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Unser Vater

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10.06.2006
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Unser Vater

Unser Vater ist nun gestorben, er ist tot, hat sich selbst das Leben genommen.
Was bedeutet das für uns, seine Söhne?
Es bedeutet uns nicht viel, denn wir haben ihm auch nicht viel bedeutet.
Doch wieso haben wir ihm nicht viel bedeutet?

Jeder hat seine Schwächen und Macken, dass ist doch ganz normal, doch unserem Vater war das nicht egal. Ihn haben unsere Macken gestört, er hat sich mit den Fehlern seiner Söhne nicht abfinden können. An jedem hat er etwas ausgesetzt! Wieso konnte er uns einfach nicht so lieben und akzeptieren wie wir sind? Er konnte es einfach nicht. Es war für ihn wahrscheinlich einfach eine Art Niederlage, dass seine Söhne nicht perfekt sind. Doch was können wir dafür?

Wir können nichts dafür, dass er uns nicht so geliebt hat, wie es eigentlich ein Vater hätte tun sollen. Wir sind ein Produkt der Gene unserer Eltern, also könnte man sagen, dass er auch eine Mitschuld an unseren Schwächen hat. Doch nicht nur die Gene sind schuld daran, sondern auch die Erziehung. Vielleicht hätte er uns anders erziehen sollen. Vielleicht wären wir dann nicht so geworden, wie wir jetzt sind.

Wir haben uns nie richtig geliebt gefühlt, unser Vater war nie richtig für uns da, weil er sich nicht mit uns befassen wollte, denn dann hätte er sich mit unseren Schwächen, Problemen und Macken auseinander setzen müssen, doch das wollte er nicht.

Er war nie wirklich ein Vater zu uns. Er war eher nur unser Erzeuger, unser „biologischer Vater“, nicht mehr und auch nicht weniger.
Oft haben ihn Sachen an uns gestört, die eigentlich überhaupt nicht schlimm sind.
Manchmal kam es uns sogar vor, als ob er die Unvollkommenheiten an uns sogar gesucht hätte.
Doch warum hat er es getan? Wir wissen es nicht!

Nun, wo er nicht mehr unter uns weilt, kann er nichts mehr an uns aussetzen.
Er hat uns sein Leben lang kritisiert, verachtet, uns abgewiesen. Er hat sich für uns geschämt.
Doch jetzt hat dies alle ein Ende. Vielleicht ist es für uns so auch besser, vielleicht ist es besser keinen Vater zu haben, als einen Vater zu haben, der dir immer deine Schwachpunkte, Macken und Probleme vor die Augen führt, und dich deswegen verachtet, vernachlässigt und nicht liebt.

Es wäre etwas anderes gewesen, hätte er uns unsere wunden Punkte vor die Augen geführt, damit wir über uns selber hätten nachdenken können, und dann auch vielleicht hätten etwas ändern können.
Doch er hat uns unsere Achillesfersen vorgehalten, als ob wir schuld daran wären, dass wir jetzt so sind, wie wir sind.
Jetzt können wir sowieso nichts mehr ändern!

Ich kann aber von mir selbst behaupten, dass sich unser Vater nicht wie ein Vater zu uns benommen hat, und deswegen sage ich: Ich habe nie einen Vater gehabt!!!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi FinOli,
und herzlich Willkommen auf kg.de von meiner Seite aus :)

Zur Geschichte:
Also, mir wird hier nur in jedem Absatz über einen toten Mann hergezogen. Und in jedem Absatz wird eigentlich das gleiche gesagt: Dass er nun mal kein richtiger Vater war, dass die Söhne ihm nicht gut genug waren.

Der Erzähler, entweder alle Söhne, oder einer für alle, fragen sich anscheinend auch gar nicht, warum er sich das Leben genommen hat?
Vielleicht deshalb?

Nun, wo er nicht mehr unter uns weilt, kann er nichts mehr an uns aussetzen.
Hat er selber bemerkt, was er da eigentlich macht, hat es ihn selbst getroffen, mehr noch als seine Söhne, die augenscheinlichen Leidtragende?

Des Weiteren sind die Söhne/der Sohn übrigens sehr selbstbezogen, in der ganzen Geschichte wird kein einziges Mal erwähnt, dass sie vllt auch eine Teilschuld haben könnte, dauernd wird die Schuld beim Vater gesucht:

Doch was können wir dafür?
Eben. Die Söhne sehen überhaupt nicht ein, sich selbst ein wenig Schuld zuzuschreiben, haben eine weiße Weste, sind die Opfer des ach so grausamen Vaters.

als einen Vater zu haben, der dir immer deine Schwachpunkte, Macken und Probleme vor die Augen führt, und dich deswegen verachtet, vernachlässigt und nicht liebt.
Das glaube ich nicht. Ich glaube, ein Vater kann (und sollte) durchaus seine Kinder auf eventuelle Schwächen hinweisen, und sie trotzdem lieben. Wenn man jmd auf seine Fehler hinweist, heißt das noch lange nicht, dass man ihn deswegen verachtet.

Ich kann aber von mir selbst behaupten, dass sich unser Vater nicht wie ein Vater zu uns benommen hat, und deswegen sage ich: Ich habe nie einen Vater gehabt!!!
Obwohl der Mann tot ist, bleibt die Bitterkeit in den Söhnen/dem Sohn bestehen. Sie gönnen ihm nicht die letzte Ruhe, lassen dem Toten nicht sein heiles Bild in der Welt. Das heißt entweder, dass er wirklich so hart war, oder dass sie eben einfach nicht einsehen wollen, und die Illusion aufrecht erhalten wollen, dass sie unschuldig sind, wovon ich zweiteres glaube. Vielleicht ist es aber auch simple Rache, eine Art Rache zumindest.

Die interessanteste Kernfrage bleibt für mich, warum der Vater Selbstmord begangen hat. Das scheint in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte zu stehen.

Außerdem erfährt man ja nicht, ob das, was einem hier erzählt wurde, die volle Wahrheit ist, oder ob der Erzähler wegen Befangenheit übertreibt, es jedoch für richtig hält.

Hat mir als Geschichte wirklich gut gefallen :thumbsup:

Einige Flüchtigkeitsfehler sind noch drin, wirst du bei nochmaligem Lesen sicher finden :) Wenn nicht, meld dich einfach bei mir ;)

Bruder Tserk

 

Hallo!

Danke für deine Kommentare und für die Kritik.

Elf Söhne ist eine Erzählung von Franz Kafka und sie stellt die Klage eines über seine 11 Söhne unzufriedenen Vaters dar.
Ich habe mir gedacht, was würden die Söhne wohl sagen, wenn der Vater gestorben wäre. Dieser Text soll eine Grabrede sein.
Wieso und wie genau sich der Vater das Leben genommen hat, finde ich, spielt hier eigentlich überhaupt keine Rolle, aber egal.
Der Vater hat seine Söhne wegen ihrer Macken wirklich verstoßen, deswegen hat er sie auch nicht geliebt.

Ich danke dir für deine Meinung!

MFG
Oli

 

Hi FinOli,

und auch von mir herzlich willkommen.
Was mich an deinem Text stört ist, dass ich alles einfach glauben muss.
Die angeblichen Schwächen der Kinder zum Beispiel werden nicht benannt. Ich kann mir kein eigenes Bild darüber machen, ob es Schwächen waren.
Auch die Behauptung, der Vater habe seine Kinder nicht geliebt, bleibt undokumentiert im Raum stehen.
Dadurch ertrinkt der Text einserseits in Selbstmitleid, andererseits bleibt er mir als Leser fern, da nicht konkret nachzuvollziehen.
Das wäre in Teilen auch eine Kritik an der Geschichte Kafkas, denn hier sind die Ablehnungsgründe manchmal banal und werden auch nicht immer im Detail begründet, wenn du aber deine und Kafkas Geschichte vergleichst, so findet Kafka schon für jeden Sohn auch Lobenswertes. Er differenziert und räumt jedem seiner Söhne in seinem Text einen gewissen Platz ein.
Er findet schon tiefre Beweggründe als du.
Da du auf diese Geschichte Bezug nimmst, wäre es also ratsam, dir einen der elf Söhne zu nehmen und anhand des Ablehungsgrundes, den der Vater nennt, ganz gezielt aus dessen Perspektive die Grabrede zu schreiben.
Dabei würde ich fast einen natürlich Tod des Vaters vorziehen, weil es die Frist, in der die Kinder um die Liebe buhlen verlängert und ja auch die Söhne bei Kafka schon erwachsen sind.
Dann wird es gleich viel konkreter und für den Leser auch interessanter.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo FinOli!

Ach ja, der liebe Kafka :D

Im Großen und Ganzen fand ich die Idee für deine Geschichte ganz gut, aber ich muss ehrlich sagen, dass mir die Umsetzung nicht gefallen hat.
Nach dem zweiten Absatz haben sich die Behauptungen der Söhne nur noch wiederholt. Es ging immer nur darum, dass sich der Vater für die Macken der Söhne geschämt, ihnen jedoch keine Änderungsvorschläge gegeben hat.
Das finde ich auch seltsam: Erst sprichst du davon, dass die Schwächen der Söhne nicht schlimm sind und dann meinst du aber, dass man sie hätte beheben können.
Ich gebe sim da Recht, konkretisier die Sache doch einfach mal.
(Hey, mal was Neues, was ich von Kafka lesen kann, danke ;) )

BB, Jussy

 

Hey FinOli,

Unser Vater ist nun gestorben, er ist tot, hat sich selbst das Leben genommen.
Ist es nicht übertrieben, diese eine Information, gleich dreimal in einem Satz zu bringen. Zumindest das "er ist tot" könnte man doch streichen.

Oft haben ihn Sachen an uns gestört, die eigentlich überhaupt nicht schlimm sind.
Hier könnte man ja echt mal ein wenig ins erzählerische gehen. Dürfte doch machbar sein, sich ein paar Beispiele auszudenken.

Sim hat recht, dass der Text wenig interessant ist. Du lässt wenig bis gar keinen Platz sich das alles vorzustellen. Der Text ist nicht mehr als ein Monolog eines unzufriedenen Sohn. Mir fehlt da die Selbstkritik, dass über den Tellerrand schauen. Alles zu einseitig für meinen Geschmack. Gut fand ich einzig dieses Spiel von Frage und Antwort, dass du konstant durchziehst, wie hier zB:

Doch warum hat er es getan? Wir wissen es nicht!
Das gibt dem ein wenig Bewegung.

Eike

 

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