Was ist neu

Trugschluss

Mitglied
Beitritt
01.09.2008
Beiträge
26
Zuletzt bearbeitet:

Trugschluss

Sie war eine von denen. Eine von denen, deren Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert wurde. An dem Tag, nachdem sie es erfahren hatte, schlenderte sie wie benommen durch die Firma. Sie hatte es nicht erwartet. Genauso, wie die anderen hundert wie sie, es nicht erwartet haben. Die Stimmung in der Firma war wie immer gelassen und jeder der Mitarbeiter, hatte insgeheim gehofft, dass andere betroffen werden, nur nicht sie selbst.
Die junge Frau ging ziellos über das Gelände und dachte an die Konsequenzen. Wie soll sie jetzt weitermachen, wohin soll sie gehen, was passiert jetzt, die Gedanken waren wirr im Kopf, sie war nicht in der Lage einen Gedanken zu Ende zu denken. Was hatte sie falsch gemacht? Warum gerade sie? Wurde sie von den Kollegen gemobbt?
Es war Ende August, das Wetter war wunderbar, sie konnte aber selbstverständlich nichts mehr wahrnehmen, außer dem eigenen Unglück.
Sie sah ein vertrautes Gesicht. Ein Kollege kam ihr entgegen, er winkte ihr zu und wollte gerade an ihr vorbei gehen. Der Kollege war nicht gerade ein Vertrauter, es war nicht so, dass sie ihn besonders gut kannte, nur dass sie das Bedürfnis hatte jemanden zu sprechen. Sie sprach ihn also kurzerhand an. Er war gerade auf dem Weg in die Kantine. Es war schon Mittag. Er fragte sie, ob sie ihn begleiten wolle. Sie ging also mit ihm mit, warum nicht.
Beim Tisch saßen sie einander gegenüber und führten small talk, ein ungezwungener Plausch über dies und das, als sie sich entschloss ihn im Bilde zu setzen. Sie muss die Firma verlassen:
- Das ist aber heftig, sagte er sichtlich betroffen. Seine Gedanken liefen aber rasch, wenn auch unabsichtlich, in eine andere Richtung: er freute sich, dass für ihn die Chancen in der Firma zu bleiben gestiegen waren, zumindest für 0,001 %. Er versuchte seine kleine, verstohlene Freude nicht zu zeigen. Er blickte deshalb schnell aus dem Fenster, so dass sie sein Lächeln in den Augen nicht entdecken möge.
Sie bemerkte nichts und sprach weiter:
- Es ist zum Mäuse melken… Sie wollte lustig sein, aber sie sah verzweifelt aus.
Er bereute seine Schadenfreude. Dennoch konnte er ihr nicht helfen…
Sie sprach weiter, ihr Blick war leer:
- Ich muss demnächst aus der Wohnung ausziehen…
- Ich kann dir helfen. Wenn du ‚was brauchst, einfach anrufen…
Sie lächelte mutlos:
- Wirklich?
- Klar!
Er war so direkt und so freundlich… Heimlich betrachtete sie ihn. Er war gut aussehend. Doch leider verheiratet, mahnte sie sich zur Vernunft. Das wusste sie noch. Es war gar nicht so schwer herauszufinden. Sie erinnerte sich wie sie ihn damals fragte:
- Deine Frau arbeitet im 4ten?
- Nö. Meine Frau ist Anwältin.
- Tschuldigung. Ich hab’s verwechselt. Es ist Alex Frau, die im 4ten arbeitet.
- Ja, genau.
Er ahnte überhaupt nichts. Hm… Trotzdem: Nichts zu machen. Kann er vielleicht ahnen, dass sie ihn mochte. Glaube nicht, dachte sie.
Andererseits konnte er sich gut vorstellen mit ihr einmal auszugehen. Da bot sich doch eine glänzende Angelegenheit. Er fand sie auch gut aussehend, sie war vielleicht fünfzehn Jahre jünger als er, er wusste, dass sie frisch eingestellt wurde, direkt von der Uni, ja, er konnte es sich gut vorstellen.
Sie tauschten sogleich die privaten Handy Nummern, mit der Aussicht auf ein Wiedertreffen.
Und tatsächlich. Sie hatten sich in der Stadt getroffen, sie gingen ins Kino, zusammen chinesisch essen. Sie hielten sich verliebt in den Armen, konnten kaum warten sich wieder zu sehen. Sie wollte ihr Schlechtgehen wettmachen, indem sie mit einem gutaussehenden Mann ausging. Bis eines Abends, in einer dunklen Ecke eines Restaurants, er hielt sie zärtlich in den Armen, küsste er sie auf den Mund. Wobei sie ungläubig aufschaute und sagte:
- Du hast mich auf dem Mund geküsst. Warum?
- Es war mir danach. Du bist so schön.
- Das meinst du nicht ernst, kokettierte sie.
- Du bist schön. Du brauchst nicht so zu tun…
- Magst Du mit mir zusammen sein, unterbrach sie.
- Sehr …
- Wie sehr?
- Wie die Sünde es erlauben würde!
Die Antwort reichte ihr. Sie küsste ihn jetzt und ließ sich küssen. Aber sie wollte weiter spielen:
- Was macht dir Angst? Deine Frau nicht zu verlieren?
- Meine Frau muss nicht alles wissen.
- Und hast Du schon viele Liebschaften gehabt?
- Ja. Sehr viele, antwortete er nicht ganz überzeugend.
Sie war nicht einmal überrascht. Er machte ihr nichts vor. Sie hatte den Eindruck, dass er nicht diese Absicht hatte. Er war aber auch nicht überheblich. Irgendwie seltsam. Spielte er den Verführer? Sie wusste wie weit sie gehen würde.
