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Und sie schreien in die Nacht

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26.11.2017
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Anmerkungen zum Text

Ich habe diesen Text schon auf einigen Lesebühnen vorgetragen und überwiegend positive Resonanz erhalten. Jetzt möchte ich versuchen, ihn bei Zeitschriften einzureichen (vielleicht auch in meiner Autorenmappe für eine Bewerbung zum Studium für kreatives Schreiben) und würde ihn demnach gerne noch einmal unter die Lupe nehmen und mit eurem Feedback anpassen. Die Erzählung ist kurz und abgeschlossen, mein Fokus liegt auf der Wirkung des Textes und wie er sie beim Lesen entfaltet. Manche Passagen haben auch etwas Poetry-Slam-haftes finde ich, weshalb ich diesen Text sehr sehr mag.

Und sie schreien in die Nacht

Und sie schreien in die Nacht. Jung, dumm und vielleicht auch naiv, schreien sie, heulen mit den Wölfen, die eigentlich keine Wölfe sind, sondern Wellen und Wind.

Lorenzo und Raffael überspringen die Absperrungen und rennen voraus. Wie Kinder tollen sie die, in den Felsen geschlagenen, Stufen herunter. Sie lachen, scherzen und rufen den Zweien zu, die noch an der obersten Schwelle harren.

Giulia drängt sich an Mattheo. Sie spürt seinen Herzschlag und unter ihren Fußsohlen den nackten Stein, darin das letzte Kribbeln der Mittagshitze. Ein Salamander schießt aus dem Gestrüpp. Er huscht vorbei, überquert die von der Zeit geblichenen Fliesen, und taucht in eine fingergroße Höhle am Wegesrand, aus der die Gischt, hunderte Meter unter ihnen, heraushallt.

Am anderen Ende der Bucht erlöschen die Lichter der Stadt, eines nach dem anderen. Nur Diskothek und Sternenhimmel halten sich. Das Meer liegt schwarz. Es riecht nach Salz und Sonne.

Mattheo setzt einen Fuß in die Luft. Einen Weiteren und er steht auf der nächsten Stufe. Hunderte folgen. Giulia lässt ihn los und geht als Letzte. Sie streckt die Arme aus und streift mit der Linken den rauen Felsen entlang, streichelt mit der Rechten Blumenköpfe, Rinde und Gräser. Bevor ihre Hand sich in einem Kaktus verfängt, reißt Mattheo sie weg. Er hält sie fest umschlossen, bis sie das Ende der Treppe erreichen.

Wo Sandstrand und Steilklippe sich treffen, prickelt die Luft. Giulia atmet ein, bis ihre Nasenflügel beben. Es fühlt sich an, als trinke sie Mineralwasser. Sie befreit sich aus Mattheos Griff und vergräbt ihre Füße im Sand.

Lorenzo folgt ihr. Er erzählt Etwas vom Feiern des Erfolgs, von Abschluss, von Anfang und von Ende. Mit den Silben, aus denen Worte, aus denen Sätze werden, wirft er seinen Rucksack über die Schulter und kramt eine längliche Pappverpackung hervor. Giulia grinst, streckt die Hand aus und greift eine der Wunderkerzen. Lorenzo lässt die Packung fallen und zückt ein Feuerzeug.

Ein leises Zischen. Funken, wie tausende Pfeile, springen durch die Luft. Giulias Augen leuchten mit der Kerze um die Wette. Mit brennendem Zauberstab tanzt sie über den Strand zur Musik der rauschenden Wellen und den Worten von Erfolg, Abschluss, Anfang und Ende. Sie zeichnet Muster in die Luft mit glimmendem Zauberstab, zeichnet Sonne, Sterne und Mond.

Giulia streckt die Arme aus und zieht in Pirouetten die imaginäre Umlaufbahn eines Planeten. Sie springt und zeichnet einen weiteren Planeten, eine weitere Umlaufbahn. Noch einmal und immer so weiter, bis sie ein ganzes Sonnensystem kreiert. Noch einmal und immer so weiter, bis aus dem Sonnensystem eine Galaxie wird.

