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Tri-Sight
Sight 1
Och Die Nacht, dunkel, kalt. Durch das Feuer hat der Mensch einen Weg gefunden diesem großen, tief schwarzen Ungetüm einhalt zu gebieten. Die brennenden Flammen schaffen Geborgenheit und Wärme, innerhalb einer Sphäre aus Licht. Das Feuer, ein Werk der Natur, hat den Menschen viel ermöglicht. Sie wären wohl auch ohne seine Zähmung zu einer großen, weltbeherrschenden Rasse aufgestiegen. Feuer, verbrennt Gras, verbrennt Holz, verbrennt fast alles. Feuer lässt Steine und Erze schmelzen.
Metalle, graue Elemente der Erde. Durch Feuer und Menschenhand zu Werkzeugen, zu Schmuck und zu Waffen geformt.
Waffen, Werkzeuge des Kriegs.
Krieg, Mensch, Blut, Tote, Opfer, Krieg.
Die Nacht bietet jenen Schutz, die diesen benötigen, die sich dessen zu bedienen wissen. Dunkelheit, ein Schutz vor menschlichen Augen, doch nur solange die Sonne sich über dem Horizont erhebt.
Ihre Strahlen gleiten langsam über das Land, vertreiben die Dunkelheit aus den Wälder, aus den Gebirgen. Doch hier zeigen sie nur verbrannte und vernarbte Erde, Ruinen, an dessen Stelle früher reiche und bedeutende Städte standen und Blut, eine Menge Blut, vergossen um des Krieges Willen.
Langsam regt sich was. An dem Seiteneingang eines halb eingestürzten Hauses, vom Baustil hätte es mal ein Amtsgebäude sein können, huschte eine kleine Gestalt von Schatten zu Schatten. Immer darauf bedacht nicht entdeckt zu werden nutzte sie jeden Winkel, jeden Schatten, jede Grube und jeden Graben aus um sich zu verbergen.
Die Sonne kam ihrem höchsten Stand immer näher, als das Wesen endlich sein Ziel, den Ort, zu dem es sich so mühevoll vorgearbeitet hatte, erreichte. Es räumte ein paar verkohlte Holzbalken, einen Haufen Steinschutt und einige verbogene und leicht angeschmolzene Metallteile beiseite, schob eine schwere, verrostet und verbeulte Eisentür auf und verschwand in den dunklen Kellergewölben.
Linkskurve, Rechtskurve, Treppen, Türen, Kreuzungen, Gabelungen. Schritt um Schritt drang es tiefer in das unterirdische Kellersystem ein. Bald stand es in einem Raum, den nur das schwache, dunkelgelbe Licht im Gang ein wenig beleuchtete. Von der Tür aus, stand links ein alter, gammliger Drehstuhl, an eine Schaltkonsole herangeschoben. Beide wurden offensichtlich schon Jahre nichtmehr benutzt, da sich der Zahn der Zeit schon kräftig daran zu schaffen gemacht hatte. Rechts viel das Licht auf auf einen grünen Metalltisch. Der Lack war an einigen Stellen abgeplatzt. Die farblich passenden Stühle lagen auf dem Boden verstreut. Im hinteren Bereich dieser Kammer stand ein großer, rostiger Benzintank, der an ein veraltetes Notstromagregat. Der Tank war noch fast voll, das konnte man an einer kleinen, vergilbten Anzeige, an der Seite sehen.
Langsam näherte sich die menschenähnliche Gestalt dem Aggregat und startete es. Ohrenbetäubender Lärm hallte durch die Gänge, die aber dadurch umso besser beleuchtet wurden. Scheinbar bezogen die Lampen ihre Energie vorher aus einer Art Baterie in einem anderen Teil dieses Labyrinthes.
