Was ist neu

Tu Es!

Mitglied
Beitritt
25.05.2009
Beiträge
3
Zuletzt bearbeitet:

Tu Es!

Hass… Verzweifelung… Angst… Trauer… das waren die einzigen Empfindungen, zu denen er noch wirklich fähig war. Seine ganze Welt sah er wie durch einen grauen Schleier und er wusste, dass es nicht so weitergehen konnte wenn er wirklich weiterleben wollte… wollte er? War seine Existenz bedeutend? Die Erde dreht sich auch ohne ihn weiter.

Er schüttelte den Kopf und schaltete den verdammten Fernseher aus, es kamen eh nur schlechte Nachrichten… wie immer.
„Tu Es!“ schallte die Stimme seiner Frau in seinem Kopf, während er an die Waffe im Schreibtisch dachte. Verwirrt sah er in das Gesicht seiner Lebensgefährtin und sie sagte noch einmal, dass sie nur kurz zu einer Freundin geht. Er nickte und sah, dass sie besorgt war, aber er wandte sich ab und ging in sein Arbeitszimmer.
Hatte er nicht alles, was man sich wünschen kann? Eine Frau und zwei Kinder, ein Job mit erträglichem Gehalt und ein Einfamilienhaus mitten in der Stadt. Ja das hatte er alles, aber es hinterließ in ihm nur eine Leere, die unerträglich geworden war in den letzten Monaten. Sie hatte gesagt, er solle es tun, aber was meinte sie damit…oder hat er sich das nur eingebildet? Gut möglich, denn in letzter Zeit hörte er so manche Stimmen, weshalb er sich auch krank gemeldet hatte. Er beschloss sich erstmal auszuruhen und machte es sich bequem in seinem Sessel. Warum machte er sich eigentlich so viele Gedanken darüber? Vielen Leuten ging es schlechter als ihm und er macht sich über sowas Gedanken. Es erschien ihm in dem Moment so banal, dass er lachen musste, bis auf einmal sein Blick wieder zum Schreibtisch fiel und das Klicken des Abzuges für ihn wie ein herrlicher Vogelgesang an frühen Morgen klang. Er schüttelte abermals den Gedanken ab und dachte an alte Zeiten zurück, zurück an seine Kindheit. Eigentlich hatte er alles erreicht, was seine Mutter je von ihm wollte. Er sollte sich eine Frau suchen und Kinder kriegen, so wie das halt alle machen…wirklich alle? Sie sah darin die Erfüllung ihres Lebens und so sollte es auch für ihren Sohn gelten. Für diese Einstellung hasste er sie so sehr, dass er nicht einmal mehr Tränen für sie hatte, als sie voriges Jahr an einem Schlaganfall verstarb.

Es war so verdammt warm in seinem Zimmer. Diese erdrückende Hitze. Als er ein Fenster öffnete, war es ihm kurzzeitig so, als ob alle Last auf seinen Schultern in die kalte Winterlandschaft entfliehen konnte. Warum sollte er es eigentlich nicht tun? Es wäre genauso einfach wie dieses Fenster zu öffnen, aber irgendetwas hielt ihn ab. War es Verantwortung? Verantwortung für seine Familie? Es war eigentlich kaum seine Familie, vielmehr die seiner Eltern… aber sie wollten ja das Beste für ihn. Alle wollten immer das Beste für ihn, obwohl sie sich immer auf ihren eigenen mickrigen Vorstellungen von einer perfekten Welt ausruhten. Hass stieg in ihm auf. Er stürmte zum Schreibtisch und öffnete die Schublade und dann sah er sie, seine Fahrkarte aus diesem Schlamassel. Das kühle Metall fühlte sich gut an in seiner Hand und zum ersten Mal seit langen, konnte er wieder lächeln. Er setzte sich wieder hin und starrte eine Weile auf sein Hochzeitsbild, welches an der Wand hing. Wie in einer schlechten Fernsehsendung fiel ihm Shakespeares Zitat über Leben oder Sterben ein und rang ihm abermals ein Lächeln ab. Er konnte schon die Medien plärren hören, wie abartig jemand sein könne, seine Familie einfach so im Stich zu lassen. Hatte ihn nicht schon die ganze Welt im Stich gelassen? Die Welt war einfach nur ein Käfig geworden und er hatte den Schlüssel in seiner Hand. Das faszinierende ist ja, dass wenn man in einem Käfig sitzt, man die Gitterstäbe genau um sich herum sieht, die einen gefangen halten… aber man kann nichts dagegen unternehmen. Bis auf eine Sache. Der Schuss traf direkt in den Kopf und sein Körper sackte einfach nach vorne auf den Tisch.
Stille.

Der Schuss erschien ihm so real, dass er davon aufwachte. Es war nur ein Albtraum, Gott sei Dank, trotzdem hatte er ihm so einiges vor Augen geführt. Er musste vieles für seinen Traum opfern und auch die Waffe zu Selbstverteidigung im Schrank würde nun das gleiche Schicksal ereilen. Als er zurück im Bett war, kuschelte er sich noch weiter an seinen neuen Freund. Er erinnerte sich an die Worte der Frau aus seinem Traum und freute sich…
… Er hatte es getan.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sabine,

vielen Dank erst einmal für deine Kritik :)
Besonders dankbar bin ich dir für deine Vorschläge im Bezug auf den Text ( vieles davon hat mir auch nich wirklich gefallen :D ), obwohl ich gleich sagen muss, dass es für mich persönlich nicht auf jedes einzelne richtig gesetzte Komma ankommt. Sei das jetzt bei mir oder bei einem anderen Text ;)
Wichtig ist für mich eigentlich die Aussage einer Kurzgeschichte und ohne dir an den Kopf stoßen zu wollen, ich glaub die hast du bei mir nicht ganz erfasst.

Das "Coming-Out" ist nicht wirklich entscheidend. Es bildet eher den Rahmen für die Geschichte, aber könnte auch ersetzt werden durch etwas anderes. Es geht vielmehr um das Individuum an sich und seine Entfaltung innerhalb der Gesellschaft, die beschränkt wird durch verschiedene "Zwänge". Seien es moralische oder sittliche Zwänge. Jede Gesellschaft definiert quasi ein "Optimum", dass jeder wenn möglich einhalten sollte und wer es nicht tut, gilt quasi als "abnormal".
Die Geschichte stellt nun jemanden dar, der durch diese Zwänge wie in einem Käfig sitzt und keine Möglichkeit sieht auszubrechen, ohne geächtet zu werden. Der Traum dient hierbei nur als eine Vision, was passiert wäre, wenn er sich so Verhalten hätte, wie die Gesellschaft es von ihm verlangt, aber wie er schon selber sagt "Gott sei Dank" hat er sich getraut einen Weg einzuschlagen, der ihn glücklich macht. Deshalb wird auch der Hass gegenüber der Mutter besser verdeutlicht, wenn man sich vor Augen führt, dass seine Mutter das Leben was ihr Sohn wollte nie Verstehen konnte.
Ich habe die Geschichte mit der Familie bewusst in den Hintergrund gerückt, weil sich jeder selbst ein Bild davon machen kann, was jemand empfindet wenn die eigene Mutter fast zu einem Sinnbild für die Intolerante und Gefühlslose Gesellschaft wird.
Ich kann gut verstehn, wenn meine Gedanken über das Thema sich mit den Ansichten von vielen unter Umständen scheidet, aber ich hoffe man konnte es ungefähr nachvollziehen :D

Liebe Grüße
Kafziel

 

Hallo Kafziel
und willkommen auf kg.de :)

Leider muss ich zu deinem Einstand sagen, dass er mir nicht gefällt.
Deine hohe Intention in allen Ehren, aber es geht nicht darum, dass der Leser hier deine Intention errätseln muss, sondern darum, dass du sie deutlich transportierst. In diesem Sinne sind lange Erklärungen unter der Geschichte eigentlich immer für die Katz. Das sollte allein aus dem Text hervorgehen.

Ich finde den Text recht anstrengend zu lesen. Zum einen ist mir die ganze Sache zu plakativ und clichégetränkt aufgetragen, zum anderen ist die Textarbeit recht schampig umgesetzt. In meinen Augen wirkt es so, als wäre der text in einem Rutsch runtergeschrieben.
Einige unschöne Stellen hat Sabine dir schon rausgepickt, aber es wimmelt noch von vielen mehr.
Abgenutzte Bilder und die entsprechenden Fragen dazu, die eigentlich nur leere Parolen sind, aber mit wenig Inhalt glänzen:

wie durch einen grauen Schleier und er wusste, dass es nicht so weitergehen konnte wenn er wirklich weiterleben wollte…wollte er? War seine Existenz bedeutend? Die Erde dreht sich auch ohne ihn weiter.
das Klicken des Abzuges für ihn wie ein herrlicher Vogelgesang an frühen Morgen klang.
nicht zusammenpassendes Bild.

Insbesondere mit unbedachten Wortwiederholungen ist der Text geschlagen.
Einige Beispiele dafür:

weshalb er sich auch erstmal Krank gemeldet hatte. Er beschloss sich erstmal auszuruhen und

Es erschien ihm auf einmal so banal, dass er lachen musste, bis auf einmal sein Blick

dieser Art sind da noch mehr Dinger drin

Die Lösung mit dem Traum ist letztlich auch alles andere als originell. :dozey:

Formal holperst du auch arg mit hat und hatte durcheinander.

aber er wendete sich ab und ging in sein Arbeitszimmer.
das ist auch eine Perle ;)

Und abschließend deine inflationäre Verwendung der ...
Weniger ist mehr. Du überreizt das zu sehr. Zudem kommt vorher ein Auslassungzeichen. Bitte bessere das nach!

Ingesamt bleibt deine Figur farblos. Böse gesprochen ist er die Schablone eines Jammerlappens. Anders ausgedrückt: es bleibt dem Leser egal was weiter mit ihm geschieht, sein Elend berührt nicht, weil der Leser nicht eingeladen wird an seinem Leben wenigstens ausschnitthaft teilzuhaben. Zeigen nicht nur erzählen lautet hier das Motto.

So, das ist jetzt eine ganze Menge. Aber nur duch Kritik kann man sich auch verbessern. Hoffe also, dass du mit meinen Anmerkungen was anfangen kannst.

So od so noch viel Spaß im Forum :)

grüßlichst
weltenläufer

 

hallo Weltenläufer,

Auch dir ein Danke schön für deine Kritik :)

Ich werde versuchen deine Vorschläge umzusetzen. Dies ist erst meine dritte Kurzgeschichte und es war mir schon fast klar, dass sie auf harte Kritik stoßen wird :D
Nur noch kurz zur Interpretation. Ich hatte den Text auch schon einigen gezeigt, bevor ich die Geschichte veröffentlicht habe und alle konnten eigentlich nach einiger Zeit Überlegung meine Intention erraten (auch ohne mich näher zu kennen ;) ). Deshalb hatte ich mich auch erst gewundert, als du geschrieben hast, dass es aus dem Text kaum hervorgeht, was gemeint ist.

Meiner Meinung nach lebt eine Kurzgeschichte davon, interpretiert zu werden und man muss auch nicht alles aufzeigen, da sich der Leser ja auch seinen Teil dazu denken soll und vielleicht auch ein wenig weiterdenkt. Das der Protagonist "farblos" dargestellt ist, hat in diesem Sinne natürlich auch eine Bedeutung ;)
Natürlich will ich nicht sagen "boah das war doch alles ersichtlich und 100%tig durchdacht" und damit über meine (hoffentlich bald zuende gehende :D ) Unfähigkeit hinwegtäuschen, dass ich meine Gedanken einfach noch nicht gut zu "Papier" bringen kann, aber das lag mir einfach noch auf den Herzen :lol:
Ich habe großen Respekt vor deinen vielen Eintragungen und der damit verbundenen Erfahrung im bewerten und schreiben von KG`s.

Nochmals Danke und Grüße
Kafziel

 

Hallo Kafziel,

die Idee deiner Kurzgeschichte finde ich gut. Allerdings ist mir nicht ganz klar, wo der Traum anfängt und wo die Realität beschrieben ist. Wenn alles nur einen Traum darstellen soll, muss ich dir leider sagen, so träumt man nicht. Zum Beispiel ist folgende Stelle eher eine Erklärung, die so in einem Traum eigentlich nicht vorkommen kann:

Das faszinierende ist ja, dass wenn man in einem Käfig sitzt, man die Gitterstäbe genau um sich herum sieht, die einen gefangen halten…aber man kann nichts dagegen unternehmen.

Und direkt danach fällt dann im Traum der Schuß.

Wie meine Vor-Kommentatoren stören mich die vielen Stellen mit den drei Pünktchen, allerdings würde ich im Unterschied zu diesen, wenn es schon sein muss, eher ein Leerzeichen danach statt davor einfügen.


Außerdem hab ich noch folgende kleinen Fehler gefunden


Metall

auch Krank gemeldet

auch krank gemeldet

Als er ein Fenster öffnete war es ihm

nach öffnete gehört ein Komma.


Vielleicht kannst du die Geschichte ja nochmal überarbeiten.

Viele Grüße,

tomtom

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom