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Tod in Faust oder Faustus' wahres Ende
FAUST: Halte ich nun dies Ornament in meinen Händen
Tu so, als würd ich alle Geister kennen
Nehme den, der mir als Erster kommt entgegen
Hoffentlich wird Gott mir dies vergeben.
Und auch der Teufel, denn Mephisto bin ich Leid
In seiner allgegenwärt’gen Unwahrheit.
So komme denn, du finsterer Geist,
Wie immer du auch wirklich heißt
Dein Meister Faust beschwöret dich
Versag mir meine Macht doch nicht!
Wo bist du, Geist, der Wissen stillt
Wo bist du, Geist, der Leben killt
Mich sehnt es endlich zu erschauen
Wie wir uns auf die Köpfe hauen
Warum das Ganze, was danach?
Pah, Himmel! Gott! Das ich nicht lach!
Nun zeig dich, finstere Gestalt!
Wenn du nicht willst, dann lass es halt!
(Dunkler Rauch steigt mit einem Donnern in Faustus’ gotischem, hohem Zimmer auf, woraus der Tod hervortritt, sich überrascht umschaut und dann mit tiefer, hohler Stimmer spricht)
TOD: ÄHHM… WAS WILLST DU?
FAUST: (außer Fassung) Was? – Ich meine
Oh magisch große Geistermacht,
Verfüget über mich –ääh – bis es kracht!
TOD: HÄH?
FAUST: (flüstert) Ihr müsst in Reimen sprechen!
TOD: UND, ÄÄHM, WARUM GENAU?
FAUST: Was weiß ich? Ist doch egal. Tut es bitte einfach.
TOD: ÄÄH… NA GUT.
WAS WILLST DU FAUST, DU KLEINER FURZ
EIGENTLICH IST’S MIR VÖLLIG SCHNURZ.
FAUST: Begehren in meinem tiefsten Herz
Verursacht allzu starken Schmerz.
Was nach dem Tod kommt, zeig es mir
- Nimm mich mit, oder zeig’s halt hier -
Dies ist mein ehernes Begehren
Du sollst mich dies Geheimnis lehren!
TOD: WOHER WEISST DU EIGENTLICH, WER ICH BIN?
OH. (überlegt einen Augenblick)
UND WIE KAM ICH EIGENTLICH HIER HIN?
FAUST: Guter Reim! (er klatscht)
Ich beschwor dich aus dem Buch
Weil… äähm, nein.
Doch ich… hmmm… (er überlegt) Mist.
TOD: WAS DENN?
FAUST: Mir fällt kein Reim ein!
TOD: AUF BUCH?
FAUST: Ja. „Huch“?
TOD: NEIN, ZU FLACH. „TUCH“? ODER VIELLEICHT „EUNUCH“?
FAUST: Joooa… Heureka, ich hab’s! „Fluch“!
Ich beschwor dich aus diesem Buch
Und trotzdem fürcht ich deinen Fluch.
TOD: JA, DAS GEHT.
FAUST: Gut.
TOD: ZURÜCK ZUM DEMA:
WIR BRAUCHEN EIN SCHEMA.
FAUST: Dema? Was soll das bedeuten?
Erklär es mir und diesen Leuten!
TOD: LEUTEN? (sieht sich um, zuckt dann mit den Schultern als er niemand sieht.)
FANG MIR NICHT DAMIT AUCH NOCH AN
SONST BIST DU SCHLAUKOPF AUCH GLEICH DRAN
ES GIBT GENÜGEND FIESE TYPEN
DIE GAR NICHT MEHR GENUG VON KRIEGEN
MICH STÄNDIG DARAN ZU ERINNERN!
AUSSERDEM HAB ICH KEIN BOCK MEHR AUF DIESE REIME!
FAUST: Dann mach halt keine.
TOD: WARUM HAST DU EIGENTLICH NICHT DEN TEUFEL ODER SO GERUFEN?
FAUST: Der Teufel würde mich verfluchen!
TOD: ACH, DER ALTE MEPHI!
FAUST: Mephi?
TOD: MEPHISTOPHELES, DU WEISST SCHON WEN ICH MEINE.
FAUST: Nein, weiß ich nicht, also zieh Leine!
TOD: ÄÄHM – WAS?
FAUST: Das war nur wegen all der Reime.
TOD: OH. SPRICH NICHT IMMER MEINE REIME ZU ENDE, DAS NERVT!
FAUST: Sprach er, während er die Sichel schärft…
TOD:(sieht verwundert auf die neben ihm lehnende Sichel)
TU ICH DOCH GAR NICHT! ICH HAB SIE DOCH NOCH VOR 200 JAHREN GESCHÄRFT, IST DAS ETWA SCHON WIEDER NÖTIG? (Er greift sich ein Buch aus Faustus Regalen und fährt es langsam an der Sichel entlang. Es zerfällt zu zwei sauber abgeschnittenen Hälften.) OH, TATSÄCHLICH.
FAUST: (empört) Hey! Eigentlich war’s nur wegen dem Reim
Ein besserer fiel mir nicht ein.
Doch lass mich jetzt nur endlich rein
In dein Gemach, den Tod zu sehen
Zur Unterwelt, zu Hades gehen
Und mich dann lebend gehn zu lassen
-Ich weiß genau, du wirst das hassen
Doch mein Leben wär mir zu schade drum.
TOD: DA KOMMST DU LEIDER NICHT DRUM RUM.
FAUST: Nicht?
TOD: JA, WAS DENKST DU, FÜR WEN HÄLST DU DICH DENN?
FAUST: Ich dachte nur, weil ich wen kenn…
TOD: (unterbricht ihn) JA, ORPHEUS UND GILGAMESCH UND DIE GANZEN FREAKS. ALLES LÜGEN UND LEGENDEN.
FAUST: Wie soll ich denn da drauf nen Reim machen?
TOD: MIR DOCH EGAL. DIE EINZIGEN, DIE MICH SAHEN UND TROTZDEM LEBTEN, WAREN DIE LEUTE BEI DER WALK OF BLAME VERANSTALTUNG. ABER DAS SAGT DIR EH NICHTS.
„Ich bin also jetzt schon tot?“ fragte Faust erschrocken.
<JOP. ABER IMMER CHILLIG, IST ALLES IM LOT.> reimte der Tod locker.
„Scheiße! Und jetzt?“ Faust ging sich die Haare raufend im Zimmer auf und ab.
<SO WÖRTER HASS ICH BIS ZULETZT! HAST DU DAS REIMEN SCHON VERGESSEN?>
„Nee, aber ich brauch was zu Essen.“
<BRAUCHST DU NICHT, DU BIST TOT.> bemerkte Tod und vergaß dabei zu reimen.
„Hey, Moment mal! Hier stimmt was nicht! Wir sind gar kein Drama mehr!“ fiel Faust plötzlich auf.
<HÄH? ACH SO, DAS. DU BIST JETZT TOT, DA GIBT’S SO WAS NICHT MEHR.> antwortete Tod lächelnd und griff zu seiner Sense.
„Kann ich nicht dein Gefährte oder so werden, damit ich nicht in die Hölle komme?“ fragte Faust hoffnungsvoll und in flehendem Tonfall.
<NEE, TUT MIR LEID, ICH HAB SCHON EINEN.> bedauerte Tod. <TODD?> rief er seinen Gehilfen.
Eine weitere Rauchwolke entstand in dem bereits stickigen Zimmer und ein kleines, nach Karnevalsattraktion-Gruselbahn klingendes Puffen ertönte. Ein leicht verbrannter Geruch drang in die nicht vorhandene Nase von Tod und die tote Nase von Faust und Todd, etwa halb so groß wie Tod, in einem schwarzen Kapuzenmantel erschien. Unter seiner Kapuze leuchtete es rot.
<JO, ICH BIN DA, JETZT WIRD GEROCKT, ICH WEIß ICH BIN COOL, ES WIRD NICHT GESTOPPT, UND DASS DAS ROTE LICHT STYLISCH IST, SIEHT JEDER DORFDEPP, UND ICH BIN HALT NUR KLASSE, WEIL ICH HALT GUT RAPP’!> sagte Todd, drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb dann vor Tod stehen.
<AN DEINEM AUFTRITT MUSST DU NOCH ÜBEN, TODD.> gab Tod zu bedenken.
