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Timo Tusker ist nicht mehr.

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20.06.2020
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Timo Tusker ist nicht mehr.

Mir ist, als ob es gestern wär - Timo Tusker ist nicht mehr.

Am Morgen öffnete sich die schwere Eichentür der Kapelle von St. Johannis. Der dezent geschmückte, aber nicht sonderlich große Bauch des Kirchenschiffes lag vor den eintretenden Menschen. Auf dem Weg in den Raum stellte man fest, dass man hier nicht alleine war. Timo Tusker war schon da.

Nachdem sich die Anwesenden auf ihre Plätze begeben hatten, begann die Zeremonie. Timo Tusker stand hier ganz besonders im Mittelpunkt.

Auf dem Weg zur Kapelle war M. mehrmals angehalten, um einen tiefen Zug frischer Morgenluft in ihre Lunge eindringen zu lassen. Dies beruhigte sie und verschaffte ihr einen freien Kopf. Freie Gedanken und unbeschwerteres Sein - das waren Dinge, die sie seit mehreren Tagen nicht mehr gefühlt hatte. Über ihr lag ein Band von schwarzen Wolken. Das Gewitter war vorüber, aber der Schaden und die Folgen waren geblieben. Timo Tusker war nicht mehr da. M. schon. Zu lange hatte sie Timo Tusker gekannt, ihn geliebt und ganz offensichtlich als unverrückbaren Teil ihres Lebens gesehen. Trotz ihres anstrengenden Berufes, dem jahrelangen Studium, welches der ehrgeizigen Mittdreißigerin viel Einsatz abverlangte, konnte M. immer auf Timo Tusker zählen. Er war an ihrer Seite, ehrlich, offen und loyal. Timo Tusker und M. - eine tadellose Verbindung.

Nachdem die ersten Worte gesprochen waren fühlte sich H. taub und schwer. Timo Tusker war zwar da, aber von ihr gegangen. Sie fragte sich durchweg, wer diese Leute waren, die sich hier versammelt hatten. Timo Tusker hatte sie schließlich nicht eingeladen. Aber eine gar vielfältige Heerschar von Menschen war gekommen und Timo Tusker stand im Mittelpunkt. Hatte sie nicht immer gedacht Timo Tusker zu kennen? Ihn, der ihr gegenüber immer offen, herzlich und loyal war. Ein ehrlicher Mann ohne Tadel? Scheinbar, das dämmerte ihr, war dies ein Irrtum.

Während der Beschreibung des Tuskerschen Werdeganges brach L. immer wieder leide schluchzend in Tränen aus. Timo Tusker war ihr bekannt, leider zu bekannt. Sie kannte seinen Charme, seine einnehmende Art - sie war ihm schließlich erlegen gewesen. Nun nicht mehr. Das war einmal. Ein Schicksal, was Timo Tusker teilte. Er hatte sie gemocht, sehr gemocht. Sie liebte ihn. Er liebte sie nicht, aber gab ihr immer wieder das Gefühl von Liebe. Timo Tusker war unehrlich und illoyal.

Während Timo Tusker sich auf seinen Streifzügen nach Anerkennung und menschlicher Nähe befand lernte er L. kennen. Plötzlich war sie da. Eine Frau von scheinbar nicht zu erschöpfender Lebensenergie. Eine junge Frau mit Zielen, engagiert und fleißig. Timo Tusker war nur kurz an ihrer Seite, genoss diese Zeit aber enorm. Wäre der Schatten der Vergangenheit und der damaligen Gegenwart nicht gewesen, er und L. hätten große Dinge erreichen können. Das ging nun nicht mehr - Timo Tusker war nicht mehr.

Auf der dunkelbraunen, harten aber auf seltsame Art nach Jahrzehnten doch irgendwie durchgesessenen Bank in der vorletzten Reihe der St. Johannis Kapelle saß L. neben H.. Dazwischen befand sich ein dunkelrotes Liedbuch. Ansonsten nichts. Hätten beide doch nur gewusst, was außer der Nähe zueinander eine Verbundenheit zwischen beiden stiftete.

Während er da so lag war Timo Tusker durchgehend den Blicken der Menschen ausgesetzt. Blicke haben Kraft und so vielfältig wie die Farben der Augen, waren auch die Intentionen der Blicke. Was noch nicht klar war, das, was zu diesem Zeitpunkt noch von Mitleid und Mitgefühl getragen war, sollte ganz plötzlich in Argwohn und Hass umspringen.

