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Unfallfolgen

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12.01.2004
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Unfallfolgen

Er liebte Landstraßen in der Nacht. Kurz nach zwei, kein Mensch unterwegs. Martin rauschte durch die Dunkelheit. Den Verlauf der schmalen Landstraße durch den nächtlichen Nadelwald kannte er in- und auswendig, die verblassten Farbahnmarkierungen und hier und dort fehlenden Leitpfosten stellten kein Problem dar. Wenn er richtig gut drauf war, einen durchgezogen hatte, raste er mit Standlicht die einsame Straße entlang, auf der schon am Tage nur wenig Verkehr war.

Einmal hatte er sich auf eine Wette eingelassen. Sein Kumpel Ralf hatte ihn als Weichei betituliert und mit ihm um drei Riesen gewettet, dass er die Nebenstrecke nicht ohne Licht unter fünfundzwanzig Minuten schaffen würde. Mit Standlicht brauchte er zwanzig. Ergebnis der Aktion: Martin war um dreitausend Mark reicher und Ralf hatte ihm den Wagen vollgepisst und –gekotzt. Ja, Mark waren es ... schon lange her. Die Nummer hatte die Runde gemacht und niemand hatte ihn danach wieder herausgefordert.

Wenn man wusste, dass Martin beruflich zwar auch mit Kraftfahrzeugen zu tun hatte, aber eher in trüben Gewässern fischte und freiberuflicher, amtlich anerkannter Sachverständiger für den Kraftfahrzeugverkehr – so die amtliche Bezeichnung – war, mochte man sich schon über seine Eskapaden im Straßenverkehr wundern. Die Kreispolizeibehörde war leider nicht gut genug besetzt, um den Hinweisen nachzugehen und abgesehen davon verfügte man auch über keine Fahrzeuge, die Martin hätten verfolgen können. Das sorgte für die absurde Situation, dass er einerseits als Rowdy bekannt war, auf der anderen Seite dann aber mit nicht auch nur einem Punkt in Flensburg aufwarten konnte. Fakt war, dass er – so gut es eben ging - niemanden, außer sich selbst gefährdete und bislang keinen Unfall produziert hatte. Keinen, außer sich selbst, abgesehen von der Aktion mit Ralf … Im professionellen Rennsport hätte er sicher eine große Nummer werden können, was ihm vermutlich auch zu den notwendigen finanziellen Mitteln verholfen hätte, sich seinen kostspieligen Lebensstandard leisten zu können. Steuern, Benzinpreise, Versicherung … all das trug nicht zu seiner Erheiterung bei. Aber auf der Strecke war dann alles vergessen und wieder gut.

Martin bremste leicht ab, fuhr einen Schlenker und beschleunigte professionell am Scheitelpunkt der engen Rechtskurve, um seinen Audi TT Roadster hin zur nächsten Linkskurve, in der auch das Gefälle und eine rasche Folge enger, sich windender Kurven begann. Schalten, Lenken, das Spiel mit Kupplung, Bremse und Gas … die Kräfte auf sich einwirken lassen. Kein Wunder, dass ihm dabei beinahe einer abging.

Die Ernüchterung befuhr die Kehre vor ihm. Ein Geländewagen schlich förmlich über die Straße. Martin hieb mit dem Ballen der Linken auf das Lenkrad und fluchte vor sich hin, bremste abrupt und schloss bis auf einen Meter hinter den vorausfahrenden Wagen auf, blinkte ihn an, obwohl es sinnlos und war, in den Kurven überholen zu wollen – Bäume und Straßenverlauf machten es auch bei Nacht unmöglich abzuschätzen, ob es Gegenverkehr gab. Nach dem Gefälle gab es ein längeres, geradeaus führendes Teilstück, ausreichend Zeit, um den vorausfahrenden Wagen dort zu überholen. Immerhin lieferte ihm dies einen guten Grund, die Strecke eben einfach noch mal hoch und runter zu rasen. Die aufgekommene Wut veranlasste ihn, dichter aufzufahren, zu beschleunigen und immer wieder erst kurz vor einem Auffahren zu bremsen und er grinste breit, zockelte hinter dem grünen Nissan her.

