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Copywrite Treppe runter

Monster-WG
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07.01.2018
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Treppe runter

Als ich aus der Haustür trete, erstreckt sich unter mir ein Wald. Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft; sie sind verschwunden. Mir weht der Geruch von Sommerregen und Erde entgegen. Ich blinzle. So weit ich sehen kann, dicht bewaldete Berghänge, Dunstschleier, die in Baumwipfeln hängen.
Eine Treppe führt unter das Blätterdach. Auf der obersten glatt getretenen Steinstufe, im fleckigen Schatten der Blätter hockt eine Gans, fixiert mich aus senfgelben Augen.
Ich wische meine feuchten Hände an den Hosenbeinen ab, erwidere den Blick der Gans. Ein dumpfes Wummern in meiner Magengrube. Vielleicht sollte ich reingehen, die Tür hinter mir abschließen. Mich noch einmal hinlegen. Ich habe heute Nacht wieder nur zwei Stunden geschlafen, Mutters Stimme – plärrend aus dem Babyphon – hat mich wachgehalten. Die Rufe nach einer Wärmflasche, nach einem Glas Wasser, nach einem zusätzlichen Kissen.
Die Gans flattert, streckt den Hals, und ich schrecke vor dem blassrosa Schnabel zurück. »Komm mit, Anna.« Eine schnarrende, verzerrte Stimme. »Nimm deine Mutter mit und komm.«
»Was bist du?«, frage ich.
»Los jetzt! Die Treppe ist lang.«

Mutter weigert sich. »Das machen meine Knie nicht mit«, sagt sie, »ich bleibe lieber hier.«
Die Gans hüpft vor der Haustür auf und ab. »Du musst!«, sagt sie, die Augen funkeln in den dunklen Maskenflecken des Vogelgesichts.
Mutter dreht sich zu mir um; sie sieht gut aus heute. Ein Schimmer auf den Wangen, die grauen Locken – perfekt in Form gebracht – kringeln sich um das runde Gesicht. Ihre Stimme klingt leise, verzagt. »Wieso denn?«, fragt sie die Gans.
»Anna trägt dich«, sagt die Gans.
Ich nehme Mutter Huckepack; das Gewicht will mich in die Knie zwingen, doch ich halte mich aufrecht. Ich folge der Gans die Treppe hinunter, setze einen Fuß nach dem anderen auf den ausgetretenen Stein.
Das Blätterdach verschluckt uns. Ein rhythmisches Donnern dröhnt aus der Tiefe herauf.

»Ich habe Durst«, sagt Mutter. »Anna, hast du Kakao eingepackt?«
Meine Knie zittern bei jedem Schritt. Das Beugen und Strecken schmerzt, die Stufen sind glitschig. Wir kommen nur langsam voran, um uns ragen die dicken Stämme der Mammutbäume auf.
»Wie hätte ich denn Kakao mitnehmen sollen?« Ich lecke über die rissigen Lippen.
»Ich habe Durst!«
Die Gans ist einige Stufen voraus, hüpft immer ein Stück, mühelos, mit leicht aufgefalteten graubraunen Flügeln. Sie bleibt schließlich stehen, reckt den Hals, sagt: »Ihr müsst schneller machen.«
»Ich brauche eine Pause«, sage ich. Auf einer breiten Treppenstufe halte ich inne, gehe in die Knie, und Mutter rutscht von meinem Rücken. Sie taumelt, fängt sich mit einer Hand am steinernen Treppengeländer ab. Ich halte sie fest, starre an ihr vorbei hinunter in das schwindelerregende Grün.
Irgendwo schreit ein Tier, schrill und durchdringend – ein Vogel vielleicht oder ein Affe.
Ich stütze Mutter, während sie sich auf einer Stufe niederlässt. Ich greife unter mein schweißnasses, schweres Haar, lasse Luft an den Nacken.
Mutter seufzt, atmet die schwüle Luft ein, und ich tue es ihr gleich, sauge den Geruch von Blattgrün, Sommerregen und fauligen Früchten auf. Das ferne Stampfen, das schon die ganze Zeit den Wald erfüllt, lässt mich erzittern.
»Das erinnert mich an Amerika«, sagt Mutter. »Dein Vater und ich haben dort die schönsten Urlaube verbracht. Costa Rica, Surinam.«
Ich nehme eine Wasserflasche aus meiner Handtasche und reiche sie Mutter.
»Immerhin lässt du mich noch nicht verdursten.« Sie trinkt einen Schluck, rülpst leise. »Aber du hättest eine Thermoskanne mitnehmen können.« Die Augenbrauen bilden Geraden, sie zielen auf die gekrauste Nasenwurzel. »Aber du denkst eben nicht pragmatisch, bist nicht so viel herumgekommen. Deine Schwester wüsste, wie man sich für einen Tagesausflug rüstet.«
Ich strecke die Beine, recke die Arme, mache den Rücken lang. In meinen Schultern knackt etwas.
Die Gans hüpft zu uns herauf. »Du darfst dir nicht zu viel Zeit lassen«, sagt sie zu mir.
Ich hebe den Kopf zum Himmel, Tupfer von Blau über den Baumkronen. Im Schatten der Blätter erkenne ich noch das Haus mit den roten Dachschindeln.
Weit sind wir nicht gekommen. Unter uns verliert sich die Treppe im Schatten des Waldes.
»Wie weit noch?«, frage ich.
»Bis du bereit bist«, sagt die Gans.

Ich steige weiter abwärts, Mutter auf dem Rücken, die Gans einige Stufen voraus. Die Vegetation verändert sich, im Astwerk der Bäume wachsen andere Pflanzen, grünes Gestrüpp, ein Meer von Blüten – rosarot, elfenbeinweiß, königsblau. Zweige biegen sich unter dem Gewicht überreifer Früchte, deren Duft mich schwindelig macht. Das Dröhnen wird lauter, wir nähern uns.
Mutter hängt schwer auf meinem Rücken, das T-Shirt klebt nass und juckend auf der Haut. Ihr heißer Atem kitzelt mich am Hals.
Sie erzählt: von Köln, von Vater. Dass sie meinetwegen geheiratet hat. Dabei hatte sie noch so viel vor – da war dieser andere Mann. Aber Abtreibung, das war damals noch undenkbar. Geschichten, die ich schon oft gehört habe. Doch ich beklage mich nicht.

Als die Dämmerung hereinbricht, machen wir Rast. Ich breite eine Jacke auf dem Boden aus, helfe Mutter, sich hinzulegen. Ich nehme die Wasserflasche aus der Handtasche und stopfe die Tasche unter Mutters Kopf.
»Hättest du nicht einen Schlafsack mitnehmen können?«, fragt Mutter.
Ich erhebe mich aus der Hocke; ohne das Gewicht auf dem Rücken fühlt sich die Bewegung befreiend an. Als könnte ich in die Baumkronen aufsteigen wie ein Luftballon. »Ich fülle die Flasche auf.«

Einige Stufen weiter unten ziehe ich einen Ast zu mir heran, lasse Wassertropfen von den Blättern in die Flasche fallen. Aus dem Baum starrt mich ein Paar brennend roter Augen an, und ich starre zurück. Nach einigen Sekunden verschwindet das Äffchen im Blattwerk.
Die Flasche füllt sich quälend langsam. Die Gans sitzt neben Mutter, Mutter redet, die Augen leuchten; mit mir redet sie nie so. »Meine Tochter hat ja eine Pause eingelegt, ihre Karriere aufgeschoben, um mich zu pflegen. Ich finde, das ist doch auch richtig. Oder?«
Die Gans bettet den Kopf in Mutters gefaltete Hände. »Mach dir keine Sorgen. Anna weiß schon, was sie tut.«
»Weiß sie das?« Mutter legt die Stirn in Falten, hebt den Kopf der Gans vors Gesicht. »Weißt du, wohin wir gehen?«
Ich schraube die gefüllte Flasche zu, kehre zu den beiden zurück. Setze mich im Schneidersitz zu Mutter auf den Stein, trinke einen Schluck Wasser.
»Wohin gehen wir?«, fragt Mutter. »Anna, du musst es doch wissen! Sonst wärst du nicht mit mir losgegangen!« Ihre Augen glitzern feucht, als würden sie überlaufen. Die Unterlippe bebt.
Wir wissen, wohin die Treppe führt.
Ich hebe die Flasche an ihren Mund, doch sie stößt mich weg. Wasser spritzt auf Mutters Bluse, auf den Steinboden, und sie kreischt: »Sieh nur, was du angerichtet hast!«
Erstarrt blicke ich auf die Flasche, die zitternde Wasseroberfläche. Ich schweige.

Immer weiter führt die Treppe uns, immer tiefer. Und mit jeder Stufe wird die Luft heißer, legt sich feucht auf meine Haut, umhüllt mich wie ein Kokon. Das Haus habe ich aus dem Blick verloren, es ist hinter dem Wald verschwunden. Bei jeder Stufe denke ich, hoffe ich, dass der Waldboden in Sicht kommt, die Quelle des steten Donners, des Rhythmus’, der mich vorwärts treibt.
Doch ich steige weiter und weiter, mit zittrigen Knien und schmerzendem Nacken, die Gans hüpft vor mir her. Die Treppe wird schmaler, der Wald rückt näher. Zweige greifen nach Haar und Kleidung, Dornen schrammen die Haut auf.
Mutters Jammern ist wortlos, nur verschwommene Sprache, schrilles Gemurmel.
Bis sie schreit, der Laut sticht in mein Trommelfell: »Dreh um! Anna, dreh sofort um!«
»Mutter, schrei mich nicht an.«
»Du hörst mir sonst nicht zu!«
Mutter windet sich, ich packe ihre Knie fester, doch sie stemmt sich gegen mich. Ich schwanke, rutsche auf dem glitschigen Stein. Ich werfe mich zur Seite, klammere mich am Treppengeländer fest, doch Mutter fällt, schlägt auf den Boden. Ihr Kreischen durchschneidet das Waldsummen, und aus dem Unterholz fliegen Vögel auf.
»Mutter, spinnst du!«, rufe ich. Ich greife nach Mutters Arm, will ihr aufhelfen, doch sie reißt sich los, kriecht wimmernd eine Stufe hinauf.
»Du hast doch nie Zeit für mich«, sagt sie, das Gesicht verborgen hinter den Locken. »So warst du schon immer, neidisch. Was habe ich dir nur getan? Wo ist deine Schwester?«
Die Gans flattert zischend auf sie zu, hinter der schwarzen Gefiedermaske blitzen die senfgelben Augen. »Aufstehen!«, schnappt sie. »Weitergehen!«
»Teresa ist nicht da!«, sage ich. »Du musst schon mit mir Vorlieb nehmen.«
»Sie hätte mich nicht hierher gebracht.«
Ich ringe nach Luft. In diesem Moment spüre ich die Schwerkraft stärker als normal, diese Gewalt, mit der ich nach unten gedrückt werde. Am liebsten würde ich mich auf den Boden legen und nicht wieder aufstehen. Ich stütze mich am Geländer ab, beuge mich über den Rand.
Jauchegeruch schlägt mir entgegen, trifft mich wie eine Faust. Unter den Blättern gähnt ein schwarzes Loch, ich kneife die Lider zusammen. Das Donnern und Wummern dröhnt vom Waldboden herauf.
»Deine Schwester soll kommen«, sagt Mutter.
»Sie ist tot.« Ich wende den Blick nicht von dem Loch. In der Dunkelheit blitzen gewaltige Schneidemesser auf.
»Du lügst.«
»Nein. Und gepflegt hätte sie dich sowieso nicht.« Nicht Teresa. Dafür hätte sie nicht die Geduld gehabt, schon damals. Wenn sie zu Besuch gekommen ist, fuhr sie häufig früher, verabschiedete sich manchmal nicht einmal von mir.
Ein Schluchzen schüttelt Mutter. Die Gans schmiegt den Kopf an meine Hüfte. Ich stoße mich vom Geländer ab, drehe Mutter auf dem Stein herum. Ihr Kopf pendelt hilflos umher, ein roter Fleck blitzt unter dem Haar auf.
»Komm, Mutter, ich helfe dir hoch.«
Ich ziehe sie auf die Beine, doch sie reißt sich wieder los, stürzt, schlägt schwer auf. Bleibt auf dem Bauch liegen, wimmert und zuckt.
Ich sacke ebenfalls auf den Boden, auf die Knie. Die Hände ruhen schwer auf den Oberschenkeln. Die Gans flattert auf Mutter zu, pickt mit dem blassroten Schnabel nach ihr. Mutter schreit, keine Worte, nur ein animalischer Laut.
»Lass sie«, sage ich zu der Gans, und sie weicht zurück, legt den Kopf auf meinen Schoß.
Schweigen. Nur Mutters Wimmern und das Dröhnen und Mahlen am Waldboden durchbrechen die Stille. Ich schließe die Augen, und der Schlaf hüllt mich ein.

Gemurmel, Wortfetzen, ein zischendes Flüstern. Ich presse die Hände auf die Ohren. Der Rücken schmerzt, Kälte dringt aus dem glitschigen Stein auf, ich erhebe mich langsam, strecke die steifen Gliedmaßen.
Mutter liegt unverändert auf dem Bauch, doch sie hat den Kopf gehoben, die Augen funkeln in der Dunkelheit. Die Lippen formen Wortfetzen, das Gemurmel, aggressives Gequatsche. Ein Speichelfaden glänzt auf ihrem Kinn. Sie sieht mich an – anklagend –, oder schaut sie doch in die Baumkronen?
Die Gans hockt neben mir, den Kopf unter dem Flügel verborgen.
»Mutter«, sage ich. »Bitte sei still.«
»Sie war mir so nah«, flüstert Mutter. »Warum sie?«
In der Kälte haben sich nicht nur meine Gliedmaßen versteift. Die Kälte hat sich wie ein Panzer um meine Brust gelegt, schnürt sie zu, hindert mich am Atmen – verhindert aber auch, dass die Worte schmerzen. Ich rapple mich auf, wieder zerre ich Mutter hoch. Diesmal zappelt sie nicht, sie hängt schlaff in meinen Armen, und die Knochen unter der papiernen Haut sind so zart, wie die Knochen eines kleinen Vogels. Fader Altfrauengeruch steigt aus den ruinierten Locken auf, und ich streiche Mutter das Haar aus dem Gesicht.
Sie ist bereit.
Mutter schließt die Augen, als ich sie über das Treppengeländer hieve. Darunter nur Schwärze; das Stampfen der Maschine, des Mahlwerks dröhnt durch die Nacht, vibriert in meiner Lunge. Lautlos verschwindet Mutters Körper in der Schwärze. Kein Schrei, nur ein Krachen am Waldboden, ein Schmatzen und dumpfes Stottern.
Dann kehrt das gleichförmige Stampfen zurück.
Als ich mich vom Geländer abwende, ist die Gans nicht mehr da.
Ich schlinge die Arme um mein kältegepanzertes Selbst. Und beginne den Aufstieg.

 

Ich durfte @Novak kopieren; eine Aufgabe, die mir wirklich Respekt eingeflößt hat. Die Figurenkonstellation ist an die Geschichte Fleißige Hände angelehnt. Daraus habe ich außerdem einige Dialogstücke wortwörtlich übernommen. Beim Setting habe ich mich von Der Garten inspirieren lassen.

 

Hey @TeddyMaria,

so langsam werden se alle fertig …
TeddyMaria und SciFi, klar, aber Horror, wie geht das zusammen? Ich bin gespannt.

Als ich aus der Haustür trete, schlägt mir der Geruch von Harz und Moos, von Blattgrün im Sommerregen entgegen. Ich blinzle. Unter mir erstreckt sich ein Wald. Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft, sie sind verschwunden. Soweit ich sehen kann, dicht bewaldete Berghänge, Baumwipfel, die in Dunstschleiern hängen.
Finde es schwierig, mich zu orientieren, denn da ist auf einmal ein Wald, wo anscheinend vorher keiner war, die Straße ist weg, dafür sind Stufen da und dann spricht auch noch die Gans. Woher kommt das? So ist das Setting für mich als Leser unzuverlässig, ich kann es nur glauben.

im fleckigen Schatten der Blätter
Wo haste denn die Dinger her, ausm XXL-Shop? :D

Ich habe heute Nacht wieder nur zwei Stunden geschlafen, Mutters Stimme — plärrend aus dem Babyphon, die Rufe nach einer Wärmflasche, nach einem Glas Wasser, nach einem zusätzlichen Kissen — hat mich wachgehalten.
Würde mir als Ellipse reichen, ohne Nachsatz.

Die Gans flattert, streckt den Hals. »Komm mit, Anna.« Eine schnarrende, unmenschlich verzerrte Stimme.
Die Gans spricht! Kommt ein wenig platschtich daher, woher kann sie das? In was für einen Welt befinden wie uns, dass Gänse reden können, weißt?
Fände das etwas subtiler besser. Vielleicht hört sie die Stimme nur in ihrem Innern, dann könnte ich mir als Leser überlegen, ob Anna einen Knall hat oder die Gans eine ganz(s) besondere Gans ist ...

»Du musst!«, sagt sie, die Augen funkeln in den dunklen Maskenflecken des Vogelgesichts. »Jemand wartet auf dich!«
Wer denn? Hab ich was verpasst?

Das ferne Stampfen, das schon den ganzen Tag den Wald erfüllt, lässt mich erzittern.
Den ganzen Tag? Warum erfahre ich das erst jetzt?

»Ich fülle die Flasche auf.«
Wo denn? Gibt´s da nen Wasserhahn an der Treppe?
Ah, sie sammelt das Tropfwasser von den Blättern, okay.

»Du musst schon mit mir Vorlieb nehmen.«
vorliebnehmen, mMn.

Hab jetzt nochmal die Vorlage von Novak gelesen. Die Stärke von "Fleißige Hände" ist das Stephen-King-mäßige des Phons, das ein Eigenleben zu entwickeln scheint. Scheint, weil ganz genau weiß das der Leser nicht. Es könnte auch die Mutter sein, die die Tochter systematisch tyrannisiert und den Rest bildet sich Anna aus Überspanntheit ein. Und auch der Erstickungsmord wird überdeckt durch ein Spiel aus der Kindheit und wie kommt final das Phon in die Finger der Mutter? Dieses Vibrieren jenseits der Buchstaben ist stark gemacht und das fehlt deinem Text noch ein wenig, finde ich. Der Grundgehalt der Geschichte ist vorhanden und das CW ist klar ablesbar, alleinstehend sehe ich den Kern der Geschichte, die so funktioniert, doch einige Punkte möchte ich noch ansprechen. So wie es ist, lese ich es als recht linearen Abwärtstrip/-traum, es verläuft weitgehend erwartungsgemäß. Und die Gans als personifizierte Negativ-Agens wirkt ein wenig wie woanders ausgeschnitten und hier reingeklebt, da wäre für mich die Frage, ob du die Stimme, die Anna hört und der sie folgt, nicht subtiler einarbeiten kannst, indem du es offen hältst, wie real diese Stimme ist. Schön fände ich auch ein verlässlicheres Setting zu Beginn und einen Schlenker/Twist im linearen go-down. Soweit meine Anregungen, ich hoffe du verstehst das auch so. Ich schau sicherlich nochmal rein (keine Drohung).

Peace, ltf.

 

Liebe @TeddyMaria ,
die Geschichte von Novak ist ja wirklich brutal deprimierend und ich finde deine Idee, das Ganze auf einer absteigenden Treppe zu inszenieren, echt cool. Auch, dass sie ihre Mutter auf dem Rücken dort hinunterschleppt, ist irre.

»Nimm deine Mutter mit und komm«, sagt die Gans.
Mir gefällt es, dass da keine Begründung kommt.

Mutter dreht sich zu mir um; sie sieht gut aus heute. Ein Schimmer auf den Wangen, die grauen Locken — perfekt in Form gebracht — kringeln sich um das herzförmige Gesicht. Als sie spricht, klingt ihre Stimme leise, verzagt. »Wer wartet denn?«, fragt sie die Gans. In so einem Tonfall würde sie mit mir nie sprechen.
Schmerzlich, wie süß du das erste Bild der Mutter zeichnest, besonders vor dem schecklichen Ende. Ihre Frage ist berührend. Möglicherweise könnte der letzte Satz hier noch weg. So dass man zuerst noch aufs Glatteis geführt wird und erst später gezeigt bekommt, was da zwischen Mutter und Tochter tobt, welche Seiten es bei der Mutter auch gibt.

Die Gans hüpft zu uns herauf. »Wenn du Heilung willst«, sagt sie zu mir, »dann darfst du dir nicht zu viel Zeit lassen.«
Das ist mir zu direkt, erklärend, irgendwie. Ich glaube, ich fände es besser ohne Begründung. Die Gans treibt sie dort hinunter und sie folgen.

Ich erhebe mich aus der Hocke; ohne das Gewicht auf dem Rücken fühlt sich die Bewegung befreiend an. Als könne ich in die Baumkronen aufsteigen wie ein Luftballon. »Ich fülle die Flasche auf.«
Schön. Die ganze Szene ist so körperlich und dafür findest du genaue Bilder, wie hier.


Ich ringe nach Luft. In diesem Moment spüre ich die Schwerkraft stärker als normal, diese Gewalt, mit der ich nach unten gedrückt werde. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt und wäre nicht wieder aufgestanden. Ich stütze mich am Geländer ab, beuge mich über den Rand.
Und hier.

Diesmal zappelt sie nicht, sie hängt schlaff in meinen Armen, und die Knochen unter der papiernen Haut sind so zart, wie die Knochen eines kleinen Vogels. Fader Altfrauengeruch steigt aus den ruinierten Locken auf, und ich streiche Mutter das Haar aus dem Gesicht.
Noch eine zärtliche Szene. So brutal vor dem kommenden Ende.

Novaks Geschichten gehen echt an die Nieren. In den "fleissigen Händen" schildert sie eine Situation kompletten körperlichen und psychischen Zusammenbruchs, der zu einem Mord führt. Dem bist du hier konsequent gefolgt, beschreibst das letzte Stück Weg. Mit dem Auftreten der Gans ist die Entscheidung bereits gefallen. Die Gans aus dem "Garten" als mitleidlose Führerin, die zur Eile treibt, passt hier toll. Ich finde, das ist ein gelungenes Copywrite.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hi @linktofink

Schön, dass Du reinschaust. Ich habe aus Deinem Kommentar auf die Schnelle jetzt leider nicht so viel übernommen, aber das liegt v.a. daran, dass Du wirklich große Fragen aufwirfst. Die zu bearbeiten, dafür werde ich einen Moment brauchen. Aber ich habe auf jeden Fall schon begonnen, darüber nachzudenken.

TeddyMaria und SciFi, klar, aber Horror, wie geht das zusammen? Ich bin gespannt.

Tatsächlich habe ich abseits des Forums schon drei Horrorveröffentlichungen untergebracht, aber stimmt, nichts davon sieht man hier im Forum. :D Bei dieser Geschichte hier war ich mir mit dem Tag unsicher. Vielleicht passt "Seltsam" besser; da denke ich noch drüber nach.

Woher kommt das? So ist das Setting für mich als Leser unzuverlässig, ich kann es nur glauben.

Prinzipiell war das meine Grundidee: diese doch beinahe alltagsnahe Vorlage in ein total irres Setting zu verlegen. Und ich denke, das ist für mich als Autorin die wirklich große Herausforderung: dass die Leserinnen es "glauben" – wobei man vielleicht eher von "akzeptieren" sprechen müsste. Das ist eine wirklich hohe Hürde des Unglaubens, die ich hier überwinden muss, das ist mir bewusst.

Schön fände ich auch ein verlässlicheres Setting zu Beginn und einen Schlenker/Twist im linearen go-down.

Deshalb muss ich ehrlich sagen: Wie soll das gehen, ohne eine komplett andere Geschichte zu schreiben? Die Grundidee meiner Geschichte ist ja, dass ein komplett irres, sprichwörtliches Setting aufgemacht wird, ohne dass die Figuren die Sache groß hinterfragen. Was schlägst Du also vor? Dass Mutter und Tochter normal rausgehen (zum Brötchenholen, oder so) und sich dann langsam der Wald an sie ranschleicht?

Gut, ich kann mir das vorstellen. Ein bisschen so funktioniert ja auch "Der Garten". Das ist ja zunächst auch ein Garten, in dem sich die Prota dann verirrt und eine riesige Häckselmaschine findet. Ich vermute mal, Du willst etwas in der Richtung vorschlagen.

Ich bin mir aber unsicher, ob ich diesem Vorschlag folgen soll, denn es würde sicherlich eine ganz andere Geschichte entstehen. Und damit, meine grundlegende Prämisse über Bord zu werfen, habe ich nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht. Ich denke drüber nach.

Fände das etwas subtiler besser. Vielleicht hört sie die Stimme nur in ihrem Innern, dann könnte ich mir als Leser überlegen, ob Anna einen Knall hat oder die Gans eine ganz(s) besondere Gans ist ...
Und die Gans als personifizierte Negativ-Agens wirkt ein wenig wie woanders ausgeschnitten und hier reingeklebt, da wäre für mich die Frage, ob du die Stimme, die Anna hört und der sie folgt, nicht subtiler einarbeiten kannst, indem du es offen hältst, wie real diese Stimme ist.

Diesen Vorschlag finde ich gut, vor allem, um die Gans besser einzubinden. Ich werde daran arbeiten, die Gans etwas umzuschreiben, sie auch nicht mehr direkt sprechen zu lassen. Brauche nur einen Moment.

Die Stärke von "Fleißige Hände" ist das Stephen-King-mäßige des Phons, das ein Eigenleben zu entwickeln scheint. Scheint, weil ganz genau weiß das der Leser nicht.

Damit hast Du natürlich vollkommen recht. Und wenn ich so darüber nachdenke, ist das in "Der Garten" zunächst einmal recht ähnlich, wo sich die Seltsamkeit langsam aufbaut. Wie gesagt, ich empfand es als sehr reizvoll, von Anfang an ALLES seltsam zu machen und die Figuren einfach dazu zu zwingen, die Sache zu akzeptieren. Vielleicht gelingt es mir aber, indem ich die Rolle der Gans etwas überarbeite, ein bisschen mehr von Annas eigenem Wahnsinn zu entwickeln. Das reizt mich auch.

So wie es ist, lese ich es als recht linearen Abwärtstrip/-traum, es verläuft weitgehend erwartungsgemäß.

Das ist mir natürlich auch aufgefallen, dass meine Geschichte (mal wieder) recht linear ist. In meinen Augen lebt die Vorlage (wie sehr viele von Novaks Geschichten) v.a. davon, dass sie immer mehr vom Innenleben der Figuren und ihrer Beziehung zueinander offenlegt. Das finde ich wirklich bewundernswert, und ich wusste direkt, dass ich das nicht gut nachstellen kann. Einen Teil der familiären Tragödie aus "Fleißige Hände" habe ich ganz gestrichen. Vielleicht war das ein Fehler, und ich sollte versuchen, mehr vom inneren familiären Zustand herauszuarbeiten und dadurch die Linearität etwas aufzubrechen. Ich schaue mal.

Noch ein bisschen Kleinkram:

Wo haste denn die Dinger her, ausm XXL-Shop?

Ein Scrivener-Bedienproblem. Hab's gefixt. :lol:

Würde mir als Ellipse reichen, ohne Nachsatz.

Ich hab's weggestrichen, angestarrt und wieder hingeschrieben. Für mich funktioniert das nicht, wie Du es vorschlägst.

Wer denn? Hab ich was verpasst?

Ich habe mir vorgestellt, dass die Mutter in diesen Satz ALLES reininterpretieren kann. Aber ich hab's nun gestrichen. Gibt keine Begründungen mehr.

Den ganzen Tag? Warum erfahre ich das erst jetzt?

Ich weiß nicht, will Dir nicht die Schuld geben, aber vielleicht hast Du nicht aufgepasst, denn das Geräusch tritt das erste Mal auf, als Anna die Gans erblickt:

Ein dumpfes Wummern vibriert in meiner Magengrube.

Hier scheinbar noch in ihrem Inneren, und dann, als Anna und Mutter den Abstieg beginnen:

Von fern dröhnt ein rhythmisches Donnern wie von Buschtrommeln.

Und beim dritten Mal fragst Du mich, warum Du das erst jetzt erfährst? :confused: Also, ich habe versucht, das Geräusch der Häckselmaschine von Anfang an durch den Text zu ziehen und langsam zu steigern. Vielleicht zu subtil?

Vielen Dank für Deinen Kommentar! Er gibt mir wirklich einige Denkanstöße. Ich werde mich damit sicherlich befassen, brauche nur etwas mehr Zeit.

Cheers,
Maria

Hi @Chutney

Habe mich auch über Deinen Kommentar und über Deine Auseinandersetzung mit dem Original gefreut. Alles, was ich nicht weiter erwähne, habe ich schon eingearbeitet.

die Geschichte von Novak ist ja wirklich brutal deprimierend und ich finde deine Idee, das Ganze auf einer absteigenden Treppe zu inszenieren, echt cool. Auch, dass sie ihre Mutter auf dem Rücken dort hinunterschleppt, ist irre.

Ja, das war die Herausforderung, die ich mir selbst gegeben habe: die Geschichte in ein sprichwörtliches und insofern irres Setting zu verlegen. Schön, dass Du mir das abkaufst.

Mir gefällt es, dass da keine Begründung kommt.

Ich freue mich, dass das für Dich funktioniert. Meine Figuren sind ja bekannt (und oft kritisiert) dafür, dass sie viele Gegebenheiten einfach akzeptieren und ertragen. Das habe ich hier endlich auf die Spitze getrieben.

Schmerzlich, wie süß du das erste Bild der Mutter zeichnest, besonders vor dem schecklichen Ende. Ihre Frage ist berührend. Möglicherweise könnte der letzte Satz hier noch weg.

Gekauft. Dass ich sie so süß zeichne und auch die Zärtlichkeit am Ende, das habe ich zugegebenermaßen größtenteils direkt geklaut. Aber hey, ist ja eine Kopie, ne?

Schön. Die ganze Szene ist so körperlich und dafür findest du genaue Bilder, wie hier.

Freut mich, dass Du das so siehst und die Bilder für Dich passen.

Novaks Geschichten gehen echt an die Nieren. In den "fleissigen Händen" schildert sie eine Situation kompletten körperlichen und psychischen Zusammenbruchs, der zu einem Mord führt. Dem bist du hier konsequent gefolgt, beschreibst das letzte Stück Weg.

Ich fand es wirklich schwierig, etwas von Novak zu kopieren. Eigentlich habe ich gehofft, irgendetwas Unperfektes zu finden, wo sich eine Ergänzung lohnt, wo ich widersprechen möchte, wo ich dachte, ich könnte etwas beitragen. So etwas habe ich aber nicht gefunden.

Die Gans aus dem "Garten" als mitleidlose Führerin, die zur Eile treibt, passt hier toll.

Das freut mich zu hören. Tatsächlich hat "Der Garten" mich wirklich inspiriert. Da ist mir diese irre Idee mit der Treppe in den Kopf gefallen.

Ich finde, das ist ein gelungenes Copywrite.

Über dieses Urteil freue ich mich sehr. Wie gesagt, ich hatte den Eindruck, dass diese Aufgabe zu groß für mich ist. Wir werden sehen, wie viel ich aus Überarbeitungen noch rausholen kann.

Cheers,
Maria

 

Hallo @TeddyMaria,

wollte mal kurz hierzu noch was loswerden:

Den ganzen Tag? Warum erfahre ich das erst jetzt?