Durch das hellere, weiße Licht konnte man die Gestalt nun besser sehen und man konnte erkennen, dass es sich wirklich um einen Menschen handelte, genauer ein Mädchen. Sie war sehr mager, überall am geschwächten und stark vernarbten Körper konnte man sehen wie sich ihr Skelett unter der Haut abzeichnete. Ihre Fingernägel waren schmutzig und abgekaut, das schwarze Haar lang, dreckig, filzig, ungepflegt. Die Augen, früher wohl voller Temperament, starrten entweder ins Leere, oder zuckten von Schatten zu Schatten, von Deckung zu Deckung, auf der Suche nach Feinden, nach Bedrohung, zum Schutz des Individuums. Ihr dürrer, kraftlos wirkender Körper war nurnoch von ein paar Fetzen bedeckt, die sie wohl in den Ruinen fand.
Sie ging aus dem Notstromraum und folgte dem Gang immer tiefer in den schützenden Bunker, bis sie an eine große Tür kam. Es war eine große eiserne Tür, aus den härtesten Metallen zusammengeschmiedet. Ein dicker Panzer, ein Schild, der seinen Zweck verloren hatte. Links daneben befand sich ein Loch, gerade groß genug, dass sie sich hindurchquetschen konnte. Aus diese Weise gelangte sie in einen Raum, von ungefähr fünf mal sechs Schritt. Links ein Bett, dass im Gegensatz zu vielen Dingen ausserhalb dieses Zimmers, bis auf ein paar getrocknete Tränen und Blutflecke ausserordentlich sauber war, mit Bezug, einer Decke und einem Kopfkissen. In der Mitte stand ein Tisch aus Holz, auf dem ein großer Stapel Papier und einige Schreib- und Zeichenutensilien wild verstreut herumlagen. Er sah für sein Alter noch ganz passabel aus, ein Stuhl, ebenfalls aus Holz, doch viel dunkler als er stand daneben. In einer Ecke stand ein Panzerschrank, mit Kombinationsschloss, darauf lagen Zettel, mit Kombinationsmöglichkeiten drauf, etwas über die Hälfte war schon abgestrichen. Gleich daneben stand noch ein kleines, hölzernes Nachttischschränkchen, mit einem Schubfach oben und viel Stauraum unten. Aus dem geschlossenen Schubfach hingen ein paar weißlich-gelbe, mit Blutspritzern versehene Stofffetzen heraus. Im unteren Teil lagerten die spärlichen Nahrungsvorräte, die vorwiegend aus Militärrationen und Trockenbrot und zwei Süßwasserkanistern, mit einem Fassungsvermögen von je vier Litern bestanden, wobei Einer noch voll, der Andere aber schon zur Hälfte geleert war.
Ihr eingefallenes Gesicht verzog sich. Erleichterung, Freude, wenn auch etwas verhalten. Die spröden, aufgerissenen Lippen öffneten sich langsam.
„Zuhause. Endlich Zuhause.“ Sagte sie mit kratziger, schwacher Stimme.
Erleichtert setzte sie sich auf das Bett und lies sich langsam nieder, legte sich hin und entspannte. Das erste Mal an diesem Tag, vollkommene Entspannung. Die Feinde sind oben, an der Oberfläche, schoss es durch ihren Geist, selbst wenn sie sich in die Keller wagen würden, sie hatte das kleine Loch in der Wand so versteckt, dass sie es nicht finden würden. Die Panzertür hat selbst in den Wirren des großen Kriegs, als sie hier unten gekämpft haben und gestorben sind, kaum einen Kratzer abbekommen. Die hält Einigem stand, dachte sie bei sich und drückte auf den kleinen Knopf in der Wand.
Das Licht im Raum erlosch völlig.
Dunkelheit.
Sight 2
Metalle. Kupfer, Zink, Gold, Eisen, Elemente
Legierungen. Stahl, Bronze, Stoffgemische.
Aus dem Feuer geboren sind Legierungen der Bestandteil vieler Menschenwerke.
Sie geben Halt, verlängern die Lebensdauer, sind stabil und flexibel. Ihr Glanz inspiriert und verzaubert.
Seit Uhrzeiten schon wurden aus Metalle nicht nur Kunst- und Gebrauchstgegenstände hergestellt, geschmiedet, gehärtet und geschärft dienten sie in den unterschiedlichsten Formen auch als Waffen, dienten dem Krieg, der Zerstörung, Mord und Tod.
Krieg, Zerstörung, Mord, Tod.
Ein neuer Tag, die Sonne stand bereits hoch im Süden und ihre Strahlen durchdrangen die weißen Cumuluswolken, wie ein gutes Schwert das Fleisch des Gegners. Die weißen Wattebausche, die am tief blauen Himmel hingen formten die groteskesten Wesen und Gebilde, als endlich, zum ersten Mal an diesem Tage, wieder Wind aufzog und über das Land fegte. Jedoch gab es keine Bäume, in dessen Äste er hätte fahren können, Gras und Laub war auch keines vorhanden, mit dem er hätte spielen können, es waren nichtmal ein paar Ruinen vorhanden, durch die er zischen und heulen konnte. Vom nördlichen zum südlichen und vom westlichen zum östlichen Horizont gab es nur Dreck, Sand, Lehm, Fels und Erde. Eine gigantische Ebene, zerpflügt, zerbombt, verwüstet. Wälder, Flüsse, Städte, Siedlungen und Dörfer, kleinere Felsformationen. Alles wurde vernichtet, alles dem Erdboden gleich gemacht.
Totes Land, dessen einzige Abwechslung in der Lage und Form der Krater, Gräben und schwarzen Wolkenschatten bestand.
Langsam trug der Wind Wolken sammt ihrer dunklen, bodenständigen, zweidimensionalen Abbilder hinfort, doch da gab es einen großen dunklen Fleck, der sich nicht nur in Form und Geschwindigkeit sondern auch in der Richtung seiner Bewegung von derer der anderen, wolkengebundenen Schatten unterschied.
Runde Formen, langsamer als die Wolken und umgekehrte Bewegungsrichtung. Glänzende, metallene Hülle, meterdicke Panzerung aus Stahl und anderen Legierungen geformt um zu schützen, geformt um stand zu halten. Es hatte die Ausmaße einer Millionenstadt, ein gigantischer stählerner Koloss, ein Bollwerk. Mehrere millionen Menschen lebten nun schon seit einigen Generationen im Bauch dieses Wunderwerks der Technik, dass die Bezeichnung B-002.2159 trug, von seinen Bewohnern aber liebevoll „Eden“ getauft wurde. Dieses riesige Luftschiff war in mehrere Sektionen unterteilt, darunter die Wohn-, Freizeit- und Arbeitssektionen, die Militärssektionen, mit der Brücke, den Munitions- und Ausrüstungsdepots sowie die einzellnen Waffensektionen und den Startrampen. Ausserdem gab es da noch, neben des Freizeitbereichs, die Gärten, die mit viel Mühe und Schweiß am Leben erhalten werden, um den Menschen wenigstens noch einen Hauch von Natur nahe zu bringen.
„Ich hab noch etwas Zeit.“
Ein Gang von der Wohnsektion 3 zur Militärssektion 5, Zutritt nur für Sicherheitsstufe 2 und höher. Kein Zutritt für Zivilisten. Der lange Flur war nur spärlich beleuchtet, Sparmaßnahmen, die Energie wird in den Labors und in den Wohnsektionen gebraucht. Eine Tür, wie alles hier aus glänzendem Metall ging auf.
„Ich hab noch etwas Zeit, mein Dienst beginnt erst in 20 Minuten.“
Ein junger Mann trat in den Gang und richtete seine rot-orange Kadettenuniform. Das dunkelblonde, lange Haar viel ihm ins Gesicht. Er blies sie weg und ging in Richtung Militärsektion 5. Nach einigen Minuten kam er an einen Knotenpunkt. Fünf Gänge gingen strahlenförmig von einem Rondell aus, in dessen Mitte ein kleiner Computer stand, auf dessen Bildschirm Auskünfte über B-002.2159 abgerufen werden können. Der junge Kadett verschwand in dem dunkelsten, dem linken Gang, der ihn direkt zum Leiter dieses Sektors führen sollte. Je näher er dem Büro kam, desto prunkvoller wurde die Einrichtung und die Gestaltung des Flurs. Aus den schlichten Lampen wurden nach und nach immer größere Leuchter, in den schlichten Metallwänden konnte man jetzt detaillierte Verzierungen finden, meist Kriegsgerät, der Boden wurde nun von den feinsten Teppichen bedeckt. Nach einem kurzen Blick auf seine Uhr, beschleunigte der junge Mann seinen Schritt. Er durfte sich nicht verspäten.
Vor der golbeschlagenen Tür des Leiters angekommen holte er nochmals tief Luft, klopfte und trat ein, nachdem sie sich mit einem sanften Zischen öffnete. Der Blick fiel sofort auf den goldenen Tisch, mit allerlei chinesischen und griechischen Verzierungen. Darauf war allerlei Schnickschnack zu sehen, der die, doch allzu schwere Büroarbeit erträglicher gestalten sollte, darunter ein Ventilator, einige Massageutensilien und ein Weinglas, dass von kleinen Robotern immer wieder neu befüllt wurde. Allgemein waren hier viele kleine Maschienchen unterwegs. Einige schienen allein dazu geschaffen, den körperlichen Bedürfnissen dieses Bürohengstes zu genügen. Andere hielten entweder Ordnung indem sie regelmäßig den Boden saugten, die Aktenschränke abstaubten und den Drehstuhl entfusselten oder sie halfen beim Sortieren der Dokumente.
In dem, mit schwarzem Samt bezogenen Drehstuhl, der einen Schritt vom Tisch entfernt stand lehnte das hohe Tier, in schmucker, medaillienbehangener, Roter Uniform und ließ sich von den kleinen Servicebots bedienen. Nicht nur, dass sie ihm Zutrinken und Zuessen brachten, ihn massierten, selbst den Schweiß, er war ein sehr beleibter Mann, wischten sie ihn von Stirn, Nacken, Hals und einige pumpten ihn sogar aus seinen Achselhöhlen, damit seine schöne Uniform nicht ruiniert würde. Er war, wie gesagt ein recht stattlicher Mann, nicht sehr groß und auch nicht sehr behaart, sowohl im Gesicht, als auch auf dem Kopf. Genüßlich hatte er die Beine hochgelegt und die Augen geschlossen als der Kadett eintrat.
„Nummer?“ fragte der Dicke nur.
„Ähm ...äh.“, stotterte der Junge erst und setzte dann, nachdem er tief Luft geholt hatte fort, „.. mein Name ist....“. Doch er wurde rüde unterbrochen.
„Nummer?“, fragte der Chef energischer.
„Ähm ja Sir, Kadett 25/d-331 meldet sich zum Dienst.“ Er salutierte.
„Ah sie sind es. Sie kommen spät.“ Erwiederte er barsch. Der fettleibige holte aus und zeigte auf die große, juwelenbesetzte Uhr an der Wand. Sie zeigte viertel vor Acht an.
„A...aber Sir, mein Dienst beginnt erst.“
„Faule Ausrede!!! Sie haben einem Vorgesetzten nicht zu widersprechen!!.“ Er wollte aufstehen, doch sein wogendes Fett schleuderte ihn wieder in den Stuhl zurück. Dabei erwischte er einen der Servicebots, der sogleich auf den Boden zerschellte. Sofort kamen seine metallischen Brüder angerast um die mechanische Leiche zu beseitigen und den teuren Teppich von Öl und Schmiere zu befreien. Der junge Mann war total geschockt von dieser Reaktion und zuckte zusammen.
„Ähm ...j.....ja... Sir.“ Stammelte er.
„Sie sind eine Schande für dieses Luftschiff, gehen sie mir aus den Augen.!!“ Schrie er ihm hinterher, als dieser mit schnellem Schritt den Raum verließ.
Kurz bevor sich die Türe mit dem selben Zischlaut schloss, mit dem sie sich schon geöffnet hatte, vernahm er eine Stimme aus dem kleinen schwarzen Tischlautsprecher.
„Es geht los.“ Meinte die stark verzerrte Männerstimme.
Der Schock saß ihm immernoch in den Knochen. Er musste sich erstmal setzen und sich beruhigen. Da sich hier keine Sitzgelegenheit anbot nahm er auf dem Boden platz und dachte nach.
Er hat recht, ich bin ein Schwächling. Reiß dich zusammen, du bist beim Militär. SO sehr es dir auch widerstrebt, du hast nun Vorgesetzte und denen musst du Respekt zollen.
Langsam richtete er sich auf, seine Hände zitterten immernoch. Er wandte sich nach Links und lief wieder den Gang entlang, der mit jedem Schritt mit dem er sich von dem Büro des Sektorenchefs entfernte, immer mehr von seinem Glanz verlor, bis die Wände wieder aus schlichtem, spiegelnden Metallplatten bestanden und die prunkvollen Leuchter sich wieder zu den kleinen, Salatschälchen ähnelnden Lampen verwandelten.
Der Junge hatte sich gerade wieder gefangen, da ließ ihn die Alarmsirene erneut zusammenzucken. Es dauerte garnicht lang, da brüllten auch schon die Bordgeschütze los und ließen das ganze Schiff erzittern. Das Zischen von Raketen war zu hören und auch die Erschütterungen, die entstanden ,wenn sich ihre Druckwellen gegen die Hülle warfen.
Ein Angriff?
Er rannte los, immer der Nase nach. Ich muss zu meinem Posten, ich muss das Schiff verteidigen, die ganzen Menschen hier, schoss es durch seinen Kopf.
Ständig diese Angriffe, wieso lassen sie uns nicht einfach in Ruhe? Wir machen doch nie etwas. Der einzige Zweck zu dem wir die Bewaffnung besitzen ist die Verteidigung. Verteidigen, Schützen, wir beschützen. Er rannte weiter, bog mal nach Links, mal nach Rechts, lief mal gerade aus. Er war fast an seinem Posten, die Geschützbaterie 134-b, angekommen, da hörte er einen leisen Pfeifton und hielt inne. Da stand er nun eine Weile und lauschte. Die Quelle des Tons kam immer näher und er versuchte sich zu erinnern was er in der Ausbildung gesagt bekommen hat.
„Panzerbrechendes Plasmageschoss Kaliber 110.“
Panik.
Wo bin ich, dachte er verzweifelt und rannte im Kreis.
Ja genau, Ebene 34, Gang 12. Ich bin im Gang 12. Da, er deutete auf die linke Wand. Genau da ist die Hülle, selbst diese fünfzehn Meter können ein PPG Kaliber 110 nicht aufhalten. Er lächelte verhalten und seine Augen wurden feucht, doch die Tränen hatten keine Zeit seine Wangen hinunter zu gleiten.
Das Pfeifen verstummte und die Hülle begann zu glühen. Ein blauroter Feuerball fraß sich langsam durch das Metall, immer tiefer und tiefer hinein, doch selbst das war nicht mehr als ein kleiner Kratzer für diese stählerne Festung, für dieses riesige Bollwerk.
Sight 3
Große Hände, fünf Finger, ein opponierbarer Daumen.
Das größte Zentralnervensystem im Tierreich.
Aufrechter Gang.
Bewusstsein.
Homo Sapiens Sapiens, der fühlende Mensch.
Seit millionen von Jahren gibt es dieses Wesen schon, zwar in manchen Epochen unter anderem Namen, aber geändert hat sich im Prinzip nicht viel.
Der Mensch entwickelte sich, aufrechter Gang, die Hände, das Gehirn. Alles Errungenschaften die durch Zeit und Evolution möglich wurden.
In den letzten paar tausend Jahren fand jedoch eine ganz andere Entwicklung statt. Nachdem der Körper geformt und fertig ausgestattet war begann erst der wahre Siegeszug dieser Spezies. Geschicklichkeit, Stärke, List und Tücke, Zusammenhalt, Gerissenheit und Schläue verhalfen ihm an die Spitze der Nahrungskette.
Der Mensch steht an der Spitze der Evolution, „Die Krönung der Schöpfung“ wie manche zu sagen pflegen.