LP. und Timo Tusker waren ein Paar aus dem Bilderbuch. Neben der hollywoodreifen Kennenlerngeschichte und der völligen Aufopferung der beiden Liebenden, gab es nichts, was diese Verbindung stören könnte. Nichts? Doch. Timo Tusker war nicht allein. Neben LP. gab es schließlich noch M. Zwar mit räumlicher Distanz, aber M. war noch da. Timo Tusker und LP. bauten ein Haus auf einem rotten Fundament. Ein schönes Haus, solide, stabil und widerstandsfähig. Als M und LP. sich eines Tages plötzlich in der Gegenwart Timo Tuskers trafen, waren beide ungläubig und verwirrt. Schließlich war Timo Tusker ehrlich und loyal. Er war es immer gewesen - dachten sie.

Trauer war in diesem Moment das Gebot der Stunde. Aber wie ein einziger Satz, eine einzige Frage die Stimmung komplett ändern konnte, ohne das Timo Tusker es hätte verhindern können, obwohl er anwesend war, zeigte sich direkt nach dem Ende der Zeremonie. Er war noch nicht unter der Erde, da bröckelte bereits das rotte Fundament seines Hauses. Plötzlich konnte Timo Tusker nicht mehr notdürftige Reparaturen und flickschusterartige Kaschierungen nutzen, um das Übel der Realität zu verschleiern.

Worte, Worte. Fragen, Fragen. Sich schließende Kreise, Misstrauen, Bestätigung des Misstrauens. Änderung der Gemengelage. Dass Timo Tusker nicht mehr war, öffnete Türen, schloss Türen. Er konnte aber froh sein, dass er dies nicht mitbekommen hatte.

Anstelle des langsamen Herablassens des Sarges bildete sich aus der Gemengelage und der plötzlich gereizten Stimmung ein Wirrwarr von enttäuschten Gefühlen. Naive Menschen waren von einer eigentlich ehrlichen und loyalen Person getäuscht worden. L. und M. und H. und L. sowie LP. Ein kleiner Ausschnitt. Eine Karikatur einer Täuschung. Das Fundament des Hauses mit LP. war zerborsten. Das Denkmal Timo Tuskers war nicht mehr. Naivität abgelöst von Erkenntnis.

Und plötzlich löste sich ein Schuss. Dann noch einer. Dritter Schuss. Vierter Schuss. Schock. Entsetzen. H. und L. und LP. waren nicht mehr. Im großen dunklen Eichsensarg klaffte ein kleines Einschussloch. Timo Tusker war getroffen, eingeholt worden von der Vergangenheit. Er war nicht mehr und nun bekam er die Quittung. Er war immer unehrlich, illoyal. Nur wenige zweifelten, aber plötzlich wussten es alle. Die Folgen des Schneeballes, der den Berg runterrollt und auf seinem Weg an Größe und Kraft gewinnt, war das Sinnbild für Timo Tuskers leben. Die aufkommende Lawine hatte nun alle mitgerissen.

M. stand dort ungläubig. Sie hatte es immer gewusst, aber nie wahrhaben wollen. Sie schaffte die Leichen auf den Sarg und ließ Timo Tusker und seine Gefolgschaft in das tiefe, dunkle Loch hinab. Mit Timo Tuskers Ableben, hatten auch sie gehen müssen. Sie waren ergriffen worden und ihr Schicksal endete final dort, wo auch Timo Tusker die Quittung seiner Lebensleistung bekam. Er war nicht mehr, jetzt war er gestorben.

Als M. die Szenerie verließ, atmete sie mehrmals tief ein. Sie war ruhig und überhaupt nicht mehr traurig. Sie wusste, sie hatte das getan, was sie sich insgeheim schon lange wünschte. Der Moment der Abrechnung war ihre persönliche Absolution. Sie ging ihres Weges, entlang an der Kapelle, sie lächelte und wusste. Es war getan. Alles was Timo Tusker ausmachte, war ausgelöscht. Sein Ende war ein großer Knall. Seine Lawine hatte plötzlich und nachhaltig ihre unschuldigen Opfer gefordert. Timo Tusker war nicht ehrlich, er war nicht loyal. Er war der Teufel und nahm die, die ihm unverschuldet verfallen waren mit hinab in die Hölle.

Für alle anderen war es schwer. Es bleibt zurück ein Trümmerfeld.

Timo Tusker war nicht mehr und sein Vermächtnis bloßgestellt.

 

Herzlich Willkommen @ungehoyer93,
hab mir erlaubt, den doppelten Titel zu löschen, bitte beim Veröffentlichen nur oben in der Titelzeile angeben. Der Lesbarkeit würde es dienen, die dreifachen Leerzeilen auf einfache zu reduzieren, bzw. ganz darauf zu verzichten.
Viel Spaß im Forum, Peace, linktofink

 
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Hallo ungehoyer93,

herzlich willkommen im Forum! :gelb:

Leider hat mir dein Text nicht gefallen, ich bin auch ziemlich schnell ausgestiegen. Vielleicht kannst du dennoch etwas mit meinen Anmerkungen anfagen.

Vorab: Titel haben keinen Punkt.
Und ja, die riesigen Absätze stören den Lesefluss, wirken, als trautest du deiner eigenen Struktur nicht.

Mir ist, als ob es gestern wär - Timo Tusker ist nicht mehr.
Du hast als tags Alltag, Seltsam und Sonstige - soweit ich gelesen habe, steht hier aber Ironie im Vordergrund. Da sich Alltag (= Sozialer Realismus) und Seltsam (= Spekulativer Realismus, Weird, Surrealismus ...) ausschließen, rate ich, den weniger passenden von den beiden durch Humor zu ersetzen.
Dieser Reim führt dazu, dass ich keine Emotion deiner Prota und keine Tragik ernst nehmen kann. War das der Plan?
Der dezent geschmückte, aber nicht sonderlich große Bauch des Kirchenschiffes lag vor den eintretenden Menschen.
Was soll 'dezent geschmückt' sein? Kann ja - vor allem in einer Kirche - alles und nichts sein.
Schiffsbauch sagt man zwar umgangssprachlich bei einem tatsächlichen Schiff, nicht aber einem Gebäude. Im Vergleich zum Schiffskörper könnte das analog das Mittelschiff sein, ich nehme aber an, du meinst die Apsis. Google da besser nochmal, das ist falsch, und nicht als Absicht/Humor zu erkennen.
Auf dem Weg in den Raum stellte man fest, dass man hier.
Wer ist 'man'? Perspektivfehler.
alleine war. Timo Tusker war schon da.
allein, das Wort gibt es nicht mit e (ginge höchstens in wörtl. Rede, weil viele Leute das so sprechen). Diese Reime vermitteln Blödelei, aber ich kann keinen Grund für Humor oder Sarkasmus in Handlung / Erzähler erkennen. Was wolltest du damit erreichen? Dass Timo da ist, hast du schon gesagt, der Text hat kaum angefangen und dreht sich schon im Kreis, hat zuviel Redundantes, um neugierig zu machen.
Timo Tusker stand hier ganz besonders im Mittelpunkt.
Kann man ganz nebenbei im Mittelpunkt stehen?
Auf dem Weg zur Kapelle war M. mehrmals angehalten, um einen tiefen Zug frischer Morgenluft in ihre Lunge eindringen zu lassen.
Hatte angehalten. Duch die vielen Rückblicke hast du einige Tempusfehler (Präteritum, wo du Plusquamperfekt benötigst), weil sich da in der Häufung ungelenk liest, probier vllt. mal, die Haupterzählzeit ins Präsens zu setzen.
Eine einfache Sache - wie hier das Atmen - so überhöht heldenhaft zu beschreiben, verleiht dem Text eine absurde, fast zynische Note. Wolltest du das?
Freie Gedanken und unbeschwerteres Sein - das waren Dinge, die sie seit mehreren Tagen nicht mehr gefühlt hatte
Naja ... das ist nicht besonders tragisch. Das würde ich stärker fühlen, wenn das Wochen wären.
Band von schwarzen Wolken.
Band klingt ungelenk, kindhaft, als wüsste der Erzähler selbst nicht, wie es nun aussieht.
Das Gewitter war vorüber, aber der Schaden und die Folgen waren geblieben. Timo Tusker war nicht mehr da.
Dass Tusker tot ist, ist schon lange klar, wieder Redundanz, das hält auf und langweilt. Was hat sein Tod mit dem Gewitter zu tun?