Ich weiß nicht, will Dir nicht die Schuld geben, aber vielleicht hast Du nicht aufgepasst, denn das Geräusch tritt das erste Mal auf, als Anna die Gans erblickt:

Ein dumpfes Wummern vibriert in meiner Magengrube.

Hier scheinbar noch in ihrem Inneren, und dann, als Anna und Mutter den Abstieg beginnen:

Von fern dröhnt ein rhythmisches Donnern wie von Buschtrommeln.

Und beim dritten Mal fragst Du mich, warum Du das erst jetzt erfährst? :confused: Also, ich habe versucht, das Geräusch der Häckselmaschine von Anfang an durch den Text zu ziehen und langsam zu steigern. Vielleicht zu subtil?

Ich denke mal, es ist nicht zu subtil, sondern zu wenig spezifisch. Beim Wummern in der Magengrube bin ich bei der persönlichen Befindlichkeit der Prota, weil du ja schreibst, sie habe die Nacht nur zwei Stunden geschlafen, da denke ich, okay, der Anna ist halt schlecht, die muss mal ins Bett, dann geht's schon wieder.
Bei "von fern dröhnt ein rhythmisches Donnern wie von Buschtrommeln" bin ich bei den Vorboten eines Gewitters, bei der Ankündigung von etwas Diffusem, so als wenn du schriebst "von fern höre ich das Heulen eines Wolfs". Eher ein Beitrag zur Atmo und nicht ein konkreter Hinweis auf die lebensgefährliche Bedrohung.
Ich hatte jedenfalls meine Ohren nicht in Richtung Waldboden eingestellt, weißt? Mal so als Versuch einer Erklärung, kann natürlich sein, dass nur ich das so lese und überrascht bin. Wenn du schriebst, "ein unerklärliches Geräusch, das aus der Tiefe zu kommen schien", dann wäre das ein erster konkreter Haken der Suspense, an dem du später weitere Hinweise aufhängen könntest.

Peace, ltf.

 

Liebe @TeddyMaria,

wie bist du bloß auf die Idee gekommen, diese beiden Geschichten von Novak miteinander zu verbinden? Echt verrückt, aber auch genial. Und danke dafür, dass ich so Novaks Geschichten kennenlernen konnte.

Harz und Moos, von Blattgrün im Sommerregen
Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft
dicht bewaldete Berghänge, Baumwipfel
das Blätterdach, breite Steinstufen, glatt getreten
Diese Aufzählung in der Häufung sind mir etwas zu viel. Sie lassen den Einstieg etwas abgehackt wirken. Vielleicht kannst du da reduzieren.
Ansonsten finde ich den Einstieg gut. Ich bin direkt drin in der Szene. Das Surreale ergreift mich sofort, ich nehme es hin und stelle es nicht in Frage.

Ein dumpfes Wummern vibriert in meiner Magengrube.
Hat mich an so Kriegstrommeln erinnert. Kennst du Jumanji?

Ich weiche zurück, knalle rücklings gegen eine Kante der Tür. Schmerz schießt die Wirbelsäule herauf, ein Keuchen fällt von meinen zitternden Lippen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es passt, dass Anna sich hier erschreckt. Weil die Gans sprechen kann? Müsste sie das nicht auch hinnehmen? Sich vllt eher wundern, warum sie ihren Namen kennt, aber das offensichtlich abstruse ignorieren.

Ich nehme Mutter Huckepack;
Dieses Bild ist so absurd, wie sie ihre Mutter da die ganze Zeit Huckepack trägt. Mir gefällt es!

Meine Knie zittern bei jedem Schritt, auf jeder Stufe. Das Beugen und Strecken schmerzt, die Stufen sind glitschig. Mutters Gewicht drückt mich nach unten.
Das kommt etwas plötzlich, wo die Mutter doch gerade noch so leicht war.

Bei jeder Stufe denke ich, hoffe ich, dass der Waldboden in Sicht kommt,
Das finde ich merkwürdig, denn ich nehme an, dass diese steinerne Treppe auf dem Steinboden steht, an einem Hang, aber direkt auf dem Boden. Oder ist sie in der Luft, auf Stelzen? War das Haus dann auch in der Luft?

»Mutter, spinnst du!«, rufe ich
Das ist eher eine Frage als ein Ausruf, oder?

Die Geschichte entwickelt einen Sog, ich wurde mit Anna die Treppe hinuntergezogen.

Die Mutter wirkt hier so schrecklich, nervig, undankbar, da ist man ja fast erleichtert, dass Anna sie endlich los wird. Das schlechte Gewissen bzw. Gefühle für die eigenen Mutter kommen in deiner Geschichte noch weniger vor als bei Novak. Das hat mich nicht gestört, ich frage mich nur gerade, ob es der Geschichte noch etwas mehr Würze verleihen würde, wenn dieser Konflikt mehr zum Vorschein käme.

Das Gewicht der Mutter auf den Schultern entspricht der Last, die die Pflege ihrer Mutter für Anna bedeutet. Ohne dieses Gewicht fühlt sich Anna befreit. Das finde ich als Metapher sehr gelungen. Ich frage mich, ob dazu diese Stelle passt.

seltsam, wie leicht sie ist.
Würde es nicht Sinn machen, Anna dieses Gewicht von Anfang als unerträglich schwer empfinden zu lassen?

Als Copywrite funktioniert der Text gut, aber auch alleine. Ich habe ihn gelesen, ohne Novaks Texte gelesen zu haben, und alles verstanden.

Ich finde es wirklich eine super Idee, diese beiden Texte zu verknüpfen. Trotz des Surrealen sind die Bilder für mich so klar, dass man versteht worum es geht. Hat Spaß gemacht. :)

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo liebe Teddy, ich bin schwer beeindruckt.
Hatte deinen Text noch nicht gelesen, weil ich unbedingt mein Copy fertig machen wollte und hätte ich gelesen, was und wie du es machst, ich hätte ja antworten MÜSSEN.
Das hat alles eine Wucht. Die arme Mutter, ich wusste zwar die ganze Zeit, wo sie landen wird, das war klar, aber das war mir wurscht, ich wollte unbedingt wissen, wie du das machst und was du machst und wie du es schreibst.
Ich bin mir sicher, dass ich den Text noch anders lese als andere, für mich ist das wie eine kleine Begegnung mit mir selbst und meinem Schreiben. Irgendwie spooky. Ich muss ehrlich sagen, ich könnte das nicht, mich so sehr auf den Stil einer anderen Person einstellen. Das zeigt schon, dass du einen veritablen Instumentenkoffer des Schreibens dein eigen nennen kannst. Was ich zum Beispiel so irre fand beim Lesen war, dass du den Stil, den ich in den Geschichten schreibe, eigentlich besser kannst als ich. Hehe, genau, kommt mir so vor.
Heute schreib ich glaub gar nicht mehr so, das ist mir bei meinem Copy aufgefallen, liegt vielleicht an meiner mangelnden Erfahrung, war der erste Text seit über zwei Jahren und außer Einkaufszetteln hab ich in der Zeit nicht viel andres geschrieben :D Aber vielleicht liegt so was auch an den Geschichten, die man schreibt, ich weiß es nicht. Das war jedenfalls eine irre Reise, auf die du mich mitgenommen hast. Ist glaube ich für mich wirklich noch mal was ganz Besonderes. Diese Geschichten wie zum Beispiel "Fleißige Hände" sind Schwerarbeit für mich gewesen. Und ist ja auch ein wuchtiges, bedrohliches Thema, das mich selbst persönlich sehr eingenommen hat, auch wenn das alles reine Fantasieprodukte sind.
Mir gefällt deine Entscheidung, ein völlig unwirkliches Szenarium aufzubauen, einen Alptraum, einen Horrortrip zu kreieren, total gut. Du fängst das Irre, das Unwirkliche und Abgedrehte so gut ein, den Wahnsinn, der da mitschwingt. Und dieser Wahnsinn ist dann nicht mehr im Alltag angedockt wie bei mir, sondern er ist pur. Klar, das ist ein Szenarium, bei dem man mitgehen muss. Man muss es irgendwie akzeptieren. Aber es geht glaube ich, weil jeder diese Überforderungssituation kennt oder von ihr weiß. man kann sich also darauf verlassen, dass ein Leser eigene Erfahrungen abrufen kann. Der Rest, also ob einem ein so bizarres seltsames magisches setting zusagt, das ist dann Geschmackssache.
Ich habe in meinen Geschichten eine andere Entscheidung getroffen, da will ich den Wahnsinn sich im Alltag eher so anschleichen lassen, zumindest versuche ich das immer. Bei dir knallt das gleich rein, aber erstens auch in meinen Geschichten kommt immer wieder mal ein Punkt, den man akzeptieren muss. Wer kennt denn schon so eine Gans, frage ich mich. Von daher ist das irgendwie von der Entscheidung her auch eine gewisse Konsequenz, nicht die übliche Horrortour, das Drama, den Horror aus dem Gewöhnlichen zu wählen, sondern sich gleich für ein völlig bizarres Setting zu entscheiden. Und das ist wie gesagt aus meiner Sicht nur noch reine Geschmackssache.

Jetzt hab ich mal ein bisschen in die Komms reingelesen. Hmm ja, ob einem noch was fehlt, man gewisse Aspekte betonen könnte, da bin ich selbst grad überfragt, auch wenn ich gerne was dazu gesagt hätte. nee, ich bin einfach so überwältigt, und das will ich genießen.
Details kommen vielleicht noch später, ich weiß das selbst grad nicht, erst mal bin ich platt vom Lesen im allerbesten Sinne. Boahh, das war jetzt schon mal richtig schön, am Copy teilzunehmen, hatte ja schwer mit mir selbst gehadert, aber hat sich absolut gelohnt.
Gracias por todo.
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @TeddyMaria,

was für ein Text! Diese CW-Runde hat es wirklich in sich. Auch wenn sie groß ist und daher viele Texte hier aufschlagen, d.h. viel, viel Zeit braucht, aber wenn man dann mit all den Geschichten belohnt wird, ist einfach toll. Und Horror, oh Mann, echt jetzt, dachte ich. Aber das Genre liegt bei Novaks Texten natürlich nahe. Bei Dir war ich etwas überrascht, aber: Why not? Und es steht dir. Jedenfalls sage ich das als Horror-Ausnahme-Leserin. Eigentlich mag ich ja nur die Blutsuppe nicht, also dieses Gemetzel, auf das die Texte so oft enden, so den Alltagshorror, der kommt mir schon eher entgegen. Ich habe die beiden Texte noch gut in Erinnerung, als die Gans auftrat, stellte sich mir gleich wieder die Nackenhaare auf, Wahnsinn, wie lang so manches nachwirkt.
Ich finde das mit der Treppe eine ziemlich geniale Idee. Klar ist der Verlauf dadurch recht linear, Treppe geht halt runter ... und ich ahnte auch, wohin sie führt durch Vorkenntnis ... aber hat mich jetzt nicht so gestört. Allerdings kann ich auch den Gedanken nachvollziehen, dass, wenn nicht linear, ein Mehrgewinn drin wäre.

Mutter jammert, der Atem heiß an meinem Hals. Das Jammern ist wortlos, nur verschwommene Sprache, schrilles Gemurmel, kein Sinn, kein Zusammenhang.
Bis sie schreit, der Laut sticht in mein Trommelfell: »Dreh um! Anna, dreh sofort um!«
Da hab ich mich automatisch ein Stück aufgerichtet in Spannungserwartung. Weiß die Mutter wohin es geht? Was für sie auf dem Spiel steht? Und wie versucht sie aus der Situation zu entkommen? Aber dieser Moment verpuffte so schnell und Du wechselst zum Schwesternthema.

»Deine Schwester soll kommen«, sagt Mutter.
»Sie ist tot.« Ich wende den Blick nicht von dem Loch. In der Dunkelheit blitzen gewaltige Schneidemesser auf.
»Du lügst.«
»Nein. Und gepflegt hätte sie dich sowieso nicht.«
Und auch das kostest Du nach meinem Empfinden nicht so recht aus. Ich bekomme da als Leser kein zusammenhängendes Bild. Warum ist die Schwester gestorben? Wie war das Verhältnis der drei zueinander?
In dem Augenblick, wo Anna auf die Schneidemesser blickt, die Mutter in den Tod werfen wird - was geht da in ihr vor? Welche Bilder, Gedanken, Gefühle? Ich hätte mir hier etwas mehr Butter bei die Fische gewünscht. Da kann sie doch mal so richtig böse ablästern. Sich Luft machen. Klingen die Geräusche denn wirklich bedrohlich oder für einen kleinen Augenblick wie eine feine Melodie? Mir ist das nämlich auch fast ein wenig zu harmonisch - der Abstieg. Da geht mehr Gezeter :).

Das Gewicht der Mutter auf den Schultern entspricht der Last, die die Pflege ihrer Mutter für Anna bedeutet. Ohne dieses Gewicht fühlt sich Anna befreit.
Ich finde auch, Du hast dafür ein superschönes Bild gefunden. Und ich bin mit Anna förmlich in die Knie gegangen. Ich mochte auch dieses tropische Klima, das Setting.

Ja, lass die beiden gern noch ein Stück mehr leiden. Lass die Mutter wissen, wohin ihre Tochter sie trägt, lass sie auf die Ganz losgehen, keine Ahnung ... aber vielleicht liegen meine Wünsche auch in meinen Vorlieben begründet, denn dann wäre das ein Stück weit psychologischer, mehr auf die Beziehungseben transportiert und da bin ich ja wieder voll dabei.
Trotzdem habe ich den Text, so wie er ist, sehr gern gelesen. Also, auch wenn Du nix weiter tust, der kann schon was!

Beste Grüße, Fliege

 

Liebe @TeddyMaria,

oha, da hast du dir ja eine Aufgabe gestellt, gleich zwei wunderbare Geschichte von Novak zu einer Copy zusammenzuführen! Und ich finde, das ist dir in großen Teilen super gelungen. Obwohl surreal, wirkt das Setting für mich wirklich greifbar und echt. Ich spüre direkt die feuchtwarme Luft und höre es rascheln und tropfen und sehe irgendwas im Grün verschwinden und vor allem höre ich es wummern.
Was ich mir noch stärker wünschen würde, wäre die Erkennbarkeit des Konfliktes zwischen Mutter und Anna. Mir scheint es lange Zeit noch etwas beliebig. Die Mutter soll mit, sie mag nicht so recht, aber naja, soll halt mit – aber was da wirklich etwas zwischen den beiden schwelt, kommt erst relativ spät zum Tragen. Klar kann man es ahnen, aber schöner würde ich finden, wenn es sich von Beginn an erkennbar steigert. Dass die Mutter (zum Beispiel) am Anfang fragt, ob denn die Schwester nicht mitkommt, und sich von Treppenabsatz zu Treppenabsatz allmählich zeigt, was da alles so schwelt.
Und wenn wir gerade beim Wünschen sind: Die Gans ist mir am Anfang zu wenig gruselig. Also, das braucht gar nicht viel zu sein, keine Zombie-Gans oder so – aber irgendein kleines Detail, wie z.B. einen stechenden Blick (nur was Originellers vielleicht) könnte die mMn noch gebrauchen. Weil, so ist da einfach eine mehr oder weniger liebe (Disney-)Gans und watschelt vorneweg und entfaltet (bei mir) einfach nicht die Wirkung, die ihr zugedacht ist.