Lorenzo holt drei Flaschen Bier aus dem Rucksack und teilt sie mit Mattheo und Raffael. Sie sitzen auf der letzten Stufe, reden über Erfolg, Abschluss, Anfang und Ende. Giulia tanzt. Außer Atem, doch die Luft prickelt, wie Mineralwasser und gibt ihr Kraft. Sie schreit in die Nacht. Jung, dumm und vielleicht auch naiv, heult sie mit den Wölfen, die eigentlich keine Wölfe sind, sondern Gespräche der Jungen, Wellen und Wind.

Sie hatten einen Schwur gemacht. Im hohen Alter würden sie, auf den engen Gassen ihrer Heimatstadt, zwischen Mauerwerk und Wäscheleine, auf Stühlen, von denen der Lack bereits abblätterte, sitzen. Sie würden auf den Abend warten, da entsponnen sich die spannendsten Geschichten. Giulia, Raffael, Mattheo und Lorenzo säßen in den ersten Reihen und tauschten die Lebensweisheiten aus einem Leben, das sie eigentlich noch zu leben hatten. So stellten sie es sich vor. Aber …

Abschied. Giulia stolpert. Die Worte schmecken bitter, verfault, wie Raffael sie spricht. Er habe gewartet, auf den richtigen Moment. Giulia stürzt in den Sand. Was sei der richtige Moment? Giulia schnappt nach Luft, doch das Prickeln ist weg. Kein Beben der Nasenflügel, kein Lachen, kein Schreien in die Nacht. Raffael erklärt, mit fester Stimme und ruhigem Verstand. Er erzählt von Erfolg, Abschluss, Anfang und Ende. Doch eigentlich ist es nur ein Ende, wie die Anderen es empfinden.

Schulzeit zu viert. Das Pauken, aber eigentlich mehr das nicht Pauken. Mattheos Liebesgeständnis an Giulia. Lange Sommernächte an der Grenze von Sandstrand und Steilklippe, mit dem Blick auf die Bucht. Ihr geheimer Strand, dessen Betreten seit Jahren verboten war. Es drohte die Gefahr, beim Herabsteigen abzustürzen. Die Treppenstufen mussten saniert werden. Von wem und wann?

Die Gefahr störte sie nie, sie reizte nur. Sie fanden den Weg auch im Dunkeln, wenn selbst das Licht der kleinen Disco, der Hafenstadt am anderen Ende der Bucht, erlosch. Dann wiesen die Sterne ihnen den Pfad, über manchmal glitschige, manchmal staubtrockene Treppen, entlang an Felswänden, hinter denen die Salamander schliefen und die Wellen rauschten.

Lorenzo fragt erneut das Warum. Aus Silben werden Worte, aus Worten werden Sätze, aus den Sätzen wird ein Streit. Und sie schreien in die Nacht. Jung, dumm und vielleicht auch naiv, heulen sie mit den Wölfen, die eigentlich keine Wölfe, sondern nur sie selbst beim Streiten, sind.

Sandkästen, Spielplätze, Schulbänke und Abschlussprüfungen ziehen vorüber, wie ein Fischerboot eines Sonntags nachmittags. Giulia hatte ein neues Kleid getragen, als das Meerwasser ihr entgegenschlug. Mattheo konnte sich vor Wut kaum halten. Er schubste Lorenzo, der aus dem Lachen nicht herauskam, in den Kanal. Da musste Giulia lachen. Raffael stimmte ein und irgendwie standen sie dann alle da und lachten, während Mattheo Raffael aus dem Wasser half.

Sie streiten so lange, bis die Worte aufgebraucht sind und eine goldene Linie sich in den Horizont zwängt und Himmel und Meer auseinanderdrückt.

Giulias abgebrannte Wunderkerze liegt im Sand. Tot. Die Jugendlichen sitzen auf den Stufen. Augenringe und getrocknete Tränen. Selbst Mattheo hat geweint. Lorenzo fragt erneut das Warum und Raffael erklärt, mit fester Stimme und ruhigem Verstand. So ganz verstehen sie es immer noch nicht.

Aber müssen sie das? Giulia wirft die Haare zurück und gräbt die Pappverpackung aus. Sie grinst und bietet den Dreien jeweils eine Wunderkerze an. Sie selbst nimmt die Letzte.

Mit brennendem Zauberstab tritt sie voran in den Sand. Giulia tanzt. Sie dreht sich, die Arme ausgestreckt, zeichnet die Umlaufbahn von Planeten, die Spiralform von Galaxien. Sie erschafft Universen, ohne Raffael und mit Raffael. Universen, in denen sie sich wiedertreffen, sich besuchen, niemals trennten, niemals kannten. Giulia stellt fest, dass dieses Universum gar nicht so schlimm sein kann.

Raffael zündet seine Kerze an. Er folgt Giulia, auf nackten Fußsohlen über den Strand. Erst erschafft er eine Landschaft, dann eine Welt, seine Welt. Ohne Giulia, Mattheo und Lorenzo und irgendwie auch mit ihnen.

Mattheo und Lorenzo malen mit – ein Urknall in ihren Händen – ihre eigenen, kleinen Universen. Sie schreien in das Morgengrauen. Jung, dumm und vielleicht auch naiv, schreien sie, heulen mit den Wölfen, beweinen einen Abschied und feiern ein Wiedersehen.

Sie ketten ihre Sorgen an die Sterne. Die Wunderkerzen brennen aus. Die Sonne am Horizont saugt, wie ein schwarzes Loch, die Universen, die Sterne und die Sorgen ein. Der Abschied bleibt. Aber sie sind nicht mehr traurig und auch nicht mehr wütend. Irgendwie sind sie befreit.

Sie gehen den Weg zurück, die Steintreppen hoch. In der Ferne klingt eine Kirchenglocke. Möwen kreischen. Aus einer fingergroßen Höhle streckt ein Salamander sein Häuptchen empor und mustert die vier Jugendlichen.

Sie beschreiten gemeinsam ihre getrennten Wege. Raffael wird Architekt in einer berühmten Stadt. Giulia und Mattheo heiraten, gründen eine Familie im Nachbarsort, wo die Mieten niedriger sind. Lorenzo bleibt in der Stadt. Er übernimmt das Schuhgeschäft seines Vaters.

Und Jahre später sitzen sie zwar nicht zwischen Mauerwerk und Wäscheleine, auf Stühlen, von denen der Lack bereits abblättert, um die Lebensweisheiten, aus einem Leben, das sie eigentlich schon gelebt haben, zu tauschen. Doch sie treffen sich, regelmäßig, manchmal öfter und manchmal seltener. Dann steigen sie über die Absperrungen, denn die Treppen sind noch immer nicht saniert, und erschaffen in der salzigen Luft ihrer Heimat viele, kleine Universen mit den Wunderkerzen.

 
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Und sie schreien in die Nacht. Jung, dumm und vielleicht auch naiv, schreien sie, heulen mit den Wölfen, die eigentlich keine Wölfe sind, sondern Wellen und Wind.

Hallo,

wenn dies ein gedruckter Text wäre, würde ich nach diesem Absatz aussteigen. Das hat mehrere Gründe. Erstens, du verrätst alles direkt im zweiten Satz. Sie sind jung, dumm, vielleicht auch naiv ... damit setzt du den Marker für den restlichen Text. Ich kriege eine Ahnung was kommt, mir wird alles serviert, ich muss nicht selber denken, ich kriege alles vom Autoren mitgeteilt. Zweitens, sprachliche Präzision. Zuerst schreien sie in die Nacht. Dann schreien sie mit den Wölfen, aber eigentlich heulen sie, und das sind dann keine Wölfe, sondern Wellen und Wind. Schreit Wind? Heulen Wellen? Wind kann heulen, oder? Aber mir wird auch nicht klar, was du mit diesem Bild bezweckst? Was soll es aussagen? Soll es die Naivität betonen? Ich kriege das nicht zusammen.

Wie Kinder tollen sie die, in den Felsen geschlagenen, Stufen herunter. Sie lachen, scherzen und rufen den Zweien zu, die noch an der obersten Schwelle harren.
Hier servierst du das gleich nochmal, als würdest du dem Text selbst nicht so ganz vertrauen. Wie Kinder tollen sie ... das müsstest du zeigen. Hast du dich mal mit show, don't tell beschäftigt?
Mit brennendem Zauberstab tritt sie voran in den Sand. Giulia tanzt. Sie dreht sich, die Arme ausgestreckt, zeichnet die Umlaufbahn von Planeten, die Spiralform von Galaxien. Sie erschafft Universen, ohne Raffael und mit Raffael. Universen, in denen sie sich wiedertreffen, sich besuchen, niemals trennten, niemals kannten. Giulia stellt fest, dass dieses Universum gar nicht so schlimm sein kann.
Erinnert mich an Hollywoodfilme, ich sehe diese Szene vor mir, eine lange Montage, und am Ende stehen sie wieder am Strand. Sagen wir es so: Da steckt Kitsch drin.
Aber sie sind nicht mehr traurig und auch nicht mehr wütend. Irgendwie sind sie befreit.
Traurig und wütend worüber? Der Text bleibt immer vage, man weiß nie genau, was ist sein Thema, was ist sein Motiv?

Doch sie treffen sich, regelmäßig, manchmal öfter und manchmal seltener. Dann steigen sie über die Absperrungen, denn die Treppen sind noch immer nicht saniert, und erschaffen in der salzigen Luft ihrer Heimat viele, kleine Universen mit den Wunderkerzen.
Was soll ich sagen? Am Ende wird nochmal ganz schon die Kitschmaschine angeschmissen. Alle sind zufrieden. Irgendwie geht es im Leben weiter. Man erträgt alles stoisch, denn man kann ja auch viele kleine Universen mit Wunderkerzen erschaffen. Oder stattdessen. Diese Szene wird so dermaßen aufgeladen, dass ich mich frage: Warum eigentlich genau? Ist das eine Flucht? Aber so lese ich das nicht, da muss eigentlich keiner fliehen, von denen, oder? Die sind doch recht priviligiert. Oder ist es nur Eskapismus und Angst vorm Leben, aber dann würden sie das später nicht mehr so machen, denn dann würden sie erkennen, wie lächerlich das Ganze im Grunde ist, denn sie sind ja nicht mehr jung, naiv und dumm, oder?

Guilia, Matheo, Lorenzo, Raffael - klingt alles sehr exotisch. Warum genau benutzt du diese Namen? Oder ist das eine Geschichte mit eigenem persönlichen Hintergrund? Ich frage deswegen, weil man Geschichten mit einer expliziten Namensgebung schon lenkt, da wird ein zusätzlicher Raum aufgemacht, der manchmal schon sehr manipulativ sein kann; ist es noch genau die gleiche Geschichte, wenn die Renate, Jürgen, Hans und Willi hießen? Könntest du diese Atmosphäre dann genauso transportieren? Oder ist diese exotische an der salzigen Küste als Kulisse unabdingbar? Wenn ja, warum?

Ich lese das im Grunde als Text, in dem es um Freundschaft geht. Und auch irgendwo um Loyalität. Um etwas, das verbindet. Aber was genau ist das? Was ist das Wesen ihrer Freundschaft? Wovor haben sie Angst, warum müssen sie sich mit den Wunderkerzen eigene Universen erschaffen, was ist der Grund dafür? Was ist das Geheimnis? Da bleibt der Text meiner Meinung nach viel zu vage, es ist wie ein Vorhang, der nie gelüftet wird. Du musst nicht alles verraten, aber ich brauche etwas, dass im Text verankert wird, dass Schwerkraft besitzt, sonst hat es für mich wenig Glaubwürdigkeit einfach.

Sprachlich ist mir das zu voll, da könntest du verknappen und insgesamt runterfahren. Weniger ist oft mehr. Vier Namen in einem so kurzen Text auch schon sehr viel. Vielleicht auch die Perspektive überdenken: wäre Ich hier nicht passender? Könnte man da eventuell die Ängste und auch die Distanz nicht besser reflektieren? Weil wer erzählt das Ganze? Wem erzählt er das? Hier in dem Text ist auch immer so eine erhöhte Position des Erzählers wahrnehmbar, als wisse der im Grunde mehr als der Leser und auch mehr als die Figuren im Text selbst, und das wirkt auf mich manchmal etwas selbstherrlich.

Noch was: der Titel. Der wirkt wie so ein Slasher aus den 80ern, eher Horror-mässig auf mich.

Gruss, Jimmy

 

Sie streiten so lange, bis die Worte aufgebraucht sind und eine goldene Linie sich in den Horizont zwängt und Himmel und Meer auseinanderdrückt.
Der m.A.n. schönste Satz im Text. Auch, wenn ich das erste und zweite Und durch ein Komma ersetzen würde.

Hallo Harmonia!

Du bemühst dich um eine schöne Sprache, so etwas mag ich, da und dort gelingt das auch, besonders in manchen atmosphärischen Bildern, wie hier:

Sie gehen den Weg zurück, die Steintreppen hoch. In der Ferne klingt eine Kirchenglocke. Möwen kreischen. Aus einer fingergroßen Höhle streckt ein Salamander sein Häuptchen empor und mustert die vier Jugendlichen.

Dennoch wirkt die Sprache auf mich insgesamt zu schmuckhaft und damit überladen. Ich kann auch nicht erkennen, was du genau erzählen willst. Der Text strotzt vor kryptischen Andeutungen, hat aber kein zentrales Ziel. Am ehesten erkenne ich darin ein vor Emotionalität überquellendes Stimmungsbild. Kurz gesagt: Stilistisch bemüht, inhaltlich, für meinen Geschmack, (noch) etwas zu leer.
Aber ich denke, du hast Talent. Keine Frage. Und bin sicher, dass du dich literarisch positiv entwickeln wirst. Dran bleiben.

Netten Gruß,
Manuela :)

 

Giulia, Raffael, Mattheo und Lorenzo säßen in den ersten Reihen und tauschten die Lebensweisheiten aus einem Leben, das sie eigentlich noch zu leben hatten. So stellten sie es sich vor. Aber …

Gottfried Keller hat seinerzeit Shakespeares „Romeo und Julia“ ins 19. Jhdt. nicht nur in die ländliche Schweiz, sondern zugleich in seine Sprache (dem Schweizer Deutsch des 19. Jahrhunderts) verlegt und es ist ein ausgesprochen prosaischer Text vor allem auch wider Vorurteile, mit denen Dein Versuch poetischer Sprache beginnt

Jung, dumm und vielleicht auch naiv, schreien sie, heulen mit den Wölfen, die eigentlich keine Wölfe sind, sondern Wellen und Wind
- gar mit dem Versuch des Stabreimes (Welle, Wind, Wolf),

liebe @Harmonia .

Nun, ich hab nix gegen Kitsch (er bietet oft ein Mittel, bildungsferne Leute ans Lesen zu bringen), aber erzählte Prosa ist flüchtig, zieht zum einen Ohr hinaus und entfleucht zum anderen wieder. In Schriftform aber offenbart sich jede Schwäche – nicht nur grammatischer Art – wie bereits hier

Wie Kinder tollen sie die, in den Felsen geschlagenen, Stufen herunter.
die an sich keiner Regel folgen, sondern bestenfalls eine Regieanweisung für eine Pause in der mündlichen Rede sein kann – und dafür haben wir im Deutschen einen Stall von Strichen vom Komma über Binde- und Gedanken- und Spiegelstrichen, um nicht die Anleihe aus der Mathematik zu vergessen, das Minuszeichen nebst Prozentzeichen.

Aber der Reihe nach ohne Anspruch auf Vollständigkeit -

hier eine Streichliste

Er huscht vorbei, überquert die von der Zeit geblichenen Fliesen, und taucht in eine fingergroße Höhle am Wegesrand, aus der die Gischt, hunderte Meter unter ihnen, heraushallt.
...
Im hohen Alter würden sie, auf den engen Gassen ihrer Heimatstadt, zwischen Mauerwerk und Wäscheleine, auf Stühlen, von denen der Lack bereits abblätterte, sitzen.
- hier kommt noch die schwache Klammer hinzu, die jeder Poet an sich vermeiden will (warum nicht "Im hohen Alter würden sie auf den engen Gassen ihrer Heimatstadt zwischen Mauerwerk und Wäscheleine auf Stühlen sitzen, von denen der Lack bereits abblätterte …?)

Mattheo setzt einen Fuß in die Luft. Einen Weiteren und er steht auf der nächsten Stufe.
Besser „… Einen weiteren und …“ weil dieses Adjektiv „weitere“ ein Attribut des Fußes ist, wie der Artikel als Mengenbezeichnung selber zum Adjektiv wird.

Ähnlich hier für die letzte der Bagage

Giulia lässt ihn los und geht als Letzte.

Lorenzo folgt ihr. Er erzählt Etwas vom Feiern des Erfolgs, …
„etwas“ wird nicht selbst schon substantiviert, weil Substantive folgen

Sie würden auf den Abend warten, da entsponnen sich die spannendsten Geschichten.
besser ohne Umlautung, denn "entspannten" ist doch auch ganz hübsch ...

Hier denk ich, kommstu selbst drauf beim Stichwort Attribut

Giulia wirft die Haare zurück und gräbt die Pappverpackung aus. Sie grinst und bietet den Dreien jeweils eine Wunderkerze an. Sie selbst nimmt die Letzte.

Giulia und Mattheo heiraten, gründen eine Familie im Nachbarsort, wo die Mieten niedriger sind. Lorenzo bleibt in der Stadt. Er übernimmt das Schuhgeschäft seines Vaters.
„Nachbarort“ –
weder mit Genitiv- noch Fugen-s, schlicht Nachbarort.

meint der Friedel -

Alles kein Beinbruch, schließlich ist noch kein/e Meister/in vom Himmel gefallen - was hätte sie/er auch davon außer einem gebrochenen Genick. Und damit

herzlich willkommen hierorts!

 

Hallo Harmonia,
es ist so ziemlich alles gesagt worden, was auch ich zu kritisieren hätte, deshalb hier nur ein paar allgemeine Anmerkungen. Du bemühst dich bewusst um eine blumige Sprache und bedienst dich einiger Klischees. Das ist gefährlich, weil du damit ganz, ganz dicht am Kitsch bist (und damit am Geschwafel).
Bei einigen Schilderungen musst du aufpassen. Du schreibst "Mattheo setzt einen Fuß in die Luft. Einen Weiteren und er steht auf der nächsten Stufe". Willst du wirklich die Beschreibung, wie einer die Treppe hochgeht, zum Inhalt deines Textes machen?
Zum Wichtigsten: Ich habe nicht herausgefunden, was du mit deinem Text wirklich aussagen willst. Ich empfehle dir: Vor Schreibbeginn Text strukturieren und u.a. Handlung und Ende/Message/Pointe etc. klar definieren. Dann passiert so etwas nicht.

Gruß
Linedrop

 

Huhu :)

mir gefällt die Idee sehr gut, dein Schreibstil ist schön und sehr detailreich.

Die Wiederholungen geben allerdings eher den Eindruck, als wäre die Kurzgeschichte ein Gedicht oder ein Songtext im Herzen - da sie aber nicht den Umfang eines Songtextes hat, wird es etwas anstrengend zu lesen und ich muss gestehen, dass ich an manchen Stellen ins "Querlesen" gekommen bin, obwohl mich die detaillierte Szenebeschreibung am Anfang erst gut abgeholt hat.

Mich erinnerten Namen und Umgebung sofort an einen Sommerurlaub in Italien. Ich habe "gefühlt", was du beschrieben hast, dann ist zwischendurch meine Aufmerksamkeit verloren gegangen.

Zwischendurch bin ich nicht mitgekommen was passiert ist - ich hatte sogar kurz einen Scheck und den Gedanken, dass einer der Personen etwas zugestoßen ist, was eine gute Wendung für die Geschichte hätte ein können.

Trotzdem eine sehr angenehme Handlung und ein kleiner Ausflug aus dem Alltag. Vielen Dank dafür.

VG
C_Edevane

 

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