Martin runzelte die Stirn. Professionell sah das nicht aus, was der andere Fahrer da ablieferte. Mal zog er zur Mitte hin, dann wieder nach Rechts, entkam nur knapp dem Leitpfosten.

Besoffen, dachte er bei sich. Nichts Ungewöhnliches in der Gegend und ein Punkt, den Martin auf den Tod nicht ausstehen konnte. Er zog den linken Mundwinkel hoch und schüttelte leicht den Kopf, gab einen Laut der Missbilligung von sich und betätigte einmal mehr die Hupe.

Sie fuhren auf die nächste Linkskehre zu. Der Nissan wurde wieder Erwarten nicht langsamer. Martin blickte auf den Tacho. Immer noch knapp achtzig. Er zog beide Augenbrauen ein wenig hoch. Mit der Kiste war es unmöglich durch die Kehre zu kommen. Na ja, jedenfalls nicht mit der aktuellen Geschwindigkeit, aber er folgte dicht auf. Das Fahrzeug fing an zu schlingern, brach dann nach rechts aus und verschwand aus Martins Blickwinkel. Nur wenig später kam er an der Stelle zu stehen, wo der Nissan jenseits des Fahrbahnrandes in der Böschung verschwunden war. Martins Mund stand noch immer offen, weil er nicht fassen konnte, was er da gerade erlebt hatte. Es dauerte einen Moment, bis er die Situation völlig erfasst hatte, dann sprang er aus seinem Wagen und lief an den Rand des steilen Abhangs.

Der Geländewagen lag gut acht Meter tiefer in der Böschung und hatte sich vor den an zwei Bäumen verkeilt. Etliche Teile des Wagens waren im noch immer eingeschalteten Scheinwerferlicht erkennbar in der Gegend verstreut. Die Motorhaube fehlte und im Motorraum kokelte im tanzenden Licht eines kleines Feuer.

Martin dachte keine weitere Sekunde nach und setzte sich in Richtung des verunglückten Wagens in Bewegung. Er stolperte, fing sich immer mal wieder so eben an einem Baum ab, verletzte sich dabei die Hände. Die Böschung war hier sehr steil und rutschig. Einige Male landete er im Dreck. Es schien ihm, als würde es eine Ewigkeit dauern und die größer werdenden Flammen im Motorraum erinnerten ihn daran, dass er nicht alle Zeit der Welt haben würde.

Total verdreckt, keuchend und mit wunden Händen erreichte er sein Ziel. Durch das geborstene Fenster der Beifahrerseite konnte er erkennen, dass zwei Personen im Fahrzeug saßen und sich nicht rührten. Die Tür widersetzte sich einen Augenblick, doch als Martin sich mit aller Kraft dagegen stemmte, flog sie endlich auf.

Eine junge Frau japste nach Luft und wandte ihren Blick in unendlich scheinender Langsamkeit Martin zu. Ein leises „Hilfe!“ kam über ihre Lippen. Er beugte sich in das Fahrzeug, lehnte sich über die Frau und suchte nach der Halterung für den Sicherheitsgurt. Auf dem Fahrersitz erkannte er einen älteren Mann, der sich jedoch überhaupt nicht rührte. Schnell fühlte Martin an der Halsschlagader den Puls. Immerhin … auch der Fahrer weilte noch unter den Lebenden. Im Fußraum entdeckte er einen Verbandkasten, der wohl aus der Halterung unterhalb des Fahrersitzes nach vorn gerutscht war. Martin erinnerte sich nicht nur daran, die Wunden der Unfallopfer zu versorgen, sondern gemahnte sich auch, sich auch um seine eigene Sicherheit zu kümmern. Mit zittrigen Händen ergriff er den Plastikkasten, öffnete ihn und wühlte darin herum. Die Handschuhe streifte er über und stopfte sich die Iso-Decke in eine Hosentasche.

Die Flammen im Motorraum griffen auf weitere Teile über. Kalter Schweiß stand auf Martins Stirn und rann ihm in Bächen den Rücken herunter. So sehr er sich mit Kraftfahrzeugen auch auskannte, hatte er jedoch nie einen Gedanken daran verschwendet, ab wann ein Brand wirklich gefährlich wurde. Die Idee, nach einem Feuerlöscher zu sehen oder danach zu fragen, kam ihm in der Hektik nicht mehr in den Sinn. Er löste den Gurt der jungen Frau, über die er sich gelehnt hatte und als er sie vorsichtig ergriff, bemerkte er im fahlen, tanzenden Licht des Feuers im Motorraum, dass sie wunderschön war. Für einen kurzen Moment war er abgelenkt und starrte sie an. Und sie fand die Zeit, dies mit einem umwerfenden Lächeln zu erwidern.

Stolpernd trug er sie weg von dem brennenden Wagen, legte sie im Schatten eines Felsens vorsichtig auf den Boden und kontrollierte erneut ihre Vitalfunktionen. Sie war irgendwo zwischen Wachsein und Schockzustand.

„Alles Okay?“, fragte er sie und streichelte ihre Hand, die seinen linken Arm umklammerte.

Sie nickte kurz zur Bestätigung.

„Ich hol den anderen …“, sagte Martin und wollte sich auf den Weg machen, wurde aber durch den festen Griff zurückgehalten und die junge Frau erfasste ihn jetzt auch noch mit der andern Hand.

„Nicht …“, röchelte sie. „Zu gefährlich …“

„Ich kann ihn nicht da drin lassen.“

„Er hat … hat es verdient …“, kam es leise und zögerlich von ihr und sie stöhnte zwischendurch unter Schmerzen. Martin stutzte und sah sie direkt an. „Lass ihn verrecken … ich bezahl dich … gut … wir sind … ich bin reich. Wenn er stirbt!“

Er wischte das wenige Blut aus ihrem Gesicht, das aus einer kleinen Wunde auf der Stirn sickerte. Es mochte gut sein, dass sich noch ein wenig Nasenblut dazu mischte, aber bis auf den Schock und Prellungen schien sie unverletzt. Martin starrte sie verwirrt an, dann ging sein Blick wieder zu dem verunglückten Wagen. Der Fahrer rührte sich nicht, auch wenn ihm klar war, dass er noch immer lebte. Dann sah er wieder in das Gesicht der schönen, jungen Frau, die er bereits gerettet hatte.

Geld. Ein tragendes Argument. Das konnte er gut gebrauchen. Aber dafür jemanden Sterben lassen?

„Küss mich …“, wisperte die Gerettete.

Martins Blick wanderte wieder zu der jungen Frau, die noch immer seinen Arm umklammert hielt. Ihr Gesicht, der zerrissene Pullover legte ihren makellosen Oberkörper nahezu komplett frei und die enge Jeans machten ihn über alle Maßen an. Sein Gewissen kämpfte mit Pfeil und Bogen gegen ein Gewitter … und es verlor. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er beugte sich über sie, um den Pakt zu besiegeln. Und während Martin noch ein Glücks- und Hochgefühl durchströmte ging der verunglückte Geländewagen in Flammen auf. Es kostete ihn einige Überwindung, sie nicht gleich hier und auf der Stelle zu nehmen und er hatte auch nicht das Gefühl, dass es ihr unangenehm gewesen wäre. Nur der Gestank von verbrennendem Fleisch hielt ihn ab.

Martin brauchte einige Zeit, sich die Böschung hoch zu kämpfen. Von seinem Mobiltelefon aus rief er die Unfallrettung und schaltete – ganz automatisch und inzwischen ebenso überflüssig - das Warnblinklicht an. Dann eilte er wieder hinunter zu seiner Geretteten, die er in die Iso-Decke hüllte. Gut zwanzig Minuten brauchten die Retter bis zu der abgelegenen Stelle und weitere dreißig, bis sie die Verletzte aus der Böschung geborgen hatten und ins Krankenhaus transportieren konnten. Es brauchte auch einige Überredungskunst, bis sie von Martin abließ und er musste ihr versprechen, sie im Krankenhaus zu besuchen.

Die Polizisten hatten nur wenig Fragen an Martin, warfen einen kurzen Blick auf seinen Ausweis und notierten sich seine Adresse für eine spätere Aussage, während die Feuerwehr noch mit der Löschung des Nissan beschäftigt war. Auf ein Taxi verzichtet Martin dann aber doch, setzte sich hinters Steuer und machte sich, ungewohnt langsam, auf den Weg nach Hause. Er wischte sich Blut aus dem Mundwinkel, duschte und fiel in einen tiefen Schlaf.

Kurz nach zehn Uhr am folgenden Tag fuhr er auf den Besucherparkplatz der Augustus-Klinik und ging, einen großen Strauß Blumen in der Hand, zum Empfang. Die Rettungssanitäter hatten ihm den Namen der jungen Frau genannt und außerdem noch gesagt, in welche Klinik man sie fahren würden. Der Mann am Empfang gab den Namen ins System, verzog keine Mine, blickte Martin dann aber durchdringend an.

„Sie sind ein Angehöriger?“, verlangte er zu wissen.

Martin war verunsichert. Stand es so schlimm um Miriam? Nur wenn man auf der Intensivstation landete, wurden ausschließlich Angehörige hineingelassen. Er wusste aber auch, dass es normalerweise keine Kontrollen gab und nickte, legte aber auch die Stirn in Falten.

„P4 … achter Stock“, stellte der Mann am Empfang sachlich fest. „Warten sie vor der Station, bis sie hereingelassen werden.“

Martin nickte. Er nahm den Fahrstuhl, in dem Kranke wie Besucher ihren Weg durch die Klinik nahmen. Irgendwie fühlte er viele Blicke in seinem Nacken, als er als Einziger auf der achten Etage den Aufzug verließ. Ein wenig nach links und er stand vor der Abteilung, deren Türen geschlossen waren.

Eine Sprechanlage, Kameras. Gesicherte Türen und Fenster. Über dem Eingang stand ‚P4 – Psychiatrische Abteilung’. Seine Augen weiteten sich, denn damit hatte er nicht gerechnet und seine Rechte mit den Blumen sank nach unten. Die Tür öffnete sich nur einen Moment später und ein junger Mann in ziviler Kleidung kam lächelnd auf ihn zu.

„Guten Morgen“, sagte der Angestellte freundlich und winkte Martin, doch näher zu kommen. „Sie möchten Frau Scharnorst besuchen?“

Martin nickte nur und ließ sich von dem Pfleger mit einem „Bitte … kommen Sie doch.“ in die Station geleiten. Sie gingen durch eine Sicherheitsschleuse und er musste alle scharfkantigen Dinge, darunter auch Schlüssel abgeben.

„Bitte warten Sie hier einen Moment“, sagte der Pfleger freundlich und wies auf eine Sitzgruppe in einer hellen Ecke des Ganges. „Dr. Naokate steht ihnen gleich zur Verfügung. Möchten sie etwas trinken?“

Martin schüttelte nur den Kopf und legte die Blumen auf einem anderen Stuhl ab. Nur wenige Augenblicke, nachdem der Pfleger verschwunden war, bog ein schwergewichtiger Arzt um die Ecke, dessen wirklich schwarze Hautfarbe – so hatte Martin das auch noch nie gesehen - sich krass von dem Weiß des Kittels und der Hose abhob. Er lächelte freundlich und ging zielstrebig auf Martin zu, der ohnehin der einzige Gast war.

„Nageri Naokate“, stellte der Arzt sich vor und Martin stand auf, um die angebotene Hand zu schütteln. „Ich bin der Leiter der Abteilung. Sie wollen … ihre Schwester? … besuchen?“

„Äh …“ Martin wirkte verwirrt und wurde rot. „Na ja … ich hab sie gerettet. Bei dem Unfall. Ich bin nicht mit ihr verwandt.“

„Oh“, antwortete Dr. Naokate, blies die Backen auf und seine Augen weiteten sich. „Dann kann ich sie natürlich nicht zu ihr lassen. Ich dachte, sie seien ein Angehöriger, jedenfalls hatte der Empfang das so gesagt.“

„Ich … ich hatte keine Ahnung“, stammelte Martin und trat von einem Bein auf das andere. „Ich meine, ich konnte ja nicht wissen, dass sie … na ja …“

„Verrückt ist?“, beendete Nageri Naokate den Satz und nickte mit entspanntem und wissenden Blick. „Die junge Dame sollte in ein Sanatorium überstellt werden. Sie ist sehr krank. Und, um es ganz deutlich zu sagen, sehr gefährlich. Auf ihre Art. Sie würde sie nicht angreifen, keine Sorge. Der verstorbene Kollege hatte sie völlig unter Kontrolle.“

Martin stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben und seine Knie wurden weich. Der Arzt ergriff ihn und platzierte ihn sanft auf einen der Stühle.

„Sie ist …“ , stammelte Martin, „nicht die Tochter?“

Nageri Naokate sagte nichts, ging aber vor dem junge Mann in die Knie und beobachtete ihn, ergriff dann seinen Arm und kontrollierte nahezu unbemerkt den Puls.

„Wessen Tochter?“, fragte der Arzt.

„Na die des Fahrers … Sie sagte, er sei ihr Vater … Ich konnte ihn nicht retten. Der Wagen brannte. Konnte jeden Augenblick hochgehen …“

Nageri Naokate nickte kurz. „Nein, der Fahrer war ein Kollege von mir. Es tut mir leid. Auch wenn die junge Dame sich nicht bei ihnen bedanken kann, möchte zumindest ich ihnen meinen Dank aussprechen. Das war sehr riskant, was sie da gemacht haben.“

„Ich …“ Martin war nicht in der Lage zusammenhängend zu denken.

Der Arzt warf einen Blick auf den Blumenstrauß. „ich werde der jungen Dame die Blumen mit ihren Wünschen zukommen lassen, aber haben sie bitte Verständnis, dass ich Sie nicht zu ihr lassen kann.“

Martin nickte und drehte sich kommentarlos und ging wie ein Schlafwandler auf den Ausgang der Abteilung zu.

„Ach …“, der Arzt kam ihm nach und hielt Martin am Arm fest. „Eine Frage habe ich noch.“

„Ja?“

„Haben sie Frau Scharnorst mit Mund zu Mund Reanimation wiederbeleben müssen oder kamen sie mit ihren Wunden in Berührung? Haben sie Handschuhe getragen?“

„Was? … Äh ja, ich hab Handschuhe getragen.“

„Ahhh gut“, Dr. Naokate nickte und lächelte freundlich. „Alles andere wäre fatal, denn die junge Dame ist HIV positiv.“

 

Hi xadhoom


Angenehm flüssig geschrieben ist deine Geschichte, auch wenn es ihr an einzigartigen oder herausstechenden Formulierungen fehlt und einige Beschreibungen in meinen Augen etwas unpassen oder ... fast ... falsch sind.
Zum Beispiel:

„Küss mich ...“, wisperte die Gerettete. „Bitte ... damit ich merke, dass ich noch lebe.“
Wie dramatisch und außerordentlich unrealistisch. Die Gute ist grad aus nem brennenden Wagen gezogen worden (so leicht brennen Autos übrigens gar nicht)

Oder:

Der Gestank von verbrennendem Fleisch und die ein oder andere Explosion hielt sie ab.
Außerdem explodieren FZ nicht so einfach. Wenn dann, brennen sie langsam aus. Und selbst das ist selten und in den letzten fünf Jahren mir erst einmal untergekommen. Und da hatte es nichts damit zu tun, dass das FZ einen Unfall hatte, sondern, weil die Fahrerin Benzin statt Diesel getankt hatte. (Ich arbeite in einem Autohaus)


Spannung will am Anfang nicht wirklich aufkommen, dabei bleibt mir der Prot zu fremd. Und da er zu Beginn als doch recht harter Draufgänger rüberkommt, ist die Verunsicherung gegen Ende etwas merkwürdig bzw. unpassend.


Dazu kommt noch, dass ich es für äußerst unlogisch halte, eine Patientin, die in eine psychatrische Anstalt überführt werden soll und als gefährlich gilt, alleine zu transportieren. Noch dazu in einem nicht markierten Fahrzeug. Irgendwie glaub ich nicht, dass das so üblich ist.


Nett geschrieben, aber zu viele Ungereimtheiten.

