Unaufhaltsam
In dieser Nacht fällt ein feiner, wispernder Regen, wie tausend trommelnde Finger ,die sacht gegen das Glas schlagen. Ich konnte nicht schlafen, stehe nun am Fenster und starre hinaus in die undurchdringbare Nacht. Ein weißer Nebel bedeckt wie ein dichter Schleier die Umbebung. Am Waldrand, nicht weit vom Haus verschwindet alles in unergründlich schwarzen Schatten. Die Wipfel der Bäume ragen leblos in die Nacht.
Nebel. Nebel und Nacht
Hinter mir knistert das Feuer im Kamin, erfüllt den Raum mit Wärme. Doch ich wende mich plötzlich vom Fenster ab, greif nach Mantel und Hut und verlasse das Haus. Als die Tür hinter mir zuschlägt- nur ein Klacken des Schlosses- hallt der Klang in den Bäumen wieder, bis die drückende Stille das Echo verschluckt. Unter meinen Schritten knirscht der Kies. Nun sehe ich den Wald. Er ruft nach mir, leise doch eindringlich. Ich bin ruhig. Mein Herzschlag hallt gleichmäßig in meinem Kopf. Ich versenk meine Händen in den Manteltaschen und gehe zielstrebig geradeaus. Weiter, weiter bis ich Moos unter meinen Füßen spüre und selbst meine Schritte verklingen, aufgenommen von der Stille. Die Dunkelheit des Waldes hüllt mich ein und selbst das Flüstern des Regens verstummt. Nur der Nebel ist geblieben.
Nebel. Nebel und Nacht.
Die Bäume um mich her ragen wie kahle, schwarze Säulen empor, unendlich weit in den Himmel. Der Ruf des Waldes verhallt. Verstummt.
Ein knackender Ast durchfährt die Stille wie ein Donnerschlag. Ich schrecke hoch wie aus Trance erwacht. Mein Herz pocht schmerzlich- ich bin allein. Die Kälte greif nach mir und eine kriechende Angst überkommt mich. Wohin ich auch schaue:
Nebel. Nebel und Wald.
Ein weiteres Knacken lässt mich zusammenzucken. Ein eisiges Grauen überkommt mich als ich eine dunkle Gestalt undeutlich im Nebel verschwinden sehe. Ich renne- blind in die Ungewissheit. Mein eigener, keuchender Atmen hallt in den Bäumen wieder, mein Blut rauscht durch meinen Kopf.
Blicke.
Ich spüre Blicke in meinem Nacken- lauernd. Ein Schauern läuft meinen Rücken hinunter. Zitternd schau ich mich um. Ich sehe Nebel. Nebel und Wald.
Schritte.
Ich höre Schritte, abgedämpft auf dem weichen Moos- schleichend. Panik steigt in mir auf, ein stummer Schrei entweicht meinen Lippen. Die Schritte kommen näher, lauter werdend- ich sehe nur Nebel. Nebel und Wald. Nebel und Wald. Meine Knie sinken zitternd in das weiche Moos. Mit jedem nähernden Schritt greift der Nebel nach mir- unaufhaltsam.