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Unfall
Eigentlich klingt es verrückt solche Gedanken zu haben, aber ich habe ja auch nie behauptet ganz klar im Kopf zu sein. Was wäre schon dabei? Nichts würde mir zustoßen. Ich hätte vielleicht ein gebrochenes Bein, gebrochene Rippen und eine Halskrause müsste ich auch tragen, dennoch ist das alles nicht schlimm. Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass ich der Erste bin, der mit der Idee spielt, sich vor ein Auto zu werfen. Es haben schon Tausende gemacht, ob nun gewollt als Suizid oder ungewollt als Unfall spielt keine Rolle. Die Menschen haben, Entschuldigung wenn ich mich so ausdrücke, keinen verdammten Plan. Meist sind sie allein, einsam, haben keine Freunde , nur ihre Eltern, im Grunde genommen keine sozialen Kontakte. Nur in ihren Köpfen gibt es vielleicht einen Mr.Nick oder Edward das Freundschaftskrokodil. Ich betrachte ebenjene Menschen als gestört und gesellschaftsuntauglich. Jawohl, das kann man, denn für wen oder was sind sie von Nutzen? Welchen Beruf könnten sie ausüben? Den des Bäckers, der täglich neue Gesichter sieht und freundlich sein muss? Den des Autoverkäufers, der die Aufgabe hat, Menschen anzusprechen und sie von etwas zu überzeugen? Nein, wohl eher nicht. Am Besten man nimmt solche Leute einfach als Mülltonne. So sind sie nützlich, still und müssen nichts machen.
Ich dagegen möchte vor ein Auto laufen, weil es mein Wunsch ist, das zu tun. Der aus dem Unfall resultierende Schmerz ist mir wie gesagt egal. Ich bin nicht einer von diesen Sadisten oder Masochisten oder was auch immer (ich konnte mir noch nie merken, welche Gruppe Schmerz zufügt und welche ihn erträgt), ich mache das nicht des Schmerzes wegen. Mein Anliegen ist es, dass die Menschen sich um mich Sorgen machen, sich um mich kümmern, mich im Krankenhaus besuchen und Blumen mitbringen, dass sie einfach an mich denken. Das ist wohl das Schönste auf dieser Welt, wenn Menschen an einen denken. Ich liebe dieses Gefühl. Und sein wir doch mal ehrlich: alle Menschen denken doch nur an jemanden, wenn es diesem Jemand schlecht geht. Immer wieder habe ich das gesehen und erfahren, niemandem bin ich etwas Wert. Und kaum wird es mir schlecht gehen, kümmert sich jeder um mich.
Ich habe mal eine Kurzgeschichte gelesen, in der es um einen alten Mann ging, der als Staubsaugervertreter oder so was arbeitete. Jedenfalls war er unglücklich – sehr unglücklich-, und suchte sich deshalb eines Tages ein Motel heraus, in dem er übernachtete. Vor dem Motel standen Huren, die auf ihre Freier warteten. Dieser Mann ging zu einer Nutte, bezahlte und trottete mit ihr zu seinem Zimmer. In dieser Nacht war er der glücklichste Mann des ganzen Universums, denn endlich wurde er gebraucht. So wird es mir nach meiner Handlung auch gehen.
Doch wie stelle ich es an? Es wäre wohl das Beste, ich gehe zu einer der Nebenstraßen, die von der Hauptstraße wegführen. Ich kann mich dadurch besser herausreden, ich hätte das Auto nicht kommen sehen oder so etwas. Aber was ist, wenn die Autos auf den Nebenstraßen nicht schnell genug fahren? Ach was solls, es wird schon klappen. Weiterhin wäre es wohl sehr gut alles bei Nacht zu erledigen – ein weiteres Argument ich hätte das Auto nicht gesehen.
Also ist es beschlossen. Ich spüre schon richtig wie es wehtut. Die Spannung in mir steigt, zu erfahren wer alles um mich trauert. Und Schmerzensgeld bekomme ich ja auch noch vom Fahrer. Langsam sticht es schon in meinen Fingern. Morgen werde ich alles erledigen dann wird...
„SCHWESTER, MEHR MORPHIUM!“
alles gut sein und ich bin
„VERDAMMT, ER SCHMIERT UNS AB!!!“
glücklich.