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Und dafür liebe ich dich

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17.10.2006
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Und dafür liebe ich dich

Heute ist Freitag, der dritte Fremdgehtag der Woche. Ich stehe in einem Badezimmer, das einem anderen Mann gehört, und richte mich für den bevorstehenden Abend her. Das Handy habe ich vor einer Stunde ausgeschaltet. Mein Mann nimmt an, dass meine Unerreichbarkeit an einem Handyverbot meiner Firma liegt, das neuerdings für bestimmte Termine verhängt wird. Solche Termine gibt es seit etwa drei Wochen öfter, aber Michael fragt nicht weiter nach. Dafür frage ich mich so einiges.

Vielleicht sollte ich mir einfach angewöhnen, zynischer zu sein.

Ich setzte mir die blonde Pagenschnittperücke auf, die ich immer zu diesem Anlass trage. Mein Spiegelbild verändert sich, aber alle anderen Umstände bleiben von meiner Verwandlung unberührt. Sie ist das einzige Zugeständnis an Michael, das ich hier machen kann. Wenn ich schon betrüge, dann wenigstens als eine andere Person. Oh Gott. Wenn dieser Gedanke nicht so verdammt dumm wäre, könnte ich mich fast über meine gedachte Cleverness freuen.
Aber ich stehe hier. Nicht ohne Willen, aber noch immer willenlos genug, um nicht auf der Stelle von hier zu verschwinden. Bei Peter zu sein, dass bedeutet, einem besonderen Magnetismus ausgesetzt zu sein. Wehrlos bin ich nicht, aber erbärmlich schlecht bewaffnet.
Es klopft energisch an der Tür. Meine Körperchemie gerät aus dem Gleichgewicht. „Zwei Minuten“, sage ich.

Ich weiß, warum ich hier bin.

Den Weg zum Wohnzimmer lege ich auf allen Vieren zurück. Ich lasse mir Zeit, weil ich weiß, dass Peter es so mag. „Geschmeidig“, sagt er immer. „Sei geschmeidig.“
Im Wohnzimmer ist es so kühl, wie draußen vor der Tür, aber mein Körper glüht vor Hitze. Peter sitzt in seinem Sessel und wartet. Sein Blick ist so schwarz wie seine Schuhe. Ich krieche, so geschmeidig, wie es mir möglich ist, bis zu seinen Füßen. Zuerst küsse ich seinen linken, dann seinen rechten Schuh. Der Kontakt mit dem polierten Kunstleder hinterlässt einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Nach der Begrüßung nehme ich eine aufrechte Haltung ein, bleibe aber auf meinen Knien.

Peter kommt näher. Er hat das Gesicht eines Feldherrn, hartes Kinn, dünne Lippen, nach hinten gekämmtes Haar. Dunkle Augen fixieren mich, treffen meinen einzigen wunden Punkt. Er streichelt mir zärtlich über das Gesicht, spielt mit meinem Haar herum. Es sind Gesten, die nicht wirklich zu ihm passen wollen, aber ihre Wirkung dennoch nicht verfehlen. Seine Finger sind nicht kräftig, sondern für meinen Geschmack widerlich dünn, aber sie haben sehr harte Kuppen. Ich habe das dringende Verlangen, sie mit der Zunge zu berühren und schnappe gedankenlos nach ihnen, als würde ich mit meinem Mund eine Fliege fangen wollen. Ich verfehle mein Ziel nur um wenige Millimeter.

Ich bekomme eine Ohrfeige. Eine Hand packt mich am Hals, kräftig, aber kontrolliert. Mir wird schwindelig. Nicht nur, weil mich das hier unendlich geil macht, sondern weil mir der Gedanke in den Kopf schießt, dass ich das hier verdiene. Jeder Anflug von Schuld ist in dieser Sekunde wie weggewischt. Magnetismus.
„Heute bist du dran“, sagt Peter. Ich glaube in seiner Stimme ein verborgenes Bedauern rauszuhören. Ob er seine Rolle manchmal verflucht?

Und dann ist die Hand plötzlich verschwunden. Mein Hals fühlt sich an, als würde er nicht mehr zum Rest meines Körpers gehören. Peter steht auf und verschwindet aus meinem Blickfeld. Sekundenlanges Warten. Das nächste, was ich mitbekomme, ist, wie mir ein ledernes Halsband angelegt wird. Vielleicht etwas zu fest, aber ich protestiere nicht. Von der Leine merke ich erst etwas, als ein Ruck durch meinen Körper geht, und mich ein Zug am Hals in Bewegung setzt.

Ich bin weit weg von zu Hause.

Irgendwann wache ich auf. Ich muss ziemlich tief geschlafen haben. Desorientiert schaue ich zur Seite. Da liegt Peter. Er schläft. Wie oft wir es heute getrieben haben, weiß ich nicht, aber ich fühle mich leer und ausgebrannt. Von allen Seiten durchgefickt. Mir ist ein wenig übel. Mit leicht benommenem Schädel mühe ich mich hoch und greife nach meiner Zigarettenschachtel, auf dem Nachttisch neben mir. Mein Blick fällt auf den roten Ballknebel, der neben der Leselampe liegt. Ich spüre eine leichte Anspannung in meinem Kiefer und ein gummiartiger Geschmack macht sich in meinem Mund bemerkbar. Habe ich dieses Ding wirklich im Mund gehabt? Ich schaue auf den Radiowecker. Wenigstens ist es noch früh am Nachmittag. Ich frage mich, wie es meiner kleinen Helen jetzt wohl geht, und habe das Verlangen, sofort nach Hause zu fahren.

Peter wacht auf und greift mir in die Haare, zieht mich zu sich heran, zwingt mir einen Kuss auf. Ich spiele mit, aber ich löse mich von ihm, so schnell es geht. Ich sage, dass ich los muss. Er fällt im Halbschlaf zurück ins Kissen.
Nach dem üblichen Duschen rauche ich noch hastig eine Zigarette, bevor ich mich an der Haustür von Peter verabschiede. Natürlich fehlt mir die Kraft, die Affäre hier und jetzt zu beenden, aber ich mache mir daraus keinen Vorwurf. Wozu gibt es schließlich E-Mail?
Peter begleitet mich doch noch bis zu meinem Auto und überreicht mir einen kleinen, braunen Umschlag. „Deine Belohnung“, sagt er. Bevor ich einsteigen kann, gibt er mir noch den Hinweis, den Umschlag erst in aller Ruhe zu öffnen. Wenn ich ihn überhaupt öffne. Mir ist nicht nach Spielchen zumute. Nie wieder.

Als ich zuhause durch die Wohnungstür trete, fühle ich mich, als wäre ich hier fehl am Platz. Alles kommt mir fremd vor. Selbst die Bodenfliesen scheinen mir Vorwürfe zu machen. Dieses Gefühl haftet seit dem Beginn der Affäre wie ein Schatten an mir, aber erst jetzt wird mir deutlich, wie sehr ich es hasse. Oder lasse ich es erst zu? Nicht alles lässt sich runterwaschen.
Nach einem kurzen Besuch bei meiner schlafenden Tochter, finde ich Michael im Wohnzimmer. Wie immer sitzt er vor dem Computer, während nebenbei leise der Fernseher läuft. Es ist mittlerweile viertel nach acht. „Helen ist erkältet“, sagt er und macht den Rechner aus.
„Ist noch was zu essen da? Ich habe riesigen Hunger“, sage ich, doch das ist noch untertrieben.

Keine Stunde später liege ich wieder im Bett, diesmal neben meinem Mann. Ausnahmsweise hat er heute abend einiges zu erzählen. Für meinen müden Kopf ist das viel Input, aber ich schaffe es, nicht einzuschlafen. Er berichtet mir von seinem Ausflug mit Helen in den Tierpark, und das sie im Laufe des Tages Fieber bekommen hat. Und ich habe Peters Schwanz im Arsch gehabt. Als er zu dem Teil mit seiner Arbeit kommt, dämmere ich für eine Sekunde weg, bin aber wieder da, als er mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Ich frage ihn, ob wir es tun wollen, aber er lehnt ab. Weil er zu müde ist.

Dieser Umstand kommt mir sehr entgegen.

Er hat absolut keinen Schimmer. Wie auch? Ich versuche, seine Nähe zu genießen, aber ich merke, wie mir seine Ahnungslosigkeit nur noch mehr auf das Gewissen drückt. Sie tut mir richtig weh. Da liegt er. Schlafend. Ein Mann, der sich für seine Familie zerreist und nur einen einzigen Fehler hat. Er sollte derjenige sein, der mich bestraft und wie ein Hure fickt.

Wenigstens ist morgen Samstag.

Ich muss an Peter und den heutigen Nachmittag denken. Wieder habe ich das Gefühl, dass sich mir der Magen umdreht. Ich greife zu meiner Zigarettenschachtel, werfe mir meinen Bademantel über und gehe leise aus dem Schlafzimmer.
Die Zigarette rauche ich auf dem Balkon, weil ich das dringende Bedürfnis nach frischer Luft habe. Danach gehe ich runter ins Wohnzimmer und schalte den Rechner an. Die helle Mattscheibe des Monitors verursacht ein Ziehen in den Augen. Ich bin allein.

Bevor ich anfangen kann, meine Abschiedsmail an Peter zu schreiben, fällt mir der kleine Umschlag wieder ein. Ich habe den Verdacht, dass sich darin nur wieder einer von Peters Spielanweisungen befindet, so, wie in den letzten Umschlägen auch. Meine Lust, mir jetzt so einen Mist anzutun, ist mindestens genauso hoch, wie die, auf Sex. Trotzdem schleiche ich mich in die Diele.
In dem Umschlag finde ich ein gutes Dutzend gestochen scharfer Fotos. Darauf erkenne ich mich und Peter. Er und ich. Zusammen im Schlafzimmer. Ich knie vor Peter und blase ihm einen. Meine Hände sind mir auf den Rücken gefesselt. Peter nimmt mich von hinten, die Zügel fest in den Händen. Ich reite Peter. Peter führt mich im Wohnzimmer an der Leine Gassi. Ich, mit dem Gummiknebel im Mund. Mein Gesicht. Trotz Perücke einwandfrei zu erkennen.

Heilige Scheiße.

Sofort zieht sich mein Magen zusammen, während mein Kopf von einem Schwarm feiner Nadeln durchsiebt wird. Ohrfeigen mal anders. Schrecken und Scham vermischen sich zu einer lähmenden Ohnmacht. Das Abendessen macht sich auf den Weg nach oben, und ich muss alles an Kräften aufbieten, um den Brechreiz zu unterdrücken. Bei den Tränen, die nun dazu kommen, habe ich allerdings nicht soviel Glück.
Ich brauche ein paar Minuten, um zu begreifen, was ich da überhaupt in den Händen halte. Der Flur verhält sich wie mein Magen, aber alles andere bewegt sich von mir weg. Ich komme mir vor, wie ausgeschnitten. Ich gehöre nicht hierher. In meinem Mund herrscht Trockenheit.

Im Badezimmer klatsche ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Herz und Magen pochen hart im Gleichschritt. Immerhin lässt sich das leichter ignorieren, als Pappmache in den Beinen. Im Spiegel sehe ich ein aufgeweichtes Gesicht; verheult, schuldig, und ich frage mich, ob die Person, die ich dort sehe, auch wirklich ich bin. Allmählich reagiere ich auf mich selbst allergisch.

Ich habe die Fotos nicht beseitigt. Keine Ahnung, ob es Erleichterung ist, die ich fühle, als ich mich mit den Beweisstücken auf den Weg ins Schlafzimmer mache, wo Michael schläft. Wenn ich ihn wecke, wird er denken, dass alles in Ordnung ist. Er wird verschlafen fragen, was los sei, und seine Hand ausstrecken, um mich zu berühren. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich Angst vor diesem Moment. Aber ich laufe nicht mehr davon.