Er begleitete sie nach Hause. Sie küssten sich immer wieder, er unternahm aber sonst nichts. Beim Abschied küsste sie ihn heiß, wie ein Versprechen, das niemals wahr wird. Er selbst überrascht rang nun nach Luft und blieb fragend und einsam in der Nacht zurück.
Das Monatsende war in Sicht. Sie war in Panik geraten, denn sie musste die Wohnung verlassen. Sie hatte inzwischen keine brauchbare Alternative gefunden. Die Zukunft war ihr immer noch verschlossen. Am letzten Tag des Monats hatte sie einen alten Studien Kollegen aufgefunden. Er war nicht von der Idee begeistert sie bei ihm aufzunehmen, aber sie konnte ihn überzeugen, wenigstens für eine Nacht. Die nächsten Verwandten wohnten einfach zu weit weg und sie konnte niemanden erreichen, der ihr aushelfen konnte. Sie wollte die Eltern nicht damit belästigen, denn sie wollte ihnen über die Entlassung nichts erzählen. Also schön. Für eine Nacht war gesorgt. Es war alles gut gelaufen. Die alte Wohnung wurde ausgeräumt, die erste Nacht stand bevor. Sie konnte in ein kleines Zimmer übernachten. Sie wollte den unfreiwilligen Vermieter nicht überstrapazieren, so entschied sie auszugehen. Sie traf wieder den Arbeitskollegen und verbrachten den Abend in dem sie von einer Kneipe in die andere gingen.
Sie fragte sich die ganze Zeit schon, wie war es möglich, dass er soviel Zeit mit ihr verbringen konnte.
- Wie geht es deiner Frau? fragte sie, ganz nebenbei.
- Ah, die ist in Urlaub. Besucht ihre Eltern, sagte er und schaute tief in sein Bierglas. Er wirkte so abwesend.
Er lügt. Bestimmt, dachte sie. Na ja. Es ist sein Problem. Dann sagte sie laut:
- Und findest Du mich immer noch attraktiv?
- Machst Du Witze? Ich versuch gerade mich nicht in dich zu verlieben! sagte er überraschend heiter.
- Dann musst du gerade Qualen durchleben, sagte sie leicht sarkastisch und nippte en ihren Glas.
Er schaute sie vielsagend an, dennoch sagte er nichts. Er verharrte in seiner Verschwiegenheit. Sie küssten sich wieder.
Später begleitete er sie wieder nach ihren neuen zuhause. Sie erklärte ihm die Situation, sie küssten sich, dann blieb er wieder einsam in der Sommernacht. Er blieb einer Weile vor dem Haus und dachte über einer verlorenen Gelegenheit an. Er ärgerte über sich selbst, dass er nicht mehr unternommen hatte. Er ließ das Mädchen einfach gehen.
Er fuhr nach Hause und hockte sich vor den Fernseher. Sein Handy klingelte plötzlich. Es war sie.
Alle Hoffnungen waren wieder da. Sie konnte nicht schlafen und wollte ihn treffen. Klar. Kein Problem. In fünfzehn Minuten war er wieder bei ihr. Er fand sie vor der Tür. Sie zitterte vor Kälte. Er umarmte und wärmte sie. Dann gingen sie schweigsam zum Wagen. Es war kurz vor Mitternacht. Sie fuhren einfach durch die Stadt, ziellos, glücklich.
- Ich hatte einen Streit mit dem neuen Vermieter. Er hat mich rausgeschmissen. Morgen muss ich wieder umziehen. Sch…
Er sagte nichts sondern grübelte intensiv an einer Lösung. Dann sagte er:
- Wir können zu mir fahren…
- Meinst Du das im Ernst?
- Ja, warum nicht.
- Nein, sagte sie augenblicklich. Das können wir nicht machen.
- Warum nicht?
- Es ist …
- … unethisch? Na und?
- Vergiss es!
- Trotzdem. Was ist schon dabei?
- Du hast eine kranke Fantasie, weiß du das?
- Ja. Ich kann nichts dagegen tun.
- Du gibst es zu?
- Habe ich dir bis jetzt irgendetwas vorgemacht?
- Nein. Es ist mir trotzdem unheimlich.
Er unterdrückte einen Seufzer bemerkte sie. Musik untermalte die angespannte Stimmung. Frank Sinatra sang gerade „I’ve Got You Under My Skin“.
-Wo willst du dann heute Nacht schlafen? fragte er nach einer langen Pause.
- Das weiß ich noch nicht. Fahr mich zu einem Hotel. Irgendeins. Ich hab Geld.
Er gab auf.
- Na gut. Ich fahre dich hin.
Am nächsten Tag trafen sie sich wieder. Es war Sonntag. Er wollte sie wieder küssen. Sie wollte aber nicht mehr.
-Wir bleiben Freunde, sagte sie. Ich danke Dir dass Du für mich da warst. Ich brauchte einfach jemanden. Ich war so verzweifelt. Ich bin jetzt durch.
- Wir hätten aber mehr daraus machen können. Jetzt musst du weg und alles ist vorbei, sagte er. Sie spürte eine leichte Wut in seiner Stimme, eine Wut auf sich selbst.
- Ich wollte auch, dass es mehr hätte sein können. Viel mehr. Es ist leider nicht möglich.
Sie wirkte so verletzt, so verletzbar. Er blickte seitwärts auf die Strasse.
- Wir bleiben Freunde, ja. Wenn ich wieder mal hierher komme, dann sehen wir uns, ja? fragte sie und suchte seine Augen. Er blieb stumm und groß und geheimnisvoll.
Sie verabschiedeten sich.
Später am Nachmittag besuchte er seine Frau im Krankenhaus. Sie schaute in seinen traurigen, großen Augen und fragte:
- Wie geht’s dir Liebster?
Er guckte aus dem Fenster, ganz unbeteiligt und sagte nichts.
- Ist was passiert? fragte sie bekümmert.
- Nein, nein. Er lächelte und kam zu ihr. Es ist nichts passiert. Alles ist in Ordnung.

