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Torschlusspanik

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30.06.2004
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Torschlusspanik

Da saß sie nun mit überschlagenen Beinen im Café an der Lindenstraße.
Vor ihr stand eine Tasse Macciato mit einem extra Schälchen Sahne und Schokoladenstreuseln. Der Tisch stand unter einer rot-weiß gestreiften Markise und ließ sie angenehm im Schatten sitzen. Er war bestückt mit einem Deckchen in den führenden Farben des Cafés. Ihre Beine steckten in einer hellbraun kolorierten Strumpfhose. Ihr Gesicht war weiß dagegen und schien unnatürlich hell im Sonnenschein. Ihr Rock reichte ihr bis zu den Knien und war grau-weiß gestreift. Auch ihre Bluse gab keinen Kontrast zu der kalten Farbwahl. Sie war weiß wie frischgefallener Schnee in einer herrlichen Winterlandschaft. Ihre Haare hingen ihr locker ins Gesicht und über den Schultern. Sie waren der einzige Farbklecks in ihrer alltäglichen Erscheinung. Kupferrot umwellten sie das angespannte Gesicht mit Sorgenfalten auf der Stirn und Alterserscheinungen in den Augenwinkeln und am Mund. In den gepflegten Händen mit den weiß lackierten Fingernägeln hielt sie eine Illustrierten. Sie wirkte weder müde noch abgehetzt, aber dennoch unendlich traurig. Mit scheinbar gelangweilter Miene blätterte sie Seite um Seite ohne jedoch ein Wort zu lesen. Ihr braune Handtasche hing über der Stuhllehne und wurde nicht mit einem Blick bedacht. Endlich hob sie den Kopf und warf einen Blick auf dem von Leuten wimmelnden Gehweg gegenüber. Dort sah sie ein Pärchen, Arm in Arm, lachend und strahlend. Sie trug ein buntes Sommerkleid und Stilettos, er einen leichten blauen Anzug mit offenem Hemdkragen. Außerdem trug er in der freien Hand eine Einkaufstüte mit grüner Aufschrift. Aus den Augenwinkeln sah sie das Paar um die nächste Ecke verschwinden. Mit zugezwickten Augen versuchte sie sich auf das Heft zu konzentrieren, doch es wollte nicht so recht klappen. Immer wieder wanderte ihr Blick auf die gegenüberliegende Seite.
War sie denn wirklich so unattraktiv? So unscheinbar und unnatürlich? Sie war doch wie alle, hübsch und intelligent und frei. Ja, das war doch das wichtigste. Frei wie ein Vogel im Wind, wie ein Schmetterling im Frühling. Waren denn alle Frauen besser als sie, auffälliger? Wieso bekam sie nicht einmal einen Blick zugeworfen?
So wie das Mädchen am Nebentisch. Sie war höchstens zwanzig, vollbusig und rotlockig. Ihre hellgrüne Bluse war um die obersten Knöpfe geöffnet und ihre Shorts sahen ein wenig schmuddelig aus. Doch trotzdem schien sie die Blicke der Männer magisch auf sich zu ziehen. Und sie, wer war sie?
Sie hatte zwar nicht so eine Oberweite zu bieten und keine schmierigen Shorts, dafür aber eine hübsche Dachwohnung mit einem beziehbaren Kinderzimmer in gelb und grün gehalten mit Mahagonimöbeln bestückt und wunderschönen Vorhängen vor den großen Fenstern.
Und auch ihr Schlafzimmer war in den Farben von türkis und dunkelblau nicht zu verachten.
Ihre Küche war doch ein Traum aus hellen Möbeln und schönen Bildern an den Wänden.
Sie besaß einen LCD-Fernseher und Premiere im Jahresabo.
Ein Wohnzimmer mit Grünpflanzen in jeder Ecke und einer roten Couchgarnitur und viele DVD’s für gemütliche Abendstunden zu zweit.
Im Bad wartete eine große Badewanne für zwei Personen in der noch nie einer gesessen und dem trommelnden Regen auf dem Dachfenster gelauscht hatte. Eine einzelne salzige Träne ran ihr über die linke Wange und tropfte auf ihre Bluse. Sie war nun neununddreißig und keiner hatte sie jemals angesprochen, keiner angeguckt. Nicht mal ein Lächeln hatte sie jemals bekommen, von keinem Menschen. Sie fühlte sich allein und verlassen unter der Menschenmenge. Sie wollte Familie, Kinder, ein Mann der ihre abends den Rücken massierte wenn sie von stundenlanger Büroarbeit erschöpft nach Hause kam. Doch alles was sie dann vorfand war eine leere Wohnung. Sie glaubte schon nicht mehr daran. Wunder waren nicht mehr möglich, ihre biologische Uhr tickte unaufhaltsam. Es war nichts mehr dran zu ändern, bald war es zu spät. Langsam legte sie das Geld abgezählt neben die Tasse und stand auf, strich ihren grau-weißen Rock glatt, schulterte ihre Handtasche und war unter den vorbeieilenden Menschenmassen verschwunden.

 

Hallo!

Die Geschichte ist recht traurig und in Bezug darauf auch recht gelungen.

Leider fehlte mir während des ganzen Lesens die Spannung oder besser gesagt der besondere Kick. Die Story plätschert so vor sich hin, und am Anfang hatte ich echt Schwierigkeiten über die vielen, endlosen Beschreibungen der Kleidung hinwegzukommen.

Einigen Lesern mag das gefallen, doch ich persönlich habe es lieber, wenn ich sofort mit einem Paukenschlag in die Handlung gerissen werde. Endlose Beschreibungen sind meiner Meinung nach verkehrt in einer solch kurzen Geschichte.

Aber das ist nur meine Meinung.

 
Zuletzt bearbeitet:

Und die Moral von der Geschicht? :shy: Muss sagen, mir fehlt der Biss an der Story - Sex in the City in traurig. Bleibt die Frage - und dazu musste ich erst mal in dein Profil schauen: Warum hast du diese Story geschrieben? Jetzt schon Angst vorm Altwerden? DANN WARTE ERST MAL AB!!! :D

Es ist zwar nicht meine Art *lüg*, aber da es sich gerade so super anbietet, verweise ich auf eine jüngst verfasste Story von mir:

Quaterlife Crises

Denke, SO kann man das Thema den Leuten besser verkaufen... :)


Liebe Grüße

Der Dante

 

Hej Sascha

Vielen Dank für das schnelle Lesen :D . Ich wusste nicht so recht wie ich diese Geschichte aufbauen sollte, zwar steckt ein Sinn dahinter, aber trotzdem. Dieses Beschreiben war für mich selber als Übung...
Vielen Dank also auch an Dante, dann werde ich mir deine Story mal anschauen. Wie gesagt, war für mich eine kleine Übung und ein rascher Entschluss... wie Panik halt ;) ;)

MfG
Lea

 

Hallo Leana,

das Thema, das du in der Geschichte behandelst, ist an und für sich recht interessant. Nur du hast es mMn ohne den richtigen Pepp umgesetzt. Ein bisschen Galgenhumor oder irgendwelche ironischen Gedanken seitens der Protagonistin hätten nicht geschadet (auch wenn die Geschichte dann nicht mehr so deprimierend ist).

Im Bad wartete eine große Badewanne für zwei Personen in der noch nie einer gesessen und dem trommelnden Regen auf dem Dachfenster gelauscht hatte.
Der Satz ist sehr seltsam formuliert. Er liest sich so, als wäre die Badewanne noch nie benutzt worden.

Liebe Grüße
131aine

 

Hello Blaine

Sie ist ja auch noch nie benutzt worden, die Dame möchte dieses Erlebnis nicht alleine erleben. Ist aber wirklich so, ist extra so geschrieben worden, du liest es richtig.

Lg
Lea

 

Na ja, wenn du schon so einen seltsamen Umstand beschreibt, könntest du ruhig ein paar erklärende Sätze einbauen.

 

Diese Frau war einfach immer eine graue Maus. Schon im Kindesalter, in der Jugend. Sie ist auch einfach etwas sehr schüchtern. Nun, das mag auch an ihren Klamotten liegen die sie unscheinbar werden lassen. Alles grau in grau. Trägt sie mal Klamotten in fröhlichen Farben ihrer Wohnung, dann könnte es ja vielleicht mal klappen.

 

Hallo Leana222,

deine Geschichte hat mich ein wenig nachdenklich zurückgelassen. Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, was ich von ihr halten sollte.

Das Thema, das du gewählt hast, ist interessant. Deine Umsetzung ist aber meiner Meinung nach recht schwach. Das liegt zum einen an den teilweise umständlichen und vor allem viel zu langen Beschreibungen am Anfang, zum anderen an fehlender Dramatik. Ich habe am Ende der Geschichte nun wirklich kein besonderes Mitleid für die Frau empfunden. Es kommt schon der Eindruck rüber, dass die Frau traurig ist, aber das ist etwas dünn, um darauf eine Geschichte aufbauen zu lassen.

Vielleicht hättest du den Eindruck, dass es der Frau materiell gut geht, abmildern können - dass sie also nicht nur in der Liebe Pech hat - oder ausdrücklich schreiben können, dass sie noch niemals echte Liebe empfunden hat, auch nicht als Jugendliche etc.

Lieben Gruß,
tobbi

 

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