Als ich aus der Haustür trete, schlägt mir der Geruch von Harz und Moos, von Blattgrün im Sommerregen entgegen. Ich blinzle. Unter mir erstreckt sich ein Wald. Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft, sie sind verschwunden. Soweit ich sehen kann, dicht bewaldete Berghänge, Baumwipfel, die in Dunstschleiern hängen.
Den Anfang könnte ich mir etwas umgestellt noch besser vorstellen. Ich denke ja erstmal der Geruch von Moos und Harz usw., so ist es eben bei Anna vor dem Haus. Aber dann kommt, dass da eigentlich eine Straße wäre, und danach kommt wieder, was aber jetzt da ist. Also, vielleicht gleich erst mal sagen, dass die Straße weg ist und dann erst beschreiben, wie es jetzt aussieht?
Eine Treppe führt unter das Blätterdach, breite Steinstufen, glatt getreten. Auf dem Treppenabsatz – im fleckigen Schatten der Blätter – hockt eine Gans, schaut aus gelben Augen zu mir hoch.
hockt und aus gelben Augen hochschauen – das klingt so lieb … Vielleicht willst du das extra? So als Kontrast? Aber bei mir verpufft das irgendwie. Villeicht „fixiert mich mit gelben Augen“ oder sowas?
Mutters Stimme – plärrend aus dem Babyphon, die Rufe nach einer Wärmflasche, nach einem Glas Wasser, nach einem zusätzlichen Kissen – hat mich wachgehalten.
Vorschlag: Mutters Stimme – plärrend aus dem Babyphon – hat mich wachgehalten. Rufe nach einer Wärmflasche, nach einem Glas Wasser, nach einem zusätzlichen Kissen. (weil ich sonst lese: Rufe … hat mich wachgehalten)
Die Gans flattert, streckt den Hals. »Komm mit, Anna.« Eine schnarrende, unmenschlich verzerrte Stimme.
Unmenschlich ist ja eh normal für eine Gans, vllt. fällt dir da noch etwas anderes ein?
»Nimm deine Mutter mit und komm«, sagt die Gans.
Das könnte die Gans eigentlich auch gleich im ersten Satz sagen, dass sie die Mutter mitnehmen soll.
Mutter dreht sich zu mir um; sie sieht gut aus heute. Ein Schimmer auf den Wangen, die grauen Locken – perfekt in Form gebracht – kringeln sich um das herzförmige Gesicht.
Ja, lass uns erst denken, das alles harmonisch ist zwischen den beiden!
Als sie spricht, klingt ihre Stimme leise, verzagt. »Wieso denn?«, fragt sie die Gans.
“Als sie spricht“ könnte weg, denn wenn sie nicht spricht, klingt eh nix.
»Ich brauche eine Pause.« Auf einer breiten Treppenstufe halte ich inne, gehe in die Knie, und Mutter rutscht von meinem Rücken. Sie taumelt, fängt sich mit einer Hand am steinernen Treppengeländer ab.
Hier fände ich gut, wenn du noch dazu schreibst, dass Anna das sagt mit der Pause.
Ich halte sie fest, an ihr vorbei starre ich hinunter in das schwindelerregende Grün.
Der Satz liest sich umständlich, vllt. umstellen: … starre an ihr vorbei, hinunter in das schwindelerregende Grün.
Irgendwo schreit ein Tier, schrill und durchdringend – ein Vogel vielleicht oder ein Affe.
Schön, wie gesagt, ich habe das alles gehört!
Das ferne Stampfen, das schon den ganzen Tag den Wald erfüllt, lässt mich erzittern.
“den ganzen Tag“ vielleicht ersetzen durch „die ganze Zeit“
»Das erinnert mich an Amerika«, sagt Mutter. »Dein Vater und ich haben dort die schönsten Urlaube verbracht. Costa Rica, Surinam.«
Gibt es da eigentlich einen Zusammenhang?
»Wie weit noch?«, frage ich.
»Bis du bereit bist«, sagt die Gans.
So, jetzt kann ich die Gans langsam ernst nehmen. :eek:
Mir ist aufgefallen, dass Anna am Schluss sagt:
Sie ist bereit.
Ich könnte mir auch vorstellen, um einen schöneren Bezug zu der ersten Stelle zu knüpfen, dann zu schreiben: Wir sind bereit. Aber ist nur so eine Idee.
Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt und wäre nicht wieder aufgestanden.
Hier stimmt die Zeitform nicht.

Gut, und dann lässt Anna das Dunkle aus sich raus und tut, was sie tun muss ...

Als ich mich vom Geländer abwende, ist die Gans verschwunden.
Ich schlinge die Arme um mein kältegepanzertes Selbst. Und beginne den Aufstieg.
Ich würde hier „verschwunden“ vllt. durch „nicht mehr da“ ersetzen. Verschwunden klingt mir wieder zu sehr nach Zauberkasten und nicht ernsthaft genug, aber vielleicht liegt das auch nur an mir. Von Horror habe ich ja eh gar keine Ahnung, eigentlich - und trotzdem habe ich das sehr gerne gelesen und finde es eine sehr gelungene Doppel-Copy!
Liebe Grüße von Raindog
______________________________________________________________

 

»Wie weit noch?«, frage ich.
»Bis du bereit bist«, sagt die Gans.

Bei Novak hab ich mit Karl Kraus (Stichwort: Familienband/e) begonnen und tief in die ethnolologische Kiste gegriffen (wobei ich China ausgelassen habe), aber welch besseren Titel als
Treppe runter
kann man für die heutige politische Situation ein ¾ Jahrhundert nach Ende des letzten 30jährigen Krieges (1914 – 1945) wählen, nachdem das „Abendland“ den biblischen Auftrag, sich die Welt untertan zu machen, seit der Renaissance buchstäblich nahm mit wechselnden Auftragnehmern von Portugal und Spanien, Großbritannien und die Vereinigten Staaten der Niederlande, Frankreich, Deutschland und Italien und zuletzt Russland und selbst Amerika geht langsam zurück auf die Monroe-Doktrin. Der Weltpolizist nimmt eine Auszeit und China wächst über die Seidenstraße in seine neue(, eigentlich uralte Rolle wieder) hinein.

Dabei hatte doch das europäische Projekt mit deutsch-frz. Freundschaft begonnen, war erfolgreich und wirkte damit für die Nachbarn anziehend. Der westliche indogermanistische Wirtschaftsverbund (mit Sprachinseln etwa der Basken, Ungarn und Finnen) wuchs und gedieh, bis der Ostblock mit seinem großen Bruder zusammenbrach und erneut Größenwahn und Flachsinn Eingang in die Mitten der Gesellschaften hielt.

So sehe ich denn Dein m. E. gelungenes Abbild als den Antipoden des mythischen Schwan und der Europa – selbst wenn die aktuelle Soziologie (sie ist von der Technik überzeugt) den Vergleich mit dem Paternoster wählt.

Die Jungen werden an der Last der Alten zu tragen haben, wobei einschränkend gesagt werden muss, dass nicht nur ehem. Kolonien ein kindliches Vergnügen am westl. Lebenstandard haben, als dass auch immer noch eine westl. Mehrheit an die Segnungen des Westens glaubt.

Dein Ich-Erzählerin ist auf jeden Fall konsequent, denn aus dem schönen Schwan („Zeus“) ist eine dymmliche Gans geworden

Nur wenige Anmerkungen hab ich eigentlich zu diesem m. E. gelungenen copywrite (das man auch getrost „copyright“ mit dem vieldeutigen Appendix verstehen kann),

Soweit ich sehen kann, dicht bewaldete Berghänge, Baumwipfel, die in Dunstschleiern hängen.
Beim „soweit“ bin ich mir nicht sicher, ob es nicht statt der aufgezeigten Konjunktion (i. S. eines „nach dem, was … / in dem Maße, wie … / wie / insoweit“) eher eine unbestimmte räumliche Bezeichnung ist als eine Konjunktion ...

Ich erhebe mich aus der Hocke; ohne das Gewicht auf dem Rücken fühlt sich die Bewegung befreiend an. Als könne ich in die Baumkronen aufsteigen wie ein Luftballon. »Ich fülle die Flasche auf.«
Klingt sehr nach unerfüllbarer Wunschvorstellung, also besser Konjunktiv irrealis, "könnte" ...

Wie dem auch sei, gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo miteinander,

Vorneweg merke ich mal für alle Mitlesenden und etwaigen Zukunftskommentatorinnen an, dass ich momentan folgende Baustellen sehe, zu deren Bearbeitung ich noch nicht gekommen bin:

  • die Gans gruseliger/subtiler machen, ihre Stimme womöglich zu einer inneren Stimme Annas machen
  • die Linearität aufbrechen, indem v.a. der Konflikt zwischen Mutter und Tochter, ihre konfliktbehaftete Vergangenheit, stärker beleuchtet werden
Letzte Woche hatte ich tatsächlich so wenig Zeit, dass ich zero geschrieben habe. Das ist einerseits erfreulich, weil es daran liegt, dass mein Sozialleben sich endlich voll auf Videokonferenzen eingespielt hat und ich wieder Leute "sehe", die mir die Zeit rauben. Andererseits ärgert es mich, weil ich echt dachte, ich hätte mal Zeit für diesen Copy. Das sind auf jeden Fall Bearbeitungen, die ich hoffe, im Laufe der nächsten Woche (oder realistischer gesprochen, der nächsten Wochen) umsetzen möchte. Und ich habe auch immer noch eine Baustelle in einer anderen WK-Geschichte. Jaja, c'est la vie.

Wenn ihr euch in Zukunftskommentaren auf diese Baustellen bezieht, freue ich mich natürlich.

Grüße,
Maria

Hi @linktofink nochmal

Ich denke mal, es ist nicht zu subtil, sondern zu wenig spezifisch.

Hast ja recht, liegt auch daran, dass ich das Stampfen tatsächlich als Teil der Atmosphäre ge(miss-)braucht habe.

Ich hatte jedenfalls meine Ohren nicht in Richtung Waldboden eingestellt, weißt? Mal so als Versuch einer Erklärung, kann natürlich sein, dass nur ich das so lese und überrascht bin. Wenn du schriebst, "ein unerklärliches Geräusch, das aus der Tiefe zu kommen schien", dann wäre das ein erster konkreter Haken der Suspense, an dem du später weitere Hinweise aufhängen könntest.

Ich habe diesen Vorschlag einfach mal direkt gekauft und auch die spätere Stelle, über die Du gefallen bist, auf Anraten von @Raindog noch etwas angepasst. Vielleicht funktioniert es jetzt besser.

Vielen Dank für Deine Hartnäckigkeit, also cheers,
Maria

Hi @Nichtgeburtstagskind

Nachdem Du direkt im Discord angekündigt hast, dass die Geschichte Dir gefällt, habe ich mich natürlich auch auf Deinen Kommentar gefreut. Tatsächlich bin ich sehr happy darüber, dass Du das Szenario voll gekauft hast. Das war meine größte Sorge, während ich an dieser Geschichte gearbeitet habe. Alles, was ich nicht extra erwähne, habe ich schon eingearbeitet. Danke!

wie bist du bloß auf die Idee gekommen, diese beiden Geschichten von Novak miteinander zu verbinden? Echt verrückt, aber auch genial. Und danke dafür, dass ich so Novaks Geschichten kennenlernen konnte.

Ich kann den Weg meines Einfalls auch nicht mehr nachvollziehen. Ich weiß nur, dass mir plötzlich, während ich mich durch Novaks Geschichten gelesen habe, der Gedanke mit der Treppe in den Kopf fiel. Das muss wohl Inspiration sein. Danach habe ich eher nach einer Möglichkeit gesucht, diese Treppe irgendwie in Novaks Geschichten reinzubekommen. Also quasi umgekehrtes Copywrite: Versuche, Deinen total verrückten Einfall in die Geschichte einer anderen Person reinzubasteln. :lol:

Ansonsten finde ich den Einstieg gut. Ich bin direkt drin in der Szene. Das Surreale ergreift mich sofort, ich nehme es hin und stelle es nicht in Frage.

Wie gesagt, bin sehr erleichtert, dass das klappt mit dem Setting und der Akzeptanz.

Hat mich an so Kriegstrommeln erinnert. Kennst du Jumanji?

Klahar. Tatsächlich habe ich überlegt, diese Hintergrundmusikempfehlung zu geben. Aber meine Hintergrundmusikempfehlungen kamen ja meistens nicht so gut an :cry: , also habe ich einfach gehofft, dass manche Leute die Referenz mitbekommen.

Ich bin mir nicht sicher, ob es passt, dass Anna sich hier erschreckt. Weil die Gans sprechen kann? Müsste sie das nicht auch hinnehmen? Sich vllt eher wundern, warum sie ihren Namen kennt, aber das offensichtlich abstruse ignorieren.

Das ist ein extrem guter Vorschlag. Ich habe die Stelle bisher nicht groß geändert, weil ich ohnehin noch überlege, der Gans die Sprache zu nehmen. Hab's auf jeden Fall nicht vergessen, sondern arbeite in Zukunft noch einmal an der Stelle.

Dieses Bild ist so absurd, wie sie ihre Mutter da die ganze Zeit Huckepack trägt. Mir gefällt es!

Freut mich sehr. Diese Geschichte nimmt "Last" und "Sterbebegleitung" natürlich super sprichwörtlich.

Das finde ich merkwürdig, denn ich nehme an, dass diese steinerne Treppe auf dem Steinboden steht, an einem Hang, aber direkt auf dem Boden. Oder ist sie in der Luft, auf Stelzen? War das Haus dann auch in der Luft?

Ich finde das auch merkwürdig. In meiner Vorstellung ist vollkommen unklar, worauf sich die Treppe befindet. Aber ich beschreibe anfänglich, dass sie sich quasi im oberen Baumkronenbereich von Mammutbäumen befinden. Also sicherlich nicht auf Steinboden. Wahrscheinlich "schwebt" die Treppe. Was bedeutet, dass auch das Haus schwebt. Merkwürdig.

Das ist eher eine Frage als ein Ausruf, oder?

Ich denke, es ist eine Frage, die aus Ausruf verunglückt. Bevorzuge deswegen das Ausrufezeichen.

Die Mutter wirkt hier so schrecklich, nervig, undankbar, da ist man ja fast erleichtert, dass Anna sie endlich los wird. Das schlechte Gewissen bzw. Gefühle für die eigenen Mutter kommen in deiner Geschichte noch weniger vor als bei Novak. Das hat mich nicht gestört, ich frage mich nur gerade, ob es der Geschichte noch etwas mehr Würze verleihen würde, wenn dieser Konflikt mehr zum Vorschein käme.

Ich bin mir SEHR sicher, dass eine Ausgestaltung des Mutter-Tochter-Konflikts der Geschichte helfen würde. V.a., weil eine Aufdeckung der interpersonellen Schichten der Geschichte wahrscheinlich etwas von ihrer Linearität nehmen würde. Es ist nur schreiberisch selbstverständlich eine größere Herausforderung. An der möchte ich aber arbeiten.

Als Copywrite funktioniert der Text gut, aber auch alleine. Ich habe ihn gelesen, ohne Novaks Texte gelesen zu haben, und alles verstanden.

Freut mich zu hören, dass die Geschichte auch für sich stehen kann und nicht verwirrend wirkt. Ich persönlich lese auch immer erst die Kopie und dann das Original. Super, dass das hier klappt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar und dass Du Dich auf die Geschichte eingelassen hast. Viele Deiner Vorschläge finde ich auch beeindruckend, weil Du so sehr in der Logik der Geschichte denkst. Das ist super hilfreich für mich. Danke! Wie gesagt, ich habe alle nicht benannten Vorschläge schon umgesetzt.

Cheers,
Maria

Hi @Novak

War sehr nervös, als ich Deinen Kommentar geöffnet habe, und freue mich, dass die Geschichte gut bei Dir ankommt. Gerade bei "Fleißige Hände" hatte ich schon das Gefühl, an etwas Emotionales zu rühren, und auch nach meiner Erfahrung des Kopiertwerdens blickt man mit einer kopierten Geschichte schon sehr genau auf die Autorin eines Originals und ihr Wirken. Für mich fühlt sich das immer sehr persönlich an.

Ich bin mir sicher, dass ich den Text noch anders lese als andere, für mich ist das wie eine kleine Begegnung mit mir selbst und meinem Schreiben. Irgendwie spooky.

Genau wie Du sagst. Ich glaube, ich habe auch noch keine Kopie meiner Geschichte als gewöhnliche Leserin gelesen. Und bisher habe ich mich bei der Teilnahme am Copywrite als Autorin "ertappt" gefühlt. Ich wage also zu behaupten, dass ich hier mit Dir fühle.

Ich muss ehrlich sagen, ich könnte das nicht, mich so sehr auf den Stil einer anderen Person einstellen. Das zeigt schon, dass du einen veritablen Instumentenkoffer des Schreibens dein eigen nennen kannst. Was ich zum Beispiel so irre fand beim Lesen war, dass du den Stil, den ich in den Geschichten schreibe, eigentlich besser kannst als ich.

Ich finde irre beim Lesen Deines Kommentars, dass ich gar nicht bewusst versucht habe, Deinen "Stil" zu kopieren. Ich könnte gar nicht genau sagen, was das sein soll, "Novak-Stil". Das, was mir an Deinen Geschichten aufgefallen ist, wie Du die Hintergrundgeschichten Deiner Figuren freilegst, und gerade DAS habe ich ja eher nicht umgesetzt. Da wusste ich direkt: Das bringe ich nicht fertig. Und ich hatte beim Schreiben immer die Befürchtung, dass am Ende jemand sagt: Alles, was an dieser Geschichte gut ist, hast Du doch direkt bei Novak abgeschrieben. Denn natürlich habe ich einige Passagen einfach wörtlich kopiert.

Heute schreib ich glaub gar nicht mehr so, das ist mir bei meinem Copy aufgefallen, liegt vielleicht an meiner mangelnden Erfahrung, war der erste Text seit über zwei Jahren und außer Einkaufszetteln hab ich in der Zeit nicht viel andres geschrieben

Ich schaue auf jeden Fall auch noch bei Dir rein, bin gespannt. Kann mir gar nicht vorstellen, dass man beim Schreiben Dinge "verlernt". Ich betrachte es immer als "Weiterentwicklung", auch wenn ich dabei manchmal Fähigkeiten verlerne, die ich früher an mir selbst geschätzt habe. :lol: Aber groß anders drückst Du das ja hier nicht aus.

Du fängst das Irre, das Unwirkliche und Abgedrehte so gut ein, den Wahnsinn, der da mitschwingt. Und dieser Wahnsinn ist dann nicht mehr im Alltag angedockt wie bei mir, sondern er ist pur. Klar, das ist ein Szenarium, bei dem man mitgehen muss. Man muss es irgendwie akzeptieren. Aber es geht glaube ich, weil jeder diese Überforderungssituation kennt oder von ihr weiß.

Insgesamt freue ich mich, dass die bisherige Resonanz so akzeptierend ist. Gerade beim WK-Publikum hatte ich große Sorge, dass die Geschichte gar nicht funktioniert und die Rückmeldung eher lautet: Das geht ja gar nicht, und dieses Fantastische finde ich überhaupt nicht gut, und mach doch mal was Bodenständiges. (No offense, Kriegerchen, oder vielleicht doch ...) Bisher ist diese Befürchtung nicht eingetroffen, und die Resonanz haut mich gerade ein bisschen um.

Ich finde Deinen Gedanken interessant, dass die Akzeptanz funktioniert, weil alle wissen, dass es diese Überforderungssituation gibt und dass ich sie deshalb wortwörtlich umsetzen kann. Ich denke eher, dass die Akzeptanz funktioniert, weil es keine Alternative gibt. Die Geschichte bietet keinerlei Alternativerklärung, keinen Raum für Interpretationen. Wer das Setting nicht akzeptiert, kann die gesamte Geschichte nicht akzeptieren und sie wahrscheinlich auch nicht lesen.

Ich habe in meinen Geschichten eine andere Entscheidung getroffen, da will ich den Wahnsinn sich im Alltag eher so anschleichen lassen, zumindest versuche ich das immer. Bei dir knallt das gleich rein, aber erstens auch in meinen Geschichten kommt immer wieder mal ein Punkt, den man akzeptieren muss. Wer kennt denn schon so eine Gans, frage ich mich. Von daher ist das irgendwie von der Entscheidung her auch eine gewisse Konsequenz, nicht die übliche Horrortour, das Drama, den Horror aus dem Gewöhnlichen zu wählen, sondern sich gleich für ein völlig bizarres Setting zu entscheiden. Und das ist wie gesagt aus meiner Sicht nur noch reine Geschmackssache.

Über das Anschleichen im Alltag habe ich auch mit @linktofink schon geschrieben. Da habe ich mich dagegen entschieden, und ich denke, das ist auch so richtig, denn das, was Du machst, das traue ich mir nicht zu. Ich danke Dir übrigens für Deinen Hinweis an anderer Stelle zur Nilgans. Das Wissen darüber hat mich etwas weitergebracht.

Hmm ja, ob einem noch was fehlt, man gewisse Aspekte betonen könnte, da bin ich selbst grad überfragt, auch wenn ich gerne was dazu gesagt hätte. nee, ich bin einfach so überwältigt, und das will ich genießen.

Ich freue mich sehr, dass Dein Kommentar rundum positiv ausfällt. Tatsächlich trage ich mich mit dem Gedanken, die interpersonellen Konflikte auszugestalten, um v.a. Linearität loszuwerden. Ich muss mal schauen, wie sehr mir das gelingt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Wenn Du später noch Details dalassen möchtest, freue ich mich natürlich auch. Aber so habe ich mich schon gefreut, von Dir gehört zu haben. Danke auch für Deine Geschichten; ich fand es sehr bereichernd, sie zu lesen.

Cheers,
Maria

Hi @Fliege

Schön, dass Du da bist und danke für die tollen, tollen Ideen, die Du einbringst. Da ist Einiges dabei, was ich mir gut vorstellen kann.

Und Horror, oh Mann, echt jetzt, dachte ich. Aber das Genre liegt bei Novaks Texten natürlich nahe. Bei Dir war ich etwas überrascht, aber: Why not? Und es steht dir. Jedenfalls sage ich das als Horror-Ausnahme-Leserin. Eigentlich mag ich ja nur die Blutsuppe nicht, also dieses Gemetzel, auf das die Texte so oft enden, so den Alltagshorror, der kommt mir schon eher entgegen.

Ja, bei Novaks Texten liegt Horror nahe. Ich bin mir ehrlich gesagt auch unsicher, ob DIESE Geschichte hier tatsächlich Horror ist. Tatsächlich habe ich abseits von WK mehrere Horror-Geschichten in Anthologien untergebracht, und ja, Blutsuppe ist auch nicht unbedingt meins. Ich mag lieber diese seltsamen Orte, die eine obskure Metapher erzeugen. Ein bisschen habe ich mich mit dieser Dschungelgeschichte auch an Lovecraft'schen Venusbeschreibungen orientiert (damals, als es noch die Vorstellung gab, die Venus sei dicht bewaldet).

Ich finde das mit der Treppe eine ziemlich geniale Idee. Klar ist der Verlauf dadurch recht linear, Treppe geht halt runter ... und ich ahnte auch, wohin sie führt durch Vorkenntnis ... aber hat mich jetzt nicht so gestört. Allerdings kann ich auch den Gedanken nachvollziehen, dass, wenn nicht linear, ein Mehrgewinn drin wäre.

Es freut mich, dass die offensichtliche Linearität nicht total negativ auffällt. Ich denke aber auch, dass – auch im Sinne der Vorlage – die Geschichte von einer Ausgestaltung des Mutter-Tochter-Konflikts profitieren würde. Nur schwer finde ich das, viel schwerer, als mir ein irres Setting auszudenken.

Da hab ich mich automatisch ein Stück aufgerichtet in Spannungserwartung. Weiß die Mutter wohin es geht? Was für sie auf dem Spiel steht? Und wie versucht sie aus der Situation zu entkommen? Aber dieser Moment verpuffte so schnell und Du wechselst zum Schwesternthema.

Die Idee, dass die Mutter weiß, wohin es geht, dass also etwas für sie auf dem Spiel steht und sie sich wehren muss, finde ich total gut. Darüber werde ich mir auf jeden Fall Gedanken machen. Vielen, vielen Dank, dass Du mir diese Idee dalässt.

Und auch das kostest Du nach meinem Empfinden nicht so recht aus. Ich bekomme da als Leser kein zusammenhängendes Bild. Warum ist die Schwester gestorben? Wie war das Verhältnis der drei zueinander?

Hier steht im Original natürlich noch etwas mehr, auch Einiges, was ich bewusst weggelassen habe (z.B. den Verlobten der Prot). Ich nehme das mit und schaue, dass ich diese Sache besser beleuchtet bekomme.

In dem Augenblick, wo Anna auf die Schneidemesser blickt, die Mutter in den Tod werfen wird - was geht da in ihr vor? Welche Bilder, Gedanken, Gefühle? Ich hätte mir hier etwas mehr Butter bei die Fische gewünscht. Da kann sie doch mal so richtig böse ablästern. Sich Luft machen.

Richtig ablästern, ja, das klingt garstig. Ich glaube, ich hätte beinahe Angst davor, das zu schreiben. Aber cool wäre es. Nehme ich auch mit. (So viele gute Einfälle, die Du hierlässt, womit habe ich die verdient?)

Ich finde auch, Du hast dafür ein superschönes Bild gefunden. Und ich bin mit Anna förmlich in die Knie gegangen. Ich mochte auch dieses tropische Klima, das Setting.

Es freut mich auch, dass das Setting gut ankommt und Dir die Metapher gefällt. Auch natürlich, dass Du mit der Prota mitgehst.

Ja, lass die beiden gern noch ein Stück mehr leiden. Lass die Mutter wissen, wohin ihre Tochter sie trägt, lass sie auf die Ganz losgehen, keine Ahnung ... aber vielleicht liegen meine Wünsche auch in meinen Vorlieben begründet, denn dann wäre das ein Stück weit psychologischer, mehr auf die Beziehungseben transportiert und da bin ich ja wieder voll dabei.

Nee, ich verstehe schon, warum Du diese Vorschläge machst. Ich bin mir auch sehr sicher, dass sie nicht nur aus Deinen persönlichen Vorlieben resultieren (oder selbst wenn), sondern dass die Geschichte in den Augen vieler Leserinnen davon profitieren würde, wenn sie mehr in die Beziehung gehen würde. Aber es wird auch schwerer für mich. Im Prinzip habe ich es mir bis hierhin leicht gemacht. Ich werde weiter daran arbeiten!

Danke für Deinen Kommentar. Du hast viele gute Vorschläge dagelassen. Ich hoffe, ich kann sie sinnvoll umsetzen.

Cheers,
Maria

Hi @Raindog

Freue mich immer wieder, dass Du so sorgfältig Flusen aufhebst. Die allermeisten habe ich sofort umgesetzt und werde sie nicht weiter ansprechen. Danke!

oha, da hast du dir ja eine Aufgabe gestellt, gleich zwei wunderbare Geschichte von Novak zu einer Copy zusammenzuführen! Und ich finde, das ist dir in großen Teilen super gelungen. Obwohl surreal, wirkt das Setting für mich wirklich greifbar und echt. Ich spüre direkt die feuchtwarme Luft und höre es rascheln und tropfen und sehe irgendwas im Grün verschwinden und vor allem höre ich es wummern.

Dass die Atmosphäre gut rüberkommt, das freut mich. Das ist eine Sache, die mir an "Der Garten" gut gefallen hat. Da habe ich versucht, mir ein paar Scheiben abzuschneiden.

Was ich mir noch stärker wünschen würde, wäre die Erkennbarkeit des Konfliktes zwischen Mutter und Anna. Mir scheint es lange Zeit noch etwas beliebig. Die Mutter soll mit, sie mag nicht so recht, aber naja, soll halt mit – aber was da wirklich etwas zwischen den beiden schwelt, kommt erst relativ spät zum Tragen.

Mit diesem Eindruck und diesem Wunsch bist Du auf keinen Fall allein. Das steht oben auf meiner Baustellenliste. Leider bin ich bisher nicht dazu gekommen, daran zu arbeiten, und ich fürchte auch, das wird mir sehr schwerfallen. Es ist keine leichte Aufgabe.

Und wenn wir gerade beim Wünschen sind: Die Gans ist mir am Anfang zu wenig gruselig. Also, das braucht gar nicht viel zu sein, keine Zombie-Gans oder so – aber irgendein kleines Detail, wie z.B. einen stechenden Blick (nur was Originellers vielleicht) könnte die mMn noch gebrauchen.

Auch die Gans steht auf meiner Baustellenliste. Das soll natürlich nicht sein, dass sie am Anfang als "Disney-Gans" daherkommt, oje! Tatsächlich arbeite ich an dem Vorschlag, ihr die Sprache zu nehmen und sie mehr zu einer inneren Stimme Annas zu machen. Einige garstige Details werde ich nochmal bei Novak klauen. Ich gucke mal, wie ich das umsetze. Leider habe ich als Nicht-Frankfurterin nicht so viele garstige Erfahrungen mit Nilgänsen.

Den Anfang könnte ich mir etwas umgestellt noch besser vorstellen. Ich denke ja erstmal der Geruch von Moos und Harz usw., so ist es eben bei Anna vor dem Haus. Aber dann kommt, dass da eigentlich eine Straße wäre, und danach kommt wieder, was aber jetzt da ist. Also, vielleicht gleich erst mal sagen, dass die Straße weg ist und dann erst beschreiben, wie es jetzt aussieht?

Du ahnst ja nicht, wie oft ich diesen Anfang schon umgestellt habe! Ich sehe es allerdings kritisch, erst zu schreiben, was nicht da ist. Das erscheint mir handwerklich einigermaßen bescheuert. Würde ich das machen und wäre meine eigene Kritikerin, ich würde mir selbst kräftig auf die Finger hauen. Ich hab's jetzt nochmal ein bisschen anders versucht. Erst generell geschrieben, was da ist (ein Wald), dann, was nicht da ist, und dann im Detail, was nun wirklich da ist. Vielleicht klappt es nun besser.

Unmenschlich ist ja eh normal für eine Gans, vllt. fällt dir da noch etwas anderes ein?

Habe das Wort erstmal gestrichen und gehe noch einmal in mich. Ich habe mir mal auf YouTube sprechende Raben reingezogen und fand den Eindruck total unheimlich, Worte zu hören, die aber offensichtlich nicht von Menschen gesprochen werden. Das würde ich gerne transportieren. Muss aber noch ein bisschen dran knuspern.

Gibt es da eigentlich einen Zusammenhang?

Zwischen früheren Familienurlauben und dem Dschungel? Hm. Ich hatte die Stelle eigentlich nur benutzt, damit die Mutter die Prota piesacken kann, die ja noch nicht so weit herumgekommen ist. Mehr sehe ich darin bisher nicht ...

Ich könnte mir auch vorstellen, um einen schöneren Bezug zu der ersten Stelle zu knüpfen, dann zu schreiben: Wir sind bereit. Aber ist nur so eine Idee.

Ja, das ist eine interessante Stelle. Und das kam so: Ursprünglich habe ich die Geschichte in der dritten Person geschrieben. Da ergab sich aus dem Satz: "Sie ist bereit", der tolle Effekt, dass vollkommen unklar war, ob die Prota oder die Mutter bereit ist. Da aber mit drei weiblichen Figuren ständig Namen genannt werden mussten und das total abstrus war, habe ich Anna zu einer Ich-Erzählerin gemacht. Dann funktionierte das mit der Doppeldeutigkeit nicht mehr. Die Doppeldeutigkeit entsteht nun dadurch, dass, wie Du richtig beobachtest, die Gans erst davon spricht, dass Anna bereit sein muss, und Anna später feststellt, dass ihre Mutter bereit ist. "Wir sind bereit", das finde ich ziemlich on the nose. Hm.

Hier stimmt die Zeitform nicht.

Habe drüber nachgedacht, aber ich komme nicht drauf: Wie wäre es denn richtig?

und trotzdem habe ich das sehr gerne gelesen und finde es eine sehr gelungene Doppel-Copy!

Vielen Dank für Deinen super aufmerksamen Kommentar. Habe Vieles davon direkt gekauft und denke über den Rest nach.

Cheers,
Maria

Hi @Friedrichard

Die Jungen werden an der Last der Alten zu tragen haben,

Ich muss ehrlich sagen, ich habe meine Geschichte nie als Sinnbild der Weltpolitik gesehen (und habe auch Schwierigkeiten, sie so zu lesen). Als Metapher der häuslichen Pflege (und von Mord) im Sinne des obigen Zitats aus Deinem Kommentar funktioniert sie für mich. Aber wenn man in der Gans Zeus sieht, den ollen Verführer ... Ja, warum auch nicht?

So sehe ich denn Dein m. E. gelungenes Abbild als den Antipoden des mythischen Schwan und der Europa – selbst wenn die aktuelle Soziologie (sie ist von der Technik überzeugt) den Vergleich mit dem Paternoster wählt

Zuerst dachte ich: Ja, nun, ein Paternoster geht auch aufwärts. Gut, eine Treppe geht auch aufwärts, und so macht die Prot sich am Ende frei von der Last und steigt wieder auf. Und ist eine Treppe nicht auch ein Produkt von "Technik"? Insofern denke ich, langsam checke ich, was Du darin siehst. Interessant! Danke für diese Gedanken!

Beim „soweit“ bin ich mir nicht sicher, ob es nicht statt der aufgezeigten Konjunktion (i. S. eines „nach dem, was … / in dem Maße, wie … / wie / insoweit“) eher eine unbestimmte räumliche Bezeichnung ist als eine Konjunktion

Wenn ich drüber nachdenke, bin ich mir sehr sicher, dass wir es mit einer räumlichen Bezeichnung zu tun haben, also "so weit" richtig wäre, ne?

Klingt sehr nach unerfüllbarer Wunschvorstellung, also besser Konjunktiv irrealis, "könnte" ...

Gekauft!

Vielen Dank für Deinen Kommentar, und ich freue mich, dass Du die Geschichte gerne gelesen hast.

Cheers,
Maria

 

Liebe @TeddyMaria

die Gans gruseliger/subtiler machen, ihre Stimme womöglich zu einer inneren Stimme Annas machen
ich war drauf und dran, anzumerken, dass @Novak 's Gans weitaus gruseliger ist und ich von Gruseln ergriffen werde, wenn ich an dieses Teufelsding denke. Aber: warum solltest du versuchen, dich an dieser Gruselgang zu orientieren? Ich mag auch das Mystische an der von dir beschriebenen Gans. Wenn du dieses Element stärkst, hast du eine ambivalente Gansfigur.

Ja, ich mag den Text! In ein Blättermeer hinabsteigen, die Blumen, die Gefahren, die in der Ferne lauern, das Traumbildhafte, das in dem Text mit der Mutter-Tochter-Beziehung verbunden wird. Mit der Gans als unerbittliche Mittlerin. Ein sehr starkes Bild.
Der Weg dauert nach meinem Leseempfinden ein wenig zu lang, da wiederholt sich einiges, da würde ich drüber nachdenken, ob nicht das eine oder andere redundant ist.
Wenn du näher an die beiden Frauenfiguren heranrückst, konkretere Erinnerungen einbaust, könnte das Verhältnis, auch zu der Schwester klarer werden. Einerseits. Andererseits gibt das Schemenhafte, Ausgelassene auch Lücken frei für die Fantasie der Leser.
Sprachlich ist der Text sehr prall, aber der Stil passt zum Inhalt.

Eine Treppe führt unter das Blätterdach.
irgendwas stört mich an dem "unter", weil der Weg ja eher in einen Urwald führt

Mutter weigert sich. »Das machen meine Knie nicht mit«, sagt sie, »ich bleibe lieber hier.«
Die Gans hüpft vor der Haustür auf und ab. »Du musst!«, sagt sie, die Augen funkeln in den dunklen Maskenflecken des Vogelgesichts.
Gänse sind schon ziemlich dominant

Mutter dreht sich zu mir um; sie sieht gut aus heute. Ein Schimmer auf den Wangen, die grauen Locken – perfekt in Form gebracht – kringeln sich um das herzförmige Gesicht.
hübsches Bild, allerdings kenne ich keine solchen Gesichter

»Wie weit noch?«, frage ich.
»Bis du bereit bist«, sagt die Gans.
das klingt gruselig

lasse Wassertropfen von den fleischigen Blättern in die Flasche fallen.
:Pfeif: hübsch poetisch

Immer weiter führt die Treppe uns, immer tiefer. Und mit jeder Stufe wird die Luft heißer, legt sich feucht auf meine Haut, umhüllt mich wie ein Kokon. Das Haus habe ich aus dem Blick verloren, es ist hinter dem Wald verschwunden.
:Pfeif:hier auch

»Deine Schwester soll kommen«, sagt Mutter.
»Sie ist tot.« Ich wende den Blick nicht von dem Loch. In der Dunkelheit blitzen gewaltige Schneidemesser auf.
»Du lügst.«
»Nein. Und gepflegt hätte sie dich sowieso nicht.«
das wäre die Stelle für einen Erinnerungsstrom

Mutter schließt die Augen, als ich sie über das Treppengeländer hieve. Darunter nur Schwärze; das Stampfen der Maschine, des Mahlwerks dröhnt durch die Nacht, vibriert in meiner Lunge. Lautlos verschwindet Mutters Körper in der Schwärze. Kein Schrei, nur ein Krachen am Waldboden, ein Schmatzen und dumpfes Stottern.
befreit sie sich von ihrer längst gestorbenen Mutter, oder von Schuld, oder? Das Motiv bleibt im Schatten des Blätterdachs

Ich schlinge die Arme um mein kältegepanzertes Selbst. Und beginne den Aufstieg.
warum kältegepanzert? Die Erzählerin kommt nicht gar so kalt rüber.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas mitgeben.

viele Grüße von oberhalb des Blätterwaldes
Isegrims

 

Hallo Teddymaria,

kenne die Vorlage nicht (glaube ich; jedenfalls kommt mir nichts bekannt vor) und habe auch die Kommentare nicht gelesen, um völlig frei lesen und kommentieren zu können.

Genre: Horror.
Hm, ich persönlich sehe oder spüre hier keinen Horror. Kommt mir eher wie Fantasy oder wie eine Parabel vor.

Als ich aus der Haustür trete, erstreckt sich unter mir ein Wald.
Hier mein Gedanke, dass es sich im ein winziges Wesen handeln muss, sonst wäre unter ihr/ihm kein Wald.

Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft, sie sind verschwunden.
Das letzte Komma würde ich durch Gedankenstrich oder Semikolon ersetzen, ist es doch fast schon ein eigener Satz.

Mutters Stimme – plärrend aus dem Babyphon – hat mich wachgehalten. Die Rufe nach einer Wärmflasche, nach einem Glas Wasser, nach einem zusätzlichen Kissen.
Verstehe ich nicht. Ich kenne es nur andersherum, dass das Baby durch das Babyphon plärrt, nicht die Mutter :confused:

Ich steige weiter, Mutter auf dem Rücken
Das Baby trägt Mutter auf dem Rücken. Hm ...?

die Quelle des steten Donners, des Rhythmus’, der mich vorwärts treibt.
Bist du dir mit dem Apostroph sicher? (Wahrscheinlich ja, sieht aber komisch aus.)

Ich stoße mich vom Geländer ab, drehe Mutter auf dem Stein herum. Ihr Kopf pendelt hilflos umher, ein roter Fleck blitzt unter dem Haar auf.
Hier hast du mich völlig verloren.

Bei mir funktioniert die Geschichte leider nicht. Ich blicke da nicht durch.

Geschrieben ist es toll, wie von dir gewohnt. Da passt jedes Wort.
So, jetzt lese ich mal die Komms und die Vorlagen.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Du Liebe @TeddyMaria ,

anscheinend bist Du im Stress, ich habe lange keinen Komm mehr von Dir entdecken können. Pass auf Dich auf! Und sein nicht böse, das ich Dir hier noch einen zusätzlichen Kommentar hinterlasse, ich habe mich so auf kommentieren Deinen Textes gefreut. Lass Dir einfach Zeit!

Horror? Ernsthaft? Ich hab beim ersten Lesen direkt nach dem Einstellen wirklich gezaudert, aber es dann als Üben von anderen Genres verbucht (und hoffe, das Du nicht dauerhaft wechselst)
Ich hangle mich an einigen Zitaten entlang ...

QUOTE="TeddyMaria, post: 734883, member: 31976"]
Als ich aus der Haustür trete, erstreckt sich unter mir ein Wald.
[/QUOTE]
Der erste Satz ließ mich staunen. Ich hab so ein Bild vor Augen, wie in Engel-Fantasy - da gehen die Türen oft ins nichts, weil die Typen könne ja fliegen - sehr spannend ...

Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft, sie sind verschwunden. Mir schlägt der Geruch von Blattgrün im Sommerregen entgegen. Ich blinzle.
schön beschrieben, aber ganz kurz hab ich gedacht, das wird so eine doofe Traumgeschichte (bis mir einfiel, das Du sie geschrieben hast

Baumwipfel, die in Dunstschleiern hängen.
echt? Ist das nicht andersrum?

Ich wische die feuchten Hände an den Hosenbeinen ab, erwidere den Blick der Gans.
Ich weiß, die Possesivpronomen meiden - aber immerhin lese ich hier Horror - wessen Hände die wohl abwischt? Ich glaube, hier wäre es anders denkbar.

»Nimm deine Mutter mit und komm.«
Ich mag die Dialoge, herrliche Ansagen

»Wer bist du?«, frage ich.
Mein Gedanke wäre "Was bist Du?"

»Ich habe Durst«, sagt Mutter. »Anna, hast du den Kakao eingepackt?«
Super! Die Frau kriegt ganz viele Punkte. Ich finde es Klasse, wie Du ohne Adjektive die Charaktere Deiner Prots hinkriegst - Wobei, mir jetzt gerade im Hinterkopf der Gedanke herumschwirrt, das man da wohl aufpassen muss, die Bilder werden natürlich auch schnell einseitig Gut oder böse - meckerige Mutter auf Egotrip und helfende Tochter, total am Ende ihrer Kraft. Versuche ich mir mal für mein Schreiben zu merken.

nach allen Seiten ragen die dicken Stämme der Mammutbäume auf.
Ne! Komm schon, Mammutbäume wachsen sowas von gerade und senkrecht, die können einfach nicht in alle Richtungen. Lianenranken, irgendwelche Laubbäume (z.B.Ficus oder Mangroven)

Die Gans ist einige Stufen voraus, hüpft immer ein Stück, mühelos, mit leicht aufgefalteten graubraunen Flügeln. Sie bleibt schließlich stehen, reckt den Hals, sagt: »Ihr müsst schneller machen.«
Ich liebe Deine Gans! Die hab ich sowas von vor den Augen und im Ohr - toll gemacht. Aber unheimlich finde ich sie nicht ...

Ich nehme eine Wasserflasche aus meiner Handtasche und reiche sie Mutter.
Wow! Ich bewundere diese Frauen, die ihrer Handtasche immer dabei haben, inkl. Tempos, Nagelfeile, Tampons und Wasserflasche - ich über noch

»Wie weit noch?«, frage ich.
»Bis du bereit bist«, sagt die Gans.
richtig gute Dialoge - mir gefällt vor allem, das es selten eine Antwort auf die gestellte Frage gibt.

Ich steige weiter,
ist die Wortwahl wirklich gut? Es geht doch abwärts ...

Der heiße Atem kitzelt mich am Hals.
wessen Atem? Aber das ist subjektiv, generell ist es ja nicht verkehrt.

von den fleischigen Blättern
kleiner Botanikkurs gewünscht? Fette, fleischige Blätter wachsen dort, wo die Pflanze Wasser speichern muss - Wüste, volle Sonne, trocken. In Deinem Urwald würde es sich eher anbieten, die Tautropfen von den Blättern rinnen zu lassen.

Mutter jammert, der Atem heiß an meinem Hals.
Durch das "meckern" kurz vorher, empfinde ich dies als Dopplung, könnte aber auch Absicht sein?

Ich werfe mich nach vorne, klammere mich am Treppengeländer fest,
Sie steigt doch Bergab (Treppe abwärts) beim nach vorne werfen gehts dann aber mit Schwung abwärts? Oder soll ich mir jetzt eine Kurve, Serpentine, keine Ahnung, wie man das bei Treppen nennt, vorstellen?

»Komm, Mutter, ich helfe dir hoch.«
Ich ziehe sie auf die Beine, doch sie reißt sich wieder los, stürzt, schlägt schwer auf. Bleibt auf dem Bauch liegen, wimmert und zuckt.
Hier war ich hart am Kopfschütteln, so geht man doch mit niemandem um, das ist nicht echt. Also hast Du alles richtig gemacht, denn so ist es ja irgendwie auch.

Ich schlinge die Arme um mein kältegepanzertes Selbst. Und beginne den Aufstieg.
Den harten teil habe ich jetzt mal einfach weggelassen, aber ich fand ihn gut beschrieben, kurz, knackig, schnörkellos. Und der Schlusssatz ist super!

Also, auch wenn der Haufen Kleinmist (der aber nur subjektiver Leseeindruck ist) anders wirken könnte, ich mag die Geschichte sehr. Mal was ganz anderes (immer unter dem Gesichtspunkt, das ich ja sonst keinen Horror lese). Ich finde, das spiegelt sich eine Menge wieder, was es im realen Leben ja gibt, wir empfinden. Nun gehe ich mal noch die Originale lesen und füge dann hier noch schnell eine Meinung zum Copy ein.

Edit: Wow! Ich kannte beide Geschichten nicht und finde die Verknüpfung sehr gelungen. Und ja, auch die teilweise Übernahme von Dialogzeilen gefällt mir. Deine Geschichte hatte etwas völlig eigenes, aber jetzt, wo ich die "gemopsten" Stellen sehe, gefällt sie mir noch besser. Aus meiner Sicht, hast du alles richtig gemacht, ich lese jetzt mal die Kommentare schräg, was die anderen so meinen, nur der Neugierte halber ...

Viel Spaß bei allem, was Du zur Zeit so tust, ich kann nur sagen , mir fehlt der Stammtisch sehr, der direkte Austausch ist einfach noch viel intensiver als das Forum alleine - hoffentlich bald mal wieder.
beste Wünsche
witch

 

Hi @Isegrims

Schön, dass Du reingeschaut hast. Bitte entschuldige die lange Wartezeit seit Deinem Kommentar. Das Home Office hat diesen blöden Effekt, dass ich nach der Arbeit keine Lust habe, am Heimschreibtisch sitzen zu bleiben, um zu wortkriegern. Na ja, dafür gibt es das Wochenende.

Alles, was ich nicht extra erwähne, habe ich bereits eingearbeitet.

ich war drauf und dran, anzumerken, dass @Novak 's Gans weitaus gruseliger ist und ich von Gruseln ergriffen werde, wenn ich an dieses Teufelsding denke. Aber: warum solltest du versuchen, dich an dieser Gruselgang zu orientieren? Ich mag auch das Mystische an der von dir beschriebenen Gans. Wenn du dieses Element stärkst, hast du eine ambivalente Gansfigur.

Dass die Gans mit Novaks Gruselgans nicht mithalten kann, wurde schon öfters erwähnt. Ich finde spannend, dass Du diesen Punkt einbringst. Tatsächlich denke ich so langsam, dass ich ihr doch nicht das Sprechen abgewöhnen werde. Es gibt der Geschichte ja doch irgendetwas.

Ja, ich mag den Text! In ein Blättermeer hinabsteigen, die Blumen, die Gefahren, die in der Ferne lauern, das Traumbildhafte, das in dem Text mit der Mutter-Tochter-Beziehung verbunden wird. Mit der Gans als unerbittliche Mittlerin. Ein sehr starkes Bild.

Freut mich, dass Du mit der Geschichte etwas anfangen kannst! Überhaupt bin ich überrascht, wie sich die meisten Kommentatorinnen darauf einlassen können. Damit habe ich während des Schreibens gar nicht unbedingt gerechnet. Aber so soll es natürlich sein.

Der Weg dauert nach meinem Leseempfinden ein wenig zu lang, da wiederholt sich einiges, da würde ich drüber nachdenken, ob nicht das eine oder andere redundant ist.

Wichtiger Punkt. Du sprichst etwas an, was ich auch befürchtet habe. Ich bin momentan dabei, die Geschichte mit der persönlichen Vergangenheit dieser Familie zu füllen. Ich fürchte, so wie Novak werde ich das niemals hinbekommen, aber ein bisschen habe ich schon aufgefüttert. Diesbezüglich können die redundanten Szenen vielleicht etwas Eigenes und Entscheidendes bekommen. Denn kürzer wird die Geschichte dadurch natürlich nicht.

Wenn du näher an die beiden Frauenfiguren heranrückst, konkretere Erinnerungen einbaust, könnte das Verhältnis, auch zu der Schwester klarer werden. Einerseits. Andererseits gibt das Schemenhafte, Ausgelassene auch Lücken frei für die Fantasie der Leser.

Denn, genau, Ersteres probiere ich momentan. Es fällt mir aber sehr schwer. Erinnerungen und so einzubauen, das ist ja eigentlich gar nicht meine Art (behaupte ich mal). Vielleicht lerne ich das aber in der Zukunft und kann diese Geschichte als Gelegenheit nutzen. Leider komme ich momentan nicht so richtig zum Schreiben. :(

irgendwas stört mich an dem "unter", weil der Weg ja eher in einen Urwald führt

Verstehe Deinen Einwand, aber das "runter" und "unten" und "abwärts" ist ja als Richtung total wichtig. Ich behalte das deshalb.

hübsches Bild, allerdings kenne ich keine solchen Gesichter

Im Bereich Styling (Brillen, Frisuren, Make-up) ist das herzförmige Gesicht eine der Standard-Gesichtsformen. Erwischt habe ich mich von Deiner Bemerkung trotzdem gefühlt, weil ich zwar das Wort kenne und ab und zu in Verwendung sehe, mir darunter aber auch nichts vorstellen kann. Ich habe es deshalb ausgetauscht.

das klingt gruselig

Gut? So soll es sein. :D

das wäre die Stelle für einen Erinnerungsstrom

Uff, wie gesagt, schwierig. Gar nicht meine Kernkompetenz. Aber ich hab's versucht.

befreit sie sich von ihrer längst gestorbenen Mutter, oder von Schuld, oder? Das Motiv bleibt im Schatten des Blätterdachs

Ehrlich gesagt, ich habe es mir schon so wörtlich vorgestellt, dass sie also ihre Mutter tötet. Sich also von der Mutter befreit. Nix längst verstorben. Und ich frage mich: Meinst Du hier mit "Motiv" das literarische Motiv (also Befreiung von einem Menschen oder von einem schlechten Gewissen) oder das Motiv der Prota (also, dass ihre Mutter sie so sehr stresst, dass sie sie tötet)?

warum kältegepanzert? Die Erzählerin kommt nicht gar so kalt rüber.

Davor war zu lesen:

In der Kälte haben sich nicht nur meine Gliedmaßen versteift. Die Kälte hat sich wie ein Panzer um meine Brust gelegt, schnürt sie zu, hindert mich am Atmen – verhindert aber auch, dass die Worte schmerzen.

Deshalb kältegepanzert. Das ist eine Wandlung, die in der Nacht passiert, während die Mutter verletzt am Boden liegt und die Prota entscheidet, sich nicht um sie zu kümmern. Sie panzert sich also gegen das Mitleid und hört auf, fürsorglich zu sein. Hoffe, das ergibt so Sinn.

Vielen Dank für Deinen Besuch, hat mich sehr gefreut. Einige Kleinigkeiten habe ich direkt behalten, über die Gans und die Erinnerungen mache ich mir weiter Gedanken (wenn ich schon nicht schreibe).

Cheers,
Maria

Hi @GoMusic

Bei mir funktioniert die Geschichte leider nicht. Ich blicke da nicht durch.

Schade, dass die Geschichte bei Dir nicht funktioniert hat. Ich habe eigentlich viel früher damit gerechnet, dass ich jemanden finde, für den es gar nicht passt. Von daher ist das schon in Ordnung. Ich habe einige Anmerkungen eingearbeitet und erkläre beim Rest, warum ich es nicht getan habe:

Genre: Horror.
Hm, ich persönlich sehe oder spüre hier keinen Horror. Kommt mir eher wie Fantasy oder wie eine Parabel vor.

Nach wie vor bin ich beim Genre unsicher. Wenn Novak nicht Horror schreiben würde, hätte ich es sicherlich auch anders getaggt. Ich finde es aber auch schwierig, Fantasy zu vergeben, eben wegen der Parabel. Am ehesten würde ich noch zu Seltsam tendieren, aber das ist vielleicht zu schwach dafür, wie fantastisch es dann doch reinhaut.

Hier mein Gedanke, dass es sich im ein winziges Wesen handeln muss, sonst wäre unter ihr/ihm kein Wald.

Hmmm ... Eigentlich soll der erste Satz genau das auslösen, was er bei @greenwitch ausgelöst hat:

Der erste Satz ließ mich staunen. Ich hab so ein Bild vor Augen, wie in Engel-Fantasy - da gehen die Türen oft ins nichts, weil die Typen könne ja fliegen - sehr spannend ...

Da er diese beiden Assoziationen hervorrufen kann, ist das natürlich kein riesiges Problem (wenn alle Leserinnen Deine Assoziation hätten, würde ich das als Problem bezeichnen), aber bestenfalls sehen alle das, was witch sieht. Ich denke nochmal drüber nach. Außerdem: Müsste die Prota nicht eigentlich eher riesig als winzig sein, damit sich ein Wald unter ihr erstrecken könnte? :Pfeif:

Verstehe ich nicht. Ich kenne es nur andersherum, dass das Baby durch das Babyphon plärrt, nicht die Mutter

Also, natürlich soll der Copywrite für sich allein stehen, gleichzeitig entfalten viele der Kopien ihre volle Wirkung ja erst durch das Original. Und das Phon wurde im Original nun relativ ausführlich ausgewälzt. Und natürlich kann man ein Babyphon problemlos für ältere Leute benutzen.

Bist du dir mit dem Apostroph sicher? (Wahrscheinlich ja, sieht aber komisch aus.)

Ich habe das einmal recherchiert und komme nach dieser Lektüre zu dem Schluss, dass die richtige Form "Rhythmusses" :confused: wäre. Aber wahrscheinlich gibt es Ausnahmen für eingedeutschte Wörter?! Ich behalte das mal lieber so, wie ich es gemacht habe.

Geschrieben ist es toll, wie von dir gewohnt. Da passt jedes Wort.

Immerhin etwas.

Vielen Dank für Deinen Besuch. Bitte entschuldige etwaiges Kopfzerbrechen und Lesequalen. Das wollte ich natürlich nicht. Hut ab, dass Du mir trotzdem einen Kommentar dagelassen hast. Das freut mich natürlich umso mehr.

Cheers,
Maria

(wird fortgesetzt, aber Kleinscheiß habe ich schon eingearbeitet, @greenwitch und @AWM)

 

Hallo @TeddyMaria ,

ich bin hauptsächlich hier, um Lob loszuwerden, die Geschichte finde ich super, geradezu fabelhaft, im eigentlichen Sinne des Wortes, denn sie hat mich stark an eine Fabel bzw. ein Märchen erinnert, mich in eine fantastische Welt mitgenommen. An Spannung mangelt es nicht, es werden genügend Fragen aufgeworfen, dafür sorgt schon das fabelhafte Setting. Sonderlich hororig empfand ich die Geschicht hingegen nicht, dafür blieben mir die Anna und Mutter zu ungescholten, zu undurstig, zu trocken, bis zum Ende jedenfalls. Dachte ich doch kurzweilig, die Gans hätte der Mutter nach der Nachtruhe das Gesicht weggefressen, vllt bin ich aber auch zu kriminell hierfür.

Eine Sache ruft in mir in gleichem Maße Verwirrung und Ernüchterung hervor und das ist die Gans. Wo sie zunächst noch drängend, geradezu auffordernd den Gang die Treppe hinab eingeläutet hat, ist sie später doch ganz lieb und nachsichtig. Und das entkräftet diesen sonst so fatalen und endgültigen Abstieg, den Anna mit ihrer Mutter hier gehen muss/will. Ich verstehe, dass die Gans auf Anna hören muss, aber jetzt mal zwinkernd gefragt, ist denn Anna nicht der Gans Untertan? Nach meinem Empfinden wirkte die Geschichte schneller, fataler, düsterer, wenn die Gans ein gnadenloser Wille wäre, Anna erbarmungslos nach unten zerrte, ihrem dunklen Selbst entgegen.
Vllt habe ich die Gans auch falsch verstanden? :sad:


Aber wie gesagt und es bleibt dabei, die Geschichte ist toll, ich habe sie sehr gerne gelesen, hätte auch gern noch mehr gehabt.


MfG Putrid Palace

 

Hi @greenwitch (ENDLICH, so denkst Du jetzt bestimmt)

Ich habe vor zwei Wochen Deine Anmerkungen eingearbeitet, soweit ich es geschafft habe, und versuche jetzt, mich zu erinnern, was ich alles umgesetzt habe und was nicht (die Zeit rennt mal wieder). Ich denke aber, das Allermeiste habe ich gekauft. Vielen Dank dafür!

Horror? Ernsthaft? Ich hab beim ersten Lesen direkt nach dem Einstellen wirklich gezaudert, aber es dann als Üben von anderen Genres verbucht (und hoffe, das Du nicht dauerhaft wechselst)

Dazu, dass ich sonst nicht Horror schreibe, habe ich hier ja schon mehrmals geschrieben, dass das nicht stimmt; immerhin habe ich inzwischen drei Geschichten in Horror-Anthologien untergebracht. Nur bei WK ist's halt neu. Anyway, ich habe den Horror-Tag entfernt. Er stand da sowieso als Hommage an Novak.

Der erste Satz ließ mich staunen. Ich hab so ein Bild vor Augen, wie in Engel-Fantasy - da gehen die Türen oft ins nichts, weil die Typen könne ja fliegen - sehr spannend ...

Genau so soll der Einstieg wirken. Freue mich sehr, dass es bei Dir geklappt hat.

schön beschrieben, aber ganz kurz hab ich gedacht, das wird so eine doofe Traumgeschichte (bis mir einfiel, das Du sie geschrieben hast
Ich finde, das spiegelt sich eine Menge wieder, was es im realen Leben ja gibt, wir empfinden.

Ich denke über die Geschichte wie über die Tanz- und Gesangsszene in einem Musical: Für ein paar Minuten fallen alle in eine seltsame Parallelwelt, in der ihre Lebenswirklichkeit auf eine vollkommen unwirkliche Weise beschrieben wird. Das ist fast wie ein Traum, aber eben doch nicht ganz, weil die Ereignisse während der Tanzsequenz Konsequenzen in den nicht-getanzten Bereichen des Lebens haben.

Ich mag die Dialoge, herrliche Ansagen

Freut mich sehr, dass die Dialoge Dir gefallen. Wobei hier natürlich fairerweise Props an Novak gehen, schließlich habe ich einige von ihr geklaut.

mir gefällt vor allem, das es selten eine Antwort auf die gestellte Frage gibt.

Diesen Kniff des Dialogschreibens habe ich wiederum einmal im Schreibratgeber "Stein: On Writing" gelesen und wende ihn seitdem häufig an. Meiner Meinung nach ein sehr einfacher Weg, den Dialogen Tiefe zu verleihen.

Super! Die Frau kriegt ganz viele Punkte. Ich finde es Klasse, wie Du ohne Adjektive die Charaktere Deiner Prots hinkriegst - Wobei, mir jetzt gerade im Hinterkopf der Gedanke herumschwirrt, das man da wohl aufpassen muss, die Bilder werden natürlich auch schnell einseitig Gut oder böse

Auch hier: Ich bin wirklich sehr froh darüber, wie gut die Geschichte bei Dir funktioniert. Einseitig Gut und Böse – ja, ich habe vor, mehr über die Hintergrundgeschichte einzuarbeiten, was dieses Schwarzweißzeichnen sicher entschärfen würde. Momentan schaffe ich es aber einfach nicht, und innerhalb des Horror-Genres wäre Schwarzweißzeichnung tatsächlich gar nicht untypisch, denke ich.

Ne! Komm schon, Mammutbäume wachsen sowas von gerade und senkrecht, die können einfach nicht in alle Richtungen.

Ich meinte ja nicht, dass sie in alle Richtungen wachsen, sondern dass sie in allen Richtungen wachsen (also dass die Prota Mammutbäume sieht, egal in welche Richtung sie sich wendet). Ich habe das umformuliert.

Ich liebe Deine Gans! Die hab ich sowas von vor den Augen und im Ohr - toll gemacht. Aber unheimlich finde ich sie nicht ...

Bei der Gans muss ich mir noch einmal klarmachen, was ich von ihr will. Ich denke, das Problem entsteht dadurch, dass sie ein nicht sehr kohärenter Hybrid aus zwei Figuren ist: der unheimlichen fiesen Gans aus "Der Garten" und der Pflegerin Caro aus "Fleißige Hände". Das sind natürlich zwei sehr unterschiedliche Figuren der Originale, obgleich sie gemein haben, dass sie die Prota auf ihrem Leidensweg begleiten. Ich denke, ich muss erst selbst mit mir ausmachen, ob meine Gans eher die Pflegerin oder der Lockvogel sein soll.

Wow! Ich bewundere diese Frauen, die ihrer Handtasche immer dabei haben, inkl. Tempos, Nagelfeile, Tampons und Wasserflasche - ich über noch

Kleiner Trick: Handtasche NIEMALS ausräumen. Dann sammelt sich im Laufe der Zeit alles darin an, was Du brauchst.

kleiner Botanikkurs gewünscht? Fette, fleischige Blätter wachsen dort, wo die Pflanze Wasser speichern muss - Wüste, volle Sonne, trocken. In Deinem Urwald würde es sich eher anbieten, die Tautropfen von den Blättern rinnen zu lassen.

Aha, danke für den Botanikkurs. Ergibt total Sinn.

Hier war ich hart am Kopfschütteln, so geht man doch mit niemandem um, das ist nicht echt. Also hast Du alles richtig gemacht, denn so ist es ja irgendwie auch.
Den harten teil habe ich jetzt mal einfach weggelassen, aber ich fand ihn gut beschrieben, kurz, knackig, schnörkellos. Und der Schlusssatz ist super!

Wie gesagt: Anscheinend wirkt die Geschichte bei Dir so, wie ich es mir vorgestellt habe. Darüber freue ich mich sehr, und ich danke Dir, dass Du Deinen Eindruck geteilt hast.

Wow! Ich kannte beide Geschichten nicht und finde die Verknüpfung sehr gelungen. Und ja, auch die teilweise Übernahme von Dialogzeilen gefällt mir. Deine Geschichte hatte etwas völlig eigenes, aber jetzt, wo ich die "gemopsten" Stellen sehe, gefällt sie mir noch besser.

So wirkte der Copywrite bisher durchgängig auf mich. Fand die Kopien, die ich gelesen habe, cool, und wenn ich dann die Originale gelesen habe, gefielen sie mir alle noch viel besser. Ich denke, es war eine wirklich coole Copy-Runde. Danke, Forum!

Und danke, witch. Dein Kommentar hat mich sehr gefreut. Und nun denke ich weiter über diese Gans nach (sobald ich eine ruhige Minute finde).

Cheers,
Maria

Hi @AWM

Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, Dir zu antworten. Momentan sitze ich nicht gerne in meiner Freizeit am Schreibtisch, weil es durch Home Office einfach der gleiche Schreibtisch ist wie der, an dem ich ohnehin den ganzen Tag sitze. Das hemmt meine Schreib- und WK-Prozesse sehr. Deine Anmerkungen habe ich schon vor zwei Wochen teilweise umgesetzt, und ich versuche jetzt, mich zu erinnern, was ich da getan habe und warum.

