twist in my sobriety
Twist in my sobriety
Ich denke daran zurück, wie wir abends oft in unserer Bar saßen. Sie war nichts besonderes, aber nachdem wir das erste mal dagewesen waren, gingen wir immer wieder dort hin. Das schummrige Licht, die edle Samteinrichtung, der Zigarettenqualm und die Musik. Meistens wurde Jazz gespielt, in unserer Bar.
Wir drehten gedankenverloren den Löffel in unserem Milchkaffee und erzählten spontan, was uns gerade durch den Kopf ging. Manchmal, ganz heimlich, schaltete ich ab. Ich achtete nicht mehr auf deine Worte, ließ sie beruhigt an meinem Ohr vorbei rauschen. In diesen Momenten beobachtete ich dich. Deine weißen Zähne, deine rosigzarten Lippen, dein kindliches Lächeln, deine leuchtendgrün-grauen Augen und deine starken Hände, wie sie immer wieder deine Worte unterstrichen. Es war fast so, als würden sie ihre eigene Sprache sprechen. Selbst, wenn sie ganz ruhig auf dem Tisch lagen und meine hielten. Ich genoss es, wenn unsere Finger leicht ineinander lagen, wenn ich meine schützend in deinen verbarg. Ich spürte deine Wärme. Und immer wieder sah ich auf deinen Ring herab. Er schmieg- te sich eng und elegant um deinen kleinen Finger, verzierte ihn kunstvoll.
Es war der gleiche silberne Ring, den ich jetzt zwischen meinen Händen drehe und wende, den ich gedankenlos anstarre und gleichzeitig erwarte, dass er mir noch mehr über dich erzählt.
Es ist der einzige silberne Ring, den ich jetzt trage, passend zu meiner schwarzen Kleidung.
Und so gehe ich über den Friedhof, mit deinem silbernen Ring. Mit jedem Schritt scheine ich eindringlicher zu verstehen, dass es nie mehr so wird, wie es war. Wir werden abends nicht mehr in unserer Bar sitzen und Milch - kaffee trinken. NEIN... Ich werde vor deinem Grab knien und an jene Abende zurückdenken.
Aber weißt du, was mich am meisten quält? Es ist der Gedanke daran, dass ich etwas erfahren habe, was ich nie wieder erleben kann. Nie wieder dieses Eins-Sein, so, als würden unsere Gedanken, unsere Gefühle füreinander, unsere Liebe verschmelzen zu einer Masse, zu einem Individuum.
Du bist tot und ehrlich gesagt wäre das jetzt mein sehnlichster Wunsch. Was soll ich jetzt noch hier ? Allein, ohne dich ?