 

Hi leo_spacer,
Ich finde deine Geschichte sehr gut, ich finde es gut, dass sie nicht miteinander geschlafen haben, dass wäre zu ausgelutscht gewesen, aber trotzdem... trotzdem finde ich das Thema der Geschichte zu vergriffen.
Naja, trotzdem schön geschrieben.
Grüße,
Johanna

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Johanna,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Grüsse,
leo_spacer

 

Hallo leo_spacer

Die Geschichte hat zwar einige gute Ansätze, im Grossen und Ganzen fehlt mir aber das Salz in der Suppe. Bei einer (inflationär verwendeten) "Mann-andere-Frau-Kennenlern-Geschichte" muss da meiner Ansicht nach schon etwas Unerwartetes geschehen, sonst vermag sie nicht zu fesseln. Nur die Möglichkeit, dass der Mann fremdgehen könnte, es aber nicht macht, finde ich zu wenig, aber ist selbstverständlich Geschmackssache. Leider hat es auch sehr viele grammatische Fehler, so dass du die Geschichte nochmals überarbeiten solltest.

Was mir bei der Lektüre stilistisch und grammatikalisch aufgefallen ist (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Die Stimmung in der Firma war wie immer gelassen und jeder der Mitarbeiter, hatte insgeheim gehofft, dass andere betroffen werden, nur nicht sie selbst.
Wieso war die Stimmung gelassen, wenn die Mitarbeiter hoffen, nicht entlassen zu werden?

als sie sich entschloss ihn ins Bild zu setzen. Sie muss die Firma verlassen:
vielleicht besser: sie entschloss sich, ihn ins Bild zu setzen, dass sie die Firma verlassen müsse.

...von der Uni, ja, er konnte es sich gut vorstellen.

Sie tauschten sogleich die privaten Handy Nummern
Gibt es auch öffentliche Handy Nummern?;-)

Und tatsächlich. Sie hatten sich in der Stadt getroffen, sie gingen ins Kino, zusammen chinesisch essen. Sie hielten sich verliebt in den Armen, konnten kaum warten sich wieder zu sehen. Sie wollte ihr Schlechtgehen wettmachen, indem sie mit einem gutaussehenden Mann ausging. Bis eines Abends, in einer dunklen Ecke eines Restaurants, er hielt sie zärtlich in den Armen, küsste er sie auf dem Mond.

Finde die Passage wirr. Wohl eher auf den Mund?;-)

auf den Mund

hockte sich vor den Fernseher. Sein Handy klingelte plötzlich.

Sie konnte nicht schlafen

Er sagte nichts, sondern fuhr einfach.

Du hast eine kranke Fantasie, weiß du das?
Finde es etwas übertrieben hier von kranker Fantasie zu sprechen.

Sie schaute in seinen traurigen, großen Augen und fragte?
- Wie geht’s dir Liebster?

So, das war's mal von meiner Seite. Trotz meckern sage ich Danke für die Geschichte.;-)

Grüsse
palerider

 

Ich finde die Geschichte - Idee mal aussen vor gelassen - miserabel geschrieben. Nichts am Stil fesselt oder macht Lust weiter zu lesen, diverse Kommafehler erschweren die Lektüre und mit den Zeiten hast du offenbar echte Probleme: du wechselst zw. Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt herum als sei alles ein und dasselbe, das macht ein Nachvollziehen anstrengend.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom