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Todesfalle Anubias
Dies ist ein Tatsachenbericht und soll alle warnen, nicht den gleichen Fehler wie ich zu machen.
Diese Geschichte ist ein wenig in der Umgangssprache geschrieben.Also keine Aufregung, wegen etwaiger Rechtschreibfehler.
Teil 1 – Der Beginn
Oh, ich kann mich noch genau erinnern, wie es damals war. Ein bärtiger finsterer Arbeitkollege, er bot mir an.
„He, Du. Ich habbe Aquarium. Willst du habben?“
Hmm, ich überlegte nicht lange. So ein Aquarium hatte ich noch nie, das ist bestimmt ne coole Sache.
Mein Kollege wohnte im Nachbarort und abends kam er mit ner Flasche Slibowitz vorbei, das
Aquarium im Kofferraum. Ich vertrag so Zeug gar nicht und nach dem Dritten hat er mich dann auf
50 Euro hoch gehandelt. Ein ziemlich großes Teil. 80cm und total dreckig. Die Pumpen sahen aus, wie
schon mal gegessen und drin lag ne alte Wurzel, die man nicht mal in den Kamin werfen konnte.
Ein Heizstab und im Deckel Neonröhren.
Nun gut, die Pulle wurde leer und als ich benommen durch die Gegend taumelte, ging er dann zu seinem
Wagen und fuhr weg. Das gammlige Aquarium stand bei mir im Wohnzimmer.
Am nächsten Tag hab ich das Teil dann geschrubbt und wieder auf Vordermann gebracht. Natürlich
vorher im Internet geschaut. Kein Putzmittel, kein gebrauchter Eimer. Die Fische wollen es
schön haben.
Da stand es nun. blitzeblank, auf der Rückseite hab ich noch so ein lustiges Aquariumbild geklebt.
So lief das Teil 2 Wochen ohne Fische. Pflanzen hab ich bei Ebay bestellt, die waren billig
und für den Anfang ist das okay.
Teil 2 – Der große Tag
Der grosse Tag kam. Die Fische mussten her. Also ab in die Tierbude. Alles voller Fische, wie soll man
sich denn da entscheiden. Eingepfercht in kleinen Aquarien schwammen hunderte von Fischen da rum.
Mehrere schwammen auch oben auf dem Rücken. Sehr seltsam. Naja, die Leute wissen schon was sie tun.
Ein Verkäufer kommt angelatscht, schaut mich gelangweilt an. Schätzt mich ab und spricht.
„Guppis, Platys, zwei Welse und ein paar Garnelen.“
Okay, die nehme ich, der Mann muss es ja wissen.
Fröhlich zeigte ich auf die bunten Neons, das sind die Kleinen die immer so schön bunt schillern. Der
Verkäufer schaut mich wissend an, er grinst sogar, doch warum wurde mir erst hinterher klar.
„Dann nehmen sie am Besten gleich 20, Neons sind vom Umtausch oder Ersatz ausgeschlossen. „
Ach mir war das wurscht, die sehen cool aus, also rein damit.Lieblos packt der Verkäufer die Fische
in ne ollen Plastiksack, die Neons allerdings einzeln. Dann legte er ein Gummi obenrum und dreht den
Plastiksack mehrmals, dass die Fische nur so rumfliegen. Empört wollte ich noch Einspruch erheben,
dass das kleine Lebewesen sind und so ein Unsinn aber der drückt mir die Tüten in die Hand, schreibt
den Preis drauf und verdrückt sich.
Die kleinen Welse find ich am Coolsten, die Guppis sehen auch lustig aus, die Platys eher dämlich. Anmutig
schwingen sich die Neons durch die Tüte. Als Schwarm machen die ne gute Figur. Die Garnelen sehen aus,
als könnte man die gleich essen. Sind zwar durchsichtig und weiß aber wenn man die ne Weile kocht.
Kopfschüttelnd verwerfe ich den Gedanken. Ich beschließe spontan die Neons in mein Herz zu schließen.
Wie ein rohes Ei habe ich die Fische vor mir hergetragen, die haben auch ganz traurig geguckt, durch die
Dreherei. Dann ins Auto, die Musik extra leise gemacht, damit sie sich nicht erschrecken. Eigentlich sehen
Fische irgendwie blöde aus. Die haben mich böse angeguckt und konnten mich scheinbar nicht leiden. Aus
Rache hab ich dann das Fenster aufgemacht. Die sollten gleich wissen wos lang geht. Kann ja jeder kommen
und mich böse anschauen. Auf dem Weg nach Hause hab ich ihnen auch noch schlimme Grimassen geschnitten.
Teil 3 – Alles ist gut
Kaum angekommen habe ich mich nicht um die guten Ratschläge geschert, von wegen, man müsste die
Fische erstmal 20 Minuten mit dem Plastikteil im Wasser schwimmen lassen und sie dann vorsichtig
ausschütteln. Der Verkäufer hat denen viel mehr zugesetzt, also rein mit denen ins Vergnügen. Sack auf,
Fische rein und Klappe drauf. Scheinbar hatte es den Fischen gefallen. Die Welse gleich abgezischt, in die
kleine Burg, die ich extra gekauft hab, die Garnelen an die Blumen, die Guppis und Platys schwammen
träge rum. Die Neons als schöner Schwarm im richtigen Licht, sahen aus wie aus dem Fernsehen.
So saß ich da 2 Stunden vor dem Aquarium und hab meine neuen Haustiere begutachtet.Irgendwann
hab ich dann das Licht ausgemacht. Die Kleinen sollten ja schlafen. Allen ging es gut, der Anfang war gemacht.
Am nächsten Morgen gleich geguckt, was die Fische machen. Alles super. So soll es sein. Also ab zur Arbeit.
Mein Arbeitskollege kam gleich an.
„Na, was machen die Fische. Musst Kampffische kaufen,nur keine Platys oder Guppis, das ist Fischmüll. Die nix gut. „
Aha, so läuft der Hase, der ist neidisch auf mein schönesAquarium. Ich hob den Finger in die Höhe.
„Ich habe zwei Welse und 20 Neons. Dazu 5 Garnelen.“
Siegessicher stand ich da.
„Du hast Neon gekauft.“ Er lachte mich aus.„Die Neons leben keine 3 Tage sag ich dir. Die Welse sind gut,
die Garnelen auch.“
Dann marschierte er weiter. So ein Depp, beim mirwerden die Neons überleben. Die Guppis sind auch
kein Müll. Die Platys, naja.
Arbeit vorbei, wieder heim. Alles war in Butter, die Fische hatten alle überlebt, es ging ihnen gut.
So vergingen die Tage, mein Aquarium wuchs und gedieh.Dichte Pflanzen gesunde fröhliche Fische.
Nun gut, ich hab sie immer gut gefüttert, die Platys sahen nach ner Weile aus wie Kugelfische, die
Garnelen häuteten sich fast täglih. Die Guppis haben immer so komische S-Formen gemacht,so dass
ich dachte die wären krank aber die sahen gar nicht so krank aus. Jedenfalls haben die sich dauernd
irgendwie verrenkt.
Ich war Gott, ich hatte ein perfektes Ökosystem erschaffen. Ja, wer will das noch toppen.
Teil 4 - Die ersten Zweifel
Wieder ein schöner Arbeitstag, die Arbeit macht Spaß und ich komm heim. Die Fische waren nach drei
Wochen allmählich Alltag geworden und ich vergaß auch schon gelegentlich die zu füttern. Die Platys sahen
schon gar nicht mehr so kugelig aus, sonst alles in Butter. Ein flüchtiger Blick ins Aquarium, ja da sind sie alle.
Bin dann weitergegangen. Doch dann hab ich gestoppt. Diesmal genauer nachgeschaut. Der Neonschwarm
war irgendwie kleiner geworden. Während ich die Neons nachzählte und nur auf bedauerliche 15 komme
schleicht einer meiner Garnelenfreunde in mein Blickfeld. Es scheint als würde er mich angrinsen, mit seinen
kleinen schwarzen Augen scheint er irgendwie anders als sonst zu gucken.
Dan geht alles ziemlich flott. Garnelo schoss mit nemAffenzahn in die Neonherde und klammerte sich
einen von den Kleinen. Gemeinsam sanken sie zum Beckenboden. Aus den Ecken kamen die anderen
Garnelen angelaufen und gemeinsam zerrissen sie den armen Neon in kleine Stücke.
Wie von Sinnen hüpfte ich vor dem Aquarium hin und her. Welchen Todestrakt hab ich da erschaffen?
Wild ruderte ich mit dem Netz im Aquarium herum, doch das juckte meine verzogenen Fische kein Stück.
Nach dem Massaker schwammen wieder alle friedlich durch die Gegend. Die Neons stubsten die mörderischen
Garnelen sogar ab und zu an. Die Guppis wieder am verrenken, allesschien in Ordnung.
Habe ich mir das alles nur eingebildet?
Am nächsten Tag habe ich meinen Arbeitskollegen gefragt, ihm den Fall geschildert.
Lachend ging er weg, ohne ein Wort zu sagen. Abends kam ich heim. Nur noch 10 Neons da.
Alles friedlich. Ich war verwirrt.
Teil 5 – Das lebende Todesaquarium
Wochenende, endlich, das wurde auch Zeit. Freitag auf Achse gewesen und am Samstagmorgen Aquarium
sauber gemacht. Als ich den Filter so auswasche sehe ich noch wie ein winziger Minifisch in den Abfluss
flutscht. Hurra, Fischkinder. Halt, ein Fischkind im Abfluss. Das war nicht so schön. Vorsichtig habe ich
dann den Filter wieder zusammengebaut, alles wieder zurückgebracht wie es war.
Voller Vaterstolz bin ich dann in den Zooladen gefahren. Der Neonmord war mir eine Lehre und ich will ja
sehen, dass die Kleinen groß werden.
Wieder der komische Verkäufer. Der sah mich und seine ersten Worte waren.
„Neons sind vom Umtausch oder Ersatz ausgeschlossen. Brauchen sie neue Neons? Sind im Angebot.“
Nachdem ich ihm mein Kinderproblem erklärte nickt er wissend. Er weiß Bescheid.
„Guppis. Sie brauchen ein Extranetz, um die Kleinen in Sicherheit zu bringen. Das kann man am Rand
einhaken. Ansonsten werden sie gefressen.“
Also kaufte ich für richtig teuer Geld eine Fischkinderaufzuchtstation. Diesen Garnelen kann man nicht
trauen, die essen auch Kinder. Natürlich fragte ich den Mann auch, was das mit den Garnelen auf sich
hat und er sagte mir, wenn sie sich häuten, dann brauchen sie tierisches Eiweiß. Als ich ihn fragte, wie
ich die Garnelen dazu bringen kann die Platys zu fressen, anstatt die Neons, war er schon um die Ecke.
Den halben Samstag habe ich damit verbracht, die ganzen Zwergenfische zu fangen, die sich da im
Aquarium ansammelten. Man sieht sie kaum, die sind am Anfang fast durchsichtig. Währendessen haben
die Garnelen wieder 5 Neons gerissen. Diese kleinen Bastarde, ihr werdet meine Fischkinder nicht kriegen,
so dachte ich, jedes Guppibaby mit meinem Netz schützend.
25 neue kleine Guppis. Wie schön.Noch 3 Neons da, die im Schwarm gar nicht mehr so anmutig aussahen.
Zufrieden knipste ich den Fischen Abends das Licht aus. Ich hatte ein gutes Werk getan.
Teil 6 - Die Flut
Wenn man aufwiegt, 25 neue Fische gegen 17 Verlust, dann ist das doch gar nicht so übel. Die Guppis
sind zwar ziemlich schwachsinnig aber sehen doch nett aus. Die Neons waren am nächsten Tag komplett
ausgerottet. Kein Neon weit und breit. Beim genauen Hinsehen konnte ich aber erkennen, dass noch mehr
Fischkinder angekommen waren. Wieder so circa 15. Also wieder das Fangnetz raus und ab in den Kindergarten.
Gelassen haben die Garnelen zugeguckt. Sie regten sich nicht auf, dass ich ihnen die Beute vor der Nase
wegschnappte. Die Neons waren aufgebraucht, was wollten sie nun fressen. Einer Garnele hab ichs dann vor
dem Glas erzählt. Ja ich habs wirklich gemacht.
Das sie nun nicht mehr arme Neons fressen könnten und die Kleinen in Sicherheit sind. Nun sollen sie mal
sehen, ob sie sich gegen die Größeren trauen würden Die Garnele schaute mich mit weisen Augen an, als
wollte sie mir sagen. „Du Trottel, hast ja keine Ahnung“
Der Sonntag verlief ruhig, die Fische spielten fröhlich. Sie hatten es sich zu eigen gemacht immer vor
den Filter zu schwimmen und da wo das Wasser rauskommt in den Strom reinzutreiben und sich wegschießen
zu lassen. Die hatten irre Spaß und die Platys und Guppis schossen nur so durchs Aquarium. Manchmal bildete
sich sogar eine Schlange aus wartenden Fischen vor dem Wasserstrahl.
Die Garnelen warteten listig, doch gab es keine weiteren Morde. Sie wussten, ich beobachte sie.
Mein Kinderbecken war schon ganz schön voll und als abends dann wieder 20 Kleine im Aquarium
rumschwammen, habe ich darüber nachgedacht, wann die nun endlich fertig sind. 60 Babyfische, das ist
dann doch zuviel, also verschloss ich meine Augen und ließ Mutter Natur ihren Lauf.
Am nächsten Morgen sah ich nach. Nochmal ein Dutzend Babys die so unschuldig herum schwammen.
Die Restlichen vom Vortag auch ganz munter. Die Garnelen hatten also die Arbeit eingestellt. Sie waren
in einen Hungerstreik getreten. Nun ja, mal sehen, was nach der Arbeit noch da ist. Gefüttert wird
nicht mehr.
Teil 7 – knallharter Handel
Gegen Abend kam ich dann wieder heim. Das Aquarium war mittlerweile voll gestopft mit kleinen
Babyfischen. Aus jeder Ecke, in jedem kleinen Winkel saß ein Miniguppi. Die Garnelen hatten sich
mittlerweile in einer Ecke zusammengedrängt. Denen war das Ganze nicht geheuer. Die einzigen Fische
die noch reichlich Platz hatten, waren die in der Aufzuchtstation. Die hab ich dann aber flott da
rausgejagt, es sollen ja alle gleich behandelt werden. Das olle Netz gleich weggepackt.
Nun kam mir der brilliante Gedanke. Ich werde meinen Zuchterfolg für teuer Geld an die Zoobude
verkaufen. Wenn die für nen Guppi 2 Euro nehmen, dann geben die mir für nen Kleinen bestimmt
50 Cent. Zählen konnte man die nicht mehr, also schätze ich die Babys mal auf 200. Das ganze
Becken wimmelte nur so von denen. Im Internet habe ich gelesen, dass sich Fische sehr sehr
selten in Aquarien vermehren, also muss man da doch Kapital draus schlagen können.
Am nächsten Tag bin ich dann in den Zooladen gefahren. Erstmal nachfragen, vielleicht kann ich
den Preis ja noch hochhandeln. Bei so was bin ich auf Zack. Der Händler kam wieder angetrottet
und ganz lässig stellte ich meinen Kragen hoch, dem wollte ich gleich zeigen, wie man verhandelt.
Als ich ihm meinen super Zuchterfolg schilderte sagte er nur kurz und knapp.
„Guppis sind Fischmüll, davon gibt es mehr als genug. Sowas brauchen wir nicht. Wenn es Neons
wären, ja dann könnte man drüber reden oder gar Garnelen, die sind wertvoll.
Das Gespräch nahm einen unangenehmen Verlauf, doch ich hatte die Taktik schon durchschaut.
Er wollte den Preis drücken. „Okay, 25 Cent pro Fisch und wir sind uns einig.“ waren meine Worte.
Wieder grinste er mich blöde an.
„Welchen Teil von –sowas brauchen wir nicht- haben sie denn nicht verstanden?“
Ich war nun zutiefst verunsichert. Wieso verkaufen die die Guppis für 2 Euro aber wollen keine
haben die fast umsonst bei denen ankommen.
„Nun gut, was würden sie denn bieten?“
Die Antwort war wieder sehr knapp.
„Nichts.“
Es endete damit, dass ich den Mann anflehte die Fische umsonst zu nehmen, doch er ließ sich
nicht erweichen. Selbst als ich ihm anbot, das Aufzuchtnetz dazu zu legen, konnte ihn das nicht
begeistern. Er ging einfach weg. Trotz meiner knallhart geführten Verhandlung konnte ich also aus
den Fischen kein Kapital schlagen.
Was sollte nun werden? Das ganze Aquarium voller Fische, die niemand haben wollte.
Ich musste mir etwas einfallen lassen.
Teil 8 – Die Garnelen geben auf
Mehrere Tage vergingen, ich hatte die Fische nicht mehr gefüttert, in der Hoffnung, die Garnelen
würden sich ein Herz fassen und die Kleinen dahinmeucheln. Ich würde ihnen sogar neue Neons zum
Fressen kaufen, wenn sie die Plage doch nur beenden würden. Mittlerweile hatten sich auch kleine
Platys dazwischen gemischt. Das Aquarium drohte aus allen Nähten zu platzen. Meine tapferen
Garnelen hatten mittlerweile eine neue Wesensveränderung durchgemacht. Noch nie habe ich so
ängstliche Tiere gesehen. Dicht gedrängt hockten sie im hinteren Ende des Aquariums und
fürchteten sich vor den Babyfischen.
Wurden sie mal angstubst, floh die ganze Mannschaft quer durchs Becken. Aus den kaltblütigen
Killern waren ängstliche Waschlappen geworden, die zitterten wie ein Franzose bei Gewitter.
Einfach so abmurksen konnte ich die Babys auch nicht, dazu hab ich nicht die nötige Gemeinheit in mir.
Also beschloss ich mein Aquarium öfters zu reinigen. Wenn so ein Minifisch in das Ansaugrohr kommt,
dann muss das Schicksal sein und ist nicht meine Schuld. Flupp flupp flupp so schossen die Zwerge
durchs Rohr. Mein Augen waren fest verschlossen, schließlich wusch ich meine Hände ja in Unschuld.
Sie hätten ja ausweichen können oder woanders schwimmen sollen. Außerdem gebe ich ihnen die Freiheit
Man hört ja auch oft von Krokodilen in der Kanalisation. Wenn die da überleben können, dann sollten
das die Fische doch auch schaffen. So ließ ich dem Schicksal seinen Lauf. In das Aquarium kam wieder ein
wenig Ordnung rein.
Es kehrte eine Weile Ruhe ein, die Garnelen erholten sich nie wieder von dem Schock und kein Fisch
wurde mehr von ihnen gefressen. Dafür bibberten die Viecher den ganzen Tag vor Angst vor sich hin.
Jede kleine Aufregung ließ sie flüchten. Die Garnelenarmee war besiegt.
Doch nun nahte die nächste Hürde. Ich wollte umziehen, doch was macht man mit den Fischen,
wenn man 300 Km umzieht. Guter Rat war teuer. Also begann ich zu grübeln, wie ich mit meinen
Fischen richtig umziehe. Der Tag des Umzugs nahte.
Teil 9 – Der Umzug
Alles war super organisiert, alles ging schief. Der Umzugswagen war im Schnee verschollen, die Zeit
wurde knapp. Meine Helfer so ziemlich alle abgesprungen und ich nen dicken Schnupfen. Allerdings
musste der Wagen aber auch zurück. Die Zeitnot nahm mehr und mehr zu. Irgendwann war der Wagen
bereit, es wurde schon dunkel, am nächsten Morgen um 9 musste die Karre aber wieder übergeben werden.
Wir waren zu dritt. Sämtliche Möbel und Kisten wurden sehr schnell und relativ lieblos in den Brummi
geworfen, es schneite dabei heftig. Als fast alles drin war fragte mich einer, was wir denn nun mit den
Fischen machen. Einsam stand das Aquarium auf dem letzten Schrank Die Steine hatte ich schon vorher
rausgemacht. Meine Vorstellungen, wie ich die Fische liebevoll einfangeund jeden mit nem dicken Kuss
in sichere Behälter packe platze wie eine Seifenblase. Nun war guter Rat teuer. Es war mittlerweile
stockduster, die Lampen hatte ich natürlich alle abgeschraubt. So begannen wir in aller Hektik im Schein
einer Taschenlampe die Fische zu fangen.Dabei wurde nicht wirklich zimperlich mit den Fischen umgegangen,
die ständig flüchteten. Alle waren recht ungehalten, weil ich die nicht vorher schon gefangen hatte aber
nun war es zu spät für Mecker. Also Eimer, Mülltüte rein und die Fische reingeschaufelt.Dann die Pflanzen
hinterher geworfen und oben zugebunden.Das ganze Paket dann auf den Brummi, den Eimer ins leere
Aquarium und ab die Post. Es war schon nahe 12 Uhr und wir hatten noch 300 Km vor uns.
Durch Eis und Schnee haben wir es dann in 3 Stunden geschafft. Das Aquarium sah gut aus, als wir es
ausluden und in die Bude schleppten, doch konnte man es nicht so lange tragen, da es kälter war als,
der Fuß einer Frau, die mitten in der Nacht, diesen unter die fremde Bettdecke steckt.
Den Fischen erging es nicht besser. Stocksteif trieben sie im Müllsack hin und her. Keiner bewegte sich
mehr. Das Wasser hatte die Außentemperatur angenommen. Wäre oben auf dem Wasser noch eine
Eisschicht gewesen, es hätte mich nicht gewundert. Jetzt hätte man sie sehr leicht fangen können.
Wir waren müde und geschafft. Den Krempel in die Wohnung gepackt, das Aquarium mit einigermaßen
vertretbar warmen Wasser gefüllt, die Fische rein und alles stehen und liegen lassen.
Der nächste Morgen brachte eine Überraschung.Kaum betrat ich die Wohnung fielen mir die Fische ein.
Im 10 cm hohen Wasser schwammen sie fröhlich herum,kein Einziger gestorben, alle putzmunter.
Lediglich die Pflanzen, die waren hinüber.
Diesmal war ich halbwegs ausgeschlafen und ein wenig fürsorglicher mit den Kleinen. Die Steine
vorsichtig rein , das ganze Aquarium wieder so aufgebaut, wie es war. Die Reste der Pflanzen hab ich
noch mal reingemacht.Vielleicht werden die noch, so dachte ich. Das Leiden sollte ein Ende haben.
Meinen Fischen kann niemand etwas anhaben.
Wirklich? Ich sollte eines besseren belehrt werden.
Teil 10 – Anubias Rache
Gegen alle Erwartungen erholten sich die Fische prächtig. Es vergingen ein paar Wochen, in denen
ich meine Wohnung aufmotzte und mich selbstständig machte. Alles lief wie am Schnürchen.
Die Pflanzen haben sich nie richtig erholt. die mickrigen Stengel, die noch vor sich hinmoderten
waren nun wirklich keine Zierde der Pflanzenkunst. Die Fische jedoch waren so munter wie noch nie.
Denen ging es richtig gut. Verspielt und munter waren sie, jagten sich gegenseitig und flitzten nur
so durchs Aquarium. Die Kälte schien sie sterilisiert zu haben denn Fischkinder waren auch nicht
mehr zu sehen. Es war genau, wie man es sehen will. Ein zufriedenes Aquarium.
Die Pflanzen allerdings sind nicht der Bringer und falls mal Kunden zur Besprechung kommen kann
ich denen die Fledderpflanzen nicht anbieten. Vor einer Woche beschloss ich also neue Pflanzen bei
Ebay zu ordern, das hat schon mal gut geklappt. Vor 2 Tagen war es dann soweit. Das Paket mit
den Pflanzen traf ein. Alles tiptop, richtig schöne Teile. Sogar echte Anubias dabei, die sind schön.
Fröhlich hab ich die Alten rausgenommen und die neuen Schönen eingesetzt. Die Fische haben sich
natürlich gefreutund sind um meine Hände rumgeschwommen und haben mich gelegentlich angestoßen.
Sie kennen mich ja.
Ja, nun sah es wirklich absolut perfekt aus. Ein Aquarium wie aus dem Bilderbuch.
Also ging ich wieder in mein Büro um weiterzuarbeiten. Schließlich muss man ja auch was tun.
Ne Stunde später ging ich eine rauchen, in ner neuen Wohnung macht man das ja auf der Terasse.
Dabei ging ich am Aquarium vorbei. ein leises „Plopp“ alarmierte mich.
Was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Alle Fische waren okay aber die Garnelen, die benahmen sich mehr als seltsam.
Teil 11 – Garnelen auf Speed
Eine lag auf der Seite und drehte sich wie ein Kreisel. Anhand der Steine konnte man sehen,
dass sie es schon ne Weile so machte. Ein Garnelenschneengel. Zwei lagen auf dem Boden, sahen
aus wie tot. Doch dann plötzlich wurde eine munter. Wie vom Affen gebissen schoß sie volle Kanne
nach oben, alles was die Garnelenbeine hergaben. Mit einem leisen „Plopp“ knallte die Garnele gegen
die obere Neonröhre. Dann sank sie bewusstlos zu Boden. Das gleiche Schauspiel konnte ich auch
bei der Zweiten beobachten, die wieder munter geworden war. Nun lagen die zwei wieder da.
Garnele 4 und 5 kamen vorbeigeschossen. Sie flitzen durchs Aquarium, wie von ner Rakete
abgeschossen. Rücksichtslos rüpelten sie sich durch Pflanzen und die anderen Fische.
Nach ner Weile, also in der Zeit, wo die anderen beiden wieder gegen die Neonröhre gedonnert
waren, brachen die Renngarnelen auch bewusstlos zusammen. Die Drehgarnele hatte auch schon
sichtlich an Kraft nachgelassen, denn sie drehte sich nicht mehr ganz so schnell.
Scheinbar hatte sie ihr Werk fast fertig.
Lediglich die Neonkracher machten beharrlich weiter. Das muss doch weh tun. Schnell lief ich los,
um im Internet zu schauen, was man denn in so einem Fall machen kann, woran das liegen mag.
Aha, diese Anubias sind wie Speed für Garnelen. Die sind dann voll auf Nervengift. Man soll die
Pflanzen raus machen und das komplette Wasser austauschen. Erstmal die Garnelen retten. In
eine olle Frischhaltedose frisches Wasser rein, fast hätte ich noch das aus dem Aquarium genommen.
Dann mit dem Fangnetz ran an die zugedröhnten Garnelen.
Jedesmal, wenn ich die mit dem Netz berührt hatte sind die wieder losgeschossen. Eine ist vor das
Welsschloss geknallt, sie wurde bewusstlos und ich konnte die erste retten. Die Neonröhrengarnelen
waren recht einfach zu fangen.Wenn sie ohnmächtig zu Boden sanken, brauchte ich nur das Netz
drunterhalten. Bei der Drehgarnele war ich besonders vorsichtig, da sie sich ja wirklich Mühe gemacht
hatte. So schob ich sie vorsichtig zur Seite, um ihr Kunstwerk nicht zu zerstören. Danach drehte sie
sich quasi von selbst ins Netz rein. Die letzte Renngarnele jagte ich glatte 5 Minuten durchs Becken,
bis sie endlich aufgab.
Als ich sie in die Frischhaltedose packen wollte sah, ich, dass eine schon ausgbüxt war. War schwer
zu sagen, welcher der Patienten es nun war. Um aus der Dose zu kommen muss man fast springen,
also ein Neonfreund, jedoch drehte sie sich wieder auf dem Laminat. Naja, war ja auch egal. Garnele
eingepackt, nen Deckel drauf und auf die Fensterbank gestellt, da ist es warm. Danach habe ich die
bösen Pflanzen entsorgt und das Wasser ausgetauscht.
Auf der Fensterbank ploppte es noch ne Weile aber dann trat Ruhe ein. Die Ruhe des Todes?
Sämtliche Garnelen lagen reglos auf der Seite. Ihre Zeit war abgelaufen, bestimmt waren sie schon alt.
Doch wollte ich ihnen noch eine Chance geben. Am nächsten Morgen, also gestern, schaute ich gleich
nach den Garnelen. 10 Augen schauten mich neugierig an. Alle Garnelen fit und munter. Die taten so, als
wäre nix gewesen.
Ich habe mich noch nicht getraut die wieder ins Aquarium zu packen. Heute habe ich kurz nachgedacht,
ihnen aus Alufolie kleine Helme zu basteln, die ich mit Sekundenkleber festmache. So tut es nicht so
weh, wenn sie wieder unters Dach knallen.
Morgen früh werde ich sie wieder einsetzen. Bin gespannt, was dann geschieht.
Ende der Geschichte.