dem jahrelangen Studium, welches der ehrgeizigen Mittdreißigerin viel Einsatz abverlangte,
Okay, ich hab auch studiert, und das kann stressig sein, vor allem mit einem Job nebenher und bei einigen Studiengängen (Jura ...) bestimmt ganz außerordentlich sogar. Hier so lapidar gesagt kippt das aber ins Lächerliche, als ob du das mit Zwangsarbeit im Bergwerk vergleichst - hier wäre etwas mehr Info gut - welchen Job übt sie aus, was studiert sie? Und: Mittdreißigerin kommt rüber wie Infodump - ist das überhaupt wichtig und wenn ja, ginge das nicht eleganter unterzubringen?
Er war an ihrer Seite, ehrlich, offen und loyal. Timo Tusker und M. - eine tadellose Verbindung.
War gewesen, das ist ja vorbei.
'Tadellose Verbindung' klingt wie ein Online-Translate aus dem Englischen, so schräg steif.
Bisher habe ich rein gar nichts Konkretes, Persönliches, und ich verliere ab hier sehr schnell das Interesse sowohl an den Figuren als auch am Plot, sogar daran, dem unpräzisen und unpassend sarkastischen Erzähler zuzuhören.
Timo Tusker war zwar da, aber von ihr gegangen.
Das wissen wir längst.
Sie fragte sich durchweg,
Umgangssprache, wenn nicht sogar falsches Wort.
Aber eine gar vielfältige Heerschar von Menschen war gekommen und Timo Tusker stand im Mittelpunkt.
Heerschar bezeichnet zum einen tatsächlich einfach eine große Anzahl, aber - durch Heer - assoziert man Uniformität, das ist so eine sehr unglückliche Kombi.
Hatte sie nicht immer gedacht[Komma] Timo
Als ich den Rest überflogen habe, hab ich noch mehr fehlende Kommata gesehen, check besser nochmal nach.
Ihn, der ihr gegenüber immer offen, herzlich und loyal war. Ein ehrlicher Mann ohne Tadel? Scheinbar, das dämmerte ihr, war dies ein Irrtum.
herzlich und loyal gewesen war, denn du erzählst bereits in der Vergangenheitsform.
Du meinst nicht scheinbar, sondern anscheinend, das sind keine Synonyme.
Während der Beschreibung des Tuskerschen Werdeganges brach L. immer wieder leide schluchzend in Tränen aus. Timo Tusker war ihr bekannt, leider zu bekannt.
Tipper.
Diese "Ich bin Bond ...." Wiederholung funktioniert nur als Ironie / Humor, für den ich aber hier keinen Anlaß sehe. Auch der erste Satzteil ist zynischer Humor - du deutest zwar an, dass es da einen Bruch zwischen den beiden gab, aber mir reicht die bloße Andeutung nicht aus, um diese Schärfe als Leser nachvollziehen zu können.
Timo Tusker war unehrlich und illoyal.
Das hast du schon gesagt.
Ein Schicksal, was Timo Tusker teilte.
das. Was ist ein Fragewort. Auch die Info ist redundant. Das wird echt langweilig.

Hier steige ich aus. Der Text ist bis hierhin eine leider unausgegorene Mischung aus - sorry - bemühten Witzen und eingestreuter vager Dramatik. Eine fiktive Person als Legende zu beschreiben, erfordert etwas mehr Fingerspitzengefühl und Stilsicherheit, über die du (momentan) noch nicht verfügst. Das funktioniert z.B. bei Brendan Behan, James Joyce oder in postmodernen Mafiafilmen, aber nicht so. Ich kann dir nur raten, dich erstmal an einem gradlinigerem Plot / Figuren zu versuchen, bis du die Sprache und das Handwerk besser im Griff hast.

Tut mir leid, dass ich nichts Positiveres zu deinem Einstand sagen kann, aber ich hoffe, du kannst dennoch etwas damit anfangen. Bring dich am besten auch selbst kommentierend im Forum ein, so lernst du am besten (und bekommst mehr Kommentare, viellleicht ja auch ein paar wohlwollendere).

Viele Grüße und dir ein schönes Mittsommerwochenende,
Katla

 

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