Liebe Grüße
Tamira


Krimskrams:

Die Böschung hier sehr steil und rutschig.
Kein kompletter Satz

Einige Male landete er im Dreck, hatte aber immer sein Ziel im Auge.
Äußerst abgedroschene Formulierung

Er wischte das wenige Blut aus ihrem Gesicht, dass aus einer kleinen Wunde auf der Stirn sickerte.
das

Sein Gewissen kämpfte mit Pfeil und Bogen gegen die Macht eines Gewitters.
Die Metapher ist recht aussagelos. Oder ich versteh sie nicht.

Ach ja, die Anrede Sie in der wörtlichen Rede schreibt man immer groß.

 

Und die Moral von der Geschicht, küsse Unfallopfer nicht! :D

Hallo xadhoom,

hab deine Geschichte gerne gelesen, weil ich sie spannend fand. So ab Mitte der Story dachte ich, achja...darum hat er vorher Handschuhe angezogen, weil es am Ende um HIV gehen wird. Alles klar. Dann aber zum Ende hin, wurde ich doch noch mit einem weiteren Plotschnörkel belohnt und mein Aha-Gefühl musste um die Tatsache erweitert werden, dass die Frau auch noch nen Dachschaden hatte. Hat mir gefallen, dass ich nicht alles voraussehen konnte.
Ich mags, wenn überhebliche Krimileser, die meinen, immer schon die Lösung zu wissen, vom Autoren eines Besseren belehrt werden.

Was mir dennoch misshagt hat, war, dass ich zwischendrin dachte, dein Protagonist muss wohl grad ne Erste-Hilfe-Ausbildung , nein sogar Sanitäterausbildung absolviert haben, denn er benahm sich schlicht viel zu besonnen und korrekt. Das fand ich ein wenig übertrieben. Hab auch keinen guten Tipp wie du den Plot beibehalten kannst, aber dennoch es homogener dort stehen kann.
Es würde jedenfalls glaubwürdiger klingen, wenn sich das innerhalb der Geschichte besser erklärt, wieso der Protagonist so besonnen an einem Unfallort handelt.
Ich wäre garantiert erstmal ohne Verbandskasten runtergelaufen, hätte zugesehen, die Opfer aus dem Wagen zu zerren und erst danach festgestellt, dass das Blut an meinen Händen auch ein Problem darstellen kann.
Überlege doch bitte mal, ob es vom Plot her nicht auch möglich ist, dass er tatsächlich ohne Verbandszeug losrennt.
Die Szene, in der die Frau einen Kuss verlangt, ist auch ein bisschen zu gewollt. Wie wäre es, wenn du noch ein wenig mehr von ihren Reizen schilderst? So ein aufgerissenes Blüschen, welches eine üppige Brust freilegt oder was andres Angedeutetes aus der Erotikecke wäre da hilfreicher, um verstehen zu können, wieso der Protagonist plötzlich vom Sanitäter zum Callboy umschwenkt.

Ach so und dann sind überall im Text kleiner Fehler verstreut wie auf einer Wildblumenwiese die gelben Dotterblümchen. Bin jetzt in Zeitnot, sonst hätte ich dir ein paar Exemplare gepflückt. ;)

Gern gelesen habe ich deine Story, trotz der Kritik.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Aloha, Tamira!
Da waren einige wertvolle Hinweise, die ich natürlich gerne sofort umsetze.

Zum Beispiel:
Zitat:„Küss mich ...“, wisperte die Gerettete. „Bitte ... damit ich merke, dass ich noch lebe.“Wie dramatisch und außerordentlich unrealistisch. Die Gute ist grad aus nem brennenden Wagen gezogen worden (so leicht brennen Autos übrigens gar nicht)

Nun, ich habe das entschärft und auch den brennenden Wagen nicht explodieren, sondern lediglich in Flammen aufgehen lassen. Eigentlich habe ich ja drauf spekuliert, dass Nissan mich anschreibt und mir Geld bietet, wenn das nicht veröffentlicht wird ... aber man kann ja nicht immer gewinnen. (War natürlich nur ein Scherz! :P)

Zitat: Der Gestank von verbrennendem Fleisch und die ein oder andere Explosion hielt sie ab. Außerdem explodieren FZ nicht so einfach. Wenn dann, brennen sie langsam aus.
Stimmt, das war schlecht recherchiert ... bzw. es wurde ignoriert.

Spannung will am Anfang nicht wirklich aufkommen, dabei bleibt mir der Prot zu fremd. Und da er zu Beginn als doch recht harter Draufgänger rüberkommt, ist die Verunsicherung gegen Ende etwas merkwürdig bzw. unpassend.
Ich verstehe nicht, worauf Du Dich da beziehst ... Der Punkt, dass die Gute einen an der Klatsche hat und Psychiatrie sorgt noch immer bei vielen menschen für nervöse Reizerscheinungen und sie haben Probleme damit umzugehen. Das kenne ich jetzt genauer, da ich im Freudneskreis damit zu tun habe.

Dazu kommt noch, dass ich es für äußerst unlogisch halte, eine Patientin, die in eine psychatrische Anstalt überführt werden soll und als gefährlich gilt, alleine zu transportieren. Noch dazu in einem nicht markierten Fahrzeug. Irgendwie glaub ich nicht, dass das so üblich ist.
Naja, wir haben es hier nicht mit einem Killermonster zu tun. Sie ist auf ihre spezielle Art gefährlich, greift abe rniemanden an und diese Mitmenschen werden schon auf ganz normale Art 'transportiert'. Ich werde das aber nochmals genauer recherchieren, um ganz sicher zu sein.

Die reinen - von Dir vorgeschlagenen - Korrekturen (Krimskrams) habe ich vorgenommen.

Zitat:
Sein Gewissen kämpfte mit Pfeil und Bogen gegen die Macht eines Gewitters.
Die Metapher ist recht aussagelos. Oder ich versteh sie nicht.

Bows and arrows against the lighting ... ist das Original. Ich bin sicher, dass sie auch im deutschsprachigen Raum bekannt ist.

Ach ja, die Anrede Sie in der wörtlichen Rede schreibt man immer groß.
Stimmt. :)

Vielen Dank für die hilfreichen Hinweise!

shade & sweet water
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lakita schrieb:
Und die Moral von der Geschicht, küsse Unfallopfer nicht!
:naughty: Naja ... Mut zum Risiko!

lakita schrieb:
Hat mir gefallen, dass ich nicht alles voraussehen konnte.
Ich mags, wenn überhebliche Krimileser, die meinen, immer schon die Lösung zu wissen, vom Autoren eines Besseren belehrt werden.
Na, ich fühle mich geschmeichelt, gerade weil dies nicht mein ureigenstes Terrain ist. 'Überrascht' reicht aber, denn 'belehrend' - auchw enn ich weis, wie Du das meinst - möchte ich natürlich nicht sein. Schön, dass die Variante einigermaßen gut rüberkam.

lakita schrieb:
Was mir dennoch misshagt hat, war, dass ich zwischendrin dachte, dein Protagonist muss wohl grad ne Erste-Hilfe-Ausbildung , nein sogar Sanitäterausbildung absolviert haben, denn er benahm sich schlicht viel zu besonnen und korrekt. Das fand ich ein wenig übertrieben.
Ja ... ich muss Dir Recht geben. Ich persönlich würde - den Hintergrund lassen wir mal außen vor - mit dem Verbandkasten da runter laufen, aber die Mehrheit würde vermutlich nicht einmal wirklich zum Unfallort vordringen. Das habe ich entsprechend entschärft und Martin findet den Verbandkasten im Unfallfahrzeug. Auf die Handschuhe möchte ich ungern verzichten ... ;)

lakita schrieb:
Die Szene, in der die Frau einen Kuss verlangt, ist auch ein bisschen zu gewollt. Wie wäre es, wenn du noch ein wenig mehr von ihren Reizen schilderst?
Ich habe in wenig mehr Reize eingefügt, aber Unfallopfer benehmen sich nicht rational ... schon gar nicht, wenn sie ohnedies einen mentalen Defekt haben.

lakita schrieb:
Ach so und dann sind überall im Text kleiner Fehler verstreut wie auf einer Wildblumenwiese die gelben Dotterblümchen. Bin jetzt in Zeitnot, sonst hätte ich dir ein paar Exemplare gepflückt. ;)
*hüstel* Äh ja ... ich habe schon mal versucht, zu entfernen, was mir auffiel.

Auch Dir vielen lieben Dank für die hilfreichen Hinweise.
shade & sweet water
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Hallo xadhoom!

Insgesamt fand ich deine Geschichte so ... mittelmäßig, würde ich sagen. ;)
Der Einstieg ist viel zu langatmig (etwas was ich auch nur allzu häufig fabriziere, aber naja), du reitest vielleicht ein wenig zu viel darauf rum, was für ein "harter" Bursche der Prot schon ist. Die Anekdote mit der Wette finde ich eigentlich sehr gut, aber das ganze drumherum - da könnte vielleicht noch was weg.
Die Sache mit den brennenden Wagen und der Geretteten, die geküsst werden will, ist ja schon angemerkt worden. Es kommt ein wenig kitschig daher, liegt aber noch im Rahmen, denke ich.
Dass Verrückte auch normal "überführt" werden, finde ich eigentlich nicht weiter unlogisch, solange sie tatsächlich nicht aggressiv sind. Dies Vergnügen hatte ich in meiner Zivizeit auch mal - wenn die Umstände auch anders waren.
Auch das Ende finde ich zu sehr in die Länge gezogen, ehrlich gesagt. Mehrere Pointen sind zwar an sich nicht verkehrt, aber wenn Überraschung auf Überraschung auf Überraschung folgen soll, nutzt es sich schnell ab, meiner Meinung nach.
So, genug rumgemeckert, klingt mal wieder schlechter geredet, als die Geschichte war.:)

Beste Grüße

Nothlia

 

Super!!!
Also, ich finde den Plot genial! Wirklich!
Dieser Drecksack darf nun nicht nur mit seinem Gewissen kämpfen sondern auch noch mit seiner Krankheit. Verdient hat er’s.
Anmerkungen hab ich aber auch noch:
Insgesamt plätschert mir die Erzählung so dahin. Ich meine, mit wenig Aufwand lässt sich da an einigen Stellen gut Dramatik reinbringen, um dem Ganzen mehr Gewürz zu geben.
Dann passt die Figur von Martin m.M.n. nicht so. Er ist zwar ein blöder Raserarsch, kommt aber dennoch einigermaßen sympathisch daher. Nimmt Rücksicht auf die anderen…. als ob das ginge… aber so argumentieren die nun mal.
Und deshalb muss ich mich erst mal zu meiner gehässigen Häme bei der Poente überreden.
Kleinkram:
.....
Er liebte Landstraßen in der Nacht.
Martin rauschte durch die Nacht.
.....
Vielleicht eins mit Dunkelheit tauschen?

......
Wenn er richtig gut drauf war, einen durchgezogen hatte,
......
Schimpf mich Naivling, aber was meinst Du damit? Gesoffen? Gekifft?

......
sich seinen kostspieligen Lebensstandard leisten zu können. Steuern, Benzinpreise, Versicherung ... all das trug nicht zu seiner Erheiterung bei, aber auf der Strecke war dann alles vergessen und wieder gut.
.......
weißt Du was Sachverständige verdienen?

.......
Kein Wunder, dass ihm dabei beinahe einer abging.
.......
Ein Rad meinst Du wohl? ;-)

......
Die Ernüchterung befuhr die Kehre vor ihm.
......
Harrrr… wenn ich jemandem so einen Satz zutraue, dann Dir. ;-)

.....
Fahrersitzes nach vorn gerutscht war und ich nicht nur daran erinnerte,
.....
sich…

......
durchaus einen grund, die Strecke eben einfach
......
Grund…

......
Von seinem Mobiltelefon aus rief er die Unfallrettung und schaltete – ganz automatisch und ebenso überflüssig - das Warnblinklicht an.
.......
Warum überflüssig? Ich hätte die sofort angeschaltet.

So, das war’s erstmal von mir.
Schöner Plot, schöne Geschichte, gerne gelesen, gut unterhalten.
Bis denne
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Zuletzt bearbeitet:

Freut mich, dass Dir der Plot gefällt ...

Ich habe die Geschichte überarbeitet und der 'Raser' kommt jetzt nicht mehr ganz so freundlich rüber, denke ich. Außerdem habe ich einige Stellen begradigt und Fehlerchen ausgemerzt.

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