Und dafür liebe ich euch.

 

Salve!

So, noch einmal gebügelt. Ob ich alle Verbesserungsvorschläge so beherzigen konnte, wie sie von euch gedacht waren, weiß ich nicht, aber mir haben eure Kommentare wirklich sehr geholfen! Vielen dank nochmal an alle! Wenn nun keiner mehr den Nerv hat, nochmal zu lesen - kein Ding:D. Alle anderen können sich auf das (fast) neue Model freuen.

Viele Grüße,
Satyricon

 

Hey!

Ich weiß warum ich hier bin.
weiß, warum
Den Weg zum Wohnzimmer lege ich auf allem Vieren zurück.
allen
„Geschmeidig“, sagt er immer. „Sei geschmeidig.“
Hihi.
Sein Blick ist so schwarz, wie seine Schuhe.
kein Komma.
Zuerst küsse ich seinen linken, dann seinen rechten Schuh. Der Kontakt mit dem polierten Kunstleder hinterlässt einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
Mohoment - nicht so schnell. Leckt sie die Schuhe, oder leckt die sich nur einmal über die Lippen und hat den Geschmack der Schuhcreme auf der Zunge? Oder ist das gar nicht weiter wichtig, und ist das überhaupt gesund? Schuhcreme auf der Zunge?
nach hinter gekämmtes Haar.
hinten
Ich bin eine verräterische Hure, und ich verdiene das hier. Jeder Anflug von Schuld ist in dieser Sekunde wie weggewischt. Magnetismus.
Och nö, nicht so.
Das nächste, was ich mitbekomme ist, wie mir ein ledernes Halsband angelegt wird.
mitbekomme, ist, ...
Okay, ich lasse das jetzt mit den Kommata, komme mir bisschen doof vor. :)
Wenn ich ihn überhaupt öffne. Mir ist nicht nach Spielchen zumute.

Nie wieder.

Wie kommt's? Das ging bisschen zu schnell.

Mir hat der Text eigentlich ganz gut gefallen, war mir nur ein bisschen zu nackt, also sie sagt ja, wie sehr sie sich zum Beispiel vor sich selbst ekelt, aber ich weiß nicht, warum sie das plötzlich denkt, würde sie zum Beispiel ihre Tochter sehen, wie sie den Hund GAssi führt und dabei an ihre Spielchen mit Peter denkt - das ist dann klar, warum die sich vor sich selbst ekelt, oder wenn der Mann über die Haare fährt und sie vielleicht auf die Stirn küsst - so bisschen die Parallelen. Aber einfach zu behaupten, ist bisschen zu einfach.

Die Sprache hat mir aber gefallen, am Anfang sogar mit bisschen Humor und Zynismus und dann kommt die Familie ins Spiel und man erfährt, sie ist auch noch verheiratet, die Geschichte hat dann eine ganz neue Dimension.

Und am Ende der Geschichte musste ich einfach wissen, ob du 'n Kerl bist oder nicht.
Das ist dann noch einmal ein Pluspunkt - die Figur der Frau ist dir da echt gelungen. Gute Geschichte. Mit mehr Details und Kleinigkeiten wäre sie definitiv lebendiger und authentischer.

JoBlack

 
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Servus, BlackJo:D!

Nö, ich komme mir blöd vor, bei all den Fehlern, die es immer noch gibt. Ich schwöre, dass ich kein Textüberflieger bin! Deshalb ärgert es mich doppelt!

Zu den Schuhen: Noch nie einen Schuh geküsst:D? Poliert muss ja nicht zwangläufig bedeuten, dass er ertränkt wurde in dem Zeug, sondern einfach nur, dass er mal poliert wurde. Wenn es wirklich so ungesund wäre, dann müssten alle Leute, die sowas praktizieren, ganz schöne Probleme haben. Und ich fühle mich noch ganz gut:sealed:.

Ihr Gedankenumschwung, also die Stelle mit dem Nie wieder... na gut, okay, aber ich wollte das nun auch nich so gewaltig aufblähen. Das ist eben etwas, dass sie schon die ganze Zeit mit sich herumgetragen hat, und dann bricht es halt aus. Da kann man natürlich hundert Stunden drüber streiten, aber ich bleibe dabei.

Mir hat der Text eigentlich ganz gut gefallen, war mir nur ein bisschen zu nackt, also sie sagt ja, wie sehr sie sich zum Beispiel vor sich selbst ekelt, aber ich weiß nicht, warum sie das plötzlich denkt, würde sie zum Beispiel ihre Tochter sehen, wie sie den Hund GAssi führt und dabei an ihre Spielchen mit Peter denkt - das ist dann klar, warum die sich vor sich selbst ekelt, oder wenn der Mann über die Haare fährt und sie vielleicht auf die Stirn küsst - so bisschen die Parallelen. Aber einfach zu behaupten, ist bisschen zu einfach.

Okay, wäre eine Möglichkeit mit dem Hund... Aber ich dachte, dass wird aus dem Zusammenhang deutlich. Parallelen. Da sollte ich noch mal drüber nachdenken.

Die Sprache hat mir aber gefallen, am Anfang sogar mit bisschen Humor und Zynismus und dann kommt die Familie ins Spiel und man erfährt, sie ist auch noch verheiratet, die Geschichte hat dann eine ganz neue Dimension.
Thank you:).

Und am Ende der Geschichte musste ich einfach wissen, ob du 'n Kerl bist oder nicht.
Das ist dann noch einmal ein Pluspunkt - die Figur der Frau ist dir da echt gelungen. Gute Geschichte. Mit mehr Details und Kleinigkeiten wäre sie definitiv lebendiger und authentischer.

Joar, ich bin ein Kerl, aber ich wurde von Frauen großgezogen:D. Vielleicht baue ich doch noch was ein, dann ist aber auch Feierabend!

So, ich danke Dir für das Lesen und Kommentieren!

Gruß,
Satyricon

 

Das mit den heimlich aufgenommenen Fotos zwecks Erpressung kommt in sehr vielen BDSM-Geschichten vor. Die Auflösung besteht immer entweder im (erzwungenen) Weitermachen oder, wie hier, um zu Hause klare Verhältnisse zu schaffen. Deine Protagonistin, Satyricon, erhofft sich dadurch eine Verwandlung des Soft-Ehemannes in einen Sadisten, damit sie fortan von ihm Schläge & Anderes für sie auf sexuellem Gebiet Essentielles bekommt, statt dafür fremd gehen zu müssen.

Das ist in 99% der Fälle nur ein Wunschdenken, aber möglich ist so was schon. Doch hier wird das scheitern, denn diese Frau ekelt sich vor sich selber. Sie unterwirft sich zwar und macht alles, was von ihr verlangt wird, aber hinterher kriegt sie den Moralischen. Und zwar nicht wegen des Fremdgehens, sondern wegen dem, was sie dort treibt:

Ich muss an Peter und den heutigen Nachmittag denken. Wieder habe ich das Gefühl, dass sich mir der Magen umdreht.
Sie braucht diese Art von Sex offenbar sehr dringend, aber gleichzeitigt lehnt sie es ab. Selbst wenn sich ihr Mann in einen Sadisten verwandeln würde, dieser Ekel vor sich selbst würde ihr bleiben.

Sie braucht eine Therapie, um zu erkennen, wer sie wirklich ist. Und zwar bevor sie mit ihren Wünschen an ihren Mann herantritt. Denn eines ist ganz klar: Sie, ja überhaupt niemand kann seine sexuelle Orientierung ändern. Je früher man das erkennt, desto sicherer kann man sich den passenden Partner aussuchen. Aber viele Menschen wollen sich ihr (Anders)Sein nicht eingestehen, denken, das würde sich geben mit der Zeit und einem Partner, der das Gegenteil dessen ist, was man sich insgeheim wünscht.

Aber das ist ein Trugschluss. Auch diese Frau musste eines Tages ausbrechen, um wirklich befriedigt zu werden. Man kann eben nicht gegen seine Natur leben, jedenfalls nicht auf Dauer. In deiner Geschichte kommt diese Problematik kaum zum Vorschein. Du bleibst zu sehr an der Oberfläche, alles ist nur auf hier und heute bezogen: Es wird dies und jenes gemacht und gedacht, aber in die Tiefe geht die Protagonistin nicht. Okay, das muss auch nicht sein, aber aufgrund dieser Oberflächlichkeit wird das handfeste Drama, das diese Geschichte eigentlich schildert, nicht richtig greifbar – und man bleibt als Leser unbefriedigt zurück.

 
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N'abend!

Joar, die Fotos sind ein Klassiker. Warum auch nich? Es ist eben ein gutes Mittel, um jemanden zu erpressen. Der Typ, der das in der Geschichte macht, ist eben ein normaler Kerl, dem nichts besseres eingefallen ist - würde mir an seiner Stelle aber auch nicht:D.

Ich verstehe das Sadistending nicht so ganz. Zwischen einer sadistischen, oder einer einfachen dominanten (beziehungsweise masochistischen-devoten) Orientierung gibt es schon Unterschiede. Wenn Peter ein Sadist wäre (was er aber nicht ist), dann hätte der Ehemann früher oder später Spuren auf dem Körper seiner Frau finden müssen. So sind es aber einfache dominante Spiele, in denen ein Körper nur entsprechend fetischisiert wird (Lederhalsband, Knebel ect.). Sie lehnt es nicht ab, sondern sie lehnt schon die Umstände ab, unter denen sie es praktizieren muss. Deswegen ist auch das mit der Therapie hinfällig. Sie hat eine Affäre mit einem Kerl, der ihr mal eine andere Welt zeigt. Ihr gefällt das, deswegen macht sie ja auch mit. Nur, weil man auf etwas andere sexuelle Spiele steht, ist man nicht gleich ein Szenetyp, oder total davon abhängig. Wenn ich eine Problematik in den Vordergrund stellen wollte, die auf diese Schiene geht, dann hätte ich es auch ein wenig prägnanter gemacht, und wahrscheinlich auch in einem anderen Rahmen. Natürlich bleibt die Frage nach der Dringlichkeit, die in der Frau schlummert. Nun gut, ich sage zwar auch, dass sie es bedauert, es nicht mit ihrem Mann tun zu können, aber das alleine bedeutet nicht wirklich viel. Es gibt Menschen, die ein Leben lang auch ihre Phantasie, Phantasie bleiben lassen. Die mastubieren ihr Leben lang herum, und können damit prima leben. Vielleicht ist die Ausprägung bei meiner Prot. nicht so extrem, als das es etwas, wie einer Therapie, oder eines totalen Ausbruchs benötigt. Im Grunde wollte ich, dass es vordergründig schon um das Fremdgehen geht.

Ich danke Dir für das Lesen und Kommmentieren, dass mir trotzdem gute Denkanstösse geliefert hat!

Gruß,
Satyricon

 

Ich verstehe das Sadistending nicht so ganz. Zwischen einer sadistischen, oder einer einfachen dominanten (beziehungsweise masochistischen-devoten) Orientierung gibt es schon Unterschiede. Wenn Peter ein Sadist wäre (was er aber nicht ist), dann hätte der Ehemann früher oder später Spuren auf dem Körper seiner Frau finden müssen.
Wo es Masochismus gibt, darf Sadismus nicht fehlen – einer Frau zu befehlen, Schuhe zu küssen, ist eindeutig eine sadistische Handlung, die gleichwohl keine Spuren am Körper der Frau hinterlässt. Jedenfalls ist in diesem Fall der Hinweis auf dominante Spiele irreführend bzw. beschönigend, was allzu verständlich ist, denn Sadismus ist als Begriff negativ besetzt, weil es ihn auch ohne den masochistischen Widerpart gibt.


So sind es aber einfache dominante Spiele, in denen ein Körper nur entsprechend fetischisiert wird (Lederhalsband, Knebel ect.). Sie lehnt es nicht ab, sondern sie lehnt schon die Umstände ab, unter denen sie es praktizieren muss. Deswegen ist auch das mit der Therapie hinfällig.
Das mit der Therapie, habe ich anders gemeint: Sie soll ihre Neigung nicht wegtherapieren, sondern sie annehmen - schon allein das obige Wort „muss“ zeigt, dass sie von ihrer Neigung beherrscht wird. Und sie kann zwar die Umstände ablehnen, unter denen sie ihre Neigung auslebt, aber in der Geschichte wird von Ekel gesprochen, was auf innerliche Abwehr gegen eben diese Neigung weist.


Sie hat eine Affäre mit einem Kerl, der ihr mal eine andere Welt zeigt. Ihr gefällt das, deswegen macht sie ja auch mit. Nur, weil man auf etwas andere sexuelle Spiele steht, ist man nicht gleich ein Szenetyp, oder total davon abhängig.
Wenn einem etwas so gefällt, dass man deswegen fortgesetzt die Ehe auf Spiel setzt, dann ist man davon abhängig. Man kann das zwar einmal oder zweimal ausprobieren, aber die Protagonistin in deiner Geschichte wünscht sich diese „Spiele“ auch in der Ehe. Das ist also in ihr.


Im Grunde wollte ich, dass es vordergründig schon um das Fremdgehen geht.
Eben das ist der Eindruck, der auch bei mir entstanden ist: Fremdgehen mit ein bisschen Sadomasobeiwerk unter Ausblendung des Hintergrunds. Das haben so ähnlich auch andere Kritiker - wenn ich es richtig gelesen habe: Quinn und Maria.Meerhaba - gesehen.

 
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Hi!

Ich war die letzten Tage krank, deswegen antworte ich erst jetzt.

Das mit der Therapie, habe ich anders gemeint: Sie soll ihre Neigung nicht wegtherapieren, sondern sie annehmen - schon allein das obige Wort „muss“ zeigt, dass sie von ihrer Neigung beherrscht wird. Und sie kann zwar die Umstände ablehnen, unter denen sie ihre Neigung auslebt, aber in der Geschichte wird von Ekel gesprochen, was auf innerliche Abwehr gegen eben diese Neigung weist.

Vielleicht habe ich deswegen auch das Ende offengelassen. Wir bewegen uns ja schließlich nur an einem ganz bestimmten Punkt. Sie macht sich mit den Fotos auf, nicht um ihren Mann zu "bekehren", sondern, um ihm ihre Verfehlungen zu beichten. Was danach kommt, liegt im dunkeln. Und dieser Ekel, der da angesprochen wird, basiert auf eben diesem Fehlverhalten. Das ist eben der moralische Konflikt, der diesen oft zitierten Ekel hervorruft. Wenn es so rüberkommt, dass es anders verstanden wird, dann habe ich schlechte Arbeit geliefert, da komm ich ja nun nicht drum herum:sealed:. Und überhaupt: Etwas annehmen, was man von sich weist?

Auf jeden Fall danke ich Dir weiterhin! Für meine nächste Geschichte mit so einem Hintergrund (sollte es denn eine geben) werden mir so manche Punkte bestimmt von Nutzen sein!

Gruß,
Satyricon

 

Hey there,

ich kenn die vorherigen Fassungen nicht, aber ich find, die Geschichte macht einen ausgereiften Eindruck. Liest sich daher auch wirklich gut.

Diese Stelle mit dem Geschmack der Schuhcreme auf der Zunge ist mir allerdings auch aufgefallen - wieso nicht einfach Geschmack im Mund oder so? Das hat mich aus dem Fluss gebracht...

Ansonsten...

Er berichtet mir von seinem Ausflug mit Helen in den Tierpark, und das sie im Laufe des Tages Fieber bekommen hat. Und ich habe Peters Schwanz im Arsch gehabt. Als er zu dem Teil mit seiner Arbeit kommt, dämmere ich für eine Sekunde weg, bin aber wieder da, als er mir einen Kuss auf die Stirn gibt.

Der ganze Absatz - epic.

-DoT

 

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