Blauer, wolkenloser Himmel. 30° im Schatten, keine kühle Brise und kein Regen. Die Sonne brannte hoch oben am Himmel, sie hatte gerade ihren höchsten Stand erreicht und freute sich, dass ihr durch nichts die Sicht versperrt wurde. Die Luft flimmerte und verwandelte den Horizont in ein weites Meer. Durch den hohen Stand des Sterns spendeten selbst die Überbleibsel der einstigen Schlachten, die steinernen Ruinen keinen nennenswerten Schatten. Es schien als sollte, langsam aber sicher alles unter den, sonst so lebensspendenden Strahlen, die nun Mauern und Fundamente zu Staub zerfallen ließen, zu Grunde gehen.
Unweit vom einstigen Stadtzentrum befand sich eine alte Lagerhalle. Ihr Dach war zwar eingestürzt und die Mauern hatten einige Löcher, aber trotzdem schien sich hier menschliches Leben breit gemacht zu haben. Inmitten dieser Halle, umringt von großen Haufen aus Schutt, Geröll und Metall, befand sich ein kleiner Unterstand, gebaut aus dünnen, verzinkten Stahlstangen, Strickwerk und einer weißen Plane, die die Sonnenstahlen ablenken sollte. Er maß nichtmal dreißig Quadratmeter und war doch voll von Kisten und Ausrüstung. Munition, Schutzanzüge, Thermalbrillen, die bei dieser Hitze nutzlos waren, einige Dosen und Kisten mit Verpflegung, Funkgeräte, Reperaturwerkzeug und Medikamente. All das fand hier Platz und trotzdem blieb noch ein bisschen Freifläche für die Frau, die mitten in diesem, behelfsmäßigem Lager stand und die Bestände musterte.
Dabei erfasste sie jeden, noch so unwichtigen Gegenstand mit ihren großen grüngrauen Augen. Ihr kurzes, schwarzes Haar verbarg sie unter einem Helm und den Rest ihres Körpers unter einem langen weißen Tuch, dass mehrmals um Oberkörper, Schultern und Hüfte geschlungen war, aber doch recht locker herunter hing. Ihre schmalen Lippen wahren rauh, genau wie die Hände und an einigen Stellen sogar bis zum Fleisch aufgerissen.
Waffen. Wenn sie uns nicht immer angreifen würden bräuchten wir keine. Krieg, Krieg, Tote, Geschrei, Blut ..... immer dieses Blut.
Während dieser Gedanken verhärteten sich ihre Gesichtszüge und ihr Blick schweifte duch die Ruinen, über die Schutthaufen, bahnte sich seinen Weg durch die staubige Luft und erfasste den Erdboden.
Was haben wir nur aus dieser Welt gemacht. Tod, Verzweiflung, Krieg. Mehr gibt es hier nicht. Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung, hat mal einer gesagt, hoffen wir das er recht behält. Wofür sollten wir sonst kämpfen, wieso sollten wir sonst noch kämpfen, wenn es doch nichtsmehr gibt für das es sich lohnt zu kämpfen. Wir kämpfen für das Leben, für den Frieden, mit Waffengewalt.
Sie senkte ihren Blick.
Ist das nicht ein Widerspruch an sich? Doch welche Wahl haben wir? Wir müssen töten um zu überleben. Ich muss töten um das Leben meiner Männer zu sichern, um das Leben derer zu sichern, die mir anvertraut wurden. Ist das Falsch? Begehe ich eine Dummheit? Zweifel, immer wieder Zweifel. In der Schlacht darf ich nicht zweifeln. Im Krieg sind Zweifel mit Tod gleichzusetzen. Wenn ich nicht zuerst schieße, schießt der Andere und bringt mich um, damit er weiterleben kann. Krieg. Der Mensch bezeichnet sich als das Höchste, als die Spitze der Evolution und bringt es nichtmal fertig sich auf der verbalen Ebene zu bekämpfen, nein, sobald er sich unterlegen fühlt wird er aggressiv, sobald er meint, dass seine Interessen vollkommen untergehen wird er aggressiv. Dann setzt sein Trieb- und Instinktapparat ein und schlägt das Hirn ko. Dann ist er wieder das Tier. Auch im Krieg.
Sie sah nach Links zu einer Holzkiste, auf der sich ein kleiner Solarwecker und ein großes, veraltetes Funkgerät befanden und ging langsam darauf zu. Der Wecker zeigte zehn Uhr dreißig am Vormittag. Es war Zeit. Langsam nahm sie das Mikrofon in die Hand und sprach:
„Hier Käseladen. Wüstenmäuse bitte kommen. Wüstenmäuse bitte kommen.“
Sie nahm auf einem selbstgebauten Holzgestell platz und wartete. Erst nach einer Weile ertönten nacheinander verschiedene, stark verzerrte Stimmen aus dem Lautsprecher:
„Hier Wüstenmaus 1, keine besonderen Vorkommnisse.“
„Hier Wüstenmaus 4, Sand, Staub, Sonne, Staub und Staub. Keine weiteren Vorkommnisse.“
„Hier Dan, Wüstenmäuse stinken. Wozu benutzen wir überhaupt diese Namen, sie können uns doch eh nicht abhören.“
„Hier Wüstenmaus 3, Dan stinkt. Keine weiteren Erkenntnisse.“
Ein lächeln zierte ihr Gesicht und nachdem sich auch die Mäuse 2 und 5 bis 20 gemeldet und keine besonderen Vorkommnisse verkündet hatten, nahm sie erneut das Sprechgerät.
„Hier Käseladen, habe verstanden. Nächste Anfrage in einer Stunde. Over and out.“
Ein erleichtertes Seufzen verließ ihre Lippen. Langsam stand sie wieder auf, ging auf eine Kiste zu, zog sich eine PVC-Flasche Wasser heraus, öffnete sie und trank die klare, mit allerlei zusätzlichen Nährstoffen angereicherte Flüssigkeit.
Hm schmeckt gut. Man bin ich erleichtert, dass es den Jungs gut geht. Aber komisch ist das schon. Seit Wochen keine Angriffe mehr, wo wir sonst doch jeden Tag zumindest eine Patroullie ausschalten mussten. Ich habe kein gutes Gefühl.
Schnell verschloss sie die Flasche wieder und verstaute sie in der Kiste. Danach trat sie unter dem Stand hervor. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und verursachte einen leichten Schmerz. Was da schmerzte war die große Narbe die sich von Stirnmitte bis zum Hals zog und dabei ihr linkes Auge passierte. Ihre Hand schnellte hoch um zumindest einen Teil der Strahlen von der ehemaligen Kriegsverletzung fern zu halten.
Die Sonne bringt mich noch mal um. Nicht der Krieg, nicht die Seuchen. Nein, die Sonne wird mich töten, ganz sicher.
Sie beschleunigte ihre Schritte, die sie in Richtung des großen Schattens lenkte, der vom letzten Rest des Hallendachs geworfen wurde. Darunter war es so einigermaßen erträglich.
Noch ungefähr eine halbe Stunde bis ich mich wieder melden muss, schoss es ihr durch den Kopf während sie sich, durch das Dach geschützt, wieder zum Unterstand auf machte.
Während sie so dahinschlenderte, jedoch immer darauf bedacht so wenig wie möglich Geräusche beim Gehen zu verursachen wurde sie auf eine geringfügige Erschütterung aufmerksam. Die gezeichnete Offizierin blieb schlagartig stehen und riss, während sie auf den sandigen Boden starrte, ihre Augen weit auf. Da war sie wieder, doch diesmal gesellte sich ein kurzer dumpfer Laut dazu.
Bum.
Ihre Hände begannen zu zittern, das Herz zu rasen und Gänsehaut machte sich auf ihrem Körper breit. Höchste Erregung.
Bum.
Sie zuckte zusammen.
Bum.
Augenblicke vergangen bis, von Technik verzerrte Stimmen an ihr Ohr drangen.
„Wir sind getroffen!!!!“ schrie der Eine.
„Sie kommen von allen Seiten!!!“
Wie versteinert stand sie da, eine Statue im Sand.
Wie , wie kann das sein. Hunderte Schlachten habe ich miterlebt und trotzdem bin ich wie versteinert. Schon wieder, schoss es ihr voller Panik durch den Kopf.
Einige Erschütterungen und Notrufe später konnte sie sich endlich rühren. Mit Tränen in den, weit aufgerissenen Augen rannte sie zum Unterstand, griff sich ein Gewehr, machte einen Satz zum Funkgerät und brüllte hinein: „Alle Mann an die Waffen, wir werden angegriffen! Dies ist keine Übung! Jeder zieht sich zu der, ihm zugewiesenen taktischen Stellung zurück. Ich erwarte umgehenden Bericht über den Feind!!“
Den Bericht bekam sie umgehen von einem Gruppenführer, der, schwer atmend in das Funkgerät brüllte.
„Starker Beschuss von Oben, ein Luftschiff der Klasse B, schwer bewaffnet.“ Er stockte kurz.
„Laut dem Bericht unserer Observatoren handelt es sich um die B-002.2159 , den silbernen Terror.“
Ohne zu zögern gab sie ihre Befehle durch. „Sofort alle Geschütze klar machen!! Plasmageschosse vom Kaliber 110 verwenden!!“
„Aber ... fast alle Geschütze sind zerstört.“
„Geschütze klar machen!! Wenn wir sie dadurch auch nicht vernichten können, können wir sie wenigstens aufhalten!!“
Der Befehl war kaum zuende gesprochen da rannte sie schon los. Die Waffe geschultert sprang sie durch den Halleneingang auf die Straße und wandte sich nach Links und Rechts. Die Sonne prasselte wieder auf ihre Narbe die sogleich zu Schmerzen begann, doch diesmal spührte sie es nicht. Der Schmerz wurde von viel stärkeren Gefühlen bertönt.
Angst.
Wut.
Es war keiner zu sehen, nur eine gigantisch große, silberne, abgeflachte Kugel, die über der Stadt schwebte und die in regelmäßigen Abständen verschiedene Häuserblocks unter Beschuss nahm. Sie wandte sich diesem technischen Monstrum zu und rannte, rannte als ob es um ihr Leben ginge.
Die Schockwellen und Erschütterungen wurden mit jedem Schritt stärker und stärker. Bald waren sie so stark, dass ihre Brust zusammengepresst wurde.
Ein Schatten bewegte sich in einem der Häuser neben ihr. Sie richtete instinktiv ihre Waffe auf das Objekt, dass sich dann als Soldat Dan herausstellen sollte.
Er nickte nur und beide rannten weiter in Richtung der großen Kugel, in Richtung der Geschütze, wo Erlösung und Tod so dicht beieinander lagen.
Beide kamen, fast gleichzeitig und total durchgeschwitzt bei einem der Abwehrkanonen an, die schon mehrere große Löcher in die Panzerung des Koloss geschossen hatte. Jedoch waren das nur Tropfen auf den heißen Stein, keine große Bedrohung für ein Luftschiff der Klasse B.
„B..Bericht!“ schrie die Offizierin, so gut sie ohne Atem konnte.
„8 Schüsse, 8 Treffer....“
„Bei so einem riesen Ding ja nicht schwer.“ Unterbrach Dan, der dafür mit einem, mehr als zornigen Blick seiner Vorgesetzen bedankt wurde.
„8 Schüsse, 8 Treffer, davon keiner kritisch.“
„Verluste?“ harkte sie nach. Doch eine Antwort bekam sie nichtmehr. Fast mit Schallgeschwindigkeit traff das Geschoss die Geschützstellung. Die Abwehrkanone schmolz sofort in der entstandenen Hitze und wurde danach von der Schockwelle auseinandergerissen. Den balistischen Offizieren erging es nicht anders. Ihr Blut berührte nie den Erdboden, es verdampfte zuvor. Die Schockwelle überholte die Hitze, sodass Dan, die Offizierin und einige andere Soldaten mit so einer Wucht gegen die Ruinen geschleudert wurden, dass sie entweder sofort tot waren oder sich jeden Knochen im Leib brachen, um dann in einem glühenden Feuerball zu vergehen.