Es ist auf jeden Fall eine sehr gelungene Parabel, du machst mich sehr neugierig wie es weitergeht und irgendwie hat es so einen Anime-Touch: Musste an Filme denken wie Chihiros Reise ins Zauberland.

Parabel, das nehme ich mit. Anime-Touch: schauder. Ich pflege eine sehr leidenschaftliche Abneigung gegen Animes. Das liegt daran, dass ich mit dem "Humor" (?) nicht klarkomme. Ich glaube zumindest, dass die völlig überzogene, schrille, kindsartige Art, Emotionen zu zeigen, die ich in vielen Animes sehe, humorig sein soll. Aber ich find's nicht witzig. Lange Rede, kurzer Sinn: Habe mich deswegen kurz über diese Verbindung erschreckt, aber von Studio Ghibli habe ich auch zwei Filme gesehen ("Prinzession Mononoke" und "Das wandelnde Schloss"), und diese Filme sind mir nicht auf DIESE Weise negativ aufgefallen. Ich glaube, sie sind mir sogar gar nicht negativ aufgefallen. :lol: Auf jeden Fall, danke für diese Assoziationen. Wenn es hier um magische Welten und nicht um übertriebenen und "lustigen" Gefühlsausdruck geht, kann ich damit leben.

Am meisten stört mich an deinem Text, dass du teilweise "Show-Einschübe" hast, wo du sie nicht brauchst, weil ich als Leser mir ihre (körperliche) Reaktion selbst denken kann.

Aber irgendwie geht es schon um Gefühlsausdrücke. Ich war über diese Anmerkung kurz irritiert, weil ich erst dachte: Äh, viele Tell-Einschübe hatte ich doch gar nicht. Und dann: Oh, er meint Show. Er kritisiert Show. Whut?

Aber nach anfänglicher Irritation, weil "Du machst zu viel Show" nichts ist, was ich oft höre, verstehe ich, was Du meinst. Ich fühle mich auch ein bisschen ertappt, weil ich an einigen Stellen (wie z.B. beim Türrahmen) selbst hin und wieder das Gefühl hatte, dass sie unverbunden am Text stehen. Ich denke, ich habe diese Stellen rangebastelt und stehenlassen, weil ich häufig das Feedback bekommen habe, dass die Leserinnen doch jederzeit wissen müssen, wie es meiner Prota geht.

Ich denke also, ich kann Deinen Punkt gut nachvollziehen, und ich freue mich tatsächlich, dass Du mich darauf hingewiesen hast. Ich habe einige der angesprochenen Stellen gestrichen und fühle mich wohler damit. Vielen Dank!

Das ist so ein Einschub, den es für mich nicht braucht. Außerdem vibriert ein Wummern nicht, sondern wummert

Diesen hier habe ich jedoch stehengelassen, weil das Wummern ja eigentlich von außen kommt. Es ist der Moment, in dem die Prota das Geräusch des Mahlwerks das erste Mal wahrnimmt. Da es noch so weit entfernt ist, allerdings nur als Wummergefühl in ihrem Inneren.

Das hast du ein bisschen zu oft drin. Das braucht es nicht. Das stellst du am Anfang klar. Das musst du nicht so oft wiederholen.

Ich habe versucht, ein bisschen Gewicht zu streichen.

Wie gesagt: Ich habe deine Geschichte zu jedem Zeitpunkt gerne gelesen und fand sie sehr spannend!

Vielen Dank für Deinen erhellenden Kommentar und dass Du mir einen Leseeindruck dagelassen hast. Ich denke, dieser Hinweis, dass auch zu viel Show geht, dass eben nicht ständig interessant ist, was in der inneren Welt vor sich geht, hilft mir sehr weiter.

Hat mich gefreut, dass Du da warst!

Cheers,
Maria

Hi @Putrid Palace

Bitte entschuldige, dass ich Dich habe warten lassen. Der Transparenz halber erwähne ich auch, dass ich nach Deinem Kommentar noch nicht weiter an der Geschichte gearbeitet habe. Du legst den Finger auf die Wunde, und ich habe momentan leider nicht den Kopf, mich damit so intensiv zu befassen, wie ich eigentlich müsste. Ich versuche es (die Überarbeitungsliste auf meinem Schreibtisch ist jedoch auch recht lang, und diese Geschichte wandert leider nach unten, weil ich noch einige Projekte mit Deadline fertigmachen muss).

ich bin hauptsächlich hier, um Lob loszuwerden, die Geschichte finde ich super, geradezu fabelhaft, im eigentlichen Sinne des Wortes, denn sie hat mich stark an eine Fabel bzw. ein Märchen erinnert, mich in eine fantastische Welt mitgenommen.

Immerhin, im Großen und Ganzen scheint die Geschichte Dir gefallen zu haben. Das freut mich schon einmal sehr. Eine Fabel, ja, eine Parabel, würde ich sagen. Oben habe ich die Geschichte mit einer Musical-Sequenz verglichen: die Abhandlung eines Ausschnitts aus dem realen Leben in einem grellen Setting, das es im realen Leben sicherlich nicht gibt.

An Spannung mangelt es nicht, es werden genügend Fragen aufgeworfen, dafür sorgt schon das fabelhafte Setting.

Es freut mich auch, dass Du die Geschichte spannend findest, obwohl sie ja eigentlich sehr linear ist. Eine Treppe eben, und da gibt's ja nur zwei Richtungen.

Sonderlich hororig empfand ich die Geschicht hingegen nicht, dafür blieben mir die Anna und Mutter zu ungescholten, zu undurstig, zu trocken, bis zum Ende jedenfalls.

Ich war mir auch unsicher, was das Genre angeht. Am Ende habe ich mich vor allem wegen der Originale für den Horror-Tag entschieden. Nach Deinem Kommentar habe ich ihn aber endlich entfernt.

Eine Sache ruft in mir in gleichem Maße Verwirrung und Ernüchterung hervor und das ist die Gans. Wo sie zunächst noch drängend, geradezu auffordernd den Gang die Treppe hinab eingeläutet hat, ist sie später doch ganz lieb und nachsichtig. Und das entkräftet diesen sonst so fatalen und endgültigen Abstieg, den Anna mit ihrer Mutter hier gehen muss/will.

Die Gans ist ein Problem. Und ich denke, das liegt daran, dass ich auch hier versucht habe, zwei Figuren aus zwei Originalgeschichten zu einer zu verschmelzen. Aus "Der Garten" kennen wir die Gans, die die Prota ins Verderben führt, die hässlich und gruselig ist. Aus "Fleißige Hände" kennen wir als Figur an der Seite der Prota wiederum Caro, die Pflegerin. In ihrer Gegenwart öffnet sich die Mutter, sie ist Zeugin des Niedergangs und überreicht auch das Babyphon, das die Prota in den Wahnsinn treibt.

Ich denke, aus Copywrite-Sicht ergibt es Sinn, mindestens eine dieser beiden Figuren in meiner Gans zu verarbeiten. Heute bin ich mir aber unsicher, ob beide sich tatsächlich ähnlich genug sind, um in einer Figur verarbeitet zu werden. Daraus resultiert schließlich die Ambivalenz, die Du hier aufzeigst. Die Gans soll Lockvogel des Verderbens und verständnisvolle Pflegerin in Einem sein. Gerade weiß ich nicht, ob es überhaupt so funktionieren KANN, wie ich es mir wünschen würde.

Wenn ich zu dem Schluss komme, dass es nicht funktioniert, dass es keinen Weg gibt, auf dem ich meiner ursprünglichen Idee sinnvoll folgen könnte; dann werde ich meine Gans entweder zur Gans aus "Der Garten" machen oder zur Pflegerin aus "Fleißige Hände". Oder ich mache eine ganz eigene Figur draus, und dann werde ich sicherlich auf Deine Hinweise zurückkommen.

Vielen Dank für Deinen Kommentar! Er gibt mir sehr zu denken, und ich hoffe, ich komme bald dazu, ein paar sinnvolle Gedanken und Lösungen zu produzieren. Ich sage dann Bescheid.

Cheers,
Maria

 

Liebe Maria,

mir hat die Geschichte auch gefallen. Ich kann dem als Parabel gut folgen und finde auch dass sich da im Zusammenhang mit 'Unter dem Leuchtturm' eine Handschrift durchzieht. Ich finde den Punkt von AWM mit den 'unnötigen' Show-Einschüben richtig. Das sehe ich auch so. Ansonsten mag ich die Gans als so eine Art Todesbotin, den Wald, den ich mir als Dschungel vorstelle, die Treppenmetapher und das Mahlwerk (der Bedeutungslosigkeit oder wie auch immer. Hat schon was sehr Bitteres, aber auch eine Wahrheit). Der Umgang Annas mit ihrer Mutter hat mich auch an Miyazaki denken lassen. Wie mit der Hexe aus dem Niemandsland und Sophie. So etwas Versöhnliches, wo keine Rachlust ist.

Geruch von Blattgrün im Sommerregen

Blattgrün riecht doch nicht, oder? Beim Sommerregen sind es ja auch eher die Bäume und Blüten. Naja, ist wohl einfach nicht so meine Sprache an der Stelle.

– im fleckigen Schatten der Blätter –

warum die Gedankenstriche. Würde das mit Kommas machen oder den Satz etwas umstellen.

Wummern vibriert

also entweder es wummert oder es vibriert :p

plärrend aus dem Babyphon

finde ich eine spannende Stelle. Kurz dachte ich: vielleicht ist das ja sogar aus einer Säuglingsperspektive geschrieben.

Die Gans

Da bin ich irgendwie immer bei einem Novak-Text. Zum Vergleich vielleicht noch im Anschluss im Edit. Dazu müsste ich das erst noch einmal sichten.

»Anna, hast du den Kakao eingepackt?«
Meine Knie zittern bei jedem Schritt. Das Beugen und Strecken schmerzt, die Stufen sind glitschig. Wir kommen nur langsam voran, um uns ragen die dicken Stämme der Mammutbäume auf.
»Wie hätte ich denn Kakao mitnehmen sollen?«

Fänds besser, wenn sie das entweder beide mit Artikel oder beide ohne Artikel sagen. Probiers mal aus, vielleicht merkst du, was ich meine.

»Das erinnert mich an Amerika«, sagt Mutter. »Dein Vater und ich haben dort die schönsten Urlaube verbracht. Costa Rica, Surinam.«

Habe ich auch mit Interesse gelesen. Ich dachte mir: was, wenn jeder an diesem Ort seine Wunschvorstellungen erblickt. Ein bisschen so fühlte es sich an.

Dass sie meinetwegen geheiratet hat. Dabei hatte sie noch so viel vor – da war dieser andere Mann. Aber Abtreibung, das war damals noch undenkbar.

boa, wenn ich sowas schon höre :xxlmad: ach. Ich habe mir sowas zum Glück nie anhören müssen, aber das finde ich so mies, den Kindern so was zu sagen und dann noch mit Abtreibung.

Stampfen der Maschine, des Mahlwerks dröhnt

Fand das ein cooles Bild.

Zum Vergleich eventuell später noch was im Edit. Erstmal ein Gerngelesen.
LG
Carlo

 

Hi @Carlo Zwei

Bitte entschuldige die wirklich stark verspätete Antwort. Ich verbringe momentan außerhalb der Arbeit einfach nicht so viel Zeit am Computer (hat auch mal was). Aber nun komme ich endlich dazu, auf Deinen Kommentar zu antworten. Was ich nicht extra erwähne, habe ich bereits klaglos umgesetzt.

Ich kann dem als Parabel gut folgen und finde auch dass sich da im Zusammenhang mit 'Unter dem Leuchtturm' eine Handschrift durchzieht.

Das freut mich sehr zu hören, auch im Zusammenhang mit anderen KGn. :bounce: Insgesamt denke ich, diese Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit, das interessiert mich seit einigen Jahren. Meistens versuche ich das wie bei "Unter dem Leuchtturm", indem ich es der Interpretation der Lesenden überlasse, ob sie eine fantastische oder realistische Deutung möchten. Hier habe ich probiert, meine Figuren auf die grellste Art ins Fantastische zu werfen, und getestet, wie tolerant die Lesenden damit sind, dass dies von den Figuren praktisch nicht hinterfragt wird. Ich bin selbst überrascht, wie gut das funktioniert. In eher realistischen Geschichten bekomme ich ständig als Kommentar, warum die Figuren denn ihre Umgebung so hinnehmen würden. ;) Vielleicht mache ich das jetzt für immer so. :Pfeif:

Ich finde den Punkt von AWM mit den 'unnötigen' Show-Einschüben richtig. Das sehe ich auch so.

Ich halte das auch insgesamt für einen bereichernden Punkt, der mich sicherlich noch eine Weile begleiten wird.

Ansonsten mag ich die Gans als so eine Art Todesbotin, den Wald, den ich mir als Dschungel vorstelle, die Treppenmetapher und das Mahlwerk (der Bedeutungslosigkeit oder wie auch immer. Hat schon was sehr Bitteres, aber auch eine Wahrheit).

Freut mich sehr, dass die Geschichte Dir gefällt und Du mich an Deiner Deutung teilhaben lässt.

Blattgrün riecht doch nicht, oder? Beim Sommerregen sind es ja auch eher die Bäume und Blüten.

Also: :teach: Der markante Geruch von Sommerregen entsteht anscheinend durch Duftstoffe, die sich im Regen aus der Erde lösen. Diese Duftstoffe kommen zuvor aus verschiedenen Quellen, eine davon ist ein Öl, das aus Blättern gebildet wird (hier mehr dazu). Von daher ist meine Lösung richtiger als "Blüten", weil ich eben auf diesen sehr speziellen Geruch hinauswill, das sogenannte "Petrichor". Mehr weiß ich darüber aber auch nicht, und meine Lösung war auch nicht komplett richtig, also habe ich diesen Satz trotzdem etwas umgebaut.

finde ich eine spannende Stelle. Kurz dachte ich: vielleicht ist das ja sogar aus einer Säuglingsperspektive geschrieben.

Das Babyphon kommt auch in der Geschichte "Fleißige Hände" von Novak vor und hat dort Anteil darin, die Prota quasi in den Wahnsinn zu treiben. In meiner Geschichte spielt es eine untergeordnete Rolle, allerdings ist hier die Grenze zum Wahnsinn natürlich schon überschritten.

Da bin ich irgendwie immer bei einem Novak-Text.

Total! Ich wusste auch, dass mein Copywrite eine Gans enthalten muss.

Habe ich auch mit Interesse gelesen. Ich dachte mir: was, wenn jeder an diesem Ort seine Wunschvorstellungen erblickt. Ein bisschen so fühlte es sich an.

Ein interessanter Gedanke, den ich gar nicht hatte. Tatsächlich reden meine Eltern seit langer Zeit und ständig von den Erfahrungen, die sie während des Urlaubs in Costa Rica und Surinam gesammelt haben. Interessant, dass es sich so anfühlen kann, als wäre die Mutter in dieser Geschichte an ihren Wunschort gelangt. Und Anna vielleicht auch?

boa, wenn ich sowas schon höre :xxlmad: ach. Ich habe mir sowas zum Glück nie anhören müssen, aber das finde ich so mies, den Kindern so was zu sagen und dann noch mit Abtreibung.

Diese Stelle habe ich tatsächlich erst eingearbeitet, kurz bevor Du sie kommentiert hast. Es freut mich also, hier zu sehen, wie sie ihre Wirkung entfaltet.

Carlo, vielen Dank für Deine Rückmeldung. Es war mir wieder eine Freude. Ich habe noch einige Dinge auf der Liste, die ich an dieser Geschichte überarbeiten möchte, allerdings wende ich mich wohl beizeiten erstmal wieder meinem Leuchtturm zu. Da habe ich schon ewig eine Überarbeitung in der Schublade.

Cheers,
Maria

 

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