<JO, CHEF. WAS GIBT’S?> fragte Todd mit seiner nur leicht hohlen, aber Tod schon ähnlichen Stimme.
<ACH, EIGENTLICH NIX.>
<WARUM ZUR HÖLLE HAST DU MICH DANN GERUFEN?> fuhr Todd auf.
<VERDAMMT, TODD, DU SOLLST NICHT FLUCHEN.> antwortete sein Chef ganz ruhig.
<MACHST DU DAS MIT ABSICHT?>
<WAS?>
<DIE REIME.>
<OH. NEE, DAS KOMMT VON DEM VOGEL DORT.> sagte Tod gleichgültig und deutete mit der Sense auf Faust, der ein wenig irritiert das Gespräch zwischen den beiden verfolgte und bei der schnellen Bewegung Tods erschrocken auswich und sich unter seinen Tisch duckte, obwohl er so wie so schon tot war.
<WAS IST DAS EIGENTLICH FÜR’N ORT?> fragte Todd, Faust vollkommen ignorierend.
<SIEHST DU, DAS ÜBERNIMMT MAN SCHNELL.> lachte Tod hohl auf. <DER TYP DA HÄLT SICH FÜR GANZ HELL. ER NENNT SICH FAUST, SCHON VON GEHÖRT?>
<NEIN, ICH WILL WISSEN, WARUM ER MICH STÖRT! WAR NÄMLICH GRAD INNER FRAUENUMKLEIDEKABINE.> erklärte Todd seine halbwegs schlechte Laune.
„Ich bin Dr. Geory Sabellicus Faust iunior! Medikus, Philosoph, Jurist, Theologe, Magier, Nekromant, Chiromant, Aeronaut, Pyromant, Hydromant und Astrologe!!!“ fuhr Faust auf, der ständigen Ignorierung leid. Anscheinend konnte er es einfach nicht ertragen, einmal nicht die Hauptfigur zu sein.
<AH. UND?> fragte Tod wenig interessiert. <NIMM IHN MIT AUF DIE ÜBLICHE TOUR.> befahl er seinem Gehilfen Todd.
„Übliche Tour???“ fragte Faust nun vollkommen außer Fassung.
<JA, SEHENSWÜRDIGKEITEN UND SO WAS. STYX, UHRREGALE, SENSENSCHMIEDE UND SO. KLEINER ZEITVERTREIB HALT.> antwortete Todd.
„Ich komme nicht in die Hölle?“
<VIELLEICHT NACHHER, ABER ICH FÜRCHTE, DU BIST DEM TEUFEL NICHT WEIBLICH GENUG.> fand Tod und lachte sein hohles Lachen.
„Hä?“ fragte Faust.
<NA JA, ES GIBT DA SO N ABKOMMEN UND SO, DER FINDET, ER BEKOMMT NICH GENUG FRAUEN GELIEFERT UND WILL HALT, DASS ICH, ÄÄHM, IHM HALT EIN PAAR NUMMERN RÜBERSCHIEBE.> gab Tod zu. Todd kicherte.
„Aber ich kenne Mephisto persönlich!“ fuhr Faust auf und ging drohend auf Tod zu. Als dieser leicht die Sense hob, zuckte er leicht zurück und trat wieder in einen sicheren Abstand.
<ICH FRAG MAL, WAS SICH MACHEN LÄSST, ABER SEIN NICHT ENTTÄUSCHT, WENN’S NICHT KLAPPT.>
„Ich wollt doch nur sehn, was ihr Geister für ein System habt!“ sagte Faust kleinlaut und entschuldigend.
<GEHT NICHT, GIBT’S NICHT. DIE TOTEN KOMMEN DA HIN, WO HALT GRADE PLATZ IST.> verriet Todd grinsend.
<WIR HÄTTEN DA NOCH WAS FREI BEI WIEDERGEBURT.> bot der Tod an.
„Bäh, nee, nicht noch mal.“
<ROMANFIGUR? WIE FINDEST DU DAS?> fragte Tod den unzufriedenen Faust.
„Hmm…“ überlegte Faust, „ja – ich glaube, das macht Spaß.“