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Tower Zero – Jefferson

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11.06.2004
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Tower Zero – Jefferson

Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt von Salem und chazar.
Wir haben gemeinsam Plot und Hintergrund einer Geschichte entwickelt und dann diese aus jeweils zwei Perspektiven beleuchtet.

All diejenigen, die beide Geschichten lesen und kommentieren wollen, sollten unbedingt mit Salems Teil Salems Teil beginnen!


Tower ZeroJefferson


»... man weiß nicht, was sie sind oder woher sie kommen. Fest steht, dass sie keine friedlichen Absichten verfolgen....«

»... man kann ihre Umrisse nicht genau erkennen, ihre Struktur nicht genau erfassen, aber eigentlich wissen wir auch jetzt kaum etwas über sie. Es gibt nur selten Überlebende...«

»...sie haben ganze Städte ausgerottet, haben Millionen auf dem Gewissen. Wir können sie nicht stoppen. Es ist aussichtslos...«

»... Ich weiß nicht... alle tot... alle ... tot... überall... es ist... ich kann... es ist so... schrecklich… Ich... Ich...«

»Heute früh gegen 5.32 Uhr ist der letzte Kontakt zu Tower Zero abgebrochen. Es wird vermutet, dass die Invasoren Tower Zero eingenommen haben.«


***


Es war das Feuer, woran er sich am Besten erinnern konnte.
Es war überall.
Er spürte die kochende Hitze.
In dem ganzen Haus loderten die Flammen, zerfraßen Möbel, Vorhänge, Tapeten und Decken.
Und inmitten dieser brodelnden Glut war er ganz allein.
Thad Jefferson war ganz allein.

Sarah schrie. Ihr Schrei hatte ihn aufgeweckt. Hatte ihn hochfahren lassen aus düsteren Träumen. Und noch ehe er völlig bei Bewusstsein war, noch ehe sein Geist aus der nebligen Welt der Träume ganz zurückgekehrt war, da wusste er, dass sie gekommen waren.
In sein Haus. Zu seiner Frau. Zu ihm.
Und er wusste, dass er schon verloren hatte.
Trotzdem reagierten seine Muskeln, wider alle Gewissheit rappelte er sich auf und rannte nach unten.
Und zum ersten Mal in seinem Leben, sah er sie.
Es war, als hätte Nebel ein Eigenleben entwickelt, als würde sich Gas in einer scheinbar beliebigen und doch streng geordneten Form bewegen. Amöbenhaft krochen die Wesen am Boden dahin. Lange Ausläufer aus grauem Dampf züngelten in alle Richtungen Tentakel, forschend, tastend, gierig.
Sarah hatte aufgehört zu schreien.
Er rief ihren Namen, doch sie war längst nicht mehr. Die Berührung dieser Wesen hatte sie verändert.
Eine Leere machte sich in seinem Körper breit, verdrängte sein Denken und seine Furcht, bannte jegliche Emotion aus seinem Körper.
Dann handelte er.
Und dann kam das Feuer.
Es klopfte.

»Colonel Jefferson«, hörte er eine gedämpfte Stimme von draußen.
Wieder ein dezentes Klopfen.
Thad Jefferson erhob sich schwerfällig und tastete nach seiner kleinen Nickelbrille. Er schob sich das alte, verbogene Gestell auf seine Nase.
»Komme«, ächzte er.
Wann hatte er das letzte Mal wirklich geschlafen? Mehr als drei Stunden am Stück?
Thad rutschte von seinem Feldbett. Er schlief in seinem Overall, da es auch in seinem Quartier immer kalt war. Aber wenigstens hatte er ein Quartier für sich allein!
Er rückte die Brille auf seiner Nase zurecht und betastete sein linkes Ohr, so wie es seine Gewohnheit war. Merkwürdig fühlte es sich an. Und gar nicht so, als würde es zu seinem Kopf gehören.
Er öffnete die Tür.
Skinner stand davor. Ein junger Soldat. Er war wahrscheinlich noch nicht einmal Zwanzig. Thad wusste nicht, wann der Junge zum letzten Mal die Sonne gesehen hatte.
Teufel, er selbst hatte die Sonne seit Wochen nicht gesehen.
»Sie sagten, ich solle Sie wecken, Sir«, murmelte Skinner. Er vermied es, Thad in die Augen zu sehen.
Thad nickte nur knapp. »Steht der Kontakt?« fragte er.
Skinner sah auf. Dann schüttelte er leicht den Kopf. »Bisher nicht«, gab er leise zu.
Thad drehte sich weg und ging den schmalen, düsteren Gang entlang. Es roch nach Petroleum von den Lampen an den Wänden.
»Sie kommen sogar in unsere Träume, nicht?« hielt ihn Skinners Stimme zurück.
Thad blieb kurz stehen und ging dann weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

»Sir«, rief Rodriguez, als Thad den Raum betrat.
Alle Anwesenden salutierten. Bis auf den Doc, denn der salutierte nie.
Thad grinste. Diese dumme Salutiererei ging ihm gehörig auf den Sack. Er winkte mit der Hand und alle setzten sich an ihre Plätze.
Der Besprechungssaal war eigentlich nur ein kleines Zimmerchen, eigentlich nicht mehr als eine bessere Besenkammer. Die Männer erwarteten ihn schon.
Tower Eleven, der Bunker der ehemaligen Airforcebase Indian Springs, war einer von zwölf Bunkern in Nevada. Bei leibe nicht der wichtigste, aber auch nicht der kleinste. Im Gegensatz zu Tower Zero war Thads Bunker nicht völlig autark. Er war auf Lieferungen von Tower Zero angewiesen, jenem größten Bunker, zu dem und von welchem alle Fäden führten.
Tower Zero versorgte alle anderen Towers mit Vorräten, Benzin, Öl und Ausrüstung. Und zwar einmal im Monat.
»Gut geschlafen?« fragte Doc, als sich Thad an den Tisch setzte.
»Lassen wir das«, sagte Thad.
Der Doc kratze sich an seinem Kinn und senkte den Blick. Ein dezentes Grinsen kräuselte seine Lippen.
»Miguel«, gab Thad schließlich dem Mexikaner das Wort.
Miguel Rodriguez war ein großer, athletischer Mann mit schwarzen, finsteren Augen und krausem, dunklen Haar.
»Es sieht schlecht aus«, begann Rodriguez seine Einschätzung. »Tower Zero ist der sicherste aller Bunker. Es ist unwahrscheinlich, dass er eingenommen wurde.«
»Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich«, schaltete sich Wilson ein. Peter Wilson kümmerte sich um die Ausrüstung und Ausstattung des Bunkers.
»Wie lange denken wir jetzt schon in Wahrscheinlichkeiten?« schaltete sich der Doc ein. »Langsam sollten wir uns daran gewöhnt haben, nicht?«
Thad grinste. »Tower Zero ist wichtig«, sagte er dann. »Ich glaube, dass muss ich hier nicht besonders betonen. Ohne Zero sind wir am Arsch, meine Herren.«
Der Doc sah belustigt auf.
»Wir werden jemanden hinschicken«, fuhr Thad fort.
Die Männer am Tisch schwiegen. Wilson fuhr mit seinem Ölfinger über seine Stirn und hinterließ dort einen breiten, dunklen Streifen.
»Es wurde noch nie ein Trupp so weit geschickt«, gab Rodriguez zu bedenken. »Es ist immerhin fast ein ganzer Tagesmarsch. Wenn nicht mehr.«
»Dazu kommt die Hitze«, warf der Doc ein.
»Ich weiß, wie es da draußen aussieht«, sagte Thad und er warf Rodriguez einen kurzen Blick zu, den dieser erwiderte. »Aber was bleibt uns für eine Wahl?«
Wilson nickte. »Keine, wenn man es richtig bedenkt«, gab er zu. »Wir haben nur diese verdammten 24 Stunden.«
Thad nickte.
»Die Frage ist nur: Wer schicken wir auf diesen Höllentrip?«

Lieutenant Jack Brodin war ein Dickkopf.
Thad wusste das. Und er wusste auch, wie man mit Dickköpfen umzugehen hatte.
Nachdem Brodin salutiert hatte, führte auch Thad seine flache Hand an die Stirn.
»Ich habe einen Auftrag für Sie«, wandte er sich an den Soldaten.
Brodins linke Braue wanderte Richtung Haaransatz.
»Sie wissen, das der Kontakt zu Tower Zero abgebrochen ist?« fragte Thad.
Brodin nickte knapp. Neuigkeiten liefen schnell innerhalb des Bunkers. Vor allem die schlechten.
»Freitag wäre die nächste Lieferung fällig gewesen.« Thad machte eine kurze Pause und sah Brodin in die Augen. Dieser wich seinem Blick nicht aus. »Und unser Bunker liegt Zero am Nächsten, Lieutenant.«
»Wollen Sie damit sagen...?«
»Ja«, erwiderte Thad. »Sie brechen Freitag bei Morgengrauen auf. Informieren Sie ihre Männer.«

Lisa Morena trat aus der Schleuse.
Ihr Tarnanzug war an vielen Stellen feuerfest verstärkt. Sie war nur leicht bewaffnet und trug nichts weiter als ein paar Feuerbomben bei sich. Ein Flammenwerfer war viel zu schwer für ihre Bedürfnisse.
Sie lächelte ihn an, als sie den Helm abnahm.
»Und?« fragte er statt einer Begrüßung.
»Haben Sie das Funkprotokoll nicht gelesen, Colonel?« erwiderte sie grinsend.
»Ich wollte mit Ihnen persönlich sprechen«, sagte Thad.
»Da fühle ich mich doch gleich geschmeichelt.« Lisa Morena nahm eine Packung Zigaretten aus ihrer Tasche und schob sich eine davon in den Mund. Die Flamme, mit der sie den Glimmstängel anzündete war nur sehr klein, doch Thad ließ sie nicht aus den Augen.
»Wollen Sie auch eine?« fragte sie ihn.
Thad schüttelte den Kopf.
Lisa Morena war ein Schwärmer. Die einzige Frau, die diese Arbeit in Thads Bunker je gemacht hatte. Drei Schwärmer gab es Tower Eleven, jeder von ihnen war täglich acht Stunden unterwegs.
»Feindkontakt?« fragte Thad.
Lisa schüttelte den Kopf. Ihr Haar war lang und verfilzt. Sie musste früher einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein, doch nun war ihr Gesicht voller Narben.
»Wieso fragen Sie?« erkundigte sich Lisa.
»Ich werde einen Trupp zu Tower Zero schicken.«
»Sind sie wahnsinnig?« Lisa hätte beinahe ihre Zigarette fallen lassen. »Lassen Sie mich gehen.«
Thad schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Dann eben Franklin, der ist auch gut.«
»Nein, die Schwärmer bleiben im Bunker«, sagte Thad mit fester Stimme.
Lisa hob an, um zu widersprechen, doch dann traf sie Thads Blick und sie schwieg.
»Sie werden Ihre Gründe haben, Cowboy«, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
»Ich will bewaffnete Soldaten für diese Mission«, erklärte Thad.
»Sie müssen mir nichts erklären«, erwiderte Lisa. Sie warf ihm einen kühlen Blick zu und blies den Rauch in seine Richtung. Thad hasste Zigaretten. Sarah war Raucherin gewesen.
»Wann wollen Sie die armen Schweine losschicken?« erkundigte sich Lisa.
»Freitag.«
»Die ominösen 24 Stunden...« Lisa sog an ihrer Zigarette. »Dann haben sie ja nichts zu befürchten.«

Thad hasste es, Trupps nach draußen zu schicken, hasste es, die Männer sich selbst zu überlassen. Doch er hatte keine Wahl. Er musste wissen, was mit Tower Zero passiert war. Es war entscheidend für ihr aller Leben.
Er stand in der Überwachungszentrale und verfolgte auf einem der Bildschirme, wie sich Brodin und seine Männer zum Aufbruch rüsteten.
Lange stand er einfach nur da und starrte auf den Monitor.
Erst als die Soldaten komplett aus seinem Blickfeld verschwunden waren, verließ er den kleinen Raum.
Er brauchte einen Kaffee.

»Er ist am durchdrehen und macht langsam die anderen nervös«, berichtete Skinner.
»Wir sollten uns das mal ansehen«, meinte der Doc. Er warf einen letzten Blick auf seine halbvolle Kaffeetasse und stellte den Becher dann zur Seite ohne einen weiteren Schluck daraus zu nehmen.
»Wenn ich die Wahl habe zwischen diesen Kaffee und einem Durchgeknallten, dann nehme ich Letzteres«, sagte er.
Der Doc und Thad folgten Skinner durch die engen Gänge des Bunkers. Es war wie ein riesiges Labyrinth, doch die Männer fanden sich ohne Probleme zurecht. Thad hätte mit verbundenen Augen und ohne ausgestreckte Hände jedes einzelne Zimmer gefunden.
Schon bevor sie die Tür zum Verköstigungsraum sahen, konnten sie die Schreie hören. Es waren schrille Laute, die durch das Echo der metallenen Schächte nur noch verstärkt wurden, krächzende, verzweifelte Rufe.
Thad kannte sie nur zu gut. Scherzhaft wurde dies unter den Bunkerinsassen Tiefenkoller genannt. Die Miene des Docs wurde ernst. Er warf Thad einen vielsagenden Blick zu und dieser nickte.
Thad wies Skinner an, die aktuellen Funkprotokolle zu checken und Meldung zu erstatten, dann öffnete er die Tür.
In dem geräumigen Raum waren mehrere Tische aufgestellt, um die herum viele Menschen saßen, Männer, Frauen und vereinzelt sogar Kinder. In einer der Ecken saß ein junger Mann, niedergekauert, in sich zusammengesunken, mit erschrockenem Gesichtsausdruck. Speichel tropfte von seinen rissigen. Er war mager, fast ausgemergelt und sein Blick war auf ein unbestimmtes Ziel an der nächsten Wand gerichtet.
Immer wieder stieß er laute, durchdringende Schreie aus, Schreie von einer Intensität, wie sie normalerweise nur Kinder zu Wege bringen.
Der Doc ging vorsichtig auf ihn zu und redete beruhigend auf ihn ein, doch der junge Mann nahm den Arzt überhaupt nicht wahr.
Einige der Kinder blickten kurz von ihren Tellern auf, andere schienen die Schreie gar nicht zu hören. Sie hatten gelernt, mit so etwas zu leben.
Thad stand still daneben und beobachtete. Er sah die Gleichgültigkeit in den Gesichtern der Menschen, sah die Lethargie und die Hoffnungslosigkeit in ihren Augen.
Dies war keine Welt mehr, die für Menschen gemacht war.
Der Doc hatte dem Kranken inzwischen eine Spritze gegeben, die er aus seiner kleinen Umhängetasche entnommen hatte. Das tat er selten, denn Nadeln waren knapp geworden. Deshalb kam es auch vor, dass er manche öfter verwendete.
Der junge Mann in der Ecke schien sich zu beruhigen. Der Doc fuhr mit seiner Hand mehrmals über den Kopf des Kranken und immer wieder redete er ihm gut zu.
»Sir?« hörte Thad plötzlich eine Stimme. Skinner war zurück.
»Es ist ein Problem aufgetaucht«, berichtete der Soldat.
Thad zog ihn aus dem Zimmer.
»Ja?«
»Es ist Tower Six«, sagte Skinner, als sie alleine waren.
Thad musterte ihn durchdringend und wieder wich der junge Soldat seinem Blick aus.
»Er wird angegriffen, Sir.«
»Wie ist das möglich?«, fuhr ihn Thad an. »Die vierundzwanzig Stunden sind noch lange nicht vorbei.«
»Keine Ahnung, Sir. Aber sie haben gerade rüber gefunkt.«
»Was ist mit Brodin und den Anderen?«
»Sie wissen es noch nicht, Sir.«
Thad drehte sich herum und griff an seine Stirn. Ein dumpfer Schmerz breitete sich dahinter aus.

»Sehen Sie das?« fragte der junge Sergeant und deutete auf einen der Monitore.
Thad war vor wenigen Sekunden in die Überwachungszentrale gerufen worden, ein kleiner, dunkler Raum, der nur vom spärlichen, blauen Licht der vielen Monitore erleuchtet wurde. Das, was er auf dem Bildschirm sah, beunruhigte ihn.
Gerade eben hatte er mehrere Funksprüche durchgegeben. Er hatte Brodin und seine Männer über Tower Six informiert und nun war es sein eigener Bunker, der vor Problemen stand.
Da war irgendein Ding, das Thad nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Es lag auf dem Platz vor der großen Hauptschleuse. Mitten auf der großen freien Fläche und sah aus wie ein konischer, irgendwie lebendiger Hügel mit einer Öffnung an der Spitze wie bei einem Vulkan. Regelmäßig zog sich der graue Klumpen zusammen und entspannte sich dann wieder, so als atme er.
»Ist Franklin draußen?« fragte Thad.
Der Sergeant nickte langsam. »Zumindest müsste er draußen sein.«
Thad ging zum Mikro und betätigte den Sprechknopf. »Lieutenant Franklin, melden Sie sich.«
Aus dem Lautsprecher kam erst nur knisterndes Rauschen. Dann meldete sich Franklins Stimme. »Colonel Jefferson, Sir?«
»Wo sind Sie?« fragte Thad.
»Eine halbe Meile östlich des Towers, Sir.«
»Wir haben hier etwas, was Sie sich ansehen sollten. Direkt vor der Hauptschleuse.«
»Sir?«
»Aber seien Sie auf jeden Fall vorsichtig, ich habe so etwas noch nie gesehen.«
»Verstanden, Sir.«
Es dauerte eine Weile, aber Franklin war erstaunlich flink. Und schon nach wenigen Minuten, deutete der junge Sergeant in der Überwachungszentrale auf einen der Monitore. Eine kleine Gestalt huschte an der leeren Lagerhalle im Osten des Geländers vorbei. Sie hielt sich leicht geduckt und ihre Bewegungen waren aufeinander abgestimmt wie ein feines Uhrwerk. Franklin! Er näherte sich langsam dem großen Eingangstor zum Bunker, wo auch die Hauptschleuse eingelassen war.
»Sir, ich habe Sichtkontakt aufgenommen«, dröhnte es aus dem Funklautsprecher.
»Wir können Sie auf den Monitoren sehen«, erwiderte Thad.
Franklin bewegte sich im Schutze mehrerer stillgelegter Fahrzeuge auf das fremde Objekt zu. Aus sicherer Entfernung beobachtete er.
»Es macht komische Geräusche, Sir«
»Spezifizieren Sie das.«
»Es hört sich an wie ein Saugen, Sir.«
Thad trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte vor sich.
»Was in Teufels Namen ist das?« fragte eine tiefe Stimme. Thad drehte sich herum. Es war Rodriguez. Seine dunklen Augen waren auf den Monitor gerichtet. Und auf dieses organische, pulsierende Ding.
Thad schüttelte den Kopf. »Hast du so etwas schon einmal gesehen?« fragte er.
Rodriguez kniff die Augen zusammen. »No, niemals.« Er wandte sich an den Sergeant, der die Monitore kontrollierte. »Wann ist dieses Ding aufgetaucht?«
Der Sergeant zuckte mit den Schultern. »Ich habe die Monitore durchgeschaltet und plötzlich war es da.«
Rodriguez starrte wieder auf den Bildschirm. »Vernichten wir es«, schlug er vor.
Thad schwieg.
Er starrte wieder auf die Monitore. Es waren erstaunlich viele Wolken am Himmel.
Dann nickte er stumm.

Die Monitore waren erfüllt von Flammen. Thad konnte förmlich hören, wie sie knisterten, obwohl es im Raum natürlich völlig still war. Zuerst starrte er wie gebannt auf die Bilder, doch dann wendete er den Blick ab.
Der Doc und Miguel Rodriguez standen neben ihm.
»Ich würde es gern untersuchen«, sagte der Doc nach einer Weile.
Eine erneute Feuersalve fauchte auf, als die automatischen Flammenwerfer am Haupteingang ihre Arbeit erledigten. Das Ding war leblos in sich zusammengesunken, verkohlt und dampfend. Es hatte aufgehört zu pulsieren.
Die Männer standen in einem Raum in der Nähe der Hauptschleuse, der zur Überwachung und Kontrolle der Schleuse diente und von dem aus die automatischen Flammenwerfer bedient wurden.
»Eine letzte Salve noch«, befahl Thad und die Flammen gehorchten.
»Lieutnant Franklin?« sprach er dann in den Funk.
»Ja, Sir?« meldete sich Franklin sofort.
»Wie schätzen Sie die Lage ein?«
Franklin zögerte. »Ich denke, es ist tot - was immer es auch ist.«
Alle schwiegen einen Moment. Thad hörte nur noch das Dröhnen des Bunkers, die Generatoren, die Rohre und Leitungen, hörte von fern Geräusche und Laute der vielen Menschen hier.
Dann meldete sich Franklin wieder. »Soll ich mich dem Objekt nähern?«
Der Doc und Rodriguez sahen Thad an.
Thad schob langsam schob seine Brille zurück, die auf dem schweißnassen Nasenrücken immer wieder nach vorne glitt. Was immer dieses Ding war, es hatte vielleicht einen Bezug zu seinen Feinden, zu den Nebelwesen. Aber das war es auch, was es so gefährlich machte. Thad konnte sich einen Trojaner in den Bunker holen.
Aber was, wenn dieses Ding ihnen neue Möglichkeiten eröffnete? Was, wenn der Doc etwas fand, was man gegen diese Biester verwenden konnte?
»Höchste Sicherheitsmaßnahmen«, schlug Rodriguez ungefragt vor. »Maximale Überwachung. Schutzanzüge.«
Der Doc nickte. »Es ist eine Chance«, sagte er.
Fragt sich nur für wen, dachte Thad.

Er wartete hinter einem großen Metallschirm, bis sich die Schleusentüren öffneten. Der Schirm würde ihn nicht vor den Dingern schützen, aber vor dem Feuer.
In der großen Vorhalle zum Haupttor hatten sich zwei Trupps versammelt, allesamt mit Flammenwerfern im Anschlag. Sie warteten hinter metallenen Barrikaden auf das Öffnen der Schleuse und auf die merkwürdige Fracht, die ins Innere transportiert wurde.
Wilson hatte vor einiger Zeit ein hermetisch verschlossenes Behältnis entwickelt, das sie eigentlich zum Transport von Lebensmitteln benutzten. Es war so groß wie ein Sarg und doppelt so schwer.
Drei Soldaten wurden angewiesen, zusammen mit Rodriguez und Franklin das Objekt zu bergen. Thad hatte den Vorgang am Monitor betrachtet. Es war alles glatt gegangen. Immer wieder hatte er damit gerechnet, dass das Ding gleich emporschnellen und den vier Männern einem Tod bringen würde, den er niemanden wünschte.
Er schob seine Brille zurück.
Die Türen der Schleuse öffneten sich zischend. Ein rotes Kontrolllicht flammte auf. Rodriguez trat in die Halle und nahm seinen Helm ab. Sein Gesicht und sein Haar waren nass vor Schweiß. Die drei Soldaten und Franklin folgten, auf den Schultern das schwere Behältnis.
Rodriguez hatte mechanische Greifarme benutzt, auch eine Konstruktion von Wilson, die man im Bunker für Bergungs- und Lagerungsarbeiten verwendete.
»Sir?«, meldete sich ein Rekrut neben Thad.
Thad sah ihn nicht einmal an. »Nicht jetzt«, sagte er.
»Sir, es ist Brodin«, erwiderte der Rekrut.
Thad sah ihn an. Brodin, durchfuhr es ihn. Er hatte gar nicht mehr an ihn gedacht. Thad nahm das Funkgerät des Rekruten entgegen.
»Brodin?« Es klang härter als beabsichtigt. Nebenbei versuchte er, das Behältnis im Auge zu behalten. Der Doc warf ihm einen fragenden Blick zu, aber Thad schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Sir?«, meldete sich der Lieutanant. Es klang erschöpft. »Hier Brodin. Haben Sie was Neues?«
»Keinen Kontakt mehr zu Tower Six. Wo sind Sie, Brodin?«
»Oh, ich liege hier in einem gut gekühlten Whirlpool mit drei hübschen Blondinen an meiner Seite.«.
Thad musste grinsen. Dumme Frage, natürlich. »Lassen Sie die Scherze, Brodin, die Lage hier ist ernst genug. Warum wollten Sie mich sprechen?«
Brodin zögert. »Sir? Irgend etwas br...am... immel...men...«
Ein statisches Rauschen untebrach die Verbindung.
»Brodin?« rief Thad in das Mikro.
Doch niemand antwortete.
Thad fuhr zusammen, als plötzlich jemand aufschrie. Und plötzlich war überall nackte Panik.
Die Männer redeten durcheinander, wussten nicht, wohin mit ihren Beinen oder Waffen, Rodriguez bellte ein paar Befehle, aber niemand gehorchte.
Der Doc lag auf dem Boden. Immer wieder stieß er schmerzerfüllte Schreie aus. Er umklammerte seine rechte Hand und wälzte sich auf den harten Metallplatten hin und her.
Thad ließ das Funkgerät fallen und lief zu dem Arzt. Voller Entsetzen bemerkte, dass der Behälter offen war. Dunkler Rauch stieg aus dem Kasten.
Thad starrte auf das offene Behältnis und vergaß alles um sich herum, selbst die Schreie des Docs schienen leiser zu werden. Was hatten sie nur angerichtet?
Doch der verkohlte Klumpen im Inneren des Kastens bewegte sich nicht. Er war völlig starr und wirkte leblos und tot. Und doch war es irgendwie lebendig, Thad wusste es, fühlte es. Er starrte auf die schwarze Oberfläche des Dings. Irgendetwas wisperte, irgendetwas redete, murmelte leise dahin. Es klang wie das Rauschen eines kleinen Bachs in weiter Ferne, es war wie das Sprudeln von Wasser, ganz zart und kaum wahrnehmbar.
»Thad«, schrie Rodriguez und riss Thad wieder in die Wirklichkeit zurück.
Ein Feuerstrahl explodierte neben ihm und riss ihn zu Boden.
Er wirbelte herum, weg von dem Feuer. Nur weit weg von dem Feuer.
Rodriguez packte ihn fest und zog ihn zurück auf die Beine. Es war ohrenbetäubend laut, die Soldaten riefen wild durcheinander. Einer der Männer hatte aus Versehen seinen Flammenwerfer abgefeuert.
Nur mühsam brachten Thad und Rodriguez sie wieder unter Kontrolle. Der Doc war ohnmächtig. Seine linke Hand klammerte sich fest um seinen rechten Unterarm, direkt unter der Stelle, an der einst seine Hand gewesen war.

Die Augen des Docs waren geweitet und er keuchte und schwitze stark.
Nach einer Weile beruhigte sich. Eine Krankenschwester kam herbei und tupfte den Schweiß mit einem nassen Tuch von seiner Stirn.
Als sie wieder ging, lächelte der Doc.
»Ich glaube der Boden wäre weicher als diese Betten«, sagte er. Er hob seinen rechten Arm, dessen Haare alle versengt waren, und betrachtete die fest bandagierte Hand. »Wenn ich künftig meine Spritzen mit Links geben muss, werden meine Patienten nicht erfreut sein.«
»Ich bin auch nicht erfreut«, sagte Thad. »Warum haben Sie den Behälter aufgemacht? Gegen meinen Befehl?«
»Habe ich das?« fragte der Doc. Er war ehrlich erstaunt.
»Irgend jemand muss es getan haben«, entgegnete Thad. »Und Sie waren der Einzige, der Verletzungen davon getragen hat.«
»Ich erinnere mich nicht«, sagte der Doc und es klang ehrlich.
Thad lehnte sich zurück und betrachtete den Mann. Wie lange kannten sie sich nun? Drei Jahre? Und trotzdem: was wusste er über ihn? Was wusste er über sein Leben? Sie waren einander fremd geblieben.
»Ich habe geträumt«, sagte der Doc und er drehte den Kopf zur Seite und betrachtete seine Hand. »Ich hatte den Eindruck, jemand würde mit mir reden, würde mir etwas sagen wollen. Aber die Stimme war so leise. Und ich hörte sie nicht richtig. Ich ging näher heran und dann...«
»Ja?«
»... ich weiß es nicht mehr.« Der Doc drehte Thad den Kopf zu. Eine Träne hing in seinem Augenwinkel. »Diese Wesen ... haben auch Sie berührt«, fuhr er fort und deutete auf Thads Ohrstumpf.
Thad fuhr ganz automatisch mit seiner Linken an sein verkümmertes Ohr. »Ich wurde ohnmächtig. Und als ich aufwachte, war überall...«
»...Feuer«, beendete der Doc den Satz.
Thad sah ihn an. »Ja.«
»Bei mir war es ebenso.«
Eine laute Sirene durchschnitt die Stille. Lautes Heulen drang durch die Gänge. Thad spürte förmlich, wie der Boden zitterte. Er warf dem völlig perplexen Doc einen kurzen Blick zu und sprang dann auf.
Die Sirene - sie war noch nie ausgelöst worden.

Die Soldaten in den Gängen hasteten an Thad vorbei, hin und wieder begegnete er auch einem Zivilisten. Er stieß die Menschen rücksichtslos zur Seite, wenn sie ihm im Weg waren, und lief in Richtung Haupthalle.
Es war der Behälter. Und dieses fremde Ding, das sie hereingeholt hatten. Daran bestand kein Zweifel.
Das Fauchen der Flammenwerfer hörte er lange bevor er die Halle erreichte. Darunter mischten sich Schmerzenschreie und noch ein saugendes, lautes und sich beständig wiederholendes Geräusch, so als würde man einen Korken aus einer Flasche ziehen, nur lauter und grotesker im Klang.
Er erreichte die Halle und erstarrte.
Das Ding in dem Behälter pulsierte, die Haut des organischen Klumpens, den sie alle für tot gehalten hatten, blähte sich nach außen und wurde gurgelnd wieder nach innen gesogen und dann, ganz plötzlich, wie ein Vulkan, der explodierte und glühende Lava in die Luft katapultierte, so spie dieses Ding Nebelwesen in die Luft.
Thad spürte wie seine Nackenhaare sich aufrichteten.
Und dann schrie er wie wild.
Irgendetwas explodierte. Die Benzintanks, schoss es ihm durch den Kopf.
Und plötzlich war überall Feuer.
Wie aus weiter Ferne hallten die Schreie der Männer in Thads Kopf. Er hörte Explosionen, spürte die Hitze in seinem Gesicht und vernahm das Getrampel von vielen Füßen.
Überall brannten kleine Feuer, Soldaten liefen erschrocken und ungeordnet herum. Thad packte einen der Rekruten und schrie ihn an.
»Was ist hier passiert? Wer hat den Behälter aufgemacht? W e r?«
Der Soldat, den Thad fest am Kragen gepackt hatte, starrte seinen Colonel nur an und begann schließlich eine Antwort zu stottern.
»N... N... Niemand, Sir.«
Wieder sah Thad, wie ein Nebelwesen in die Luft geschossen wurde.
Wieder explodierte einer der Tanks und Thad wurde von der Wucht zu Boden geschleudert.
Ein merkwürdiger Geruch stieg ihm in diese Nase. Als er den Kopf zur Seite drehte, sah er neben sich eine schwarze, verkohlte Gestalt, bis auf das Skelett abgebrannt, der Mund weit aufgerissen mit dunklen, tiefen Augenhöhlen.
Thad wich instinktiv zurück.
Und mit einem Mal wurde alles wieder laut um ihn herum.
Feuer.
Er merkte, wie er schwitzte. Alle seine Gedanken waren nur auf das Feuer gerichtet, er versuchte sich zu beherrschen, aber es ging nicht.
Was war verdammt noch mal passiert? Aber in seinem Kopf war nur Chaos. Chaos und Flammen.
Ein Mann rannte auf ihn zu. Seine Augen waren weit aufgerissen, doch er schrie nicht. Sein rechter Arm sah irgendwie merkwürdig aus. Er war grotesk in die Länge gezogen, seine Finger hatten sich gedehnt, so als wären sie aus Knetmasse, die man beliebig verformen konnte. Sein Flammenwerfer baumelte vom großen Vorratstank am Rücken und der Rekrut schleifte ihn hinter sich her, als er lief. Er sah Thad nicht oder er sah ihn viel zu spät, jedenfalls prallte er mit voller Wucht gegen den Colonel. Beide stürzten zu Boden und Thad schlug hart mit dem Kopf auf.
Als er die Augen wieder öffnete, lag der Soldat auf ihm. Seine Augen starrten ihn an, doch sein Blick war irgendwie glasig.
Erst nach einer Weile wurde Thad bewusst, dass der junge Mann tot war. Er schob die Leiche von sich und richtete sich auf. Seine Brille war verschwunden. Thad suchte den Boden neben sich ab, doch er konnte sie nicht finden.
Die Flammen hatten etwas nachgelassen, aber der Rauch wurde langsam dichter. Es gab keinen Abzug, die Klimaanlage war ausgeschaltet. Sie würden ersticken, wenn er nicht bald etwas unternahm.
»Thad?« hörte er plötzlich eine Stimme rufen. Es war Rodriguez, der plötzlich neben ihm war. »Thad, Fuck, was ist hier los?« fragte er.
Thad schüttelte den Kopf. »Dieses Ding«, murmelte er. »Die Nebelwesen kamen aus diesem Ding.«
Rodriguez sah sich panisch um. Aber auch er konnte nichts erkennen. Die Halle bot einen wirklich grauenvollen Anblick. Überall brannten kleine Feuer, der Rauch begann langsam dichter zu werden und nirgendwo war ein Lebender auszumachen.
Thad warf einen Blick auf das Behältnis, das noch immer offen stand. Doch der Klumpen darin bewegte sich nicht mehr. Er lag völlig still.
Und dann zuckten beide zusammen. Irgendetwas hing in der Luft. Ein zarter Gesang. Es klang nicht nach einer bekannten Sprache oder nach etwas menschlichem. Es klang anders.
»Hörst du das auch?« fragte Rodriguez.
Thad nickte. Er drehte seinen Kopf in alle Richtungen, aber es war nicht auszumachen, woher das Geräusch kam.
»Sind sie das?« fragte Rodriguez.
Er hustete und auch Thad merkte, dass seine Kehle ganz heiser war. Zudem begann er, langsam Sterne vor seinen Augen tanzen zu sehen.
Rodriguez nahm eine Atemmaske von seinem Gürtel und sah Thad fragend an. Thad nickte und erst jetzt setzte Rodriguez sie auf.
Dann rannten beide los. Das Feuer hatte merklich nachgelassen, noch ein Zeichen dafür, dass der Sauerstoff knapp wurde.
Am Boden lag überall Gerümpel, Teile von irgendwelchen Maschinen, Helme, Flammenwerfer. War noch jemand am leben? Und wo waren die Nebelwesen? Thad konnte kein einziges ausmachen.
Sie hörten einen lauten Schrei.
Thad riss den Kopf herum, doch ohne seine Brille war er in seiner Wahrnehmung sehr eingeschränkt. Fast war er dankbar dafür, vor allem als sie bei einem besonders deformierten Leichnam vorbeikamen, dessen Kopf auf dem Boden zerflossen war und aussah wie eine riesige Wasserpfütze. Rodriguez hielt ihn zurück und wühlte in der Uniform des Toten herum.
»Was wird das?« fragte Thad.
Rodriguez hielt ihm plötzlich etwas unter die Nase, was Thad zuerst gar nicht erkannte. Eine Atemmaske. Er warf Rodriguez einen anerkennenden Blick zu und nickte.
Als er sich die Maske über das Gesicht gezogen hatte, wurde sein Blick etwas klarer. Das Glas in der Maske brach das Licht und machte ihm das Sehen zumindest etwas leichter. Die Luft, die er nun in seine Lungen sog, schmeckte zwar schal und nach Gummi, aber sie erzeugte wenigsten keinen Hustenreiz mehr.
Aber wo waren die Nebelwesen? Noch immer hatte Thad keines von ihnen gesehen. Hatten sie sich etwa schon im ganzen Bunker verteilt?
Das war unwahrscheinlich, denn Wilson hatte alle Sektoren mit hermetischen Schutztüren ausgestattet, so dass sie sich bei Feuer oder bei Alarm augenblicklich schlossen. Doch was, wenn eine dieser Türen nicht funktioniert hatte? Thad mochte gar nicht daran denken.
Wo war eigentlich sein Funkgerät?
Plötzlich stieß Rodriguez ihn zu Seite und warf sich auf ihm. Der Mexikaner starrte mit weit aufgerissenen Augen nach rechts, genau dorthin, wohin Thad eben gelaufen wäre.
Und erst nach einer Weile, als Thad seine Augen sehr zusammenkniff, erkannte er die Gestalt. Es war ein Nebelwesen, die Umrisse waren undeutlich und fast verschmolz es mit dem inzwischen sehr dichtem Rauch. Es schwebte an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken.
Wie harmlos sie doch aussahen.
Und doch lag etwas Bedrohliches in ihnen. Ihre zielgerichtete, häufig wechselnde Bewegung, das vorsichtige Tasten ihrer vielen tentakeligen Ärmchen.
In Thads Kopf dröhnte dieser sonore Gesang laut auf, als das Wesen an ihnen vorüberglitt.
Als es verschwunden war, rappelten sich die Männer auf und rannten weiter.
Thad hatte die Orientierung fast verloren, bis sie schließlich auf eine Wand stießen. Die Metallplatten fühlten sich noch kühl an. Sie rannten an der Wand entlang, bis sie eine Tür erreichten. Sie war verschlossen. Thad atmete auf.
»Und jetzt?« keuchte Rodriguez. Er amtete schwer und häufig.
»Wir sprengen die Halle in die Luft«, sagte Thad.
»Was?«
»Was bleibt denn für eine Alternative?« keuchte Thad. »Diese Dinger sind hier irgendwo. Wenn wir Glück haben, dann sind sie noch nicht in den Bunker vorgedrungen. Und ich werde nicht zulassen, dass es soweit kommt.«
Rodriguez starrte ihn an. Dann nickte er langsam. »Es ist die einzige Möglichkeit. Feuer hat sie bisher vertrieben.«
»Wenn dies hier die Ostwand ist«, sagte Thad und klopfte mit seiner Hand gegen die Metallplatten, »dann müssen wir in diese Richtung.« Er deutete nach vorne. »Dort ist der Auslöser für die Sprengkörper.«
»Aber die Türen sind verschlossen«, warf Rodriguez ein. »Wenn wir sprengen, dann...«
»...sterben wir«, beendete Thad den Satz. Dann schüttelte er den Kopf. »Mein Universalschlüssel öffnet die Türen. »Aber wir dürfen sie nur öffnen, wenn wir sicher sind, dass keines dieser Dinger uns folgt. Ein kleiner Schlitz genügt, das weißt du.«
Rodriguez nickte. Thad gab ihm den Schlüssel.
»Ich kümmere mich um die Sprengung. Du kümmerst dich um meinen Rücken und um die Tür.«

Thad konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Aber ohne Brille war sein Sichtfeld ohnehin auf diese Entfernung reduziert. Er lief schnell voran, Schleichen oder Vorsicht wären unangebracht gewesen. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
Er betete, dass es nicht zu spät war und hoffte, dass sich auch die anderen Türen geschlossen hatten.
Dann stolperte er. Zu seinen Füßen lag wieder eine verunstaltete Leiche. Ihr Gesicht war auf der rechten Seite mit dem Boden verwachsen, die Wange war in die Länge gezogen und klebte an den metallenen Fließen, der Kiefer war zusammengedrückt und selbst die Zähne darin waren mit der Schleimhaut verbacken.
Rodriguez zog ihn wieder auf die Beine.
Thads Augen tränten. Scheinbar war seine Maske undicht.
Es gab fast kein Feuer mehr und die Luft wurde immer schneidender. Er fühlte sich betrunken, wie in Trance. Sein Kopf drehte sich und er wäre beinahe wieder zusammengebrochen. Er versuchte sich zu konzentrieren, doch es fiel ihm so schwer.
Und dann hörte er wieder jenen merkwürdigen Gesang, der durch die Luft geisterte. Nur dieses Mal war es lauter als vorhin.
War es möglich, dass er gerade seinen Namen gehört hatte? Oder bildete er sich das nur ein? War es der Sauerstoffmangel, der seinen Sinnen langsam einen Streich spielte?
Es waren nur noch ein paar Meter.
Thad rannte vorwärts und prallte gegen eine harte Wand, die er gar nicht gesehen hatte.
Es wurde zurückgeschleudert schlug hart am Boden auf. Mit aller Kraft kämpfte er sich vorwärts, bis er wieder die kühlen Metallplatten spüren konnte. Er kroch an der Wand entlang, bis er fand, was er suchte. Die Sicherheitstür der Nordwand. Jene Tür, die tiefer in den Bunker hineinführte. Daneben war eine kleine Sicherheitskonsole. Thad tippte seinen Code ein. Erst beim zweiten Drücken auf den Auslöser, piepste die Konsole. Thad sah sich um.
Wo war Rodriguez? Verdammt, eben war er noch hinter ihm gewesen.
Thad zögerte. Sollte er die Sprengung jetzt aktivieren oder lieber warten?
Er lehnte sich gegen die Wand und atmete schwer. Lange würde er nicht durchstehen.

Ein Schrei ließ ihn aufschrecken. War er eben eingeschlafen?
Er kniff die Augen fest zusammen, als plötzlich etwas gegen ihn prallte und ihn gegen die Wand drückte. Thad keuchte.
Er hielt Rodriguez in den Armen, der irre lächelte. Seine Atemmaske baumelte an dem Gummiband um seinen Hals.
»Thad«, sagte er. »Sie kommen.« Sein Körper wurde von einem irren Kichern geschüttelt. Seine Maske hing unnütz um seinen Hals. Er hustete. »Sie... sie... sind hier und sie werden uns alle kriegen.«
Thad starrte seinen Freund ungläubig an.
»Es tut gar nicht weh«, erzählte Miguel. »Es ist sogar irgendwie schön... Ja, Thad. Es wird wie eine Erlösung sein.« Und mit diesen Worten hob Rodriguez seine Hand in die Höhe, so dass Thad sie trotz fehlender Brille deutlich sehen konnte.
In dem geschmolzenen Ding, das wohl einst Miguels Finger gewesen sein mussten, war der Sicherheitsschlüssel eingebacken.
Thad ließ Rodriguez vor Schreck fallen. Dieser sackte kichernd und hustend zu Boden.
Der Rauch begann sich zu lichten und mehrere Gestalten schälten sich aus dem Zwielicht.
Schattenwesen. Es waren viele, so viele, dass Thads müder Geist sie gar nicht zählen konnte. Er erinnerte sich an damals. An Sarah und was sie ihr angetan hatten.
Mit ihren unscharfen Umrissen bewegten sich die nebeligen Gestalten immer näher auf ihn zu. Sie waren langsam und doch unaufhaltsam, wabernd und amöbenartig krochen sie am Boden dahin, die rauchigen Tentakel suchend ausgestreckt. Thad hatte Mühe, sie mit seiner Kurzsichtigkeit genau zu erkennen und auch als er die Augen fest zusammenkniff, blieben die Wesen unscharf für ihn.
Zwei der Wesen flossen ineinander, vereinigten sich zu einem größeren, ein anderes wiederum teilte sich in drei kleinere auf.
Er wich zurück und stieß gegen die Konsole an der Wand. Er schnellte herum und hämmerte auf den Auslöser.
Die Konsole begann zu piepsen.
Eine Minute. Eine digitale Anzeige begann zu blinken.
Die Nebelwesen kamen näher. Und wieder hörte Thad diesen merkwürdigen, crescendoartig anschwellenden Gesang. Wie ein fernes Echo vieler, fremder Stimmen, in einer unbekannten Sprache.
Er sank auf den Boden.
Als er seine Augen schloss, nahm er wirre Bilder wahr. Diese Visionen, die er plötzlich vor seinem inneren Auge sah, waren farblos. Nur mühsam konnte er Konturen wahrnehmen, irgendwelche Muster, die er kannte. Er sah, wie sich fremdartige Wesen bewegten, wie sie umherirrten. Und dann sah er Feuer. Es sah nicht aus wie das Feuer, das er kannte, aber doch wusste er augenblicklich, dass es sich um Feuer handelte.
Konturen und Wellen schoben sich ineinander, tanzten und vibrierten vor seinem Auge. Dieses Feuer machte ihm Angst und bezauberte ihn zugleich.
Daneben hörte er weiter den Chor Tausender Stimmen. Wollten Sie ihm etwas sagen? Wollten Sie ihn sprechen? Es klang eindringlich, es klang nervös. Oder war dies alles Einbildung? Gaukelte ihm sein Geist wirre Gedanken vor? War er - bereits tot?
War es das, was Miguel gemeint hatte?
Mit einem Aufschrei riss Thad seine Augen auf.
Er stürzte nach vorne und landete auf Rodriguez, der aufgehört hatte zu kichern. Er war tot.
Seine Hand berührte etwas Kaltes, etwas Rundes. Thad griff automatisch zu. Eine Brandbombe. An Rodriguez` Gürtel.
Er sah auf. Die Schattenwesen kamen näher.
Thad lächelte grimmig.
Dann drückte er den Auslöser der Bombe und schleuderte sie nach vorne. Sich selbst warf er mit aller Kraft in die Gegenrichtung. Mit seinen Armen schütze er sein Gesicht, als vor ihm die Welt im Flammenmeer versank.
Die Explosion schmerzte in seinen Ohren und er spürte die Hitze über ihn hinwegrasen. Sein Gesicht schien trotz der Atemmaske zu glühen und es war, als bohrten sich Tausend kleine Nadeln in seine Kopfhaut.
Er schrie auf vor Schmerz, aber augenblicklich stoppte auch der leise Gesang, der bis eben noch in seinem Kopf geklungen hatte.
Und dann war alles ruhig und Thad hörte wieder das leise Piepsen der Konsole. Die Sprengung! Er warf einen kurzen Blick auf das Display: 46 Sekunden.
Er rappelte sich auf und zog ein Messer aus seinem Gürtel.
Dann packte er Rodriguez Arm, der schwarz und verkohlt war. Mehrmals glitt das Messer von den Knochen ab, bis er endlich den Gelenkspalt zwischen Hand und Unterarm fand.
Er nahm die abgetrennte Hand und versuchte, den Schlüssel in das Sicherheitsschloss einzuführen. Und glitt ab.
23 Sekunden.
Er probierte es erneut. Wieder glitt er zur Seite. Beim dritten Mal gelang es ihm, doch der Schlüssel wollte sich nicht ganz einführen lassen. Ein Teil von Rodriguez` abgetrennter Hand war im Weg. Thad hackte mit seinem Messer darauf ein.
8 Sekunden. Endlich machte es Klick. Thad drehte den Schlüssel zur Seite.
Mit einem tiefen Zischen schlug die Tür auf und Thad rollte sich dahinter. Auf der anderen Seite schlug er gegen einen großen roten Knopf und die Tür verschloss sich augenblicklich. Allerdings nicht schnell genug.
Während Thad am Boden kauerte explodierte die Sprengladung in der Haupthalle. Mehrere Ladungen TNT waren an allen wichtigen Stützpfeilern angebracht. Die Wucht der Explosion saugte die Luft aus dem Gang, in dem Thad hinter der noch halb offenen Tür lag und riss Thads geschundenen Körper nach vorne.
Als Thad längst die Besinnung verlor, schloss die Tür endlich.

Eine Hand packte nach ihm. Jede Berührung schmerzte und er wollte aufschreien, brachte jedoch nur ein Wimmern hervor.
»Es ist alles gut«, hörte er eine Stimme. »Sei ruhig. Nicht bewegen. Du bist verletzt.«
»Sarah?« fragte Thad.

***

»Darf ich mich etwas zu Ihnen setzen?« fragte Thad.
Der junge Sergeant erschrak. Er drehte sich mitsamt seinem Sessel um und sah Thad etwas verwundert an.
Thad grinste. Er mochte kein sehr angenehmer Anblick sein.
Die Verletzungen waren zahlreich, aber nicht lebensgefährlich. Er hatte sich fünf Rippen geprellt, den linken Arm im Schultergelenk ausgekugelt, das linke Knie verstaucht, eine Platzwunde über der linken Augenbraue und sein Nasenbein angebrochen.
Thad setzte sich, ohne auf eine Antwort zu warten, denn der Sergeant starrte ihn nur weiter an.
Die Fernsehmonitore flimmerten in einem trüben, hellblauen Licht, ansonsten war der Raum völlig dunkel. Die Überwachungszentrale war einsam um diese Uhrzeit.
»Irgend etwas Besonderes?« fragte Thad.
»Ich hätte Sie verständigt, Sir«, erwiderte der Sergeant.
»Sie sind kein Amerikaner, oder?«
»Nein, ich bin Deutscher. Ist das so offensichtlich, Sir?«
Thad lächelte. »Man hört es an ihrem Akzent.«
»Das lässt sich eben nicht verstecken«, meinte der Deutsche.
»Wie heißen Sie?« fragte Thad.
»Schneider. Oskar Schneider.« Sie reichten einander die Hand.
»Was machen Sie in den Staaten?«
»Ich war auf einer Geschäftsreise, als es losging.«
Thad nickte und betrachtete die Monitore.
»Ich habe gehört, was Sie heute getan haben, Sir«, sagte Schneider. »Wie geht es jetzt weiter?«
Thad zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Die Nebelwesen sind weg, aber der Bunker ist schwer angeschlagen. Und zudem habe ich bisher keine Nachricht von Brodin.«
Das war richtig. Der Funk war durch die Explosion beschädigt worden und es verging keine Sekunde, in der Thad nicht an Brodin und seine Männer dachte. Und an das Schicksal von Tower Zero, das eng mit dem der Soldaten verknüpft war.
Schneider nickte. »Viele der Kameras sind nach der Explosion ausgefallen.« Schneider betrachtete wieder die Bildschirme und schüttelte den Kopf.
»Vermissen Sie es?« fragte Thad plötzlich.
»Was meinen Sie?« erkundigte sich Schneider.
»Deutschland. Deutsch zu reden.«
»Nein. Gar nicht.« Schneider lächelte und wandte den Blick wieder den Fernsehschirmen zu. Er betätigte ein paar Knöpfe und die Bilder wechselten. »Es erinnert mich an meine Familie. Und an meine Frau, wenn ich Deutsch rede.«
»Schon gut«, warf Thad ein. »Sie müssen nicht darüber reden.«
Er warf einen Blick auf einen der Bildschirme, wo er eine kleine Gestalt ausmachen konnte, die durch die Nacht lief. Lisa Morena war dabei, das Gelände zu sondieren.
»Zigarette, Sir?« Schneider hielt ihm eine offene Packung hin. Thad zögerte, dann griff er zu. Er steckte sich das schmale Tabakröhrchen zwischen die Lippen und wartete, bis Schneider ihm Feuer gab. Er sog prüfend und inhalierte den Rauch.
Langsam blies er seine Lungen wieder frei, nur um dann sofort wieder an der Zigarette zu ziehen.
»Schneider?«
»Ja, Sir?«
»Danke.«

 

Hi chazar,
Mir hat deine Geschichte auch gefallen.
Im Gegensatz zu anderen gefiel mir deine Figurenbeschreibung sehr gut.
Ich konnte mich in Thad reinversetzen. Die Beschreibung der anderen fand ich nicht so wichtig. Waren Statisten für mich. Was bei dieser Geschichte nicht so gut war, wie bei salem, waren die Bilder, die in meinem Kopf entstanden sind.
Am Ende wußte ich nicht, wo er war und warum er den blöden Schlüssel noch brauchte und überhaupt war ich überrascht, dass er nicht starb, wo es doch zuerst geheißen hat, dass sie alleine draußen sind - gebe zu, dass ich nicht nochmal nachgelesen habe- auf jeden Fall ist es mir im laufe der Geschichte verloren gegangen. Lag irgendwie an dem dauernden raus und rein in den Bunker, die Halle?
Da hätte ich mir im Mittelteil mehr Klarheit gewünscht. Einma waren die Nebelwesen auch sehr schnell und dann kommen sie ganz langsam auf ihn zu?

Ich finde beide Geschichten sehr gut, du mit der guten Charakterisierung salems flachen Brodin gut ergänzt und du dir andererseits von ihm eine bessere Beschreibung abschauen könntest.

L.G.
Bernhard

 

Hallo zusammen!

@Wendigo:

Ja, das kann natürlich sein, aber diese beiden Punkte haben ich an deiner Story ja nicht kritisiert ... oder?
Nein, hast du nicht, aber ich war ein bisschen irritiert, dass du eben meine Story zuerst gelesen hast und nichts Salems. Diese meine Verwunderung habe ich kundgetan.

da ich es sehr ärgerlich finde, wenn sich ein talentierter Autor nicht die Mühe macht, eine gewisse sprachliche Originalität zu entwickeln.
Punkt für dich.
Allerdings habe ich das - um meinen Ruf jetzt ein bisschen zu retten - nicht absichtlich getan.
Gibt ja eigentlich ne simple Regel: Schreib so lange an einem Text bis du zufireden bist - und lass ihn dann eine ganze Woche liegen. Lies ihn erneut und sei überrascht.
Daran werde ich mich jetzt halten. Stirkt.

Stimme Cerberus zu: Das kannst du wesentlich besser.
Naja, Danke.

Zur genauen Stellungnahme:

Das ist ein klischeebeladenes, abgedroschenes Bild.
Ja, richtig. Wird geändert.

Gefällt mir nicht. Etwas in die Richtung "trotzdem reagierte er instinktiv" o.ä. wäre wesentlich besser als es den Muskeln in die Schuhe zu schieben.
Mir gefällt es.

Langweilig. Du nennst die Wesen "schrecklich", "furchtbar", "bedrohlich", aber in der Beschreibung sind sie nichts von alledem.
Ja, hab wohl zu viel Lovecraft gelesen in letzter Zeit.

Ah. Eine Spiegelszene. Sollten verboten werden, die Dinger. Davon abgesehen ist auch die Beschreibung Thads ein Klischee. Blutunterlaufene Augen, vernarbtes Gesicht, Stoppelbart ... da denke ich unwillkürlich an Bruce Willis in "Die Hard".
Ja, Spiegelszenen. Abgedroschen? Naja, kommt drauf an. Hier finde ich sie passend. Die Optik zu klischeehaft? Wenn ich eine Woche lang jeweils nur drei Studen schlafen würde, dann hätte ich aucb Ringe unter den Augen. Und zum rasieren wird man in diesen Bunkern auch nicht oft kommen.
Und Bruce Willis hatte weder Narben, noch eine Brille (welcher Actionheld hat den eine Brille, frage ich mal unschuldig) und kein verkümmertes Ohr. Ich finde nicht, dass ich die typischen optischen Klischees bediene, nicht alle.
Thad ist ja ein Grenzfall schlechthin. Manche Leser meinten, er wäre ausgegoren, manche fanden, er wäre eindimensional. Ich stehe da nun etwas zwischen den Stühlen, weil ich mich wirklich bemüht habe, ihn nicht zum Abziehbild werden zu lassen.
Ist dir die latente Angst vor Feuer aufgefallen, die er hat? Ist die irgendwem aufgefallen?
Nach wie vor finde ich nicht, dass er "der Schlimmste von allen" ist, aber ich bin da subjektiv.

Schlechter Vergleich.
Hast Recht.

Schlechte Beschreibung.
Hast auch Recht.

"Informationen" ist das falsche Wort - du meinst "Neuigkeiten". Zudem würde ich statt "liefen" zu "verbreiten" raten.
Informationen ist nicht das falsche Wort, wie ich finde, sondern ein anderes. Und liefen oder verbreiten? Da gefällt mir liefen besser - dir eben verbreiten.

Diese Stelle lässt Thad sehr inkompetent wirken - so gedacht?
Es lässt ihn inkompetent erscheinen, nur weil er nicht genau weiß, wie alt sie ist? das leuchtet mir nicht ein. Ich habe Bekannte, von denen ich nicht weiß, wie alt sie sind.

Langweilig. Diese Informationen gehören gezeigt, nicht erzählt. Zumal es sich wie eine uninspirierte Zusammenfassung liest. Hey Thad, schlag mal eben im Lexikon unter "Schwärmer" nach ...
Ja, die Schwärmer, ich sehe schon, die werde ich noch verfluchen. Lexikonartige Texte haben tatsächlich wenig in Kurzgeschichten zu suchen. Mal sehen.

a, das habe ich mittlerweile kapiert. Sehr streichenswerter Satz.
Richtig.

Entweder rauswerfen oder konsequent ins Detail gehen. Dieses Mittelding funktioniert nicht.
Hast recht.

Sie werden Ihre Gründe haben, Cowboy

Klischee.

War ich selbst unsicher, aber mir gefällt es. Ich schreibe nie Amigeschichten. Lass mir in dieser den Spaß.

Thad hasste es, Trupps nach draußen zu schicken, hasste es, die Männer sich selbst zu überlassen

Klischee.

Ja, unglaublich klischeehaft, sich Sorgen um seine Männer zu machen.

Ein "dann" streichen
Hab ich ein dann übersehen? *grummel* (Ist eher ein Insider)

Nicht, weil sie ihm zuwider waren, sondern weil er es nicht ertrug, sie leiden zu sehen

Klischee.

Klischeehaft formuliert, vielleicht. Wird geändert.

Da war irgendein Ding, wie Thad es nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte

Wenn es einen Grund gibt, hier nicht "das" als Präposition zu verwenden (außer, dass es korrekt wäre), ist er mir entgangen.

Da - im Sinne von - an dem Ort, eine örtliche Beschreibung.

atme" ... jaja, das ist immer eine Krux mit den Konjunktiven ...
Liest sich, als hätte ich Probleme mit dem Konjunktiv... denke, dem ist aber nicht so.

Merz' doch bitte dieses ständige "schien" aus.
Wird gemacht.

Guter Dialog! Du solltest allerdings darauf achten, Redeeinleitungen zu streichen, wenn klar ist, wer spricht - "befahl Thad" ist völlig überflüssig.
Das ist hochgradige Geschmacksache. Und ich hadere bei jeder Redeeinleitung (oder besser -ausleitung), ob ich sie drinnen lasse oder nicht. In dem Bezug bin ich kein Minimalist, aber doch sparsam.

ch bin auch ein Fan davon, Sätze mit "und" zu beginnen, aber hier ist es deplatziert. Zudem muss es "warteten" heißen, denn Trupps steht im Plural.
Beim Plural hast du Recht, das andere ist eine Einstellung - die ich nicht teile.

Raus mit dem "man", rein mit einem "sie".
Da bleibe ich beim "man"

Das völlig unnötige "erwiderte Brodin trocken" nimmt der Aussage jeden eventuell vorhandenen Witz
Nicht jeglichen, aber zu viel, da hast du Recht.

Das ist wieder so ein "schien", das du schleunigst tottreten solltest - gehorchen sie nun oder nicht? Generell: Schien lässt einen Autor fast immer unsicher wirken.
Findest du? Nein, nicht zwangsläufig. Es beschreibt finde ich eher den Eindruck, den der Prot hat. Und macht sogar deutlich, dass der Erzähler weiß, dass es in Wahrheit anders ist. Aber ist sicher Ansichtssache.

Das muss der älteste, abgedroschenste und langweiligste Vergleich der Literaturgeschichte sein. Denk dir was Neues aus oder lass das Vergleichen bleiben.
Ich werde das Vergleichen bestimmt nicht bleiben lassen, also muss ich mir fast was Neues ausdenken.

Nee. Panik schießt nicht in Knochen. Panik schießt überhaupt nirgendwohin.
Naja. Ich mag die Formulierung.

... an der einmal seine Hand gewesen war" - das "wohl" muss auf jeden Fall raus, da es den Eindruck vermittelt, Thad sei sich nicht ganz sicher, ob der Doc eine Hand gehabt hatte.
Richtig.

Mir gefiele "daran hatte er keinen Zweifel" besser.
Ansichtssache.

Wieso nicht "knapp wurde"?
Wieso schreibe ich manchmal rennen statt laufen? Ich weiß es nicht.

Lass mich mal ein Fazit ziehen: Stilistisch ist diese Geschichte, das beginne ich langsam einzusehen, nicht eben mein Glanzwerk.
Und daran werde ich auch noch arbeiten.
Aber Thad werde ich nicht umschmeißen, nicht weil ich deine Meinung hier nicht ernst nehme, sondern weil ich sie nicht vollständig nachvollziehen kann.

Und

auch wenn meine Kritik sich zugegebenermaßen wie ein schlimmer Verriss liest
Tatsächlich tat sie das.

Danke dir, war konstruktiv.


@Texter:

Insgesamt spielt sie für die Handlung sonst keine Rolle.
Da hast du Recht, jetzt fällt mir das auch auf. Werde mal den Part etwas zurechtstreichen.

Zwischen 'er mochte Kinder nicht' und 'er ertrug es nicht sie leiden zu sehen' besteht meiner Meinung nach ein Widerspruch.
Eigentlich habe ich ja versucht, den aufzulösen. Mal gucken.

Sehr unübersichtlich. Wolltest du das?
Wenn du mich so fragst: Ja, ich wollte die Panik und die Verwirrung. Oder ist es verwirrend zu lesen? Das wollte ich nicht.

Am Ende würde ich der Straffung willen die Sache mit dem Deutschen eher rauslassen. Der Frau würde ich entweder eine größere Rolle geben oder sie kürzen.
Straffung ist sicher ne gute Idee.
Aber der Deutsche bleibt drin.

Danke für deine Anmrerkungen und für dein Lob.


@Bernhard:

Mir hat deine Geschichte auch gefallen.
Danke.

Im Gegensatz zu anderen gefiel mir deine Figurenbeschreibung sehr gut.
Freut mich sehr.

Was bei dieser Geschichte nicht so gut war, wie bei salem, waren die Bilder, die in meinem Kopf entstanden sind.
Daran muss ich tatsächlich noch arbeiten.

Werd mal sehen wie ich die Szene in der Hall noch sinnvoll aufwerten kann.

Nun aber - endlich, wie manche meinen werden:
In diesem Sinne
c

 

Hi chazar,

danke für die Stellungnahme. Ich will kurz auf einige deiner Punkte eingehen:

Ist dir die latente Angst vor Feuer aufgefallen, die er hat? Ist die irgendwem aufgefallen?

Ja, ist sie. Hab ich auch nix dran auszusetzen.

Informationen ist nicht das falsche Wort

/haarspaltmode on

Doch, ist es, wie man sehr schnell merkt, wenn man es in einen negativen Kontext (wie im Text) steckt: Schlechte Informationen sind was völlig anderes (nämlich unzureichend/falsch) als schlechte Neuigkeiten.

/haarspaltmode off

Es lässt ihn inkompetent erscheinen, nur weil er nicht genau weiß, wie alt sie ist? das leuchtet mir nicht ein. Ich habe Bekannte, von denen ich nicht weiß, wie alt sie sind

Es erweckt den Eindruck, als kenne er sie nur flüchtig, was mir beim "besten Schwärmer" etwas seltsam vorkommt. Aber gut, wahrscheinlich bin ich der Einzige, der diese Assoziation hat.

War ich selbst unsicher, aber mir gefällt es. Ich schreibe nie Amigeschichten. Lass mir in dieser den Spaß

Er sei dir gegönnt.

Da - im Sinne von - an dem Ort, eine örtliche Beschreibung

Hmm. Hab mich missverständlich ausgedrückt - nicht das "da" gehört ersetzt, sondern das "wie", da es das "Ding" näher bestimmt.

Liest sich, als hätte ich Probleme mit dem Konjunktiv... denke, dem ist aber nicht so

Wollte ich dir auch nicht unterstellen. Sorry, wenn's so rüberkam.

Findest du? Nein, nicht zwangsläufig. Es beschreibt finde ich eher den Eindruck, den der Prot hat

Nein, nicht zwangsläufig (habe auch schon meinen Anteil daran verbrochen), hier aber schon. Natürlich beschreibt "schienen sie nicht zu gehorchen" den Eindruck des Prots, aber tut das "gehorchten sie nicht" nicht auch? Wir befinden uns schließlich immer noch in seiner Perspektive. Zudem: wie muss ich mir das überhaupt vorstellen, wenn sie nicht zu gehorchen schienen?
Tut mir leid, aber einen semantischen Unterschied kann ich nicht erkennen, wohl aber einen in der Ausdrucksstärke der Formulierung. Aber darüber müssen wir natürlich nicht streiten.

Ich werde das Vergleichen bestimmt nicht bleiben lassen, also muss ich mir fast was Neues ausdenken

Ja, da habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich meinte: wenn einem Autor an einer Stelle kein origineller Vergleich einfällt, dann ist es meist besser, gar keinen zu bringen, als auf einen abgedroschenen zurückzugreifen.

Aber Thad werde ich nicht umschmeißen, nicht weil ich deine Meinung hier nicht ernst nehme, sondern weil ich sie nicht vollständig nachvollziehen kann

Das ist natürlich dein gutes Recht und es liegt mir fern, eine Rechtfertigung dafür von dir zu verlangen. Wenn einige meiner Kritikpunkte dir weiterhelfen, freut mich das, wenn du anderen nicht zustimmst, dann ist das auch okay.

Tatsächlich tat sie das.

Ich habe nur das kritisiert, was ich schlecht fand. Verglichen mit dem, was ich gut fand (also der ganze Rest), ist das bei diesem Umfang eigentlich recht wenig ... ;)

 

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