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Unten am Pool

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10.03.2005
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Unten am Pool

„Vielleicht ist das hier einfach nichts für mich“, sagt er und betrachtet seine Hände. „Es gibt andere gute Jobs. Bessere.“

Ich widerspreche ihm nicht und lasse meinen Blick über den makellosen, azurblauen Boden des Swimmingpools gleiten.
Es ist schade, denke ich, dass sich in der beleuchteten Wasseroberfläche die Sterne nicht spiegeln. Dass wir den Kopf heben müssen, um sie zu sehen.

In der Ferne machen die ersten Flugzeuge ihre Run-ups auf dem Rollfeld.
Das dumpfe Dröhnen der Motoren gehört ebenso hierher, wie das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Windes, an diesen Ort, irgendwo in der Wüste, am Ende der Welt.

„Was hat dein Vater gesagt?“, frage ich.

Jan zuckt die Schultern. „Nichts.“
Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Nicht viel zumindest. Dass er es nicht verstehen kann. Immerhin hätte er ja früher das gleiche gemacht.“

Jans Vater, der Flottenchef.
Ich sah sein Foto auf dem Weg zu den Simulatoren, an der rechten Wand, neben dem Kaffeeautomaten. Ein großer, hagerer Mann mit perfekt frisiertem Haar, an das Fahrwerk eines Airbus gelehnt, die Kapitänsmütze locker unter den Arm geklemmt, den Daumen der rechten Hand erhoben. Eine Geste irgendwo zwischen Enthusiasmus und Lässigkeit.
So wollen wir alle mal aussehen.

Teilweise stellen wir die Bilder nach, neben unseren Archers, unseren Bonanzas. Die Schulflugzeuge sind noch zu klein, um sich gegen die Reifen zu lehnen. Wir müssten kriechen, um ans Fahrwerk heranzukommen.
Aber wir lehnen uns gegen alles andere. Gegen die Flügel, die Cockpitscheiben, die Flugzeugnase.
Wir grinsen und wir heben die Daumen und klemmen uns Instrumentenanflugkarten und Headsets unter die Arme, aus Mangel an Kapitänsmützen.
Dann schicken wir die Fotos nach Hause, wo unsere Eltern sie rahmen lassen und an Wohnzimmerwände hängen, um Besucher darauf aufmerksam machen zu können.
‚Das ist unser Sohn. Er ist gerade in Arizona. Er wird Pilot.’

Ich habe das Gefühl, dass jetzt ein paar tröstende Worte angebracht wären.
Aber mein Kopf ist leer, also schweige ich, und beobachte meine Füße, die ins Wasser hängen und ganz bleich aussehen, im trüben Licht der Poolbeleuchtung.

In der Luft liegt der stechende Geruch von Flugzeugbenzin. Alles hier riecht danach. Nach blaugefärbtem 100LL.
Als könnte man die ganze Welt mit einem einzigen Funken in ein Höllenchaos verwandeln.

 

hello Feline,

eine kleine, traurige Momentaufnahme, sprachlich souverän, aber doch eben nur ein Augenblick.
Mich hat der Schlußsatz gestört, weil er versucht, aus dieser Begebenheit eine große Geschichte zu machen. Ihr eine bedeutende Schwere zu geben, die ja nicht einmal, so habe ich es verstanden, den Protagonisten selbst, sondern nur sein gegenüber Jan betrifft. Der Satz wirkt in diesem Zusammenhang 'eine Nummer zu groß' - vielleicht kannst Du ihn einfach streichen. Geschmackssache.

War gut zu lesen!

Viele Grüße vom gox

 

Hallo Feline!

Wirklich ein gelungenes "Foto" einer stimmungsvollen Situation. Mir gefallen kurze und eindrucksvolle Texte. Wie heißt es so schön: "In der Kürze liegt ..."
Allerdings würde ich gerne eine Fortsetzung lesen. Vielleicht gibt es ja mal eine. ;)

Gruß,
Theo

 

Hi Gox & Teo!

@gox
Wahrscheinlich hast Du Recht, was den Inhalt angeht. Eine echte Kurzgeschichte ist es nicht.
Das mit dem Schlusssatz werde ich mir durch den Kopf gehen lassen. Ich glaube, ich habe heute noch nicht genug Abstand zu dem Text, um das wirklich einschätzen zu können.
Auf jeden Fall vielen Dank fürs Lesen!

@teo
Es freut mich sehr, dass Dir der Text gefallen hat!
Sind Fortsetzungen hier nicht strengstens verboten? ;)

Schöne Grüße,
Feline

 

Hi Feline,

hab' sie gerne gelesen, deine Geschichte. Mir gings mit dem Schlusssatz ähnlich wie gox. Aber du hattest ja deinen Grund dafür.

Lieber Gruß
ber

 

Hi Bernadette!

Auch Dir vielen Dank fürs Lesen.
Okay, an der Sache mit dem Schlusssatz scheint etwas Wahres dran zu sein.
Ich nehme ihn raus.

Schöne Grüße,
Feline

 

Hallo Feline,

Schöne Einleitung in wörtlicher Rede. Schönes Bild.
Ich finde die Ironie gelungen, besonders dieser Satz:

Die Schulflugzeuge sind noch zu klein, um sich gegen die Reifen zu lehnen.

Als ob die Reifen mit dem Grad der Erfahrung wachsen. Sehr schön!

Der letzte Satz beisst sich mit der Harmonie in der Geschichte:

Als könnte man die ganze Welt mit einem einzigen Funken in ein Höllenchaos verwandeln.

vielleicht: "Als wäre das Meer damit gefüllt, und verhindert so das Spiegeln der Sterne."

Nur Streichen ist nicht möglich. Die Geschichte muss einen Abschlusssatz haben.

Fazit: Kurze angenehme Momentaufnahme

Barde

Das dumpfe Dröhnen der Motoren gehört ebenso hierher, wie das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Windes, an diesen Ort, irgendwo in der Wüste, am Ende der Welt.

"diesen" >> "diesem"

 

Hi Barde,

Nur Streichen ist nicht möglich. Die Geschichte muss einen Abschlusssatz haben.

Den hat sie schon am 23.5. gestrichen. (Steht direkt unter der KG in Kursivschrift).

Lieber Gruß
ber

 

bernadette schrieb:
Den hat sie schon am 23.5. gestrichen. (Steht direkt unter der KG in Kursivschrift).

Das mag richtig sein, dann bezieht sich mein Einwand auf den derzeit vorhandenen Schlusssatz

 

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