieren und etwas mehr aus dem Leben des Zeitreisenden.

Übrigens bist Du, glaube ich, in der falschen Rubrik gelandet. Science Fiction wäre wohl angebrachter.

Viel Erfolg und liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth,

freut mich, dass Du die Geschichte gern gelesen hast. Ich habe mir fast ein bisschen gedacht, dass das Ende zu plötzlich kommt. Ich werde mir da nochmal was überlegen und das Ganze ggf. ein bisschen ausbauen, auch die näheren Gründe des alten Francois sein Leben zu verändern.

Mit der Rubrik war ich mir von vorne herein nicht ganz sicher. Für Science-Fiction fand ich, hatte die Geschichte zu viel Realismus. Dann dachte ich darüber nach, ob sie ins Philosophische passt, ließ das aber dann auch sein, weil ich der Meinung war, sie wäre nicht tiefgründig genug. Das Experiment dachte ich, besteht darin, dass es sich eigentlich weniger um den typischen Aufbau einer Geschichte, sondern lediglich um einen Dialog handelt, an dessen Ende eine Erkenntnis steht. Aber vielleicht passt die Geschichte auch unter Sonstiges ganz gut. Mal sehen.

Grüße
Achmed

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Achmed Jenkins!

Obwohl ich der Meinung bin, dass es so etwas wie "Zeit" nicht gibt, lese ich immer wieder gerne Geschichten über Zeitreisen. Das Thema ist ja schon lange in der Literatur unterwegs, sodass der Raum neuer Ideen inzwischen recht eng geworden ist.
Du hast einige schöne Bilder verwendet, z.B. den Vergleich mit dem Tonband. Auch die (ursprünglichen) Befürchtungen des "Alten", was mit ihm am Zielpunkt seiner Reise passieren könnte, waren recht interessant. Ebenso der Gedanke an die neue Art des Klonens bzw. der Vervielfältigung ein und derselben Person.
Die junge wie auch die alte Ausgabe deiner Hauptfigur sind recht störrische und eigensinnige Gesellen. Der eine lässt sich nicht helfen, der andere arbeitet an seiner Zeitmaschine bis das Ding endlich funktioniert, um sein Leben neu zu gestalten und zu verbessern.
Eben wegen dieser Charakterzüge geht mir folgende Szene zu glatt und zu schnell:

„Ja?“
„Ähm ... Ich ... Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Francois, ich habe etwas Wichtiges mit Dir zu besprechen. Darf ich hereinkommen?“
„Wer sind Sie? Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Das kann ich Dir erklären, wenn Du mich hereinlässt. Glaube mir, es geht um Leben und Tod.“
„Na gut, aber ich habe nicht so viel Zeit.“
Würde diesen Dialog noch etwas ausbauen. Eine solch interessante Situation würd ich nicht so verschenken. Da muss noch was Pfiffiges kommen.

Ebenso viel zu schnell und glatt, das Ende deiner Geschichte.

Du ... Du hast Recht. Ich ... Ich wundere mich, dass ich das erst jetzt erkannt habe.“

„Du hast es vermutlich Dein ganzes Leben lang gewusst, nur hast Du es irgendwann ignoriert.“

Der Alte hat viele Jahre seines Lebens, all seine Kraft und wahrscheinlich auch sein ganzes Geld in die ZM gesteckt. Da wird er so schnell nicht aufgeben. Dafür hat er bis dahin sein Motiv viel zu zielstrebig verfolgt.
Motiv siehe hier:
„Mein erstes Ziel ist es, Dich vor einigen Fehlern zu warnen, die Du in der nächsten Zeit begehen wirst. Fehler, die ich mein ganzes Leben lang bereute.“
„Vielleicht werde ich doch etwas davon spüren, denn wenn ich Dein Leben verändere, ist es automatisch auch meines, also demnach auch mein Gefühl und mein Verstand.“
Nun sind die Fronten aber verhärtet. Vielleicht findest du ja noch einen Dreh, das Ganze zu einem anderen Abschluss zu bringen, dürfte aber angesichts der festgefahren Situation (und der störrischen Charaktere) nicht ganz einfach werden.
Als Lösung könnte den Beiden natürlich auch die Erkenntnis kommen, dass die (nachträgliche) Veränderung des Lebenslaufes keinen Erfolg bringen würde.
Das könnte in etwa so aussehen:
Wenn der junge Francois die Ratschläge annehmen würde, gäbe es für den alten in der Zukunft keinen (hinreichenden) Grund mehr, eine ZM zu bauen.
Somit würde der "junge" keinen Besuch von seinem älteren Ich erhalten und deswegen wiederum auch die Ratschläge nicht.
Egal wie man es macht, das Ergebnis ist und bleibt immer das gleiche: Nichts ändert sich!
Mit dieser Erkenntnis reist der alte Francois enttäuscht und geknickt zurück in seine Zeit.

Nun noch ein paar andere Dinge, die mir aufgefallen sind:

Der alte Francois betrat die Wohnung und ging voraus ins Wohnzimmer.
Solche "Regieanweisungen" hast du öfter in deinem Text. Könntest ja versuchen diese Vorgänge mehr ins Geschehen einfließen zu lassen.
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Ich habe mich auch mit voller Absicht nicht rasiert, um Dir mein rohes Angesicht zu bieten.“
„Das ist kein rohes Angesicht. Roh würde bedeuten, dass Sie sich eben NICHT rasiert haben., weil ein Bart der Natur entspricht. Eine Rasur ist lediglich ein geschaffenes Schönheitsideal.“
Entweder ist das hervorgehobene "nicht" fehl am Platze, oder die reden aneinander vorbei (machen die gleiche Aussage), oder ich verstehe das nicht.
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„Siehst Du? Wenn Du das weißt ... Wenn Du weißt, dass es eine merkwürdige Vorstellung ist, dass eine sogenannte Seele den Körper verlässt und dann auf ewig irgendwo im Himmel rumschwebt und weshalb dann die Menschen nicht gleich unsterblich sind und sich die Frage stellt, was das Leben auf der Erde soll, wenn wir sowieso eine unsterbliche Seele haben ... Wenn Du all das weißt, weshalb willst Du dann etwas ändern? Und wenn DU ICH bist, weshalb weißt Du dann nicht wie ich darüber denke?“
Würde ich in mehrere Sätze unterteilen. So kommt er in einem Satz von der Einzahl (eine sogenannte Seele) auf die Mehrzahl (die Menschen) und überhaupt irgendwie vom hundertsten ins tausendste.
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So weit die Wissenschaft heutzutage auch sein mag, es wird weder jemals möglich sein in der Zeit zu reisen,
Wenn ich bedenke, zu wem er das sagt, ist mir diese Behauptung unverständlich.
Der junge Francois hat doch zu dem Zeitpunkt eingesehen, dass sein Besucher aus der Zukunft gekommen ist. Siehe hier:
Was mir jemand predigt, habe ich bis jetzt immer ignoriert, egal ob es ein Priester, oder ob Du selbst bzw. ich selbst es bin.
Ich empfehle Dir in Deiner Gegenwart oder in meiner Zukunft einen Psychoanalytiker aufzusuchen,

Gruß

Asterix

 

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